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Der „Anti - Kriegspakt" Die Verhandlungen zwischen Frankreich und den Bereinigten Slaaken Dr. Brauns S« fahrig Nelchsaedeitsmlnlster Dr. Brauns friert am S. Januar seinen KI». Geburt»««!. Heinrich Brauns ist einer der hervorragendsten und desüyigstcn Führer der deutsche» Zentrumspartei. Es ist außerhalb der Reihe» des Zentrums nur wenig bekannt, daß -er Reichsarbeitsministcr des Deutschen Reiches ein katho lischer Priester ist. Brauns ist am 3. Januar 1808 in Köln geboren worden, er hat in Bonn und Köln Theologie, stmter in Bonn und Freiburg Nationalökonomie und Staats recht studiert. Ei» ganzes Jahrzehnt hat er in der Deelsorge gearbeitet: 1890 9.', als Kaplan In Krcseld, 1895—1906 als Vikar in Borbeck bei Esse», IM» wurde er als Direktor an die Z e n t ra l st e l l e d e s V o l k sv e r e i n s für das katho lische Deutschland in München-Gladbach bernsen. Er wurde dort Leiter der Organisationsabtcilung und der volkswirt- schasllichen Kurse des Volksvereins. Diese Stellung brachte es mit sich, daß Brauns, der 1905 i» Freibnrg i. Br, zum Dok tor der Staatswissenscl)aften promoviert worden war, in der christlichen Gewerkschaftsbewegung großen Einfluß erlangte. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung wurde Dr, Brauns iin Wahlkreis Köln-Aachen ausgestellt und gewählt. In Weimar ivar er Vorsitzender des Ausschusses fisr Volkswirtschaft. In den Reichstag wurde Dr, Brauns aus die Reichswahlliste des Zentrums gewählt. 1920 trat er in das Kabinett Fehrenbach als Arbeitsminister ein. Dieses Amt hat er auch in den zehn darauffolgenden Kabi netten bis heute beibehalten. Unter seiner Leitung ist das große Werk der Sozialversicherung «usgebaut worden, durch das sich Deutschland heute vor allen Ländern der Erde aus zeichnet. Aus der Feder von Dr. Brauns stammen zahlreiche Schriften über soziale und volkswirtschaftliche Fragen. Am bekanntesten ist vielleicht seine grundlegende Schrift „Die christlichen Gewerkschaften" <1968) und seine Schrift über „Das Betriebsrütegcsetz" <1620). — Dr. Brauns ist im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit als Minister vielen Angrissen aus gesetzt gewesen. Das Vertrauen seiner politischen Freunde haben diese Angrisse nicht zu erschüttern vermocht. Wir be glückwünschen de» verdienten Führer an seinem Ehrentag und ivünjckzen ihm noch »ianä)es Jahrzehnt segensreiäier Wirksam keit. Die neue Regiernna in Danzig Danzig, 3, Januar. Nach dem Austritt der Deutschnationalei! ans der Regie rung sind die Verhandlungen über die Neubildung einer Regie rung in Danzig nunmehr so beschleunig! worden, daß die Bil dung des neuen Senats schon in den nächsten Tagen zu erivar- ten ist. Die Rcgterung wird sich aus den Sozialdemokraten als der stärkste» Partei sowie dem Zentrum und den Liberalen zusammensetzen. Die drei Parteien haben einen Koalitions- verlrag vereinbart, dessen erste Lesung heute beendet worden ist, Die Beratung soll keine Differenzen erheblicher Art ge zeigt haben, da ans extreme Forderungen allseitig verzichtet wenden sei. Insbesondere soll über eine Aendcrung der Bersassung und über eine geplante Umbildung des Senats aus rein parlamentarischer Grundlage unter Abschafsnng der Beamtcnsenatoren Uebereinstiminnng erzielt worden sein. Der neugewühite Volkslag dürste nach der Bildung der Regierung am 11. Ja,war zum ersten Male zu einer Plenarsitzung Zusam mentritten. Kümpfe iu Nicaragua De il nähme amerikanischer Truppen. London, 2, Januar. Rach Meldungen aus Managua in Nicaragua kam es in der Umgebung von Ouilali zwischen etwa 569 Rebellen und einer Gruppe amerikanischer Marinesoldaten zu einem heftigen Zu sammenstoß. Die Verluste an Toten und Verwundeten sind aus beiden Seiten beträchtlich. Während des Kampfes wurde ein zusammengestelltes Bataillon von amerikanischen Marinxsoldaten und nikaraguanischer Nationalgard« von den Rebellen gefangen- zenommcn. Die