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Die Zenkralausschuhkagung in Beuron Zn den Tagen vom 6.-8. Januar 1928 fand in Beuron die Zen»r»lausschußsitzu»g des Katholischen Deutschen Frauenbundes statt. Die klösterliche Stille und die Geschlossenheit des einsamen Donautales förderte» sichtlich die Verhandlungen. Sie erleich terten eine ruhige und besinnlich« Sachlichkeit in allen Bera tungen. Es galt, die innere Struktur des Zentralvorstande, neu zu schaffen und wichtige, zeitgemäße Fragen der katholische» Frauenbewegung mH der gesamten deutschen Volkserneuerung zu besprechen. Ueber 100 Delegiert« des Zentralausschussrs waren anwesend, die insgesamt 274 Stimmen des Bundes aus dem ganzen deutschen Reich« einschließlich Danzigs vertraten. Die Bundcsvorlitzende, Fräulein Dr. Krabbel, leitete in ihrer feinen, geistigen Art di« Verhandlungen,- sie betont« immer wieder die enge Verbundenheit mit dem religiösen Lebensstil wie ihn gerade Beuron darstellt. Dies« Konzentration wurde beim heiligen Opfer in der Gnadenkapelle, in der Früh« de« Tonntagmorgens, allen Teilnehmerinnen zum tiefen Erlebnis. Der hochwürdigste Herr Erzabt Raphael sprach uns da von der Gemeinschaft, wie sie in der heiligen katholischen Kirche als Corpus Christi besteht. Der Dienst an und in dieser Gemein schaft zur Ehre Gottes und zum Heile aller Kottesgefchöpfe ist Aufgabe sowohl katholischer Frauengemeinschaft wie klösterlicher Mönchsgcweinschaft. Beide sind beseelt und gestärkt durch die erhaben« »nl heilig« Idee des Christentums, die alle eint und verpflicht« Die Tagung begann mit einem Arbeitsbericht der Gen-ral>ekrelärin Frl. A. Hop mann. Sie gab nicht nur Auf schluß über die Füll« und Systematik der auf der Zentrale geleisteten Arbeit, sondern sie berührt« auch wegweisend und zielsetzend die Arbeitsmethoden und Zukunftsausgaben, wie sie vom Standpunkt der großen deutschen katholischen Frauen- organisationcn gesehen werden. Aus den weiteren Beratungen ging dann di« Neugliederung des Zentralvorstan. L des des K.D. Fs hervor. Er besteht fortan aus einem engeren 'M und einem weiteren Zentralvorstand. Dem engeren Do-stand -D gehören außer der Dundesvorfitzenden und ihren drei Stell- , Vertreterinnen die Schatzmeisterin, die Generalsekretärin. der geistliche Beirat und zehn Beisitzend« an. Der weitere Vorstand vesteht außerdem aus den Vorsitzenden der Landes- und Prooinzialverbände, aus je der Vorsitzenden der Hausfrauen- und Landsraucn-Dereiniguirg und aus zwölf weiteren Versitzen den. Die Bundesvorsitzende. Fräulein Dr. Krabbsl, die Eeneral- iekretärin und der geistliche Beirat standen nicht znr Wahl. Alle übrigen Mitglieder des gesamten Zentralvorstandes wurden neu gewählt bzw. bestimmt. Zu den letzteren, den sogenannten geborenen Mitgliedern, .zählen die zehn Vorsitzenden der Landes- und Provinzial-Verbände und je die Vorsitzende der Hausfrauen- bzw. Landfrauen-Vcreimgung. Als stell vertretende Vundesvorsitzende wurden mit großer Ltimmenmchrhcit Frau Hofrat Ammann-München, Frau Geheim rat Heßberger-Berlin und Frau Ministerialrat Weber-Berlin wiedergewählt. Von den übrigen siebzehn Vorstandsmitgliedern wurden zehn wieder- und sieben »eugewühlt. Außerdem können nach den nunmehr bestehenden Satzungen noch weitere zwei Beisitzende vom engeren Zentralvorstand und