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Sächsische Volkszeitung : 04.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192801044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-04
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.01.1928
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ven. -c»ey uno Movtliar konnten gerettet werden. Die Lösch arbeiten wurden durch den strengen Frost erschwert, da die Schlauchleitungen in kurzer Zeit emsroren. Der Brand, dessen Feuerschein weithin sichtbar ivar. wird aus vorsätzliche Brand stiftung zurückgesiihrt. d Die Verbreiterung der Elbbriicke in Pirna. Aus eine Anfrage de« Vorsitzenden des Vorkehrsvcrbandes für die Säch sische Scbweiz und das östliche Erzgebirge an die mahgebenden Stellen ist diesem mitgeteilt worden, dass die für den Erweite rungsbau vorgesehenen «leider in den neuen Etat eingestellt morden sind und der Beginn des Baues für Früh jahr 1928 bestimmt zu erwarten ist. d. In die Eibe gestürzt. Noch nncr Bllit'crineldung aus Bo- bcnbech stürzte dort vorgestern auf vereister Uferstraße eine Frau und glitt in die Elbe. Sie geriet sofort „wer die starten Eisschollen und konnte nicht wieder oufgcfunden werden. Eintritt in die sächsische Landespvttzei 'Dresden, 8. Januar. Für »nvecheirotete. im 20. Lebensjahre stehende junge Leute, die Lust und Liebe für den Polizeibeamtcuberus haben, sind zur Zeit die Aussichten für den Eintritt in die sächsische Landespolizeischule Meißen günstig. Nächster Einstellungstermin voraussichtlich Avril 1928 Vewer- bungsgcsuche können sofort eingcrcicht werden. Bewerber Im 19.. sowie 21. und 22. Lebensjahre können erst in zweiter Linie berück sichtigt werden. Einstcllungsbedingungen: 1. Besitz der Staatsan gehörigkeit eines deutschen Landes oder ohne solche der Rcicbsange- hörigkcit. In den deutsche» Staatsvcrband Ilebernommene sNatura- lisierte) haben eine Staatszugehörigtcitsurkunde bcizubringe». 2. Körpergröße — ohne Fußbekleidung — mindestens 1,68 Meter groß, 3. Unbescholtenheit. 1. Körperliche und geistige Geeigtnetheit für den Volizcibeamtenbcruf. Gesuch«, denen ein selbstgeschriebener Lebenslauf und die Ent lassungszeugnisse der besuchten Volks-, Forbildungs- und sonstigen Schulen beizufügen sind, sind an die Landespolizeischule Meißen — Hauptmcldestelle — einzureichcn. Bares Geld oder Briefmarken sind den Gesuchen nicht bcizufüge». Alle Zuschriften an die Bewerber er folgen als portopflichtige Dienstsachen. Auskünfte werden kostenlos erteilt durch die Polizei'chule Mei ßen, die Staatliche» Polizeipräsidien und -Armier, Amtshauptmann- sthasten und Gcndariiiericbchörde». Ikeiprig unci Umgebung Zur Vereinfachung -er Skadlverwattung Leipzig. 3. Januar. Die wirtschaftlich« Fraktion hat durch ihr Mitglied, den Landtagsabgcordncle» R ö llig, an den Rat eine Anfrage ge richtet, in der sie die Anregung gibt, daß auch bei uns in Leip zig ein Gutachten über die Möglichkeit einer Vereinfachung und Verbilligung der Stadtverwaltung erstattet werden möchte. Die Anfrage lautet: „Sowohl im Reiche als auch in den Länder» bricht sich der Gedanke mehr und mehr Bahn, das; die Verwaltung zweckmäßig vereinsacht, und die immer mehr steigenden Aus gaben tunlichst vermindert werden möchten. Auch die säch sische Landesregierung hat sich dieser