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Lulhersilm und Proteslanlen Die Verurteilung des Lutherfilms wird in de» Kreisen, sie kein Evangeliscl>en Bunde nahestehen, als ein katholisches Vorurteil angesehen. Demgegenüber ist es interessant, im Sonn lagsblatt des Bundes der religiösen Sozialisten Deutschlands, das in Karlsruhe erscheint, folgend« Betrachtung zu lesen sin Nr. 10 vom 1. März): „Ich habe niir diesen Film angesehen und kann nur sagen, er ist noch schlimmer, als ich befürchtet habe. Dieser Luther- siIm i st oeinahe Kitsch, Er ist unwahrhastig und tendenziös, ein deutlicher Beweis für die Unmöglichkeit, die Entwicklung prophetischer Persönlichkeiten im Film zu zeigen. Was der Film hätte zeigen können, zeigt er nicht. Die ?'o Aussetzungen, die zur Reformation geführt haben, die sozio logischen und wirtschaftlichen Faktoren, die sie erst ermöglichten, zeigt er nicht, nicht die politischen Gegensätze zwischen Rom und dem Kaiser Karl V. einerseits und den deutschen Fürsten andererseits, Ueberhaupt diese Fürsten, sie triefen von Nationa lismus, den es damals noch gar nicht gab. Es ist in dem Film überhaupt viel Deutsch national es verreligiöfiert, Vom Vanernkrieg siehst du überhaupt nichts, wenn du dir cin- sallen lassen solltest, den Film anzusehen, . . . Karlstadt ist als „wilder Mann" mit wollendem Bart und falb irrsinnigen Gebärden ausgemacht, ein paar halbverrückte V ngels Hautzen ivie Vandalen und Mordbrenner, das sollen die „Bilderstürmer" sein. Ersatz! mir das einzelne, es war schlimm, Man kann ja der Ansicht sein, datz die Gegensätze zur laifolischen Kirche auch heute immer wieder betont werde» müssen, damit man nicht vergibt, datz man „protestantisch" ist, Aoe' ivie das in dem Film gemacht ist, das kann auch be mühte Protestanten ab stoßen und kann sich, wie vi ies andere, nickt rühmen, auf historischen Tatsachen auf gebaut zu sein. Wohlverstanden, es handelt sich in diesem Film um den jungen Luther bis zu den Bauernkriegen: was die Ncgie, wir wollen zur Ehre des Regisseurs annehmen, Herr ßosvrediger Döring, aus Luther gemacht haken, das ist ein vhmer, elmas sentimen'aler. pathetischer Prädikant und kein Neuolntionar aus dem Geiste Christi ... A l l e s i n a l l e m. dieser Lutherfilm märe besser un geboren ge blieben, und er wird die Hoffnungen, die auf ihn gesetzt wurden, nicht erfüllen." Treffender k^nii die künstlerische Mindenvertigkeit und die verletzende Propaganda des Lutherfilms nicht gekennzeichnet werden. Sollte man <nif protestantischer Seite diese Erkennt nis nur in sozialistischen Kreisen haben? Das könnte sehr nachdenklich ülrer die Möglichkeiten kulturpolitischer Nerständi- rung in Deutschland stimmen Der gsschäslstiikblige „Chefredakteur" Dresden. 19, März. Von der Kriminalpolizei in Dresden wurde kürz lich der 23 Jahre alte Kaufmann Karl Fabig, gebürtig mi- Vrcslcin, wegen umfangreicher Betrügereien, die er m Dresden, Bautzen und Umebung ausgesührt hatte, stfgnicmn.en. Er eröffnete im September 1927 unter der ,7k',na Reliasa, Bautzen, «>nen Reklamenerlag und sammelte bei Kcjchästsleuten Aufträge für Inserate, die später auf Äcklanictafeln erscheinen sollten. Hierfür ließ er sich die Ge boren bezahlen, die Plakate erschienen aber nicht. Als ihm der Veden in Bautzen zu heiß wurde, verlegte er Mitte Februar ft'» Arbeitsfeld nach Dresden, Hier engagierte er sofort zwei Vmirclcr, bezeichnele sich nls Chefredakteur des genannten Per lons und begann