Volltext Seite (XML)
» Trauerfeier für Schwarze. Am 1. Januar starb Herr Max Schwarze, Sluldienrat am Pädagogischen Institut der Technischen Hochschule, Oberturnivart der Deutschen Turncrschaft. Zu Ehren des Verstorbenen findet im Saale des Pädagogischen Institutes, Tcplitzcr Straße 16, heute Mittwoch, den 11. Januar, 18 Uhr, eine Trauerseicr statt. : Die Hauptgewinne der Geldlotterie für das Prcsseheim Oybin. Bei der am 1. und 5. Januar erfolgten Ziehung der Geld lotterie für das Prcsseheim Oybin wurden folgende Hauptgewinne gezogen: 7000 Mark auf die Nr. 121056, 5000 Mark ans die Nr. 5336. 3000 Mark ans die Nr. 103 721. 2000 Mark aus die Nr. 61.362,1000 Mark aus die Nr. 116 039, 500 Mark aus die Nr. 109 182 und 120186. Die Gewinnliste erscheint am 14. Januar. (Ohne Gewähr!) : 123 479 Arbeitslose in Sachsen. Tie Zahl der UntcrstützuneS- empsängcr in der Arbeitslosenversicherung und in der Kriscnfnr- sorgc ist vom 15. Dezember bis 31. Dezember 1927 von 85 827 aus 123 479, also um 37 652 gestiegen. : Der Schncllbootverkchr aus der Eibe. Vor kurzem wurde von »ns berichtet, daß im Sommer d. I. zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz ein Srhncllbootverkchr eingerichtet werden soll, dein ein solcher zwischen Dresden nnd Meißen wahrscheinlich im näch sten Jahre folgen werde. Jetzt erfährt man, daß die Sächsisch-Böh mische Tampfschissahrts-A.-G. ein solches Schnellboot bereits in Auf trag gegeben hat. Aus Gründen der Sicherheit wird es nicht durch Benzin, sondern durch Dieselmotoren betrieben werden. Das Schnellboot soll stromaufwärts 17 Kilometer in der Stunde laufen, gegenüber 10 bis 11 Kilometer der übrigen Dampffahrt. Die Fahrt ocn Dresden nach Schandau soll etwa 3 Stunden, die Rückfahrt 2 Stunden dauern. : Handelsgerichtsrat Hecht gestorben. Gestern starb hier im Alter von 55 Jahren der .Handelsgerichtsrat Max Hecht, In haber eines Leinen- und Wäscheausstattungsgeschäftes. Der Verstorbene saß im Vorstand zahlreicher Berufsorganisationen und war auch in der Gewcrbelchrerpriifungskommission tätig. : Wollen Sie kostenlos nach England oder nach Berchtes gaden reisen? Ein vielstimmiges Ja ertönt von allen Seiten auf diese Frage und gleichzeitig werden wohl Zweifel laut, ob es sich hierbei nicht etwa um einen billigen Scherz handele. Das Letztere ist keineswegs der Fall, sondern diese und andere Rei sen können tatsächlich unternommen werden, wenn man sie am kommenden Sonnabend auf dem Dresdner Presse ball — gewinnt. Die reich ausgestattete Tombola enthält u. a. «inen Gutschein für eine Reise 1. Klasse init der Hamburg- Amerika-Linie nach England oder eine Reise nach Berch tesgaden mit einwöchiger erstklassiger Verpflegung im Win tersportgebiet. Ferner sind in der Gliickstrommel Gutscheine für Frei flöge, sowie Wintersportfahrten ins Erzgebirge und nach der Sächsischen Schweiz und Elbdampferfahrt- Wochen Karten enthalten. Derart verlockende Gewinne dürften Ursache zu einem Ansturm auf den Losvorkauf der Tom bola geben. — Nochmals sei aus den Vorverkauf der Ball teilnehmerkarte (Konzertdirektion Ries) hingcwiesen. : Ter Freie Milchausschus; der Stadt Dresden, der sich die Aufgabe gestellt hat, im Interesse der Volksernährung und Volksgesnudheit alle Bestrebungen auf Hebung des Verbrauchs der Bevölkerung an Milch und deutschen Milcherzeugnissen, insbesondere