Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-05
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.11.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Eomuchend den d. Rovenrder I92l saqs«,a,» «oirrz»«»»», Die Teilnahme an kirchlichen Feiern und Handlungen Die kurze Aufrage des Abg. Hetzlein Am 27. Juni d. Js. hatte da» Kultusministerium di« be. kannte Verordnung über die Teilnahme der Schüler an kirchlichen Feiern und Handlungen erlasse». U». tcrm 12. Juli hat darauf der Zentrumsabg. Hehlein im Land tage eine Anfrage eingebracht, wie die sächsische Regierung diese Verordnung des Kultusministeriums mit der Neichsvcrfajsung vom 11. August 1919. vor allem aber mit dem völlig unzweideu tigen Beschluß des Reichstages in seiner 89. Sitzung vom Mitt woch den 16. März 1921 in Eistklantz bringen will. In der An stage hat Abg. Hehlein darauf hingewiesen, dah im Reichstage namentliche Abstimmung mit 203 gegen 151 Stimmen eine Entschließung angenonimen wurde, „die Reichsregierung zu er suchen. sie möge auf Grund v n Artikel 146 der Reichsverfassnng baldigst einen Gesetzentwurf einbringen, wonach nicht Anmel dung zum Religionsunterricht, sondern Abmeldung vom Reli gionsunterricht in den Fällen, in denen Nicbiteilnobme von den Erziehungsberechtigten begehrt wird, zu crf Igen hat." Diese kurze Anfrage des Abgeordneten Hehlet» stand in der Donneistagssitznng des Landtages als erster Punkt auf der Tagesordnung. Die sächsische Niegierung lieh ans diese Anfrage durch den Ministerialdirektor Mich-el vom Kultusministerium folgende An iwort geben: „In der kurzen Anfrage des Herrn Abgeordneten Hehleiu berühre» sich zwei Punkte: ,1. die Teilnahme der Schüler am Religions unterrichte in der Schule und 2. die Teilnahme delr Schüler an kirchlichen Feiern und .Handlungen. Die erste Frage ist bereits Gegenstand der Anfrage Nr. 76 der Herren Abgeordneten Dc. Nendtorff und Genossen gewesen und in der 2t. Landtagssihung vom 1. Februar dieses Jahres behandelt worden. Insoweit gilt noch heute die Per ordn nng über Anmeldung ^on Kindern zum Religionsunterricht der Volksschule vom 8. Januar Ml. Inzwischen hat der Reichstag zwar beschlossen, die Reichs- regierung zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulcgen, wonach nutz! die Anmeldung zum Religionsunterricht, sondern die Ab melduug vom Religionsunterricht in den Fällen, in denen die Erziehungsberechtigten davon aüsehen wollen, gefordert wird. (Vergl. Bericht über die 86. Neichstagssitzung vom 16. Mürz 1621; ReichstagSmitteilungen Seite 8028 B-l Es steht aber noch keineswegs fest, ob eine solche Vorschrift auch wirklich Neichsgesctz werden wird. Aber selbst vorausgesetzt, das; dies der Fall wäre, so wäre eS unzweckmäßig, bereits jetzt, che der Wortlaut des ReichSgesetzes feststeht, die sächsischen Vor schriften ans die Gefahr hin zu ändern, daß sie später nochmals geändert werden müsse». Würde ein NeichSgesetz gemäß dem RcichStagsbcsthl.usse erlassen, so würde damit jedoch) noch nicht die zweite Frage reichsgesctzlich entschieden sein, die Frage, von welchen Vor aussetzungen die Teilnahme der Schüler an kirchliche» Feiern und Handlungen abhängig gemachr werden soll. Lediglich diese > -weite Frage aber wird in der Verordnung, vom 27. Juni 1921 behandelt. Die Teilnahme der Schüler an kirchlichen Feier» j und Hanoi»»gen ist übrigens nicht im NnterrichiSpIaiic, son