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Sonntag, de« 0. Oktober LVV4. S. Jahrgang. Rr. LSI. »Ncheinl »L»ltch «ach», »it «Ui-nal,«» c-er Lo„n- ^„d »Li,c. «e,«st»prilD. LieNeljshri. I »». L«Pf. «ohne Sestelpeld) Le- autzkroeutlch?» Poslanslall i». Zelvi»o»pr»ttl- «tiil»elmrs--ver li V« —1» Ü Aedaktionr-Skrechltunde: 11 h» Unsdbängigei Tageblatt Me Äabrbeil, strcdt u. freldelt. Juserate werden die S^eipaUenr PeUlzetie oder deren Raum m Ik Pf« bererbiiet. bei Wiederholung bedeutender Rabatt. v«chdr«»er»i. «edaktio« «ob GeschäftSfteUe, Pillnlyer Strafte -1». — Aevisprecher «mt I Rr. 13«. Die Politik des Evangelischen Bundes. Ein höherer protestantischer Geistlicher schrieb uns gestern die Worte: „Auf der Evangelischen „Bundes"-Ta- guag hat die Phrase geblüht, wie noch nie. aber ohne Frucht für Wahrheit und Geschichte." Die Beurteilung der eben abgeschlossenen Arbeit der Generalversammlung ist kurz und präzis, aber vollkommen richtig. Sie ist um so wertvoller, weil sie aus dem Munde eines Mannes kommt, der an evan gelischem Empfinden und inniger Christusgläubigkeit hoch erhaben über viele seiner Amtsbrüder steht. Wir führen die Borte dieses Mannes hier an, weil sie gleichsam die Empfindung einer sehr großen Anzahl seiner Glaubensge nossen sind. Wer die Reden in Ruhe angehört oder im Aus züge gelesen hat, muß ein solches Urteil fällen, ein Urteil, d«s um so trauriger ist, als es Mäuner trifft, die im Namen des göttlichen Friedensfürsten zu sprechen sich erdreisten, wie wohl ihre Taten sie hierzu absolut uugeignet machen. Die „Sächs. Polksztg." hat in ihrem Artikel „Hinter verschlossenen Türen" (Nr. 228) anläßlich des Vortrages des Herrn Pastor IX Bärwinkel auf der Bundesversamm lung nachgewiesen, daß die Protestanten keinen Grund haben, ein „protestantisches Zentrum" anzustreben. Zuvör derst gebe es ja kein katholisches Zentrum und schließlich haben ja die Protestanten in der konservativen Partei eine energische Vertretung ihrer Interessen. Herr IX Bärwinkel wies nach, daß der Evangelische Bund politische Aufgaben habe und daher in Politik eingreifen müsse. Damit hat der Bund endlich das Heucheln aufgegeben. Er gab auch die Grundsätze an, auf welclieu der Evangelische Bund Politik machen müsse. Die Politik des Evangelischen Bundes ist einer Besprechung wert. Tie „Kreuzztg." hatte vor einiger Zeit eine Auseinan dersetzung mit dem Evangelischen Bunde; dieser hatte be hauptet, er treibe keine Politik. Darüber war das konserva tive Blatt entrüstet, weil ja die offenen Tatsachen diese Be hauptung Lügen straften. Ter Referent IX Bärwiukel selbst ist ein sprechender Beweis. Er war nämlich die treibende Persönlichkeit, welche in Erfurt die Wiederwahl des konser vativen Abgeordneten Jakobs kötter unmöglich machte, weil derselbe für die Aufhebung des Artikels 2 des Jesuiten- gesetzes gestimmt hatte. Herr 7X Bärwinkel leugnete also auch keineswegs, daß der Evangelische Bund politische Auf gaben habe. Er setzte bei, er brauche sich allerdings nicht zu kümmern um Wirtschaftsfragen, Landwirtschaft und Handel, Steuern, Kanäle, aber wo die Interessen der protestantischen Kirche auf dem Spiele stehen, da müsse er eingreifen und so entschieden, daß in der Gesetzgebung nicht die ultramon tanen Gedanken, sondern die Grundsätze der Reformation zur Geltung kommen. Einer bestimmten Partei habe sich der Bund nicht zu verschreiben; er könne liberale und konser vative Kandidaten unterstützen, auch sei an ein evangelisches Zentrum unter den heutigen Verhältnisseil nicht zu denken. Ein