auch durch Steigerung ihrer Güte, zu fördern, hat am 4. d. M. im Neuen Nathause erneut eine S i tz u n g abgchal- ten Es wurde u. a. beschlossen, das vom Sächsischen Landes- Milckcnisschnsft herausgegebene neue Wcrbenlakat auch in be hördliche» Räumen aus-uhängen, an die Einwohnerschaft eine Druckschrift über die Bedeutung der Milch zu verteilen und durch Vorträge sowie Filmvorführungen in den Schulen, ge gebenenfalls auch in den Kinos, für Aufklärung über die Be deutung der Milch zu sorgen. Aus der Mitte des Ausschusses werden wiederum zahlreiche beachtenswerte Anregungen ge geben. : Die Direktion des Zirkus Sarraftni hatte dem Fnr'orgcamt kürzlich 300 Eintrittskarte» zur Vertestung an bedürftige Schul kinder reiferen Alters zur Verstien»» gestellt. Den Kindern wurde viel SebcuSiverles geboten, bas ebnen große Freude bereitete. : Eine Unbekannte in die Elbe gesprungen. Am 8 Januar 1928 gegen 4 Ilhr nachmittags hat sich eine etwa 55 bis 60 Jahre alte iinbekann'c Fra» van der Maricnbrückc in die Elbe gestürzt. Die Unbekannte mar dunkel neHi v'M «rna einen großen schwarzen Hut mit Neiherfcdcr. Auf der Brücke hat sie einen Schirm mit Honigrirf zurückgelassen. Mit verminten Perionc» konnte sic nicht in Verbindung gebracht werde». Sachdienliche Mitteilungen über die Person der Unbekannten erbittet die LandcszeMralc für Vermißte und unbekannte Tote Dresden. Sckicßaassc 7, 3., Zimmer 200, wo auch der Schumi zur Ansicht anslicgt. d. Zuaunsall. Als der Schrankenwärter Fichtner gestern abend bei der Einfahrt des Berliner Personenzuges den Ucber- pang noch für ein cmsahrendes Auto, freigeben wollte, blieb der Kraftwagen bei Ueberoucrung des Gleises an der Schranke hängen und wurde vom Zuge erfaßt. Auch Fichtner, der noch im lslzien Augenblick den Porsonenzng zum Halten zu bringen versuchte, wurde dabei von der Maschine erfaßt und sofort ge tötet. Der Kraftwagen wurde schwer beschädigt, der Führer blieb jedoch unverletzt. Zilles 7V Gebürislag Eine Ausstellung— Glückwunsch der Stadt Berlin. Be^ kin. 10. Januar Heinrich Zille wurde heute vormittag an seinem 70. Geburts tag« auf Einladung der städtis«l)en Körperschaften von seiner Wohnung im städtischen Automobil abgeholt, um der Eröffnung der im Märkischen Museum von der Stad! Berlin veranstalteten Ausstellung „Zilles Werdegang" beizuwohnen. Dies« Ausstellung, in drei Räumen des Märkischen Museums aufgeleilt, repräsentiert ein Lebenswerk uird zugleich ein Stück kulturhistorisches Berlin. „Zille und sein Milljöh" bringt all« die wohlbekannten Typen aus den Wohnvierteln vollgepfropfter düsterer Mietskasernen: „Alte Häuser in Berlin" und „Zille vor 100 Jahren" heißen die Abteilungen, di« sein« Vorläufer Dörbeck und Hofe- mann zeigen. Die Gegenüberstellung charakterisiert so recht Zilles Eigenart, deren ungeschminkt« Realistik sich immer mit dem Humor, der unter Tränen lächelt, paart. Dem oberflächlichen Beschauer mag di« dicke Blumenfrau, mögen die derben Milieu schilderungen, die Illustrationen zu häuslichen Disputen, denen nichts Menschliches fremd ist, amüsant sein, — der tiefer« Blick wird di« anspruchslose, sich bescheidende klein« Welt in den dumpfen Stuben und Destillen sehen, die Meister Zille, selbst armer Leute Kind, oft mit einem rührenden Schimmer von genügsamer Behaglichkeit darzustcllen weiß. In