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Nie MMikrM-Gk-kiiklcier Der SO. Todestag Hermann von Mallnckrodts itourdc von de» Z e n t r u m s f r a k t i o n e n des Reichstags dnid des preußischen Landtags durch eine stimmungsvolle kirchliche Feier und durch ein würdiges Gedenken in dem Kestsaal des preußischen Landtags begangen. Das Requiem in der St. Klemens-Kirche, zelebriert von dem Abg. Domkapitular Dr. Wildermann unter Assistenz der beiden Abgeordneten Propst Hinget und Pfarrer Dr. Eismann, wurde in seinem choralen Teil von einem ans Abgeordneten bestehenden Chor eindrucks? doll gesungen. An der kirchliche,, Feier nahmen außer den Ab geordneten des Reichs- und Landtages der Reichskanzler Marx iuit Gemahlin teil. .. Zu Beginn der Fraktionssihung, an welcher außer dem Reichs kanzler auch der zufällig in Berlin weilende Weihbischof von Paderborn, Hähling von Lanzenauer, sowie der Kommissar der deutschen Katholikentage, Fürst Löwenstein, auf Einladung teil- nahmen, widmete der Vorsitzende der Fraktion, Herr Geheimrat ,Dr. Porsch, dem vor fünfzig Jabreu allzu früh heimgcgans Neuen Zentrnmssührer warme Worte der Erinnerung- Unter den 63 katholischen Abgeordneten der „Zweiten Kammer", welche im Jahre 1852, die Zeichen der Zeit erkennend, die katholische Frak tion begründeten, befand sich auch Hermann von Malinckrodt. Er fühlte das Mandat weniger als Ehrenamt, sondern als ver antwortungsreichen Posten. Bis zu seinem Tode, mit Ausnahme von vier Jahren, war es ihm beschienen, diese Verantwortung! welche besonders in den Jahren des Kulturkampfes so drückend war, zu tragen. Nach Begründung der Zentrunisfraktiou im Preußischen Abgeordnctenhanse, nach deren Muster sich später die des Reichstages konstituierten, war er neben Windthorst einer der Hanptspitze» der Fraktion. Er war es, der der Forderung des ersten Kanzlers des Reiches, Windthorst von sich abzuschntteln, das Wort von der „Perle von Meppen" prägte, welche erst in der Zentrnmssrattion ihre richtige Fassung erhalten sollte. Treffend Mit Anspiegelung auf heutige Verhältnisse hob Dr. Porsch her vor, daß auch die Zentrumsmitglieder der damaligen Zeit eine Anzweiflung ihrer vaterländischen Gesinnung sich gefallen lassen wußten. Es sei müßig zu fragen, was sie getan haben würde», wenn sie unsere Zeiten erlebt hätten. Wir, die wir auf dem von uns eingeschlagenen Wege dem Vaterland und der Kirche in diesen Zelte» des Wiederaufbaues am beste» gedient zu haben glauben, auf de» Bahnen der großen Zcntrnmsführer zu wandeln, und wollen un-Z auch ferner ihr Leben und politisches Arbeiten zum Muster nehmen. Es sei zu wünschen, daß die Lebensbilder unserer großen Führer im Bewußtsein des katho-, lischen Volkes nicht verblassen, und besonders der Jugend immer wieder als leuchtende Vorbilder vorgefnhrt würden. Die Aus führungen des FraktionSvvrsitze„den Dr. Porsch, die durch manche eigene Erlebnisse mit den verewigten Zentrumsführern beleuchtet Waren, wurden von de» Anwesenden mit großem Interesse dankbar rntgegengenommen. ' - In der Frcitagssitznng der Zentrumsfraktion des Reichs tages nahm der Vorsitzende Fchrenba ch das Wort zu einer Gedächtnisrede ans Anlaß des SO. Todestages Hermann Mallinck rodts. Fchrenbach würdigte die Verdienste dieses großen Führers jldec Zentrnmspartci in schwerer Zeit. Nach einem Ucbcrblick Uber die Geschehnisse von damals und die politische Entwicklung kn Deutschland bis auf den heutigen Tag konnte Fehrenbach Unter einhelligem Beifall der Ncichstagsfraktion fcststellen, daß das Zentrum von heute auf der Grundlage