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h:it und Zukunft. Ich will mich nur aus unsere praktische Arbeitsleistung, di« geschäftliche und technische Erfüllung unserer Aufgaben beschränken, ich will auch nicht die Füll« der Gesetze rühmen; eine unstillbare Sehnsucht nach Quantität scheint aus diesem Gebiete beim deutschen Volk nicht voczuliegen. (Gr. Heiterkeit.) Aber es ist kein Zweifel, daß eine Anzahl großer, lange geforderter und dringend notwendiger Gesetz« geschossen worden sind, mrd daß, wie der Herr Reichskanzler schon hcrvurgehoben hat, die pünktliche Erledigung des Etats in allen drei Jahren und auch in diesem Jahr noch des Notprogramms gezeigt Hai, daß der Reichstag seine Aufgaben ernstlich er füllen will. Aus der letzten Zeit nenne ich die Erledigung des Gesetzes zur Liquidation der Gewalt- und Liquidations- schävcn, die Vorarbeiten zur Dersassungsreform, das Gesetz über Arbeitsgerichte und die Arbeitslosenversicherung, die Steuer reform, die Handesverträge. Meine Damen und Herren! das alles zeigt schon den Umfang unserer Arbeiten, lenkt uns aber auch vorauf hin, wie ein wachsender Teil unserer Arbeit aus dem Plenum in die Ausschüsse verlegt wird und daß ein Ein blick von der Tribüne auf diesen Plenarsaal kein vollständiges Bild von den Arbeiten des Reichstags gibt (Zustimmung.) Ich verweise hier allein aus die Arbeiten des Haushaltsausschusses unter Führung un seres vcrehrcten Kollegen Heimann, dem vom Tag« der Be- soldungsreform beginnend bis zu den Beratungen des Haupt- und Ergänzungselats kaum ein freier Tag vergönnt war, und den seine Arbeit ost bis in die Abendstunden fesselte. Auch der sozialpolitische Ausschuß unter Führung des Herrn Vizepräsidenten Esserha! fast jede Plenarsitzung mit einer eigenen Sitzung begleiten müssen. Es ist eine völlige Verschiebung in den parlamentarischen Arbeiten eingetreten, bei der eine zukünftige Parlamentsreform auch die jormale Anpassung wird finden müssen. Es wird immer schwerer für oen einzelnen Abgeordneten, die Dinge, die er souverän be herrschen will, sich so zu eigen zu machen, daß er eine vollkommen taklsaste Entscheidung fällen kann. Es jagen sich die politischen, wirtschaftlichen, sozialen, juristischen Probleme in einer unge heuren Weise, so daß wir uns kaum da überall heimisch machen können. Es war dem gegenwärtigen Reichstag nicht beschieden, Lulch eine Parlamentsreform auch hier eine zweckmäßige Einteilung zu schassen. Der kommende wird hoffent lich die ersten Schritte auf diesem Wege tun. Und wenn der Herr Abg. Dr. v. Kardorff mir kürzlich eine Neprimande wegen meiner Haltung gegenüber abgelesenen Parla mentsreden erteilte, so kann ich ihm versichern, daß ich Vor kehrungen treffen werde, die es meinem Nachfolger ermög lichen. auch viesem Wunsche des Herrn Abg. Kardorff entsprechen zu können. (Heiterkeit und Beifall.) Ich danke auch noch einmal, wie es schon Kollege Dr. Scholz getan hat, der Verwaltung des Reichstags, allen, von den Spitzen der einzelnen Büros bis zu unseren Amtsdienern und Arbeitern, von denen die sichtbar vor uns arbeiten, von dem Direktor des Reichstags und den Steno graphen angesangen, bis zu denen, die weniger sichtbar gewesen sind, zur ihre pflichtgetreue Arbeit. (Beifall.) Ich spreche auch die Hoffnung aus, daß die b e i d e n s ch w e r erk rauten Mitglieder des Hauses, der Parteiführer des Zentrums, Herr v. Guörard, um den wir in diesen letzten Tagen gebangt haben, und von dem wir heute leider keine günstigen Nachrichten bekommen haben, und Herr Dr. Dessauer, bald vollkommen wiederhergestellt sind. Uns allen aber, die wir jetzt zu unseren Wählern zurückkehren, möchte ich wünschen, daß wir uns bei den bevorstehenden Kämpfen kein Beispiel nehmen an manchen unerfreulichen Reden und Vor gängen der letzten Jahre hier im Hause, daß wir den Kamps jo führen, daß die Gegner einander achten, und wenn wir dieses Haus einst wieder betreten, unsere Blicke sich nicht gegenseitig auswcichen. (Lebh. Beisall.) Wenn