diesem „Milljöh" kennt man den Begriff „Schande" nicht, und die Ehrgefühl« des bürgerlichen Sittcnkodex setzen sich hier in Hochachtung vor Muskelkraft und — Nichierwischtwerden um. Es steht in diesen heiteren, derben, komischen Zille-Zeichnungen auch eine herbe sozial« Anklage, erhoben von de» Stiefkindern des Glücks. Ein interessanter Schreck. Schulz u»r Sich ^ ' Leipzig, 10. Januar. Vor dem fünften Strafsenat des Reichsgerichtes unter dem Vorsitze des Senatspräsidenten Reichert begann heute ein aus drei Wochen berechneter Prozeß wegen Verrats militärischer Ge heimnisse. Die Anklage vertritt im Auftrag der Neichsanwalt- schaft Oberlandcsgerichtsrat Dr. Gutjahr. Als Vertreter des Reichswehrministeriums ist Major Hartmann erschienen und als medizinischer Sachverständiger Sanitätsrat Dr. Lcppmann- Bcrlin. Bei den Angeklagten handelt es sich um den am 12 Juni 1880 in Oberndorf, Bezirksamt Markt-Heidenfeld, ge borenen Landwirt Johann Anton Schreck, den Kaufmann Karl Hermann Koch, geboren den 26. März 1902 in Ecisers- dorf bei Sohrau. Schreck und Koch sind schon lang« Zeit in Untersuchungshaft. Schulz war nur kurze Zeit inhaftiert. Schreck wird die Fälschung von Urkunden zur Last gelegt, die einen für die Reichssicherhcit gefährlichen Inhalt hätten und an den pol nischen Spionagedienst verkauft wurden, während Koch beschuldigt wird, Schreck dabei geholfen und außerdem den Ver such gemacht zu haben. Abschriften der gefälschten Urkunden an die interalliierte Militärmission in Berlin zu verkaufen. Schulz endlich hat. als er vor dem Untersuchungsrichter nach dem Auf enthalt des Koch gefragt wurde, unter Eid erklärt, den Auf enthalt nicht zu kennen. Es werden etwa 90 Zeugen vernommen werden. Der Prozeß wird, wie der Präsident erklärte, tunlichst i» voller Ocffentlichkeit geführt werden. Zn Beginn der Verhandlung wurde der Angeklagte Schreck vernommen, der erklärte, daß er aus sehr einfachen Verhältnissen stamme, und daß er sich ans eigener Kraft zu einer für seine Verhältnisse immerhin achtbaren Stellung emporgcarbeitet habe. Nach dem Besuch einer Fachschule in Wiirzburg habe er ein Bau geschäft gegründet, das gut gegangen sein soll, nach Ausbruch des Krieges aber aufgelöst worden sei. Darauf habe er sich als Kriegsfreiwilliger bei verschiedenen Regimentern ge stellt: er sei aber nicht angenommen worden, weil er im Jahre 1913 schon zum Landsturm ausgemustert worden sei. Dann habe er versucht, sonst im militärischen Dienst verwendet zu werde», sei aber abschlägig beschieden worden. Im Herbst 1914 sei er dieser Mißerfolge wegen nach der Schweiz gegangen. Zu nächst habe er die Absicht gehabt, sich an der Lebensmittelversor gung Deutschlands zu beteiligen. Sein erster Ausenthaltort sei Zürich gewesen, wo er Geschäfte gemacht habe, wobei er jedoch mit der Beschaffung der Ausfuhrbewilligung Schwierigkeiten ge habt habe. In Zürich habe er dann verschiedene Vorlesungen gehört. Eine Diplomprüfung als Ingenieur habe er nie ab gelegt. Von einer amerikanischen Universität sei er aber in der Tat zum Ehrendoktor ernannt worden. Der Vorsitzende stellte fest, daß es sich um einen Kauf des Titels handle, was Schreck auch zugab, mit der Bemerkung, für den Titel 3 000 Dol lar gez hlt zu haben. In der Schweiz habe er den Titel auch führen dürfen. Das deutsch)« Konsulat in Baltimore