der damaligen Zen- trnmSpartei dem Volke z„ dienen bestrebt ist. Wir sind heute in itiner anderen Zeit. Es handelt sich nicht mehr um de» Kampf gegen die übermächtige Staatsgewalt, die sich damals auch gegen Hie Kirche richtete, sondern heute geht der Kamps des Volkes Um seine Wohlfahrt i,n Widerstreit mit den Interessen herrsch- süchtiger Bestrebungen von Klasse und Kaste. Das Zentrum von Heute steht wie damals auf dem Bode» treuer Hingabe für die Ursula Bittgang Die Chronik eines LcbenS. Von Heinrich Zerkaulen. Copyright by Schncll'sche Buchtjandtung, Warendocf i. W. (3. Fortsetzung.) ^ Da, plötzlich, kuschten sie und rieben die Schnauzen durch die Stangen und wedelten mit dem Schwanz. Plötzlich, von weit her, ja doch: Tag, Ursula Bittgang! Aber das Lärmen hatte eine Frau aufmerksam gemacht, ,t»ie vor dem Färsterhaus wie wartend auf und ab ging, eine junge, sschlichte Frau. Als Ursula ausblickte, stand sie schon vor ihr. Hin jähes Not jagte Ursulas Wangen hinauf — war das ... ? „Ursula?" , „Ja, gnädige Frau." Und sie beugte sich nieder, wie ge zwungen, und wollte ihre Hand küssen. „Nicht doch, mein Kind." So standen sie also gegenüber, aber wie anders, alz Ursula bedacht lMte. Eine Mutlosigkeit sondergleichen fiel ihr die Glieder Herab und fiel in ihr Herz, das war wie ein See voll glühender Scham. Wo war denn eigentlich all ihr Hatz vor dieser warmen Güte? Ein Taumel schlug auf sie ein, ein Wort stieg auf: '„Vater!" „Vater, ja, mein Kind, wir wollen zu ihm gehen." ' „Sie sind gut zu mir." „Nenne mich nicht Sie, kleine Ursula." Und sie zog sie zu sich, ganz dicht. „Frau Mutter." ' ? „Auch so nicht, liebe klein« Ursula." ' „MutterN" — Zwei Frauen gingen nach Hause. ^ „ ' * Ursula Bittgang schlief diese erste Nacht lief und traumloS )tind lange.- As sie erwachte, mutzte sie erst alles auflesen in Ge. Danken, stnrkvcife, und sich zusanimensetzen, was eigentlich war Mud wie eigentlich alles werden solle. Es war doch schwerer, als Ke gedacht. Vater war so seltsam feierlich gewesen, fremd beinahe.. Sie war nicht an ihn herangekommen gestern. Und die neue Mutter? Ursula satz aufrecht in ihrem Bett, die Arme verschlungen «m die Knie, und starrte, »nd dachte ... Ein schöner, großer Garten. Wohl sind alle Bäume und Blumen bekannt, die V<>gelstimme». die Käfer im Grase. Und poch fremd. Als umren aus gewohnten schmalen, lieblich unge pflegten Wegen plötzlich breite, weiße, peinlich saubere Straßen geworden, auf denen man wohl feierlich gekleidet und achtsam schreiten dürfe. Und Schilc-er standen plötzlich an allen Ecken, lauter Warnungstafeln. Und man rafft die Kleider zusammcu, Militärisches aus aller Welt Während Deutschland militärisch zur gänzlichen Ohnmacht verurteilt ist, beobachten wir nicht nur in den Entente- und den mit der Entente verbündeten Ländern, sondern auch in neu- traten und andern Ländern eine überaus rege militärpolitische Tätigkeit. Auch neuere Informationen bestätigen diese Beob achtungen. Nachstehend bringen wir Mitteilungen über Maß nahmen auf solchen Gebieten in den verschiedensten Ländern: Rußland: Die Umwandlung der aktiven in Militärdivisionen macht rasche Fortschritte. 