wir nun diesen Saal ver lassen, so bitte ich Sie. mit mir einzustimmen in den Ruf: Das deutsche Volk, dem wir zu dienen bemüht waren, ^die deutsche Republik, sie leben hoch! Während die Mehrheit der Abgeordneten dreimal in das Hoch einstimmt, verlassen die Kommunisten lärmend und mit dem Rufe „Nieder!" den Saal. Reichskanzler Dr. Marx begibt sich zum Präsidenten Löbe und verabschiedet sich herzlich von ihm. Auch andere Parteiführer verabschieden sich vom Präsidenten. Unter lebhaften Gesprächen und voneinander Abschied nehmend, verlassen die Abgeordneten allmählich das Haus. Zuslimmrmg des Aeichsrakes zum Etat Panzerkreuzer angenommen. Berlin, 81. März. Der Ncichsrat stimmt« m seiner heutigen Vollsitzung den B.'fchlüsse» des Reichstages zum Etat und Nachtragsetat zu, ohne Einspruch zu erheben. Auch den Beschlüssen des Reichstages zum Vau des Panzerkreuzers wurde vom Ncichsrat nicht wider sprochen. Angenommen wurde eine Entschließung, in der u. a. er sucht wird, die Arbeiten für das Panzerschiff mit Aus nahme der reinen Konstruktionsarbeiten nicht vor dem 1. Sep ien der l928 in Angriff zu nehmen. Aus den Loudesparlameulen Kampfstimmung lagert aus den letzten Lebenslagen der Parlamente. Prügelei, Obstruktion allewege; doch ist es einer Reih- von Landesparlamentcn gelungen, ihre Etats zu er ledigen. Der Haushaltsplan von Mecklenburg-Schwerin wurde mit 26 gegen 25, Stimmen der Rechtsparteien im Land tag angenommen Auch Braunschwcigs Haushalt wurde angeuoinmcn; einzig die Sozialdemokraten stimmten dafür, wäh rend die Demokraten sich enthielten. Der lippische Landtag nahm gegen die Stimmen der Deutschnationalen, der Völkischen und der Kommunisten den Haushaltsetat mit einem Defizit von 496-M M. an Der Gesetzentwurf über die Befoldungsreform in Thüringen wurde nach einem schweren Geschäftsordnungs kamps zwischen den Regierungsparteien und der Opposition nach einer Einzelabstimmung und einer en dloo-Dbstimmung in dritter Lesung angenommen, und zwar in der von der Re gierung vorgeschlagenen Fassung und mit den von der Re gierung selbst eingebrachten Abänderungsanträgen. — Der an haitische Landtag ist mit dem Beschluß auseinander gegangen. daß die Neuwahlen in Anhalt gleichzeitg mit den Reichstagswahlen stattfindrn sollen. Seine Aelluvseu 1u Könlssßerg und Stettin Brlriebveinftellung i« B»chd »uckg« w «»i«. Königsberg, >1- Mär^ In den Königvberger Bnchdruckrrrien find die Gehilfen heute morgen nicht zur Arbeit erschienen. Die biirger. Schlußsitzung der Ansprachen von StegerwM nur Esser Die Zentrumsfraktion des Reichstages trat gestern nachmittag zu einer Sitzung zusammen, die, falls nicht in letzter Stunde noch politische Komplikationen eintreten, die letzte dieser Legislaturperiode gewesen ist. Nach Erledi gung der Tagesordnung wies der stellvertretende Vorsitzende, Abg. Etegerwald darauf hin, daß die Fraktion auch in diesem Reichstage wiederum, wie schon Zweimal vorher, ihren Fraktionsvorsitzenden — es war Abgeordneter Fchrenbach — durch den Tod verloren Hab«. In den nächsten Jahren müsse in starkem Maße Parteizucht gehalten werden, damit die endgültige Konsolidierung cintrete. Gegenüber den nicht zu leugnenden Schwierigkeiten sei zu bedenken, daß keine Partei in ähnlich schwieriger Stellung gekämpft Hab« wie das Zentrum, das an allen Regierungen beteiligt ge wesen sei. Wenn man alles das berücksichtige, was sich in den letzten Jahren politisch und auch innerhalb der Zentrumspartei abgespielt habe, dann werde erst klar erkennbar, was für große politische Aufgaben bewältigt worden find. In der Fraktion sei gewiß manchmal um ernste Fragen gekämpft worden und man habe sich dabei auch kräftig di« Meinung ge- llchcu Zeitungen werden mit HUfe de« im Angestellten»«^ uis stehenden Personal« henk« mittag eine gemeinsam, Sl,t, zeitung herausbringen. Stettin. ZI. Mär», tz Die hiesige« vnchdrnckergehilsen hatten in einer Lrrlan,,, lang gestern abend beschlossen, di« Arbeit »irder auszunehm^ Bei dem „Generalanzeiger" find