Zusammengehen mit den Ultramontanen aber, selbst gegen die Sozialdemokratie, sei ganz und gar ausgeschlossen. So lauteten die Kernsätze der Politik, die der Evangelische Bund nun eingestandenermaßen treiben will. Wenn wir diese Leitsätze näher betrachten, so fällt uns aus, daß ein sehr großes Gebiet der Politik, die gesa-ute Wirtschaftspolitik, aus dem Programm des Evan gelischen Bundes gänzlich ausgeschlossen wird. Wer christ liche Grundsätze vertritt, kann nicht das wichtigste Gebiet, aus dem sie sich betätigen müssen, einfach aus seiner Tätig keit streichen. Zwischen der christlichen und materialistischen Weltanschauung werden einst auf dem wirtschaftlichen Felde die wichtigsten Schlachten geschlagen werden; hier stellt sich der Evangelische Bund beiseite und schaut zu, wie die Män ner des Christentums mit dem mächtigen Feinde des.Um sturzes ringen, statt den ersteren zur Hilfe zu eilen. Der Evangelische Bund legt feige die Hände in den Schoß, ihm ist es gleichgiltig, ob Christus oder Belial siegt, ja, er wird nicht verhindern, daß die rote Umsturzpartei über einen Zen trumskandidaten, ja in einzelnen Fällen sogar über einen konservativen Kandidaten den Sieg davonträgt. Warum will der Evangelische Bund diese selbstmörderi sche Politik cinnehmen? Weil er seine Kraft nur einem Ziele dienstbar machen will. Das ist der Kulturkampf!! IX Bärwinkel kleidete diese Absicht in die Worte: Tie Grundsätze der Reformation müssen die ultra- montane Auffassung aus der Gesetzgebung verdrängen! Wie verhalten sich aber die „Grundsätze der Reforma tion" zu dem heutigen Kulturstaat? Die Reformation kannte keine Geistes- und Gewissensfreiheit; die heutige Reichsverfassung garantiert volle Geistes- und Gewissens freiheit. Die Reformation untersagte freie Religionsübung; diese ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Kultur- staates. Die Reformation steht auf dem Grundsatz der Staatskirchc; der moderne Kulturstaat strebt immer mehr die reinliche Scheidung an, um den noch herrschenden Zäsa- reopapismus ein Ende zu machen. Die Grundsätze der Re formation sind also unverträglich mit der Reichsverfassung und bedeuteten eine Rückschraubung des modernen Staats- gedankens um Jahrhunderte. Ja, dieReformationsgrundsätze find zum großen Teil schuld an der heutigen sozialen Lage. Die Kapitalsherrschaft gehört mit unter den Segen, welche die Reformation dem deutschen Volke gebracht hat. Ihre Wirkung auf volkswirtschaftlichem Gebiete haben uns glück lich zum Sozialismus verholfen. Wir wollen diese Anklagen gegen die Reformations- Grund'ähe auf die wirtschaftlicheLage vorderhand ausschließen und uns nach dem Vorbild des IX Bärwinkel nur auf das religiöse Gebiet beschränken. Zum Beweis, daß die Refor mation keine Geistes- und Gewissensfreiheit kennt, verweisen wir nur auf den grausamen Satz: 6u)iw ro^io illiim roliuffo. Die Religion des Landesfürsten hat die Religion der Unter tanen zu sein. Wie die Reformation diesen Grundsatz hand habte, zeigt uns zum Beispiel die schöne Pfalz. Die Ein wohner mußten innerhalb eines Jahrhunderts achtmal ihre Religion wechseln. Fast jeder Thronwechsel brachte einen Glaubenswechsel mit sich. Kurfürst Otto Heinrich machte i das Land durch ein Edikt (15,56) lutherisch. Die katholischen Kirchen wurden verwüstet, dieKlöster und Kirchengüter einge zogen. Um die Mönche zur Annahme der neuen christ lichen Lehre zu verleiten, wurden gemeine Weiber zu ihnen in die Zelle gesperrt. Wer trotzdem zum Protestanten nicht taugte, wurde ins Gefängnis abgeführt. So maßte sich der