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Nummer 88 27. Jahrgang «rlchelnl «mal wichen», «lt den llluslr. Gratisbeilagen .Dt« «eil" nnd .Für unsere »«tuen Leute", sowie den rexibetlagen .St. l enno-Biatt", .Itnlerhallnng »nd Wissen". .Die Wett der Frau'. „Aerzllicher Ratgeber". ,DaS gute Buch" .»Umrund, schau". Monatlicher Bezugspreis !> Mt. etnscht. Bestellgeld, liuzelnummer »« 4. Soimabend- u. Sonntagnummer »v 4. Haiiplichristletter! Dr. w. TeSczhk, Dresden. Mittwoch, den t8. April 1928 VerlagSor», Dresden Ilnzetgenvrelse! Die lgespaltene Pelttzetle »» Z.gamtlle» anzeigen nnd Stellengesuche S» 4. Die Pelitreklainezeil». 8S Mtlltmeter breit. I Offerlengebühr !t« 4. Im »alle höherer Gewalt erlischt jede «erpslichlnng ans Llefernng sowie krfiillnng N. Anzeigen.Anilriigen n. Leisinng p. Schadeneriah. Gelchlistlicher Letl »lrtur Venz. Dresden. Gcichättsetell«, Druiku.Berlag; Germania. A.-S. iiu tleilag Mid Druckerei,Mltaie Dresden.Dresden.Sl. I, Palierslraiiet?. gernrulMOIL. Pgltlchecklonlo Dresden ?7> nnnssonlo Stadtban' Dresve» Nr g>7tl> Für chrislltche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeltnna DreSben-Altstad' 1 Poiterstras;e l?. ^orrirm 207N „Nt' 21012. Köhl will im eigenen Flugzeug nach Neuyork — Fortschritt -er Reparalurarbeila« Wie Nsrryork empfaugen wi!l Vom alten zum neuen Parlament (Bon unsere in Korrespondenten) ?k. Pari». Mitte April. In wenigen Tage», am Sonntag, den 22. Asnil, er wähl, das französische Volk zum 14. Male seit Bestehen der lll. Republik seine Vertreter sür die Abgeordnetenkammer. Zu», Verständnis der sranzösischen Parlamentswahl seien -kurz die nun schon zur Geschichte gewordene» Arbeiten der leisten Legislaturperiode, der Kammer vom 11. Mai. an- gedeuter. Die Gegenwart erklärt sich leichter aus der Ver gangenheit. I. Als sich vor kurzem die Pforien des Palais Bourbon zum letzten Male für die Erwählten vom 11. Mai schlossen, dachte wohl mancher an den »rosten Elan, mit welchem vor vier Jahren die nach überaus hitziger Wahlkampagne ge wählten Abgeordneten ihren Einzug in das Pnrlaments- »ebäude gehalten haben. Das erste Opfer der neuen Kammer war P oincar e, »er Mann einer desaströsen Ruhr- und Reparationspolitik, »er Inspirator des Bloc National. Ihm folgte bald Mil le r a n d . der Präsident der Republik. Herriot, dev Führer der Radikal-Sozialisten nahm die Zügel der Regie rung in die Hand, um die als abenteuerlich empfundene Ruhrpolitik zu beenden und mittels des Dawesplanes das Reparationsproblem auf eine wirtschaftlich tragbare Basis zu stellen. Die Aera Briand begann. — „Was ist von »Uedem noch Ubriggeblieben','" fragt man sich, wenn man am Schlüsse der Legislaturperiode denselben Poincare an ber Spitze der Negierung sieht, den man am Anfang mit grohem Pathos davongejagt hat. Die Zähigkeit des loth ringischen Grenzländers, Aktenwissen, Bürokratie hatten das groste politische Pathos am 11. Mai abgelöst, ein Pa thos, das tiefe Spuren in der Geschichte der Nation hinter lassen wird, aber doch wieder den alten konservativen Kräften weichen mustte, weil es im Grunde negativ war: etwas beseitigen wollte und man mar nicht modern genug, um einen neuen Organismus aufzubauen. Stand somit der Beginn der 13. Legislaturperiode Frankreichs unter dem Zeichen eines gewaltigen Aufbegehrens des Volkes gegen Gewaltmethode und nationale Borniertheit, so ist das Kennzeichen ihres Endes: Sachlichkeit und N ü ck k e h r zu den realen, materialistischen, von der Natur gesetzten wirtschaftlichen und materiellen Gesetzen. Für den ausländischen Beobachter, insbesondere den Deutscben, sind nun retrospektive Betrachtungen, etwa ob die Linke wirklich das Finanzelend der letzten Jahre verur sacht hat oder ob die Rechte wirklich der Retter aus der Not war oder umgekehrt, weniger interessant, als historische Feststellungen, durch welche die Geschehnisse nach Ursache und Wirkung dargelegt und Vorhandensein und Ak tion der Kammermehrheit vom 11. Mai auf die Gestaltung der internationalen Beziehungen überhaupt erforscht und untersucht werden. Mag die Mehrheit der französischen Kammer vom 11. Mai noch so viele innerpolitischen Schwächen aufgewiesen haben, mögen ihr die geeigneten Fübrer gefehlt haben, um die Linksparteien zusammenzu hallen. so ist sie auf auhenpolitischem Gebiet doch ein über aus wichtiger Faktor gewesen, der bestimmend, ja fast schick salhaft in die Entwicklung der europäischen Staaten ein- gegrifscn hat. Dies kann gar nicht deutlich genug unter strichen werden. Im Gegensatz zu der vorausgegangenen Kammer des nationalen Blocks besasten die Erwählten vom 11. Mai das Gefühl für die Notwendigkeiten der Zeit. Man denke sich nur, die Millerandsche Kammer des nationalen Blocks mit ihrer nationalistisch-vcrblendeten lleberschätzung der eigenen Kraft, mit ihrer Verkennung aller Wirtschaftsgefetze, hätte das Jahr 1924 überlebt. Nur zwei Möglichkeiten wären denkbar gewesen: eine austen- politische Isolierung Frankreichs, begleitet von einer über aus gefährlichen Disposition zu inneren Revolutionen oder aber die Fortsetzung des Kampfes auf Leben und Tod zwischen einem imperialistischen Frankreich und der zähen, zum äustersten getriebenen Kraft des unterlegenen Deutsch lands. Der Kammer vom 11. Mai ist es zu verdanken, datz in Frankreich rechtzeitig die besonnenen Elemente zur Herrschaft gelangt sind, rv^n>e vorsichtig den Weg eine» Interessenausgleiches versuch.;«!« und die weiteren Aus einandersetzungen zwischen Sieger und Besiegten sich in zivilisierten Formen abspielen konnte unter Zurückdrän- gung aller revolutionären Elemente, die aus einem euro» »ätschen Ebao« Nutzen zu ziehen hofften. Die neu« Sprache, welche die Männer vom 11. Mai führten, bedeutete zunächst nichts anderes als ein Me thode n w e ch s e l Ziele und Elemente der französischen Außenpolitik blieben die gleichen. Deutschland gegenüber räumte man diejenige Position, welche machtpolitisch abso lut unhaltbar aeword.ru war. nachdem der Leriuch. di« Berlin, 17. April. Noch den Meldungen aus Neuyork, Montreal und Que- beck über die Möglichkeit eines Weiterfluges der B r e- m e n" kann jetzt wohl als bestimmt angenommen werden, datz Hauptmann Köhl unter allen Umstanden versuchen will, mit sei ne,» eigenen Flugzeug, wenn auch mit Zwischenlandungen, nach Neuyork welterzusliegen. Köhl hat »ach der Ankunst des ka nadischen Fliegers Duke Schiller das Angebot Schillers, mit ihm zurlickznkehren, abgelehnt. Köhl und v. Hünesclb haben bereits begönne», mit den Ersatzteilen, die die kanadischen Fliege! miigebracht haben, die Beschädigungen an der „Bremen" auszubessern. Sobald die weiteren Ersatzteile von „F. 13" (mit der Hertha Junkers star tete). auf Greenly sind und dann alle Beschädigunge» ausge bessert sein werden, wird die „Bremen" starten. Quebeck. 