seine Tätigkeit von Neuem. In kurzer Zeit mi ei, eiiva 390 Aufträge eingegangeii. für die er tausend Mark ciülw.ssiei'Ie, Das Geld verwendete er zu seinem Nutzen. Bei seiner Festnahme war Fabig völlig mittellos. Wie eine Dresdner Korrespondenz ergänzend schreibt, — mar „Fabig auch derjenige Unbekannte, vor dem bereits Mitte August vorige» Jahres amtlich gewarnt worden Ist. Damals trat der Betrüger vornehmlich in katholische,, Kreisen aus bezeichnet« sich als Beauftragter einer gewissen kirchen- amliichen Stelle und sammelte freiwillige Spenden für die katholische Presse oder dergleichen Lesezirkel. Um die Theater und Mustk Dresden Ltaatsopcr. Eigentlich sollte die „Elsa* in Lohengrin Claire Born singen u. zw, als erste Rolle nach sehr langer Pause, Meiner t riiiiicrung nach, lmt Claire Born in dieser Spielzeit noch nicht ge- i'migc» Ich kann mich auch täuschen. Das ist auch nicht die Haupt sache, Wesentlich ist vielmehr, datz nicht Claire Born, sondern Anny Helm ais „Elsa* auf der Bühne stand. Es war also wenigstens ei» Eistih da. So daß die Wagnerschc Oper nicht abgesctzt zu werden brauchte. Wie cs am Dicnsiag dem „Don Goivanni* ging. In folge der Erkrankung von Meta Seinemeyer mangelt« es an einer „Donna Anna*. Anny Helm lialf erst vor einiger Zeit in der heu tigen Pariie aus. Ich habe dos Empfinden, als sei die „Elsa" nicht eine der gsiicklichstcn Rollen der Gastin. Immerhin zeigt« sie in imiciciii Ensemble (Eugenie Bnrkhardt, Eurt Taucher, Friedrich Plaschkc, Adolf Schoepflin, Rudolf Schmal nau cr> harmonische Anpassung »nd Sicherheit. Z» einer ständig nncdcrkehrcnden Klippe im erste» Aufzuge gehört das Quintett im sikbci, Der „Lohengrin* ist vor Monaten erst neueinstudiert mor gen, Aber dieser Mangel stellt sich immer wieder ein. Kurt Stri cg. ier.dcr für eins flotte und zielsichere Aufführung sorgte, wusste aber n« hcikic Situation geschickt auszugleichen. -Ist— Komödie. Die Direktion hat „vielfachen Wünschen ent- Mrchend" den „Garten Ede n" wieder in den Spielplan aus genommen Das Stück, das bedenklich vft am Rande des Kiffchcs vorbeistreicht, ist gewiss nicht seiner „inneren Werte" wegen veg'hrt worden. Mit Psychologie und dramatischem Auf bau von Handlung und Charakteren im anderen Sinne steht es ans dem Kriegsfuß. Aber es ist ein gutes Theaterstück, in dem begabte Sckzauspieler sich ordentlich ausleben können. Darum war es auch in der vorigen Spielzeit „Schlager der Sai son", Jetzt hat man fast alle größeren Rollen neu besetzt und es lohnt sich die Neueinstudierung anzusehen, die ganz so elegant wie es das Wesen ihres Spielleiters Alfred Haase ist. sich darbictet. Früher war Carola Toelle, die anmutig«, blonde Frau, das vermeintlich „unanständige" Mädchen, später die junge, ebenso blonde Elisabeth Frank, die inzwischen am Vtünckner Staatstheater Siege feiert, und nun kommt uns Gesamlsorderungen von S2« Millionen Mark Derltn. 19, März. Ai« Dienstag beginnt vor dem vom Reichg arveitsminister bestellten Schlichter, Staatssekretär a. D. von Moellendorf die Verhandlungen zwi schen der Reichsbahnvermaltung und der Arbeiterschaft der Reichsbahn. Die Arbeiter fordern eine Erhöhung ihres Stundenlohnes um 10 Pfennig für alle über 24 Jahre alten Arbeiter, Erhöhung der Ueberstundenzuschläge auf 30 Prozent, besondere Dienstalterszulagen und Dienst prämien und schließlich Einstufung der beiden schlechter ge stellten Wirtschaftsgebiete in das bestbesoldete Wirtschafts gebiet. Wir haben bereits