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Sächsische Volkszeitung : 25.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-25
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.08.1922
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Freilag kn 25. «»rgnst 192». Nr. ISS. Seite 2 Die deutschen Gegenvorschläge überreicht Berft«, 24. Auquft. Die deutschen Gcgenvorschläae find von -er Reichte«,Irrung bei, -eiben Delegierten Bradbury und Manclere ln einer neue» Sitzung überreicht worden, die i» der Relch»kan,Iel »« Mittwoch abend von 6 bi» 7.50 Uhr stattfaud. Die -ritze« Delegierten dürsten nach der Sitzung tm «n«sten Kreis« darü-e, de« raten babe», wie diese neuen deutsche» Vorschläge auttunebmeu seien. Soweit wir unterrichtet sind, soll heilte wiederum rin« Zusammen kunft der beiden Delegierten mit dem Reichskanzler stattfinden, und e» ist möglich, daß hierbei «i« Antwort auf die deutfchen Vorschläge «folgen wird. Die gestrige Sitzung tzer Reichsregieruug Berlin, 24. August. Gestern nachmittag 4 Uhr saud eine wichtige Kabinetllfitzung statt, in der nahe»» alle Neichrminlster an wesend waren. Die Besprechungen -etrase» die österreichisch« Frage «nd die gegenwärtige La,« de» Nrparalion»problem«. Hierin ist,« sagen, dab die Verhandlungen mit de» beiden Vertretern der Repa» tationSkommission unverändert weitergehen, und dab von einer Be endigung oder einem Abbruch vorläufig noch keine Rede sein kann. Die Berliner Neparaiionsverhandlungen Berlin, 24. August. Die Verhandlungen mit den Mitgliedern der R'paralionkkommiifion werden nach wie vor im engsten Kreise geführt, lieber die Ergebnisse wird von zuständiger Stelle Zurück haltung geübt. Mitteilungen, die in der Presse über einzelne Punkte erscheinen, gehen auf Kombinationen zurück. ES trifft nicht zu, daß rin vorläufiger Abschluß erzielt worden ist, auch ist das Stadium der Verhandlungen nicht derartig, daß ein Abbruch im Augenblick In Frage komme» kann. Die Aerhandlungen werden auch weitcrhin fortgesetzt. Eine finanzielle Hilfe Deutschlands für Oester reich ausgeschloffen Berlin, 24. August. Die Verhandlungen zwischen dem Nun- dekkaiuler Seipel und Reichskanzler Dr. Wirth haben ergebt», dab eine finanzielle Hilfe Deutschlands für Oesterreich ausgeschlossen ist Dagegen soll Oesterreich eine Unterstützung auf wirtschaftlichem Ge biete durch Lieferungrn von Kohlen zu,estanden worden sein. Gegen die französische Invasiv« Innsbruck» 24. August. In Innsbruck sind Plakate ange schlagen, die die Bevölkerung auffordern, den Franzosen kein« Unterkunst zu gewähren, weil ihr Ziel der Untergang der Deutschen sei. Durch Verweigerung jeglicher Unterkunft sollen sie zum Verlassen des Lander gezwungen werden. Hera«fsetzu«g der Bankprovisionen I» den Kreisen der deutschen Bankiers macht sich angesichts der loi «schreitenden Markentwertung mehr »nd mehr der Wunsch nach einer Erhöhung der Bankprovisionen geltend, und zwar müßte die neue Er höhung etwa 50 Prozent betragen. Eine für die nächste Zeit angesetzte BanIIerversauiinlung wird nun über diese Frage die erforderlichen Entscheidungen treffen. Zur bevorstehende« Diskonterhöhung In Bankkreisen besteht die Vennutung, daß bereit» im Laufe dieser Woche eine Diskonterhöhung zn erwarten sei. Entgegen allen derartigen Gerüchten muß darauf HIngrwicscn werden, das rin« solche augenblicklich noch nicht t» Frage kommt. Angesicht» der Lage de» Geldmärkte» wird sich eine Erhöhung de» Diskontsätze» zwar nicht um gehen taffen; eS dürfte aber noch ein Zeitraum von wenigsten» zwei Wochen verstreiche», ehe die Reichrbank zu dieser Angelegenhcit St llnng nehmen wird. Postflüge mit Segelgleiter GerSfelb i. d. Rhön, 24. August. Nach den glänzcu'ec» Er gebnissen, die der Segelslugwettbewecb in den letzten Tagen auf- zirweiscn