Verpflichtung nicht entziehen können, und noch kurz vor dem Feste ist das Ergebnis dieser Untersuchungen in der Denkschrift zur säch sischen Verwaltungsrejorm des Präsidenten Schi eck vom Staatsrechnungshos bekannt geworden. Deshalb fragt die wirtschaftspolitische Fraktion an, ob und inwieweit der Rat der Stadt Leipzig für die Verwaltung der Stadt ähnlickie Un terstützungen bereits eingeleitet hat. bezw. was er zu tun gedenkt, um derartige Untersuchungen baldigst durchzuführen." » Ganz Leipzig ist voll von dem Ruf nach Einbeziehung in oas Mitteldeutsche Wirtschaftsgebiet, nach Staatsvereinheit lichung und Vermaltungsvereinfachung Im großen. Die Ver wirklichung dieser Wünsch« liegt noch in weiter Ferne. Aber im Leipziger Rathause könnte man ganz gut zunächst einmal Im kleinen beginnen. Man könnte und sollte beispielsweise die Trennungslinie zwischen Rats- und Stadtverordnetenkanz lei ausheben. Was dann diese Stadtverordnetenkanzlei noch betrifft, so wäre sehr zu wünschen, daß sie der Bedeutung der Presse mehr als bisher Rechnung trüge: wir haben ein Nach- richtenamt im Rathause, das aber Nachrichten aus der Stadt verordnetenkanzlei überhaupt nicht erhält. Solche Zustände im kleinen müßten rnahrhaftig erst behoben werden, ehe man nach Verbesserungen gleicher Art im große» ruft. Das Stadtver ordnetenkollegium will doch sicher kein Geheimbund sein? Sin Schriftsteller-Ehepaar verschwunden. Das in Dortmund lebende Ehepaar Ehrat ist seit einem Mo nat verschwunden. Der Mann schrieb für liberale Zeitungen unter dem Namen Ertön. Vor 14 Tagen fand man aus der Mole im Hasen von Saßnitz eine Aktentasche, die ein Schrei ben Ehrals enthielt, in dem er mitteilte, daß seine Frau im Walde bei Saßnitz Selbstmord begangen habe Um ihre Qualen abzutürzen, habe er ihr den Gnadenschuß gegeben. Da er nicht denselben qualvollen Tod sterben wollte, sei er auf die Mole gegangen, um sich bei Abfeucrn der tödlichen Kugel ins Meer zu stürzen. Die Leiche wurde nicht gefunden. Nunmehr ist in Dortmund von der Staalsanwaltschast in Baden-Baden ein Schreiben eingetroffen, das Ehrat an diese gerichtet hat. Er teilt darin mit, daß er als Leiter der Astrologischen Gesellschaft in Dortmund durch Verleumdungen eines Vclanntcn gesellschaftlich und wirtschaftlich ruiniert worden sei. Da er vor dem wirkt»!)«» Richter kein Recht habe finden können, habe das Ehepaar be schlossen, gemeinsam aus dem L beu zu scheiden. In Dortmund glaubt man nicht an einen Selbstmord. Saccharinschmuggel nach Polen. Die Zollstrafkammer in Kattowitz hat den Kaufmann Smigrod aus Beuthen. einen Kaltowitzer und einen Kra kauer Kaufmann wegen Zollhinterziehung für insgesamt 700 Kilogramm Saccharin, die von Deutschland nach Polen einge- siihrt worden waren, zu je 143 000 Zloty Geldstrafe und je sechs Monate Gefängnis verurteilt. 