noch weitere drei Beisitzende vom weiteren Zntralvorstand kooptiert werden. Das Wahlergebnis berück sichtigt in ersteulicher Weise Vertreterinnen aller Stände und Berufe aus den verschiedensten Gebieten des deutschen Va'-r- landes. Persönlichkeiten jeden Alters — auch die Zugend hat >wei Vertreterinnen im Zentralvorstand — stehen in der verant wortlichen Stellung eines Zentralvorstandsmitgliedes der Lundesvorsihenden. Fräulein Dr. Krabbel. beratend und entscheidend innerhalb der katholischen deutschen Frauen bewegung zur Seite. So kann die Wahl von Beuron — und somit schließen wir uns den Wünschen und Gebeten, die dort ausgesprochen wurden, an — eine glückliche Wende und frucht bar« Aussaat für die Zukunft des Katholischen Deutschen Frauenbundes bedeuten. Aus den Fachbcratungen, di« teils in geschlossenen Sitzungen, teils in össenilichen Verhandlungen stattfanden, seien nur kurz ne wichtigsten Tagesordnungspunkte erwähnt. Eingehend« Lericht« über die Stellung des Katholischen Deutschen Frauen- bundes zu allen diesen Zeiiproblemen solle-» im Lauf« der nächsten Monate von den zuständigen Kommissions Vorsitzenden bzw. Reserentinnen in der Presse veröffentlicht werden. Di« sittlichkeitslom Mission befaßte sich mit dem kürzlich in Kraft getretenen Gesetz zur Bekämpsting der Gesihlechls- siankbeiten. Die Beratungen wurden eingelcitrt durch Aus führungen von Frau H e ß bekge k-Berlfn und Fräulein Z i lIk e n-Dortmund. Die Reserentinnen sowohl wie die Nednerinnen in der Anssprache forderten «in« stärkere Beein flussung der öffentlichen Meinung im Sinn« katholischer grund- ätzlicher Einstellung. Das Gesetz kann nur ein« Besserung der Verhältnisse bringen, wenn seine Auswirkung durch Aufklärung und Beratung weiter, gerade auch katholische, Volkskreise in die son der Mehrheit des Parlaments gewollt« Bahn gelenkt wird. Zn der Car<tativ«n Kommission besprach ma» unter Leitung von Fräulein Buczkowska da« Priester-Ulfs- verk. Dann berichtet« Frau Schmidt-Warendorf über di« Tagung er karitativen Kommission in Bendorf und behandelt« in erster 'inie im Zirsammenhong damit die Hebammenfrag«. Ferner uurde die Förderung von Kranken, und Sauqlingspflege- iurfen, die AusgAaltung und Durchführung von Mütterferien, .r Ausbau von Zugendherbergen erörtert. Die Zweigverein« 's Katholischen Deutschen Frauenbundes sollen in tatkräftiger Mitwirkung an den Aufgaben der karitativen Fachoerbänd« eiterarbeiten und dabei auch die vielen Möglichkeiten eigener nitativer Betätigung im Auge behalten. Zn der Ehe-Kommission behandelt« man nach den inleUenden Referaten von Frau Ministerialrat Weber und Frau Heßberger das Problem der Eheberatung-steilen. Man orderte vor allem, daß diese Einrichtungen di« weltanschaulich« Einstellung der Ratsuchenden aebührend berücksichtigen und daß ie nicht zu einer reinen Eesundheitsbehörde werden dürften. Mitarbeit aus katholischen Kreisen bei den öffentlichen Stellen ist dringend erforderlich. Besser noch ist es, wenn die privaten Einrichtungen katholischer Träger, wie di« des K. D.F.s, als gleichwertig und gleichberechtigt wie die öffentlichen anerkannt werden. In der Arbeitsgemeinschaft der Jugend be sprach die Leiterin der sozialen Frauenschule in München, Fräu lein Dr. Jö rissen, di« Frage .Zunge Generation und katho lische Frauenbewegung". Sie