20 Divisionen sind bestimmt umgewandelt, 5 bis 6 Divisionen sind augenscheinlich in der Umwandlung be griffen. Anscheinend werden neben den umgelvandelten aktiven auch neue Territorialdioisionen aufgestellt. Finnland: Mängel im Arbeitsgebiet des Feldzeugmeisters haben zum Einsatz eines parlamentarischen Untersuchungs-Ausschusses ge führt, dessen Ergebnis schwere Unstimmigkeiten waren und zur Verabschiedung des Kriegsministers Schwindt geführt haben. Der neue Kriegsminister ist Parlamentarier. Dieser ist mit umfangreichen Neformplünen hervorgetreten, die von dem sehr einheitlich zusammengesetzten finnischen Offi zierkorps zum Teil sehr ablehnend ausgenommen wurden. Das Offizierkorps setzt sich zusammen aus: a) finnischen Offizieren, die im Kriege deutsche Ausbildung bekommen haben; b) finnischen Offizieren der ehemalig kaiserlich russischen Armee: e) russischen Offizieren der ehemalig kaiserlich russischen Armee. Besonders zwischen den unter a) und c) genannten besteht ein sehr gespanntes Verhältnis. Die höheren Offiziere gehören meist der Kategorie c) an, darunter der Oberbefehlshaber Wil- kana und der Chef des Generalstabes Enckell. Ihnen wird von der Kategorie a) Unfähigkeit vorgeworfen, jedoch stützt beide der Staatspräsident, während die Kategorie a) sich Mannerheim als Oberbefehlshaber wünscht. Ueber diese und andere Fragen ist es zur Demission des Kriegsministcrs gekommen Daraufhin haben 900 Offiziere in einem Gesuch an den Staatspräsidenten um Entfernung von Wilkana und Enckell gebeten, andernfalls würden sie selbst den Abschied nehmen. — Polen: General Haller, der Chef des polnischen großen General stabes, ist am 7. Mai in Paris eingetroffen. Er kommt nach Frankreich, um den neuen französischen Chef des großen General stabes, General Debeney, kennenzulernen, militärische Bildungs anstalten zu besuchen und sich über die neuzeitlichen französischen Ausbildungsgrundsätze zu unterrichten. (Eche du Nhin vom 8. 5. 2 t.) Bei dem engen militärischen Bündnis, dos beide Staaten verknüpft, wird man in der Vermutung nicht fehl gehen, daß auch die Fragen der Vorbereitung für eine gemein, same Kriegssührung gegen Deutschland im Vor dergrund der Besprechung stehen. — Tschecho-Slowakei: " Die 18monatliche Dienstzeit ist programmäßig ln der Ein führung begriffen. Der jetzige Jahrgang ist der erste, der nur 18 Monate dienen wird. Er kommt am 1. April 192S zur Ent lassung. Der Nekrutensahrgang wird, um eine durch die Verkür zung der Dienstzeit entstehende Verringerung der Wehrmacht zu verhindern, auf 80 000 Mann gebracht. Im Herbst finden keine großen Manöver statt. Die Divi sionen üben unter sich, nur eine Division übt mit 2 Gebirgs- brigaden zusammen. Norwegen: Die Landesverteidigungs-Kommission hat einen erhaltenen Auftrag gemäß der Negierung ihre Vorschläge in der Frage der Neuregelung der Landesverteidigung unterbreitet. Di« Kosten für das Landheer und die der Flotte und der Armee gemein samen Einrichtungen sollen sich jährlich auf 36 Millionen Kronen belaufen. Ein normales Budget betrug bisher 46 Millionen. Für di« Flotte sollen die Ausgaben von 20 auf 17 Millionen herabgesetzt werden. Die Vorschläge der Kommission bedeuten eine jährliche Ersparnis von 13 Millionen. (Neue Züricher Zei tung vom 15. Mai 1924.) In den letzten 2 Jahren sind in Norwegen 228 Ofsizier- und Unterosfizierstellen eingegangep. Es bestehen nur noch etwa 1600 Offizierstellen und etwa 3000 Unteroffizierstellen. Die Kommission schlügt vor, daß noch 86 Offizierstellen-gestrichen werdm. Schweiz: Eine vom Bundesrat der Bundesversammlung vor geschlagene neue Heeresorganisation befindet sich augenblicklich in der Beratung des Militärkomitees der Bundesversammlung. Nach ihr würde sich die Organisation des Heeres folgendermaßen gestalten: Große Verbände: 6 Divisionen zu se 3 Brigaden, da von je eine Gebirgsbrigade. Infanterie: Die Brigade be steht aus 2 Regimentern, das Regiment aus 3 Bataillonen, das Bataillon aus 3 Infanterie- und 1 M.