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Sächsische Volkszeitung : 04.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192406048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240604
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-04
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.06.1924
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Mittwoch, den 4. Juni 1924. Nr, 129, Seite 6 Dik §M»»>>8 in iitr Inihsljlhe« Der Neue Sächsische Lehrerverein wendet sich tn einem Aufrufe cm die sächsische Lehrerschaft, in dem er die Notwendigkeit der Trennung begründet. Es heißt darin unter anderem: „Der sächsische Lehrerverein war bis zur Revolution nicht nur in wirtsäxlftlichen Belangen, sondern auch in seinen idealen Aufgaben in sich einig. Er war mit seinen Bczirksvereinen der Jungbrunnen der sächsischen Lehrerschaft. Die sreie Demokratie, die unter Leuschke und Sattler im Verein herrschte, ist aber heute einer rücksichtslosen Autokratie gewichen. Als der Re volutionsrausch weite Kreise unseres Volkes ergriff, glaubten auch die Führer und die Fachpresse der Lehrerschaft, sich soziali stisch umstellen zu müssen, und sie verfolgten ihre soziali. stische Schulpolitik je länger je mehr ohne jede Rück sichtnahme auf di« starke Minderheit. Es wird erinnert an den «Kampf um die weltliche Schule, an den Kampf um den Religionsunterricht, den doch die Mehrheit der sächsischen Leh rer in freiem evangelischen Geiste, ohne jede kirchliche Aufsicht, erteilt und erteilen will. Es wird erinnert an die Brutalität, mit der verdiente Schulmänner von ihren Posten gedrängt wurden. Der Verein hat auch aus rein politischem Gebiete das Steuer völlig nach links herumgeworfen. In der Ab wendung vom DBB. und in der Hinwendung zum sozialistisch orientierten ADBB. bekunden weite Kreise des SLV. ihre innere Einstellung. Es zeigt sich immer deutlicher, was einsich tige Männer seit langem vorausgesagt haben: Die Verquickung von Gewerkschafts- und Bildungsfragen führt zu einem Ter ror in Sachen des Glaubens und des Gewissens. Die bisherigen Führer wurden beseitigt. Den Andersdenken den begegnete man mit Hohn und Spotti Unduldsamkeit ver schloss ihnen die Fachpresse und die Flucht in die Tagespresse erzeugte einen Sturm der Entrüstung über das „ungewerkschast- liche Verhalten". Den Gegner mundtot zu machen, ist das Ziel der Führer: Nur deshalb die Ablehnung der Verhältnis wahl. Die Opposition soll keine Vertretung- ihrer Interessen innerhalb und außerhalb des Vereins haben. Der Grundsatz: „Gleiche Vorbildung, gleiche Bezahlung" führte zu der unglück lichen Gleichmacherei, zur Nivellierung. Die Besetzung in allen Bezirkslehrerrülen und Gewerkschastsschutzeinrichtungen ist so, daß der innerlich Abseitsstehende auf Vertretung seiner In teressen nicht rechnen kann. Bei den höheren Lehrern und an deren Beamtenorganisationen haben sich verschiedene Interessen vertretungen gebildet und sind von der Regierung anerkannt worden. Es ist dringend nötig, daß sich alle unsere Gesinnungs freunde zusmnmenschließen und eine eigene Vertretung den Behörden anzeigen." Tagung der sächsischen Kriegsblinden Dresden, 3. Juni. In Dresden waren am Sonntag über 100 erblindete Feldzugstcilnehmer aus ganz Sachsen versammelt, um über Forderungen und Wünsche an die Reichs- und Landes regierung z» beraten. In Deutschland gibt es an 3000 Kriegs blinde, die zu einem NeichSvcrbande zusammengeschlossen sind. Der Kreis Sachse» dieses Verbandes zählt gegenwärtig 227 ordent liche Mitglieder. An den Beratungen nahmen neben Vertretern des Haupwersorgungsamtes Ministerialrat Ri st au teil, der die Versammlung für das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium be grüßte und gleich den anderen Regierungsvertretern wiederholt in die Debatte eingriff und auf Anfragen die gewünschte Auf klärung gab. Den Hauptvortrag hielt der KrciSvorsitzende Lohse, Leipzig, über das Thema: Wo treiben wir hi» und was wird aus uns? Der Redner betonte u. a., daß nach Wiederherstellung ge ordneter Geldverhältnisse die Nciitcnbczüge der Kriegsbeschädigten zu niedrig angcsetzt worden seien. Weiter trat der Vortragende dafür ein, daß die Blindenfürsorge, wie bisher, zentral durch- gcführt wird. Bei der Nrbeitszuteilung müsse mehr Rücksicht auf die geistigen Fähigkeiten genominc» werden. Ministerialrat Riskau hob hervor, daß der Landeswohlfahrtsausschuß sich für Beibehal tung der SchwerkriegSbcschädigtenfürsorge ausgesprochen habe. Eine Möglichkeit der Besserung der Arbeitsbedingungen werde in der Errichtung von Erwcrbsbcschränkten-Werkstätten durch Bezirke und Vereine geschehen. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurden noch folgende Gegenstände berührt: Kinderfürsorge, Führerhnndfrage, Heilbehandlung, Zuweisung von Kräftigungs mitteln sowie die Frage der Zusatzrentc. Aus allem gewann man den Eindruck, daß es noch recht viele Möglichkeiten gibt, den Kriegs blinden helfend zur Seite zu stehen und ihnen ihr schweres Los leichter zu trage» helfen. Im Sinn« deS Hauptvortrages wurde eine Entschließung angenommen. Die Behandlung interner und organisatorijclwr Fragen bildete den Schluß der Tagung, der am Sonnabend ein Begrüßungsabend vorangegangen war. Schloß Lismoyle Erlebnisse in Irland von V. M. Croker. Autorisierte llebersetznng auS dem Englischen von Alwine Bischer. (Nachdruck verboten.) (8. Fortsetzung.) „Nicht wahr, du schreibst mir ganz gewiß jede Woche," sagte Lady Dolly, indem sie sich dicht an den Schlafwagen herandrängte, .viel Bogen voll, und erzählst mir ganz genau, was du tust und treibst, wen du kennen lernst und lvas für Heiratsanträge du be kommst?" Dicht hinter ihr hatte sich nun doch Lord FinSbury heran- gcsch'ängelt, der so kreuzunglücklich aussah, daß das junge Müschen Mitleid empfand und ihm ein bezauberndes, um nicht zu sagen ermutigendes Lächeln schenkte. „Znrücktreten! Zurücktreten!" schrie eine Stimme. Ein Fähnchen senkte sich, und der Schnellzug mit Anschluß an den irischen Postdampfer setzte sich in Bewegung. Rhoda beugte sich zum Fenster hinaus und warf den Freunden, die lebhaft mit den Taschentüchern winkten, Kußhände zu. Noch ein Augenblick, dann war sie ihren Blicken entrückt. Miß Kehle zog sich nun in ihr reservierte? Abteil zurück, daS vollgepfropft war mit Reisedecken, Handtaschen, Golfstöcken und ganzen Stapeln von Zeitungen und Journalen, legte den Neise- hnt ab, zog die Handschuhe aus, setzte sich und überließ sich ihren Gedanken. Jetzt am 3. August abends dreivicrtel auf neun Uhr war sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren zum ersten Male in ihrem Leben auf Monate hinaus gänzlich frei und konnte tun, waS sic wollte. DaS Herz klopfte ihr ordentlich in diesem Wonnegefühl, lind doch hatte sie sich von guten alten Freunden und von lieb- gcwordenen Orten getrennt und war im Begriff unter gänzlich fremde Menschen zu gehen. Was hatte sie dazu angetrieben? Ein Etwas tief drinnen in ihr. Es war, als ob irgend ein seltsamer, geheimnisvoller Trieb, ein unerklärlicher, quälender Zwang sie vorwärts geschoben hätte. War eS die Stimme ihres irischen BkntcS? War es Vererbung, die sich bei ihr geltend machte? War eS eine Art Magnetismus, der sie anzog, oder nur der ihr innewohnende Widerspruchsgeist? Nun, jedenfalls hatte sie die Brücken hinter sich abgebrochen, sich von Tante Charlotte und vielen andern Meiischen, an