Regierung von Nicaragua glaubt, daß aus ländische Offiziere die Rebellen ausbilde». Ouilali ist tiner der stärksten Stützpunkte des liberalen Führers Sandiuo, »er die zwischen General Moncada und den Amerikanern, die de» Präsidenten Dia- unlerstützicn, aeirofsenen Vereinbarungen ab lehnt. Nenyork, 2. Januar. Rach Meldungen aus Nicaragua sind bei dem Gefecht in der Nähe von Ouilali an der Grenz« von Hondulas 5 Ameri kaner getötet und 23 verwundet worden. Die Rebellen mußten sich in die Berge zuruckziehen. machten jedoch später, nachdem sie Verstärkungen erhalten hatten, einen Gegenstoß. Die Kämpfe find im Augenblick noch im Gange. Amerikanische Flugzeuge nehmen an den Kampfhandlungen teil. Die Nica raguaner sind sehr gut ausgerüstet, so daß man in amerikanischen Kreisen finanzielle Hilf« von auswärts vermutet * Zusammenkunft Mussolini—Briand? Das „Neue Wiener rageblatt" meldet aus Rom, daß nach ossiziösen Znsormationrn die Zusammenkunft Mussolini —Briand zwischen dem t8. und A. Januar stattfinden wird, und zwar vor dem Zu sammentritt ^dcr nächsten Völkerbundsratstagung. -Gegen Rrichswehrmiuister Dr. Erßler erhebt ein Momags- blatt den Vorwurf, daß er, vermutlich aus Ltaismittcln, ein Korrespondenzbüro in München unterhalt«. Von zuständiger Seite wird dazu mitgeteilt, daß es sich um eip« völlig private Angelegenheit Dr. Eeßlers handle. * Kardinal Faulhaber sprach iu seiner Neujohrspredigr -egen d>« Entsittlichung des ösfentlichen Lebens in Presse, Kino, Theater, Literatur, Ehe und Familie. Besonder» wandte er sich gegen die Frauen, die di« Würde de» Weibes vergäßen und nicht so viel vaterländischen Stolz besäßen, um di« Pariser Dirnenmod« wegzuwersen. - Neuyork, 3. Ia»uor. Zu den sranzösisch-ainerikanischen Verhandlungen über einen „Antikrlegspakt" schreibt der „New Aork Herold" halb- offiziös: Staatssekretär Kellogg hat Kem französischen Bot- schofler Llaudel nunmehr tatsächlich «inen präzisen „Entwurf des Frtedenspakte»" überreicht und gleichzeitig einen persön lichen Brief an den französischen Außenminister Briand bei- gesügt. In diesem gibt er der Hoffnung Ausdruck, daß nach der Unterzeichnung des Vertrags durch Frankreich und die Vereinigten Staaten auch andere Staaten aufgesordert werden könnten, sich diesem Pakt allzuschließen. Dem Kelloggschen Entwurf, der gewissermaßen als Konkurrenzunternehmen für de» Bölkerbundspakt und dos obligatorische Haager Schieds gerichtsabkommen gedacht ist, Hot der Auswärtige Ausschuß des amerikanischen Senats zugestimmt. Paris. 3. Januar. Wie der „Intransigeant" mitteilt, beantwortet ma» am Quai d'Orsay die Frage, ob die Nachricht auf Wahrheit beruhe, daß «in Paktvorschlag für den ewige» Frieden dem fran zösischen Botschafter in Washington überreicht worden wäre, weder bejahend, noch verneinend Es wurde betont, daß die Verhandlungen in Washington zwischen Staatssekretär Kellogg und deni französischen Botschafter Claudel und die Pariser Besprechungen zwischen Briand und dem amerikanischen Ge schäftsträger Whitehonsc zur beiderseitigen Zufriedenheit ver lausen. Die Verhandlungen zwischen Frankreich und de» Ver einigten Staaten über den Abschluß eines ewigen Friedens- paktes beschäftigten naturgemäß die französische Oefsentlich- kei! auf das lebhafteste. Man will in diesen Verhandlungen im gewissen Sinne einen Vorläufer für eine günstige Regelung der sranzöslschen Kriegsschulden an die Bereinigten Staaten erblicken. Balnvikk-: in der . "ib->rtbemerkt, daß sich Frank reich gegenüber de» Vereinigten Staate» in einer heiklen Vie AUane!s?ni Warschau, 1. Januar. Der sozialdemokratische „Nobotnik" veröjsentlicht an läßlich des Jahreswechsels einen Aufruf des Vollzugs ausschusses der sozialdemolratischen Partei an das arbeitende Volk, in dem die größtenteils schon bekannten Forderungen der sozialdemokratische» Partei Polens nochmals formuliert wrde». Die Sozialisten verlangen eine fried fertige