protestantische Gedanke das Recht über die Gewissen an. Friedrich III. (1559 bis 1576) verfolgte Katholiken und Lutheraner, nachdem er Calviner geworden war. Sein Sohn Ludwig (1576 bis 1583) warf den Verfasser des „Hei delberger Katechismus", welcher im Aufträge seines Vaters herausgegeben war, ins Gefängnis, jagte die Reformierten aus dem Lande lind führte die lutherische Kirchenordnung ein. Johann Casimir neigte zu den Reformierten und jagte viele lutherische Geistliche aus dem Lande. Unter Friedrich kam dann wieder der Calvinismus zum Siege. Und das Volk nahm jedesmal beim Thronwechsel einen religiösen Garderobenwechsel vor! Wer den Neligionswechsel nicht mit machen wollte, mußte einfach auswandcrn. Die Verwirk lichung dieses Staatsgrundsatzes in der Reformation in der heutigen Gesetzgebung würde nicht nur den Ruin des mo dernen Staates sein, sondern müßte zum entsetzlichsten Kul turkämpfe führen, gegen den der des Fürsten Bismarck ein Kinderspiel war. Das Deutsche Reich müßte durch eine solche rückschrittliche Politik zu gründe gerichtet werden. Zum Segen desselben aber schlägt es aus. wenn die in Dresden so verfehmden ..ultramontanen" Gedanken Gesetzes kraft erhalten, jene Gedanken, die in dem Toleranzantrag des Zentrums uiedergelegt sind und nicht nnr freie Neligi- onsübung für den einzelnen fordern, sondern auch für die Neligionsgesellschaften. Die Verwirklichung dieser angeblich „ultramontanen Gedanken" allein kann dein Deutschen Reich den inneren Frieden nnd damit die Grundlage für eine hoff nungsreiche Entwickelung geben. Die Politik des Evangelischen Bundes ist eine Negation des gesamten modernen Staates! Um wie vieles moderner sind da doch die Anschauungen des Zentrums und der Katho liken. Sie wollen gleiches Recht für alle Konfessionen, wie es die Neichsverfassung in sich begreift. Mau wird uns eiiiwenden, daß der Evangelische Bund ja nur die Interessen des Protestantismus vertreten wolle. Wir Katholiken im Königreich Sachsen sind fürivahr ge wöhnt, keinerlei große Ansprüche zu machen. Wir nehmen es dem Evangelischen Bunde gewiß nicht übel, wenn er für die Interessen der protestantischen Kreise eintritt. Aber welche Interessen sind denn im öffentlichen Leben in Gefahr? Sind etwa Zentrum und Katholiken in sich eine solche Ge fahr. Wir haben in dem Leitartikel Nr. 228 nachgewiesen, daß das Zentrum jederzeit die Interessen des protestantischen ! Volkes ehrlich mit vertreten und nie dagegen Opposition ge macht hat. Im übrigen sind die Katholiken fast überall in der Minderheit. In Bahcrn und Baden, wo sie in der ! Mehrheit sind, erfreut sich die protestantische Kirche der größ ten Freiheit, so daß die Katholiken in Sachsen herzlich froh sein würden, ebenso liebevoll wie dort die Protestanten be- > handelt zn werden. Auf eine Gefahr, welche die Interessen j der evangelisckx'n Kirche gefährdet, wies mau auf der Haupt versammlung des Evang. Bundes hin, nicht auf die So zialdemokratie und die ungläubige protestantische Prosesso- renwelt, welche den akademischen Nachwuchs für die künftige evangelische Kirche ausbildeu!!! Tie Macht des Zentrums ist die Ouelle der Politik des > Evangelischen Bundes. Der blasse Neid spricht aus seinen Kundgebungen. Den Sturz dieses Turmes religiöser Tolc ranz möchte man daher herbeisühren. Nur eine politische Partei eignet sich dazu. Es ist die natioualliberale. Die Politik des Evangelischen Bundes läuft daher auf die Unter stützung dieser Partei hinaus. Tie Aufwiegelung des Vol kes zum Kulturkampf ist das Mittel hierzu. Das Ziel des selben ist