habe die Legalisation der Vcrleihungsurkunde vorgenommen, und er sei des Glaubens gewesen, daß er den Titel auch in Deutschland führen dürfe. Hierauf wurde erörtert, auf welche Weise Schreck zu der bayerischen Gesandtschaft in Bern in Beziehung ge kommen sei. Schreck hat sich in der Schweiz nicht nur Doktor genannt, sondern auch als H u s a r e n-O f s i z i c r ausgegeben. Die Anklage behauptet. Schreck sei 1916 inbenVerdachtder Spionage gerate», weshalb sich die Gesandtschaft mit ihm habe befassen müssen. Das bestritt Schreck entschieden mit dem Hinweis, daß er sein gutes Auskommen und sogar ein Bankkonto mit hunderttausend Franken gehabt habe. Er habe einmal dem Militärattaches bei der deutschen Gesandt schaft eine wichtige Nachricht gebracht und sei allmählich in den deutschen Spionageabwehrdicnst gekommen. Er habe die französische Evionagezentrale zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber ausgeforscht, ohne dafür Auslagevergiitungen er halten zu haben: schließlich seien aber seine Ansprüche durch Ge währung eines Einfuhrscheines kompensiert worden. Er habe oft das Eesiihl gehabt, daß er selbst beobachtet worden sei. Er habe sich darüber auch beschwert. Er habe damals auch Ausweise gefälscht, um Post Verdächtiger in die Hände zu bekommen. , Mit liebevollem Verständnis ist von Direktor Stengel im dritten Raum, „Aus der Jugendzeit", die künstlerische ! Entwicklung des Siebzigjährigen aufgezeigt. Di« Arbeitsweise 1 erhellt ans den Reihen fleißiger Studien: neben dem Porträtisten kommt der mit romantischem Einschlag begabte Landschafter Zille zu Wort, Auch hier die Lieb« zum Kleinen, Bedrückten: die mager« Erdscholle, der verkrüppelte Baum, sterbendes Geäst. Die Ausstellung, di« bis 12. Februar geöffnet sein wird, gibt nebenbei ein aufschlußreiches Bild von der Entwicklung Berlins seil den achlziger Jahren. 4. Ministerpräsident Braun hat an Professor Heinrich Zille folgendes Telegramm gesandt: „Dem von tiefem, sozialem Empfinden geleiteten humorvollen Darsteller der Berliner Volksseele, spreckc ich hierdurch die herzlichsten Glückwünsche zum 70, Geburtstage in der Hoffnung aus, daß Ihnen, sehr verehrter Herr Zille, noch viele Jahre künstlerischen Schaffens beschieden sein mögen. Heinrich Zille hat hont« zu seinem 70. Geburtstag ein Glückwunschschreiben der Stadt Berlin erhalten, das von Ober bürgermeister Vöß und Stadtverordnelenvorsteher Haß unter zeichnet ist. In dem Schreiben heißt es u. a.: .Treuer und lebendiger als alle Auszeichnungen berufener Zeitgenossen und als alle Bilder unserer schnellen Tage cs siegeln, wird unser Berlin blicken aus den Blättern, deren Inhalt Sie aus Ihren Streifen durch dieses Berlin erhaschten. Diese Streifen führten sie von liebevoller Beschauung und Spiegelung unserer ältesten Berliner Gassen, Höft, Brücken und Winkel zur Abbildung der sie bevölkeriiden Aermstcn der Armen, deren kleine Freuden und großen Schmerzen Sie mit unerbitt lichem 'Griffel und zugleich mit verstehender Güte und ver zeihendem Mitleid als der große Volkszeichner festhielten — m unvergänglichen Bildern, begleitet von jenen Anssprüchen Ihrer Typen, in denen hinter schärfstem Berliner Witz tiefe soziale Not sich birgt. Hier in unserem Berlin gewachsen und geworden, den Besten unserer deutschen Kunst gesellt, heimisch und volkstümlich