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Die große Hoffnung Originalton!«» von Erich Ebenste!« Urheberrecht durch Grciner u. Comp., Berlin W. 39 (13. Fortsetzung.) Ferdinand lachte incht. Er zuckte nur stumm die Achseln, »Ich bin halt so. Manchmal packle mich eben!" Den ganzen Tag ging er umher wie im Traum. Als Ann- che» gegen Abend sortwollte — »zu Thilda Hobinger wie gewöhn, sich," trat er ihr im dunkeln Hausflur plötzlich in den Weg. „An»ckeii — gehst du wirklich nur zu Thilda?" ..Aber Ferdinand! Was soll die Frage? Was meinst du eigentlich? Wohin sonst sollte ich denn gehen?" „Und ihr bleibt dann die ganze Zeit über daheim bei Ho bingers?" „. . . ja doch!? Wohin sollten wir gehen? Manchmal allerdings . . . Thilda hat öfter noch eine Besorgung . . . oder wir gehen ein wenig spazieren, wenn es in der Stube zu heiß ist und draußen so schön . . . warum fragst du, Ferdinand?" „Weil . . . jemand behauptet, du hättest einen lieb. Und — der ginge öfter mit dir! Ich wollte es dir eigentlich gar nicht sagen, Annchen, denn cs ist so albern. Du und! . . . Nein, es ist gewiß mir Geschwätz. Man wird dich verwechselt haben. Ich weih ja auch, das; deine Mutter hofft und wünscht, du möch» test den Fabrikanten Stonncr, der dir jetzt so den Hof macht, nehmen." „Das ist alles Unsinn," unterbrach ihn Annchen, die erst sehr erschrocken ivar. sich aber dann rasch faßte, rnrgeduldig. «Natürlich hat man mich mit Gottweißwem verwechselt. Und mit dem reichen Stoiiner. das ist nur so eine Einbildung Von Mutter, den mag ich ja gar nicht I" „Einen anderen auch nicht, Annchen?" „Nein . . ., aber nun ists wirklich genug. Ferdinand, mit der Fragerei l Du hältst mich nur auf und Thilda wird schon war te». Lebewohl. Und hole mich um 9 Uhr nur wieder ab von Hobingers." Damit war sie geschickt an ihm vorübergehnscht und ent fernte sich eilig. Er blickte ihr seufzend nach. Dann ging er zu Frau GerS- dorfer und erbat sich Urlaub für den Abend. Er habe so arge Kopfschinerzen, daß er kaum schauen könne und gern ein wenig an die frische Lust möchte. Es ivar die erste Lüge seine? Lebens. Der Urlaub wurde ihm bewilligt. Als Annchen an diesen! Abend kurz nach 9 Uhr das Haus ihrer Freundin verliest stand Ferdinand Büttner schon ivartend wie immer am Tor. Aber sein Gruß ivar anders als sonst, das merkte Annchen sofort. „Was hast du, Ferdinand?" fragte sie nach einer Weile, während der er stumm neben ihr hcrgegangen war, stehen blei bend. „Warum sprichst du nicht?" „Was soll ich dir sagen, Annchen?" anlworlete er traurig. „Du hast mich heule belogen. Ich weiß jetzt, daß du doch einen gern hast und heimlich mit ihm und Thilda spazieren gehst, wenn ich auch in der Dunkelheit nicht erkennncn konnte, wer es ist. Warum sagtest du mir nicht die Wahrheit, Annchen?" Eine Weile blieb es still. Annchen war erst wie gelähmt vor Schreck. Er wußte ... er hatte sie beobachtet! Plötzlich brach sie in Tränen aus. „Ach, Ferdinand, ich bin so unglücklich! Ja, ... sch Hab einen liebl Uniiienscblich . . . über alles auf der Welt Hab ich ihn lieb . .. und es kann doch nichts werden draus . . . nie . . . .. . Und ich Hab solche Angst vor Mutter . . . wenn sie'» erführe ... sie will dock immer, daß ich eine