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unter Beweis stellte, daß er von der Wiege bis zum Grabe von Reichstag und Regierung viel hinzu- hinzugelernt hat — und der, so hoffen wir, gewisse Lehren daraus zieht. Unbeschadet dieser Vorgänge, die beweisen, daß auch die Handhabung des parlamentarischen Systems gelernt sein will, mutz dem Reichstag, abgesehen vom Versagen im Schulgesetz, das Zeugnis fleißiger, guter und tüchtiger Arbeit ausgestellt werden. Rein äußerlich ge sehen, ist ein Eesetzeswerk geschaffen worden, das den Anspruch erheben darf, den Wiederaufstieg des deutschen Volkes nach seinem traurigen Niederbruch so gefördert zu haben, daß wir, selbst dann, wenn der Berg noch nicht über schritten ist, ein gut Stück vorwärts gekommen sind. In der vom ehemaligen Reichskanzler Dr Wirth eingeleiteten und trotz aller Anfeindungen von rechts hart näckig verfolgten Verständigungspolitik wurde durch den Abschluß der Schieds- und Handels verträge der Grund für die neue Einordnung Deutsch lands in das Gefüge der europäischen Staaten und Völker gelegt. Deutschland ist nicht mehr isoliert. Es sitzt im Rat der Völker, nachdem es auf Grund des Abschluffes des Ver trages von Locarno in den Völkerbund eingetreten ist. Die Schranken der geistigen, wirtschaftlichen und politi schen Abschnürung sind gefallen. Daran ändert auch nichts oie Tatsache der außenpolitischenStag Nation, in der wir uns gegenwärtig befinden. Sie vermag uns allerdings daran zu erinnern, daß wir vorerst noch immer am Anfang eines langen und sicher beschwerlichen Weges stehen. Der Osten ist voll von Gefahr, das Rheinland noch besetzt und der Dawcs-Plan eine ungeheuer schwere Ver pflichtung. Der Silberstreifen am außenpolitischen Himmel, jenes geflügelte Wort Strcsemanns, bedarf bis zu fröh licher Helle noch starker Erweiterung. Das eine aber ist sicher — die Deutschnationalen können sich drehen und wenden wie sie wollen, sie werden nie darum herum kommen, daß sie den Boden der von uns für richtig be fundenen Außenpolitik betreten haben. Sie haben es durch ihre Mitarbeit im Kabinett und dadurch, daß sie den durch die Verträge geschaffenen Rechtszustand a n - erkannt haben. Das ist ein Fortschritt — auch dann, wenn Herr Graf Westarp jetzt den Versuch macht, aus mahldemagogischcn Gründen der deutschen Außenpolitik einen neuen Kurs vorzuschreiben. Die Deutschnatio nalen dürfen gewiß sein, daß wir bei einem solchen Be streben ihre schärfsten Gegner sein würden. Innenpolitisch stehen drei Fragen im Vorder grund : Der Staat selbst, sein sozialpolitischer Ausbau und seine Organisation. Es wird niemand leugnen können, daß der Staat sich dauernd gefestigt hat. Wenn Reichskanzler Luther über eine Maßnahme zu Fall gebracht werden konnte, die als eine Einschränkung der Neichsfarben Schwarz-Rot-Gold gedeutet werden konnte und nach unserer Meinung auch gedeutet werden mußte, wenn General S e e ck t, der Begründer des neuen Heeres, ohne Verwicklungen verabschiedet wurde und wenn das Rcpublikschutzgesetz selbst von seinen schärfsten Gegnern, den Deutschnationalen, verlängert worden ist, so liegen hierin äußere Zeichen dafür, daß die Festigung der Republik im Volke selbst verbreitert wurde. Daß es ist. Wir bilden uns nicht ein, die wilden Männer der Deutschnationalen bekehrt zu haben. Der Weg aber über die Staatsverantwortung innerhalb der letzten Regierung hat doch dazu geführt, daß das Fundament der Republik im Volke selbst vorbereitet wurde. Daß es der zähen und unendlich schweren Arbeit des Reichstages gelungen ist, ein sozialpolitisches Ge setz - gebungswerk in einem