früher darauf hingewiesen, daß eine Erhöhung der Bezüge der Arbeiter in diesem Ausmaß ohne gleichzeitige Heraufsetzung der Reichsbahntarife nicht möglich wäre. Eine Erhöhung der Berkehrstarife wirkt sich aber auf die gesamte Volkswirtschaft aus. Nach den Be rechnungen der Neichsbahnverwaltung würde die Er höhung des Stundenlohnes allein 105 Millionen und die Erfüllung der Ge sa m t f o r d e r u n g e n 250 Millionen Mark kosten. Die Neichsbahnverwaltung weist auf die starke An spannung ihrer finanziellen Belastung durch Maßnahmen, auf die sie keine Einwirkungsmöglichkeiten hat, hin. So ergibt ein Vergleich der derzeitigen finanziellen Verpflich tungen mit denen zu Anfang des Geschäftsjahres 1927 eine Mehrbelastung um 515 Millionen Mark, die in der Hauptsache auf Gehalts- und Lohnerhöhungen und auf die Steigerung der gesetzlichen Reparationslasten ent fallen. Die Einnahmen der Reichsbahn haben zwar gegenüber der Vorkriegszeit eine wesentliche Stei gerung erfahren und zwar haben sich die Einnahmen aus dem Personenverkehr gegenüber 1913 um 53 Prozent, aus dem Güterverkehr um 67 Prozent gehoben. Dem steht eine Erhöhung der Beamtenbezüge pro Kopf um 84 Pro zent und des Stundcnlohnes um 85 Prozent gegenüber, während der Lebenshaltungsindex eine Steigerung der Lebenskosten um etwa 50 Prozent verzeichnet. Auch die Behauptung der Arbeiter, daß ihre Löhne weniger günstig seien, als die in den vergleichbaren Industriezweigen ge zahlten, wird seitens der Reichsbahnverwaltung unter An führung eines beweiskräftigen Ziffernmaterials bestritten. Aus all dem ergibt sich, daß der Lohnkonflikt bei der Reichs bahn den Schlichter vor keine leichte Aufgabe stellt. So sehr man auch eine soziale Besserstellung der Arbeiterschaft über haupt wünschen mag. so erscheint es »ns doch angebracht, die Gewerkschaften im Einzelfall vor zu weitgehenden For- derunasn zu warnen. Jede lleberforderuna. die sich letzten Opfer gefügig zu machen, legte er Listen zur Einzeichnung vor, die bereits verschiedene Namen und angeblich gezahlte Spenden enthielten. Es sind bereits bei verschiedenen Gerichten Sachsens gegen Fabig wegen begangener Betrügereien Verfahren an hängig. Nach den vorgenannten Sammlungsschwindelelen hatte er sich zunächst im September vorigen Jahres in Bautzen nieder gelassen. um Vorschuß- bez. Inseratenbetrügerelen zu begehen, die er dann von Dresden aus sortsetzte." Hierzu sei unsererseits noch folgendes bemerkt: Fabig war schon im Sepiember vorigen Jahres kein „Unbekannter" me-hc. sondern von der Kriminalpolizei auf unsere Veranlassung hin als der Mann ausfindig gemacht worden, der für einen Lese- Endes" nur als taktischer Cchachzüg erweist, um schließlich ein möglichst günstiges Kompromiß zu erreichen, schadet der Arbeiterschaft selbst, da sie der sozialen Reaktion nur neue Argumente liefert. Eisenbahnbaulen im Osten Berlin, 18, März, Der Nerkehrsausschutz des Reichstags stellte in leiner gestri gen Sitzung den Bericht über die Verkchrsfragen des Ostens fest. Der Ausschuß nahm dann einige Anträge an, in denen die Neichs- regierung ersucht wird, den Bau nachstehender Eisenbahnlinien schleunigst in Angriff zu nehmen Vordringliche Pro > ekte. Grenzmark. 1, Schwerin—Alt-Beelitz—Kreuz, 2. Zielenzig—Erunow-—Topper, 3. Linde—Pr.-Friodland—Bischofswalde. Niederschlesien, 1. Brieg—Naslau—Gr.-Warten- berg-Mitt-.sne-.ldc, 2, Fraustad«—Guhnov—Kerrnsiadt O b e r s ch l e s i e n, r. Hinoenburg—Bouihen, 2, Drotz- Strelitz—Leschwitz—Kandrzin, Ostpreußen, 1, Neidenburg-Gilgenburg. 