auch in der fünften Viermillionenstadt und auck in ni-ftr nock immer mit ihren sozialen Disiononzen Spionage - Prozetz I Zuletzt Hab« er mit vier Leuten gearbeitet, die er aus seiner I Tasche bezahlt Hades Schließlich sei er erneut in den Verdacht der Spionage gegen Deutschland gekommen. Auf Veran lassung der jranzüsischen Botschaft sei er auch verhaftet und ihm Ncutralitätsverletzung und Spreng st off vergeh e» vorgeworfen worden. Um di« notwendigen Aus weise herzuftellcn, habe er falsche Stempel aller Art be sessen. die er zum Teil selbst angeseriigt Hab«. Nun setzt die A » k l a g e ein und behauptet, Schreck habe den deutschen Behörden in der Schweiz, um Geld zu verdienen, falsche Berichte geliefert. Dem gegenüber behauptet Schreck, nur nach erteilten Aufträgen ge handelt zu haben. Wenn die von ihm gebrachten Nachrichten falsch gewesen seien, habe er sie jedenfalls nicht gefälscht. Der Einfuhrschein, den er erhalten habe, sei von ihm für 17 000 Franken an eine deutsche Firma zur Verwertung weitergegeben worden. Gefälscht habe er diesen Einfuhrschei» nicht. Einen zweiten Einfuhrschein habe er für 5000 Mark gekauft. End« 1918 habe er ein Bankkonto mit über 100 000 Mark in München, in Zürich habe er über 60 000 Franken gehabt. Einer Verur teilung nach der Verhaftung habe er sich dadurch entzogen, daß er Paralyse simuliert habe. Daraus sei er in eine Irrenanstalt gekommen, aus der er dann entwichen sei. Er habe die ihm entnommene Rückenmarksliissigkeit mit der eines Kranken verwechselt. Seine Befreiung sei unter Mit wirkung der Gesandtschaft Mitte Oktober 1918 erfolgt, woraus er sich nach Bayern gewandt habe. Weiterhin sagte Schreck aus, er habe sich in der Schweiz nicht als deutscher Offizier ausgegeben. In Deutschland habe er 1919 und 1922 zwei Höfe gekauft, von denen der eine 186 000 Eoldmark gekostet habe. Eine Einwohnerwehr habe er nie gegründet. Er habe in den 32 Gemeinden des Be zirkes Burglengenfeld lediglich Schutzwehren gegen die Spartakisten organisiert, die allerdings ausreichend mit Waffen und Munition versehen worden seien. Er sei in di« Bayerische Volkspartei eingetreten, in den Kreisausschuß ge> wählt worden, habe auch sonst eine ganze Anzahl von Ehren stellen gehabt. Im Frühjahr 1923 habe er von den Deutschen Werke» eine in der Nähe von Ingolstadt gelegene, durch den Friedensvertrag stiUgelcgte Pulverfabrik gepachtet, um das Land landwirtschaftlich nutzbar zu machen und die Bau lichkeiten anderweitig zu verpachten. Zu diesem Zweck« sei eine Gesellschaft gegründet worden. Er selbst habe reichlich Devisen besessen, diese aber später gegen Aktien umgetaufcht. In die Pulverfabrik habe er 30 000 Mark gesteckt. Die Deutschen Werke hätten im Mai 1923 aber die Pacht gekündigt. Das ganze typische Jnslationsglück Schrecks ist durch das Erscheinen der Rentenmark gestört worden. Der Mitteilhaber, ein Bankier in München, hat auch versagt. Prozeße mit den Deutschen Werken hoben viel Geld verschluckt. Das bare Geld fehlte, Immobilien und Inventar konnten nicht zu Geld gemacht werden. Im Juni 1924 stellte die Deutsche Bank Konkursantraa gegen Schreck persönlich. Diesem Antrag wurde aber nicht stattgegeben. Aber die Deflation brachte den Zusammenbruch. Schreck geriet in Geldnot. Zunächst lebte er von Darlehen, für die er Inven tar verpfändete. Dann ging