ganz einheitlichen, geschlossenen sozialpolitischen Ideen kreis zu schaffen, verdient höchste Anerkennung. Und gerade hierin dürfen die Verdienste der letzten Negierung nicht geschmälert werden, da sie in sozial politischer Hinsicht große und einschneidende Gesetze erledigt hat. Mit dem Zentrum hat der Neichsarbeitsminister Dr. Brauns vollen Anspruch auf eine gerechte Würdigung dieser Leistungen. Die Regierung selbst hat, was Verwaltungsreform, Staatsvercinfachung und Reich und Länder betrifft, in dankenswerter Initiative grund legende Vorarbeit geleistet, auf die jede spätere Regierung gezwungen sein wird zurückzugreifen. Der Reichstag darf sich mit seinen Aktivposten wohl sehen lassen, die erst ganz erkenntlich würden, wenn man die Ge setze im einzelnen aufzählen wollte. Allerdings — und wir scheuen uns gar nicht, das offen auszusprechen — die Gesetzgebung allein ist nicht das Kriterium für den jeweiligen Zustand des Staates und seiner Bürger. Es ist gar kein Zweiefl, daß Deutschland in seiner sozialpolitischen Gesetzgebung an der Spitze marschiert. Und doch (hier liegen tiefe, innere Gründe für Verstimmungen, von denen wir in letzter Zeit viel gehört Habens, das soziologische Eesellschaftsbild hat sich im heutigen Staate eher rück- als vorcntwickelt. Adam Stegerwald hatte ganz recht, als er in seiner großen Ncichstagsrede vom Donnerstag zwei Haupt forderungen aufstellte: „Es wird dafür Sorge getragen werden müssen, daß nicht an Stelle der zwei putzend früheren Dynastien jetzt in Form von Kartellen und Trusts einige Dutzend Industrie-Herzogtümer entstehen, die den breiten Volksschichten sehr viel gefährlicher werden können als die früheren politischen Dynastien." Und an einer anderen Stelle: „Wir werden nie ein Volk werden und den Klassengcist von unten nicht überwinden, wenn wir nicht von der Schule her den Kastengeist von oben nachdrücklichst zurückdrängen, und Zwar in allen Schularten, von der Volksschule angefangen bis zu den Handelshochschulen, den technischen Hochschulen und den Universitäten." Die so ziale Verbundenheit der Volksgenossen kann nur hergestellt werden, wenn wir von Jugend an zum Bewußt sein der Volksverbundenheit kommen und wenn die Wirt schafts form mit dem richtigen Wirtschafts g e i st er füllt wird. An beiden mangelt es. Mögen die Ver- treter des Volkes hier einVortrupp der Gesinnung sein! In z w c i Fällen hat das Par lament eine schmerzliche Lücke hinterlassen: Weder die Parlaments- noch die Wahlrechtsreform ist in Angriff genommen worden. In beiden Fällen hat das Zentrum, auf dem Boden der Reform stehend, in einer hoffnungslosen Minderheit gestanden. Hier liegen die ersten und wichtigsten Aufgaben des neuen Reichstages. Ruhig und gelassen, getragen von dem stolzen Bewußt sein, immer und ständig für das Wohl des ganzen Volkes gearbeitet zu haben, wird das Zentrum in den Wahlkampf gehen. Hochgemut und des Erfolges sicher, einheitlich und geschlossen: denn es wird alle Kräfte in sich zusammen- schließen. Marx wird neben Stegerwald und Stegerwald wird neben Wirth stehen, weil wir alle — mögen wir in Taktik und Methode abgewichen sein — Diener einer großen Weltanschauung sind. Wir werden kämpfen ohne Wortgekliingel und Versprechungen, sondern nur dem Volke sagen, was wir geleistet haben in acht Jahren harter, un dankbarer. schwerer Arbeit. Und wir werden sagen, was und wohin wir mit dem Volke wollen: „Zum christlichen, Das offizielle Kommunique Königsberg, 31. Mürz. Die beiden Delegationen haben heute nachmittag folgendes gemeinsame Kommunique über den gegenwärtigen Stand der Königsberger Verhandlungen