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schritten. Wohl wurde noch eine nanze Weile hin und der gestritten, wobei es an gegenseitigen Liebenswürdigkeiten nicht fehlte, aber an dem Ausgange deS Streites war nichts mehr zu ändern. Auch Klara Zetkin fühlte den Drang in sich, ihrer Meinung dahin Ausdruck zu geben, das; der Parteivorstand ein arger Sünder sei. Wer Kritik an ihm übe, meinte sie, laufe Gefahr, öffentlich abgekanzelt zu werden. Aber auch Klara Zetkin fand keinen Beifall, son dern rief nur Widerspruch und Unruhe hervor. Was dann im weiteren Berlause der Sitzung noch kam, konnte gröberes Interesse nicht beanspruchen. Vermischtes 7 Schmerzhast, aber wahr! Eine drollige Ge schichte wird der „Flankf, Zeitg." aus Güttingen berichtete Ein dortiger Althändler kündigte durch Inserate seit langem regelmässig an, das; er für Zähne und ganze Gebisse die höchsten Tagespreise zahle. Ihm ist es natürlich dabei nicht so sehr um die Zähne selbst zu tun. als um den kleinen Pla- tinstist, der in jedem künstlichen Zahn zu dessen Befestigung sitzt, und dessen Weiterverkauf sich bei dem hohen Platin- preise immerhin noch lohnt. Kommt nun dieser Tage zu dem Althändler ein. Bauer aus der Adelebser Gegend und bietet ihm 13 Zähne zum Kauf an. Als der Althändler ans die Frage des Bauern nach dem höchsten Tagespreise 25 Pfennig pro Zahn bietet, meint der Bauer, der inzwi schen seine tadellosen 13 Zähne auf den Ladentisch gezählt hat, ganz entrüstet, zu einem solchen Schundpreise könne er mit dem Althändler kein Geschäft mache». Ihm sei erzählt worden, der Althändler zahle für jeden Menscl-cnzahn zwei Mark, deshalb habe er sich ;a die 13 Zähne beim Dorfbader anSziehen lassen, m» sie zu Geld zu machen. Er habe allein für das Ausziehen der Zähne 5<1 Pfennig pro Stück an den Bader gezahlt, für die auSgestandenen Schmerzen müsse er doch auch etwas haben. Unter 1.50 Mark Pro Stück könne er sie nicht verkaufen, die Zahnärzte nähmen doch für jeden eingesetzten Zahn mindeslens 3 Mark, also verdiene der Alt händler bei einem Preise von 1,50 Mark noch genug. Der Althändler iv^r sprachlos. Ehe er Worte finden konnte, hatte der Bauer seine Zähne schon wieder eingepackt und trollte sich von dannen, um sie, wie er noch im Weggehen be merkte, einem Zahnarzte direkt anzubieten, der ihm wohl mehr für die guten Zähne bezahlen werde. v Getränke, die Reiz st osfe enthalten, greifen Magen und Nerven an und sind deshalb zum täg- sirl-en Genusi nicht geeignet. Ein Getränk dagegen, das nach dem Urteil ärztlicher Autoritäten keinen einzigen Ichädlichen Stoff enthält, und jedermann immer gut be kommt, ist Kathreiners Malzkaffee. Seiner großen Be kömmlichkeit und seinem aromatischen Wohlgeschmack ver dankt Kathreiners Malzkaffes seine immer wachsende enorme Verbreitung in allen Kulturländern der Erde. Rechnet man noch seine große Billigkeit hinzu, so wird es ;edem klar, daß Kathreiners Malzkasfee das beste und empfehlenswerteste tägliche Getränk ist. Literatur. Ein Ritt durch Marokko. Neiseroman von Otto Cesar Artbauer. Mit 17 Illustrationen, in Leinen gebunden 3 Mark. Verlag von I. Habbel, Regensburg, Gutenberg- straß» 17. Noch zittert die Leidenschaft um dieses seltsame Land durch die Völker, da eescl-eint ein