2, Rosenberg —Zinten, 3, Zinten—Pr.-Eylau, Ferner wird die Reichsregierung gebeten: Die Durchführung folgender der wirtschaftlichen Entwicklung des Ostens dienender Eiscnbahnbauprojekie ebenfalls in di« Wege zu leiten: 1, Guben-Schwerin, 2. Fraustadt—Bomst— Moseritz. 3. Gunnbinnen, Melmischken—Naujeningken. Das Kleinbahnwesen mit Rücksicht a>uf seine volkswirtschaft liche Bedeutung im Benehmen mit dem preußischen Staatsmini sterium zu fördern und zu unterstützen. Die Entwicklung des Kraftverkehrs im Osten zu fördern: durch Herbeiführung einer Verständigung zwischen dein Reich und Preußen sowie der Reichsbahn, der Neichspost und den Kraft verkehrsgesellschaften die gegenseitige Konkurrenz auszuschalten und die Wirtschaftlichkeit der Unternehmungen siäzerzutstellen. Der Ausbau der östlichen Wasserstraßen ist ebenfalls als vor dringlich zu behandeln und »ach Malabo der zur Verfügung stehenden Mittel beschleunigt durchzusühren. Insbesondere ist durch Verbesserung der Oderwasserstraße unterhalb Breslaus dt« Leistungsfähigkeit dieses für Oberschlesien bedeutenden Wasser weges zu beheben. Als Maßnahme gegen die Ueberschwommun- gen der Netze und Warthe ist ein« Vertiefung der Oder vom Ein fluß der Warthe abwärts notwendig. Die erforderlichen Mittel sind vom Reich zur Verfügung zu stellen. Die begonnenen Vor arbeiten für die Erbauung eines Elbe-Spree-Oder-Kanals sind nachdrücklichst zu fördern. Zirkel Mitglieder ivarb, zu gleicher Zeit aber in katholische» Familie» eine schriftliche Bitte vorlegte, in der zu lesen stand, daß freiwillige Spenden und Ueberzahlungen „der katholischen » Presse" zuflietzen. Fabig lzatte schon damals vor der Krimi nalpolizei zu Protokoll zugestanden, datz er die so vereinnahm ten Beträge für seine Person verwendet habe. Es war höclfft verwunderlich, daß sich der Vertreter der Kriminalpolizei damal« nur sehr schwer durch uns davon überzeugen ließ, datz es sich hier um Mißbrauch der Bezeichnung „kaiholisclie Presse" und somit um sehr dreisten Betrug handele, und datz ein sofortiges polizeiliclies Eingreifen, wie es von uns zum Schutze gerade der gutgläubig katholischen Kreise gefordert wurde, nicht zu er reichen war. Durch schnelleres Zufassen hätten in diesem Fall« weitere Kreise vor Schädigungen bewahrt bleiben können. Trude Wessely als Tilly, ebenfalls blonde Germanin, Es ist, als ob das so sein müsse. Und wenn man an Tilly glauben soll, muß es auch so sein. Die Wessely ist ihren Vorgängerinnen ganz entschieden ebenbürtig. Sie ist aber noch wandlungs- sähiger als diese, ihre Liebenswürdigkeit ist nicht zuckersütz, sondern pikant. Man verdirbt sich nicht den Magen, So stellt man sich ein echtes, charakterfestes Mädel, ein deutsches Mädel, die es hoffentlich nicht bald bloß noch in Utopien gibt, vor, Karl« Holm ist die Moptiv Mama und als solche aus der vorjährigen Besetzung noch bestens bekannt ebenso wie R 0 ch 0 ll, Frl. Bergmann, Irma Zeißig und Alfred Haase. Das Hcrren-Terzett im Hotel Eden gaben Fiedler, Ruhbeck und Ottbert sehr fein und C 0 sta war ein ulkiger, sehr echter magizarisckzer Polizeimann, Wolf Kersten müßte freilich ein liebenswürdigerer Tolpatsch sein, um Tfflys Neigung zu erklären. (An dieser Nolle erkennt man am besten das Schauspielerstück.) Und Kochs etwas vergröberter Kellner ruft Erinnerungen an die feine Charakterstudie des trefflichen Lewitt vom Vorjahre wach. Vorzüglich Carlmayr als