dern nur in den Hausordnungen vorgesehen, auch kann die Be rufung auf den Begriff des ordentlichen Lehrfaches hier nicht in Frage kommen. Da insoweit ein Beschluß des Reichstages i bisher überhaupt nicht vorliegt, kann auch nickt, wie eS !m letzien Absätze der kurzen Anfrage geschieht, ans einen „völlig unzweideutigen Beschluß" des Reichstages Bezug genommen werden Hiernach liegt für das Ministerium de? KulinS und öffent lichen Unterrichts mindestens zurzeit kein Anlaß zur Aendernng seiner Auffassung vor." Besonders nach den letzten Ereignissen war selbstverständ lich von der sächsischen Negierung, vor allem aber vom Kulius- nninsterium eine andere Antwort kaum zu erwarten. Wir müsse» aber erklären, daß wir noch selten eine so gewun dene und so wenig stichhaltige Erklärung gesehen haben, wie diese, lieber all diese Fragen ist das letzte Wort natürlich noch nicht gesprochen. Es wird sich auch im Land- tage ja in Bälde Gelegenheit bieten, den ganzen Komplex dieser Fragen noch einmal aufzurollcn. Voraussichtlich wird der Landtag in der nächsten Woche nur eine Sitzung abhalten, und zwar am Dienstag, und dann seine Verhandlungen erst am 1". November wieder aiifnchiiieii. so daß also die große Anfrage des Algeordnelen Hcßlein wegen des Verbotes des Kultusmini steriums gegen den Bischof von Meißen erst in der zweiten Hälfte des November den Landtag beschäftigen wird. Was nun die Anfrage der Teilnahme der Schmer an kirchlichen Feiern und Handlungen und die Teilnahme der Schüler am Religions unterricht in der Schule anlangt, so muß allerdings dringend die Forderung auSgesvrochen werden, daß nun endlich die Ne'chsregicriing den Beschluß des Reichstages vom t6. März Ml berücksichtigt und dem Reichsparlament einen entsprechen den Gesetzentwurf vorlegt. Sächsischer Landtag Dresden, 3. November. Präsident Fräßdorf eröffnet die Sitzung kurz nach 1 Uhr. Zur Beantwortung steht zunächst die kurze Anfrage des Abgeord neten Heß lein über die unter,» 37. Juni 1921 vom Kultus ministerium erlassene Verordnung betreffend die Teilnahme der Schüler an kirchlichen Feiern und Handlun gen, über welche wir an einer anderen Stelle ausführlich be richten. Weiter wird von einem Regiernngsvcrtreter die kurze Anfrage der Abgeordneten Frau Salinger (Dem.) und Frl. Dr. ÜSrt >vig (Deutsche Volksp.) betreffend die Gründe, die für das Ministerin,il des Innern maßgebend gewesen sind, gemeinsam mit dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Verordnung über Tanzvergnügen vom 8. De - zcniber 191t) aufzu heben, dahin beantwortet, daß eS sich hier um die Frage handele, ob man berechtigt sei, der Jugend ein Recht zu nehmen, was die Regierung verneinen müsse, zu mal doch Personen des weiblichen Geschlechts mit dem 16. Le bensjahre heiratsfähig seien und man sie deshalb vom Tanzver gnügen nicht ausschließen könne. Die Kreishauptmannschaften hät ten sich »ach Prüfung dahin ausgesprochen, daß sie dem ersten Punkte, der die Aufhebung des Gesetzes für 17- bezw. 16jährigo fordert, zustimmend gcgenüberständen, hingegen aber die Zulas sung von Fortbildungsschülern zu den Tanzvergnügen ablehnen müßten. Der kommunistische Alltrag, mit allem Nachdruck bei der Reichsrcgierung und im ReichSrat darauf hüiziiwlrkcn, daß im Reichsmieten, und Mieterschntzgesep Sicherungen dagegen geschaffen würden, daß die Grundsteuer aus die Mieter abgewälzt