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Go»«»Lend irr. tä Februar 19t» Völkerbund eintreteu. (Erneute lebhafte Zusrimiuung.) Wir sind bereit, über die Abtretung dieser oder jener Kolonien zu verhandeln, aber als rechtmäßige Eigentümer. Ferner müssen wir daraus gefaßt sein, von dem eigentlichen Reichsgebiete wertvolle Teile zu verlieren. Das gilt vor allem von Elsaß- Aothringen. Ich akzeptiere Wilsons Standpunkt, weil es auf das Recht der gegenivärtigen Bevölkerung Elsaß- Lothringens ankommt. Diesem Rechte wird Gewalt angetan, wenn jetzt die französische Okkupationsmacht das Land wie «in endgültig erobertes behandelt und alle Elemente vertreibt oder gefangen setzt, in denen sie ein Hindernis gegen ihre imperialistischen Pläne sieht, und »venn sie den natürlichen Ansprüchen eines Volkes auf seine Sprache durch gewaltsame Verwelschung angetastet hat, (Lebhafte allseitige Zustim mung.) Noch bat die Friedenskonferenz nicht ihr Siegel unter Elsaß-Lothringens Schicksal gedrückt, «och ist Elsas, Lothringen von Rechts wegen Reichsland. Möge eS französisches Departement inerden »vollen oder deut scher Freistaat, möge es eine Autonomie vorziehen oder volle Selbständigkeit Deutschland wird nicht eher glauben, daß das neue Europa ans Gerechtigkeit gegründet ist, ehe nicht die feierliche Zustimmung des ganzen elsaß - lothringischen Volkes den Friedensartikel bekräftigt, der die Zukunft des' Landes feststellt. Das preußische Saargebiet oder die Ka y ri s ch e P s a lz an Elsaß oder Lothringen anzngliedern. bedeutet eine imperialistische VergeNwltigung, die genau sa scharf verurteilt werden muß, wie frühere Absichten deutscher Chauvinisten auf das Becken von Longwy und Briey, Das deutsche Volk ist über alle staatlichen Grenzen, auch über die Grenzen des alte» Reiches hinaus eine lebendige Einheit, Aber trenn wir »nS ^uit unseren österreichischen Brüdern, die bis zum Zusammenbruche des römischen Reiche- deutscher Nation die gleiche Geschichte haben, jetzt wieder zuian»iienfinden, st nehmen wir damit nur eine s p ä t e K o r r e k t n r a n einem Fehler der Reichs, grün düng vor. der die Friedenskonferenz die Sanktion ganz gewiß nickst versage» wird. (Beifall und Zustimmung.) Schon jetzt darf die deutsche Nationalversammlung und dar? ich als Leiter deutscher auswärtiger Politik Verwahrung einlegen gegen die Unbill, die Teutschösterreich von ehe maligen Reichsgenossen angetan wird. (Sehr richtig!) lieber die wirtschaftlichen Bedürfnisse des stschecho- slowa kischen Staates, die ans der Abgeschlossenheit vom Heere herzuleiten sind wird-ruhig verhandelt werden kön nen. Wir volle» das Reckst auch da anbalmen, wo es sich gegen unsere Machtstellung wendet. Das gilt vor allem für das Volk oer P v l e», Wir haben uns bereit erstärt, alle unzweifelhaft polnisch besiedelten Gebiete unseres Reiches mir dem polnischen Staate »erbenden zu lassen. Die Polen können sich nicht mehr ans Nvtwehi berufen, denn die neue dcnt'che Regierug hat die drückenden Sondergesetzc aufgehoben und war bereit, den Polen oacki in der Beamtenwahl entgegen- zukomnie». Trotzdem stellen die Polen uns als Angreifer dar, und der Verband unternimmt es, uns Anwendung von Gewalt gegen die Polen in unserem eigenen Lande zu unter sagen. Die Neichsrcgieinna hat diese Znmutnng abgelohnt und die Enfternnng oller bewaffneten polnischen Faiina- tionen aus dem jetzigen Reichsgebiete gefordert. (Beifall.) Das Probstm kann di-ick' vertragsmäßige Regelung der Weichseftckstssohrt und onrch Konzessionen ans dem Gebiete der Eisenbahn und des Hafenivesens