hatte, und die alle bisherigen Erlvartungen weit über- troffen haben, soll jetzt der Versuch gemacht werden, mit den in Wettbewerb stehenden Segelflugzeugen Postflüge ausznführen. Leider war das Wetter am gestrigen Tage der Veranstaltung nicht allzu günstig doch will man, einigermaßen günstige Wind« Verhältnisse vorausgesetzt, in den nächsten Tagen den Versuch machen, größere Uebcrlandflüge auSzusühren. Außer den Pvst- flügen wird vor allem ein heißer Kampf um den von dem hollän dische» Konstrukteur Folter ausqesetzten Preis für den größten Neberlandflug beginnen. Aller Voraussicht »ach dürfte der Wett bewerb bis zmn 4. September verlängert werden. Der Minister a. D. Oerter und der „Psycho therapeut" Schlesinger rechtskräftig verurteilt Leipzig. Die zu Anfang d. I. durch die Braunschwciger Strafkammer erfolgte Verurteilung des früheren Ministerpräsidenten Sepp Oerter und des Psychotherapeuten Schlesinger (Otto Otto) wegen Bestechung zu 4 bezw. 2 Monaten Gefängnis ist jetzt vom Reichsgericht zu Leipzig bestätigt worden. Den Gegenstand de» nunmehr rechtskräftig gewordenen Urteils bildete die vielbesprochene frühere Freundschaft zwischen Oerter und Schlesinger, die dazu führte, daß Oerter in feiner Eigenschaft als Ministerpräsident im Sommer vorigen Jahres den Heilkundigen Schlesinger auf dessen Veranlassung gegen ein Honorar von 20 (XX) Mark den Prvsessortitrl verschaffte. Für Freunde unserer ehemaligen Kolonien Ter ehemalige Gouverneur von Deutsch-Ostafnka, Frhr. v. Rechenberg, übersendet uns die Besprechung eines Buches über Deutsch-Ostafrika, die wir deshalb gern aufzunchmen bereit sind, weil Frhr. v. Rechenberg als Kenner der Verhältnisse besonders imstande ist, ein wichtiges Urteil über den Wert des betr. Buches «chzugeben: Ein mit warmer Liebe für die Kolonie, ohne Haß» und Nachegefühl, aber mit tiefer Trauer geschriebenes Werk über Deutsch-Ostafrika ist das im Vertage von Voigtländer in Leip zig erschienene Buch von Hans Paschel, «Ewana Hakim" (Der Herr Richter), Nichtcrfahrten in Deutsch-Ostafrika. Wenigs Bücher haben in so unterhaltender Weise das Leben in Deutsch- Ostafrita, die Welt der Tropen und die Eingeborenen geschil dert. Unterhaltend, aber doch belehrend. Der Leser wird von Daressalam, dessen Verhältnisse rasch geschildert werden, durch den größten Teil der Kolonie geführt, er lernt die Natur, das Tierleben, die reiche Vegetation, die tropischen Jahreszeiten und die Bewohner unserer größten, jetzt verlorenen Kolonie kennen. In kurzen, prägnanten Bildern werden ihm die Bantuncger mit ihren Sitten. Gebräuchen und ihrer Denkweise vorgeführt. Massai, Inder ziehen vor seinem Auge vorüber; den Farmern und Pflanzer». Deutschen wie Buren sind besondere Kapitel ge widmet. Wenn man die Seiten über die Askaris liest, wird man begreifen, wie mit diesen Leuten ein jahrelanger, erfolgreicher Widerstand gegen feindliche Uebermacht möglich war. lieber di« Bewohner kommt die Schilderung der Natur nicht zu kurz. Die Beschreibungen des Aufstiegs auf die Kilimandjarogipfel, der Niesenkrater im Norden der Kolonie, des alle europäischen Äegriffe übersteigenden reichen Tierlebens sind der Natur so ab- 'aelauscht, so lebhaft geschildert, daß niemand, der auch bisher nichts von Ostafrika gewußt hat, das Buch ohne den Wunsch aus der .Hand legen wird, sellist etwas von diesen tropischen Herr lichleiten sehen zu können. Ein Wunsch, der für uns Deutsche leider unerfüllbar geworden ist. Will sich aber jemand über Deutschostafrika in anschaulicher und unterhaltender Form unter richten, so möge er das Päschelsche Buch lesen. Er wird mehr daraus lernen als aus mancher wissenschaftlichen Abhandlung und er wird sich beü«-unterbaltcn al» bei den meisten Unter. haltnngKbüchern. / Parität Eine sehr interessant« Aufstellung über die in Preußen- Deutschland geübte Parität finden wir in Rr. 7 der «Zeitschrift für christliche Erziehungswissenschaft und Schulpolitik". Der Ber- fasser diese» Artikel» weist eingangs aus das vor dem Kriege erschienene Buch Dr. GrunenbergS hin: »Das Neligionsbekeimt. nis der höheren Beamten Preußens." In ihin stellte Grünen- berg das Religionsbekenntnis von 27 228 höheren preutziNhen Beamten fest mit dem Ergebnis, daß 28^ Prozent evangelisch. 