reiche Partie mache . . . jetzt der Sponner, da es mit Bäring nichts wurde . . . aber ich kann ja nicht! Ich Hab doch den anderen so liebl . . . Und er ist arm! Ich wollte ja trockenes Brot mit ihm essen und er auch, aber Mutier würde es ja nie zugeben l" Leidenschaftlich überstürzt, von häufigem Schluchzen unter brochen, fielen die Worte von ihren Lippen. Ferdinand hatte sich an die nächste Hausmauer gelehnt. Die Beine waren ihm plötzlich so schwach geworden . . . obwohl ers ja nun schon seit Stunden wußte. Zugleich erfaßte ihn ehrfürchtiger Schauer. So eine Lieb ... so tief und selbstver gessen war etivaS Heiliges. Und — keine Aussicht! Wenn er ihr nur hätte helfen kön- nen! Er liebte sie ja mehr als sein Leben — alles hätte er für Annchen getan und gekonnt und getragen — aber die Mutter — er wußte ja, wie die dachte! Und wenn der andere kein Gew hatte. Gern hätte er gefragt: Wer ist es denn, Annchen? Denn er hatte mir gesehen aus der Entfernung, daß es ein Offizier war. der mit ihr und Thilda ging. <ALer es schien ihm unzart, zu fragen, wenn sie cs nicht selbst sagte. Wer konnte es sein? Er kmn nie aus dem Laden und kannte nur wenig Offiziere. Leutnant Ehrhardt war es nicht» der war viel kleiner. Auch sonst keiner von denen, die zuweilen bei Gersdorfer vorsprachen. Annchen packte angstvoll seinen Arm. „Verrate mich um Gotteowillen nicht, Ferdinand! Versprich es mir!" „Nein, Annchen, gewiß nicht. Nur . . . wenn du selbst sagst, es sei keine Aussicht — was soll dann daraus werden?" „Ich weiß es nicht," murmelte sie verstört. „Schlohstädt ist klein. Wenn du öfter mit ihm gehst —" „Thilda ist ja immer dabei! Und ich kann doch nichts anders! Wo sonst sollte ich ihn sehen?" „Und wenn es deine Mutter eines Tages von fremden Leu ten erfährt?" «Ach Gott, das wäre schrecklich!" Annchen begann von neuein zu weinen, so daß Ferdinand nichts tun konnte, als sie tröstend zu beruhigen. „Du niußt halt sehr, sehr vorsichtig sein, Annchen! Am besten, du triffst dich mit ihm nur bei HobingerS im HauS und gehst nicht mehr draußen spazieren, wo euch jeder sehen kann. Kommt er ins- Hans, wird man meinen, seine Besuche gelten Thilda. Dort Verkehren ja, wie man erzählt, überhaupt viel Offiziere. Dfk wird Frau Hobinger doch nichts dagegen haben?" «Ach diel Die tut alles, als Thilda will! Wildfremde Leute ladt Thilda oft z>u»i Abendbrot ein oder trommelt im letzten Augenblick eine Gesellschaft zusammen. „Mutter, morgen kommt der Leutnant Soundso oder die oder der — daß du mir eine GanS fein bratest und alles hübsch zurichtestI Wir dürfen uns nicht spotte» lassen!" heißt cs immer. Und Frau Hobinger glaubt, daß Tkilda immer in allem recht hat, obwohl es oft gar nicht der Fall istl" „Was sagt denn aber der Herr Stadtsekrctär dazu?" „Herr Hobinger ist ja abends nie daheim. Gleich wenn er seinen Dienst beendet hat, geht er zum Dämmerschoppen in den „Noten Löwen" und später ißt er mit Baumeister Merz und ein paar anderen Herren im Kasino zu Abend. Uobrigens betet der Thilda auch an und heißt alles gut, was sie tut." „Na, siehst du! TaS trifft sich ja für dich sehr gut. So kannst du deinen Schlitz ohne allzugroße Gefahr selten. Und dann steckst du dich hinter Gustl. Der hilft dir schon. Ein guter Kerl ist er ja . . . Und bei Mutter gilt er alles." * Annchen beruhigt sich allmählich. Gustl — ja, das war ein Hoffnungsstrahl! Wenn der ihre Partei nahm ,. , vielleicht konnte dann noch alles gut werden. 