gelöst werden, ahne d st; die Reick,sbotzeit Uder nnveststißerliches westprenßisches Ge biet angerastet zu weiden loanckst. Was den deutschen Polen recht ist ist den dentjchen Dänen billig. Nach der Ent wicklung, die dir Tinge genommen baben, hoffe ich, d st-, an ur'erer Noidgrcnze in steier Verständigung ein redück'cr Abrechnung. Stimmungsbild aus der National- Versammlung (Vcn unstnem Weimarer parlamcntcirisclM Vertreter.) Die große politif'che Aussprache, die schon den früheren Reichstag Sitzungen ein besonderes Gepräge gab, mußte in der die Revolntionsepockfe beschließenden Nationalversamm- lung einer besonderen Aufmerksamkeit und Spannung be gegnen. Handelte es sich doch jetzt darum, nicht nur Ab rechnung für das Verflossene zu halten, sondern auch aus- zusckinuen in eine neue Zukunft des Deutschen Reiches, dcc wir, wenn mich Tränen umflort und lcidbeschwcrt, so doch frohen Mutes e> tgegenblickcn wollen. Die Donnerstmrsitznrig der Nationalversammlung brachte dem deutscsten Volke die neue Regierung. Ihre Männer nahmen die Ministerbank ein. Der Reickfspräsident der sein Abgeoldnetenmaildat „iedergelegt hat, ist nickst mehr im Hause, Seinen Eckplatz nimmt der Ministerpräsient S ck> e i d e m a n ii ein. Neben ihm sitzen Graf Brockdorff. Noske, David, Erzberger und Schiffer, dahinter Bauer, P'.erß, Gothein, Bell, Landsberg, Wissel und Gies st e r t s. Weit im Hintergrund« befindet sich der preilßftche Krieg!minister, der dem neuen Kabinett wohl angehört, aber dort kein Stimmrecht besitzt. David hat das Präsidenten- omt der Nationalversammlung niedergelegt. Es wird an jFehrenbach fallen. Die Mitteilung des Präsidenten Haußmann von der Amtsniederlegung Davids wird von den 'Unabhängigen mit dem Znrilf«: „Blamage" quittiert. Ge- fck-äftsmäßig beginnt die Sitzung, daS Hans selbst weist teilweise empfindliche Lücken ans. DaS große Interesse konzentriert sich auf die Rede des Ministerpräsidenten Scheidemann. Um es gleich vor weg -u sagen: ES war eine der besten Reden, die Scheide- ma, n jemals ini Parlament gehalten hat. An seine Mit- ite'lung von der Bildung der Regierung knüpft« er die Ver lesung des Rcgicrungsprogramms. Er ging dann zu dem Eigentlichen Rechenschaftsbericht über, der sich aber nur ge wisse' maßen in Stichwortcn hält. Den breitesten, aber auch »rat, risch besten Teil ividmete Scheidemann der Erörterung Her Vorgänge, die zum Austritt der Unabhängigen aus der RevelutionSregierung geführt haben. An die Spitze dieser — L«chl»sche — Ausgleich langjähugei: Völkr'zwistes geschaffen wird. Bei fall.) In allen Völkern die am Kriege beteiligt waren, verlangen Millionen Heizen enrste Aufmerksamkeit fü-- ine internationale Regelung der sozialen Frage. Ter Gedanke iozialer Btirenma ist nirgends mehr zu H.»>' als in Teul'chiand Es war eine Verleugnung > ine es sozialen Geistes, daß die Frirdensverträge. sie Deutschland mit d.-n Ostinächten abschloß. .ein kapitalistischen Et,Makler trugen. (Lebhafte Zustiw in.ng links? Solche Verträge sind heute für jeden Sieger ein« Gefahr. Die deutsche Reginrng ist entschlossen, sich be> den Vorschlägen für FneoenSbestimmungen über Arbeit?: reckst, Arbeiter schütz, Arbeiter Versicherung wesentlich auf den Bosten der Beschlüsse der Konferenz»,: in Leests und Bern zi stellen. Ter Gedanke der Liga der.Nationen, der kürzlich noch als Traumbild ideologische? Schwärmer erschien, steigt jetzt in das klare Licht der Wirklichkeit. Deutschland ist entschlossen, an der Ausgestaltung des Bundes rückhaltslos initzuarbeitea, obgleich die anderen uns nur mit tiefem