denen sie hing, loSgerissen — auch von dem armen häßlichen Jack FinSbury und dem unausstehlichen Algh Vydon und war ihrem Kopf gefolgt. Wohin würde er sie führen? Einer ihrer Verehrer, «in schneidiger Adjutant, hatte in der guten Absicht, sic abznschrccken, ein höcW entmutigendes Bild von Irland entworfen, eö^als ein trostloses Land geschildert und ihr prophezeit, daß sie ihm sofors wieder den Nückcn kehren werde. Ausländische Propaaanda geqeri das Studium an deutschen Hochschulen In ausländischen Zeitungen macht sich neuerdings eine Propaganda bemerkbar, die unter Empfehlung französischer und anderer ausländischer Universitäten vom Studium an deutschen Hochschulen abzuschrecken sucht unter dem Borgeben, daß in Deutschland di« Studien- und Lebenskosten für Ausländer un geheuer hoch seien. Ebenso wird behauptet, daß von deutscher Seite alles geschel-e, um den Ausländern das Studium in Deutschland, zu erschweren. Beide Behauptungen sind falsch. Seitdem die Mark stabilisiert ist, werden den ausländischen Stu dierenden in Deutschland ganze 30 Goldmark Aufschlag pro Se mester auf die für die deutschen Studenten geltenden Gebühren auferlegt. Bedürftigen Ausländern wird dieser Aufschlag, der in Anbetracht der Kosten der Hochschulen sehr gering ist, ganz erlassen. Während der Inflationszeit sind den Ausländern höhere Gebühren abgenommen worden. Aber diese ebenso wie die höheren Preise für den Lebensunterhalt wurden damals durch die höhere Kaufkraft der ausländischen Valuten aus geglichen. Die Lebenskosten in Deutschland sind für den ausländi schen Studierenden seit der Markstabilisierung nicht hoch. Selbst wenn die Ausländer in Deutschland erheblich besser leben, als es der deutsche Student jetzt unter dem Drucke der Not tun kann, wenn sie etwa sich die Lebenshaltung eines jüngeren un verheirateten akademisch gebildeten Beamten in Deutschland ge statten, der im Monat etwa 160 bis 180 Goldmark bekommt und damit auszukommen hat, so würden die ausländischen Studie renden 40 bis 48 Dollar im Monat gebrauchen. Studenten aus verschiedenen Ländern, die auf Kosten ihrer Regierungen deutsche Universitäten besuchen, kommen mit Monatsbeträgen von 20 bis 40 Dollar aus. Behauptungen, wie sie neulich der „Newyork Herold" brachte, daß Ausländer in Berlin ein Pfund englisch — 20 Goldmark pro Tag brauchen, sind völlig aus der Luft gegriffen. Ueberdies geschieht alles, um Ausländern, die Deutschland um der deutschen Wissenschaft willen.besuchen, düs Studium in jeder Weise zu erleichtern. Das deutsche Institut für Aus länder an der Universität in Berlin und das Auslandsamt der deutschen Studentenschaft in Berlm-Charlottenburg, Berliner Straße 137, stehen allen ausländischen Studierenden, die nach Deutschland Kämmen oder kommen wollen, mit Rat und Tat gern zur Seite. Siebzig Jahre Dresdner Tonkünstlerverein Das Dresdner Konzertleben der Jahre 1840—1860 war nicht besonders erfreulich. Darüber kann man in den Tage büchern von Clara Schumann Nachlesen. Die «Kammermusik literatur dieser Zeit wurde den Dresdnern fast vollständig vor enthalten. Zwar führten Carl Lipinski und Franz Schubert (beide waren Konzertmeister bei der königlich sächsischen Ka pelle) Quartettvereinigungen, die sich aber beinahe nur mit klassischer Quarteltmusik beschäftigten. So fühlten die jüngeren Kräfte der Kapelle und die Pincmisten Dresdens das Bedürfnis, die ihnen noch fremden Kammermusikmerke der älteren und neueren Zeit kennen zu lernen. Aus diesem Wunsche heraus entstand der Dresdner Tankünstlerverein. — Besonders schwere Zeiten brachen für den Tonkünstlerverein herein, als sich die Nöte und Erschütterungen der letzten Kriegszeit mit ihren furcht baren