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nicht, was sie »edel«. den» er »«i k«r«ges»»d n«b «tn nüchterne« M«««<ch Vier Mannte später starb er an Blutvergistnng. »wet Mo nat« nach ihm erlolch da» Lebenslicht der Kösellie». Da man in Turnbach die Tot«n begräbt wie fie hrimgehen, liegen die beiden nebeneinander. Dabei hätte sich niemand etwas gedacht, wenn man nicht im ärmlichen Nachlaß der Lies «In «bgeOttssen«, Heft gesunden hätte, in dem st« di« Gericht, ihr«, Liebe und ihre» Leben« ausgezeichnet hatte So erfuhren sie di« Menschen, dir mit ih, gelebt und doch nichts davon gesehen hatten, uM> so kommt'», daß fie von ihr sprachen und sprechen heute noch und mit scheuen Augen das Fenster suchen, an dem fie saß in den Nächten, besonders in der heiligen Nacht. Ein echter Armer Von Michael Kofyrew „Tja. Ich bin eben so ein echter Armer und nicht ein zu- sammengcbastelter Uns. echte Arme, gibt es im ganzen Dorfe nur drei Mann. Wenn irgendeine Unterstützung kommt, dann melden sich immer mehrere, weil der Mensch listig ist. und jeder sich gern für arm ausgibt. Aber außer uns dreien find die anderen nur so, zusammengebastelt. Die Komitees verstehen es nicht, aber ich weiß auf den ersten Blick, wer wirklich arm ist. und wer nur gebastelt. Wie gesagt: der gebastelte kommt in das Komitee und sagt direkt: „Ich brauche ein Pferd, ich brauche eine Kuh." Was weiß aber der echte Arme, was er zuerst braucht? Unser« ganze Wirtschaft ist ein einziges Loch — das ist das erste Zeichen Und hier ist das zweite: der Gebastelte hat das Seine be kommen, geht weg und man sieht ihn nicht mehr. Lin echter Armer aber, wie ich, geht nicht weg. Bei seiner Armut könnte er immer noch etwas abkriegen. Er bleibt so lange, dis man ihn sortjagt. Das dritte Zeichen erkennt nmn an der Lebensweise selbst. Den Gebastelten sicht man nie in der Kneipe. Er hat ja wenig Sorgen. So ein echter Armer aber geht aus der Kneip« gar nicht heraus — weil ihm das Herz vor Armut brennt, »nd er Trost braucht. Das vierte Zeichen . . . Davon will ich dir eben erzählen. Das vierte Zeichen ist so, daß ich seinetwegen leiden muh und jede Unterstützung für immer verloren habe! Das hat im Frühjahr begonnen. Es gab Unterstützung von der Regierung: die Aussaat umsonst. Wir drei kommen 0H0 als erste. „Wieviel Saat braucht ihr?" fragt man »ns. Ich antwortete für alle: „Wir find die wirklich Armen und nicht irgendwelche. Wir brauchen möglichst viel." „Für wieviel Morgen denn?" ,,2a", sage ich, „wie euer Gnaden wünschen. Wir nehmen auch für hundert Morgen." Sie verstehen wieder nicht: „Habt ihr viel Nichtgcsätes?" „Bei uns", sage ich, „ist das ganze Feld nicht gesät." Es gab eine reine Verständnislosigkeit. Trotzdem haben fie uns je 5 Zentner gegeben und von jedem eine Quittung ge nommen. Einer der unseren säet: „Daß die es nur nicht zurück verlangen." „Was?" sage ich, „das gibt cs ja gar nicht." „Nun wir haben es genommen. Was sind aber 5 Zentner bei unserer Armut? Ich bringe sie nach Hause, denke: wenn ich aussäe, so habe ich keinen Pflug, um zu pflügen. Bester ist es, ich verkaufe die Saat. Hier kam gerade ein Nachbar, gab mir Geld dafür — es reichte gerade für einen Pflug. Aber wozu brauche ich einen Pflug, wenn ich kein Pferd habe? Ich ging also in das Komitee der gegenseitigen Hilfe „Kann ich nicht von Ihnen Unterstützung für ein Pferd haben?" „Wieviel brauchst du?" , „Wieviel Euer Gnaden bewilligen." Na, 35 Rubel haben sie gegeben — und wieder eine Quittung. Ich zählte das Geld nach, sehe, es reicht für das „Pfui deixil" schimpfte das brav«, gehorsame Eheweib, und spie den Trank aus. Trotz allen Probierens und Umfüllcns war nichts zu wollen: in allen drei Wärmeflaschen fanden Magistratsrats Master. Je drei Liter