veröffentlicht: „Nach der Eröffnungssitzung der Konferenz trafen sich die Führer der beiden Delegationen zu einer geschloffenen Sitzung, um sich über die Art und Weise der Fortführung der Verhandlungen zu verständigen. Es wurde beschlossen, daß die polnische Delegation der litauischen Delegation im Laufe des 81. März ihre Vorschläge für den Abschluß von Ver einbarungen, die sich auf, den lokalen Verkehr, den Post- und Telcgraphenverkehr und den Eisenbahnverkehr zwischen Litauen und Polen beziehen, sowie ein Expose über ihre Wünsche be züglich des Transits überreichen soll. Nach einer vorläu figen Prüfung der polnischen Vorschläge durch die litau ischen Delegierten soll die allgemeine Aussprache über diese Vor schläge nach der angenommenen Geschäftsordnung der Konferenz erfolgen. Die litauische Delegation hat ihrerseits erklärt, daß sic im Laufe des 31. März ihre Vorschläge über Schaden ersatzansprüche. die sich aus dem Eewaltstrcich des General Zeligowski ergeben, sowie Vorschläge bezüglich der Frage der litauischen Staatssicherheit überreichen würde. Die polnische Delegation hat darauf im Laufe des Tages der litauischen Delegation zwei Entwürfe von Ucbereinkom- men bezüglich des lokalen Verkehrs und des Post- und Tele graphenverkehrs zugestellt." Wie verlautet, soll die polnische Delegation auch bereits einen Entwurf über die Aufnahme des Eisenbahn verkehrs ausgearbeitct haben, der der litauischen Delegation vermutlich auch noch im Laufe des heutigen Tages zugehen wird. Bemerkenswert ist, daß die Frage der Regelung des Schiffsverkehrs auf der Memel, die mit der Kern punkt des wirtschaftlichen Problems der beiden Staaten ist, bisher nicht berührt wurde. Charakteristisch für diese Konferenz scheint zu sein, daß bisher überhaupt noch nicht ver handelt worden ist, sondern daß man sich auf den Austausch von schriftlichen Vorschlägen beschränkt hat. Polnischerscits hat man sich dabei, wenn auch erschöpfend, auf die rein wirtschaft lichen Fragen, entsprechend den Genfer Vereinbarungen, be schränkt, während die litauischen Vorschläge darüber hinaus zugehen scheinen. Die litauische Delegation hat heute nachmittag einen Kurier nach Kowno entsandt, vermutlich um die Stel lungnahme der entsprechenden Sachverständigen zu den polni schen Vorschlägen einzuholen. Woldemaras' Vorschläge Königsberg, 1. April. Ministerpräsident Woldemaras empfing heute in später Abendstunde einen kleinen Kreis von Pressevertretern. Nach einer Darstellung der Vorgeschichte der Konferenz wies Wolde maras darauf hin, daß Litauen für die Königsberger Konferenz öffentliche Verhandlungen über genau be- Zoos spricht in Siisseidors Tagung der katholischen Arbeitervereine. In Düffeldorf fand am gestrigen Sonntag eine Versammlung der Delegierten und Mitglieder der katholischen Arbeitervereine Westdeutschlands statt. Prälat Dr. Müller, M.-Eladbach, wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß sich vor einigen Wochen die Arbeiter-Zcntrumswähler wiederum zum Volks st aat bekannt hätten mit der Folgerung, daß alle Berufe an der Leitung des Staatsgeschickes mit tcilnehmen sollten. Er betonte, daß die katholische Arbeiterschaft uneingeschränktes Vertrauen zur Zentrumspartci habe. Hierauf sprach Neichstagsabgeordneter I. Ioos zu dem Thema: „Die katholischen Arbeitervereine vor den Wahlen." Er betonte, daß die Arbeitervereine nicht katholisch-kirchliche Standesvereine mit eng umschriebenen Erzichunasausgaben seien, sondern daß steeinStücksozialerundpolitischer Volksbewegung sein wollen. Die letzten Reichstagsreden hätten eine deutliche Kampfansage zwischen Rechts