Buch, das die Men schen und die Erde, die Wunder und Stimmungen dieser letzten Zuflucht freier Bergstämme mit beneidenswerter Treue schildert. Ein junger deutsck>er Gelehrter, der Sprache des Landes kundig wie kein anderer, vom WisfenSdrange ge trieben. durchreitet unter aufregenden Abenteuern die Land- sct-aften, in denen sich heute ein Völkerlchicksal zusammen- zieht. Tie Sprache des Vuck>es hat orientalischen Glanz, die ganze Biiderpoesie des Arabers ist hier vereinigt. Eine Abenteuergeschichte üblicher Art, bei aller Spannung maß- voll, trotz reicl-er Handlung wie geschaffen. Anscl>auungen im reichsten Matze für all das zu bieten, was uns heute an Marokko interessiert. Der Held ist Zeuge des grauenvollen Unterganges einer Abteilung Fremdenlegionäre' ergreifend ist das Schicksal dieser Unseligen geschildert, die für kläg- lichen Blutsold im Dienste einer fremden Nation leiden, kämpfen und fallen. Unter der reichen Marokkoliteratur politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Inhaltes dieser hei ßen Monate ist es der Vertreter der Schönheit, der dennoch anschaulich zusammenfaßt, was die andere Literatur will. Und wenn die weltbewegende Frage gelöst sein wird, der Wert dieser Blätter wird dauern. Kunst. Wissenschaft und Vorträge. I Dressen- Eine neue Sprechlondtchiung vollendeten soeben d e beiden Autoren de- tm voitgen Winter mit außer- ordentlichcin Erfolg aufgeführten Werkes .Das grobe Narren- spiel', der Dresdner Lyriker F E. Köhler-Haußen und der gle-ch- faUS in Dresden lebende Komponist Paul Lolbcg Das neue Werk führt d n Titel .Der gläserne Berg'. Es umfaßt gesprochenen Text, großes Orchester und iinlichtbaren Frauenchor. Die Urauf führung mit dem Dichter als Sprecher u> d dem Komponisten MS Dir genten ist noch t» der ersten Hülste des Winters zu erwarten Aus der Geschäftswelt. Al? ein großer Ucbclstand wird es empfunden, daß bei den Gas g lü h li ch l l a mp en die Strümpfe und Zy inder so häuüg plutz.n Bisher hat man dies fast ausschließlich aus Unvorsichtigkeit beim Putzen oder Anzünden von Lampen zuiückgefüyrt. In Wirk lichkeit aber liegt es an dem zu intensiven Aus,Nomen des Gases, wodurch beim Anzünden das Zerspringen der Strümpfe und Zytind r berbeigefüh« wird. Diesem Ue-elstande kann auf leichte und billige Weise dadurch abgcholfen werden, daß man sich die Lampen von dem früheren Meiller der deuischcn Gasvlühtichl- Aktiengesellschaft „Auer- und Inspektor der Kon»nenlal-Ga glüh licht-Aknen - Gesellschaft .Meteor- zu Berlin, Herrn B ktor Lzalkowort, Dresden, Loschwitzer Straße 8, regulieren läßt. Durch eine dermtige Regulierung wird nicht nur ein gleich mäßiges tadelloses Brennen der Fiannwn herbeigcführt, sondern auch eine bedeutende GaSersparniS erzielt. Herrn ^zalkowsN stehe» eine große Anzahl Anerkennungsschreiben von Ossizttrskaimos, Hotels und Fabriken, sowie von Privaiperjonen zur Verfügung. H-r»»«ne«vorie. Lrr -oer. 1t. Zep:emb-r. Prodnklenpreise m Lcei-o u. Preis, t« Mark. Wetter Schön. Stimmung: Ruhig. Weizen, br. neuer 286 -2< 9, do. aller <77—73 kz;,' 202—201. do. <73 - 74 In . russischer ro, 240—248. Argen,. 242-248, Australier » Manitoba 242—2,8. Roggen sächsischer, neuer 194-195 do. iächs. <72 74 Ir«) 189-128, preuh. neuer 19» c-is >96. russ. 191—0 3. «erste, säcbs-, neue 200-210. schles. 