-G.-Kompanien. Bei der 5. Division (Tessin) besteht die Gebirgsbrigade aus 3 Regimen tern. — Eine Inf.-Komp. hat 12 leichte Maschinen-Gewehre, die M.-G.-K. 12 schwere Maschinengewehre. Es werden 9 bis 10 Radfahrkomp, gebildet, die mit Kavallerie zu 6 Aufklärungs abteilungen zusammengestellt werden können. Rest der Rad fahrkomp. bei den Kav.-Brig. Jeder Division sind 6 Landwehr bataillons, die zu 2 Regimentern formiert werden, zugeteilt. Kavallerie: Es werden 30 Drag.-Schwadronen ge bildet, die zu 6 Regimentern in 3 Brigaden zusammengestellt werden und außerdem je eine Schwadron für die 6 Divisionen hergeben. Jedes Reiter-Regiment hat eine schwere Maschinen- Gewehr-Eskadron. Artillerie: Jede Division hat eine Art.-Brig., die aus 2 leichten Regimentern (2 Abteilungen zu je 3 Batterien) und einer Abteilung schwerer Artillerie zu 2 Batterien besteht. Eine Nachrichtenkompanie (Beobachtungsabteilung) gehört ferner zur Brigade. Der Begriff Fußartillerie füllt fort. Flieger: 4 Flieger-Abteilungen mit je 6 Komp. (Staf feln) — 24 Stasseln als Bcobachtungsflieger. Eine Flieger-Ab teilung mit 6 Komp. (Staffeln) — 6 Stasseln als Jagdflieger. Allgemeine Bemerkungen: Die Kosten der Neu organisation belaufen sich auf 30 Millionen Franken und sollen auf 10 Jahre verteilt werden. Der Militüretat ivird ferner laufend um 4—S Millionen Franken höher werden, im kom menden Jahre 81 statt 76 Millionen Franken betragen. Eine sehr bemerkenswerte Nachricht kommt aus England. Dort sind 6 lenkbare Luftschiffe in Bau gegeben worden, die für den Verkehr mit Indien bestimmt sind. Wohlfahrt des gesamten Volkes, nicht nur des katholischen VolkStcils, und es erblickt seine höchste Aufgabe darin, mit allen seinen Kräften unserem Volke und unserem lieben Vaterlande zu dienen. In diesem Gedanken steht die Zentrmnsfraktion des Reichstages am Grabe Mallinckrodts. ängstlich, furchtsam nirgends anzusiotzc», kein Grashälmchcn zu betasten, geschweige z» zertreten. Schauerlich fremd. Ursula saß aufrecht in ihrem Bett, die Arme noch immer verschlungen um die Knie, und starrte, und dachte.... Und dann dieser fremde Mensch bei Tisch, ein junger Eleve, der Sohn eines Oberförsters. Vater hatte ihn immer nur mit „Herr Friedrich" »»geredet. Wie er auSsah? Schmuck, ja. Aber sonst? Und überhaupt, warum ein Fremder dazwischen, wo alles in ihr gcschricn hatte, sich anzu- tnscheln. In Gedanke» und Reden und Hingebungen. So aber war man gegangen wie über Eis, immer aufmerksam, nicht ver sehentlich auszugleiten. Sollte das denn so fortgehen, heute und morgen und immer? Ein Schoner lief ihr dc» Rücken herab. Sie stand ans, schloß daö Fenster und kleidete sich an. Es ging so fort, morgen und übermorgen und alle Tage. Ursula Bittgang war daheim, aber aus ihrer Jnngmädchenkammer war ein Fremdenzimmer geworden, das sie bewohnte. Sauber und freundlich, aber eben ein Fremdenzimmer. Nur die Mutter zeigte die gleiche Güte. Und Ursula dankte ihr in stummer Verehrung. Was brauchten auch Worte zwischen ihnen beide» gesvrochen zu werden, Ursula wußte doch, diese Güte war halb Mitleid. Und Vater schob den Herrn Friedrich vor, alz wenn er nur in Gänsefüßchen mit ihr selber zu reden gedächte. - Wie ihr bangte vor sich und der Zukunft. Wieder war sie einsam in lauter Sonne. Ihr Herz ging betteln, wer würde ihm anftnn? - Herr Friedrich tat eS. ° Nicht viel ist von ihm zn berichten. Seine Sehnsucht reichte nickst höher als die höchsten Bäuine seines väterlichen Forstes. Aber in ihm selber rauschte noch jungfräulicher Wald. Er wntzte noch