warf ein« Reihe von Problemen auf, die sowohl die Gemeinsamkeiten in der geistigen Einstellung und Arbeitsausfassung bei der älteren und jüngeren Generation als auch die Verschiedenheiten beider berührten. Dir Leiterin der Gemeinschaft, auch ein« Vertreterin der Jugend. Fräulein Vogt, knüpften an das Referat von Fräulein Dr. Jörissen in freimütig mahnender, aber auch schwesterlich bittender Art ihre Wünsche an di« Zweig,verein« des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Der anwesende hochwürdigste Herr Erzabt Raphael und Frau Ministerialrat Weber gaben den beiden Zugendvertreterinnen, denen sie gleichsam als Dolmetsch der älteren Generation gegeniiberstanden, Antwort und Ansporn zum Milheisen und Mitdienen im Geist« schlichter, treuer Ver antwortung. die sich bewähren muh bis hinein in die Arbeit des sachlichen „nüchternen Alltags". Die Zentralhausfrauen-Kommission wurde von Frau Brugger geleitet, die von der neugegründcten Haus- srauen-Vereimguna des K. D. F. berichtete. Fräulein Herder- manns behandelte sachkundig und eingehend die hauswirt- schaftlichen Fragen in Verbindung nrit dem kommenden Beruss ausbildungsgesetz. Im Anschluß daran wurden die Ausgaben der katholischen Hau sfrauen in wirtsclmftlicher und sozialer Be- Ziehung beraten und wiederum, wie so oft bei der Tagung, die Bildung einer zielbewußten und starken öffentlichen Meinung als unbedingt notwendig erkannt. Die soziale Gesinnung und wirtschaftliche Ertüchtigung können nicht allein durch Gesetze und Verrvaltungsmaßnahmen bestimmt werden. Eie müssen vielmehr getragen und gefördert sein durch lebendige Menschen, nicht zuletzt gerade durch die Hausfrau in ihrer innigsten und einslutzreichsten Lebensgemeinschaft, wie sie die Familie und der Haushalt darstellen. Als letzte tagte dann noch di« Zentral- 'andfrauen-Kommission unter dem Vorsitz von Ba ronin Kerkerink, die sich mit dem Ausbau des Eenossenschafts- wesens befaßte. Referent war Herr Dr. Vorhalt, der tn das Wesen und die Bedeutung dieser Frage einsührte und sowohl vom erziehlichen wie landwirtschaftlichen Standpunkt praktische Anregungen den Zuhörerinnen vermittelte. So kann wohl über di« Tagung von Beuron zufammen- fassend gesagt werden, daß sie für den Katholischen Deutschen Frauenbund und sür die gesamte deutsche katholisch« Frauen bewegung weitschauende und tiefgehende Arbeit geleistet hat. Die Anwesenden waren erfüllt von dem Verantwortuugs- bewußtsein und der Einsicht, daß die Lebendigmachung der katholischen Idee immer stärker und klarer Auf gabe und Ziel sein muß. Dann wirft der Katholisch« Deutsche Frauenbund an einer besseren Zukunft für Kirche und Vaterland und er wird zum Segen für beute und kommende Zetten. Deullcher Carikaskag in Dresden Dresden, 16 Famxn. Der Deutsche CarktaSteg 1928 wird gemäß einem Beschluß deO ZentralvorstandeS in der Psingstwochr in Dresden «-ge halten werden. Er wird sich in erster Linie mit den Arbeitsgebie ten der karitativen Gesundheitspflege befasse», wozu sowohl Dresden als Ditz des Deutschen Hygiene-Museums wie die bevorstehende Schaffung eines katholischen Fortblldungsinftituts für Gesundheits pflege Anlaß gibt. Die öffentlichen Versammlungen werden am 3V. und 31- Mai im Gewerbehau» stattfinden. Der Caritaöverband fttr dir Diözese Meißen, Dresden, Rehrfelder