430 Kilogramm Saccharin und oas Schmuggel«uto wurden beschlagnahmt. Ein Breslauer Brautpaar im Rirsengcbirge erfroren. Aus der tsä/echischen Seite des Niescngebirges in der Nähe der Rcnnerbaude wurde» zwei Personen erfroren arffgefunden. Ls handelt sich um den 26 Jahre alten Lehrer Paul Gomolka und seine Braut, die 20 Jahre alte Lotte Müller, beide aus Breslau. Lalonder tritt für «ine deutsche Schul« ein. Im Jahre 1023 sollte in Altdorf im Kreise Pleß eine Minderheitsschule errichtet werden, da die Eltern für 88 Kinder Aniräge hierzu gestellt hatten. Die Schule wurde nicht eröffnet, weil die Wojewodscl-ast eine nochmalige Aufforderung an die Erziehunasberechtigren der angemrldeten Kinder ergehen ließ, nach der die Kinder noch einmal aus ihre Muttersprache geprüft werden sollte». Der Präsident der Gemischten Kommission für Oberschlesien, Lalonder. hat nun entschiede», daß die polni sche Behörde nicht die Berechtigung besaß, die Prüfung der Kin der vorzunehmen, da für di« Frage, ob eine Person als Minder- heits- oder Mehrheitsangchöriger zu betrachten ist. nur der sub jektive Wille des Individuums maßgebend sei. Lalonder weist »erner darauf hin daß die Genfer Konvention auf diesem Gebiet das Recht der fr e i e n S e l b st b e st i m m u n a ge schaffen hat. Zum Schluß entscheidet der Präsident, daß die ein- gcreichte» Anlräae im Sinus des Artikels tlü, des Genfer Ab kommens als gültig anzusehen sind und die Schule in folge d e s s e u zu errichten ist. Korsanty aus der christlich-demokratischen Partei ausgeschlossen. Wie die polnisch« Presse berichtet, ist der Abg Korsanty, laut Vorstandsbeschtuß, aus der christlich-demokrati schen Partei, deren Begründer er ist, infolge des Ur teils des Warschauer Marschollgerichtes ausgeschlossen worden. Diesen Beschluß erkennt die o b e r s ch l e s i s ch e Gruppe der christlichen Demokraten nicht an. und Haidas ihrem Führer aus dem letzten oberschlesischen Parteitag feierlich ausgedrückle Ver trauen erneuert. 2300 Erden lür 1«» Millionen? Mit dieser Eenfationsankündigung berichteten «nkclngst wieder deutsche Zeitungen über die angebliche Erbschaft, die ein Deutscher namens Brandt in Niöbcrländisch-Jndien hintcrlassen habe Diese Meldungen sind aus gewissenlose Agenten zuriick- zusühren, die aus der Leichtgläubigkeit mancher Leute sich eine Einnahmequelle vcrsctmffen wollen. Die bei der Niederländi schen Regierung durch das Deutsche Generalkonsulat für die Niederlande über die Nachtaßsache Brandt eingezogene Auskunft lautet wie folgt: Das Bestehen dieses sogenannten M ll onen- nachlasses Brandt hat nie kestgestcllt werden können: überdies würden auch alle diesbezüglichen Ansprüche bereits längst ver jährt sein. Alle in dieser Sache ausgewendctcn Mittel müssen als weggeworsenes Geld angesehen werden. Die Griick'te über die Verwahrung dieser Millionen durch die niederläudiick« Re gierung sind völlig unbegründet." Stahlhausbau im Großen. Die Donnersmarckhüttc in Hindenburg t Oberschlesken) hat eine besondere große Abteilung sOberhütten) für die Her stellung von Stahlhäusern organisiert. Sie sind beson ders geeignet für Gebiete, dir öfters Senkungen und Erschütte rungen ausgesetzt sind also für Erdbeben- und Bevgbaubezirk«. Erschütterungen beeinflussen das Stahlhaus kaum, da die Ver ankerung in den Stahlwänden selbst liegt. Bei dem letzten strengen Frost war keine abnormale Temperatur in den Hausern bemerkbar. Messungen hinsichtlich der SBarmehaltigkeit ergaben, daß die stahlverkleideten Wände gegenüber den Backsteinwänden eine Ueberlegeicheit bis zu lOO Prozent haben. Der eigentlich« Stahlbau beginnt oberhalb der Fundamentierung und ende« bei der Bedachung. Fundament und Dach werden in der oitsiibliäsen Manier (Ziegelbau »sw) erstellt. Zur Herstellung der Stohlwänd« wird