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.Ammer rr — 27. ZaljkWug I g,öch Bezugspreis sür April 3,0» Mk. einschl iMeUqeld Anzergenpreise: Die Igesp. Petitzeilc I Ä A. «lellengesuche 2Ü Bs. Die Petitreklamezeile, lu Millimeter breit. 1 M. Ossertengebühren für »«Mabholer 20 Pf., bei Uebersendung durch die IM ausierdem Portozuschlag. EinzcI-Nr. IN Pf.. Sonntags-Nr. 2V Pf. OMftl'cher Teil: Artur Lenz in Dresden. Sonnlag. den 1. April 1S78 Am Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung ous Lieferung sowie Erfüllung u. Anzeigenaufträgen u. Leistung v. Schadenersatz. Für undcutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeige» übernehmen wir keine Ver antmortuna. llnverlangt eingesandte ». m. Rückporto nicht versehen« Manuskripte werd. nicht aufbewoyrt Sprechstunde der Redaktion 2—3 llhr nachmittags Houptschristleüer: Dr. G Desrzyf, Dresden i G,ichpts«tclle, Truck und Berlag. Germania A -K. tür Berlaa I rr) diuckere» Filiale Dresden, Dresd«n-A. I, Polierstrake t7 I Srierei 71 012. Postscheckkonto Dresden 27(6. Bantko Ltodtbanl Dresden ?!r. 6k 7l!>, ronto Aür christUche Politik und Kultur der -ichs'ichen ?<olf?zeitonq 1. Pnllcrjtiift'' 17 2lZ 711 71012 «M» Ausklang Tie leiste Sitzung des Reichstages! Der Saal und die eiibänen sind stark besucht! Reichskanzer M a r x hat seinen Eikplatz an der Regierungsbank eingenommen, und neben üim ist das Kabinett vollzählig versammelt. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 12 Uhr. Als einziger lftzemlaiid sachlicher Beratung steht der deutsch-griechische Handelsvertrag auf der Tagesordnung. Er ist schnell in dritter Lesung beendet, und damit hat der Reichstag das vorgesehene Arbeitsprogramm abgeschlossen. Sofort nimmt Reichskanzler Marx das Wort zu einer Regierungs erklärung. Er weist darauf hin, daß der Reichstag nunmehr seine Arbeiten zum Abschluß gebracht und das; seine Auflösung gemäß der Regierungserklärung vom 27. Februar zu erfolgen habe. Er verliest die Verordnung de; Reichspräsidenten und übergibt sie dem Reichstags- xiäsldentcn Löbe. Abg. Dr. Scholz spricht namens der Mit glieder des Hauses dem Präsidenten herzlichen Dank aus für ^ die mustergültige und unparteiliche Amtsführung. Prä sident Lobe nimmt dann zu einer Schlußansprache das Wort, in der er den Mitgliedern des Hauses sür die von ihnen gelcisreie gemeinsame Arbeit dankt und die Arbeiten des Reichstages in einem kurzen Rückblick würdigt. Sein letztes Dort an dis Abgeordneten, schlicht und eindrucksvoll ge sprochen, war die Mahnung, den jetzt beginnenden Kampf so ;u fuhren, daß. wenn sie sich im Hause demnächst wieder begegnen, ihre Blicke sich nicht auszuweichen brauchten. Ein hoch auf das deutsche Volk und die deutsche Republik, in dos die große Mehrheit der Abgeordneten einsnmmte. beendete die Sitzung. Auch dieser Reichstag hat, wie der vorausgegangene, rm vorseitiges Ende gefunden. Am 7. Dezember 1921 ge willt. barte er an sich noch einige Monate arbeiten rönnen. Tcnn er den normalen Ablauf der Legislaturperiode nicht mehr erleben konnte, so trägt — das ist heute nochmals mit aller Entschiedenheit festzustellen — die Deutsche Lolispartei die alleinige Schuld. Die Deutsche Volks- rortei hat die in bezug auf das Reicksschulgosetz über nommenen Verpflichtungen, wie sie im Einklang mit der l Rsichsveriassung in den Richtlinien und der Regierungs- nklärung der letzten Reichsregierung festgelegt worden sind, richt eingehalten. Im Widerspruch zu dem Schul- srrsqramm der Reichsregierung, das gerade in den später ia deftig umstrittenen grundsätzlichen Punkten bereits bei > da Regierungsbildung festsland, ist sie ihre eigenen Vegc gegangen und hat damit die Front der Re- ! aier u n g s p a r t e i e n zerbrochen. Keine noch so kluge Jophislerei Hilst der Partei, die doch die Urheberin Zieler Regierung gewesen ist, darüber hinweg, daß sie es rar, die ihr die parlamentarische Grundlage entzog, den Todesstoß versetzte, und ihr die Möglichkeit nahm, die gährung bis zum Ende der Legislaturperiode zu behalten. I Nach diesem Zusammenbruch der Koalitions- ' Fzierung war jeder Versuch zu einer neuen