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Hummer 12S — W. Jahrgang «mal wöchentl. vez'tgSPrelS: sür Juni 2R.-M. ausschl. Bestellgeld. Berechnung der Anzrt^u nach RenL-Mark. Preise: Die elngejpaltene Petitzzeil» 8«^. f. Familien- «. VereinSanz., Gesuche 2« Di» Petit-Reklamezeila 8U mm breit, 1 Offertengebühr für Selbstabholer 20 H, bei Uebersendung d. d. Bost außerdem Porto- Zuschlag. Preis f. d. Sinzrlnummer 1» Renten-Pfenuig. Sieschästlicher Teil: Joses Fohmann. Dresden. SittdlWw Mittwoch, den 4. Juni 1924 Im Falle höherer Gemalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. «nz.-»ufträgen u Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr. übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Per- antwortung. Unverlangt eingesandte u. mit RUckportg nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion k bis 6 Uhr nachmittags, Hauptschriftletter: Dr. Joses Albert. Dresden, Tageszeitung für christliche Politik und Kultur Geschäftsstelle der LSchslschen ivolkSzettaug und . WWW W NW ' «k Bkll »kl FM » M IM M» Dre-dea-A. IN. Holbeinslraße 46. gerimis 32722. schecklonloDreSden 14767 Redakttou der Sächsischen «olkSzeltuna ch DrsSden -«. 18 Holbeinstrahe 46. genuul M7'-2 und 66638 Kei dn Arbeit Mit Unterstützung der Sozialisten Die französischen Sozialisten erklären sich zur Unterstützung des Kabinetts Herriot bereit, lehnen aber den Eintritt in die Regierung ab. Die Zetttrumsfraktion des Reichstages ist am Mon tag, den lg. Mai zum ersten Male zusammengetreten. Seit diesem Tage sind die Abgeordneten, soweit das eben möglich war, ununterbrochen zusammengewesen. Es ist Klar, daß die Zentrums- fraktion, die bisher den Reichskanzler stellte, an der Frage der Regierungsbildung an erster Stelle interessiert ist. Sie wurde von den mit der Führung der Verhandlungen mit den anderen Parteien betrauten Mitgliedern der Fraktion in jeder Phase der Entwicklung unterrichtet und zur Beratung der jeweiligen Lage herangezogen. Richtlinie bei diesen Verhandlungen >var stets, die bewährte Politik der Mitte, die unserem Vaterland allein von Nutzen sein kann, unter allen Umständen beiznbchaltcn und sie zur Grundlage der Politik der neuen Neichsregierung zu machen. Obwohl die Zeutrumssraktion demnach durch die Frage der Regierungsbildung stark in Anspruch genommen war, nutzte sie die freie Zeit in weitgehendem Maße zur Stellungnahme zu de» dringendsten wirtschaftlichen und kulturellen Fragen ans. Schon am 20. Mai trugen die Abgeordneten Esser, Köln, von Guerard, und Lange-Hegermann dem Neichsbankprasi« deuten Dr. Schacht die besonderen Kreditschwierigkeiten der Mittel- und Kleinbetriebe im besetzten Gebiete vor. Hierbei kam die Frage, was d'e Neichsbank im allgemeinen zur Förderung des genossenschaftlichen Kredcklvesens in Handwerk, Kleinindustrie und Einzelhandel tun kann, ausgiebig zur Erörterung. Bei der derzeitigen großen Kapitalnot kann diese Frage zwar nicht von heute auf morgen gelüst werden, aber die eingeleiteten Ber- handlunaen iverde» mit der Aussicht auf Erfolg wettergeführt. In einem ad hoc aus der Fraktion gewählten vorläufigen Wlckckfch a f t s au s schuß wurde ein Antrag vorbereitet, unter- -GM^^Ajl^ku-Ädgeordneten Herold, Esser (Köln), Schulte (Bres- Cron«->Münzebrock, Dr. Brüning, Lum mers und der gesamten Fraktion, in dem Maßnahmen zur Siche rung oer Rentabilität der Landwirtschaft mit dem Ziele einer weitere» Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und die Behebung der bedrohlichen Kre dit» ot gefordert wurden. Da über die Verteilung der an die Landwirtschaft gegebenen Kredite berechtigte Beschwerden erhoben worden waren, verlangt der Antrag Gleichmäßigkeit und Gerech tigkeit in der Verteilung der >ve>teren auf