9. Kapitel Es gibt Tage, wo alles Schlimme zusainmenkommt. Wie zuni Unheil geboren scheinen sie. Solch eil« Tag war der l. Jnar für Frau Gersdorfer und m« Ihren. Schon beim Ankleiden gab es Streit und Aerger. Herr Gersdorfer ließ das Glas mit dem Mundwasser fallen und stieß bei dem Versuch, es doch noch zu erhaschen, seiner Gattin Hand, spiegel vom Toilettetisch herab. «Scherben bedeuten Glück!" sagte er etwas verlegen lächelnd, um die Sache ins Scherzhafte zu ziehen. Aber Frau Niagdalene erwiderte scharf: «Spiegelscheiben bringen immer Unglück. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so unge schickt, einen Spiegel zu zerbrechen! Aber Män-^-r," sie seufzte tief, „ich möchte wirklich missen, welche böse Fee allen Männerd die Tapsigkeit mit in die Wiege legte." Eine halbe Stunde später, als sie den Laden betrat, stürzte Fräulein Gostumlatzki ihr aufgeregt entgegen. «Wissen Sie cs schon, Frau Gersdorfer? Der junge Heschl hat sich mit der Witwe Bückler verlobt! Was sagen Sie bloß?!! Sie ist ja um drei Jahre älter als er und nicht mal hübsch! Peter hat unserem Fritz gegenüber natürlich wieder den Mund gehörig vollgenoinnien. Der alte Heschl würde das Geschäft jetzt dein Sohn übergeben und selbst nur stiller Teilhaber bleiben. Und Karl Heschl würde das Geschäft vergrößern, daß ganz Schlohstädt die Augen aufreitzcn soll. Zu Johanni, am 24. Juni, soll schon die Hochzeit sein. Was sagen Sie bloß dazu, Frau Gersdorfer?" Frau Magdalene sagte gar nichts. Sie war sprachlos vor innerer Wut. Dieser häßliche, grüngelbe Karl Heschl, der das Gesicht voll Pickeln hatte und mit seiner schlottrigen Haltung aussay wie eine windschiefe Vogelscheuche — machte so eine glänzende Partie! Denn die Bückler konnte gut und gern ihre 80 000 M. bar haben uni» ebensoviel hatte sie zu erwarten, wenn ihre Eltern stürben. Endlich faßte sie sich soweit, mit scheinbarem Gleichmut die Achseln zu zucken. „Meine liebe Gostumlatzki, ich denke, uns kann das recht gleichgültig sein. Mag der junge Heschl doch Frau Bückler hei raten, ich wünsche ihm alles Glück dazu. Zur Hochzeit werden wir ihm ein hübsches Hochzeitsgeschenk schicken — denn ans gute Nachbarschaft habe ich immer gehalten — damit ist die Sache für uns denn erledigt." Damit wandte sich Frau Gersdorfer ihrem Gatten zu, der eben in der Kontoriür erschien und ihr winkte. Fräulein Gostumlatzki war sehr enttäuscht. Sie hatte sich die Wirkung ihrer Neuigkeit viel effektvoller gedacht. Denn eigentlich mußte die „Chefin" doch vor Neid platzen, daß der Konkurrenz drüben nun solche Neichtümer ins Saus geschneit kamen, während es bei ihren eigenen Kindern bisher mit de» guten Partien nicht recht klappen wollte. Drin im Kontor ging Gersdorfer aufgeregt hin und her. „Baumeister Merz hat heute nacht der Schlag gerührt. Eben schickte die Frau mir einen Boten. Ich mutz sogleich hin. Dann auch zu Hobinger. Wenn Merz stirbt, dann sitzen wir beide drin . . . dann muß alles aufkomrnen mit den doppelten Rech nungen." Er trocknete