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schärfer gefaßt werden soll. Eine kleine Besserung sei fest- zuslellen. mit Ausnahme der Bücher und der Theater. Auf dem Gebiete de» Theater» herrscht in Frankreich völlige Anarchie. WaS z. B. in Pari» verboten wird, kann mit geringen Abänderungen in der Provinz aufgeführt werden. Auch Italien steht Frankreich kaum nach in der Porno graphie. Belgien leidet insbesondere von Frankreich aus. Aus Holland wurde mitgeteilt, daß unsittliche Witzblätter von der Post nicht befördert werden. Norwegen leidet ins- besondere von Deutschland aus. namentlich werden unsittliche Kunsterzeugnisse und Witzblätter von da au» verbreitet. Die einheimischen Witzblätter seien harmlos. In dem demo kratischen Lande könne nicht viel dagegen geschehen, meinte der Delegierte Norwegens. Am weitesten in der Be kämpfung des Nebels ist man in England fortgeschritten. Nach dem hierüber verlesenen Bericht ist es in England ein Kriminalvergehen, unzüchtige und anstößige Bücher oder Bilder zu veröffentlichen. Das betreffende Gesetz findet Anwendung auf Ausstellungen obszöner Bilder, selbst wenn der Ort ein nicht öffentlicher ist. Jenes Gesetz hat die Bereinigung in den Stand gesetzt, gegen die Heraus geber unsittlicher Literatur vorzugehen. Dem Richter bleibt überlassen, zu entscheiden, was anstößig ist oder nicht, was bisweilen zu sonderbaren Enticheidungen führt, aber im großen und g nizen sind die Entscheidungen der Richter der Reflex der öffentlichen Meinung Ans Gründung einer solchen internationalen Organisation wird in Köln hin- gearbeitet werden. Ein Antrag Dr. Pfannkuchs, die Sozial demokraten zum Kongresse einzuladen, wurde abgelehnt, weil ihren Zwecken auch die internationale Unmoral besser paßt, als die internationale Moral. — Die Rcichstagöersatzwahl im 2. melklenburgischc» Wahlkreis < Schwerin-Wismar« ist auf den 23. November anberaumt worden. Dir Hnndtverkerrngnetc wird nun eingeleitet und damit in erster Linie einem Wunsche des Zentrums ent sprochen. Schon 1002 hatte der Reichstag beschlossen, eine solche Enguete zu veranstalten: die verbündeten Regierungen zögerte» aber. Bei den letzten Etatsberatungen rügte es insonderheit der Abgeordnete Erzberger, daß die Gel der für diese Enguete nicht im Etat eingesetzt seien: Spar samkeit sei eher sonst wo am Platze als gegenüber diesem Wunsche des Handwerks, In der dritten Lesung sagte hierauf Staatssekretär Graf Posadowskv zu. das; noch in diesem Ialwe die Fragebogen ansgesendet werden: das ist nun ge schehe». Neben den eigentlichen Srganisationsfragen sind insbesondere Ermittelungen über die Einrichtungen auf dem Gebiete der Lelnlingshaltniig. der Gesellenprüfung' der Eiiiigungsämter und Schiedsgerichte, des Schul und Her- bergsweseus. der Arbeitsnachweise, der Kranken-, Sterbe- uud llnterstützuugkasse», der gemeinschaftlichen Gesck«äftsbe- triebe und anderes mehr ins Äuge gefaßt. Im neuen Reichshaushalte für 1005 und für Bearbeitung der Frage bogen als erste Rate 85 000 Mark vorgesehen: an der Ge währung derselben durch den Reichstag ist nicht im mindesten zu zweifeln. — Ucbcr „römische Heerscharen" regen sich protestan tische und sozialdemokratische Blätter auf. Ta wird nach „amtlichen Statistiken" mitgeteilt, wieviel Klöster, Welt priester, Srdensgeistliche, Nonnen, .Kirchendiener nsw. in R o m sind. Es ist aber doch klar, daß in Rom, wo die Zen tralverwaltung der .Kirche, die Kurialkardinäle, die Lrdens- generalate und -Proknration, die kirchlichen Studien- und Erziehungsanstalten für alle weltlichen und für die verschie densten klerikale» Lebensformen fast aller Riten und Zun gen sich finden, das geistliche Kleid trotz aller Spoliationen und Sekularisationen der Nenzeit überall gesehen wird. Zu den „amtlichen Statistiken" (teilweise aus dem Jahre 1855!