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Nummer 113 — 22. Jahrgang Erscheint sechsmal wöchentlich. Bezugspreis siir Juli 10000M. AnzeigenpreisrDieeingespalttiiePetitzeilL 1000M, für Familien°u. Vereinsanzeigen, Stellen.imd Mietgesuche 800 M. Die Petit-Neklamezeile, 8» mm breit, 3000 M, Osfertengebühr für Selbstabholer LOOM, bei llebeisenduiig durch die Post außerdem Poriozuschlag. Preis für die Einzelnummer 400 Mark Geschäftlicher Teil: Roses Fohrnann, Dresden Donnerstag, den S. Juli 1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt^.' -Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung von AnM.(L-Aufträgen nud Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern« sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keineVer- antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion k bis 6 Uhr nachmittag». Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert. Dresden Do Breitung Tageszeitung für christliche Politik und Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden-Altstadt 16, L>olbeinftrake 46 « Fernruf 32722 / Postscheckkonto Dresden 14797 MW« im» Mii»Sie Ml »re Fm <- M «Leben Druck und Verlag: Saxonia - Buchdruckerei G. m. b. H. DreSden'Altstadt 16, Holbeinstraße 46 Die unveränderte Politik Belgiens Der belgische und französische Gesandte bei Lord Cnrzon — Die Ungeduld Englands über die französische Verzögerung — Vor der Ausrveisung von SOOV Eisenbahnersamilien KWUttnölfim- ix Kriifftl Brüssel, 4. Juli. Die Kammer ist gestern wieder zu- sammcng-tretcir. Präsioent Brunnet eröstnete die Sitzung mit der Erwähnuiig des ExiiiosioiiSniiglückes auf der Hochfelder Eisc»- bahnb Uckc. Ter Minister der natio ialen Verteidigung Devcze erklärte dazu, die Untersuchung deS Attentates, dem zahlreiche belgische Soldaten z»m Opfer gefallen sind, werde unermüdlich Lttrieüe». Danach rrgrikf Ministeepräsident ThenniS da; Wort. Er erklärte, Frankreich werde den notwendigen Druck auS üben, biö Belgien seine Genugtuung er- halten habe. Belgien habe sich stets bemüht, die Entente in »ntschei.'cndcn Fragen za unstrstützen. TbcnniS führte n. a. anS Dir neue Regierung werbe mit demselben vollständige, Pcogcamm bezüglich der militärische» und der Sprachenfrage an die Oieschäfte hcrantreicn wie die vorige. D»s militärische System müsse vor allem durch dir tech- Nischen Notwendigkeiten der Trupprnaiisbildnng sowie durch den Bedarf an ausgebildeten Bestände» bestimmt werden. Ter Zweck werde durch die Annahme brr zwölfmonatigen Dienstzeit mit der zweimonatigen Zusatzvrrpslichtnng erreich». Ebenso lange nUisite» die zurzeit arge, Deutschland angcwcadcten Zwangs- und AnS- nahmemaßregcl» ausre,t,»erhalte» werd:n. Der Ministerpräsi dent besprach sosann die Genter NniversitälSfrage und «ntwlckelte den bereits veröffentlichten Entwurf, wobei er binzufiigte, die Negierung sei übeezeugt. ein nützliches Werk z» tun, indem sie Belgien e ne flämische N riversität gebe. Weiterhin führte der Ministerpräsident anS, das neue Kabinett dabe die Verantwortung übernommen und fordere die Kammer auf, daö gleiche zu in». Tie Regierung beabsichtigte, ldie Politik ihrer Vorgängerin die daS Parlament gebilligt habe sortzufübren. Im Innern erklärt? der Ministerpräsident Arbeit und Sparsamkeit als die einzigen Mittel, um die Olesun- düng der Finanzen und die B.