garantiert reines Schwyzcr Bodensecwaster! Na, dem Herrn Vetter, dem wollte man es sagen, nxnn man wieder hinüberknm! Natürlich hatte er den Wein, als man in der Stube saß, wieder ausfüllcn lassen, der Gauner, der Lackel, der! Joseph Häbcrlc, der wohlproportioniert« Schwyzerwirt, machte ein sehr verblüfftes Gesicht zu den harten, erbittert aus gestoßenen Anklagen und schwur tausend Eide, daß er nicht das geringste von der Sache wist«. Die Dienstboten wurden ver hört. die Wirtin ins Vertrauen gezogen — nichts nützte es. Nie mand wußte um den so radikal veränderten Inhalt der Wärme flaschen Da kam die Wirtin auf den Gedanken, daß der Handels mann, der den Herrn Vetter gefahren hatte, etwas misten müsse, da dieser die Flaschen in den Schlitten schaffte. Zufällig halte der Herr Magistratsrat heute denselben Handelsmann um je zwei Zigarren hin und zurück bemüht und ries ihn herbei. Der alte Eraunecker mar sofort im Bilde und erklärte in seinem bajnwarischen Dialekt wegwerfend: „Ach. dös Wasser da, dös stinkcte? — Na — dös Hab' i net drin g lasten in der Wärmeftasch' Dos war kalt, und dann war d' Brüh d elendige, ganz gilb und rock), daß ma sich d' Näs' halten hat mästen! Na — da Hab i frisches und a ordentlich a heißes Master aufg'süllt . . " Weshalb die Ccknveizrr darauf so lachten und der Herr Ma gistratsrat ein so wütendes Gesicht machte, das wußte sich der Herr Kraunecker nicht zu erklären — -- und noch viel veniger fand er eine Erklärung dafür, daß der Herr Magistralsrat. wenn er wieder einmal in di« Schweiz hinüberreiste, nie mchr. trotz des billigen Fahrpreises, um eine Mitnahme in seinem Schlit» ten nachsucht«. Pferd, aber ich habe keinen Pflug und nichts zu säen. Ich gehe also i» die landwirtschaftliche Genossenschaft: „Ich bin ein Armer", sage ich, „gebt mir einen halben Hunderter zur Unter stützung der Wirtsck)ast. „Die Hälfte wird auch genügen!" Ich. bei meiner Armut, verachte auch die Hälfte nicht. Ich gehe also nach Hause und gucke mir meine» Hist an: Lauter Trümmer und kein Hof. Wie soll ich ein g » -s Pferd zwischen diese Trümmer stellen? Und die Hälfte erst! In einer iolckien Hütte kann nur ein Armer ohne Saat und ohne Pferd vege tieren. In so einer Hütte kann man nicht leben' Da ver- zweiselte ich eben. Es war gerade so gegen Ostern. Ich komme in die Kneipe und die anderen beiden verzweifeln auch schon, fitzen dort schon lange. „Weshalb?" frage ich „Ich", sagt der ein«, „habe Vorschuß für ein« Kuh bekom men. Wozu brauche ich aber eine Kuh. wenn ich keine Milch trinke?" „Und ich", sagt der andere .Habe Geld fürs Bauen bekom men, was soll ich aber bauen, wenn es mir im Herzen brennt, und ich scheinbar bald sterben werde." Die Bauer» hoben schon längst gepflügt, wir aber »er« »weiseln: fie haben gesät, wir verzweiseln aber t«m«r «och. Die Leute er«trn — und wir haben schon nicht« mehr, womit wir verzweifeln könnt««. „Wo kann", denken wir. „unsereiner iroch Unterstützung be kommen?" — Da kam aber nicht nur keine Unterstützung, son dern eine volle Konterrevolution gegen di« Armut. Zum Herbst kommen alle drei Komitees: „Gebt die Schulden zurück." „Woher soll ich's nehmen? Ich bin doch ein echter Armer." „Zahle Prozente." „Wovon soll ich sie denn zahlen, wenn ich nichts habe?" „Wir werden dir dein Gut beschlagnahinen." Ich lachte nur: „Beschlagnahmt!" „Warum hast du das Pferd nicht gelaust, warum keinen Pflug. Warum hast d» das Feld nicht gesät?" Und ich sage ihnen doch: ein Armer, ein echter Armer, von Geburt aus und nicht irgend so ein zusammengebastelter! — „Warum ich nichts habe? Wo hat man denn gesehen, daß ein wirklich Armer etwas hat?" „Du hast doch Vorschuß genommen!" ,Za, weil ich arm bin." Sie schüttelten den Kops und gingen fort. Was lachten