nicht Wohin und brauchte cS auch mit seine» achtzeb» Jahren nicht zu wissen. Das Ziel seines Berufes war klar, der Weg dahin ging die genau vorgcschriebenen und oft betretene», nicht allzu engen Geieise. So trat Ursula Bittgang in diesen seinen Weg (waS aller, dingö nicht vorgesehen war). ES lag in ihrem Charakter, daß dies nur ei» Stück leise» Weggleitens wurde. Ursula Bittgang nwr kein Mensch, der Welten ank den Angeln zu heben vermochte. Unbeschützt und unbekümmert trug sic den Hellen Schein ihrer stillen Wünsche wie eine Kerze vor sich her. Heute ist das ja andei-s. Diese Wünsche sind wie ein Garten geworden, in dem sic allein lustwandelt, nicht mehr auf Ersüllnng wartend, nur am Wunsche selbst sich freuend. Damals aber umschlossen all jene Wünsche nur ein einziges Wort: Heimat. Zn einen» Menschen hingchen können und wissen, er ist nicht wie die verehrungsvoll fremde neue Mutter, nicht wie die ewig liebenswürdige falsche Tante, nicht wie das geschäftstüchtige kalte Fräulein EUse^ Kupfer- schmied, nicht wie der in Schani mit siebe» Siegeln verschlossene Vater. Nur wissen von ihm, daß er nichts »rill, daß er nur da ist für einen. Und Herr Friedrich wollte nichts als ihre beglückende Gegen wart. Das süße Geheimnis Weib, trug in verhüllter Schale Ursula Bittgang in sein zagendes Knabentuin. * Also siel wundersamer Zwiespalt in Ursulas verworrene Einsamkeit. Ueber Nacht war die blaue Blume Liebe auigeblübt und tauchte alles unter in sinnbetörcnden Dust. Die Wclt ward in einen Ring gelegt, gülden wie die güldene Sonne, Kart wie die harte Erde. Und jene Heimlichkeit der ersten Liebe legte uni diese beiden Menschen die Rosenranke, daß sie den Alltag nicht mehr sahen und blind waren vor oer Not der Zukunft. Herr Friedrich machte sich auch weiter keine Sorgen. Aber sein Vater, der Oberförster. Ein unausfälliger Besuch genügte, nicht einmal ei» Wort mit Ursulas Vater, der ahnte ja sowieso nichts. ^ Doch er fände cs jetzt angebracht, den Jungen ans die Forsi- akademie zu schicken. Ei» wenig zn früh? Nein, man kann nie früh und viel genug lernen im Leben. Unauffällig wie ein Besuch, war des- Oberförsters Entschluß. Uebrigens könne er den Junge» gleich niitnehmen. „Ah. das gnädige Fräulein!" „Ein galanter Herr", denkt Ursulas Vater, da der Herr Oberförster ihr die Hand küßt und da»» ein wenig befehlend ans den Wagen weist. Herr Friedrich saß schon in den Polstern, mit einem rechten Aprilgcsicht, unbeständig, Wolke», Regen, ein wenig müde Sonne dazwischen. Er war so eingeschüchtert daß ec nicht einmal wagte, Ursula die Hand zu reichen znm Abschied. „Die höchste Zeit", denkt der Alte, sprang auf den Bock und zog barsch die Zügel an. — „Wollen wir noch ein wenig durch die Allee?" sagte nach dem schweigsamen Abendbrot die Mutter zn Ursula. Es war da- erste Mal, daß sie ihre Tochter zu einem gemeinsamen Gang auf forderte. Und sie gingen lange, »nd keines sagte ein Wort. Aber der Wald weinte. „Du darfst cs dir nicht zu Herzen nehmen, mein Kind. Gute Nacht, Ursula." Kein Wort mehr. Und Ursula Bittgang Verstand. Und vor dem Fenster ihrer Kammer weinte der Wald. Am anderen Morgen vermochte Ursula nicht cinfznstchen ans dem Bett. Wie in einem Schraubstock toaren ihr« Glieder gefan gen. Ihr Kopf brannte und das Herz war leer wie eine nuS- geräumte Stube, zerbrochen die Fenster und eingeschlagen die Türen. Ihre Gedanken waren wie ein Schrei ohne Echo, müde und allein siel sie in ein gähnendes Nichts. Am gleichen Abend noch wurde aus dem nahen Dorse Doktor Bittgang an ihr Krankenbett gerufen. (Schluß folgt.',