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Nummer 15V — 2L. JaMang ümal wöcheutk.' Bezugspreis: für Juli 2"R.-M. ausschl, Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Nent.>Mark. Preise: Die eingespaltene Petitzeile Ri H, f. Familien- u. BerelnSanz., Gesuche 20 H. Die Pettt-Rcklaniezeil« 8V mm breit, 1 Ofsertengebühr für Älbstabholer 2<i '-I, bei Ucbersendung d. d. Post ausserdem Porto« zuschlag. Preis f. d. Einzelnummer 1v Renten-Pfcnnig Geschästltcher Teil: Joses gohmann. Dresden. SiickMe Dlenstass, den 1. Juli 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-Auftriigen H Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. v. Fernspr, übermittelte Anzeigen übernehmen w>r leine Be« owtioortung. Unverlangt eingesandte u. mit Nttckportg nicht versehe« Manuskripte werden nicht ansbewahrts Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags tzanptschrisllciler: Dr. Joses Albert, DreSdech Dolfsmkullg Tageszeitung für christliche Politik und Kult« S»s»iiftSst«lle der ESchstschen Vol»«,rituu« und Drink und Verlag > Saxonia-Buchdruckeret GmbH, DreSde»-A. 16, Holbelnstrabe 46. Fernruf 32122, Post. IchecklonIoDresden 14161 WUWliiU M Ml! * Ae Bell dkl Nmi» M »eile Neil Medaktio» der Lächstskl,«,, Volks,etning HolboinstratzcIS. Fernr», L21L2 und WKW ch Dresden-A. 16. „Stzialk Cinsliht" Eine Antwort an Herrn v. Borsig. Vou> Staatsminister a. D. «. Stege» wald. Wirtschaftliche Einsicht" überschreibt im „Arbeitgeber", dem der Bereinigung oer Deutschen Arbeitgeberverbände, deren Vorsitzender Geh. Kommerzienrat Tr. Ernst v. Borsig einen Leitartikel, öen er als „ein offenes Wort an die deutschen Gewerkschaften" bezeichnet. Darin werben gegen oie Gewerk schaften schwere Vorwürfe erhoben. Eine positive Stellungnahme deS Verfassers zu den entscheidenden Streitfragen der gegenwär tigen Beziehungen von Kapital und Arbeit ist in der Darlegung nicht enthalten. Vielleicht veranlaßt ihn das Folgende, sie nachzuholen. Zu beanstanden ist ferner die Art, in welcher Herr von Borsig seine Anschuldigungen unterschiedslos gegen „die Gewerk schaften" richtet, sie sogar an einer Stelle samt und sonders mit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in Verbindung bringt, ohne auch mur für die geringste seiner Anklagen Belege auS der christlich-nationalen Richtung der deutschen Arbeiterbewegung beizubringen. Mit zwei Millionen Köpfen im Deutschen Ge werkschaftsbund organisiert, und in den bürgerlichen Fraktionen der deutschen Parlamente, darunter mit drei Dutzend Abgeordneten im Reichstage vertreten, und nach einem kämpfereichen Aufstieg langer Jahre auch kein Gebilde von gestern mehr, muß die christ lich-nationale Gewerkschaftsbewegung verlangen, daß mindestens die Führer oer Wirtschaft sich bemühen, zu dem Eigenlcbcn der christlich-nationalen Arbeitnchmerbeweguug im Vergleich zu an deren Gewerkschaftsrichtungen vorzudringcn. Immer wieder be- gegenet man bei den öffentlichen Erörterungen der Glcichsctzung von Gewerkschaften und Gewerkschaften, von Gewerkschaften und Sozialdemokratie, ja von Arbeiterbewegung überhaupt mit Mar xismus und Klassenkampf. Das hat die öffentliche Meinung in Arbeiterfragen weiter verseucht und droht nachgerade die Ge fahr, daß Stände und Schichten unseres Volkes einander nicht mehr verstehen, unüberwindlich zu machen. Was Geheimrat böll Borsig Mer die Lage der deutschen Volkswirtschaft und die ans ihr erwachsenden privatwirtschaft lichen Notwendigkeiten sagt, bevor er zu seinen sozialpolitischen Angriffen schreitet, vermag ich im wesentlichen zu unterschreiben. Das von ihm betonte Erfordernis der Kapitalneubildung ins besondere kann kaum hoch genug bewertet werden. Wobei freilich zu «lrgänzcn wäre, daß solche Neubildung bei