wir damals in der Kneipe! Aber es kam nicht zum Lachen. Wir kommen zum Herbst in das Komitee: „Helft uirs bis zum Frühjahr." Und sie: „Für euch gibt es nichts" „Wieso denn das?" „Ihr habt di« alte Schuld nicht bezahlt." „Da hast dn's. Das Ist eben das viert« und letzt« Zeichen, wonach man einen wirklichen Armen erkennt. So ein gebastelter Armer, der wird euch den Vorschuß zurllckzahlen. und die Pro zente dazu, aber unsereiner, «in echter Armer — niemals!" (Uebertragen von M. Lkarol.) Nippes Von Gerhard Schäke Ich wollte ein möbliertes Zimmer mieten. Endlich, »ach langem Suchen, fand ich ein Zimmer, das sechzig Mark kosten sollte und -as man für diesen Preis sehr schön finden konnte. Ich zahlte die Hälfte und zog ein. Schreibtisch, Chaiselongue, Regal und Ösen standen rechts, Tisch, Sosa, Vertikow, Bett und Waschtisch links. Zwei Fenster gingen nach dem Hof hinaus; man sah gerade noch den Wipfel eines herbstlich vergilbenden Baumes, der im gegenüberliegen den Grundstück stand. Das Vertikow gefiel mir nicht. Ich liebe die Möbel nicht, die nichts Halbes und nichts Ganzes darstellen, die Platz wcg- nehmen. ohne einen guten oder wenigstens einen ästhetischen Zweck zu erfüllen. Nun, man hätte Bücher und alte Briefe, Akten und unbezahlte Rechnungen Hineinstopsen können. Mit dem Vertikow hätte ich mich notfalls ausgesöhnt. Aber nicht mit den Nippes, die darauf standen, leicht bestaubt, ein wenig angeschlagen und so vollkommen nutzlos und unschön. Ich kann Nippes nicht leiden. Fortgesetzt hat man. wenn man ihnen zu nahe kommt, das Gefühl, sie versehentlich zerschlagen zu können und dann Auseinandersetzungen mit sich selbst, seiner Tölpelhaftigkeit — und mit der Wirtin befürchten zu müssen. Die Nippes bestanden aus einem sieben Zentimeter hohen Engel, der den Mund geöffnet »nd in de» Händen goldige, goldene Topfdcckcl hielt. Topsdeckel — ich weiß nicht, wie man die metallenen gewölbten Schilder nennt, großen Friseurbecken ähnlich, die beim Zujammenschlage» laute, schallende Töne von sich geben und besonders an Pauken besesttigt sind. Solch ein musikalischer Engel war das. Dann gab es zwei mannsfaust- große Muscheln, die nicht einmal rauschten, wenn man sie ans Ohr hielt. Wahrscheinlich sind sie falsch. Ein weiblicher Merkur oder eine griechische Stafettenläuferin. sieben Zentimeter hoch, Engelskops, kleine Flügel an den Füßen, den einen graziös gen Himmel gereckt, eine vergoldete Rolle mit Siegel in der Hand, war noch da. Und dann eine so—genannte japanische Cchnitzcre. Eazellenartige oder gcmsartige langhörnige Viecher kletterten an drei ausgehöhlten Steine» (oder was das sein soll) empor. Das Ganze hatte den Umfang dreier Männer- säuste, war schwer »nd keineswegs schön. Die drei Löcher ge dachte ich als Aschenbecher zu benutzen. Das waren die Nippes. Am anderen Tage setzte ich die Dinger auf den Küchen tisch. Die Schnitzerei stellte ich auf den Schreibtisch, sic war Brcfbeschwerer und Aschenbecher zugleich. Abends ging ich aus. Als ich wiederkam, fand ich die Nippes, schön sauber abgewaschen, wieder auf dem Vertikow. Ich legie sie schweigend in den Kohlentasten. Sie wurden wieder auf das Vertikow gestellt. Ich legte die Nippes in die Ofenröhre und stellte soviel Bücher aus das Vertikow, daß nicht ein winziges Nippes Platz gesunden hätte. Die Nippes hätten sich nicht wieder eingestellt? Haben Eie Ahnung! Eines Tages fand ich über meinem Bett ein schmales Brett befestigt, darauf standen die Nippes. Ich war höchst beglückt. Und packte die Nippes in eine Schachtel. Zu dem Hausmädchen sagte ich: Hier, werfen Sie das in den Müll Das Mädchen knixte, sagte, sie würde unverzüglich das Paket in den Müll werfen. Ich schärfe ihr noch rin, nicht hineinzusehc». Das hätte ich nicht