jedoch besondere Forderung« ausgestellt worden, di« vom Berlag ab gelehnt wurden. Darauf hat die Belegschaft den B «trieb verlassen. Nit Ausnahme de« „Volksboten", der unverändert weiter erschein,,! haben sämtlich« übrigen vier Zeitungsbetriebe beschlossen, die^ Setzer auozusperren und eine gemeinsame Notzeitung herauszugeben. Zenlrumssrallit«! sagt. Das habe aber nicht hindern können, daß die persön lichen Beziehungen der Mitglieder immer die allerbestes gewesen seien und daß man sich menschlich immer wieder zusammengefunden hätte. Das liege nicht nur in politischen Umständen, sondern in erster Linie darin begründet, das, all« Mitglieder der Fraktion auf einem gemeinsamen Boden d« Weltanschauung stünden. Abg. Stegerwald dankte dann für di« treue Zusammenarbeit, die von allen Seiten erstrebt und erzielt worden sei. Tr nahm den Auftrag entgegen, namens der Fraktion auch dem Vorsitzenden, Abg. von Guärard, die besten Grüß« und Wünsch« für seine baldig« Genesung zu über. Mitteln. Abg. Esser dankte dann denen, die im Vorstande der Fraktion die schwere Ausgabe hatten, die Fraktion zu führen. Besonderen Dank richtete er an die Abgy. von Gusrard und Stegerwald, die in den letzten beiden Wochen die Frak tion über manche kritisch« Stunden hinweggeführt haben. Er schloß mit den Worten: „Aus Wiedersehen im neuen Reichstag in alter Einigkeit und Geschlossen heit". Nachdem noch die Abgg. Blum und Herold ge sprochen hatten, wurde die Sitzung geschlossen. Mussolinis vruch Verbot der nichtMWscheu Zugevb- orgliiiisaliooeil Rom. 30 März. Im Ministerrat legt» Mussolini ei« Dekret »or, durch das im Interesse der Verwirklichung der Ziele des Raftonal- inftirut» der Balillas jede auch nur vorläufige Formatlon oder Organisation verbot«« wird, die sich die Förderung der Vorbildung aus einen Berus »der drr körperlichen, sittlichen oder geistigen Erziehung der Jugend zur Ausgabe macht. Von d>escm Verbot werdrn nur diejenigen For mationen und Organejattonen nicht betrossen, die dem Rational- »nftitut der Balillas unterstehen. Die Präsekten haben inner halb von 30 Tagen nach dem Inkrafttreten dieses Dekrets die Auflösung aller von ihm betroffenen Vereinigungen anznord- nen. Das Dekret wurde vom Ministerrat angenommen. ck" Mussolini hat seine Worte mit der Tat wahrgemacht. Die Auflösung aller nicht faschistischen Jugendverbände be deutet die Lahmlegung der katholischen Aktion, der es allein noch gestattet war, eigene Jugend gruppen zu bilden. Damit ist der letzte Rest religiös-sozia ler Erziehungsarbeit ausgelöscht, der Faschismus über nimmt das Monopol für die sittliche Lei tung der Kinderseele. Was immer der Faschis mus in den beiden vergangenen Jahren zugunsten der Sicherheit und des Ansehens der Kirche und ihrer Diener getan hat, wird durch diese Maßregel ausgelöscht, welche eine der schwersten seit der Eroberung Roms vor 58 Jah ren darstellt. Mussolini ließ der Diskussion über Südtirol die Aus weisung der deutschen Beamten, läßt dem Zwiegespräch mit dem Vatikan das jetzige Verbot folgen. Man muß ge stehen, daß diese Handlungsweise nicht der Konsequenz ent behrt. Wie sich aber Mussolini durch fein neues Südtiroler Dekret die deutschen Sympathien noch mehr entfernt hat, so wird er sich durch diese Maßnahme die Freundschaft vieler Katholiken der Welt verscherzen. Wir können nicht glauben, daß si-b der Duce so stark fühlt, um mutwillig den Kampf mit dem Vatikan aufzunehmen, dessen mora lische Macht weitreichender und älter ist als die des faschistis-ben Regime. Der Duce hat scharfen Worten gegen Frankreich aus taktischen Gründen sanftere Taten folgen mil dem Papsl lasten. Wir erwarten auch diesmal, ein Einlcnken zum Besten der Kirche und der friedlichen Entwicklung Italiens. Für den Heiligen Stuhl gibt es in dieser Frage kein Zurück. Auch geistige Waffen sind eine Macht, und, wem es gelang, mit der Freimaurerei fertig zu werden, hat noch nicht den Beweis erbracht, stärker als die Kirche zu sein. Albanien psl'.chlel bei Rom. 