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«ummer 71 — 27. Jahrgang schein' inmi wüchentl. mit den Mulle. Mraitrbeilage» .Dl« öeu" >">d .siitr »wer» kleinen Leute' sowie de» re»lbetlasten ,kl. Venno-BIatt'. »llnterdatNinl, und Wissen'. .Dir Weil der* Freu' .Slerztlicher Ratgeber' .Da» gute Buch" .fftlmrund- ickmu'. Monailtcher Br^ugSPretK 3 Mi. elnschl. Beliellaeid. »Uljeinilinmer I» 4 Sonnabend- u. Sonntaginlminer SU <j. Hanb^ chr»»eiter De. <s. TeSczyk, Dresden. SachMe Sonnabend» den 24. März 1S2S iverlogdorki Dresden «a,el»e»pr»t>e. Die Igelpaitene PeNtzctle »U 4. itninilieil. an,eigen und Siellengeiuche i»<» 4- Die Petilreklaniezeti«. 8» Millimeter breit, l Ofser engebllbc St» 4 Im Pall« HSHcrer lScivaU eriischi ,ede Lervllichimig aus Lteterniig iowi« ^rsliilnna v Anzeigen. Slniirilgen >l. Leistung v LchadeneriaH iSeichäsiiicher Telli Artur Lenz, Dresden. iUcichäktSfiell«, Lrnitn.Vertag! »ermaaia A.^s. -Nr lleriag und Druckerei. Filiale Dresden DreSdeu-U. I. Peliersirnge >7. Ier,»n> 'iUli>. I osl'checklonia Dresden Bunstonio ?»nb«b->" De-Se«n Ar Nt7si> FK- christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitung DreSdeu-AItkladl l Poiiersiratze l7. perurn- 2V7l> und ruu - Ser Au'bM »»es britischen L'M-rc Von Clemens Graf Podewils. '-tvenige Sätze arten so leicht zum mißverstandenen Schlagmort aus wie derjenige vom Primat der Außen politik. Wohl gilt dieser Primat in den schicksalsschweren Stunden, die ein Volk vor die Daseinsfrage stellen und in denen es allen inneren Hader vergisst. Im übrigen würde jedocl, die Ausfassung, daß geographische, wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Gesichtspunkte allein richtunggebend sür dcis auszenpolitische Handeln sind, an materialistische Geschichtsauffassung grenzen. Vielmehr ist es beste euro päische Tradition, daß geistige Bewegungen als Triebkräfte eines ethischen Imperialismus sich auswirken. Dieser allein kann heute noch die europäische Vormacht stellung und Kolonialtätigkcit rechtfertigen, insbesondere den deutsckieil Anspruch auf Kolonien nicht nur gegenüber den Siegerstaaten, sondern auch in einer Welt erwachen der Kolonialvölker sittlich begründen. Stets bisher haben innerstaatliche konstitutionelle oder soziale Ideen ihren auszenpolitischen Ausdruck gefunden. Gerade bei dem Volke, dem das Wort „vigllt or wrang, mv c-ouim-v" als Leitgedanke zugesprochen wird, gilt in stärkstem Mähe der Primat der Innenpolitik,' nicht aller dings im Sinne philiströser Belange von kleinen und klein lichen Parteigruppen, von verschrobenen Ideologen, sondern »ls Vorherrschaft des konservativen oder progressiven Staalsclementes, wie es im Zwei-Parteienstaat jeweils »er gesamten Politeia das Gepräge gibt. Um nur einige Beispiele anzuführen, so besteht kein Zweifel, daß DiLi ra eli und di« ältere konservative Schule Wert au? gute Beziehungen zum Bismarckschen Reiche legte. Während des Krieges neigten gewisse Konservative, wie Lord Landsdowne und auch die gemäßigte liberale Richtung um Slsgnith zur Verständigung, während Lloyd George unter dem roten Banner westlicher Demokratie den Kampf bis zum Verbluten durchführte. Auf ähnlicher Linie lag auch die Verbrüderung des englischen Radikalismus mit der Kerenski-Negierung und die hierdurch vertiefte Wafsenge- nosscnschaft. Eine verwandte innerpolitische Einstellung zeigt sich in der Anerkennung der Sowjets durch die Ar beiterregierung, während im Gegensatz hierzu die ableh nende Haltung der Konservativen züm neuen Rußland steht. Der Aufbau- und Ideengehalt des Britischen Reichs in seiner heutigen Form ist ebenfalls nicht Ergebnis einer Politik der „in nationalen Angelegenheiten stets einigen englischen Parteien", sondern vielmehr die Synthese konser vativer und revolutionärer Kräfte, wie sie zu verschiedenen Zeiten im Empire