Straße 94, nimmt schon jetzt Anmeldungen entgegen. Osksachsenkag der Demokraten Bautzen, 16. Januar Aus der Tagung des Wahlkreises Ostsachsen der Deutschen Demokratischen Partei in Bautzen er örterte am Sonntag der Reichstagsabgeordnete dieses Kreise», Reichsminister a. D. Dr. Külz in programmatischen Ausfüh rungen die gegenwärtige politische Lage. Außen, politisch habe dos hinter uns liegende Jahr der Recht», regierung irgend welche erkennbare Fortschritte nicht gebracht. Di« kommenden Wahlen würden sowohl tn Frankreich wie in Deutschland eine Volsabstimmung darüber sein, ob die Politik gegenseitiger Verständigung in dem Willen des Volkes fundiert sei. Die innerwirtschaftliche Konjunktur set eine geraume Zeit über befriedigend gewesen, es ivüre aber verhängnisvoll, wenn man annehmen wollt«, daß wir endgül tig über den Berg hinweg seien. Ziel der deutschen Wirtschafts politik müsse es deswegen sein, die deutsche Wirtschaft von allen vermeidbaren Hemmungen zu befreien und ein aus» geglichenes, den endgültigen Finanzausgleich bringendes Steuer system zu schaffen. — Innerstaatlich lebten wir in einer Zeit des Herumredens um wichtige Probleme, die nur durch entschlossenes Zufassen geregelt werden könnten. Das gelte insbesondere von der Wahlrechtsreform, von der sogenannten Derwaltungsresorm und von der Modernisierung des Beamten rechts. Ein „zu spät" in der Wahlreform müsse zu unüberseh baren Konsequenzen führen. Die Frage der Verwaltungsreform beginne in einer Flut von Druckschriften, Programmen. Kon- seren,zen und Ausrufen unterzugehen. Das staatsrechtliche Ver hältnis der Länder zum Reiche bedürfe grundlegender Nach prüfung. „Eigenstaatliche" Länder mit der Einwohnerzahl einer mäßigen Mittelstadt seien schlechterdings eine Lächerlich keit. Sowohl im Reich wie in den Ländern bedürfen Zustän digkeit und Organisation der Behörden genauer Abgrenzung und starker Zusammenfassung. Auf sozialem Gebiete sind große Probleme ungelöst: Wohnungsnot, Kriegsschädencrsatz, Kleinrentnerversorgung. Auf kulturpolitischem Gebiete gehe die Behandlung des Reichsschulgesetzes durch die Regie- rungszmrteien von einer vollkommen falschen Orientierung und Zielsetzung aus. Dos Bolksschulwesen und die hierfür geltende Gesetzgebung sei deswegen nicht von der Weltanschauung oder der Konfession her zu orientieren, sondern von der Einheit des deutschen Volkstums und des deutschen Kulturgutes. Bet den kommenden Wahlen, gleichviel ob sie früher oder später nötig werden, werde das deutsche Volk die Möglichkeit haben, seine Politik selbst zu orientieren. Jedes Volk Hot in der Demokratie das Parlament, das es verdient! Im Anschluß an den Vortrag von Dr. Külz wurde fol gende Entschließung gegen das Reiclzsschulgesetz angenommen: „Die Mehrheit des Biiüungsausschusses im Reichstag hat auf Anträge der in Sachsen gewählten Abgeordneten Dr. Philipp (Dn. Vp.) und Dr. Heine (DVp.) Beschlüsse gefaßt, die eine Ausnahmegesetzgebung gegen Sachsen und sein« fort- chrittliche Volksschulgesetzgebung bedeuten und eine Hcrab- etzung der Leiitungssähigkeit der sächsiscizen Volksschule und tcirker« Konsessionalisierung als früher bewirken müssen. Ostsachsentag der Deutschen Demokratischen Partei protestiert gegen eine solche kulturfeindliche Politik und erwartet von allen Freunden