29. März. Gegenüber einem Vertreter des „Giornale d'Jialia" gab heute der in Rom weilende albanisch« Außenminister Vrioni seiner Bewunderung fiir Mussolini Ausdruck. So. wie di« faschistische Jugend er,zogen werde, erklärte der Minister, müsse auch Albaniens Jugend herangebildet werden. Gerade Albanien, das jetzt ein ruhiger arbeitsamer Kulturstaat gewni- den sei, bedürfe faschistischer Tatkraft. RusrLuierr beiruruNgl Bukarest, 3«. Mälz. Die offiziös« „Independente Rou maine" beschäf tigt sich an leitender Stelle mit dem Mussolini-Inter view der „Daily Mail" und findet es begreiflich, daß die öffentliche Meinung in Frankreich und der Staaten der Kleinen Entente von den Erklärungen Mussolinis auf das schmerzlichste berührt seien. E» sei erstaunlich, schreibt das Blatt der rumänischen Regierung, daß Mussolini mit dem Säbel rassele, wen» e» sich um die Grenzen «ach d«m Vertrag« von S». Sermain handele, während er andererseet» für eine Rrvision de« T r i a n o n vertage« zugunsten Ungarns «intretr. Die Freund« dr» Friedens mutzten sich schwer beunruhigt fühlen, wenn Mussolini und di« italienisch« Presse die ungarische Zrredenta fördert«». Die Unruhe werde noch gesteigert dürft gewisse Infor mationen. denen zufolge Italien eine neue politische Aktion aus dem Balkan vorbcreite und die Zollunion mit Albanien proklamieren werde. Dieses Gerücht, die Er klärungen Mussolinis und di« heftige Sprache drr italienische Press« gegen Frankreich und die Kleine Entente seien geeignet, die politisch« Lage im östlichen Mitteleuropa zu verschärfen. Die elektrische Lvttposl Brief beförderung mit 360 Kilometer Geschwindigkeit. Eines der wichtigsten der modernen Verkehrsprobleme ist die Herstellung einer sehr schnellen und leistungsfähigen Bc-r- biiMlng zwischen großen Wirtschaftszentren. Di« Geschwindigkeit der Eisenbahn läßt sich mit Rücksicht auf di« Festigkeit de» Waggon-materials und die vielen Kurven nicht mehr vergrößern — ein« Geschwindigkeit von 126 Kilometern pro Stunde wird in der Praxis wahl kaum erreicht — auch M-uy-«««r eignen sich nicht fiir Massentransportr, und auch ihr« Schnelligkeit ist be grenzt. Die Franzosen L. Hirsehauer und A Talon wollen nun für genannte Zweck«, besonders für di« Postboförderung einen neuartigen Verkehrsweg, etwa zwischen Paris und Lyon, schaffen. Es handelt sich hier um da, Projekt einer aus Masten in der Luft «lfgehäng-ten Schnellbahn, die groß« Vorteil« dielen würde. Di« Strecke wäre vollkommen gradlinig -ei Fortfall aller kostspieligen Kunstbauten, Verkrhrsunterbrechui^n durch Überschwemmungen und Schnee sind ausgeschlossen, größt« Sicherheit, Schnelligkeit ist gewährleistet, dt« Abnützung ist gering infolge der Stoßdämpsung durch die schwingenden Brücken, die Montag« ist einfach, -die Erhaltungskosten gering. Dm Wagon sind mir für leichte Lasten berechnet und sind elektrische Selbstfahrer in Form von Torpedos aus leichtem, fettem Material, etwa Durwluminium. Der Luftwit-erstand ist bei dieser Form Nein, die Kraftausnützung gut. Jeder Wagen hol einen größten Durchmesser von 0,4 und eine Länge von stoben Meter, sein Gewicht ist ISO Kilogramm. Er trägt 25 Kilogramm Nutzlast in einer Kammer von 126 Litern In halt. Sein« normal« Fahrgeschwindigkeit ist 366 Kilometer, der Antrieb erfolgt durch Elektromotoren von 15 ?8. Di« Bahn besteht aus .zwei Metallbalken (für den Verkehr in beiden Richtungen), di« mindestens 16 Meter über der Erde zw schen Masten an Stahlkabeln aufgehängt find. Die Maste stehen in Abständen von k—506 Metern und sind 35—46 Meter hock) und sind wie bei Brücken auf Etfenschuhen ü-ber Betonsockeln montiert. Rechnet man für den Kilometer einen Bedarf von 35 Ions Eisen, dann würden di« Baukosten nur 15—26 060 Mark pro Kilometer betragen, also nur ein Zehntel der Eisendahniostkn, Di« Sicherheit wird durch ein elektrisches automatisches Block- system gewährleistet, wobei der Eintritt eines Wagens in ein« Zone die zwei hinter ihm liegenden in zwei Kilometer Länge stromlos macht.