Mißtrauen zulasten iverden und der Bund in erster Linie begründet worden ist, nni Deutschland an der Fortsetzung einer kriegerischen Politik di? uns doch völlig seniliegl, zu hindern. Dieses Mißtrauen wüsten wir dincki Bcweise aufrichtiger Friedensliebe über« winden. ^Beifall.) Ein solcher Beweis wird zunächst in nnicreni Entschlüsse dei A b ? c h r v o n j e d e r R ü st u n g s- Politik liegen. Es wäre ein Irrtum, zu glauben, daß bei dcr Konzentrierllng de, Kräfte auf die friedliche Arbeit im Innern die äußere Politik zu kurz käme, denn eine Außen politik, die sich ans überlegene Waffenmacht stützt, ist zwar eine bequeme, ab«: meist eine schlechte und unfruchtbare Politik, Tic Negierung, in deren Namen ich auswärtige Politik l,eiben si ll, sieht unter der Führung der deutschen Arbeiter schaft, aber es ist eine Regierung vereinigter sozialer und bürgerlicher Demokratie. Das Vertrauen, das ich von Ihnen erbitte, Nird nicht beeinträchtigt werden durch den Namen, den ich von meinen Vorfahren übernommen habe. Ich hoffe, Ihnen zu beweisen, daß man zugleich Graf und überzeugter Demotstat sein kann. (Sehr gut!) Wir haben nach innen und ai ßen manches gutzumachen, besonders gegenüber Bel- gien und daher haben wir keinen Anlaß, hochfahrende Worte z» führen. (Sehr richtig! b. d. Unabh.) Aber wir haben auch unschätzbare wertvolle innere und äußere Güter zu ver teidigen und deshalb die Verpflichtung, unsere Eigenart und Selbständigkeit auch dem Sieger gegenüber zu behaupten. (Lebhaste Zustimmung.) Wir sind besiegt, aber nicht e » ta r te t. (Bravo! Lebhafter Beifall und Hände klatschen.) Abg. Keil (Soz.): Nachdem das lange gepflegte Gewebe der 'chmstä, benschen Stimmungsmache gerissen war, erhoben sich die Arbeiter und Soldaten, schüttelten die alte Herr schaft mitsamt dem militaristischen Zwangssystem ab. Meine Fraktion begrüßt die Abtretung der politischen Gewalt des Zcntn nats der A.- und S.-Räte an die deutsche National- versaw.mlung. denn zwei konkurrierende Zentralgeivalten sind iw. Deutschen Reiche nicht möglich. Wir haben in man chen Punkten nachgegeben. Hätten wir allein zu entscheiden gehabt, so hätte das Regierungsprogramm anders ausge sehen. Jetzt geht der Kamps um die weitergehenden Forde- rimgcn weiter. Abg. Graf Pc> sado w sky - W ehner (Deutschnat. Vp ): Wir stehen in einer Zeit der schwersten Not des Vater landes. Die Forderungen der Feinde an uns auf Grund der Waffenstillstandsbedingiingen lassen Menschlichkeit und Gc'echtigkeit vermissen. Der Redner geht weiter auf die Trennung von Staat und .Kirche ein und ver- Dc.lstellilng stellte er den Satz: Die Zeit der Geivaltherrschaft ist ein für allemal vorbei. Die Mehrheit im Hause begrüßte dstües Wort mit stürmischem Beifall, die Unabhängigen aber geben ihrer Unzufriedenheit in empörten Zurufen Ausdruck und vor allein tut sich darin di; Zietz hervor, die anscheinend den Ehrgeiz hat, sich zu einer zweiten Rosa Luxemburg aus- Zuwachsen. Als Scheidemann die Tätigkeit der Frauen im Parlament init den größten Hoffnungen begrüßte, strafte wiederum die Zietz diese Hoffnungen durch ihr Gebaren Lügen. Scheidemann sing dann zu scharfen Angriffen ans die Unabhängigen und ihre Politik während der Revolu- tionsmonate über. Sie sei belastet mit der Erbsünde gegen den Geist der Dfinokratie. Tie Unabhängigen lachen ver- bissen auf und Haase schreit: „Sünde gegen den Sozialis mus!" Der Fehler, so sagt Scheideinann sei zur tragischen Schuld geworden, als eine kleine Miniorität versuchte, die Macht an sich zu reißen und mit Maschinengewehren und Granaten