und Links gezeigt. Die Frage sei berechtigt, wo hier das positive Ziel zu suchen sei. Des bloßen Parteigezänkes sei man überdrüssig. Man wolle wieder sehen, daß es in dem Kampf der Parteien umdieSachedesVolkes gehe. Der katholische Äolksteil lehne jede Aenderung der Verfassung mit Rückkehr zu den alten Symbolen ab und sei ein absolut zu verlässiger Garant des demokratischen Volksstaates. Allerdings sehe man auch die Fehler des jetzigen Systems ein, die beseitigt werden müßten, aber nicht durch diktatorische Maß nahmen, sondern durch das Volk selbst. So müsse das heutige Listen-Wahlsystem verschwinden. Die katholischen Arbeitervereine erkennen die Leistungen der deut schen Sozialpolitik an, die das Aufkommen eines fünften Standes verhinderten. Vorbedingung für ein gesundes Unternehmen sei ein gesundes W e r k v o l k. Auf die Sozialdemokratie eingehend, erklärte der Redner, daß die Lebenswurzeln von Sozialdemokratie und katholischen Arbeitervereinen grund verschieden seien. Die deutsche Republik könne die christlich konservativen Kräfte nicht entbehren, und der Volksstaat, der kein wirkliches Volk mehr habe, sei dem Verderben ausgclicfert. Ehe. Familie, Schutz der Jugend und ihrer Erziehung seien für die Erhaltung des Volkstums von überragender Bedeutung. Die jetzige Koalition sei zerbrochen, weil der deutsche sozialen und demokratischen Dolksstaat". Unabhängig nach rechts und links, frei und ohne Bindung, allein unter stützt durch unser Werk werden wir uns sachlich und ohne Schärfe auseinandersetzen mit Freund und Gegner. Ge wohnt positiv zu denken und zu han deln, werden wir uns weiter tragen lassen vom Verantwortungsgefühl gegen die Gesamtheit, treu zum Volke und zur Republik, der wir dienen. grenzte Fragen vorgeschlagcn habe. Die polnischen Delegierten hätten daraus am Sonnabend Vorschläge eingercicht, die sich jedoch nur aus Grenz-, Post- und Telegraphen- sowie Eisenbahnverkehr bezögen, während die ebenfalls m Aussicht genommenen Vorschläge über die Regelung des Transitverkehrs auf der Memel ausgeblieben icicn. Statt dessen habe Zalcski um Aufklärung über die von Litauen erlassene Verordnung zur Regelung dieses Verkehrs ersucht. Die litauische Delegation warte also einstweilen noch auf den polni schen Vorschlag über den Memeltransit. Litauen habe folgende Vorschläge unterbreitet: 1. Eine materielle Entschädigung für den Zeligowski-Einsall. Damit beabsichtige es, Polen von derlei Unternehmen abzuhalten, wenn es spüre, daß es dasür Schaden ersatz zu leisten habe. Der litauischen Regierung sei bekannt, daß Polen im Herbst 1927 eine zweite Auslage des Zeligowski- Unternchmens habe vorbereiten wollen. 2. Vorschläge in der S i ch e r h c i t s s r a g c, die sich aus das Treiben der litauischen Emigrantenbanden bezögen, die von den Polen militärisch ausgebildet und in litauische Uniformen gekleidet würden. Der litauischen Regierung sei bekannt, daß mit Hilfe der P l e t s ch k a i t i s - Banden im Laufe dieses Frühjahrs etwas gegen Litauen unternommen werden solle. Litauen habe bereits vier Untcrlassniigs- forderungen gestellt, die aber unbeachtet geblieben seien. Der letzte litauische Sicherheitsvorschlag werfe die Frage aus. ob sich nicht eine kleine entmilitarisierte Zone zwischen den beiden Staaten schassen lasse. Die eingercichten polnischen Vorschläge seien von der litauischen Delegation geprüft worden, wozu jedoch nur wenig Zeit vorhanden gewesen sei. Die Polen hätten verlangt, das; die Entwürfe sofort den betreffenden Kommissionen zugestellt würden. Das sei aber nicht angängig, da es sonst den Anschein haben könnte, als