tun sollen. Sie reinigte die Nippes, bemalte sie in ihren Mußestunden frisch mit Aquarellfarben, rotem Mund, blauen Augen, braunes Haar und rosa Schleier, und stellt die Nippes wieder ins Zimmer. Joses, mein Freund, kam mich zu besuchen, er rauchte eine schöne englische Pfeife. Mitten im Gespräch sagte er: Jung«, du hast wirklich Ideen! Wieso, sagte ich, denn das war mlr neu. Er griff nach dem einen Engel, dem Mufikantenengcl, und benutzte ihn als Pfeisenstopser. „Ich würde ihn dir gern schenken!" sagt« ich. Er wehrte ab, er wolle meine Gastfreundschaft nicht miß brauchen. Meine Wirtin hatte eine junge Katze. O, dachte ich. die Katze kann mit den Nippers — ich gewöhnte mir an, ganz verachtungsvoll Nippers zu sagen — spielen. Ich setze die Katze aus den Tisch, an den Rand stellte ich die Nippers Ich hoffte, die Katze wäre gelehrig genug, die kleinen Statuen hinab- zustoßcn, ich hätte dann die Schuld aus die Katze schieben können. Aber die Katze tat nicht dergleichen, sie wand sich und bog sich und tänzelte um di« Gestatten herum, als habe sie in einem Kursus den Eiertanz gelernt Die Figuren blieben heil. Ich stippst« den Merkur mit der Stafette oder der Vürger- meisterurkundc — ich weiß nicht, was sie in der Hand hält — vom Tisch. Sie lairdete vollkommen gesund. Sollte ich sic. so ganz versehentlich, mit dem Fuß zermalmen? Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, ich nahm am Abend die ganzen Nippers und warf sic zum Fenster hinab. Beruhigt ging ich zu Bett. Am Morgen bat ich die Wirtin ins Zimmer uird erklärte ihr entschuldigend und umständlich, daß ich durch eine» merkwürdigen Zufall die Nippes aus dein Fenster habe fallen lassen. Sie unterbrach mich mit reizvollem Lächeln und meinte, daß schade wirklich gar nichts. Ich bot ihr drei Mark an, als Schadenersatz. Sic wies das Geld mehrfach zurück, um cs endlich doch mitzunehmen. Nun war Ruhe. Ich nahm meine Bücher vom Vertikow, um sic vorm Verstauben zu schützen, und packte sic in den Schrank Eine Vase, die mir jemand zum Geschenk gemacht hatte, thronte allein und ruhig aus dem unnützen Möbel. Zwei Tage später kommt das Mädchen ins Zimmer, schel misch lächelnd. Nun, sagte ich freundlich, was haben Sir? Sic lächelte und meinte darauf, sie habe eine rvirlli.he Ueberraschung für mich Eine Ueberraschung? entgegnete ich. Sie werden sich sehr wundern, wenn Eie es sehen! Und dabei stellte sie den musikalischen Engel auf den Tisch, der drei mal geleimt war, aber fast wie neu aussah. Ich wundere mich wirklich sehr, sagte ich nach einer Pause. Sic hätten dem Kerlchen seine Ruhe lassen können. Sie sah mich schweigend an und wartete. Ich drückte ihr stumm den Supers in die Hand. Sie stellte ihn eben so stumm aufs Berti! Und wartete. Herzliche» Dank, sagte ich Bitte, sagte sie kühl und ging. Wahrscheinlich hätte ch ihr rin Triirkgeld geben müssen, fiel mir ein. Den Engel packte ich ein. Ich habe ihn dann in der Straßenbahn liegen lasten. Kinder vom Schaffner der Linie 74 werden ihre Helle Freude daran gehabt haben. Beglückt ging ich an diesem Tage heim, ich war wie befreit. Ich blinzelte nach der Base — sie war verschwunden. Ich wurde bleich — aus dem Vertikow standen eins, zwei, drei zwölf Nippers. Musikalische Engel, unmusikalische Badies, tanzende Mädchen, neckische Knaben. Ich schrie aus. Die Wirtin stürzte ins Zimmer. Was denn los sei. „Was ist denn das?" keuchte ich, auf die siebenzentimetrigen Eipslcute zeigend. Sie drehte sich halb verschämt zur Seite, di« gute Seele. „Nicht wahr. Sic haben sich arg gefreut? Ich Hab' für di« drei Mark neue Nippes gekauft — ein ganzes Dutzend Hab' ich bekommen." „Um Gottes willen, lispelte ich. und die sollen hier bleiben?" „Ja, nickte sic, oder wollen Sie noch mehr haben?"