würde, daß ferner das MitbestimmungSrccht der Mieter gesetzlich festgelegt werde und die Uebernalime des pri- Voten HauSbesitzes durch die Allgemeinheit herbeigesührt werde, wird vom Abg. Renner (Komm.) eingebend begründet. Dem gegenüber erklärt der Abg. Roack (Deutsche Volksp), daß die Forderungen des Antrages unmöglich seien. Sie seien wahr- scheinlich aus Gewissensbisse der Kommunisten wegen der An nahme de- SrundsteuergesetzeS zurückzuführen. Durch die Miet- lauSschüsse würden die Verwaltungskosten verteuert. Die heutige Kwlammenletzuna der Mieteinigungsümtrr wahrte die Recht« der Mieter mir allzusehr. Seine Fraktion müsse de« Antrag ab- Mbnen. Abg. Sander (Deutschnat.) bedauert «», baß man mit derartigen Anträgen die Zeit totschlage, da doch hier der Reichs tag die Bestimmungen zu treffen habe. Nicht Mieterausschüjje, sondern HauSbesitzerausschüsse wären notwendig. Die gesetzliche Anerkennung des Mietcrausschusses könne den Kommunisten als Einnahmequelle wohl willkommen sein. Abg. Fra» Büttner (Soz.) bezeichnet die Mieterausschüjje für eine Vorstufe für die bereits augekündigte neue Mietordnung. Wenn den Hausbewoh nern so weit beigebracht werden könnte, daß es im allgemeinen Interesse liege, das Haus instand z» halten, würden sie sich auch nicht weigern, die Mehrkosten zu tragen. Ihre Fraltio» habe den Eindruck, daß in den Mieterversinen eine Masse Elemente bei sammen seien, die überhaupt nicht wissen, was sie wollen, und sie selbst habe nur allzu ost die nnglanblichsten Dinge hören müssen.' Das Reich werde hierzu »och die letzten Worte streche». Das gedachte Oiesetz müsse abep vor seiner Annahme noch ver schiedene Verbesserungen erfahren. Der Antrag der Kommunisten ans Sozialisierung des Haäsbesitzes sei eine Utopie.. Abg. We.hr- mann (Dem.) hält es für notwendig, daß auch der GrmidöZitz berücksichtigt werden müsse, und es sei. Erfordernis, daß die Mie ter mil zur Grnnvstener beitragen. Eine ttebcrspannnug dürfe aber nicht eintrete». Die beste Einigung könne aber durch Ver handlungen zwischen Mietern und Besitzern erfolge». Ob durch einen anerkannten Ausschuß eine Besserung einlrete, sei sehr fraglich. Es müsse der Versuch gemacht,werden, eine Einigung zn erzielen. Den. vorliegenden Antrag der Kommunisten müsse seine Fraktion entschieden avlehiien. Abg. Denn Hardt (klnabh.). glaubt zn wissen, daß die Mieteinignngsämte.r meistens zugunsten der Hausbcsitzet ihre Entscheidungen träfen. Abg. Ziller (Deutschnat.) warnt dabor, neue Experimente zn ma chen und jetzt sogar den Hausbesitz noch mit als Versuchskaninchen hineinznziehen. Die Mieteransschüsse hätten die Bcrwaltnngs- spesen des Hausbesitzes wesentlich erhöht. Die Mieteinignngs- ämter seien die besten Instanzen, eine Einigung zn erzielen. Auch er lehnt den Antrag ab. Abg. Röllig (Deutsche Volksp.) for dert für beide Teile Gerechtigkeit. Der Hauptteil der Grund besitzer denke gar nicht daran, Wucher zn treiben, und wenn sich doch ein derartiger Fall feststellen liehe, dann würde auch seine Partei sich entschieden dagegen anssprcchcn. Jni Schlußwort erklärt der Abg. Nenner (Komm.), daß seine Fraktion der Ansicht jei, daß es unbedingt nvlwendig sei, die sächsischen Mieter zu schützen. Der sächsische Vertreter bei den Verhandlungen im ReichSrat müsse verpflichtet werden, im Sinne der sächsischen Mieter zu wirten. Die Abwälzung der Grnndstener müsse