« kann man nur sagen auch ohne die Zahlenein gabe der kirchenfeindlicheu Blätter im einzelnen uachzuprü- fen , daß Rom eben die Hauptstadt der katholischen Chri stenheit ist. B erlin als Hauptstadt eines Reicl«es, das sich als größter Militär und Beamtem'taat darstellt, trägt die Signatur desselben: es ist die Stadt der Soldaten lind der Geheimräte. So ist Nom die geistliche Stadt mnlpi-,- laut. Tie nervösen Beobachter des „klerikalen Lebens" in Rom können sich übrigens damit trösten, daß der jetzige Papst alles tut. um die Verwaltung möglichst zu verein fache», Sinnkuren abzuschasfen, vagierende Kleriker zu maßregeln, Welt und Trdensgeistlichkeit in Bezug auf Dis ziplin und Wirkungskreis streng zu kontrollieren und die finanziellen wie persönlichen Verhältnisse der in Rom sich dauernd und vorübergehend aufhaltcndeu Priester bezw. Pricsteramtskandidaten zeitgemäß zu ordnen. Wenn aller dings die Liberalen und Sozialdemokraten erwarten, das überhaupt der Kirche werde ihnen zuliebe die Prälaten, Ordensleute. Weltpriester und Seminaristen suspendieren und fortweifcn, also den „römischen Heerbann" auslösen, so müssen sie noch ein Weilchen warten, ein recht großes Weilchen, nämlich bis das „non ;»i »<-vn1«-i»„nt nffvvrmm «mm" zn Schanden wird. Das wird aber, wie wir Katho liken glauben, niemals der Fall sein, solange es eine strei tende .Kirche gibt. Tie Feinde der Kirche werden wohl oder übel nach wie vor dem „Heerbann" der römischen Kirche be gegnen. Das Lesen kirchknscindlichrr Zeitungen. Aus An laß des Ouartalswechsels regt sich die liberale und frei sinnige Presse in verschiedenen Gegenden des deutscl«en Vaterlandes furchtbar auf, «venu ein katholischer Priester ans der Kanzel oder im Beichtstuhl streng fordert, daß nur katholische Blätter gelesen und alle unchristlichen Zeitungen und Zeitschriften fern gehalten werden. Unter sehr viel Entrüstung liest man dann über die Bevormundung des ka tholischen Volkes, ja man unterstellt den Geistlichen, als ob sie wegen des politischen Teiles dieser Zeitungen gegen die selben austretcn: man hört den Vorwurf, daß Kanzel und Beichtstuhl für das Zentrum arbeiten ?c. Aber noch keins der von einem Gcistliclxm verbotenen Blätter hat den Beweis er bracht. daß cs wegen seines politischen Inhalts verboten worden sei. Noch nie hat ein Priester von den Gläubigen gefordert, daß sie ein Blatt nicht halten dürfen, weil es gegen das Zentrum ankämpfe, weil cs die Steuer-, Zoll- und Arbeitspolitik des Zentrums für falsch halte. Nein, stets wurde als Grund des Verbotes angegeben, daß das be treffende Blatt glanbens- und sittenfeindlichc Lehren vor trage: sobald ein nichtkatholisches Blatt in dieser Beziehung keinen Anstoß mehr gibt, sobald es alle», was gegen den ka tholischen Glauben und die christlichen Sitten verstößt, aus seinen Spalten entfernt, wird es keinen einzigen katholischen Geistlichen mehr einfallen, gegen das Lesen desselben aufzu- treten. So lange aber dies nicht der Fall ist, fühlt sich jeder Priester verpflichtet, gegen solche Blätter Stellung zu nehmen: er fühlt sich als Seelsorger hierzu verpflichtet, und ein Gebot der Kirche legt ihm noch eigens diese Pflicht auf. Das ist derIndex, in diesem befindet sich ein eigenes Ka- pitel 8, das von den Tagesblättern und Zeitungen handelt, hier ist bestimmt: ..Tagesblätter, Zeitungen und Zeitschrif- ten, die darauf ausgehen, Religion oder gute Sitten anzu greifen. sind nicht nur durch das Naturgesetz, sondern auch durch kirchliches Verbot untersagt. Die Ordinarien aber sollen, wenn nötig, es sich angelegen sein lassen, die Gläu bigen vor der Gefahr und dem Schaden solcher Lesung in der richtigen Weise zu warnen." So lautet das Gebot der Kirche im Inder, der auf Befehl des Papstes aufgestellt ist. Der Priester handelt also nicht nur aus eigener Veran lassung. sondern er gehorcht einem Gebote der Kirche, des Papstes, selbst. — Eine lehrreiche Landtagswahl in Oberschlesien. Im Wahlkreise Pleß-Nybnik, der einstens im Reichstage so glän- zend durch den Geistlichen Rat Müller verteten war, mußte infolge des Ablebens des Abgeordneten Tr. Moritz eine Er satzwahl stattfinden. Tie Wahl verlief folgendermaßen: Im ersten Wahlgange erhielten Rzesmitzek lKons.) 