210—220, pusener 208 220, böom. 228—244, Futtergerste 188—172. Haler iächs. inner 194 202, schles. neuer 194- 202, russ. 1V5—2ui> Mais, pro 1000 >n netto. Ltnquaatiue 190—195 Rundmais, gelb. 180—19 , Lwicttiv gelbe: —- Erbsen pro 1000 kg- netto: 290—2>0. Micken pro IMO Ke; netio sächsische 225—235. Buchweizen. ..aänd. und fremder 190—200 Oelsaat, pro rOOO Kg; netto, W'nterropS. scharf, trecken 295—802. Leinsaat, pio 1000 kg: netto: feine 400, mitt e e 370 380, La Plala 385—890, Bombay . vinbül pro 100 K-- mit Fah, raff. 7600. Rapskuchen (Dresdner Marken' lange 1470 Leinkuchen, Pro 100 kp: (Dresdner Marken), I. 2l - 0. ll. 20.50. Malz, pro ISO netto ohne Gack 00,00—0V/X1, Weizenmehl, l Marken, pro loo dr: nenv ohne Gor (Dre<d Marken): Kaiserauszug 87,00—87,50, GrieSlerauszug 86,00 bis 86,50, Gemmetmetp »b 00—3b,dt, Barte > mui k>nie hi 38,50—84 09, «nrslermuubmeht .6 00—27 00, Pohlmehl 20,59—21,50. Roggen- mehl pro lOO kz< netro ohne Sack tDresduer Markro): Kr 0 »' 0 »9.59. Nr. ON .9 0)-29 50. Ar.1 28.00-28b0. Ar. 2 25 5V—26 59 Nr 8 22 09- 28.9.» Futtermehl >7.60—i8,<9. Weizen, kleie grob« 14.60—15 00, inm 14 60—14 80. Roggenkleie >5 20 m- >5.60. Dte tilr Artikel pro Il-o nonerren Prene verstehe» sich :ur «rschätte r» ter 5000 kß. Alle andern Notierungen gellen ja, «eschäfte von mmoeften» 10000 kz;. Feinste Ware über Notiz, '/edlr-rette verstehen sich exVustvr der städtischen Abgabe. Ga»la«h»o»»N»r»tl» »»> oe— 4>»«>r»o,» zu Lrrsde» o» II S»»>emver >9li nach amtlicher steststelluna Marttprnt ft» S-blakt- bo dg Vieh. irc-c Veveno- Echll> >tch» Sw: MI Ml. «') LI I. » «ullsteNlhigr. a > »mq>lele hbchslen «s>einiLn»rr>k» dl» 1U s Jahren. . d. O slerrelcher desgleichen . . . L Jung- NkMhege. nicht ousgemsfletc, — 19-»0 «3-1» t«-^ «» - 8« Llteee aiisgemlylete s, Mbkt« genährte junge, — gut genährte »«-«2 71- «0 ältere 1, Kerlng genährte jeden »Ilers . . l. «oLfletjchtge ausgemäslete »alben HSch- jte» Lchlachlwerte» 2»-»1 »8-72 Slawen o-b 7»-»1 Xbd. . . . L"« 1S-17 L LallNetlchlge, ausgeniästete »Ähe hbch. (len Tchlachtwerle« bis jlt 7 Jahren . «. «eitere ansgemäsiete »übe uns gu, entwickelte längere »khe un» »alben 1 But genährte »übe u. mbH. fen »allen b werlng genährte »ühe und »niben . . I ülollfleijchige hächsien Schlachtwertes . 10-11 7»-7« 35-7, 6V-71 28—3« 62-6» 20-2» b« -62 «uUen.... L«V «8-b0 83-86 3'» L Mäfttg genährte jüngere und gut ge- nährte ältere 36-10 7l 71 S, Gering genährte 1. Feinste Musl. lSoümilchmast) und beste Saugkälber 2, Mittlere Mast- und gut: Saugkälber , »0-3« Kälber.... «Sb 54-62 «5-106 52—56 86 82 ». Geringe Saugkälber 12-18 76-82 1, »eitere gering genährte <Fresser). . . Lamtt. . > 1v«I 1, Musiläwmer 2. Jüngere Masihaunncl S. »eitere Mulihammel 1, Mäktg genährte Hammel und Schale <M2rz,cha,ei 1. a. Vousletschige der seiner en Rassen und «1—1« «1-87 »tO«) »5-37 68-72 «.chwelnr . 2L82 deren Kreuzungen im klltcr bi» zu eimiiideinviertel Jabren . , . L0-5I 68-67 d. Fertlchwetne 2. Fleischige 51-52 18-1, 67 «8 61 « - Ucber- ll. Gering entwickelte, sawlc Saue» . . , 16-17 62—81 sländer. 