alter.Fürst. Einmal wird die Courths-Mahler vermöbelt. Mit Unrecht, denn vieles im „Garten Eden" ist Geist von ihrem Geiste. Und man sollte die Verwandlungspausen von 12 auf 3 Minuten Herabdrücken, um das Nachdenken zu erschweren. Denn das ist den Autoren nicht günstig. Zck. Harmonlesaal. Ianka Wein kau sch, eine Schülerin von Laura Rappoldi-Kohrer. spielte das Orchesterkonzert in D-Mvll van Friedcmann Bach-Stradal, die D-Moll-Sonate. Werk 31 Nr, 2 von Beethoven und Klavierkompositionen von Maurice Ravel und Chopin, Die Künstlerin erwirbt sich immer mehr Persönlichkeit, Ihre Anschlagskultur ist von harmonischer Ausgeglichenheit, Im Ausdruck steht eine vornehme Linien führung im Vordergründe. Sie vermeidet alles äußerliche Blendwerk, stellt sich vielmehr ganz auf tiefes Kunstempfinden ein. Man fühlt deutlich, daß Musik für diese Pianistin ein Heiligtum bedeutet. Die vornehm nachsckzasscnde Künstlerin fand herzlichen wohlverdienten Beifall und Blumengaben. -Ist- Orchesterschule der Sächsischen StaatSkaprtte. Spielfolge deS am Montag, den 19, März, abends 7 Uhr. im großen Saale der Dresdner Kaufmannschaft statttftndcnden 6. (letzten) Prüsungs- konzertcS. Franz-Schubert-Abend: 1, Oktett für zwei Violinen, Viola, Cello, Contrabaß, Klarinette, Fagott, Horn, F- Dur. ov, 166: 2- Wanderer-Fantasie ob, 15: 3. Streich-Quartett D-Moll, op, Posch,; 4, Duo für Violine »nd Klavier, A-Dur, op. 162; 5, Foorellen Quintett für Klavier, Violine, Viola, Cell" «nd Contrabaß, op, 1«4. 5. Sinfoniekonzerl, Reihe k Also auch Ja nacek gab Anlaß zur Ablelmung, Man spielte zum ersten Male die Sinsonietta. Der tschechische Tonsctzer. der durch seine „Jcnusa* sich einen Namen gemacht hat, benützt in der Sinsonietta ausreichend böhmische Volksweisen und Volkstänze. Das gibt allerhand rhythmische Anreize, In der Verarbeitung fließt aber sein« Erfindung recht dünn und ärmlich. Darum bilst er sich mit grobem instrumentalen Geschütz. Gellende Trompeten, schreiende Flöten und sonstige kreischende, die Trommelsclle folternde orche strale Hysterien sind ihm willkommene Ersatzmittel für mangelnde Einfälle. Derartigen Klangpseffer verträgt man wohl in kleinen Dosen, aber im Uebermahe gehen diese schaffen Reizmittel ans die Nerven. Es fand wohl ein für solche grelle und gewöhn liche Farbwirkung eingestellter Teil der Zuhöhrer Geschmack an diesem musikalischen Sondergericht, so daß es matten Beifall gab, der aber schließlich doch durch eneigisäzes Zischen eine, Uebermenge zum Schweigen gebracht wurde. Einen erlösende» Ausgleich führte nach diesem Instrumentaltumult Amadeu« Mozart herbei. Seine „C 0 ncertante Symphonie" sü, Violine und Viola mit Orchester (Köch. Berz. 364) war lindern- der Balsam für die gequälten Nerven, zumal die Soloparuen durch Francis K 0 ene (Violine) und Alfred Spitzner (Viola) mit entzückender Feinheit, klassischer Stilkundigkeit und Seelen- wärme betreut wurden. Auch die S t aa t s k a p c l l e, unter Fritz Busch' feinfühliger Leitung, machte durch eine fein- nüancierte Prachtleistung die Ianacek-Episode wieder vergessen. Reicher Beifall ivar den Solisten, der Kapelle und ihrem Leiter beschieden. Mit Brahms' 2. Sinf 0 nie inD - Dur (Werk 73) fand der Abend einen prächtigen Ausklana. —ttt— Spielplanänderung im Schauspielhaus. Am Donnerstag, den 22. März, und Sonnabend, den 24. Mürz, dauert di« Auf führung „Wildente" nicht, wie gemeldet, von 7—ItNH. sondern von N8—ION Uhr. Kauft bei unseren Inserenten! 1