Nachwirkungen bemerkbar machten. Aber die Pslege der Kunst hat allezeit treue Helfer und freudige Unterstützung ge funden. Ist doch die Kunst beinal-e noch das einzige, was uns an edlen Gütern geblieben ist. Und so überwand auch der Ton künstlerverein di« schwersten Tage und ist aus ihnen stärker an Mitgliederzahl und reich an neuen Freunden herausgegangen. Das siebzigste Jahr bringt ihm das schöne Geburtstagsgeschenk, daß er rüstig und zuversichtlich in die Zukunft schauen kann. Hoffentlich verstummen mich die Vorwürfe, die des öfteren gegen den Tonkünstlerverein erhoben werden, daß er das öffentliche Konzcrtleben schädige, da er gegen verhältnismäßig geringe Mitgliederbeiträge zahlreiche Mnsikabende bietet. Diese Vor würfe dürften wohl jeder berechtigten Grundlage entbehren. Denn die Mrtwirkenden haben den Zuhörern ihre hohe Kunst jederzeit so selbstlos geboten und ihnen so unendlich viele schöne Weihestunden geschenkt, daß der Borwurf der Schädigung auf sehr tönernen Füßen steht. Wer regelmäßig im Tonkünstler verein aus- und eingeht, der weiß, daß man die höchste Kunst denen bieten will, denen eS nicht vergönnt ist, sich in die Konzert säle zu begeben, da ihnen dazu die nötigen Geldmittel fehlen. Dann aber gilt auch der Tonkünstlerverein Musikern aller In strumente und Sängern jeden Alters, denen eigene Abende zu Allein, mochten noch soviele Enttäuschungen und schlimme Erfahrungen ihrer warten, sie war fest entschlossen, die vollen sechs Monate in Irland durchzuhalten. Nachdem sie sich allen Bekannten gegenüber so zuversichtlich geäußert, ihren Willen so hartnäckig durchgcsetzt hatte, würde nichts sie bewegen, „klein beizugeben", nach London zurückzukehren und einzugestehen, daß sie töricht und starrköpfig gehandelt und einen richtigen dummen Streich gemacht habe. Ganz für sich allein wollte sie dann die Folgen tragen. Schließlich befand sie sich ja aber doch ans dem Wege zu der Schwester ihrer Mutter, ihrer nächsten BlutSveNvandten, und Tante Kathleen hatte ihr solch liebevolle Briefe geschrieben, daß ihr war, als kennte sie sie schon. Das herzliche Geleite, das die Lon doner Freunde ihr soeben gegeben hatten, würde sicherlich durch den warmen Empfang, der ihrer in Irland harrte, noch über troffen werden. Lange Zeit saß sie schweigend da, schaute znm Fenster hinaus, faßte gute Vorsätze und malte sich allerlei schöne Dinge aus, während der Schnellzug unter schrillem Pfeifen an Stationen vorbeisauste und durch die warme Sommernacht ratterte. Endlich legte sie sich nieder, schlief auch sofort ein und schlummerte sanft wie ein Kind, bis der Ruf „Holyheadl Holyhead! Holyheadl" sie weckte. Bei der Ueberfahrt auf dem „Leinster" war das Meer so ruhig wie der sprichwörtliche Ententeich — zur ungeheuren Erleichterung von vielen Passagieren des dichtbesetzten Dampfers, denn die Reise saison hatte begonnen und im Salon erster Klasse drängten sich die Menschen. A» NyodaS erstauntes Ohr schlugen die Laute ver schiedener Dialekte, und unter diesen weichen volltönenden Klängen kam ihr, alz sie mit Parker sprach, die eigene Stimme fast scharf und schrill vor. Später eilte sie dann auf Deck, um sich das näherrückende Kingstown anzusehen. Die frische Morgenbrise liebkoste ihre blassen Wangen, während sie an die Reling gelehnt daS Bild betrachtete. Niemand hatte sie auf die Schönheit dieser Bai von Dublin vorbereitet, so daß ihre Augen jetzt voll staunen der Bewunderung an den langen Berghängen mit ihren wunder, vollen purpurnen Schattierungen hingen, den weichen Krümmun- gen der Küste, den weißen Landhäusern und schlanken Kirch türmen. Die Stadt Dublin lag noch in tiefem Schlaf, als der Zug sich durch ihr« Straßen und