tätig wurden. Unter solchen Eesichts- punkien gesehen, ist die Entwicklung der Dominien zu selb ständigen Staaten eine Errungenschaft radikaler Tenden zen. die auf Volkssouveränität, Durchführung der parla mentarischen Kontrolle und infolgedessen gegen die unver antwortliche Reichsgewalt gerichtet waren. In langsamen, zähen Kämpfen erstritten sich die Liberalen in Eanada aus diese Weise die nationale Unabhängigkeit. Sir I. M acdo » ald und Sir Wilfrid Laurier . die großen liberalen Staatsmänner der Vorkriegszeit, brachten das self-government dem Status des Nationalstaates nahe, der bann mährend und nach dem Kriege erreicht worden ist. Die friedliche Durchführung der Selbstregierung in Eanada in der Zeit von 1840—48 war außerdem durch die groß zügige Unterstützung von seiten englischer Radikaler wie Lord Durham und Lord Elgin ermöglicht worden und ihr Ausbau war erleichtert in einer liberalen Epoche kolonialer Gleichgültigkeit, die bis zu dem Wunsche ging, die Kolonien gänzlich abzustoßen. Hier trafen sich also die Ziele der englischen Liberalen mit der an Separatismus grenzenden zentrifugalen Politik der kanadischen. Demgegenüber wächst seit Disraelis Zeit, seit seiner Kiistallpalastrede im Jahre 1872, eine mächtige imperia listische Bewegung heran, die aus konservativen Eedanlen- gängcn entspringt. Schon vor der amerikanischen Revo lution waren Pläne zur Bildung eines altbritischen Zentralparlamentes aufgetaucht. Thomas Pawbell, der letzte englische Oberbefehlshaber in den ameri kanischen Kolonien schlug 1768 eine Vertretung der Kolo nien in der Londoner Legislative vor. Ganz im Gegen satz hierzu standen Adam Smiths Anschauungen, der noch 1776 den Einheitsstaat unter englischer Herrschaft forderte, üiber erst der Neu-Jmperialismus des ausgehenden 1!>. Jahrhunderts reifte sich zu wohldurchdachten Plänen über die Umgestaltung des Reichs auf föderalisti scher Grundlage ans und zwar erst unter dem Ein druck der Kriegsjahre, 1914—1918. In der Vorkriegszeit hatte es nicht an Persuchen gefehlt, die Reichsteile in der Reichsleitung zu vereinigen, befonders im Anschluß an die Di» heutige Nummer enthält das St. Benno. Blatt, Tonntagsblatt für die Diözese Melken. Litwinows Ankwork an Cushendun — Scharfe Auseinandersetzungen in -er Abriislungskommission Genf. 23. Mürz, Der Führerder russischen Delegation, Litwinow hat in der gestrigen Sitzung der Abrüstungskommission aus die Kritik geantwortet, die von den anderen Mitgliedern der Kom mission an dem russischen Mbrüstungsvorschlag geübt worden ivar. Litwinoivs Ausführungen gipfelten in einer scharfen, fast persönlichen Auseinandersetzung mit dem englischen Dele gierten Lord Cushendun. Litwinow dankte zunächst sür die eingehende Diskussion des russischen Projektes, an der sich zu seiner lebhafte» Genug tuung 14 Redner beteiligt Hütten. Wenn Lord Cushendun die Frage gestellt habe, in welchem Geiste und mit welchen Absich ten die sowjetrussische Delegation nach Genf gekommen sei. so wolle er nicht aus Grund der GleickOerechtigung der im Aus schuß vertretenen Staaten an den englischen Delegierten die Gegenfrage richten, ob die englische Delegation lediglich aus Friedensliebe oder aus anderen Motiven in Gens sei. und was sie bisher sür die Sache in Gens getan habe. Zur Bekämpfung des Friedenswillens Smvietrußlands erinnerte Litwinow daran, daß es bei der Genueser Konferenz vollkommen unab hängig vom Völkerbund die Frage der allgemeine» Abrüstung zur Behandlung stellte. Auch habe Sowjetrußland in den zehn Jahren seines Bestehens weder einen Angriffskrieg gegen irgendeinen seiner Nachbarstaaten geführt, noch an kriegerische» dlbenteuern anderer Staate» teilgenommen. Die Tatsache, daß die Sowjetregierung, die Keinerlei Verpflichtung gegenüber dem Völkerbund hat, freiwillig im Vorbereitung,r-ausschuß