verhindert werden. Hieraus wird der Antrag gegen wenige Stimmen der äußer sten Rechten dem Rechtsansschnß überwiesen. Ein Antrag deS Abgeordnelen S i e w c r i (Komm.), aus die Tagesordnung der nächsten Sitzung den Antrag seiner Fraktion betreffend die Erhebung des ersten Mai und 9. No vember zum gesetzlichen Feiertag zn setzen, wird gegen die bürgerlichen Stimmen angenommen Es folgt sodann der Antrag des Abgeordneten Ebert und Genossen, die Licherslellnug der Karlosselversorgung betreffend. Zur Begründung führte Abg. Sicwert (Komm.) ans, daß man viel zu spät versucht habe, die Kartoffeln zu einem angemessenen Prene der Bevölkerung zn erhalten — im guten Glauben an die Gntmüligreit der Landwirte. Die Grundbesitzer hätten durch Versprechungen der Herabsetzung der Preise und der reichlichen Zufuhren an die Selbstverbrancher die Aushebung der. Zwangswirtschaft mundgerecht gemacht. Heute aber schon müsse genagt werden, daß in Sachsen in einigen Wochen keine Kartof feln mehr zu erschwingen sind, und daß die Arbeiter gezwungen sein würden, selbst zn de» Bauern hinanszugehen und diese zn zwinget:, die Karrosscln zu einem angemessene» Preise abzugeben. Sollten die Grundbesiger die Kartosseln der Allgemeinheit nicht zu erschwinglichen Preisen znsühren, dann dürste nicht nur wie der Minister Fellisch angeordnet habe, die Kartoffeln enteignet werden, sondern der gcinze Grundbesitz müsse sisticrt werden, da diese Leute nicht würdig seien, Grundbesitz zn behalten. Zur Begründung seiner Anfrage, die denselben Gegenstand betrifft, legte Abg. Voigt (Deutsche Volksp.) in längeren Aus führungen die Folgen der nnerschtvinglichcn Preise auseinander, und zn eben diesem Punkte erklärt der Abg. Pagenstecher (Denlschtial.) daß die Regierung infolge Wagenniangels die Kar toffel» in den pommerischen Gebieten nicht habe abnehme» kön nen, »nd daß durch die hinzilgetoinmenen Händler durch den Aufkauf derselben die Preise unnötig in die Höhe getrieben hät tet:. Er tritt besonders dafür ein, daß die Ausfuhr unterbunden werden müsse. Zur Debatte, die sich über sämllichc drei Pnntle erstreckt, erklärt Wirtschastsminister Fellisch, daß die Preise durch die freie Wirtschaft so i» die Höhe getrieben worden seien, da der Regierung so jede Handhabe genommen sei, sei ihr Eingreifen hier sehr schwer gemacht. Ob zwar die Zwangs Wirtschaft keine ideale Einrichtung sei, müsse man doch zugeben, daß ei» so plötzlicher Ucbergnng '.zur freien Wirtschaft eine große Gefahr bedeuten müßte. Man wäre vielleicht nicht zu dieser Ka tastrophe in der Karkosselbersorgling gekommen, wenn an Stelle der freie» Wirtschaft das Umlageverfaltren cingcsührt worden wäre. Er hege die Hosfnnng, daß eS nur noch weniger Jahre bedürfe, »m eine Einigung zwischen Erzeuger und Verbraucher herbeizusühre» und es dann möglich sein werde, dritte Personen ausznschalten, die Spekulationen mit Lebensmitteln trieben. Ein krasses Beispiel dafür, wie durch die Aufkäufer die Preise in die Höhe getrieben würden, habe er in Zwickau konstatieren können. Tort habe die Kreishanplinannschast trotz eines Angebotes von 65 Mart pro Zentner keine Kartoffeln auslrciben können und sich deshalb dringend an das Wirtschafisminisleriunl gewandt. Zn gleicher Zeit hätten aber Aufkäufer bei Zahlung von 84 Mark pro Zentner solche ansgesührt. Ein Gesuch an den Nelchsernäh- rungsminister, für Sachsen