Vorstädte wand. Hinter KingSbridge. und nachdem Rhoda ihr Frühstück im Zuge verzehrt hatte, schmiegte sie sich in eine Ecke ihres Abteils, ließ die Zeitschriften unbeachtet und schickte sich an, ihre Aufmerksamkeit aus Irland zu konzentriere». Allein zuerst — was für eine Enttäuschung! Grün — ja, saftig grün war alle», aber wie öde die Felder und Wiesen ringSumher, nur ganz vereingelt waren ein paar rotbraune kleine Ochsen oder eine Herde Elänse zu sehen. Verschiedene hübsche, schiefergedeckte Bauernhäuschen kamen wohl' ab und zu zum Vorschein, aber nur selten ein menschliches Wesen. Bald änderte sich jedoch das Bild, während der Schnellzug südwärts geben nicht vergönnt ist, Gelegenheit, Ihre Kunst in die Oeffent- lichkeit hinouszutragen. Und wie mancher Tonsetzer, ob jung oder alt, vor allem aber strebsam, fand vom Podium des Ton künstlervereins aus für seine Werke den Weg in die weite Welt! Da der siebzigste Geburtstag des Tonkünstlervereins (24. Mai) nur eine ganz kleine Spanne vom 60. Geburtstag Richard Strauß' (11. Juni) entfernt ist, so bestritt man das Fest konzert im Gewerbehause ausschließlich mit Werken dieses Meisters. Ist doch Strauß seit mehr als vierzig Jahren mit dem Dresdner Tonkünstleroerein freundschaftlich verbunden. Seine Bläser-Serenade, op. 7, fand unter Franz Wüllners Lei tung ain 27. November 1882 in einem Uebungsabende des Ton- Künstlervereins die erste Aufführung in Dresden. Mit diesem Werk seines Ehrenmitgliedes eröffneie der Verein seinen außer ordentlichen Aufsührungsabend am 31. Mai, der zum Besten der Gesellschaft der Freunde des Tonkünstlervereius bestimmt war« Die Herren Rücker, Mahler, Io h. König, Lüddecke, Schütte, Kötzschau. Blödner, Rich. Lehmann. Hildebrand, Karl Lehmann, Knochen Hauer, Goetze und Compter spielten unter der jugendfrischen Lei tung des greisen Kapellmeisters Adolf Hagen das Werk ganz prächtig, so daß es rauschenden Beifall fand. Der Sonate, op. 18, für Violine und Klavier waren Jean Dahmen und Theo dor Bl um er vorzügliche Interpreten. Mit dem Quartett, op. 13, für Klavier, Violinq, Viola und Cello haben sich Walter Bachmann, Erdm. War was, Alfred Spitz» er und Georg Wille dir Palme des Abends errungen. Elisa Stünz- ner sang mit starkem Beifall der Zuhörer sechs Lieder aus der späteren Schaffcnszeit des Meisters (mit Ausnahme von „Heimkehr", welche auch in die Jugendzeit fällt). Herr Jung war ihr ein feinfühlender Begleiter. — An das Konzert schloß sich ein geselliges Beisammensein mit Tafel. Das Begrüßungs wort ergriff Professor Petzet, da der 1. Vorsitzende, Theo Bauer, an der Teilnahme der Siebzigjahrfeter durch Krankheit verhindert war. Er dankte den Künstlern und gab seiner Freude Ausdruck, daß er mit seinen Worten auch die anwesenden Da men feiern könne. Charlotte Schräder, Elfriede Haber kor n und die Herren Meyerolbersleben und Reichelt sangen, instrumental unterstützt durch die Herren Schütte, Rötlich und Kötzschau, zwei Mozart-Terzette und mit Kla vierbegleitung des Herrn Jung ein Quartett von Haydn. In folge des Beifalls verstanden sie sich noch zu der Zugabe eines Quartettes. Professor Roth überreichte einer Anzahl ver dienter Mitglieder des Tonkünstlervereins di« Ehrenmitglied schaft und händigte ihnen die Ehrenurkunden aus. Zwei wei tere Redner brachten auf Theo Bauer und auf das siebzig jährige Geburistagkrnd Hochrufe aus. Die virtuose Kunst von Kammervirtuos Starke konnte man in zwei Sähen aus einem Baßkonzert bewundern. — Der Zeiger stand schon über Mitter nacht, als man ans Nachhausegehen dachte. In künstlerischer, eindrucksvoller Umrahmung beging der Tonkilnstlerverein seine Siebzigjahrfeier, und in allen Gästen werden die schönen