17. April. Der kanadische Flieger Duke Schiller ist der erste, dem es gelungen ist. trotz des herrschenden Unwetters Green ly Island zu erreichen. Er ist gestern abend zurückgeflogen. Mit ihm hat der Begleiter, der irische !Mot Fitz maurice, Grcenly Island gestern nachmittag verlassen. Schiller und Fitzmaurice sind gestern nachmittag 3.30 Uhr in Natash- kwan an der Nordküst« des St.-Lorenz-Golfes gelandet. Don anscheinend unterrichteter Seite wird erklärt, das; nach den bisher vorliegenden Nachrichten die Breinenflieger in Neuyork zusammen eintreffen werden. Deshalb wird an genommen. das; Fitzmaurice seine Kameraden nur vorüber gehend verlassen hat. Nach einer Meldung aus Quebeck blei ben Fitzmaurice und Schiller in Nalashkivan über Nacht. Na- tashklvan ist 320 Kilometer von Grcenly Island entfernt. Das Wetter in der Gegend va» Greenty Island soll sich in der letzten Nacht gebessert haben. Der Eisbrecher „Mal colm", der bisher vergeblich versucht hatte, die Insel zu errei chen. soll »ach einer bisher unbestätigten Nachricht nunmehr bei Vreenly Island gelandet sein. Neuyork, 17. April. Das auf Curtisfield bereitstehende Iunkersflugzeug F. 13 ist gestern nachmittag 2.1li Uhr (amerikanischer Zeit) nach Montreal aufgestiegen, von wo es Grcenly Island zu erreichen versuchen wird. An Bord befinden sich Fri. H ertha Jun kers, ihr Bruder Ehrhardt Junkers, der deutsche Flugzeug führer Melchior nnd ein Mechaniker. Ein zweites Flugzeug stieg gestern mit dem Flugzeug F. sichrer Romeo Savachon von Murray Bay nach Grcenly Island ans. Das Flugzeug l)at 500 Dollar vom Norddeutschen Lloyd mitgenommen. Die Geldsendung soll entweder nach Grcenly Island oder nach Seven Islands, wo. wie man erwartet, die „Bremen" auf ihrem Weiterflug zwischenlanden wird, gebracht werden. deutsche Einheit zu zerschlagen, mißglückt war: Militärkon» trolle, die Kölner Zone, Aufrechterhaltung eigener Zwangs« mastnahmen gehörten zu diesen nicht zu haltenden Posi tionen. Alle übrigen machtpolitischen Elemente blieben be» sieben. So blieben die Allianzen und Militärbündnis« Frankreichs mit den Staaten der Kleinen Entente un» Polen als Grundlage der französischen Machtposition a>y dem Kontinent unverändert, wenn auch das erwachend« Eigenleben dieser Staaten nach erfolgter zehnjähriger Kon« solidierung gewisse Lockerungen des französischen rische Ueberlegenheit Frankreichs über die besiegte» Staaten aufrechterhalten. Die Kammer vom 11. Mai be absichtigte gar nicht eine Zielünderung der französischen Austenpolitik, sondern es sollte versucht werden, mit neuen Methoden zu erreichen, was mit den alten bisher nicht er reicht werden konnte. Die neue Methode hiest der Völkerbund, dem nun die Aufgabe übertragen werden sollte, den Statusquo in Europa zu konsolidieren und die Kontrolllle über ein ent- wasfnetes Deutschland unter möglichster Schonung der Ge fühle der Besiegten zu übernehmen. Hand in Hand mit dieser Pflege des Völkerbundgedankens gingen die Ver suche, auch eine Aussöhnung von Mensch zu Mensch in die Weae ru leiten. Dieser Wind war neu nnd mustte Frank- Neuyork, 10. April. Bürgermeister Walker teilte Freiherr» von Hünefeld telegraphisth mit. dast er, falls es unmöglich sei, mit der „Bremen" weiter zu stiegen, seinen Privaieistnbahnwagen zur Verfügung stellen werde, um die Besatzung der ,.Bennen" nach Neuyork zu bringen. Das Neuyorler Empfang »Programm für die Flieger sicht eia Festmahl für 