Betrieben und BctriebsinhabeLn nicht genügt, um „ans deutschem Kapital die für uns notwendige nationale Wirtschaft anfzubanen", sondern wie ehedem der breitesten Fundierung in dem ganzen Volke und seiner Sparkraft bedarf. Löhne ohne jeden Sparfaktor — heute die überwiegende Regel — wirken in dieser Hinsicht letzen Endes genau so auf die Produktiviät der Industrie zurück, wie ihre vielfach für des Lebens nackte Notdurft nicht einmal ausreichende Kaufkraft die erste und wichigste Grundlage aller Gütererzeugung, nämlich den Jnlandsmarkt erschüttern muß. 55 v. H. der Reichs- bevölkcrung machen mit ihren Familien allein die Arbeitnehmer in Handel, Industrie und Landwirtschaft ans, von vielen anderen abgesehen. Auch daß sie wieder Sparer und einigermaßen zahlungsfähige Käufer werden, gehört zu den Voraussetzungen des Wiederaufbaues der natianalen Wirtschaft auf deutschem Ka pital; erfüll diese Voraussetzung sich, — so wird sie zugleich eine andere, die Einstellung auf höchste Arbeitsleistung, mächtig fördern. Herr von Borsig braucht nur die Jachblätter der christlich- nationalen Gewerkschaften und die Tageszeitung ihrer Bewegung, den „Deutschen", aus den letzen Jahren durchznblättern, um 'aus Schrit und Tritt Verständnis, stellenweise vielleicht noch schärfere Betonung seiner eigenen wirtschaftlichen Gedankcngänge 'anzutreffcn. Mikumverträge und das ganze feindliche AnS- pressnngssystem, die schweren steuerlichen Belastungeil der gewerb lichen Tätigkeit, die Verteuerung jeder Erzeugung durch rohge staltete Umsatzsteuern vom Rohstoff bis zum vollkommensten Fa brikat, eine zu kostspielige Verwaltung in Staat und Gemeinden, dazu eine Veamtcnbesoldnngspolitik von manchmal inflations gefährlicher Art, drückende Frachten und Kreditnot, nicht zuletzt die gewaltige Zunahme jener Schmarotzer des Geld- und des Warenmarktes, die nach Oswald Spengler der produktiven Wirt schaft das Blut abzapsen, indem sie „die Vermittlung ver mitteln", — das sind so einige, Herrn von VorsigS Beurteilung unseres volkswirtschaftlichen Status ergänzende Punkte der Kritik, die er dort Nachlesen kann. Doch selbst dieser immerhin unschwierigcn Quellenforschung kann er entraten, wenn er sich an seine mehrjährige Zusammen arbeit mit christlich-nationalen Gewerkschaftsvertretern im Reichs wirtschaftsrat, vor allem auf dem Gebiete der den Kern seines Artikels bildenden Sozialpolitik zurückerinnert. Allen sreigewerk- schastlich-sozialistischen Anfeindungen zum Trotz, haben sie dort grundsätzlich stets um den Ausgleich der Gegensätze zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gerungen und oft in gleicher Linie mit der Gesamtheit oder mit Gruppen der Arbeitgeber. Vertreter der Verständigung die Bahn zu bereiten versucht. Tie Verhandlungen über die Schlichtungsordnung, das Arbcitsuach- wcisgesetz, die Arbeitslosenversicherung, die Arbeitszeitgesetze im Reichswirtschaftsrat geben davon Zeugnis. - Bei solcher Lage der Dinge hat die christlich-nationale Ar- beitnchmerbewegung Beweise nicht zu erbringen, sondern, wenn man sie mit internationalen Klassenkampforganisationen in einen Topf tun will, zu fordern. Ich greife die hauptsächlichsten sozialpolitischen Verallgemeinerungen des Borsigschen Artikels heraus. >. Auf unentwegtes Drängen der Arbeitgeberschaft hätten die .Gewerkschaften die Akkordarbeit wieder zugestanden. Tein Ver fasser mag in den Arbeiterverhältnissen seines Berliner Wohn sitzes entgangen sein, daß der Christliche Metallarbeiterperband, der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, der Zentralverband christlicher Textilarbeiter usw., dazu keines Drängens bedurften, sondern überall dort, wo deren Einfluß ausreichte, besonders «n Westen, unter selbstverständlicher