einer fortschrittlichen Entwicklung der deut schen Kultur den schärfsten Widerstand gegen solche Bestre bungen." Die Tagung beschäftigte sich weiter aus Grund von ein- gehenden Referaten mit organisatorisäien Fragen des Wahl- Kreises. Bei der Vorstandswahl wurde der bisherige Bor sland mit Minister a. D. Dr. Dehne als Vorsitzenden. Reichs minister a. D. Dr. Külz und Rektor Wehrmonn als Stellver tretern wiedergeivählt und durch Zuwahl von Abgeordneten Der Geisterzug Erstausführung in der Dresdner „Komödie". Zu gleicher Zeit haben die beiden Dresdner Schauspielbühnen Ibre Sensation. In der Neustadt spukt der „Hexer" und in der Ko- »nödic sogar ein ganzer von „bösen Geistern" (!) gefahrener Eisen- basiuziig. Das läßt Vergleiche auflommen. Um nicht lauge dis. kuticren zu müssen: Das Mbertthealcr bringt die Sensation mit gei stigerem Einschlag (wobei Geist nicht gleich Gespenst ist) und die Komödie hat ein grausliges Stück inszeniert, das einem Bangen und Schrecken einjagen kann. Manche Zuschauer saßen entsetzt im Par- kett. Bei beiden Stücken gilt der Wunsch der Direktion: Es darf nichts über den Endeffekt verraten weiden. Der Amerikaner Arnold Ridlcti (oder ist er Engländer?) kennt ledensalls sein Publikum. Er weiß wie ansteckend die Gcspeusterfurcht ist, zumal wenn sie sich einem Häuslein durch irgendwelche widrige Umstände zu abgelegenem Nachtaufenhalt verurteilter Menschen be mächtigt. Und er weiß weiter, welch ein geheimnisvoller, roman tischer Zauber die Eisenbahn für die meisten Leute zu sei» pflegt. Aus diesen beide» Motiven baut er sein Stück. Eine Anzahl Reisender versäumt ans der kleine» Station Brandon de» Anschluß zug. ES ist abends 10,30 Uhr. Der nächste Zug fährt früh um 7 Uhr. Sieben Meilen im Umkreis kein Haus. Ma» muß bleiben. Der StationSvorslaird verläßt das Haus, er wohnt weit entfernt. Trotz der stürmischen Nacht bleibt er nicht, weil diese Nacht — der Geisterzug kommt. Wer ihn sicht muß sterben. Und nun geht das Gruseln loS. Kaum hat der Beamte den Wartesaal verlassen, als er auch schon — tot umsällt. Nevenchocks, hysterische Szenen wcch ein, die grausam wirken müßten, wäre nicht einer unter den Passagieren da, der «in männlich Herz besäße, so kindisch auch sein sonstiges» Gebühren wirft. Teddie Deoftn ist dieser Furchtlose, derselbe, der wrch unbedachtes Ziehen der Notbremse die Verspätung und dt« An- HIukverkLumnts verichnAet bat Alles ist wütend über dielen Lau. sejungen" und er quittiert die bösen Wünsche, die man ihm auflädt, immer mit dem gleichen, lächelnden „Sie mögen mich wohl nicht lei sen?" Als der ungebetene Fahrgast sich auch noch als Führer aus spielt, ist man empört und doch dankt man ihm hinterher. Denn man hat in dieser Nacht noch viel burchzumachen. Außer den Schrecknissen, die eine lm'lb Wahnsinnige verursacht, spukt c» fort- wäbrend wirklich im Schalterraum und auf der Station. Und der Gcisterzug kommt tatsächlich. Das ist ein Moment der unheimlichsten Spannung, wie sie früher nur Edgar Allan Po« erzeugen konnte. Die bösen Geister, die ibn fahren, stehen in einem innigen Verhältnis zu den beförderten „bösen Geistern". Mehr verrate ich nun doch nicht. Jedenfalls ist die Lösung sehr originell und in ihrer Art gleichfalls „unheimlich". Rcnato Mordos. des Regisseurs Hauptaufgabe ist die tech nische