sich den Schweiß von der Stirn. Fortsetzung folgt. Kal unr! Auskunft in Zürn Zrvkerk5ciiaftliciirn k^aZrn für Kür «stritt äsr küro 6«r ctmstliclien 6everl<rclistt«n 0re5ssn, ttsuNkrtrsks 3S, 8. Zeler Arbeitnsknier, Ser jiir sorislen sortselirill nnS Keiuntliinz llnreresMs- «tl VirdrWMni! MM, rieh Soriliin. Bei sämtlichen Bestellungen auf Mitglieds- und Platzkarten wird höflichst gebeten, das Rückporto beizufügeir. Bei den dcchen portosätzen ist es unmöglich, daß eine Franko - Zusendung erfolgen kann. MlMW Ski MM «W» MMntW Prokurist Paul Dittert, 2. Vorsitzender, Weberstraße 6. 2133 l/MiMiii M Ik5 M. ll«ltl8t!>iistitl »Mliti-1. ?.°S>L Süskliig Ins »eMM I-silü. Abfahrt mittag« I.V7 Uhr ab Hauptbahnhof bi« Neu-Sörnewitz sSonnlagsfahrkarte). Treffpunkt dort. Wer erfüllt nnscrn schönsten 8 Weihnachtswunsch? W Junges Brautpaar (Ge- ^ schästSsührcr) sucht sür No vember od. Dezember möb liertes event!. auch unmöb liertes, s,gl »M- ll. Svlilskrlmmi' mit Küche event. Küchenbc- uuhnng in besserem Hause Freundliche Angebote er reichen uns »»tcr „L.b',550" durch die GcschäftSst.d.Bl. Ü!ö!ü!l!!l!!!l!i! ÜIUllöü-ü. nach PMnlß. Msahr^srlch om/r^mit Dampsschiff ab Terrassenufer. l«! kllM Äl lilwl M «MM« möglichst in Dresden-Johamistadt oder Blasewitz. Gest. Offerten erbeten unter „tt. L. 54S" an die Geschäfts stelle dieses Blattes. 2175 rs««s> ffksrk L.VLPLLK werden von Kauftnann in gesicherter Stellung gegen ecsic Sicherheit und pünktliche Rückzahlung sofort gesuckl. Werle Offerten er beten unter „A. Ll. 551» an die Geschästsstelle d. Bl. Isolierung M «Ml- Ml IckMlW führt proisrvort aus «sx Toniken, '°°° Hrsrlisn-M^ l.«ipriger 8trs8o 76 »MiMlM 4 dis N IMlNIMiM.Ml»," I "L« Ing. Sonneck L Nuklsnck, vi-escken-tt., Sckieligssse 8». — Lornsproohvr 13583. — 2002 Isxtüvsrsn vis Scklnkckecken, Sclielleelücke,-» Uancklückee» polier- lücker, vsi-ekent-veNücliei', Oecken-Oesle alior Art, sovis 8oinmee-8scken u. ^edettskosen kauft man am KUIiKstsn «u L'abrikproison in Oeescken-Hl., 8.oul»en»keske 28, Mas., pt. I. - '.r, l>0n»1ig« 6«legsnh»it für »tinillsr uns kausiersr. Zungv Il-sute äio ruc 8ss kakion rvoiisn, sr- halton schriftlich« Aulklürung; »nck It-ct Auslcunltvi Mamburg 36, LchüsSla:'., 11L. 6.67. slS88 Hi>6l3>!dv1l6li V Stahlmalrstran, XlniIarbvNen ckirokt an privat«. Xatalckt OP frei. Lissnmöbellabrilc Suhl (Tblir.). Vs« LtrZLkZsckG für die Dame für den 6ackki8eü für da8 Kind § ist praktisch unck vornehm im 6ei>r.u>c'i >ür Oe- sellsclialt, Meise uinl Sport :-: elegant unck keseh, wenn sie in frohen Parken gehalten ist kleicksan, unck rvarm kür ckie Schule unck rum Spiel knonm groke ttnswakl unck klnrelverknuk ru billigsten prellen NE" Spsrialkaus für Slnirkv/aren "Mßs Lr-reSsn-A.. LtvruMjr 2, LiSMg kimsnsii'M. —kumul M5S (MMsliü 7. Il>. >Z. 15. rs. 78) ^ -s ßtML- Nll! IT22 Misz äe» A. Augur! udsnür 8 llkr im Merrsuis vrulLcti-öLlesseicbisctier 5tb«nck t/l/ien: lanslisZor, OssäoZs, Uusikstüoks, wiener Xsurigsnliilä. 5s'rbu?'7: Rm LonutsH g,uk äsr ^Iw,VoIk3lieäsr, 8c1illurr<;n,Voft irni'' Liotzritt 10, 6 uuä 3 Llrrrk. Sonntag 6en 27. August 0 Dbr: 6sr 8simo.t Vereins nuk cieni liVleäii^'n- (Uusilr, AssavK, ^nsprnvlisll). 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