ausschließlich kupscrhaltiger Stahl, der gegen Rost geschützt ist. verwendet. Bisher lind von dem oberschlesischen Werk 15 Typen ausgearbeitet, die jederzeit lieferbar sind und -mar u. a Bier-Familien-Häuser mit je zwei Zimmern und Küche, Sechs-Familien-Häuser mit Zwei- und Drei-Zimmer- Wohnungen usw. D e Produktion der Donnersmarckhüttc läßt sich beliebig steigern so daß ganze Siedlungen geliefert meide» können Nur noch 398 000 Richrbergleiitc Ende Oktober waren im rheinisch-westfälische» Steinkohlen» dcrgbau seinschließlich der Zeche» des linke» Niederrheins) noch 400 510 Mann beschäftigt. Jin November ist diese Zahl nun schon auf 398 000 gesunken. Mitte Dezember gab es tn dem genannten Gebiet 76 000 Arbeitslos« gegenüber 52 0t» am 1 Oktober. Vor einem Jahr war die Zahl noch doppelt so groß. Die Meldungen der Arbeitsnachweise lassen noch nicht erkennen, in welcher Weise sich der Konflikt in der Montan industrie auf die zukünftig« Entwicklung auswirken wird. Es sind aber bereits zwei einanderwiderstr.bende Tendenzen deutlich erkennbar Während einerseits die fortschreitend« Rational sicrung in einzelnen Betrieben zu Enttassnngen drängt, fordert andererseits die Einführung des Dreistbicki-n. Wechsels zweifellos Einstellung weiterer Kräfte. Der Lahnkanal wird im Juli eröffne» Die Arbeiten für di« Lahnkanalisierung siird w wen ge fördert, daß mit der Verkchrsübergabe der kanalisierten Flug strecken von Limburg bis zur Lahnmünüuiig Anfang Juli bestimmt gerechnet werden kann. Verhandlungen mit der Industrie über die Tarifgestaltung stehen bevor Große Schwierigkeiten machen die Vertiej'ungsarbeiten. da ein schwer zu lösender Fels aus weite Strecken die Lahnsoklc bildet. ) DaS Kartell Leipzig der Christliche» Gewerkschaften veran staltet am Freitag, de» 6. Januar, iin Gcsellschastshaus „Sanssouci", Elsterstraßc. eine große Weihnachtsfeier, bestehend ans musi kalischen, gesangliche» und theatralische» Darbietungen. Große Tom bola. Nach den Vorführungen Ball. Einlaß 7 Uhr, Beginn pünk- lich 8 Uhr. Einirittskartcn zum Preise von 50 Psg. sind im Kartcll- burcau, Leipzig, Dittrichrlng 3e, uno bei den Vertrauensleuten zu haben. ) Der Vorstand der Leipziger Börse für 1928. Zum Vor sitzenden des Vorstandes der Leipziger Fondsbörse wurde für das Jahr 1928 wieder Bankier Paul Meyer jMeyer u. Lo.j. zum stellvertretenden Vorsitzenden Konsul Meißel sAIlgemeine Deutsche Kredit-Anstalt), zum Vorsitzenden des Vorstandes der Leipziger Produktenbörse wieder Kaufmann Karl Seifert li. F. Karl Seiserl) und zum stellvcriretcnden Vorsitzenden G.n- Dir. Rathgen lWurzener Kunstmühlenwerke und Bisauiffabri- ken vorm. F. Krietsch A.-G.) gewählt. ) Wieder direkte Flüge Mockau- Berlin. Die Nordbay- rische Verkehrsslug-G m. b. H. plant für 1928 die Einführung eines direkten Flugdienstes zwischen dem Leipziger Fluabiseii in Mockau und Berlin. Die Ersakrungen im abgelaujeuen Flugjahr haben gclebrt, daß eine solche direkte Flugverkebrs- linie aus wirtsckzastlichen Gründen dringend erforderlich ist ) Jubiläum be'm Polizeipräsidium. Ihr S5jähr!ges D u st. jubilüum begingen am 1. Januar d. I- Berw.