Z» Anssuhrverbot zu genehmigen, sei abschlägig bcschieden worden. Die Festsetzung von Höchstprei sen sei auch in diesem Jahre eine sehr schwere Entscheidung. Die Ernährungskonferenz habe bestimmt, keine Höchstpreise festzu- setze». Die Landesregierungen hätten aber immer noch das Recht, Höchstpreise festznsctze», und er habe sich für die Höchstpreise entschieden und bei Nichteinhaltung die Enteignung der Kartos- feln angeordnet. Während er sich au die Reichsregierung gehalten habe und kein Ausfuhrverbot erlasse» habe, habe der Oberprasi- dcnt von Hannover, einer Provinz, die Neberschnß an Kartosseln aufzuweisen habe, ei» Anssuhrverbot erlassen. Wenngleich das selbe auch von der Reichsregierung wieder ausgehoben worden sei, so hätten sich doch die Händler während der Gültigkeit des selben von dort nach Sachsen gewandt und seien nicht wieder zu entfernen. Wenn die sächsische Regierung sich so nach den Be stimmungen des Reiches richte, müsse sie zu allererst auch dies von dc» Neberschnßländer» fordern. Eine Bestandausnahine, wie sie der komnuinistische Antrag for dere, könne natürlich angcordnet werden. Sie sei aber nicht ge eignet, die augenblickliclie Notlage zu beseitigen, da sic mindestens 3 bis 4 Wochen in Anspruch nähme, bei Schnee aber überhaupt unmöglich sei. Eine allgemeine Beschlagnahine sei nicht möglich ohne Zustimmung des Rcichscrnähruugsministcrs. Wären die Gemeinden selbst auf den Markt gegangen, so hätten sie die Preise noch mehr in die Höhe getrieben. Eine Aussicht, ein absolutes Brennverbot durchzuführe», bestehe nicht. Er fordert weiter Er zeuger und Verbraucher auf, daß die von ihm erlassene Verord nung nicht nur auf dem Papier stehen bleibe. Abg. S ch e m b o r (Soz.) glaubt, daß die kommunistischen An träge nur agitatorischen Wert besäßen, wenn man die Kommunisten zu folgen versuche, käme man auf den bekannten bolschewistischen Hund. Das Reichsverkehrsministerium und ReichSwirtschaftSiniin- terium hätten schon frühzeitiger Transportmittel zur Verfügung teilen müssen. Doch habe man beim Reiche für die besonderen ächsischen Verhältnisse leider nur wenig Verständnis. Die land wirtschaftlichen Organisationen sollten noch mehr als bisher auf ihre Mitglieder rtnwirken, »m di« Hergabe der Kartosseln zu billigeren Preisen zu ermöglichen. Nr. 256, Seite s Abg. Denath (Deutsche Volksp.) betont, daß in vielen Bezirken Sachsens Trockenheit geherrscht habe und demzusvlge die Kartosselernlc eine sehr mäßige geblieben sei. Die Landwirte in der Südlausitz fürchteten keine Bcstandanfnahtiie, da man nicht viel finden werde. Wenn die jetzigen Verhältnisse anhallen wür den, sähe sich der Mittelbesitz genötigt, die Viehwirtschaft bedeu tend einzuschränken. Das würde auch Einfluß auf die Karlossel- erzeuguisse haben, da dann nicht zur Genüge Düngemittel zur Verfügung ständen. Auch seine Fraktion sei der Meinung, daß die Landwirtschaft dem Volke die Nahrungsmittel zu erschwing lichen Preisen zur Versügung stellen müßten. Abg. Müller (tinabh.) führte unter zeitweiser großer Un ruhe des Hauses aus, daß die Landwirte gar nicht daran dächten, die Kartoffeln zu billigen Preisen abzugeben, und daß aus allen Gebieten Sachsens nur Hobe Kartosselpreise gemeldet wür den. Abg. Klans (Dem.) erklärte, daß weitaus mehr Kartosseln in den Händen der Verbraucher seien, als inan annet>me. Die Vorschläge der Prelsnotierungskoimnissio» hatten