aber die Zurückführung unserer Staatsverfassung auf den Boden des Reformationsgedankens, wie wir ihn ge schildert haben. Ob dadurch das Deutsche Reich als moder ner Kulturstaat in Frage gestellt und die unheilvollsten Wir ren hcraufbeschworen würden, ist dem Evangelischen Bunde gleichgiltig: wenn nur der „Lutherzoru" siegt, und Zorn überlegt bekanntlich die Folgen nicht. >V. Politische Rundschau. Deutschland — Der Kaiser und der König von Italien sollen nach Meldungen italienischer Blätter in einem italienischen Orte Ende dieses Monats Zusammentreffen. Dazu bemerkt die „National-Ztg.": „Der phantastische Charakter dieser angeblichen Information leuchtet umsomehr ein. da hinzu gefügt wird, die Kaiserreise trage nach dem Hamburger Besuch Giolittis ein ausgesprochen Politisches Gepräge." — Die neurn Handelsverträge sollen nach einer Aus- lassung der „Danziger Neuesten Nachrichten" noch in der ersten Dezemberhälfte, spätestens aber unmittelbar nach Neujahr, dem Reichstage vorgelegt werden. Da in Aus- sicht genommen ist. daß die neuen Handelsverträge 'äm sich. soweit deren Abschluß bis Ende dieses Jahres ge- liugen wird, am 1. Januar 1906» in Kraft treten sollen, so würden demnach die Kreise des Handels und der In dustrie tatsächlich etwa ein ganzes Jahr Zeit haben, um sich auf die durch die neuen Verträge veränderten Grund lagen ihrer auswärtigen Handelsbeziehungen einzurichten. — Der lippesche Thronfolgestreit beschäftigt die Ge- müter noch immer sehr lebhaft; der Bundeürat hat die Frage bereits dein zuständigen Ausschuß überwiesen. Der Berliner Staatsrechtslehrer Dr. Hübler hält die Regent schaft des Biesterfelder Grafen „für landesgesetzlich be gründet und für unanfechtbar vom Neichsorgan"; er spricht sogar dem Landtage das Recht zu. die Thronfolge über haupt zu regeln und kein Mensch kann etwas dagegen ein wenden; das ist zweifelsohne richtig. .Wenn ein lippischeS Staatsgesetz der Thronfolge zugunsten der Linie Biestcrfeld festgcstcllt hätte — nnd das hätte bei vor handener Einigkeit im Landtage innerhalb 24 Stunden geschehen ! können —, so hätte kein deutscher Staat das Recht, die Thronfolge ^ anznzweifeln oder für nichtig zu erklären; denn einem Landes- geletz gegenüber, das Landesrecht schafft, gibt es weder Unrecht noch Illegitimität Das Gesetz macht legitim. Ihm gegenüber gibt eS kein subjektives privates oder öffentliches Reckt. Auch angebliche Verletzungen der agnatischen Rechte würden nicht einmal einen Entschädigungsanspruch begründen, da ein solcher Anspruch nur für Rechte mit wirtschaftlichem, nicht aber für Rechte mit politischem Inhalt gefordert werden kann. Da nun aber ein Landesgesey, das die lippesche Thronfolgefroge regelt, fehlt, io ist die Zuständigkeit des Bundcsrales zur Entscheidung des Konfliktes hinsichtlich der Thron folge für mich außer Zweifel." Prof. Tzornhak von der Berliner Universität geht noch einen Schritt weiter und sagt: „Ich persönlich halte die Thronfolgefrage überhaupt durch den Dresdner Schieds spruch für entschieden. Denn meines Erachtens muß ein Schieds spruch nach dem Willen der Kontrahenten auSgelegt werden; die zweifellose Absicht der Kontrahenten aber war es — wie. ich persön lich betätigen kann —, nicht bloß eine provisorische Entscheidung zn schaffen, sondern den Thronfolgestreit endgültig aus der Welt zu schaffen. Einige Zeit erst, nachdem der Schiedsspruch gefällt war. tauchten dann von Schaumburg die weiteren Versuche auf, seine Wirksamkeit möglichst einzuschlänken. Ucbcrhaupt könnte i meines Erachtens höchstens in der