Volltext Seite (XML)
Numurel SS — 27. Fahrgairg »naetm imal wichen». »U den tüullr. S'ratiidetlagen .Die >,»' und .Für unlere »einen Leut»'. sowie de» lertbeiiagen ,«t. kemw-BIatt'. »llnierhaltung und Wissen'. .Die Weil der Krau' .Aerzilicher Ratgeber'. .Da» gute Buch' .Mmrund. schau'. Monaiiicher ««»ugspret» 8 MI. elnichl. RelleNgeld. Anzelnummer lO Sonnabend, u. Sonntagnnmmer SU Haupt«chriltleitei! Le.«. Lese,Hk. Dresden. LüchMe Donnerstag, den 26. April 1926 veela,s«r»i Dresden Anzetgruprrtsei Die Igeipaiiene Belitzcile N» Hanuiten- mizeigen und Stellengesuche SU 4. Die Petitreltame^etl«. 88 Millimeier breit, t Ossertengebühr SU ^ Im stalle hühecer «ewati erlischt ,ede Lerpsiichiun^Ais Lieserimg sowie Srsüllnng v. Anzeigen-Autträgen u. Leiltnng v Schadenersatz, »eschüsiltcher Teil: Artur Lenz, Dresden. tsieichästsstell«, Druck » Verlag - wermanta A.»>». tür Verlag und Dritckerei. Filiale Dies den. Dresden-A.1. Pottecstrakel?. Fer»rni2INI2. Vokl'checktonio Dresden ?7at VanIIonto Stadtba»' Dresden Ar NI7I8 Für christliche Politik und Kultur Aedaktto» der Sächsischen Volkszeitung Dresdett-Alistadi 1 Polterstrafte 17. Kernru« Mll und 4I0I2. Asr Loh»- und Preisbewegung Die deutsche Wirtschaft durchläuft zur Zeit eine Ent wicklungsphase, die die a u f w ä r t s st r e b e n d e Ten denz von Löhnen und Preisen in ihrer wechsel- eitigen Perkoppelung an besonders anschaulichen Bes pielen in Erscheinung treten läßt. Die Reichsbahn ordert die Bewilligung einer Tariferhöhung und begrün det sie mit der Erhöhung der Beamtengehälter und Ar- beitellöune sowie mit der allgemeinen Preissteigerung der Materialien. Ebenso wird der Lohnerhöhung im Ruhr- bergban eine Heraufsetzung der Kohlenpreise folgen. In beiden Fällen handelt es sich um Vorgänge, deren Rück wirkung auf die gesamte Volkswirtschaft im voraus klar zu erkennen ist. Die Verteuerung eines so allgemeinen Ver kehrsmittels, wie es die Eisenbahn darstellt, bedeutet eine Neubelaslung aller Vevölkerungsschichten und des gesamten Wirtschaftslebens. Das gleiche gilt von einer Erhöhung der Preise für den wichtigsten Rohstoff und die bedeutendste Energiequlle unserer Volkswirtschaft. Abgesehen von der Bedeutung der Kohle für den Haushalt sei nur an den engen Zusammenhang zwischen Kohlen- und Eisenpreisen erinnert, und an die Auswirkung der letzteren auf das ge- amle Preisniveau der industriellen Erzeugnisse. Das Be kleben. diese neuen Belastungen möglichst abzuwälzen, wird also wahrscheinlich den Stotz der Tarif- und Preis erhöhung in einer allgemeinen Teuerungs welle sortpflanzen, deren Ausmatz nicht in konjunktu rellen Anlässen begründet ist. Die Berechtigung der oben erwähnten Forderungen im einzelnen soll in diesem Zu sammenhang ununtersucht bleiben. Schon bei Beurteilung des Lchmalenbach-Eutachlens ist an dieser Stelle darauf hingewiescn worden, daß die Lohnfrage im Ruhrbergbau nur vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Gesamtent- wickliing aus gewertet werden kann und datz man dem Bergmann unmöglich jetzt plötzlich versagen konnte, was man.ruf anderen Gebieten an Gehaltserhöhungen und vor allem an Preisüberbietungen bisher großzügig gestattet und bedenkenlos hingenommen hat, wobei der Staat selbst nicht immer mit dem besten Beispiel vorangegangen ist. Datz eine allmähliche Aufhöhung der Bezüge der Hand- uno Kopfarbeiter, die bei der Wiederingangsetzung der deutschen Wirtschaft nach der Stabilisierung hinter einem normalen Standard weit zurückgeblieben waren, erfolgen musste, ist eine Selbstverständlichkeit, die hier nicht zur Dis kussion steht. Eine andere Frage ist es schon, ob die seiner zeitige bedeutende Erhöhung der Posttarife und die Er höhung der Beamtengehälter ohne gleichzeitige energische Perwaltu ngsreform möglich war, ohne wirtschaftliche Folgen nach sich