2000 Teilnehmer vor. außerdem sind Vorbereitungen sür die Rundfunkverbreituna '»amtlicher Empfangsfeierlichkeiten getroffen. Die Neuyorker Telephemgetsell- schafi wird es den Fliegern ermöglichen, sofort nach ihrer An kunft mit ihren Angehörigen zu sprechen. Die Presse würdigt allgemein rückhaltlos die Bedeutung des Transozeanstilges der „Bremen" und den Mut. die Ausdauei nnd die Umsicht der Flieger. Der amerikanische Kriegssekretär Davis hat im Namen des Kriegsamtes und der Armee an di« Flieger ein Glückwunschtelegramm gerichtet, in dem er heißt die vollbrachte Leistung leg« Zeruguis von dem Akut und de> bewundernswerten Geschicklichkeit der ,Bremen"slieger ab. Neuyork, 10. April. Die hiesige Vertretung der Junkerswerke hat einen Mechaniker mit einem neuen Propeller und Ausbesseruugsgegen- ständen im Flugzeug nach Quebec entsandt. Ehrung siir Köhl un- Mmaurice Zu Ehlen von Hermann Köhl und anläßlich seiner heutig«! 40. Geburtstages hat die Deutsche Lufthansa ihr grösstes und modernstes Flugzeug ,.D. 1310" auf den "Namen Hermann Köhl gelaust. London, 10. April. Das irische Berieidigungsministerium beförderte den Kom mandanten der irischen Lujistteitkräfte Fitzmaurice. de, am Bremenstilg teilgenommen hat, zum Major. Der Flug -er „Jialia" Längerer Aufenthalt in Stoip Berlin. 17 April. Wie inan berichtet, wird in bell nächste» Tagen i n Stoip. nachdem die Reparaturen a» dem Polarluflschiff „Italia" beendet sind, mit der Nachfüllung des Gases begonnen werden. Die erforderlichen Vorbereitungen sind hierzu bereits getroffen. Immerhin dürfte es noch acht bis zehn Tage bauern, bis die „Italia" wieder vollkommen flngbereit ist. General Nobile will dann zunächst einige größere Probefahrten ansführen, so baß der Abflug zu der Polarcxpebition nicht vor dem 8. oder 10. Mai erfolgen wird. Rom. 17. April. Der erfolgreick-e Flug der „Italia" hat hier große Freude ausgelöst. Die Mitlagsblätter brachten gestern ausführliche Berichte über die einzelnen Etappen des Fluges. Die „Te uere" betont den begeisterten Empfang. reich die Sympathie wiedervringen, welche es durch eine iibernationalistische Haltung in den Jahren nach Kriegs beendigung verloren hatte. Indem so die neuen Männer in Frankreich die Verantwortlichkeit für die Aufrechterhal tung der Friedensverträge auf den Völkerbund ab.zuschieben versuchten, um den immer stärker werdenden Druck Deutsch lands voll sich abzulenke», war man sich darüber klar, datz Frankreich seine Position auf die Dauer nur dann halten könne, falls es gelänge, eine neue rechtliche Ideologie für den französischen Standpunkt zu schassen, eine Ideologie, die notwendig wurde, in dem Augenblick, in dem nicht mehr das französische Heer allein, sondern die im Völkerbund zilsammeiigefatzten Staaten als interessierte Verteidiger der Friedensvcrträge cniftreten sollten. So entstanden die Ideen des Sozialisten Paul- Boncour über Rechte und Pflichten der Staaten, welche in den Völkerbundsversammlnngen eine jo große Nolle ge spielt haben, und die letzten Endes eine auf alle Staaten angewandte Wiederholung der absoluten Menschenrechte bedeuten, bei welchen Frankreich vor 130 Jahren Pate gestanden hat. Dieser Melhodenwechsel, begleitet von einer nüchternen Erkenntnis der Dinge, bat heute breiteste Schichten des Volkes erfaßt. Das beste Zeichen dafür, daß dieser Wechsel bereits Geschichte gewor den. ist seine Akzeptieruna durch Voincarö.