vielfach gute Erfolge gezeitigt und viele Landwirte hätten daraufhin höhere Preise nicht gefordert. Die Ursache der Preistreiberei sei in der große» Vertnögensnerfchiebnng zu suchen. Tie Angabe, daß Sach sen nur drei Zehntel seines Kartosselbedarss selbst ausbringen könne, beruhe auf einem Irrtum. Aber trotzdem sei die Kartos- felversorgung natürlich gefährdet. Sache oer landwirtschaftlichen Organisation sei es, hier einzngreisen. Die Abgg, Rammelst, erg und Bauer (Deutsch»«») trete» den Ausführungen ihrer Vorredner noch in verschiedenen Puntten entgegen, woraus der Antrag Ebert dem Nechts- anssch nß zur weiteren Beratung überwiese» wird. Schluß der Sitzung 6.15 Uhr. —Pt— Nachrichten aus Sachsen Die Wr-heimoraanUationen in Sachsen Die sozialdeinotratische Dresdner Presse verösfenllicht wei teres Material zu den Enthüllungen des Ministers des Innern Lipinjli über Gehcimorganisationen in Sachsen, vor allem über den Selbstschutz, die Brüder vom Stein, die Brigade Ehrhardt uslv. ». a. wird ei» Schreiben veröffentlicht, worin der Dresdner Geschäftsführer des Kreises Ostsachsen der Brüder vom Stein beim Geschäftsführer des Bautzner Bezirks anfragt, wieviel Leute ans den Orten beiderseits der Bahn Dresden-Görlitz in einer Breite von je 10 Kilometern znm Bahnschutz zur Verfügung, stehen. Weiter wird ein Sitzungsbericht der Pirnaer Brüder vom Stein veröffentlicht, worin über Mißwirtschaft im Dresdner Meis der Orgcsch geklagt wird. In kurzer Zeit seien 10V 000 Mark verbraucht worden. Ein Rittmeister habe 2100 M. Mo natsgehalt bekommen, sich aber nicht ein einziges Mal sehen lassen. Es folgen dann Mitteilungen Über den Spork- und Wnn- dervercin „Silberner Schild", der als Fortsetzung der Zcitfrei« willigen-Organisation bezeichnet wird, ferner über die Brigade Ehrhardt. Hier wird eine Abschrift der Satzungen veröffentlicht, wonach Zweck der militärischen Organlsarion die Erhaltung einer zuverlässigen Truppe in Brigadestärke sei, die bei roten Auf ständen, aubenpolitischen Verwicklungen usw. eingesetzt werdeiz könne. Auch sollten lokale Stoßtrupps zum Schutze nationale« und zur Sprengung antinationaler Veranstaltungen sonne zur llitmöglichmachung ekelhafter Theaterstücke, Personen usw. gebil det weroen. Weiter soll gegen alle Elemente gekämpft werden, die auf internationalem Booen stehen. Die Brigade Ehrhardt solle eingesetzt »vcrden bei einer etwaigen widerrechtlichen Be setzung Oberschlesieiis durch die Polen, des Ruürgebietes durch die Franzosen, Unterdrückung der Deutschen in Kärnten oder Böhmen u!w. Auch der Kampf gegen die hündische Unterwnrsig- keit vor dem Ausland und der Entente solle geführt werden. Nene unwiderstehliche Kampfmittel müßten erfunden werden. Waf fen seien in genügender Zahl bereitgestellt, ebenso Munition. Die jederzeit Abkömmliche» sollen in besonderen Listen gcsührt werden. Den Hetzern müsse ihr Handwerk gelegt werden Zum Schluß folgen noch Einzelheiten über die angebliche Möraerzenträte in Leipzig, die Gegner bestrafen oder ermorden solle. Beweise dafür, daß Bestrafungen oder gar Ermordungen vorgenominen worden sind, werden aber nicht einmal versucht, geschweige denn gekührt! — Die Verantwortung für die Echtheit der veröffent lichten Schriftstücke bleibt natürlich der sächsischen Regierung überlasten. » « » Auf die Erklärung des Ministers Lipinski im Landtage vcr- össenttichl