-siernng der Handelsbilanz herbei« znführen, in außenpolitischer Beziehung Aufrrchtrrhaltnng nu ferer wertvollen Freundschaft;,, n,d Anwendung aller Mittel, die «ölig sind, um die Zatzinug der unS geschuldeten Repara- ttonrn zu erlangen. Mit ebensoviel Mäßigkeit wie Festigkeit wird tle Regierung die größte Energie entfalten, NN, das feige nnd wrabscheuungSwürdige Verbrechen ,n ahnden, dessen Opfer eine Anzahl unserer Soldaten geworden ist. Die Negierung wird hei ihrer ReparntlonSvolitik bleibe,, bis das Land Genugtnung zrlangt hat. Sie wird mit Beharrlichkeit ihr- Bestrebungen fort» setzen, zwischen den Alliierten jenes völlige Einvernehmen Herz», stellen, daS dir endgültige Lösung der Lebensfragen deS Landes v»r beschleunig:» kan». Der AiWiid der staiyWcu Anlimt Paris, 4. Juli. Die Ileberreichunq brr französischen Antwort im Foreign Office ist im letzten Augenblick verschoben worben. In London nimmt man an, daß eine gemeinsame französisch-belgische Antwort überreicht werden soll, baß aber der Verlauf der gestern staitliesnudenen lelgischcn Kam mersitzung abgcwnrtet werden muhte, che die beide» Botschafter in London einen gemeinsamen Schritt tun können. London, 4. Juli. Im Auswärtig?» Amt fand gestern nachmittag eine Konferenz über die Re parationS. und Nuhrfrage statt. Später erschien der belgische O'esaiidie Baron Mönchenr, zu eitlem kurzen Besuch. Nach ihm ver weilte der französische Notschalter in London, Graf St. Aulcre. länger als eine Stunde im Foreign Office. Paris, 4. Juli. Die französisch: Kammer hat gestern über die ton Deutschland zurückzuzahlendea Vergütungen eine Dis kussion angefangen. Laut .Oeuvre" sind in dieser Rubrik auch die französischen Besatz n n gSkosten für die Ruhr 'eingestellt. Uns dem Bericht über die Kosten der französischen Trinpben an Rhein und Ruhr acbt hervor, daß 1822 die Be- satzrngskosstn für den Rhein rund 456 Millionen Franken be tragen, für 1923 war?» urivriinglich 498.5 Millionen Franke» angefordert worden. ViS jetzt hat die französische Regierung für die französische Besatzung weiter; Kredite für 1923 im Betrage von 835 Millionen Franke» anaefordert. In dem Bericht heißt cs: Diese Kosten für di: Vesahungkl'eer? an Nchein und Ruche sind in erster Linie aus den deutschen Reparationszahlungen vor- wegznncbmen. DaS Blatt fügt hinza. daß sich also die produk tiven Pfänder a!S lehr wenig ertragsreich erwirken haben und daß bekanntlich die Alliierten, die die Ruhraktion nicht feilen, nicht geneigt sind, die BcsatziingSkoslni mit ans sich gn llkhlM'. Die ttsihWk Geduld Eu-liMds ^ ' London. 4. Juli. „Star" schreibt i» einem Leitartikel, zweifellos werde die französische Regierung nnd die französische Prell- ein cve»t»e'!eS Sonderabkommen Englands mit Deutschland als »»frenndlnche Haltung bezeichnen. Diese -Haltung sei aber nicht nisrenndlichrr, gls daS Verhalten FrankicichS gegen Englands, cim E' imarsch in haS Ruhrgrbiet. Es sei l-obe Z:It, daß sie britische Regi-rnng tS Frankreich klar mache, daß die Geduld Englands crschöost sei „Pall Matt Gazette" spricht die Hoffnung a»S. daß alle Beteilig, wn anS den letzte» Ereianisirn die nötige Lehre gezogen Hobe». Wenn dies nickst der Fall sei und wenn Frankreich nicht zilgcbci, wolle, baß nur ein wiederhergcstellstS D»c«kchka»d Rep,rill»» :n Wahlen könne, dann miine Gioßbritai nlrn allein handeln. Eine ändere Möglichkeit bestehe nicht. Paris, 3. Juli. „Ere Rouvelle" will willen, daß man sich frgnzösischerseiiS entsch'ollen habe einer frnnzrsisch-brisische» Zn- sammenkunft zuznstimmen. Man will zuerst Sachverständige nach London schicken. Dann soll sin- Answeache zwischen Bals- win «.nd Poincarc stattsindcn. Poin.