Außenpolitik, Rückkehr zu den Grundsätzen des Gcnfer Protokolls, parlamentarische Demokratie, Kontrolle der Negierung durch den Landtag, Achtung der bürger lichen Freiheit, Einführung von Geschworenengerichten, Auf hebung der Todesstrafe und Durchführung der A g r a r r e s or m. Was die von Polen einznschlagende Nationalitätenpolitik anbctrifft, fordern die Sozialdemokraten territoriale Autonomie für das Wilner Land und für sämt liche Landschaften der polnischen Republik, die In ihrer Mehrheit von nichtpolnischer Bevölke rung bewohnt wer de n, bei Gewährleistung der Rechte der polnischen Bevölkerung. Endlich wird In dem Aufruf die volle Freiheit nationalkultureller Entwicklung für jene Minderheiten gefordert, di« nicht in qelchlossenen Mall--- siedeln. England vno perfiea Der Streit um die Bahrein-Inseln. * London, 3t. Dezember. (Von unserem Korrespondenten.) Die korsisch« Regierung hat eine Klausel des englischen Ver lages mit Jbn Saud, worin dieser sich verpflichtet, Frieden mit der arabischen Regierung der Bahrein-Inseln -u halten, beim Völkerbund als einen Eingriff in persische Hoheits- rechtc beanstandet. Die Bahrein-Inseln liegen an der arabische» Küste des Persischen Golfs. Bei einem Versuch, die Souveräni- iiiisfrage zu prüfen, verliert man sich alsbald in einem Gestrüpp historischer Daten aus mehreren Jahrhunderten, während deren Türken, Perser und Engländer sich um den Besitz der Inseln ge stritten haben. In England ist man weniger besorgt um diese Hoheit»- oder Protektoratsrcchte. di« Persien anscheinend zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder anficht, als vielmehr wegen der symptomatischen Bedeutung der Beschwerde Abgewiesene WerkspensiorrSre Vom Essener Landgericht wurde das Urteil im Prozeß der Krupp-Pensiünär« gegen dir Finna Krupp A.-G. Esten in der Frage der Zahlungsver pflichtung der Firma für die Beaintenpensioneu und Alters pensionen gefällt. In allen sechs Fällen wurde die Klage kosten pflichtig znrückgewiesen. — Die Klage stützte sich ans einen Nach trag zu den Statuten der Pensionskaste, in welchem di« Firma eine Zahlungsverpflichtung in nicht geklärter Form übernommen hatte. Das Gericht erkannte in der Urteilsbegründung an, daß der Wortlaut des Nachtrags falsche Hoffnungen aus Zahlung einer laufenden Pension habe erwecken können. Aller dings sei dem wirklichen Sinne nach eine solche Auslegung nicht möglich gewesen. Entscheidend für das Urteil sei die Beweis aufnahme gewesen, in der fast alle, Zeugen di« Ansicht der be klagten Firma gestützt hätten, die sich ledialich verpflichtet habe, in Höhc des in der Pensionskaste befindlichen Kassenstock» Auslcküttunaen an di« Pensionäre vonunedmen. Sie Sllaveadesteiusg i« Sierra Sn an Lonöon, 2. Januar. I» dcmbriUschen Protektorat Sierra Leon« find mit dem gestrigen Tage 215000 Sklave» sreigelafsen ward«» Situation besinde. da Frankreich -cn Der«,»igle» Staate» Gel- schulde. Die Vereinigten Staaten bestünden auf ihrer Forderung der Bezahlung dieser Schuld genau so wie Frank- reich die Reparationszahlungen von Deutschland sörderc. Plan könnte unter solchen Umständen nicht Voraussagen, ob sich nicht dieser Schuldenkonslikt später einmal zu einem Konflikt zwischen den beiden Staaten entwickeln würde uNÜ die Ver einigten Staaten nicht einfach von den Antillen Besitz ergrif fen, die für die Zuckerversorgung Frankreichs eine wesentliche Rolle spielen Der Pakt Briand Kellogg würde Frankreich gegen eine derartige Besetzung, die der französische» Besetzung des Nuhrgebictcs gleichkomme, schütze». Daher wäre -er Ab schluß eines ewigen Friedenspaktes zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten begrüßenswert- Gilben bei Mellon London, I. Januar. (T. U.) Wie aus Wa > y > ngton gemeldet wird, Halle der General agent für Reparationen, Parker Gilbert, am Sonnabend eine Aussprache mit Echatzsekretär Mell o„. Die ttnterhaltniig bezog sich auf die Durchführbarkeit des Dawesplai.es im Zusammenhang mit dem letzten Bericht des Rrpo .ttionsagent-n. Mellon vertrat dabei die Ansicht, daß eine Löst,!