318, Dr. Stephan lZentr) 200 und der Pole Pendzialek 8-1 Stimmen, während sich 45 Wahlmänner der Abstimmung enthielten. In der darauf erfolgenden Stichwahl fielen auf Rzesmitzek 345 und auf Tr. Stephan 318 Stimmen. Der konservative Kandidat ist somit gewählt. Das Zentrum hat das Mandat verloren: die Polen haben einen ihrer größten Gegner in den Sattel geholfen. Wie sie im Westen durch ihre Absonde rung vom Zentrum der Sozialdemokratie die Mandate Zu schlägen. so verhelfen sie im Osten dem Hakatismus zum Siege: das ist nun schon der vierte Wahlkreis, der denselben infolge der unverständigen Haltung der Polen zufällt. Ter Zentrnmskaiididat Tr. Stephan spricht selbst polnisch, hat sich der berechtigten polnischen Interessen stets angenommen, ist aber trotzdem von den polnischen Wahlmännern verleug net worden. Tie Früchte der Korfanthpartei reifen: den Nutzen hat in erster Linie der Hakatismus: aber so »vollen es die oberschlesischen Polen. — Eine heikle Frage. Der Zeutralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens nahm kürzlich einen Vor- trag entgegen, in welchem Professor Dr. Philippson be- hauvtete: Die Juden hätten in alle» Ländern, wo man sie zu Aemtern und Ehrenitellen zugelassen habe, im Dienste des Vaterlandes als Staatsmänner, Parlamentarier und Soldaten hervorragendes geleistet, es sei nur an Riesser, Laster, Bamberger, Crömienx, Fonld, Ottolenghi. Luzatti nsw. erinnert. Nur da fänden wir die Juden im sozial- demokratischen Lager, wo man ihnen volles Bürgerrecht versage oder wo ihre Gleichberechtigung bloß auf dem Papier stehe. Ei, warum sind denn in der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie die Juden an der Spitze und in so vielen hübschen Exemplaren? Wir bedauern, daß Dr. Philippson nicht diese Frage beantwortet hat. — Eine Inkonsequenz der Sozialdemokratie. Der „Vorwärts" hält sich darüber auf. daß der Kaiser durch sein Telegramm in das Fürstentum Lippe hineinregiere; jedenfalls hat das sozialdemokratische Blatt keinen Grund zu einer Ausstellung, wenn es sich an folgende Worte Bebels vom 8. November 1871 erinnert; damals führte derselbe ans: „Es ist uns heute vollständig gleichgültig, ob die Existenz der kleinen Staaten auch nur noch einen Tag ansrecht erhalten »vird oder nicht. Wenn es dem Fürsten Bismarck einfallen sollte, morgen sie samt und sonders in die Tasche zn stecken, werden wir zwar nichts dafür tun, »vir werden aber auch nicht dagegen sein." — Angesichts dieser Worte sollte der „Vorwärts" vielmehr das Kaiserliche Telegramm recht freudig aufnehmen, oder verleugnet er hier den Standpunkt Bebels? Oefterreich-Ungarn. — Der Kaiser hat dem Marinekommandanten Frei- Herrn von Spann nur mit lebhaftem Bedauern die er betene Entlassung aus dem aktiven Dienst gegeben. Um der dankerfüllten Anerkennung der seemännischen Leistungen Spanns bleibenden Ausdruck zu geben, bestimmte der Kaiser, daß eines der neu zn schaffenden Schiffe der öfter- reichisch-ungarischen Flotte, deren wohlgedachte Ausgestaltung Spann angebahnt habe, durch seinen an die bedeutsamste Waffentat der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine mit- erinnernden Namen ausgezeichnet werde. Vizeadmiral Graf Montecuccoli wurde zum Marinekommandantcn ernannt. — Ein Gegcnbild zur „Los von Rom"-Bewegung bietet die zunehmende Zahl der Ordensleute in Oesterreich. Die