die Landwirtschaft entfallende» Kredite. Weitere Anträge aus der Zentrumsfraktiou betreffen kul turelle Fragen, zu deren Behandlung ein besonderer Aus schuß gebildet wurde, bestehend aus den Abgeordnete» Frau Drans feld, Hofmann (Ludwigshafen), Zoos, Dr. Kaas, Rheinländer, Tr. Schreiber, Schwarz (Frankfurt), Ulitzka und Wegmann. Zu dem eine» dieser Anträge wird die Reichsregierung ersucht, den deutschen Studenten nicht nur zum Besuche ausländischer Hochschulen, sondern auch für Studienzwecke weitestgehende Be freiung von der Ausreisegebühr zu gewähren. Ter zweite Antrag, oer durch die llnterschrist Fehrenbach und Fraktion ausdrücklich als Kundgebung der Gesamtsraktwn gekennzeichnet ist, foroert baldige Vorlegung des Reich sschul- gesetzes, eines Gesetzes über die Erteilung des Religions unterrichts und von Grundsätzen sür die Regelung des P r i v a t s ch u lwe s ens. ' Im besetzte» Gebiet wird ein von der Zentrnms- fraktivn unter Führung von Abgeordneten aus den West- und Ostbezirten gestellter Antrag vorzüglich wirken, der die unver zügliche Einsetzung eines Sonderausschusses verlangt, welcher die Ausgabe hat, d'e Fürsorge für die aus dem alt- und neubesetzicn und den abgetretenen Gebieten Ausgcw'es neu und Gefangenen, insbesondere die volle Wahrung der wohl erworbene» Rechte der betroffenen Beamten zu überwachen. Hoffentlich findet dieser Antrag baldige Annahme Im Reichstag, damit eine Stelle geschaffen wird, an die sich die Ausgewiesenen mit ihren vielfachen Beschwerden wenden können. Es wird dadurch ein Ventil sür oe» angesammelten Unmut über mangelhafte Betreuung oder schlechte Behandlung der Ausgewiesene», der sich nachgerade zu einer politischen Gefahr ausivächst, geschlissen werden. Wegen der die Lebensfähigkeiten des deutschen Wein baues aufs äußerste bedrohenden Notlage der Winzer richteten die Hauptvertreter der Weinbaugebiete, die Abgeordneten Dr. Kaas, von Guerard und Hofmann (Ludwigshafen), unterstützt von der gesamten Fraktion eine Interpellation an die Reichsregierung, deren baldige Erledigung im Plenum des Hauses mit allem Nach druck betrieben wird. Ein weiterer Antrag der Fraktion richtet sich gegen die de» deutschen Weinbau schwer schädigeade Praxis des Reichskvmmissars für Ein- und Ausfuhr hinsichtlich der Zoll- behänd ln ng der in« und ausländischen Weine. Die Erfahrungen aus dem Wahlkampf haben die Fraktion ferner veranlaßt, zwei wettere Ausschüsse einzusetzeu, von denen der eine die W o h n u n g s p o l i t i k, der andere die Auf- wertungsfragc einer eingehender Renberatung unterziehen soll. Hoffentlich führen die Arbeiten dieser Ausschüsse recht bald zu einem Ergebnis, das der Beurteilung dieser Fragen ttr wei testen Kreisen der Partei Rechnung trägt. Der KsiMOMlnß Parks, 3. Juni. Der sozialistisch« Kongreß hat gegen Mitternacht einstimmig gegen 3 Stimmen beschlossen, ein Kabi nett Herriot zu unterstützen. Vlum hat den Kongreß mitgliedern den Text des Brieses verlesen, I» welchem Herriot das Programm der neuen Regierung darlegt. Einen Eintritt in die Regierung hat der Kongreß bekanntlich abgelehnt. Paris» 3. Juni. Auf dem außerordentlichen sozia listischen Kongreß wurde gestern mit Mehrheit beschlossen, eine Mitwirkung an der Regierungsbildung abzulchncn. Paris, 3. Juni. Ere Novelle teilt mit, daß heute nach mittag auf der Bersammlung sämtlicher republikanisrl)er Grup pen deS Senats von Vertretern der äußersten Linken eine Resolution im Sinne einer Absetzung Millerands ein- gebracht und wahrscheinlich auch angenommen werde. In der Kammer hat die aus Mitgliedern des vergangenen Nationa listenblocks gebildete neue Gruppe der demokratischen Linken, die ungefähr 50 Mitglieder umfaßt, eine Erklärung abgegeben, in der