Forderung angemessener Lohn- rrgeluiigen, hier jederzeit die Hand dazu geboten haben. Der Kewerkverein christlicher Bergarbeiter hat sogar di« außenpolitisch Die Aussichten für die JuMonfereiiz NurbttkitnW -er Kochre«! London, 30. Juni. „Daily Telegraph" bezeichnet dir Ge rüchte über eine wahrscheinliche Verschiebung der für den 16. Juli nach London einberusenen Konferenz als unbegrü n- det. Die eingeladenen auswärtigen Gäste würden während der Konferenzperiode Gäste der britischen Negierung sein. Der genaue Status der Vertretung der europäischen Regierungen, die an der Konferenz teilnehmen, iverde erörtert. Von mancher Seite wurde angeregt, daß die Londoner Gesandten dieser Mächte, unterstützt von Sachverständigen, die der Repara tionskommission cmgegliedert sind, die Interessen dieser Mächte in angemessener Weise vertreten. Von anderer Seite wurde gewünscht, daß in jedem Falle ein K ab i n e t t s m i n i st e r, sei es Premierminister, Außenminister oder Finanzminister, als Bevollmächtigter seiner Regierung zugegen sein soll. Die Einberufung der Konferenz für den 16. Juli würde eine Beschleunigung der vier wichtigen technischen Be richte notwendig machen, in welchen die Einzelheiten des DaweSp laues sich in Vorbereitung befinden. Per Bericht über die Bahnen werde unvermeidlich die Frage berühren, ob irgendwelche Seite der gegenwärtigen Regie sür das rhei nisch-westfälische System in der Bürgschaft für die Besetzungs- streitkräfte beibehalten werden fall, oder ob diese Beibehaltung in Widerspruch zu den Anempfehlungen des Daivesausschusses stehen würde und ob die betreffenden Klauseln der Rheinlands- koiwention nicht allen Erfordernissen des alliierten Oberbefehls Genüge tun würden. Es ist nach Ansicht des Berichtes schon aus finanziellen Gründen unvermeidlich, daß die Frage der fortgesetzten mili- tärischen Besetzung des Ruhrgebietes im Zusammenhänge mit dem Dawesplan aufgeworfen wird, weil Dawes und seine Mltfachoerständlgen die Auffassung niedergelegt haben, daß die in ihrem Plane vorgesehenen Garantien der Annuitäten alle Vertragskosten einschlietzen sollen, so daß die Besatzungs- Kosten aus ein Mindestmaß beschränkt werden müßten. Paris. 30. Juni. Nach einer Meldung der „Ere Nouvelle" wird sich die belgische Delegation aus der Londoner Konferenz aus dem Ministerpräsidenten Theunis, dem Außenminister Hymans, ihrem Kabiuettssekretär, dem zweiten belgischen Vertreter in der Reparationskammission. Gutt, und dem Leiter der belgischen Kommission im Ruhrgebiet, Henneckart, zusam mensetzen. London, 30. Juni. Der stets gutunterrichtete Korre spondent des „Ob ferner" bestätigt, daß zu der am 16. Juli in London stattflndenden Konferenz auch deutsche Ver treter zugczogen werden sollen, nicht, um wieder ein Diktat wie in Versailles zu erhalten, sondern um an der Frage mit- z u h e l f e n. Paris, 30. Juni. jDrahtbericht.) Augenblicklich finden, wie verlautet, Verhandlungen zwischen London, Paris und Brüssel statt, um festzustellen, in welchem Maße die Mächte der Kleinen Entente an der Londoner Konferenz teilnehmen sollen. Diese Mächte zerteilen sich in zwei Gruppen: Jugo slawien, Rumänien, Portugal einerseits, haben einen mehr oder weniger großen Anspruch auf Reparationszahlungen, die Tschechoslowakei und Polen andererseits haben als Nachfolgestaaten der Mittelmächte selbst einen Teil der Repara tionsverpflichtungen zu tragen. Die Mächte beider Gruppen sollen gebeten werden, sich durch ihre ständigen Londoner Vertreter an der Konferenz zu beteiligen. FortjehW -er MK»i»mhl»i-I>liM!