-Inspekior Seifert Kinker dem Obelisken Berliner Notizen von Carl Sonnenschein Diesen Obelisken stellte Knobels- o»kff hin. Eine Kopie nach ägyptischem Original. Tie beiden Laternen sind zum Park abgeblendet und werfen am Abend ihr volles Licht bis in die Hieroglyphen des Steines! Der Autobus fährt für vierzig Pfennig, vom Hauptbahnhof nach Bornim. Durch die sonntägliche Stille vor Sanssouci. Durch den mildgetönten Nachmittag dieser Bäume. Das war heute mittag ein ander Tempo. Vom Lietzenseeufer übcr'die Avus nach Wannsee. Als Kinder haschten wir mit den Augen, am Fenster des Zuges, nach den Telegraphenstangen. Die vvrüberstürzten! So Haschen wir hier nach den Farben der Reklame! Die vorüberstürzen: „Olex Strax!" Gelb auf blau! „Pallas Apparat!" Grün auf schwarz! „Jurid Bremsbelag!" Grün auf blau! Dann rechts, dann links, „Minimax"! Rot mit weißen Kanten. Hastiges Würfelspiel! Temperament dieser Stadt! * Der breite Wagen lädt uns ins braune Laub. Wir gehen durch die raschelnden Blätter. Ueber einsame Pfade. Hinter den lichten Bogen des weihen Staketts, von dem die müden Zweige hängen, steht der märkische Himmel Hinter den Treibhäusern, in der Ferne, der spitze Kirchturm! Ueber den durchsichtigen Bäumen die zarie Glut des untergehen, den Abends! Streifen an Streifen! Schwarz! Brennendes Rosa! Biolett! Mattgrün! Darüber Wölkchen, sich über schlagend und taumelnd, in den Himmel gesät! Das letzte Aufgebot des Sonnentages! Dann sintt mählich all das Licht, in feinen NLancen, über die Wälder hinab. Die Weltstadt hat Tempo! Die Natur hat Etil! * Das Schild an der Türe: „Karl Försters Züchterei und Versand". Hinter den Hecken steht verbleichende Farbe. Im Versuchs- aarten! Im Rosengang! Im Steingarten! Im Vorfrüh lingsweg! Im Heidegarten! Auf den beiden Teichen liegt frühes Eis. Das hat die Seerosen überrascht und gefangen. Run werden sie in ein paar Tagen ihre Knospen und ihre Blätter in die Tiefe holen. Das neue Jahr, in der Tiefe, )u erfchlafen! Kriechender Wacholder am Boden! Enzian- volster? Herbstzeitlose! Steinbrech! Chrysanthemen! Spa> eikLe Lilienk Die Farbe ist jetzt nur Hauch. Wie in ja panischen Bildern! Leiser Hauch und ferner Traum! Ein Kräftesammcln und ein Frühlingsermarten. * An der Chaussee steht die Gastwirtschaft. Ehe wir die Wanderung durch den späten Wald beginnen, kehren wir ein! Zn stiller Rast! An zusammengerückten Tischen! Das ist nicht Ber lin! Das ist Potsdam! Der Vorort draußen! Tanzlokal und Kaffeestube! Dem Kritiker der Weltstadt noch Natür lichkeit! Kinderwagen, die mit Bedacht über die Schwelle gehen. Kleinvolk,.das lachend, sich zwischen Männer und Frauen schiebt! Männer und Frauen, die Kindern Zu lächeln und sich um sie kümmern! Kein oerschminktes und verpudertes Gesicht! Frische Atmosphäre! Noch Hauch des Dorfes! Im weißrotdämmcrnden Saal, unter den Lich tern, die Tanzmusik! Vier Mann! Ein Klavier. Eine Geige. Ein Cello. Ein Saxovhon. Das kostet dem Wirt fünfundfünfzig Mark! Bon siebzehn bis dreinndzwanzig Uhr! Dann fährt der letzte Autobus nach Potsdam. Zum Tanz wird Eintritt genommen. Fünfundsiebzig Pfennig. Die tanzen! „Zwei rote Rosen!" „Gummikavalier!" „Ja der Sonnenschein!" Kein Menuett! Auch ganz junge Mädchen dazwischen! Sind die schon fünfzehn? Diese Jugend ist früh auf eigene Füße gestellt. Noch nestwarm! Zu früh! Fehlt den Eltern die sittliche Macht über ihr Kind? Haben sie ihm nichts zu geben? So fällt es vor der Zeit aus dem warmen Nest und flattert, noch flügge, mit dem