selbe ist nur zu sehr geringem Teile ans Zuwanderung fremder Ordcnsgenossenschaften zu erklären. Wir haben speziell die Diözesen Wien und St. Pölten im Auge. Da nach betrug in den Jahren 1800, 1896, 1902, 1904 in der Wiener Erzdiözese die Zahl der Stiftsgeistlichen 229, bezw. 212, 217, 210 die der Ordcnsmänncr 675, bezw. 851, 1343, 1395, die der Ordensschwestern 1908, bezw 2629, 3856, 4230. In der Diözese St. Pölten betrug in den gleichen Jahren die Zahl der Stiftsgeistlichen (einschließlich der No vizen. Studierenden und Laienbrüder) 424, bezw. 414, 419, 409, die der Ordensmänner 77, 83. 84, 94, die der Ordens- schwestern 278, 421, 720, 840. Die Zahl der Klosterper- sonen zusammen stieg also von 1890 bis 1904 in der Wie ner Erzdiözese von 2812 auf 5841, in der Diözese St. Pöl ten von 779 auf 1343, also in beiden Diözesen ungefähr aufs Doppelte. Der Ordensberuf beruht auf dem Streben nach Vollkommenheit. Dasselbe ist also trotz der „Los von Rom"-Bewegung auch in Niederösterreich noch im Auf- schwunge begriffen. Dänemark. — Körperliche Str«fe. Der Justizminister Alberti legte am Freitag im Landsthing auf» neue einen Gesetz entwurf über die Anwendung der Körperstrafe als Zusatz- strafe für von Männern begangene schwere Gewalttättg- ketten und Sittlichkeitsverbrechen vor; gleichzeitig soll aber die Körperstrafe für Personen unter 18 Jahren fortfallen. Ferner legte der Justizminister einen Gesetzentwurf, betr. die Bekämpfung der öffentlichen Unzucht vor. Frankreich. — Da» Projekt der Treaaung von Kirche und Staat, wie es der sozialistische Abgeordnete Briand der Kammer vorlegen wird, und welches angeblich auch die Billigung des Ministerpräsidenten Tombes findet, sieht im wesentlichen folgendes vor: Das Kultusbudget wird unterdrückt, aber nicht konfisziert. Ein Teil desselben dient für die Alter»- Pensionen der Priester, der Rest wird für die Entlastung der Grundsteuer der kleineren und mittleren Landwirte verwen det. Wenn die Bauern wirklich so religiös sind, wie die Kirche behauptet, so werden sie in der ihnen gewährten Steuerentlastung reichlich die Mittel finden, um für die Kosten des Kultus aufzukommen. Sind sie hingegen nicht so glaubenseifrig, so ist es gewiß nicht Sache des Staates, für die Kosten eines Kultus aufzukomnien, der ihnen gleichgittig ist. Tie Kultusgebäude sollen auf zehn Jahre den Kulten mietweise überlassen werden. Die Höhe der Miete sei nach oben hin zu begrenzen und zwar auf das Zehntel der Jah- reseinkünfte der religiösen Lokalvereine, so daß die Kultus vereine nur einen Frank Miete per Jahr zu bezahlen haben. Tie Vereine für die Erhaltung derKulte können sich zu regio nalen und nationalen Föderationen vereinigen. Der Ent wurf unt»rsagt allen Dienern der Kulte, die religiösen Feiern zu öffentlichen Versammlungen zu machen, und in ihren Predigten und Ansprachen die Mitglieder der beiden Kammern, die Minister oder den Präsidenten der Republik zu schmähen oder zu verleumden und gegen die Turchfüh- rung der Gesetze Aufstände zu schüren. Außerhalb der Kul- tusgebäude stehe den Dienern der Kulte das Recht der Kritik ebenso frei wie allen anderen Bürgern zn. Strafbestimmun gen sind gegen diejenige»» aufgenommeil worden, die die religiösen Zeremonien durch Worte oder Handlungen stören oder beeinträchtigen. Was die äußeren Zeremonien, Pro zessionen oder sonstige Auszüge anlangt, so haben die Ge meindevertretungen darüber zn verfügen. Das Tragen der priesterlichen Kleidung bleibt den Kultusdienern frei, ge währt aber keine besonderen Vorrechte mehr. Was die Eides leistung der Priester betrifft, so überläßt der Entwurf diese ganz und gar dem Ermessen der Priester. So zahn» dieser Antrag auch gehalten ist, enthält er doch direkt eine Berau bung der Kirche. Nichts anderes ist die Streichung des Kul tusbudgets