1 «lusländische . . zusammen 11-0 AuSnahmepreise über Notiz. — «eschästSgangl Bet Rin dern, SchalennndLchweinenlangsam^beiKälbe»nmittrp Tpielplan »er Thearer tu Dreckden« König. Oprrnhans. Diensiag: Der Troubadour Ans. Nhr. « Mittwoch: Trrmen. Ans. Uhr. Köntgl. Srvaufprelha««. Dienstag: Zar Peter. Anfang '/,3 Uhr. Mittwoch: Der Herr Senator. Ans. >/,8 Uhr. Restdeuztbeater. DienSiag und Mittwoch: Polnische Wirtschaft. Anfang 8 Uhr- «ouzr» tc. Königl. Belvedere (Llsen) Knf. '/r" Uhr. Internat. Hygiene. Ausstellung (Schörbecg. Käthe) 4 Uhr. Gr. Wirtschaft (Kape) >/,4 Ubr Lagerleller Plauen (Lange) 8 U Gartet--». Zertrat Theater Auf. 8 Uhr. «tkrorto-Salon Auf. 8 Uhr. Tivoli-Prunksaal Ans. st,9 Uhr. ReichSbof-1r.(WaiserrhauSstr.)t/^». «vmgshoi (Gttthieuu5a'.>/.S ll Musenballe Löbtau. Ans. 8 Uhr. TpielpI«« der Thearer iu Leipzig. Neues Theater. Dtenriag: Der Roseukavalier Mittwoch: Torquato Taffo. — Altes Theater Dienstag: Der Leibgardift Mittwoch: Die romantische Fron — Schauspielhaus. Diens tag: Der Nommerlä> ger. Te,aloya. Mittwoch HanneleS Himmel fahrt.-Neue- Operetten-Tdeater (Zentral-Theaterl. Die»«- ag und Mittwoch: D'e keusche Susanne — 102 — „Wenn du meinst, so will ich die Tropfen, Don denen du sprachst, iielnnen." „Rech' so, mein Kind. Ich hole sie dir selbst aus der Apotheke." Er reicht ihr die Hand und verläßt rasch das Zimmer. Wiedel stützt Ingeborg nachdenklich den Kopf in die Hand. Sie fühlt sich nicht gerade unglücklich. Das Wechseln ihres Namen? unter fo seltsamen Umständen hat einen eigenen Reiz auf ihr empfängliches Gemüt ansgeübt. Wie sagte Lorenz einmal z» ihr, als er den letzteil Rest ihrer Bedenken zerstreuen wollte? „Du vereinigst gewissermaßen zwei Personen in dir. Du bist meine Karin und Fräulein Arnoldsens und Eriks Jngeborgl" Ja er hat recht. Geradeso empfindet sie. In ihrem Herzen ist sie noch miner Ingeborg Valetti', aber um Tante Sigrid und Erik Niels glücklich zu macl-eu, mußte sie auch Karin Jespersen werden. Die Gedanken an diese beiden geliebten Menschen bilden noch immer den Mittelpunkt ihres ganzen Seins; Lorenz Jespersen und seine Frau Karin sind für ihren kranken Geist nur Mittel, um das Glück jener beiden zu begründen. — Am nächsten Morgen fühlt Ingeborg sich merklich schlechter. Die Tropfen, die Lorenz ihr eingegebcn, enthalten keine gefahrbrin genden Substanzen, aber sie genügen, um auf ihre zarte, überaus empfind liche Konstitution momentan ungünstig einzuwirken. Ihre Wangen sind auffallend bleich, ihre Augen matt und glanzlos. Lorenz bittet sie nochmals dringend, auf ihrem Zimmer zu bleiben, so schmerzlich es ihm auch sei, sie heute bei Tisch missen zu sollen. Selbstverständlich will sie dovon nichts wissen. Und nach verschiedenem Hin- und Herreden setzt sic ihren Willen durch — das heißt: es geschieht das, waS Loren; im stillen wünscht und was er so sorgfältig vorbereitet. So präsidiert also Karin Jespersen an der Mittagstafel. In ihrer geisterhafte» Blässe, mit dem weltverlorenen, versclsieierten Blick ihrer gro ßen blauen Augen sieht sie zwar überirdisch lieblich aus, wie ein Wesen aus einer anderen Welt — aber leidend, ach, so schwer leidend, als solle sie sofort inS Grab sinken. Mit gemischten Gefühlen blicken die fünf geladenen Dersicherungsbe- amten auf die kranke Frau — voll Bewunderung für ihre Anmut und Ener gie, mit der sie sich aufrecht erhält, und voll Bedauern für die