Person des jetzigen Grafregenten ein selbständiger Anfechtungsgrund vorhanden kein, weil er etwa aus einer uncbenbürtigen Ehe seines Vaters entstammt. Aber auch das würde ich verneinen, weil cs für die Ebenbnrdigkeit niemals auf eine besondere Ahnenzahl ankommt." Wir müssen unseren Wunsch wiederholen, daß der Bnndesrat nun recht rasch, jedoch nach eingehender Prüfung, sich entscheiden möge. — Für Sonntag ist eine lippischc Vslksprrsammlvng i nach Lage einbenifen worden, in der zn der Regiernngs- Vorlage, betreffend die Negentschaftsfrage, Stellung ge- ! noinmen werden soll. In dem Artikel „Thrvnfolgestrcitigkcitcn" (Nr. 226 vom 4. d. M.) führten wir ans, daß in dem Hansgesetz von Mecklenburg-Schwerin ein kath. Thronerbe ausgeschlossen sei. Diese Bestimmung — sagten wir weiter — ist für die i deutschen Katholiken eine Beleidigung. Zu dieser Darlc- > gung gehen uns von hochgeschätzter Seite folgende Zeilen zu: „Es besteht ich kenne Mecklenburger Verhältnisse ziemlich genau keine solche Bestimmung. Mecklenburg-Schwerin bat sogar im 17. Jahrhundert einen regierenden katholisckien Herzog gehabt. Anlaß zu dem Irrtum hat vielleicht fol gendes gegeben: Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg, Bruder des ! Großherzogs Friedrich Franz III. und Onkel des jetzt regierenden Großherzogs Friedrich Franz IV., ist katholisch geworden und ließ seine Kinder katholisch erziehen. Infolgedessen ist er zn einem Verzicht auf die Thronfolge für sich und seine Deszendenz veranlaßt, sozusagen genötigt worden, aber nicht zn einem vollständigen Verzicht, sondern, zn einem Rücktritt im Range hinter alle andern Prinzen «genau wie bei unserem Prinzen Mar). Sie wollen auch hieraus wieder den Beweis entnehmen, daß eine zu Recht bestehende Bestimmung nicht eristierte, ihn anszuschließen. DiesenVcrzicht hat jedoch der Landtag für seine S ö h n e nicht akzeptiert, da der Herzog wohl für sich, nicht aber für seine Söhne verzichten könne. Sonnt ist gegen über des Herzogs Sohn, Prinz B o r w i n , «augenblicklich in Dresden) unzweifelhafter Thronfolger, wiewohl Katho lik, als nächster männlicher Verwandter des Großherzogs, so lange diesem keine männlichen Nachkommen geboren sind." Der internationale Kongreß gegen die unsittliche Literatur in Köln hatte nach den Worten des Vorsitzenden. Generalsekretär Liz. Bohn, den Zweck: „Wir «vollen nicht den Ansturm richten gegen die Meisterwerke unserer Klassiker, der unsterblichen Maler. Bildhauer nnd Dichter, sondern gegen eine Literatur, welche das Weib zur Ehebrecherin nnd die Jungfrau zur Dirne «nacht, die den Jüngling vergiftet, nnd das sittliche Fühlen. Deiilen nnd Handeln des Mannes verwirrt, gegen den Schmutz, der sich auf der Straße an Misere Fersen heftet, uns Staub in die Augen treibt und «ms vor Schaufenstern und in Buchhandlungen, in Barbierstuben. Buchbinder- und Zigarrenläden, ja in Seifengeschästei« nnd Geniüsekellern. auf Straßen und Plätzen, ans Balmhöfen und in Eisenbahnwagen mit frecher Hand ins Gesicht geschlendert wird. Diesen Schinutz möchten wir auSketneu mit eisernem Besen." Zunächst wurde über die unsittliche Literatur, ibrc Verbreitung und Bekämpfung ans den verschiedensten Ländern berichtet. Ein Hauvtherd der unsittlichen Literatur ist die Schweiz, dank insbesondere dem Züricher Buckibändler Cäsar Schmidt. Am allerfchlimmsten steht es in Frankreich, wie ans dem Berichte des Senators Beranger sich ergab. Hier habe die Pornographie die weiteste Freiheit. Angenblicktich sei ein Gesetz in Vorbereitung, wodurch die mifsitsiche Literakur