Politik zu machen, „ä I« Noske!" schreit es ans den Unabhängigen Bänken. Noske lacht bloß. Scheidemann mit mächtiger Stimme ruft in den Saal: Wir haben nur unsere Pflicht getan. Das Haus klatscht stürmisch Beifall. Die Unabhängigen reden sich in immer größere Wut hinein, als Scheidemann mit feierlicher Stimme ausruft: Unser Gewissen ist rein. Da rufen die Unabhängigen wie im Chor: „Es ist mit Blut befleckt!" Von rechts hört man dir Gegenliste: „Dann sind Sie schuld daran!" Die Versiche- rung, daß das Gesetz auf alle gleich angewendet werden soll, ruft bei den Unabhängigen geradezu einen Sturm der Entrüstung hervor. Die Zietz wird immer wilder. Haase fuchtelt empört in der Luft herum, schreit und tobt und notiert zwischendurch lebhaft auf die vor ihm liegenden Blätter. Aber Scheidemann läßt nicht locker, Hieb auf Hieb saust auf die Unabhängigen nieder: „Ihr Verdienst ist es wahrhaftig nicht, wenn die Nationalversammlung zusammen- getrcten ist und ein« Verfassung geschaffen hat!" „Was für eine Verfassung?" geifert es von den Radikalen zurück. Es geht teilweise sehr wirr dort drüben links zu. Als Scheide- mann die Notwendigkeit feststellt, die Revolution ohne Blut vergießen foitzuführen, piept die Zietz dazwischen: „Ans ewig gebrandmarkt!" Unter dem fortdauernden Zische,, der Mehrheit des Hauses fangen die Unabhängigen eine förm- liche Privatunterhaltung auf ihren Bänken an. Die anderen liest zur Frage der Monarchie eine Erklärung seiner Freunde, in der es heißt: Wir sind treue, überzeugte Diener uiljerer Herrscher- huu'er gewesen. Nach dem Umsturz der Verhältnisse werden wir uns nicht der vaterlündisck>en Pflicht entziehen, treu an den, Wiederaufbau des Reiches auch unter der neuen Regie- rung mitzuarbeiten. Den gewaltsamen Umsturz haben wir veru. teilt, und wir sind nach wie vor der Ueberzeugung, daß dir Monarchie für Deutschland die beste Staatsform ist. (Lebhafter Beifall rechts.) Wir erwarten alles von der ge setzmäßigen Entwicklung. Wir wollen wissen, Nvlches Heeres- gut bei KriegScr.de vorhanden war und wo es geblieben ist. (Sehr gut! rechts.) Auch über die Einkünfte der verschiedenen Räte muß Klarheit geschaffen iverden. Wir treten ein für eine kräftige Siedlungspolitik, für eine Förde- rung des Mittelstandes und der Beamtenschaft. Der soge nannte Waffenstillstand ist in Wirklicksteit das Vorspiel eines Gewaltsriedens. (Beifall rechts.) Die Erklärungen des Staatssekretärs Erzberger befriedigen uns nicht. Wii- werden bei anderer Gelegenheit die Frage prüfen, ob nistet Unterhändler seiner Aufgabe gewachsen war. Hierauf wird die Verhandlung abgebrochen. , Präsident Fehrenbach schlägt vor, folgende Fach ausschüsse einzusetzen: Ten Ausschuß für den Reichs- Haushalt mit 28 Mitgliedern, für die Wahlprüfungen nrit 14, !>,'r di,? Geschäftsordnung mit 21, für die allgemeinen Rechnungen mit 14, für Handel und Gewerbe und für soziale Aclgklkgcnheiten mit je 28 Mitgliedern. Das Haus stimmt zn. Deutsches Reich ^ - Anfrnf Hi»denb»r>s. B«rlin, >4. Februar (Amtlich). Nachdem der Grenz- schütz Ost d«r Obersten Heeresleitung übertragen ward»« ist, habe ich mit dem heutigen Tags mein Hauptquartier nach dem Osten verlegt. Al« ich im August 1914. znm Oberbefehlshaber der 8. Armee ernannt, im Osten «intraf, standen mir schwere Aufgaben bevor. Dank der B-rtreff- lichksit von Führern und Truppen gelang «S, bei Lannen- berg und den Masurische» Kern unser« Ostmarken vor feindlichem Einfall zu bewahren. Wenn ich heute nochmals nach dein Osten zurückkehre um dort tm Aufträge der der ReichSregterung daS Kommando