sicher bald fälligen Lebensvcrsicherungssummen. Auch e'u Beamter der Gesellschaft „Exzelsior", mit welcher die Ver handlungen schweben, ist geladen, damit die ganze Sache um so unverfäng- sicher erscheint. Zwar fürchtet Lorenz, nach dem heutigen Abend werde die „Exzelsior" zurücktreten. Doch mag siel Bah, die lumpigen fünfzigtausend Kronen! Tie übrigen drei sind ja fest! Der Diener Jakob, der bei Tisch serviert, macht plötzlich seinem Herrn ein geheimes Zeichen. ..Nun?" fragt Lorenz leise, während er einen halben Hummer von der Schüssel nimmt und behutsam auf seinen Teller legt. „Lin großes Knvert mit dem Stempel „Exzelsior" ist eben ange kommen. Herr." . .. i — 103 — »Ah -I" Mit einer gleichgültigen Bewegung wendet Lorenz sich seinem Nachbar zu, während der Diener die Schüssel mit den Hummcrresten auf den Servier tisch setzt und dann in strammer Haltung hinter dem Stuhl seines Herrn Posto laßt. Nur mit Aufbieten all ihrer Kräfte hält Ingeborg sich bis zum Dessert aufrecht. Ihre Anstrengungen sind so ersichtlich, daß sämtliche Herren, Lorenz eingeschlosseu, sie dringend bitten, sich zurllckzuziehen. Endlich gibt sie nach. Mit einem geisterhaften Lächeln wünscht sie allen .gesegnet; Mahlzeit" und verläßt, sorglich gestützt vom Arm ihres Gatten, das kleine Speisezimmer. An der Tafel ergeht man sich in lauten Lobeserhebungen über die Lie benswürdigkeit der jungen Hausfrau und die zärtliche Sorgfalt ihres Ge mahls. Im stillen bangt jeder im Interesse seiner Gesellschaft um den Ver lust der versicherten Summe. „Haben Sie schon abgeschlossen?" tuschelt ein Beamter der „Union" dem Sekretär der „Exzelsior" zu. ..Ja." lautet die von bedauerndem Achselzucken begleitete Antwort. „Heute früh schickte ich die Police ab. Vielleicht ist sie schvn hier." „ArmcS Kindl So jung und schon Vorbeil . . . Wie viel verliert Ihre Gesellschaft, Herr Kollege?" »Fünsoigtausend Kronen." „Wir hunderttausend.... Arme Versicherungsgesellschaft! Armer Jespersen! . . . Hm, hm —I" Der Nachmittag vergeht bei Zigarren, starkem Kaffee, schwedischem Punsch und Kartenspiel rasch, doch ohne Fröhlichkeit. Die Erkrankung der Hausfrau lastet auf allen Gemütern. Am nächsten Tage wird bei den betreffenden LebenSversicherungSge- sellschajtsn der Gesundheitszustand der Frau Jespersen lebhaft diskutiert — natürlich nur ganz im geheimen. Man würde sich kaum wundern, wenn be reits morgen die Todesnachricht einliefe. Doch nichts dergleichen tritt ein. Im Gegenteil: am dritten Tage nach jenem Mittagessen in dem kleinen Hause JonaS-Gehölz Nr. b berichtet Lorenz frohlockend seinen Kollegen von der „Skandinavier", seiner lieben Frau ginge es wieder besser. Trotzdem — bei den in Betracht kommenden vier Leben sversicherungS- gesellschaftcn steht die Tatsache fest, der Gesundheitszustand der Frau Jesper sen sei durchaus nicht der beste, und dreihunderttausend Kronen liegen bereit für Lorenz und seinen Komplicen. — Mehrere Wochen vergehen. In dem kleinen Hause JonaS-Gehölz Nr. b ändert sich nichts. V.'rgebenS versucht Ingeborg, ihrem Gatten ein wärmeres Gefühl ent- gegenzubrmgcn. Dunkel ahnt sie, daß es so, wie es jetzt ist, nicht baS ganze Leben lang sortgehen könne, obgleich sie über das Wie und Warum völlig im Unklaren ist. Und Lorenz? ... -