-acr sei offenbar besorgt wegen der nervös gewordenen Stimmung !m Parlament. London, 4. Juli. DaS Nenterbnreau erfährt über die Un terredung des belgischen Botschafter; init Lord Curzon im Foreign Office. Der Botschafter überreichte keine Note, erläute-te aber, die belgische Auffassung betr. di? Nuhrfrage, Wie ver lautet, haken sich bei der Unterredung neu: Gesichtspunkte nicht ergeben. Lord Eurzon setzte in seiner Antwort noch einmal den britischen Standpunkt auseinander. Nach Beendigung der Be sprechung statteite der französische Botschafter St. Aulair: Lord Eurzon einen Bestich ab. Eine vor den eben erwähnten Be strechungen aukgcgebene Reuter-Note besagt, man halte cS für möglich, daß die französische Negierung warten wert«, bis di? belgische ibre Antwort ans den britischen Fragebogen nach London gesandt babe, damit die beiden Ant worten gleichzeitig übermittelt werden könnten. Man rechnet mit einer Verzögerung von ein bis zwei Tagen. Von französi scher Seite ist Reuter mitgostilt worden, der Zweck de? franzö'i. scheu Botschafters beim Staatssekretär der Acnßern sei nicht ge wesen, einen bestimmten Plan in uiündsich'r oder schrittst her Form zu übermitteln, sondern lodsglich die Besprechungen sort- znsetzen, die bereits stattaefnnden hätten Die in diesen Be sprechungen gegebenen Ersäuielnngen der Auflassung Frankreichs würden dabei erweitert und niederlM werden. Eine Rede Mussolinis Rem, 4. Just. Mussolini sprach im gestrigen M'uisterat über die auswärtige Lage, Die Lage an der Mubr habe sich m den letzten Tage» verschlechtert. Das ed-llwütig: Eingreifen des Papstes habe nichts gebessert »iestnebr sei der Beschluß de? französischen Senats nnd dw wir Mussolini meint, Sabotageakt in Düsseldorf gefolqt. Nach Lösung der belgischen Krise sei die Aufnahme der diplomatischen Aktion jedoch wieder möolich. Italien betilige sich an ihr nnd werde sich für eine vollständige Lösung der RsparationSpcoblemS im Sinne deS Lon doner Memorandums einsehen. Die AosmrkMM der Dttluhkchme Essen. 4, Juli. Die Auswirkungen der über die Städte Duisburg, Mühlheim, Ob erha nsen nnd Hamborn verhängten Sperre für AutvS, Straßenbahn nnd Fnhcwcrke mache» sich ganz anßerordentlich brückend bemerkbar. Endlose Scharen müder Wanderer ziehen die staubigen Stroben entlang. ES ist ein Zug cuS Jammers. Viele Müllen st,re Laste» schwcistgebadet zwei bi.; drei Stunden schleppen. Welche gesundheitlichen Schaden sie an bei t»leiden, wird erst die nächste Zeit lehre,«. Zahlreiche Per sonen kletterten, um sich »ich» der O'ekahr erschossen zu werden, aiiSziisctzen, bei fremden Leute» über die Zäune »»d baten für die Nacht um Oboach, was ihnen bereitwilligst gewährt wurde. Ans Ctnbcndiclen und Spe-chern über-iacksteten wanchmal bis zehn Mann in einem Hanse, um am frühen Morgen ihre müh selige Wanderung fortznsctzcn. Berlin, 4. Juli. Seit der letzt n Nacht ist Punkt >2 Iltzr die VcrkchrSsperre über das besetzte Gebiet streng durchgcführt worben. Nur Lebensmittel können di: Olren,ze zw-schcn dem besetzten nud bcm unbesetzten Gebiet noch passiere». An einzelnen Stellen, wie an der Station Hengstey war cS möglich, daß »och einige Reisende passiere,! könnten. Infolge der schmalen Zone, die rings »m daS englische BcsetziingSgcb'iet von französischen Trübsten gezogen ist, »st auch Köln völlig abgrriegelt und eS ist zurzeit kein Eisenbahnverkehr zwischen Berlin und Köln möglich, lieber die Wirkungen der Verkchrdspcrrc ans daS dem besetzten Gebiet nnmittclbar benachbarte Gebiet wird ans Frankfurt a. M. gemeldet: -Hier gingen gestern die anfregend- sten Gerüchte nm. Man erwartete jeden Augenblick die Ve> setzung der Stadt, weil der französische Grenzposten »m etwa 466 Schritte näher nach Frankfurt vorgerückt wurde. In den frühen Morgenstunden war cd einigen Automobilen noch möglich, »ach Griesheim zu kommen, Sväter wurde d:c ganze Verkehr abgc- wirscn. Hunderte von Arbeitern die noch nicht von der Ab sperrung wußten, standen n,i der Grenze. Sir haben