zur Beachtung konstitutioneller Vorschriften aufgefordert wird. Eine ähnliche Erklärung wurde von 80 Mitgliedern des republikanisch-demokratischen Blocks abgegeben. Ere Novelle und Oevre machen sich über diese Versuche Millerands, sich in letzter Minute zu retten, weidlich lustig. Kaiiilkliö «litt Las Dnhältliis ;«DkuIWanii Paris, 3. Juni. Pa inlebe, der morgen voraussichtlich Präsident der Kammer werden wird, gewährte dem Pariser Vertreter der Telunion gestern eine Unterredung. Poin- lebe ermächtigte unseren Korrespondenten zunächst, alle Meldungen formell zu dementieren, wonach er Vertreter der Dcntschnationalen hier in Paris empfangen habe. Er fügte hinzu, er glaube ver sichern zu dürfen, daß Herriot sich diesem Dementi anschlisße. Man habe in Paris geradezu unsinnige Gerüchte ver breitet, unter anderen sei erzählt worden, die Sendbote» der Deiutschnationalen hätten Herriot und ihm, Painleve, Vorschläge zum Abschluß eines Militärbündnisses überreicht. Hinsichtlich der Ruhr erklärte Painleve, eine Räumung deS NuhrgebieteS, wie sie ei» Teil der deutschen Presse als Voraus setzung der Eröffnung von Verhandlungen wolle, sei nicht denkbar. Im übrigen betonte Painleve den Standpunkt, den er bereits Rtzcktihtt AraßknWM Paris, 3. Juni. Dem „Maiiu" wird aus Belgrad ge meldet, daß in Nord- und Südalbanien der Bürgerkrieg wüte. In den letzten Tagen sei es in Skutari zu regelrechten Straßenschlachten gekommen und die Aufständischen hätten Skutari nach lebhaftem Kampfe eingenommen. Ein Teil der Garnison ging zu ihnen über. Der Präfekt der Stadt wurde getötet. Aus Tirana wird gemeldet, daß die Versuche des Außenministers des zurückgetretenen Kabinetts Aroni, ein neues Kabinett zu bilden, gescheitert sind. Nach anderen Telegrammen aus Tirana sind blutige Unruhen in Argirohastro ausgcbrochcn. Die serbische Presse veröffentlicht ausführliche Kommentare zu den Ereignissen in Albanien. Das offiziöse Blatt Wreme erklärt, daß die serbische Regierung beabsichtige, aus ihrer Haltung strikter Neutralität nicht herauszugehen, doch könne sie die In tervention einer fremden Macht in Albanien nicht dulden. Rom, 3. Juni. Die albanische Negierung ist zurück getreten. Der bisherige Außenminister versucht ein neues Kabinett zu bilden. Die Aufständischen sichen vor Tirana. Nach dkm MM aas Schkl DoS Befinden deS Bundeskanzlers. Wien, 3. Juni. Am Befinden des schwerverletzten Bundes kanzlers Dr. Seipel ist keine Acndcvniig eingetreten. Die Aerzte haben ihm verboten, politische Empfänge am Kranken lager abzuhalten, da sie bei dem Schwächezustand deL Bundes kanzlers befürchten, das Herzlähmu » g cintreten konnte. Die beiden Dr. Seipel behandelnden Aerzte teilen mit, daß sie große Hoffnung haben, Dr. Seipel am Leben zu erhalten. Nur eine innere Komplikation könnte den Heilungsprozeß ungünstig beein» italienischen Korrespondenten gegenüber zum Ausdruck brachte, wonach bei allgemeiner Annahme des Sachverständigengutachtens die Aufhebung der wirtschaftlichen Kontrolle gegen die im Bericht angegebenen Garantien erfolgen müsse und die Aufrecht, crhaltung der militärischen Okkupation danach ihren Zweck vcr- liere. Painleve empfindet eine gewisse Unruhe angesichts der Haltung, die die D e u t sch n a t i on a l e n einnehmen werden. Er sagte wörtlich: „In Frankreich zieht man eine Anflöfuiig deS Reichstage» und die Ausschreibung von Neuwahlen einer ober fläch, lichcn Annahme des Sachverständigengutachtens durch die Deutschnativnalcn bei weitem vor. Natürlich will sich Herr Painleve mit dieser Bemerkung keineswegs irgeird-welch: Ein griffe in die innere Politik Deutschlands erlauben. Paiuleve gab dann weiter dem Wunsche nach einer baldigen Wiederherstellung guter Beziehungen zwischen