Schwarm der Ausgewachsenen! Ehe das Pro blem nicht gelöst ist, in der Weltstadt, in der Großstadt, in der Kleinstadt, wird unser Land nicht gesund. Das Pro blem heißt nicht Verein! Das Problem heißt Familie! Hier liegt das Zentrum! Alles andere ist schale, hohle, sterbliche Peripherie. * Nun aber wandern wir durch den hohen Wald. An den Hecken vorbei. Ueber laubschwcre Wege. Durch halbnächtliche Schatten. Bis auf den weichen, schwarzen Weg. Der durch Dornstedt führt. Wir standen schon einmal vor der Silhouette dieser Basilika und vor ihrem unendlich hohen Campanile. Stiller hat ihren Plan ezeichnet. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahr- underts wurde sie gebaut. Im Friedhof vor der Kirche ist Perstus begraben. LennL, der große Eartenkünstler, nach dem die Straße am Tiergarten benannt ist, ruht hier. Auch des Soldatenkönigs „Hofnarr", Jakob Paul Gundling! Der Präsident der »Akademie der Wissenschaften". 17"? haben sie den dem Wein allzu ergebenen Mann in einem WK'insaß, zwischen den Gräbern dieses Gartens, begr een. Darf man der Tolen so spotten? * An verschloo.ueir Fenstern und einsamen Lichtern führt der Weg zur kino- rischen Mühle. Von ihr, abwärts, zu de» Hängen von Sanssouci! Zu den Kolonnaden! Du atmest Potsdam! Feine Ruhe! Die Disziplin des Maßes! Den ordnenden Geist! Park, Bauwerk, Natur selbst sind hier von Geis! ge formt. Es wandert ein Souverän durch diese Land'NGt! Ich will das begreife»! Ich spüre das im Atem d>? er Nacht! Ich frage nur, ob es gewaltigere Ordnung p-bt? Schöpferische? Aus dem Boden wachsende? Die Glu. der deutschen Gotik iiberleuchiet mir den Glanz des preußischen Rokoko! Auch in der Mark! * Nun biegt der Weg nach links und fübrt uns, durch die Ränder der S'adt. in das holländische Viertel. Die rote Farbe dieser Häuser wird nicht umgeffirbt! Die historische Tönung bleibt. Die Häiffer werden nicht anfgestockt. Alles reicht, wie einst, zur erken Etage! Im Dunkel des Bassinnlatzes stehen wir still! Links das Tabakhäuschen! Rechts die Psarrkirche! Das Pmrr- haus drüben an der Cbarlottenstraße ist der P,nazao Salviati. Der römische. Pier Säulen! Drei Tore? Darüber Vogen »nd Skulpturen. Fürstlich soll diese Stadt sein! In der Fassade wenigstens wie Florenz! Da schlägt, über die Häuser, non der Garnisonkirche, das Glo 'en'piel. „Lobet den Herrn'" Vom Turme her! In dessen Scbalt-'n Friedrich der Große, im Grabe der Krypta, rubt. Siche still! Horch auf! „Lobet den Herrn!" Ein Psalm! In Berlin, schlägt von der Parochialkirche, gelegentlich, ähn licher Klang. In Potsdam klingt er an die Seelen der Menschen! Drüben verhallt er im Getöse der Straße! Ist diese Musik verbraucht? So laßt uns die Psalmen des Königs in neue Melodien gießen! In Melodie», die auch Berlin bezwingen. Auch die neue Zeit! * Unterwegs er zählt mir jemand! Wo wars? In Friedenan? In Steg litz? In Dahlem? Vierte Klaffe Lyzeum! In der Lil- rq, tnrgcscknchte wird Matthias Claudius erklärt. Das Gedicht: „Der Mond ist aufgegangen " Da betet der Vater: „Und wenn du uns genommen, laß uns in Himmel kommen, wo unser Herr und Gott'" Was dazu z» scwen sei? Von dreien spricht eine! „Wie rührend, daß die Eltern so gläubig sind!", Die Jugend ist darüber hinaus. Die Psalmen für sie vcrklunoe»
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