keine Oie- leger,beit mehr, z» ihrer Arbeitsstätte zu gelangen »nd wissen nicht, wie sie für sich »nd ihre Familien den Lebensunterhalt bestreltrn sollen. Die Franzosen batten überall die strengste Kon trolle eingerichtet. Fliegende Patrouillen auf Rädern n»d Ossi, ziere kontrollieren sehr scharf. Arbeiter, Anqcstellte und Reisende bemüliten sich, den ganzen Vormittag über die Grenze zu kommen. Der Papst qeqen die Sabotaae Berlin, 4, Juli. Der Prtzst hat durch den Kardinalstaats sekretär Gasparri an den päpstlichen N iniiuS in Berlin Vaeolll ein Telegramm gerichtet, da? sich gegen tue Sabotageakte sin be setzten Gebiet richtet. Es- heißt in dun Telegramm: „Wehrend der Hcilwe Vatcr sich mit seinen, Briefe h-inübt. die Mächte, zu einer Verständigung zn führen, und mährend er bestrebt ist. alle? vermieden zu sehen, maS eine solch: Verständigung verhin dern sann, erfahre ,ch zu meinem lehhasten Schmerze, daß in dem besetzten Gst-histe Sabotageakte und andere Ver brechen unter der Devise der passiven N'sistenz begangen werden Seine Heiligkeit beauftragt mich energische Schritte zu unternehmen, damit di: deutsch? Regierung cin für allemal einen solchen verbrecherischn, Wid-,stand ver urteilt, so wie der -Heilige Vatcr ihn derart:!lt." iktratiiiittii deiilsihn MinißeMWeutcii ES ist in der deutschen Reichsverfassung nicht vorgesehen, daß vor wichtigen außenpolitischen Maßnahmen die Neichsregte« rung die Ministerpräsidenten der deutschen Länder zusammenberuft, ihnen Aufklärung gibt über die Schritte, die vorgesehen sind, und von ihnen Instruktionen entgegennimmt. Es mag sein, daß solche Ministerpräsidentenkonferenzen die einer wichtigen diploma tischen Aktion voraufgehen, der inneren Geschlossenheit unseres Volkes zur Unterstützung deutscher Aktionen dienen mögen, sie können aber auch die Folge haben, in den Ministerpräsidenten die Meinung zu wecken, sie seien die berufenen Organe zur direkten und persönlichen Mitbestimmung der deutschen Außenpolitik. Da von steht sedenfalls in der Reichsverfassung nichts. Es ist psv- chalogisch aber sehr erklärlich, daß Ministerpräsidenten, deren Mei nung in solchen Konferenzen nicht zur allgemeinen Auffassung ge worden ist, einen disziplinlosen Schritt gegen die Oeffentlichkell unternehmen und bas Neichsinteresse gefährden. Je partei politisch extremer solche persönlichen Auffassungen der Minister präsidenten sind, um so schärfer werden natürlich ihre Urteile ausfallen, um so schärfer erschüttern sie daS Gefüge der Ncgie- rungspolitik und der deutschen Einheit, In einem Artikel „Finis Germaniac?" (Das Ende Gsr- iiianiens) stellt ein Dr. Walter Zochliu in der „Glocke" (Nr, 14) besorgte Betrachtungen über die Einheit unseres Reiches und die Macht der Neichsantorität an und kommt dabei als Sozialist auch auf die Rede seines Parteigenossen, des sächsischen Minister präsidenten Dr. Zeigner zn sprechen, die dieser jüngst über die Politik der Negierung C»»o gehalten hat. Er sagt darüber folgendes: „Deutlich Ist diese Gefahr der Neichszersplitternng durch die Rede unseres „Genossen" Zeigner, deS sächsischen Minister präsidenten, geworden. Genosse Zeigner hat, soweit die außen politischen Fragen in Betracht kommen, die ihm zngeschriebencn Aenßerungen dementiert. Aber bestehen bleibt doch die Tatsache, daß Genosse Zeigner der Negierung Cuno den aller- > schärfsten Kampf angesagt hat. Es handelt sich hier nicht darum, ob die Angriffe berechtigt sind oder nicht. Wir müssen sie im Interesse unserer Republik und unseres Volke? ablchncii, ES ist ausgeschlossen, daß ein Ministerpräsident eines deutschen Landes gegen die NeichSregiernng einen solchen Bannsluch schlen