ob diese Entwürfe von Litauen bereits als im wesentlichen annehmbar betrachtet würden. Die polnische Delegation habe um Ausschluß der Oeffentlichkeit bei den Verhandlungen ersucht, was jedoch Litauen abgelchnt habe. Die Wilna-Frage sei bekannt, und ihre Regelung tonne der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten werden Ein litauischer Kompromißvorschlag, daß die Verhandlungen auf Antrag einer der Parteien geheimgehalten werden könnten, sei von Polen zurllckgewiesen worden mit der Begründung, daß der betreffende Antragsteller damit ein unerwünschtes Odium auf sich loden würde. Auf die Frage, welche Antwort Litauen auf die pol nische Gegenforderung wegen der Bandeneinsälle im ruffisch-polnischen Kriege erteilt habe, erklärte Woldemaras. das; Litauen sich zu einer Erörterung bereit erklärt habe. Die litauische Delegation habe jedoch ausdrücklich darauf hingcwicscn, daß die litauischen Entschädigungsforderungen für den Zeligowski-Einfall nicht alle litauischen Forderungen dieser Art gegen Polen ausmachten. Der Zeligowski-Fall sei nurherausgegriffenworden.weilerbesondcrs eklatant und juristisch einfach sei Die polnische Regierung selbst habe das Vorgehen Zeligowskis verurteilt, desgleichen der Völkerbund. Liberalismus nicht die Kraft fand, sein verpfändetes Wort einzulösen. Das, was in der Weimarer Verfassung nicder- gelegt sei, nämlich Gewissensfreiheit und Elternrecht, müsse den Katholiken auch zugestanden werden. Das Zentrum könne keine Dauerfreundschaften mit Parteien und Gruppen schließen, die noch keinen Frieden mit dem neuen Deutschland gefunden hätten. Politik heiße, sich entscheiden, und die katholischen Arbeitervereine hätten sich für die Zentrumspartei entschieden. Mit ihr und durch sie wollten sie politisch wirken. Gewiß habe auch die Zcntrumsparlei Erschütterungen durchgemacht, aber diese auch überwunden. D i e große politische Linie entspreche dem all gemeinen Wollen. Der Führerstreit müsse aufhören. Es müsse wieder gute Sitte werden, Meinungsverschiedenheiten zwischen den vier Wänden abzutun Man störe nicht von innen her das Vertrauen der Zentrumswähler. „Für Friede und Verständigung nach außen und für Gerechtigkeit und wahre Volkoordnung im Innern", »»ter dieser Parole gehe das Zentrum in den Wahlkampf. Vcrbandssekretär Letterhaus, M.-Eladbach, unterstrich die Ausführungen des Abgeordneten Ioos und wies aus das hin, was das Zentrum für die Erhaltung des Staates in der schweren Nachkriegszeit getan habe. Die äußere Form des Volksstates sei zwar gesichert, aber sie müsse mit sozialem Inhalt gefüllt werden. Auch müsse der Arbeitnehmerschaft mehr Anteil an den Einzelunternehmungen eingeräumt werden, um mit für die wirtschaftliche Leisrungsfähigkell des Betriebes Sorge tragen zu können. Das Bildungsmonopol müsse durchbrochen werden, wie andererseits den im Lebens kampf Gereiften der Weg zu wichtigen Staatsstellen freizugeben sei. Der Redner wies dann noch aus die allgemeine Vertrauens krise hin, in der sich die Iustiz befinde, und forderte, daß der Richterstand nicht mehr so lebensfremd das Amt ausüben dürft. Schars wandte er sich gegen das heutige Listenwahl-System und fordert hier eine baldige Neuregelung. In zwei zum Schluß einstimmig angenommenen Entschließungen wird gefordert, daß die neugewählten Abgeordneten sich ver pflichten müssen, für eine Reform des Wahlrechts einzu treten. Weiter wird eine soziale Staatspolitik ins besondere auf dem Gebiete der Bodenfrage und des Siedlungswcsens verlangt und weitgehendste Untere stützung der Landarbeiter, Klein- und Mittelbauern. Pessimismus iu Königsberg