zu ziehen, die das Ergebnis für den einzel nen in ihrer praktischen Auswirkung letzten Endes wieder zunichte machen. Derartige Feststellungen mögen bitter sein, unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist aber eine andere Beurteilung nicht möglich. Wenn wir uns auch vor einer allzu pessimistischen Be urteilung der Lage hüten möchten, so ist doch die Gefahr nicht zu verkennen, datz sich unser Wirtschaftsleben mehr und mehr in den Bahnen der berühmten Schraube ohne Ende zu bewegen beginnt. Es gibt sogar Wirt- schaftstheoretiker, die das Gespenst der Inflation von neuem erscheinen sehen. Wir haben keine Inflation im eigentlichen Sinne dieses Wortes. Die Devise Berlin hat an den Auslandsbörsen ihren festen Kurs, die Reichsmark ist auf dem internationalen Geldmarkt stabil. Die Wäh- rungsnolitik der Neichsbank verhindert «ine ungesunde Aufblähung des deutschen Geldmarktes. Aber wir haben eine fortgesetzte, wenn auch geringfügige Geldentwertung im Innern. Die sinkende Kaufkraft des Geldes ist nur die andere Seite des steigenden Preisniveaus. Wir haben keine Inflation, aber bis zu einem gewissen Grade scheint die deutsche Wirtschaft noch in der Inflations- Psyche zu stecken. Der allzu häufige Hinweis auf den Index, den auch die Reichsbahn der Berechnung ihrer neuen Tarifforderungen zugrunde gelegt hat, ist der beste Beweis für die inflationspsychologische Einstellung, die nicht mit einem festen Wertmesser, sondern mit der gleiten den Skala rechnet. Praktisch wird die Auswirkung dieser Denkweise noch verschärft durch di« Tatsache, datz die je weiligen Interessenten bestrebt sind, ihre Mehrforderunqen nach oben aufzurunden, so daß bei jedem neuen Ab wälzungsvorgang die Bewegung nach oben verstärkt wird. Unter dieser Hebung des inneren Preisniveaus bei gleich zeitiger Stabilität des Geldwertes nach außen leidet die deutsche Volkswirtschaft, weil dadurch unsere Export« sähigkeit beschränkt und die Einfuhr von Aus landswaren begünstigt wird. Besonders deutlich wird diese volkswirtschaftliche Binsenwahrheit illustriert durch das aktuelle Beispiel unserer Kohlenwirtschaft. Es soll dabei durchaus nicht verkannt werden, datz auch das Preisniveau in den weltwirtschaftlich bedeutendsten Ländern, in den Bereinigten Staaten und in England gegenüber dem Vor kriegsstand eine Erhöhung erfahren hat, wenn sie auch dort »i- Ar»di,ftion. da lie kür einen arökeren Markt arbeitet. Di» heutige Nummer enthält di« Vellage „Unter hat« »dag und Gissen". Vor der Unterzeichnung Im Laufe der nächsten Woche wird zwischen dem ameri kanischen Staatssekretär Kellogg und dem deutschen Botschafter von Prittwitz ein deutsch-amerikanischer Schiedsgerichto-Aus- gleichs-Vertrag unterzeichnet werden. Der Vertrag ist hervor gegangen aus früher von Amerika mit anderen Staaten ab geschlossenen Verträgen. Gr betrifft die Austragung von ge richtlichen Streitfragen und Ausgleichsverfahren für politische Streitfälle. Der politische Ausgleichsvertrag läuft im all- gemeinen auf unbeschränkte Zeit, während der Vertrag über die Streitfragen auf fünf Jahre begrenzt ist. Die letzte Frist für den Ablauf des Vertrages mit Frank reich hat Amerika Veranlassung gegeben, seine Vertrüge nmzu- ändern und gleichzeitig diejengen Staaten, die noch keine Ver träge mit Amerika hatten, aufzufordern, ähnliche Verträge ab- zuschliehcn. Line derartige Aufforderung kam auch an Deutsch land. Die Verhandlungen sind nunmehr zum Abschluß gekom men, so datz die Unterzeichnung demnächst erfolgen kann. Dieser Vertrag mutz aufrichtig begrüßt werden, weil er in der all gemeinen Linie der deutschen Politik liegt. Die Verhandlungen über den Kriegsverzichlplan Washington, 25 April Das Staatsdepartement gab bekannt, datz Staatssekretär Kellogg einerseits mit dem deutsche» Botschafter, anderer seits mit