1SH Prozent katholisch, der Rest andersgläubig war oder sein Religionsbekenntnis nicht ermittelt werde« konnte. Da in Preu- tzen der katholische VolkSteil SSB Prozent «rusmacht, beweisen diese Zahlen eine Bevorzugung der Andersgläubigen um 16ch Prozent und eine Benachteiligung der Katholiken um 17 Prozent. Besonders stark war dieser Rückstand in den Zentralbe hörden, den Ministerien. Von 2365 höheren Beamten der Mi nisterien waren 195, also 8,2 Prozent katholisch. Einige andere wichtige Beamtengruppen seien angeführt: von 12 Oberpräsiden- ten war einer katholisch (die 12 Oberpräsidialräte waren sämtlich evangelisch), von 38 Regierungspräsidenten 3 (7.8 Prozent), von 22 Polizeipräsidenten 0, von 485 Landräten 68 (13,4 Prozent), von 54 höhereil Beamten des Kultusministeriums 5 (9,2 Prozent). Schon im Jahre 1917 mußte Minister von Loebell anerken nen, daß die stärkere Berücksichtigung der Katholiken bei Be setzung leitender Stellen eine Staatsnotwendigkeit sei. Von Be ginn der Revolution bis heute ist das Zentrum sowohl in Preu» ßen als in Deutschland in hervorragendem Maße in der Regie rung beteiligt, ja man kann sagen, daß es im Reiche als Frak tion die schwersten Lasten sich aufgeburdet hat und das größte Maß an Verantwortungsfrcudigkeit zeigte. Man könnte nun er warten, daß dies nun auch insofern in dir Erscheinung treten müßte, daß in neuerer Zeit eine größere Anzahl katholische Beamte bet der Berufung in leitende Staatsstellen gekommen wären. Weit gefehlt! Wenn auch eine kleine Besserung ein getreten ist, so ist dabei noch lange nicht die herrschende Im parität beseitigt. Die Statistik spricht hier allzu laut. Fnöbe- fondere zeigt sich dies bei der Schulverwaltung. Die Revolution brachte für die Volksschutlehrer die Möglichkeit, in höhere Stellen der Schulverwaltung zu kommen. Die protestantische Lehrer schaft hat bis heute elf ihrer Leute in leitende Stellen im Schul dienst, denen als einziger Katholik Regierungs- und Schulrat Kleh in Trier gegenüberstcht. Dasselbe Verhältnis besteht hin sichtlich der Kreisschulräte. Seit November 1918 wurden 170 Schulräte aus den Reihen der Volksschullehrerschaft ernannt, davon sind 160 evangelisch und 10 katholisch. Davon hat das katholische Westfalen 1, das Rheinland 4. In Breslau wurde am 1. April 1922 an Stelle eines kn den Ruhestand getretenen evangelischen Regierungs- und Schul rates ein Katholik ernannt. Der Bezirk umfaßt 67,3 Prozent Protestanten und 40,8 Prozent Katholiken. An der Schulabtei lung der Breslauer Regierung wirken seit Meuschengedenken 6 Evangelische und ein Katholik. Auf das Geschrei der evangelischen Elternschaft Schlesiens hin, das sie Ernennung des Katholiken verhindern wollte, wurde deren «Erregung" beschwichtigt, indem man für den katholischen Regierung, und Schulrat drei katho lische Kreisschulräte versetzte. Das nennt man Parität. > Als es sich nach Kultusminister Beckers Abgang Um den Nachfolger handelte, lehnte die «Preußische Lehrerzeitung" auf Beschluß des Preußischen Lehrervereins «ein Mitglied der Zen- trumSpartei als Kultusminister aufs entschiedenste ab und würde sich ihm gegenüber von vornherein auf den schärfsten Kampf einstellen". Das Kultusministerium besteht seit 1817. In die sen 105 Jahren war von den 20 Kultusministern keiner katho lisch, von den 13 