> Berlin, 30. Juni. Die Vertreter des Ruhrberg bau cs haben Sonntag in der Frage der Mikumverträge mit einer kurzen Unterbrechung von 11 Uhr vormittags bis 10 Uhr abends mit der Reichsregierung verhandelt. Aus Grund der ihnen erteilten Instruktionen werden die Verhandlungen mit der Mikum in Düsseldorf heute wieder ausgenommen. Paris, 30. Juni. Das Außenministerium erklärte, ent gegen den Mitteilungen gewisser Blätter, es habe zwischen der französischen und belgischen Negierung dauernd völliges Ein vernehmen in der Frage der Erneuerung der Mikum- vertrüge geherrscht und es seien von beiden Negierungen die gleichen Instruktionen an ihre Vertreter in Düsseldorf ergangen. Die Rilhrkrcdite Paris, 30. Juni. Die französische Kammer l)at am Sonn abend die Ruhr Kredite bewilligt. Diese Abstimmung wird von der Presse lebhaft erörtert. — Im „Oeuvre" er greift der sozialistische Abgeordnete Alexandre Bare »ne, der sich als Vorsitzender der Abstimmung enthalten mußte, das Wort. Er schreibt: Wir wußten wohl, daß an einem sehr nahe liegenden Tage die Frage der M i l i t ä r k r e d i t e und sogar der Kredite für das Ruhnmternehmen aufgeworfen werden würde. Diese Abstimmung gehört zu den Verpflichtungen einer Mehrheit. Wenn man die Frage nicht lösen wollte, hatte man sich nicht verpflichten dürfen. Wir haben die Ruhrpolitik be kämpft, und nun müssen wir durch unsere Stimmzettel, wenig stens provisorisch, die Ausrechterhaltung der Besetzung unter stützen, während diese „verdammten Kommunisten" sich den Lutzus einer formellen Ablehnung gestatten konnten. „Petit Journal" schreibt: Da die Opposition durch den Abgeordneten Bokanowski ankündigen ließ, daß sie sür die Nuhrkredite eine Ersatz-Majorität stellen werde, und da Herriot sich vom ersten Tag an geweigert hat, eine solche an zunehmen, hat er alle Mitglieder des Linkskartells ausqeruscn und die Vertraue nssrage gestellt. Die Sozialisten, die einen Augenblick verwirrt schienen, haben sich bei dieser Ab stimmung geteilt. Elsatz-Lothrir»t>en Paris, 30. Juni. Der „Temps" meldet, daß die Regierung in aller Kürze einen Gesetzentwurf in der Kammer ciubringcn werde, der an Stelle des elsaß-lothringischen Gencralkommis- sariats eine G e n e r a l d i r e^c t i o n vorsehe, an deren Suitze voraussichtlich der Rektor der Straßburger Universität, CH ar te ty, stehen iverde. und volkswirtschaftlich gebotene Anfrechterhaltung der Akkord arbeit gegen Bestrebungen nach deren Beseitigung im Bergbau in einer Stunde verteidigt, als in manchen Gcwerbezweigeu die deutschen Unternehmer ihre beim Umsturz verlorengegangriicn Nerven noch nicht wieder beisammen hatten. Der Deutsche GewcrkschaftSbnnd bekämpft überhaupt keine anständig bezahlte Akkordarbeit, solange sie Gesundheit und gute Sitten und die Achtung vor dem Menschen im Arbeiter wahrt. Ebensowenig vertritt er einen schematischen Achtstundentag. Seine Stellung zur Dauer der Arbeit richtet sich grundsätzlich nach beruflichen und sanitären Gesichtspunkten. Was ihm hier nach beispielsweise für Bergarbeiter in heißen oder nassen Gruben und für Fenerarbeiter znvicl erscheint, das kann in leichteren und leichten Berufen überschritten werden. Ihn hindert auch nichts, anzuerkcnnen, daß für manche einfachen Arbeitsprozesse mehr Arbeitszeit, wenn nicht prozentual mehr, so doch verhältnis mäßig mehr Arbeitsergebnis bedeutet. Man sicht, Herrn von Borsigs Wunsch, „sich wenigstens ans diesen allgemeinen Satz zu einigen", ist für die christlich nationalen Gewerkschaften er füllbar. Immerhin sollte er die technische Rückständigkeit mancher Betriebe nicht damit bestreiten, daß er entrüstet fragt, welcher Unternehmer sich denn heute noch den Luxus unproduktiver Arbeit leisten könne. Gewiß, heute möchte wohl mancher zurück gebliebene Betrieb die technische Vervollkommnung nachholcn, welche ihm die Geldslüssigkeit der Jnflationsjahrc gestattet hätte, heute, wo Kreditnot und wachsende