dem englischen den gegenwärtigen Stand der Ver handlungen über den Kriegsverzichtsvertrag besprochen hat, datz man jedoch im jetzigen Stadium der Frage eine allgemeine Konferenz, die sich mit diesem Thema zu befassen haben würde, noch nicht ins Auge gesaht hat. Di« oft gut informierte „Washington Post" führt zu dem französischen Entwurf eines Antikriegspaktes aus, ein der artiger Vertrag würde die unterzeichnenden Staaten liiä-erlich machen, da er eingangs den Krieg als Werkzeug der nationalen Politik verdamme, nachher jedoch bestimme, datz alle anderen Abmachungen, die den Krieg als Werkzeug nationaler oder internationaler Politik ausdrücklich vorsehen, hierdurch unbe rührt bleiben. Der Entwurf stelle statt einer Förderung des Friedensgedankens durch diese Vorbehalte eine Versicherung des gegenseitigen Mißtrauens und die Annahme von Unehrlichkeit der vertrag schließenden Staaten dar. Amerika wisse, datz Großbritannien, ebenso wie die Vereinigten Staaten, Kriege vermeiden will, und erwarte daher mit großem Interesse die Stellungnahme der Londoner Regierung zu Kelloggs Vorschlag. Selbst wenn Frankreich sich zu unbedingter Kriegsächtung nicht entschließen könnte, so würde ein zweiseitiger absoluter Kriegs- üchtungspakt zwischen Erotzbritannien und den Vereinigten Staaten in kraftvoller Weise dazu beitragen, den Frieden der Welt zu festigen. Die „Bremen" startbereit Neuyork, 25. April. Nach den letzten hier eingetrosfenen Meldungen ist die Bremen" zwar startbereit, wird aber von stürmischem Wetter noch aus Greenly Island zuriicstgehalten. Lindbergh, der sich zum Empfang der „Bremen" nach Neuyork begeben hatte, ist heute nachmittag in einem Armeeslugzeug nach Quebeck ab- geflogen, da er dem an Lungenentzündung erkrankten Flieger Bennett ein in den Laboratorien der Rockefeller-Stistnng her- gestelltes Antipneumonie Serum zu überbringen wünscht In Neuyork hofft man trotzdem, noch heute oder s"ütestens morgen die Bremen begrüßen zu können. Für den Emmong sind besondere Flugvorschriften erlassen worden, die nur Mili tärflugzeugen erlauben, in der Nähe der ..Bremen" zu fliegen. Zwischen Greenly Island und Murray Baq herrschen gegen wärtig starke Gegenwinde, die den Start der Bremen entgegen den Nenyorker Erwartungen noch verzögern dürften. Ten wesentlich gestaltet. In unserer näheren euro- oäischen Umgebung haben wir außerdem wenigstens teil- weise mit Konkurrenten zu rechnen, die infolge anders ge- rrteter Wirtschaftsverhältnisse und Inflationsnachwir- kungen billiger produzieren können. Die Stabilisierung hat nicht allein eine geldtechnischs. Se»»e. T.e wrarrpatuliperung mutz, wenn die vor schweren Erschütterungen bewahrt werden soll, von einer Stabilisierung des Preisniveaus begleitet sein, die nur aufgebaut sein kann, auf einem gerechten Aus gleich zwischen Preisen und Löhnen im In nern und auf einem richtigen Verhältnis zur Weltmarkt lage. Die Frage, wie sich dieser gerechte Ausgleich erreichen läßt, stellt das Zentralproblem aller sozialen und wirtschaft lichen Auseinandersetzungen dar. Mit dem ständigen Hin weis auf die Norkriegsverhältnisse und dem Vergleich mit dem Realwert der Preise und Löhne in der Vorkriegszeit ist es nicht getan. Wir haben eben kein« Vor kriegsverhältnisse mehr. Gewiß hat die technische Entwick lung in der Zwischenzeit gewaltige Fortschritte gemacht, die dem einzelnen einen verbesserten Lebensstandard ermög lichen sollten. Dem steht aber die Tatsache des verlorenen Krieges gegenüber, die nicht nur eine politische, sondern auch eine wirtschaftliche Seite hat. Politisch hat sich das deutsche Volk mit dieser Tatsache einigermatzen abgefunden, wenn es auch immer noch weite Kreise gibt, die glauben, sie einfach negieren und aus der Weltgeschichte streichen zu können. Wirtschaftlich gilt es aus der gewaltigen