Staats- (Unterstaats-)Sekretären keiner katho lisch, von den 30 Ministerialdirektoren einer katholisch. Von den 31 Vortragenden Raten war bis zur Revolution in jeder Abtei lung höchstens einer katholisch, heute sind acht vorhanden, von den 36 höheren Beamten also 22,2 Prozent. In den Provinzial- schulkollegien sind von den 66 Fachmännern 17 katholisch, also 23,8 Prozent, von 82 Regierungs- und Schulräten 23, also 28 Prozent, von 518 Kreisschulräten 171, also 33 Prozent. Während sich also im Kultusministerium die Verhältnisse etwas gebessert habe», hat das Finanzministerium unter den höheren Beamten nur einen Katholiken, das Ministerium des Innern zählte drei, Handels- «und Landwirtschaftsministerium sind fast katholikenrei». Im heiß umstrittenen Obcrschlesien wohnen 93 Prozent Katho liken, 1913 waren von den höheren Beamten der Negierung achr katholisch, 69 nichtkatholisch, von den Landräten 3 katholisch, 16 nichtkatholisch. Jeder Versuch, diese krasse Jnparität zu beseiti. gen, stößt auf starken Widerstand. Dem Beispiel Preußens fol gen die Städte. Frankfurt a. M., das über 130006 Katholiken zählt, hat es fertig gebracht, von den 15 Direktorstellen der höhe ren Schulen den einzigen und letzten Katholiken kürzlich zu be seitigen. Katholische Anwärter mit Deutsch und Geschichte wur den dort grundsätzlich nicht angestellt und erst kürzlich wurde einem katholischen Philologen, der die Fächer Deutsch, Geschichte >:md Latein hat, von einem höheren leitenden Beamten des Pro- vinzialschulkollcgiumS in Kassel bedeutet, er hätte nur Aussicht, auf einer katholischen Anstalt Anstellung zu bekommen. Ob dieser Herr die Zeit nach der Revolution, die deck alle,, Staats, bürgern gleiches Recht bringen sollte, verschlafen hat? Mit Recht schließt der Verfasser des oben genannten Ar tikels: „In all diesen Verlautbarungen tritt noch immer der Geist hervor, der zwischen Deutsch und Katholisch eine scharfe Scheidelinie zieht. Es offenbart sich in den berüchtigten Werten des früheren Reichskanzlers Michaelis: «Beim Knlholiken. beim katholischen Politiker fühlen wir stets, daß in letzter Linie ein menschlicher Wille mit Beanspruchung göttlicher Autorität ent scheidend ist. der eines Deutschen fremd ist", ebenso i» oem Be richte des Grafen Herbert Bismarck über eine Unterredung, in der ihn, Gras Schuwalow die Einbeziehung Deutsch-Oesterreichs in das Deutsche Reich entbot, die Bismarck m,t dem Bemerken ablehnte, man hätte im Reiche schon mehr als genug Katholiken und brauche im Reichstage nicht noch mehr .uitrammitanes Ge sindel". Ans all diesen Ausführungen geht hervor, daß in Preußen die Parität noch nicht durchgeführt ist zum Schaden des Staates selbst, und daß es noch vieler Anstrengungen bedarf, dieser schrei enden Ungerechtigkeit ein Ende zu machen. Bedeutsame Kundgebungen uus dein 21. Märkischen Katholikentag Zur Feier des 200jährigen Bestehens der Marienpfarrei in Spandau hatte» sich die Katholiken der Mark Brandenburg dort am vergangenen Sonntag zum 21. Märkischen Katholikentag ver sammelt. Die Tagung nahm einen alle Erwartungen übcrtref- fende» Verlauf; sie ist wohl die glänzendste Kundgebung, welche die Märkische Diaspora je erlebt hat. Annähernd 30000 Katho« liken waren mit über 400 Fahnen und Bannern erschienen, und Kardinal Fürstbischof Bertram zelebrierte das feierliche Ponti fikalamt tu, Freien — auf dem Boden, den Jahrhunderte lang kein katholischer Priester betreten durfte und Len «von päpst- licher Abgötterei und Greueln befreit zu haben" sich einst ein preußischer Kurfürst in seinen, Testament glaubte rühmen zu können. Es ist anders gekommen, und was man am letzten Sonntag in Spandau sah, war in der Tat ein Bild der trium phierenden Kirche. Stundenlang währte am Nachmittag der Vorbeimarsch des gewaltigen Festzuges vor