mitarboite, sei ein weiterer Beweis für die Aufrichtigkeit und den gute- Willen Smvjetrußlands. Die Sowjetdelegation werde den weiteren Arbeiten der Abrüstunaskommission und insbesondere der Einberufung der Weltabrüstungskonferenz keine Schwierigkeiten entgegen- stellen. jedoch könne sie in keiner Weise den Beschlüssen des Völkerbundes sich unterwerfen, wenn sie nicht ausdrücklich die Zustimmung der Sowsetregierung finden. Litwinow wies darauf hin, daß auch die Regierung der Vereinigten Staaten in gleicher Weise wie die Sowjetregierung jede Verbinduna mit dem Völkerbund bisher abgelehnt habe. Auch die Seeabrüstungskonferenz vom vorigen Juni hätte ausdrück lich jede Verbindung mit dem Völkerbund abgelehnt. Zu dem Hinweis Lord Cushenduns auf die grundsätzliche Frage des B ü r a e r k r i e g c s. betonte Litwincmv die Frage sei von englischer Seite gestellt worden, um die Sow- jetdelegation affen zu einer Derieidiaung von Revolution und Bürgerkrieg ?u veranlassen, um morgen aus diesen Erklärungen Propagandämaterial gegen Rußland ziehen zu können, Litwi- nv"» r'chtete sodann an Lord Cusbendun die Frage, ob die eng lische Regierung die Entsend»ng enaliscber Lotten nach Schang hai, die Kanonade ans die chinesisch- Vevö'kerunq. jbr Ultima tum an tue persische Regierung von 1921 und zahlreiche ähnlich« Akte nicht als eine Einmischung in die politischen Verhältnisse anderer Länder aussasse. Litwinow betonte dann: Der Völkerbund sei doch gesckzaf- fen worden, um den Weltfrieden zu sickern. Der Art. 8 des Paktes sehe allerdings nur eine Einschränkung der Rüstungen vor. Wenn aber die allgemeine Mrüstung wirklich ehrlich gewünscht werde, dann müßten die Artikel des Völkerbunds- paktes kein Hindernis bilden. Die militärischen Sanktionen bedeuteten schwerste Eingriff« in das Leben anderer Völker. Die Möglichkeit einer Revision der Friedensverträge sei keines wegs durch den sowjetrussischen Abrüstungsentwurf ausgeschlos sen. Die Cowjetdclegalion müsse entscheidenden Wert daraus legen, daß die Basis der sowjetrussischen Vorschläge als Prinzip der allgemeinen Abrüstung angenommen werde. Wenn die Mehrzahl oder eine größere Aii'ahl von Delegationen dieses Ziel als für ihre Regierungen nicht aiinehmbar erkläre, dann wären alle weiteren Diskussionen überflüssig. Im Interesse der Bauern und Arbeiter liege eine endgültige radikale Lösung des Problems der Abrüstung und des Krieges. In einer Emgegnung gab der sronzösische Delegierte Clauzel seinein Bedauern über die fast persönlichen Aus einandersetzungen Ausdruck. Er machte den Vorschlag, daß das Gensralsekretariat sür die zweite Lesung des kombinierten englisch-französischen Entwurfes eine Gegenüberstellung mit dein russischen Entwürfe ausarbeiten solle. Desgleichen soll der deutsche Antrag aus vollständige Offenlegung aller Rmtunnen sür die zweite Lesung verarbeitet werden, die nach dem Wunsche, des sranzösischen Vertreters noch vor der nächsten Völkerbunds. Versammlung stattsinden sollte, Spaniens Rückkehr in den Völkerbund Madrid, 23, März. Die spanische Negierung antwortete aus die Einladung des Präsidenten des Völkerbundsrates zur Wiederaufnahme der Mitarbeit Stxmiens am Völkerbund in, wesentliche» Folgendes: Die Ausdrücke der S>>m;»athie. iii denen Ihr Schreiben gehalten ist. das alles vermeidet, was den Anschein eines Hin weises auf unsere nationalen Ansprüche haben könnte, und nur dem Wunsche Ausdruck gibt, daß Spanien nicht aus dem Völ kerbund austrete, damit es weiterhin an dessen Werke Mit arbeiten könne, hat ihren Eindruck aus die spanische Regie rung nicht verfehlt. Spanien weiß die Ein'adung des Rates wohl zu würdigen. Seine Regierung ist der Auslassung, daß es keine andere Antwort gibt, als eine dankbare, bedingungslose und vorbehaltlose Zustimmung zu der ehrenvollen Aufforderung. Sie