er nach Berlin, um. wie er er klärt, von den Deutschen Werken noch ein paar Tausend Mark zu retten. Schreck erklärte, aus dem Zusammenbruch insgesamt 2100 Mark in bar gerettet zu haben. Später hat er in Berlin Waren gegen Wechsel bestellt, die Wechsel meistens aber nicht eingelöst. Um von seinen Gläubigern wenigstens zeitweise in Ruhe gelassen zu werden, hat er sich in Berlin abwechselnd unter den Namen Dr. Eckart. Dr. Ziegler und Dr. Rothe aufgehaltcn. Dann erstattete Medizinalrat Dr. Leppmann sein Gut achten. Er schilderte zunächst die Schwierigkeiten, ja, in vielerlei Hinsicht die Unmöglichkeit, aus Schrecks Darstellungen Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden. Unbedingt sei Schreck Psychopath mit außergewöhnlicher Geltungs sucht. Trotzdem wisse er im praktischen Leben, welche Wege zum Erfolg sührten. Für die kritische Zeit von Januar bis September 1925 seien keine Anzeichen dafür vorhanden, daß Schreck unzurechnungsfähig gewesen sei. Dagegen trügen die Entschlüsse und Handlungen Schrecks bestimmt psychopathische künstlerisch sich auseinandersetzend: so grüßt Sie steittc der Zu ruf aller, für die sich Dcrüii nnd Heinrich Zille untrennbar verbinden, der zugleich im Stillen ein oft nur zu selbstloser Helfer ist in den Bezirken der Not. von denen seine Bilder sprechen." „Augsburg" und „Gießen". Der Norddeutsche Lloyd hat seine Flotte kürzlich durch den Ankauf der beiden Frachtdampscr „Northwestern Miller" und „Southwestern Miller" weiter ergänzt. Sie sind unter dem Namen „Augsburg" und „Gießen" in de» Ostasicndienst ein gestellt, der vom Norddeutschen Lloyd seit dem l. Juli 1927 wieder in gleicher Ausdehnung wie vor dem Kriege — wöchent lich eine Abfahrt — betrieben wird. D. „Augsburg" trat seine ! erst« Ausreise von Bremen am lO. Dezember an: ihm folgt i am 14. Januar D. „Gießen". Die beiden Schisft haben eine i Tragfähigkeit von etwa 8600 Tonnen und einen Naum- gehalt von etwa 5100 Br,-Reg,-Ionnen Eine Kolben maschine mit dreifacher Expansion von je 100 indizierten ?3 gibt den Schissen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 13 vis 13.5 Seemeilen in der Stunde. Beide Schisse können eine beschränkte Anzahl von Passagieren befördern, die in chnsachen, aber behaglich ausgesutttcten Kabine» untergebrachl sind. Ein mißglückter „Schulstrcik". Di« Kinder der Gemeinde Blumenthal (Kr Rngnit, Ostpreußen) benutzten seit vielen Jahrzehnten einen ourch das Feld des Gutsbesitzers E in Paulshos zur Schule Gr. Jodu- pönen führenden Schulsteig. Als dieser Schulstcig im vergan genen Sommer umgcpjliigt wurde, sollten die Schüler einen anderthalb Kilometer weiten Umweg machen Die Ettern weigerien sich, unter diese» Umständen ihre Kinder zur Schule zu schicken und glaubten wohl, dadurch die besondere Aufmcrk- lamkeit der Behörde» auf diesen Fall zu lenken Es ist ihnen wohl kaum zum Bewußtsein gekommen, daß sie sich zunächst selbst dadurch strafbar machten. Kegen die volizeilich verhängte Schulstrafe erhoben sic Widerspruch beim Anitsgerichl PillkaUen, das aber nach der Lage der Sache auch nicht anders entscheiden konnte, zwar in Einzclfällen die Straft ermäßigte, dom im übrigen den Widerspruch zurückwics, so daß zu den Strafgeldern nun noch die Eerichtskosten hinznkoinmen. Die cchulangelegen» beit bürste damit freilich noch nickt zu Ende lein.