dem Kardinal, und sechs Riesensäle und Plätze im Freien vermochten am Abend die Menge der Teilnehmer kaum zu fassen. Die Festreden, die von Geistlichen und Laien — unter ihnen auch Senatspräsident Ab geordneter Marx — gehalten wurden, zogen naturgemäß Ver gleiche zwischen einst und jetzk. Festhalten am Errungenen und unermüdliches Weiterarbeiten im Dienste der Kirche und dev katholischen Sache war die Losung; fort mit dem Klaffenhaß,' fort auch mit dem Haß der Nationen l In allen Versammlungen wurde auch der Friedenstätigkeit Benedikts XV. gedacht und' Pius Xl. die Tveue gelobt. Der Kardinal nahm mehrmals das Wort zu bedeutsamen Ausführurmen, in denen er sich n. a. auch «it der katholischen Presse beschäftigte. Schon in der Aussprache „ach dein FestgotteSdienste betonte der Kirchensürst die Beden- tung derjenigen Presse, die unentwegt für die katholischen Inter, essen eintritt. Es fei ein Irrtum» zu glauben, das politische Umgestaltungen daran etwa» ändern könnten. UnabhäiHig von der Form der politischen Arbeit bleibe das Eintreten der katho» lischen Zeitungen für die Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche und für die Förderung des katholischen Lebens. Und cmtz Nachmittage rief er den Männern zu: „Laßt über die Schwcllg eurer Familie nicht» kommen, was ihre Heiligkeit verletzt. Keine Zeitung, di« die Kirche angreift, darf in euer HauS. Und wenn je ein Mann die» doch tun sollte, dann sage ich der Frau: sie hat das Recht, ein« solche Zeitung in Stücke zu reißen." — Ein stimmig wurde in alle» Versammlungen eine Entschließung an genommen. in der eS u. a. heißt: / «Die auf den, 21. Märkischen Katholikentage versammel ten Katholiken find von der sieghaften Kraft der katholischen Religion tief durchdrungen. Von ihr erwarten sie auch die GesunduiH und den wahren Wiederaufbau Deutschlands. Sie find aber auch fest davon überzeugt, daß diese sieghafte Kraft nur dann in die Erscheinung treten wird, wenn alle Katholiken die Lehren und Grundsätze der katholischen Kirche im privaten, sozialen und öffentlichen Leben zur Richtschnur ihres Han delns nehmen. Deshalb stehen sie in unwandelbarer Treu« zu Papst und Bischöfen, als den berufenen Vertretern der kirchlichen Autorität und Verkündern der kirchlichen Grundsätze. Insbesondere sind sie bereit, die von den Päpsten in den letzten Jahrzehnten erlassenen Kundgebungen in bezug auf die christ- liche Staats- und Gesellschaftsordnung zu befolgen, und des halb all die unheilvollen Mächte, welche diese Ordnung gefähr den und untergraben, zu bekämpfen. Der Presse, die für die sieghafte Kraft der katholischen Kirche offen Zeugnis ablegt, indem sie zu allen Fragen vom Standpunkte der katholischen Religion Stellung nimmt, versprechen die märkischen Katho liken tatkräftige Unterstützung und Verbreitung." DeuLschnationale und Katholizismus Für das Verhältnis der Deuischnationalen Volkspartei. die heute so heuchlerisch um die Gunst der Katholiken buhlt, ist en, Vorkommnis beachtenswert, das wir der letzten Nummer drS Bomfatiusblattes entnehmen. Auf harten, Diasporaboden, in Belgard in Hinterpommern, wo den Katholiken lange Zeit di» vor kurzem nur ein ärmlicher Wagenschuppcn zum Gottesdienst zur Verfügung stand, sollte im Jahre 1920 endlich ein würdiges Gotteshaus erbaut werden. Wegen des Bauplatzes schwebten Verhandlungen mit dem Magistrat, der auch zum Verkauf eines passenden Platzes bereit war. Leider hat damals der Führer der Drntschnationalen Partei in der Stadtverordnetenversammlung den Kauf hintertriebrn unter dem Vorwände, daß die katho lische Kirche an dieser Stelle (nämlich in der Bahnhosftraße) ein Verkehrshindernis sein würde, eine nach Lage der örtlichen Verhältnisse einfach lächerliche Begründung. Derselbe deutschnationale Führer schlug damals