zu führen, so erfüllt mich schwere Sorge um die Zukunft unseres Batar- landes, nicht we l wir, von der Ueder,nacht unserer Feinde und der Hungerblockade erdrückt, um Frieden buten mußten, sondern weil ich unser Volk in sich zerrüttet und erschlafft tm Wallen sehe. Viele stehen abseits und haben mit der Freude an, Pciterlanve auch jeden Ovserfinn verloren. Wohin soll uns dieser Zustand führen? Wir müssen hindurchl Entschlossen uu di« Arbeit zum Besten des Vaterlandes! Dazu gehört in erste« Linie, daß wir einig sind in der Liebs zur Heimat und den alten deutschen Boden schirmen oo» dem neuen Feinde, dem Bolschewismus, der die Kulturwelt bedroht. Ihr Freiwilligen und ihr jungen Kameraden, dis ihr zum Schutze der Ostmarken euer Leben einzusetzen entschlossen seid, denkt an die Getreuen vom Jahr« 1vl4I And ihr, meine alten Kameraden und Mitkämpfer von Tann«nberg und den Masurischen Seen, eilt herbei, um mir zu helfen! Möge der Appell an Deutschlands Söhne nicht »»gehört verhallen. W-lchen Stamme» ihr seid, ob Bayern, Sachsen. Schwaden oder Preußen, welcher P-riet ihr angehöct, wir find alle Deutsche. Vergeht, was uns trennen könnte. Findel euch wieder zusammen in Liebe zur Heimat, ln Selbstzucht, Disziplin und Vertrauen zu euren Führern. v. Hindenburg. Parteien beteiligen sich an diesen häuslichen Auseinander setzungen nicht. Noch einmal kam es zu einem gewaltigen Sturm, als Scheidemann in feierlichen Worten die Rück gabe unserer Kriegsgefangenen verlangt. Man sollte meinen, daß in dieser Frage wenigstens alles einig iväre. Wohl brausten ergreifende Kundgebungen durch das Haus. Aber wieder ist es die Zietz, welche die Stimmung zerreist durch ihr Gezeter: „Schickt erst die russischen zurückI" Scheide' mann schlägt bei diesen Worten mit der Faust auf daS Pult und ruft unter dem stürmischen Jubel der Versammiunz ans: „Wir sitzen doch hier im deutschen Reichstag und nicht im russischen!" Minutenlang dauern die Kundgebungen, unterstützt von immer wiederholtem Beifallklatschen und die Unabhängigen auf den Linksbänken iverden dadurch förmlich niedergeqnetscht. Als Scheideinann beendet hatte, spendeten ihm seine Fraktionsgenossen starken Beifall. Als erster Redner aus dem Hause kommt dann der Führer des Zentrums Gröber zu Wort. Die Mehrheits- sozialisten. denen nach ihrer Stärke dieser erste Platz in der Rednerliste zugefallen wäre, haben darauf verzichtet, weit' unmittelbar zuvor Scheidemann gesprochen hatte. Gröber entwickelte in großen Zügen das politische, wirtschaftliche und kultviellc Programm des Zentrums. Die Hauptaufgabe ist heute die: „Dem Interesse des deutschen Volkes und Batee^ lande? zu dienen, Friede Ordnung, Arbeit und Brot sind die Erfsiternisse der Stunde. Nicht nur von den Rechten, sondern auch von den Wichten der Bürger muß wieder, gcsp-ochen iverden. Die erste Pflicht ist di« zur Arbeit." Gröber begründet in besonderen Ausführungen den Eintritt der Zentrumspartei in die Regierung. Es sei einzig und allein um des Vaterlandes willen geschehen. Gröber fordert vor allem ein starkes Volksheer, unter Abschaffung deS Rate- systems in der bisherigen Form. Seine Ausführungen wur- den vom Hause mit größten! Interesse angehört und vielfach durch Beifall unterstützt. Das Charakteristische des ersten Tages der Aussprache und seine politische Bedeutung liegen darin, daß der Arbeits wille der Parteien einerseits und die feste Enft-^lostenheit der Regierung andererseits zum Zwecke der Herbeiführung geordneter und sicherer Zustände im Reiche deutlich hervor traten und das ist, was wir brauchen.