Wiedergabe des Unheimlichen. Eine Bravourleistung ist da bei der Zug selbst. Das Geräusch eines dahinbrausenden Eilzuges ist famos der Wirklichkeit abgelauscht, besser als ich das je auf dem Theater sah und die Schotten und Lichter der vorbeifliegenden Wag gons sied ebenfalls geglückt Literarisch gibt's ja nicht viel wcrous- zuholen und die Rollen sind im allgemeinen unbedeutend. Bis auf den lustig-gutmütigen Teddie, dem Martin Costa seinen behä bigen und immer interessanten Humor verleiht. Er ist die Hauptper son des Stückes. Daneben fallen noch Else ?) o rk als Hvstcrikerin oder Somnambules wie man will), RochoN und Trude SPalke, Karl Koch, Kersten und Gerda Redlich, Gisa Stein (eine humor-begabte Alkoholikerin). Glathe und Carlmahr kleinere Aufgaben zu. die sie mit Geschmack bewältigten. Aengstigen braucht sich gewiß niemand, denn die Lösung ist befriedigend. . . Zck. «taalsoper. Was selbst den Italienern — mit den Kossen- opern — nicht mehr gelingt, das bringt Johann Strauß noch mit Leichtigkeit fertig. Die „Fledermaus" zeigt« am Sonnabend wieder ein fast ausverkaustes Haus. UrK> dabei muß in Erwägung gezogen werden, daß der Presseball immerhin einen Teil des Stammpublikums in Ad»ua brachte. Der Vor bericht der Staotstheater nannte Robert Büssel in der Rolle des „Frosch" als Neubesetzung. Bussels „Frosch" unter scheidet sich von dem Ermolds wesentlich in der Dialogfärbung. Besonders unterstreicht er den sächsischen Dialekt. In der Dar- stellung machen sich robustere Färbungen bemerkbar. Den „Slibowitzer" vertauscht er mit „Nordhäuser". Immerhin ver steht er aber ganz gut, den Lacherfolg sich zu sichern. Als „Ida" versuchte sich Margarete Noack mit Glück, während Irma Tervani für die unpäßliche Helene Jung den „Orlossky" sang. Kurt Striegler war der sprühenden Musik ein ge wandter und temperamentvoller Führer. —Ist- Staatliches Schauspielhaus. Di« 5. Morgenfeier am Sonn- tag hatte als Programm „Echo des Kriegs". Dichterworte und Betrachtungen der Kriegserlebnisse von Dichtern aus der Tiefe, wie Dr. Karl Wollf, der Knappe einleitend« Worte sprach, betonte. Alles Aeußerliche ivar denn auch fern, di« Auswahl war weder auf Politik noch auf eine bestimmte Ein stellung zum Kriege überhaupt eingerichtet, sic wollte nur Be trachtungen des menschlichen Ereignisses geben. Daher hatte man auch einen Franzosen George Duhamel einbczogen. Das Kapitel „Opfer" aus seinem „Leben der Märtyrer 1914 bis 1916" war mir sogar der zutiefst menschliche Eindruck. Stein- b ä ck las es neben Gedichten von Heinrich Lersch . Max Barthel, Rickzard Dehmel (dessen Hymnus barbaricus wundervoll ist) und einem Stück aus Unruhs „Opfergang". Er war der denkbar beste Vermittler dieser Sachen. Ponto wählte das vorletzte Kapitel aus dem „Roman der Saison". Arnold Zweigs „Streit um den Sergonten Grisäza". der das Vermächtnis des Helden behandelt. Seine Art, geistvoll zu in terpretieren, kennt man. Er überraschte aber diesmal durch einen tragischen Grundton von so großer Echtheit, daß man ernstlich gerührt wurde. Aus diesen Gehalt hin habe ich, das muß ich gestehen, mir das Kapitel vom Testament »och nicht angesehen. Zum Schluß las dann noch Decarli das markige „Vermächtnis" von Rudolf G. Binding (aus „Ruse und R«den"t. das wiederum ein Malmruk eur Menschlichkeit wurde. ' Zck.