Stun den noch lange nachhallen ... — Ist. — Humor Probates Mittel. Frau Meier szum Arzt): „Können Sie mir keinen Rat geben, wie man meinem Mann das Sprechen im Schlafe abgeivöhnen kann?" — Arzt: „Ja, lassen Sie ihn am Tag auch ein Wort mitreden." („Fliegende Blätter".) Vorsichtig. „Großmutter, hast du gute Zähne?" — „Nein, mein Kind, ich habe überhaupt keine Zähne mehr." — „Dann, bitte, Großmutter, hebe mir meine Nüsse auf, bis ich aus der Schule zurückkomme." («Daily Chronicle".) Gedanken. Das hat der Mond mit den Menschen gemeinsam: Er zeigt sein wahres Gesicht nur, wenn er voll ist. Gedankenstriche sind Komplimente an das Fassungs-Ver mögen des Lesers. (Sagte der Dichter). Da hat er nicht weiter gewußt! (Sagte die Leserin). Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Joses Albert, Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann, Dresden. ^ NMkl 'ÜrAeNtzos ° Mprig Mir »immer mit «alt- unü Wsrmwakle» 30 vscler kreise mäßig ttlMlerrnrkSle sauste. Eine Kette bläulicher Berge tauchte am Horizont auf, daS Land sah reicher ans, goldene Haferfeldcr zogen sich hin. auf üppigen Wiesen wurde eifrig Heu gemacht — dennoch drängte sich der Fremden der Eindruck von Verlassenheit und Melancholie auf. Kurz vor einem Knotenpunkt legte Parker ihr „Tit-Bits" (kleine Londoner Wochenschrift) nieder begann Decken und Taschen zn- sam menzuraffen. „Hier ist Wagenwcchsel, Miß. Ich werde vorausgehen und nach dem Elepäck sehen." Ein bißchen steif geworden, stieg dann auch ihre Herrin auS und schaute sich um. Ein Mann rief etwas. daS wie Kauder welsch klang, doch sing Rhoda unter dem vielen Unverständlichen das Wort Doonbeg ans. „Ihr Zug ist der erste, der einfährt," sagte ein atemlos herbeigeeilter Gepäckträger, während er Rhodos Sachen znsammenlas und aufstapclte. „Sie müssen auf die andere Seite hinüber — er hat gewiß Verspätung. Die Sachen lasse ich hier, im Nu bin ich wieder da. Wollen Euer Gnaden vielleicht im Wartesaal Platz nehmen?" Nein. Jhro Gnaden wollte lieber auf und ab gehen und ihre Mitreisenden beobachten. Sie bemerkte viele Leute im Tonrisien- anzug mit Golfstöcken und Kamera, schwatzende Mädchen mit ihren sirgendlichen Müttern in kurzen, engen Nöcken und riesigen Anto- schleicrn, viele Dritte-Klasse-Passagiere — bis jetzt aber nichts, was typisch irisch hätte genannt werden können — mit Ausnahme eines alten Mannes, der Schlehdornspazierstöcke fellbot. Bald kam dann ein vollgepfropfter Zug angesanst, und eiligst nahm Rhoda Handtasche und Plaid an sich vnd lief darauf zu. Sie öffnete eines der staubigen Abteile erster Klasse, daS schon von vier Frauen besetzt und von Paketen seltsainster Art, Körben, Bündeln und Pappschachteln überschwemmt war. Mit einem halb unterdrückten Ausruf der Abwehr trat eine der Frauen zögernd von der Tür zurück. „Bedanre sehr," sagte der Eindringling in ihrer hohen, klaren englischen Sprechweise, „aber wir müßen unbedingt hier hinein, di« anderen Abteile scheinen ganz voll zu sein." „Ich bezweifle sehr, daß dies überhaupt Ihr richtiger Zug ist," entgegnet« die Türverteidigerin mit starkem amerikanischem Akzent. „Doch, doch, der Gepäckträger sagte eS." antwortete die junge Dame, „Parker, legen Sie Schirm« und den Teekorb nur in» Netz hinauf." Das Wesen mit dem amerikanischen Akzent beugte sich jetzt wieder zum Fenster hinaus, und nachdem sie lange und schart Umschau gehakten hatte, wandte sie sich um und rief: „Nirgends was von Andy Mack zu schenk Nein, nicht 'n Schimmer!" Diese Bemerkung wurde an ein hübsches junges Mädchen mit leuchtenden Augensternen gerichtet, daS in der entfernten Ecke saß. " (Fortsetzung folgt.)
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