finan ziellen Belastung gegenüber dem Ausland und dem riesigen Verlust wertvoller Aktivposten die Folgerung zu ziehen, datz jeder einzelne seinen Teil an diesen Lasten tragen und Opfer bringen mutz. Datz die äußere Belastung unserer Volkswirtschaft nur durch eine vermehrte Ausfuhr beglichen werden kan», und daß diese Ausfuhr nur durch ein günstiges Verhältnis unserer Gllterpreise zum Welt markt zu erzielen ist, ist ebenfalls eine Binsenwahrheit, die längst Gemeingut aller Vevölkerungsschichten geworden ist. Auch hier versagt der Vergleich mit den Borkriegsverhält nissen, wo wir uns einen gewissen Einfuhrüberschuß, eine passive Handelsbilanz leisten konnten, weil diese Passivität durch die Zahlungsbilanz wieder ausgeglichen wurde. Volkswirtschaftlich leben wir zur Zeit immer noch bis zu einem gewissen Grade auf Pump. Die Aufnahme der aus ländischen Anleihen für unsere Wirtschaft ist überhaupt nur unter dem Gesichtspunkt zu vertreten, daß sie uns wenigstens später einmal eine Steigerung des Güterexports in einem Ausmaß ermöglichen wird, das die Verzinsung des ausländischen Kapitals und darüber hinaus eine ge- wille Rentabilität gewährleistet.^ Wir sind dabei weit davon entfernt, einer einseitig merkantilistischen Auffassung über das durch den Zwang der Verhältnisse gebotene Matz hinaus das Wort reden zu wollen. Wirtschaftlich gesunde Verhältnisse sind nur dann möglich, wenn neben der Ausfuhr die Pflege des inneren Markts und die Forderung des Konsums nicht vernachlässigt wird. Wenn es sich darum handelt, eine Verbilligung der Produktion durch technische Verbesserun gen oder durch Niedrighaltung der Löhne zu erreichen, so ist der erstere Weg naturgemäß einer Einschränkung des Konsums bei weitem vorzuziehen. Wir wenden nns daher auch gegen eine allzu schlagwortmätzige Fassung des Be griffs der Rationalisierung. Die technische und betriebswirtschaftliche Umstellung auf neue, verbesserte Einrichtungen und Methoden ist ein fortgesetzter Entwick lungsprozeß, den man niemals als „abgeschlossen" bezeich nen kann. Die Notwendigkeit, das Zurückbleiben der deut schen Wirtschaft hinter der Entwicklung anderer Länder infolge des Krieges und der Inflation wieder auszuglei chen, hat diesem Umstellungsprozetz in den letzten Jahren nur ein beschleunigtes Tempo gegeben. Ebenso verkehrt ist es natürlich, nur an die Stärkung des inneren Marktes zu denken und durch eine übertrieben« Lohnhöhe die Prosperität der Volkswirtschaft erreichen zu wollen. Deutschland läßt sich nicht mit Amerika vergleichen, das aus dem Kriege wirtschaftlich nicht geschwächt, sondern gestärkt hervorgegangen ist und das Uber gewaltige Reichtllmer verfügt, die einer verhältnis mäßig dünnen Bevölkerung zur Verfügung stehe». Die Tatsache, daß den hohen Löhnen in Amerika ein niedriger Zinsfuß gegenübersteht, während die deutsche Wirtschaft unter Kapitalmangel leidet, läßt sich nicht mit einer Hand- bewegung abtun. Ueberhaupt dürfte in dem hohen Lohn- und Preispolitik Amerikas bis zu einem gewissen Grade die Tendenz der wirtschaftlichen Dynamik zur Selbstkorrek tur zum Ausdruck kommen. Es ist eben auf die Dauer un möglich, datz ein ausgeiprocheuer Gläubigerstaat einen stän digen Ausfuhrüberschuß aufweist, während ein Schuldner land, wie Deutschland, ständig mehr einführen als aus führen soll. Denn letzten Endes vollzieht sich jeder inter nationale Zahlungsverkehr doch nur auf dem Weg über den Güteraustausch. Neben dem Ausgleich zwischen Löhnen und Preisen steht die Frage des Verhältnisses zwischen Pro duktion und Kapital. Die Wirtschaftskreise be klagen sich ständig über die „kapitalfeindliche" Politik des Staates, die zur Kapitalflucht führe, anstatt den Zufluß fremder Kapitalien zu fördern. Dabei machen sich aber in dieieu Kreis«» selbst stark« kavitalfeindlick« Bestrebungen