der l. Vorsitzende de« Vereins: Die Brüder vom Stein, Elch. Justizrat Dr. Wild ha gen eine Erwiderung, in der er benierkt, daß eS nicht wahr sei, daß 1. der Verein „Die Brüder vom Stein", E. V., eine Geheimorganisation ist, 2. der Verein eine Fortsetzung der Organisation E s ch e ri ch ist, 3. der S p o r t v er e tn „'Si lb e r n e r S ch i l d", E. V„ eine militärische Organisation ist, i. ei» Zn- snnmcnarbeiten oder irgend ein Zusammenhang der „Brüder vom Stein" mit der Brigade Ehrhardt besteht, 5 der Verein „die Brüder vom Stein" einer Organisation der Konterrevolution ange- hört oder selbst eine solche ist und die Beseitigung der Weimarer Verfassung anstrebt, 6. „Die Brüder vom Stein" Wassc » lager in Sachsen oder sonst irgendwo angelegt habe». 7 Dem sächsischen Minister des Innern stehe nicht das Recht zu, Vereine nach seinem Ermessen anszulöscii. Zn einer sol chen Auslösung bedarf eS nach Paragraph l des Reichs gesetzes zur Durchführung der Artikel 177 und 178 des Friedens vertrages vom 22. März 1921 der Zustimmung der Reichö- rcgierung. Die eingeleitete Untersuchung sei dem Verein nicht »»willkommen. Daß der Minister die angebliche» »nd »nto»- trollicrbaren Ergebnisse eines noch schwebenden Verfahrens vor weg in seinem Sinne anszuniitzen suche, hänge wohl mit partei politischen Rücksichten ans bevorstehende Wahle» zusammen. Gemeinde- und VereinsnachriMe« tz Dresden. GeselIenverei» «- und Schuymitglied«r- Montag, den 7. November, aknnd« 8 Uhr, wichtige Versa mm» lung. Tagesordnung: Stadtverordneten«»«^, «iß- Mitglieder beider Abteilungen müssen erscheinen Der Präke?. 8 Dre«den»A. Der tat h. Arbeiterverein ladet seine Mitglieder sür Sonntag den 6. November abend« 8 Uhr zur Ver sammlung ins GesellenhauS rin. Den Vorlrag hat Herr Stadtver ordneter Proghmnasialdirektor Englrrt übernommen. * Heesden-Iohannstadt. Beim Gemeindeabend, am 6. Nov. abend« Punkt 8 Uhr, bleiben die Galerie» dc» großen Ausstellung». saalcS geipcrrt. Für da» Konzert haben künststrische Kräfte ihre Mitwirkung bereitwilligst zugrsagi. Die bequeme Lage des A»S- stelllingspalasleS ermöglicht auch den Mitgliedern anderer Psarr- gemeindet! den B.suck, vc» Gemeindeabend». 8 Chemnitz. Der Verein katholischer Kanslcutc und Beamten „Eotumdus" feiert am Sonntag, den 6. Novemhe!. sein 34. Gründungsfest. Der Fcstg ölte«dienst find! vwinit- tag« '/«1V Uhr in der Ht.-Josevds-Kirch-, A'rxaiiderstrabe. statt, nachher Frühstück im „Reichehok*. Die Festfeier beginnt nach mittags '/,4 Uhr in den Räumen der „Eintracht". Die Fuer ver spricht einen künstlcriich geiiußreichcu Verlaut zu nehmen, durch die Mitwirkung d-S Philharmonischen Or bester«, d r Herren Lchansmeicr Ludwig Schäker, Kouzcrtsänger Benno UrbanSlh und Joseph Vogt (am Flügel). Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. — DoiluerS'aa. den 10. November, 1. Vortragsabend mit Damen. Herr Pfarrer Katzsch mann wird über „Gottesdienst und Liturgie in der kathol. Kirche* spreche». — Sonntag, den 18. November, VereinSkoiniiinwon in der Si.-JosevkiS-Kirche. Diese Nummer umfasst 4 Setten sowie die Beilagen „Die Frau" «nd „Feierabend". > ——-- I , . >-»Z' Verantwortlich: Für den redaktionellen Teil: Fried ries Korrng; für den Inseratenteil: Josef Foh mann. — Druck und Verlag der „Saxonia-Buchdruckerei* G. «. v. M gu Dre-den.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)