Absatzschwierigkeiten im Weg: stehen. Damals jedoch enthob ihn das Kartell, welches die Preise nach den schwächsten und rückständigsten Mitglicderbetrieben kalkulierte, einem solchen Zwange. Das verzweifelte Festhalten am schützenden Kartellgedanken ist gegenwärtig noch eines der auf die Tauer allerdings untauglichen Mittel zur Hochhaltung der Preise. Ter Artikel redet viel von Schematismus: schematische Ar beitszeit, schematische Tarifverträge, schematisches Schlichtungs verfahren usw. sind seine Beschwerden. Hand aufs Herzt Wer stemmt sich gegen die Bemühungen einsichtiger Gewerkschaft?- sichrer, die Tarifverträge in oer Richtung differenzierter Leistungs löhne fortzuentwickeln? Wer schematisiert heute, oft aus Dok- trinarismus und reiner Machtprobe oie Arbeitszeitverlängcrung? Das sind die Arbeitgeberverbände! D?r Artikel macht sich alt anderer Stelle die Behauptung der „Deutschen Acbeltgcberzeitung" zu eigen, die deutschen Bau arbeitergewerkschaften sabotieren den deutschen Bauniarkt durch Förderung der Abwanderung reichsdeutscher Bauarbeiter tu die Schweiz und nach Oesterreich. Ter Christliche Banarbeiteroer- band weiß davon-.nichts. Ter Deutsche Gewcrkschastsbnnd ist im Gegenteil bemüht, seine Mitglieder ständig über die Schwie rigkeiten der Answanoernng zu belehren und dem Vatcrlande insbesondere die gelernten Arbeitskräste zu erhalten. Leicht macht sich Herr von Borsig die Verurteilung de-s letzten Kampfes im Rnhrbergban, der „onrch passive Resistenz und Vertragsbruch der Arbeiter vcranlastt" worden sei. Unsere ruhelose Zeit vergisst schnell. Daher sei daran erinnert, daß das letzte Glied in der Kette der Ruhrkonflikte einem 'Anfänge gegenübersteht, der im Herbst des vorigen Jahres in dem ge waltsamen Bruche geltender Rcichsgesetze und vereinbarter Tarif verträge durch oie Unternehmer bestand. Und wie steht eS mit den Hochofenarbeitern im Rnhrgebict, denen die Arbeitgeber seit mehr als einem halben Jahre die pslichtmäßigc, von ihnen selbst anerkannte Ablösnngsregclnng bis jetzt schuldig geblieben sind? Zwölf Stunden Feuerarbeit und nur wenige freie Sonntage im Jahre — ich furchte, Herr von Borsig brächte bei seiner betont wirtschaftlichen Einstellung zu den Dingen des Lebens vielleicht in ähnlicher Lage die seelische Widerstandskraft der christlichen Gewerkschaftsmitglieder nicht ans. Wenn hier nicht Abhilfe erfolgt, so kann niemand dafür einstehcn, daß an- gehäuste Erbitterung nicht abermals sich entlädt. Ans sreigcwcrkschaftlich-sozialistischer Quelle zitiert Herr von Borsig, ohne die Quelle klar erkennbar zu machen, Phrasen über den Vorspann, den das deutsche Proletariat dem internatio nalen Kampf um den Achtstundentag zu leisten habe. Die christlich- nationalen Gewerkschaften haben niemals einen Zweifel dar über gelassen, daß keines ihrer Ziele internationale Erwägnn- gen nationalen Rücksichten voranstellt. Sie müssen daher eine derartige Zitatenverwendung gegen „die Gewerkschaften" nach- drücklich ablehne». Schließlich beklagt sich der Verfasser über die „Schematisie rung der Tarif- und Schlichtnngspolitil". Sie wirke „wie eine ProduktionSdrosselnng, wie eine unnatürliche Ueberspannung orga nisatorischen Einflusses auf wirtschaftliche und individuelle Ver hältnisse. Können uns die deutschen Gewerkschaften nach all den eingehenden Auseinandersetzungen... keine andere Antwort geben als die Interpellation der sozialdemokratischen Reichstagsfrak tion? Ich frage ausdrücklich: „Stehen die deutschen Gewerk schaften, steht vor allein auch der Allgemeine Deutsche Gewerk- schaftsbund hinter dieser Interpellation..." Ich frage da gegen: Was berechtigt den Führer der Arbcitgebcrvcrvcrbände, Geheimrat v. Borsig, zu dieser summarischen Ansprache an ditz