Regierungs bildung von vornherein als gänzlich aussichtslos zu be- Z'-oihten! der verflossene Reichstag hatte alle Möglichkeiten I br: Koalitionsbildung bereits abgewandelt, niemand ver spürte Luit zu neuen Bindungen, und die Rähe der Wahlen liMte nicht gerade förderlich auf'die Neigung zu neuer Wernahme der Verantwortung sein. Wenn der Reichstag über Las Scheitern des Schulgesetzes hinaus noch zusammen- blisb und sich auch das Zentrum dafür entschied, die Aui- ! Wring also nicht schon damals erfolgte, so ist dies nur dem ilmitande zuzuschreiben, daß noch dringende Aus reden ihrer parlamentarischen Erledigung bedurften. ! ÄHdem dies in den letzten Wochen geschehen ist, hatte der Aeichsrag nunmcbr sein Lebensrecht endgültig verwirkt. Tas er in den mehr als 3 Jahren seiner Tätigkeit geleistet Hai. wie die politische Entwicklung in dieser Zeit verlief, LllL was vor allem die Z e n t r u m s p a r t e i, die in all dieser Zeit die Verantwortung mitgetragen hat, geschaffen har, wird noch eingehend zu würdigen sein. Nach einigen Tagen der Ruhe wird in allen deutschen Landen der Kampf beginnen. Viele Fronten werden sich gsgenüberstehen, und aus all diesen Kämpfen soll die Grundlage gewonnen werden, auf der ein neuer deutscher Reichstag, auf der neue Koalitionen irnd neue Regierungen während mehrerer Jahre arbeiten sollen. Wir hoffen mit dem Präsidenten Loebe, ddß Liese staatspolitischen Ziele der bevorstehenden Kämpfe licht durch die Form ihrer Austragung leiden. arr verliest die S Lobes AbWedsworke Berlin, 31. März. Heute mittag um 12.15 Uhr ist der Reichstag durch Verordnung des Herrn Reichspräsidenten aufgelöst worden. Die Ltuflösungsurlunde, die vom Reichskanzler Marx verlesen wurde, hat folgenden Wortlaut: Verordnung des Reichspräsidenten über die Auflösung des Reichstages vom 31. März 1923. Nachdem der Reichstag mit den gestern verabschiedeten Gesetzen Vas sogenannte Notprogramm erledigt hat, und da nicht zu erwarten ist. daß noch weitere größere gesetz geberische Arbeiten in dieser Wahlperiode zum Abschluß gebracht werden können, löse ich auf Grund des Artikels 2ö der Ncichsverfassung den Reichstag auf. Berlin, den 31. März 1928. Der Reichspräsident: gez. v. Hindenburg. Der Reichskanzler: gez. Marx. * Die letzte Sitzung des Reichstages wurde um 12 llhr vorn Präsidenten Löbe eröffnet. Rach Annahme des deutsch- griechischen Handelsvertrages, zu dem nur eine ganz kurze Dekane statlfanö, nahm das vollbesetzte Haus die Er klärung der Reich sregiern.ng entgegen, die der Reichskanzler abgab. Reichskanzler Marx: In der Rcichstagssltzung vom 27. Februar d. I. Hot mein Stellvertreter, Herr Vizekanzler H e r g i, dem Hohen Hause das A r b e i t s n o 1 p r o g r a m m der Reichsregierung vorgclegt. Die Vorlage eines solchen Programms war bekanntlich not wendig geworden, nachdem die Verhandlungen über das Reichs schulgesetz gescheitert waren, auf der anderen Seite aber über aus dringende Ausgaben im Interesse des deutschen Volkes und insbesondere der deutschen Volkswirtschaft sofortiger Lösung harrten. Dem Arbeitsnolprogramm waren der Natur der Sache nach engste Grenzen gezogen. Um jo notwendiger war es aber, es in seinen einzelnen Teilen sorgsam gegeneinander abzu wägen und dafür zu sorgen, das; es als einheitliches Ganzes seine gesetzgeberische Erledigung finden möchte. Die parlamen tarische Erledigung des Arbeilsnotprogramms hat dieses Hohe Haus fast einen Aionat in Anspruch genommen. Ich kann am heutigen Tage, nachdem die letzten Abstimmungen des Reichs tages hierzu gestern vollzogen worden sind, namens der Reichs- rcgierung mit Befriedigung feststellcn. daß die gehegten Erwartungen voll inErfüllung gegangen sind. Mit diesem Ausdruck der Befriedigung verbindet sich sür mich und die ganze Reichsregierung der Ausdruck des Dankes an das Hohe Haus, seinen Herrn Präsidenten und alle Frak tionen, die sich — unbekümmert um ihre politische Einstellung zur gegenwärtigen Reichsregierung — dieser positiven Arbeit bereitwillig unterzogen haben. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß durch die bedeut same parlamentarische Erledigung des Arbeitsnotpro gramms zwingendsten Bedürfnissen des deutschen Volkes, ja vielfach bitterster Not in den verschiedensten Bevölkerungs gruppen und Lebensnotwendigkeiten der deutschen Wirtschaft auf wichtigsten Gebieten Rechnung getrogen worden ist. Vor allem darf ich in diesem Augenblick mit innerer Befriedigung feststellen, daß es dank der aufopfernden und hingebungsvollen Mitarbeit aller dazu berufenen Stellen in diesem Jahre gelungen ist, den Reichshaushaltsplan für 1928 zuzüglich des Nach- tragsplancs 1927 rechtzeitig fertigzustellen. Da» deutsche Volk hat damit vor dem Zn- und Ausland de« zähen Wille« zu erkennen gegeben, über alle politischen Schwierigkeiten hinweg die Ordnung in seiner eigenen staatlichen Wirtschaft zu erhalten und immer weiter zu befestigen. . Meinen Dank für die Erreichung dieses Ziels darf ich auch auf den Reichsrat ausdehnen, der insbesondere durch die sach - verstänVige Mitarbeit der Herren Bevollmächtigten der deutschen Länder zur Erreichung dieses Zieles in gleicher Weise beigetragen hat. Wie bereits in der vorerwähnten Regierungserklärung vom 27. Februar dieses Jahres hernorgehoben morden ist, soll sich nach der in voller llebercinstftumung mit dem Herrn Reichsprän dentcn erfolgten Kundgebung der Reichsregierung vom 18. Februar 1828 der parlamentarischen Erledigung des Arbeiis programms die Auslösung des Reichstages anschlietzen. Nach dem diese Voraussetzung mit dem heutigen Tage erfüllt ist, ho, der Herr Reichspräsident meinem Anträge entprechend die Ver ordnung vollzogen, die ich die Ehre habe, dem Hohen Hanse zu verlesen. (An anderer Stelle mitgetcilt j Präsident Löbe: Nochem,,, diese Mitteilungen des Herrn Reichskanzlers erfolgt sind, sind unsere Arbeiten zu Ende. Vorher hat aber noch der Abg. Dt. Schul z dos Wort erbeten Abg. Scholz: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gern würde -ch in diesem Augenblick die vorbildliche Tätigkeit unseres verehrten Herrn Präsidenten in längeren Ausführungen würdigen, wenn ich nicht befürchten müßte, er selber könnte meinen, daß ein aufgelöster Reichstag nicht mehr Gelegenheit nehmen dürse, längere Ausführungen entgegenzunehmen. Deshalb gesto'-en Sie mir in oller Kürze, Ser amkliche Dahltermin Amtlich wird bckanntgegcben: Der Reichspräsident hat angoordnct, dag die .Hauntmoblcn -um Reichstag om Sonntag, den 2». Mai, sinttsinden. aber mit desto größerer Wärme, den Dank, wie iw onnehmc, des gon ;e n Hauses, innerem verehrten Herrn Prag denken ausznsprechen. Für seine liebenswürdige und entgegenkommende, aber auch straffe, energische und feste Zügelführung darf ausgesprochen werden, daß sic es in erster Linie ermöglich! hat, die schwierigen Aufgaben des Reichstages glatt und in dem ielbstgcwähllcn Zeitpunkt zu Ende zu bringen. Ich glaube in feinem Sinne selcht ;u sprechen, wenn ich diesen Dank ausdehne auch auf die .Herren Vi.zepräsi dentcn und Schriftführer und endlich auch auf die Reichstags Verwaltung und ihre Beamten, die gleichfalls in hingebungsvoller Pflichterfüllung zum guten lei! an diesem Erfolg beigelragen haben. «Beifall.j DrWden! Löbe: Danach nahm das Schlußwort Präsident Lobe: Meine Domen und Herren! Ich danke dem Herrn Aba Schal; für seine freundlichen Worte an mich, die Sie mit Beifall ausgenommen haben. Ich darf nochmals darauf Hinweisen, daß diese Würdi gung vielleicht weit über das hin.ausgcht, was meine Tätigtet, verdient. Voller Dank aber gebührt den übrigen Mitglieder des Vorstandes, die jederzeit bereit waren, nicht nur zur Zeit meiner Krankheit, mir beizustehen. Besonderen D-ank sage icb dem Herrn Vizepräsidenten Dr. Riesscr, den sein Alter nie gehindert hat, mir stets beizustchcn. sLebh Bei;.). In den horten MeimtngskLmpfen, die cs oft genug m diesem Saal gegelxm hot haben wir uns alle bemüht, jeder Strömung und jeder Meinung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dann darf ich noch einige Worte über die gesetzgebe rische Arbeit desReichstages sagen. Dabei kann ich mich van diesem Platz aus nicht über den Inhalt der beschlossenen Gesetze Lustern, sie find ja Gegenstand der Porteikämpfe der Vergangen-