überläßt es der Versammlung, die Farm sür die Zuerken- nuna eines Sitzes an Suanien zu f-vdsn damit seine Tätigkeit wirksam unk nützlich se! und im Verhältnis sinke zu seiner besonderen Stellung als neutrale Grvßmacht während des letzten Krieges und zu seinem Range als Schöpfer von Völkern und Zivilisationen Genf, 23, Mürz. Die Rückkehr Spaniens in den Völkerbund, die bereits angenündigt morden war. hat nunmehr im Völkerbund ihre erste offizielle Bestätigung gefunden, I» der Kom mission sür Kindcrschiitz teilte gestern der Delegierte Sponiens Don Prebo aus Anlaß seiner Wohl zum Mitglied des neuen Vvckerbundsinstituts für kinematographische Er'ichung mit, daß er soeben ein Telegramm erhalten habe, daß die Madrider Regierung den Beschluß gefaßt habe, ihre Mitarbeit am Völ kerbund weiter fortzusetzen. vielgestaltigen Anregungen zur Bildung einer Zollunion, wobei bewußt die Parallele zur deutschen Zolleinigung ge zogen wurde. - Allerdings mußte der Gedanke an der frei händlerischen Einstellung Englands scheitern, und die Dominien beschränkten sich auf die Gewährung von Vor zugszöllen untereinander und an das Mutterland. Der Weltkrieg brachte England eine weitgehende, alle Erwar tungen übersteigende aktive Unterstützung von seiten der Dominien, die völlig freiwillig geleistet wurde. In jenen Jahren des hochgesteigerten Imperialismus, wo sich die Staatsmänner der Dominien mit den englischen in London vereinigten und wo praktisch, wenn auch nicht rechtlich, die gesamte Reichsgewalt in London konzentriert war, da tra ten einige führende Föderalisten mit einem ganz bestimm ten politischen und staatsrechtlich begründeten Programm hervor. Der Leitgedanke war: Verzicht Großbritanniens auf seine bedeutungslos gewordene und theoretisch unhalt bare Vorherrschaft: statt dessen Bildung einer Bundes- Staatsgewalt in London. Die Vertreter zum neuen Zentralparlament sollten aus Reichswahlen in Groß britannien und den Dominien hervorgehen. Die Staats- zewalt sollte sich im Rahmen von Kompetenzen betätigen, vie zwar auf ein Mindestmaß beschränkt wurden, aber doch entscheidende Gebiete umfaßten. Als solche waren gebacht: Auswärtige Angelegenheiten. Reichsverteidigung, Ver waltung der Kronkolonien und Reichsfinanzen für diese »rei Gebiete. Di« Dominien wären ihrerseits zu Glied staaten aufgerückt. Mächtigen Widerhall fand die Bewe gung bei allen imperial eingestellten Kreisen in England und den Dominien: führende Staatsmänner traten in Australien und Reuseeland, Englands treuesten Kolonien, für die Föderation ein. Wenn aber von einer Verwirk lichung der hochfliegenden Pläne schließlich doch Abstand genommen wurde, so lag dies an anderen Umständen, die sich als unüberwindliche geographisch-technisch hätte die Regierung eines solchen Weltstaates ungeheuere Schwierigkeiten bereitet. Außer dem brachte die englische Mentalität im Grunde wenig Verständnis sür gigantische staatliche Machthäufung auf. Am wenigsten waren jedoch die radikalen Elcmente in den Dominien gewillt, auf irgendeinen Ausschnitt der ständig wachsenden Kompetenzen ihrer Länder zugunsten der Reichsgewalt zu verzichten. Es bildete sich vielmehr ein System freiwilliger Zu sammenarbeit zwischen Großbritannien und den Dominien als gleichgeordneten Mitgliedern des Reichs heraus. Sei nen Niederschlag und seine Anerkennung fand dieses System, wie auch die neue Stellung der Dominien in de» Beschlüssen der Reichskonferenz 1926. In der langen Ent wicklungsgeschichte der „inter-imperinlcn" Beziehungen bis ;um heutigen Ergebnis hin haben die Liberalen — später auch die Arbeiterpartei — kämpfend in den Dominien und gewährend von London aus, die ehemaligen Kolonien zu unabhängigen demokratischen Gemeinwesen nach dem Vor bild des Mutterlandes gemacht, deren Staatsober, bauvt der gemeinsame König ist: auf diese