dert, wenn nickt daS Reich zu einem Popanz, die NeichSregiernng zn einem wohlgesinnten Sianimtisch hernntersinken soll, Ter Präsident eines deutschen Landes hat andere Machtmittel nnd Hebel, um die nach seiner Ansicht unmöglich und schädli ge wordene Neichsrcgiernng zu beseitigen, Einwirknng durch seine Vertretung im Reichsrat, Einwirkung dort, wo über die Politik der Rcichsregiernng zu entscheiden ist, im Reichstag, Letzten Endes ist unsere Partei dafür die Instanz, die den vom Genossen Zeigner geforderten Liguidationsprozeß für die Regierung Enno anszuführen hat. Will dies die Pariei nicht, entscheidet sie sich in ihrer Majorität, wie bisher, zu einer anderen Taktik, dann bleibt für den einzelnen, und sei er auch Mi nisterpräsi- d ent, nichts anderes übrig, als sich den Gesetze» der Demo kratie entsprechend zu fügen oder daS Amt eines Ministerpräsiden ten als verantwortlicher Leiter der Politik eine? Landes a nf- zu geben. Wenn eine andere Praxis sich einbürgert, ist eine deutsche Reichsvoliiik in Zukunft unmöglich. Man kann rechts, man kann links und man kann geradeaus kutschieren, aber zu gleich nach allen drei Richtungen zn fahren, ist ebenso unmöglich, wie cin Orchester von drei oder noch mehr Kapellmeister» zn gleicher Zeit zu dirigieren. Wenn Genosse Zeigner Nachfolger Ennos werden sollte (wir brauchen aber keine Angst zu haben), wird er dieser Auffassung selber znstimmcii. Der Verfasser des Artikels verlangt schließlich, daß die sozialdemokratische Partei solcher Entwicklung, die er „zentri fugale Hysterie" nennt, entgegcntrete. Es lag sicher nicht in der Absicht deS Reichskanzlers Cuno, das außenpolitische Selbst bewusstsein der deutschen Ministerpräsidenten zu stärken, als er sie vor Abgang der letzten deutschen Note znsammenberief. Eher wollte er, daß sic seine Politik i» der Oeffentlichkcit mit Energie unterstützte n. Da er das nicht erreicht hat, wird er sich wohl das nächste Mal überlege», ob er jenen söcrsmh wiederholen soll. Mot des Tel'ln'rnhandels mit Mstu nud Edklmktallkn Berlin, 1, Juli. Der Reichspräsident hat gestern folgende Verordnung erlassen: Auf Grund de? Artikels 45 der Verfassung deS Deutschen Reiches wird in Ergänzung der Notverordnung vom 22. Juin 1923 lNeichSgesctzblait I. Seite 401) folgendes verordnet: 8 1. Termingeschäfte in Zahlungsmitteln oder Forderungen In anSländischcr Währung, in Er-elinetall:», sowie in in- nnd aiiSlüiidischen Efccktcn gegen Reichsmark oder Wertpapiere, dl- anf Reichsmark laust», sind verdöst». Tic NeichSregiernng kann diese Vorschrift ans Tcrmiiigrsäiästc in Ware» anSdclmcn. 8 2. z 1, Abs. 1. der Notverordnung vom 22. Inn! 1923 findet aus Trllnrschatzanweisnngr» cntsveech-nde Ailwcndnng. Die ReichSrcgstr»»» kann diese Vorschrift anr andere wertbestän dige Anleihen niisdelmen, 8 3. Die Begriffsbestimmungen des 8 1 her Valutaspeku lation?« erordmmg vom 5, Mai 1028 aeitea entsprechend. 8 I. Olcschäfte. die gezeu 8 1 vder 8 2 verstoßen, sind nichtig, 8 5. Auf Znwiderbandlnngcn geq-n 88 1. 2 oder 3 bilden ebenso wie auf Zuwiderhandlungen gegen 8 1 Notverordnung vom 22. Jini '923 die VorsLri'ten der 88 11 und 13 der Valuta- spekulcstionSverordniina entsvrechende Anwendung. Als Zuwiderhandlung ist -s nuch untersagt, wenn an Stell« eines nach 8 1 »der 2 dieser Verordnung od'r § 1 der Notverord nung vom 22. Juii! 1923 verbotenen Geschäftes eine den wirr, 'chastlicbe» Vorgängen. Tatnchsn und Verhältnissen nicht ent. s>, rechende Gestaltung gewälstt w'rd, welch: die währunaSwirr. rchaftlichen ErgetznissL rineK >7 verbot:»:» Geschäfte zu erreichen bestimmt und geeignet ist. — 8 3 der Nowev irdnuna vom 22. Jum 1923 wird ausgehohcn.