-..; des Repa- rationsproblcms n i ch t zu erreichen sein werde, biseinrfest« Summe der von Deulschland zu leistenden Reparationszahlun gen vereinbart worden sei und Deutschland seine Bereitwilligkeit zur freiwilligen Tilgung dieser Schuld erklärt habe. Jede aus ländische Ueberwachung De»tschlands hätte dann aber rvegzu- fallen. Parker Gilbert lehnte cs ab, über seine Besprechung irgendwelche weiteren Erklärungen aozugeben und verwies nur darauf, daß er seine Ansicht in dem letzten Bericht dargelegt habe. Der Reparationsagent bleibt bis Dienstag als Gast Mellons in Washington, und wird sich am Mittwoch von Nenyork nach Europa einschiffen für die englisch-persischen Beziehungen überhaupt. Die l-tzteren sind bekanntlich nicht viel mehr als ein Abschnitt des größeren Kapitels England-Rußland, und haben sich seit dem Bruch zwischen London und Moskau ständig verschlechtert. Nach dem „Manchester Guardian" soll der persische Schritt in <S«ns nichts anderes als die Revanche für eine kürzlich in Teheran über gebene englische Note sei», die u. a. folgende Veschwerdepunkt« und Meinungsverschiedenheiten anführte: 1. ständige Reibereien zwlschn Persien und Irak, dessen Existenz trotz früherer Ver sprechungen noch immer nicht offiziell von Persien anerkannt sei; 2. Verweigerung der nötigen Konzession für die Durchführung der ägyptisch-indische» Luftverkehrslinie der „Im perial Airways" über Persien; 3. Forderung de» Schahs aus Abschaffung der persischen Kapitulationen im nächsten Jahr; 4. Rückzahlung der persischen Schulden an England Neue Verhaftungen im Eisah Paris, 2. Januar. Dem „Petit Parifien" wird aus Stratzburg gemeldet, daß di« Polizei gestern abend auf der Straße zwei Mitglieder des Heimatbundes, den ehemaligen Lehrer Wuertz und den Kunstmaler S o l v e e n , der an der „Zukunst" mitarbeitete, ver haftet hat. Im übrigen teilt das Blatt mit, daß Soloeen di« Absicht gehabt habe, in den nächsten Tagen «ine neue autono- mistische Zeitschrift herauszugeben. Wie die Morgenprcsse aus Straßbürg meldet, soll di« Sich iung der am 24. Dezember 1927 beschlagnahmten Dokumente dir Erhebung neuer Anklagen gegen Mitglieder der auto- nomistischen Bewegung ermöglichen. So habe gestern ein pro testantischer Pfarrer, dessen Name nicht genannt wird, verhaftet werden sollen; er sei jedoch anscheinend flüchtig geworden. Ferner sei man auf der Suche nach einem gewissen Dumscr , der wegen Beleidigung Frankreichs in der autonomistischen Presse vor kurzem zu 32 OVO Franken Geldstrafe und mehreren Monaten Ge fängnis verurteilt worden fei. ' Die französische» Kammerwahlen. Nach dem „Peiit Paristen" nimmt man in offiziellen Kreisen allgemein an, daß die französischen Kammerwahlen am 22. April stattfinden werden und der zweite Mahlgang mitbin am Sonniag, den 29. April. anf Grund einer Verordnung, die, wir seinerzeit gemeldet, im September vom gesetzgebenden Rat von Sierra Leone auf An weisung des britischen Kolonialamtes beschlossen worden war ArrlloualiozialWches Genrkil Nürnberg, 2. Januar. Der nationalsozialistische Abgeordnete Julius Streiche, wurde heute vom hiesigen Echöfsengcricht wegen eines Vergehens der öffentlichen Beleidigung zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat verurteilt. Streicher war angcklagt, während einer össentlichen Versammlung im Oktober im Hinblick aus den Oberbürgermeister Dr. Luppe geäußert zu haben, er wünsche, dieser möge verrecken wie «ine Sau. l>1 Streicher bestritt in der Verhandlung, dies« Aeuherung so getan zu haben. Er habe lediglich behauptet, er könne ruhig zu sehe», wenn Dr. Luppe verrecke wie eine Sau. Aus deu Zeugenaussgr» ließ sich nicht genau feststellen, daß die betreffen- den Wort« gefallen seien. Di« von Streicher zugegeben« «eußr- rung wurde jedach als hinreichend zur Verurteilung er» achtet.