vor, der katholischen Ge meinde ein Stück Sumpfland in der Persanteniederung vor den Toren der Stadt zu verkaufen, das man nicht einmal geschenkt genommen hätte. Ein Komiwenlrw dazu isi wohl übc'cMsslg. Es ist zwar nur ein Beispiel, wie es in diesen Kreisen in catholicis spukt, und wie es um das Zusammenarbeiten der Katholiken mit toi- chen Deutschnationalen bestellt ist. Wir brauchen den Einzelsall gar nicht zu verallgemeinern, aber schon die Tatsache, daß der artige Gesinnungen vorhanden sind und in die Tat umgesetzt werden, ist bittere Wahrheit genug! Wenn die „Einigkeil" schon beim Bau von Gotteshäusern aufhört, wenn man uns dasür nicht einmal rin Fleckchen Erde gönnt, wie soll eS dann erst in anderen Fragen nm die „Toleranz" und um die „Zusammenarbeit" be stellt sein! Also Augen aufl Kirchliches Die päpstliche Hilfsaktion für Rußland. Die päpstliche Expedition nach Rußland dürfte jetzt bereits an den verschietc- >wn Bestimmungsorten angeiominen sein. In Konstantinopel hatten sie einen kurzen Aufenthalt, um die bercitgestelltcn Le bensmittel, Kleider und anderen Liebesgaben in Empfang zu nehmen. Auch ein Vertreter der russischen Negierung stellte sich ihr vor. Dort ereilte sie auch die Weisung, daß die für Jekate» rinoslaw bestimmte Gruppe in Sepastopol lande,, sollte, da gegenwärtig die Krim schlimmer heimgesucht ist. In Non, lau. gen bereits die ersten Beiträge für das Hilfswerk an. Das Madrider Komitee sandte sofort die Summe von 120 000 Pese. taS; ein einziger Amerikaner, der ungenannt bleiben will, spen dete 5000 Dollar. Die Erzdiözese Medch sendet als erst: 6öaüe 170 000 Lire; ein belgischer Privater spendete eine Million Lire. Natürlich kommen auch kleine Gaben: So spenden di« Arbeiter der vatikanischen Druckerei den Arbeitslohn für zwei Stunden. Sonntag den 13. August waren etwa 30.») Arbeiter bei einer im Cortile del Belvedere vom Heil. Vai-r z.>lebr,er!ln Messe zugegen, unter denen ebenfalls eine Saminlnng iür Ruß land abgehalten wurde. Mit den 2,5 Millionen Lire des Heil, Vaters sind bereits über 5 Millionen in dieser kurzen Zeit zu. samm engekommen. Die Aachener Missionswoche. Das Programm der Aache ner Missions-Jubiläumswoche vom 3. bis 10. September ist fer» tiggestellt. Den Vorsitz führen Fürst Alois zu Löwenstem. Weiy- üischof Dr. LauSberg von Köln und Domprotovikar Msgr. Wcber. Trier. Für die erste Hauptveranstaltung, den >n iftenSwijftn- schaftlichen Kursus für Priester vom 4. bis ? L ptember. dessen Protektorat die drei deutschen Kardu.ö'.e übernommen haben, sind die bedeutendsten ^deutsch:» Missions fächle .-te als Redner guronnn» Kaedinalerzbifchof Schulte von Köm wirL die Schluß unsprache halten. Für den mijsionswissenschaftiichen Lehrgang für Lehrer und Lehrerinnen vom 6. bis 9. September weist die Rednerliste ebenfalls bekannte Namen auf. Ueber die Woche hin verteilen sich die Generalversammlungen der großen deut- scheu Missionsorganisationen; der Missionssuperiorenkonferenz und der Missionsabteilungen an den höheren Schulen am 4. Sep tember, der Petrns-CIaver-Sodalität am 6., des Frai^iskus- LaveriuS-VcreinS, deS Kindheit-Jesu-Vereins und des Priester- missionSbundes am 7. September, unter dem persönlichen Vorsitz sionsverceinigung katholischer Frauen und Jungfrauen am 8. September. Schon vor Beginn der Missionswoche und während ihrer ganzen Dauer wird eine MissionöauSstellung, verbunden mit einer Missionsliteraturschau zur Besichtig,»^ einladen. Die Woche wird eröffnet durch einen Festzug, der am 3. September «Das Kind im Heidentum und Christentum" zur Darstellung bringt. Sonntag den 10. September ist allgemeiner Aachener Missionssonntag. Der gleiche Festzug, wiederholt, bildet den glänzenden Abschluß der Missionswoche.
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