beiden Ländern Ausdruck und sagte, die öffentliche Meinung der beiden Völker müsse sich an Beziehungen gewöhnen, die einen europäischen Charakter haben, Es dürfe nicht der Fall sein, sagte er weiter, daß die Nationalisten Zugeständnisse seitens Frankreich zum Vor- wände von Prahlereien benutzten. Das wäre doppelt bedauerlich, einmal im Hinblick auf die deutsche Ruhr und dann angesichts des Eindruckes auf die öffentliche Mei nung in Frankreich. Painleve ist der Auffassung, daß das Sichcrungsproblem zusammen mit dem der Reparation behandelt werden müsse und glaubt, daß cS gelegentlich der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund zur Sprache kommen werde Eine Lösung des SicherungSproblems erblickt Painleve in einer allgemeinen Verständigung der Länder Europas und entsprehcn- den Abschlüssen. Auf die Frage, ob die vom Kab-vett Poincare eingelcitete Serie von Bündnisverträgen mit Staaten ZcntraleuropaS fortgesetzt werde und namentlich die Unterzeichnung des Vertrages mit N u m 8 nien kommen werde, antwortete Painleve, diese Verträge hätten mir daun Zweck, wenn sic de» Rahmen für die Begründung eincS allgemeinen europäische» Vertrages bilden. Mae onald zur Entwaffnunczsfraqe London, 3. Juni. Im Unterhaus äußerte sich Macdonald zu der Frage der angeblichen deutschen KriegSvorbe- reitu» gen folgenoermaßen: Man sei in engem und fortgesetztem Zusammenarbeiten nick oer französische» Regierung hinsichtlich der Entwaffnung Deutschlands und habe keinerlc' In formationen erhalte», die man als einen Beweis für neuer- lichc deutsche Kriegsborbereitungen ansehcn könne. in Albanien slussen. Der behandelnde Professor Schnitzler erklärte, daß das Befinden weit entfernt von Hoffnungslosigkeit sei. Dr. S.lpckS besondere Seelenruhe und seine außerordentlichen seelischen Kräfte erleichtern die Arbeit der Aerzte. Dresden, 3. Juni Der Ministerpräsident Held! ba! an daS Bniideskanzleramt Wie» nachstehendes Telegramm genucki: Tief erschüttert von der Nachricht des ans den Bnno.'sk.inzler Seipel verübten Attentats spricht die sächsische Negierung ibren Abscheu über das fluchwürdige Verbreche» und ihre wärmste An teilnahme für bas Eraeben des obersten Beamten des öster reichische» Staates aus. Sic gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das wertvolle Leben des Kanzlers dein Staate erbaUen bleiben und er zum Wähle des Brudervolkes- in seiner Gesundheit bald wieder hergestellt sein »löge. Wien, 3. Juni. Der Täter Paul Jaworek konnte, wie die Polizeikorrespondenz meldet heute vormittag ver nommen werde». Er war der Tat im wesentlichen geständig. Nach seiner Angabe befand er sich als Kurzarbeiter !» Not. da er noch für seine Frau und seine beiden Kinder zu sorgen habe. Er habe wiederholt vernommen, daß der Bundeskanzler an kein Elend der breite» Massen Schuld trage. Deshalb babe er schon vor längerer Zeit den Beschluß gefaßt, ihn zu beseitigen. Berlin, 3. Juni. Nack einer Meldung der Voss. Zig. aus Budapest glaubt die dortige Polizei Anhaltspunkte dafür zu haben, daß das Attentat auf Dr. Seipel von derselbe» Anar- chistengruppe organisiert wurde, di- den Aebmter Sztaron nach Budapest entsandte, damit er den Reichs'ierweser Horthti erschieße. Man glaubt daß cs gelingen wird, die Mit. beteiligten des Attentäters zu finden. Das Urteil im Hardenvrozetz Berlin, 8. Juni. Im Hardenprozeß wurde gestern nach, mittag nach neunstündiger Verhandlung das Urteil gefällt. Der Angeklagte. Oberleutnant a. D. Ankermann, wurde wegen versuchten Mordes zu 8 Jahren Zuchthaus, auf welche 11 Monate durch die Untersuchungshaft als verbüßt an zusehen sind, verurtellt. Der Angeklagte behielt sich die An. nähme des Urteils bis nach Rücksprache mit seinem Ver teidiger vor.