und die indirekte Zuwendung eines Teiles des selben an den mittleren und kleineren Grundbesitz, denn das Kultusbudget stellt nur einen ganz geringen Bruchteil des von der Neovlution der Kirche konfiszierten Besitzes dar, der ihr von Recht und zu eigen selbst von der Revolution zuer- kannt worden ist. Und wie sehr die Kirche in ihrer Betäti gung der Willkür der Behörden ausgeliefert wäre, ergibt sich aus dem oben erlvähnten Projekte von selbst. N»m. — Ter Papst hat an den belgischen Abgeordneten Verhaegcn, den Führer der nichtdaensischen Richtung in der christlichen Demokratie in Belgien, durch den Kardinal- staatssekrelär Merry del Val ein Schreiben senden lassen, welches die katholisch-demokratische Frage behandelt. Das Schreiben spricht der Bewegung zwar nicht die Existenz berechtigung ab und hat auch nichts dagegen, wenn die katholischen Demokraten in Belgien sich als besondere Partei konstituieren, aber die Praktische Durchführung ihres Pro gramms soll von der Billigung der katholischen Regierung und ihrer Mehrheit abhängcn. E«gl«nd. — Die Tibet-Expedition hat im Grund mit einem Mißerfolg geendet. Die Expedition ist zwar mit 3400 Mann, 3000 Pferden und Maultieren, sowie 170 Tonnen Gepäck glücklich über den Brahmaputra gekommen und dies trotz der Schwierigkeiten, welche die Bevölkerung ihrer Fonra- rierung entgegensetzten, allein dem mit dein Dalai Lama in Lhassa abgeschlossenen Vertrag fehlt nicht nur die Unter- schrift des chinesischen Amban, sondern er hat auch noch nicht die Bestätigung des Vizekönigs von Indien erhalten und ist überhaupt noch nicht endgültig erledigt. Also be stände der Vertrag garnicht! Stadt und 2a«d. »Mitti-tliiiiflen aus «»»crem Leserkreise mit NamenSfertinunq für diese Rndrik sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Name deS Einsenders bleibt Geheimnis der Redaktion. Niionhme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.« Dresden, den 8. Oktober 1904. — * S e. Majestät der König verbrachte auch gestern «nieder kurze Zeit in» Garten. Der Appetit war be friedigend. Die Anfälle von Beklemmung, wie sie früher beobachtet wurden, sind nicht wiedergekehrt, trotzdem aber ist eine Zunahme der Kräfte noch immer nicht bemerkbar. Die vergangene Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. —* Bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe sind Se. Exzellenz Generaladjutant General der Infanterie von Minckwitz mit Gemahlin und Frau von Mntius geb. Grä fin Einsiedel an» 6. d. M. als Gast in Sybillenort einge troffen. — Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg ist gestern nachmittag aus Sibyllenort hier wieder eingetroffen. —* Der Rat der Stadt Dresden hat in der Zeit vom 1. Januar 1904 bis jetzt 6845 Dresdner Einwoh nern das Bürgerrecht erteilt. —* Eine Z e n t r n in s »n a s k e. Der Dresdn»«' Anzeiger" schrieb kürzlich (Nr. 224): „Im Gegensatz zur geschmeidigen Kampfesart des Jesuitismus findet man hier und da noch einen echten, rechten Zentrumsgrobian, der ehrlich von der Leber sagt, was er meint." Ein solcher Zen trumsgrobian ist der Redakteur der „Wests. Rundschau" in Warendorf — so erklärt der Dtesdn. Anz., und in den neuesten Zeitungskatalogen figuriert das Blatt tatsächlich als Zentrumsorgan mit täglich einer Ausgabe und 4850 Abonnenten. Der Redakteur dieses „Zentrumsblattes" schrieb unlängst folgendes über den Ausfall der Oberlehrer- Prüfung an der Universität Münster: „Wenn die Stu- denten, statt die Nase in die Bücher zu stecken, lieber saufen und schwimeln (der Herr Redakteur hat seine eigene Ortho graphie!), was ist da selbstverständlicher, als daß sie trup- penweise durch» Examen fallen! Vorab der „Münst. Anz." begrüßt eS jedesmal wie eine Kultur-Errungenschaft, wenn sich an der Universität eine neue katholische Verbindung auf-