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Sächsische Volkszeitung : 05.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192801054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280105
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-05
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.01.1928
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in den übrigen seelsorglichen Aufgaben tätig waren. Wir alle wissen, wie die meisten von ihnen dornenvolle Arbeit zu leisten haben, bald im Eewirr der Großstadt und unter der seelisch und wirtschaftlich schwer heimgesuchten, bedrohten Bevölkerung der Jndustriegemcinden. bald in einsamer Diaspora und in eisiger Gebirgsgegend. — Opser. di« das gewöhnlich« Maß von Ausdauer oft übersteigen. Dankbar sein muß der Bischof den Orden-geistlichen als treuen Helfern in den außerordentlichen seelsorglichen Aufgaben, den Brüdern und Schwestern im Dienste der Caritas und der Jugenderziehung. — der katholischen Lehrerschaft, dir den Religionsunterricht als Kleinod ihres Amtes betrachtet, — denen, die un öffentlichen Leben als Hüter und Förderer der katholischen Aufgaben und Kräfte im Dienste des Gemein wohls wirken. — schließlich den katholischen Vereinen. Im Vereinslebcn haben mir das Eesellenheim in Breslau, die mutig begonnene Neubelebung der Arbeiterverein« in Oberschlesien, die Wallfahrt der Jugendlichen und Jungmänner besondere Freude bereitet. l'srllil,um nein vO<lit tempu« — ist das letzte Wort des alten Jahrbuchs. Es sei das erste Wort im neuen Jahresbuche der Diözesangcschichte. Da kann ich nun nicht alle Sorgen im einzelnen erwähnen, die heute am Altäre vor meinen Augen standen. Mein erstes Memento galt dem Familienleben. Ihm sei im neuen Jahre unsere emsigste Sorge gewidmet. Offen müssen wir ein- gcstehen. baß viel vom heiligen Erbgute echt christlich-katholischen Familienlebens geschwunden ist. Nicht immer durch alleinige Schuld der Eltern. Die unruhoolle Zeit mit all ihrer Zerfahren heit und mit der Abneigung gegen Seelenpslege, der dem Ma teriellen zugcmandte Geist der Zeit, das Prävalicren des Sen sationellen täglicher Vorkommnisse in der Tagespresse, der ge steigerte Druck atheistischer und religiös gleichgültiger Umgebung und so manches andere trägt ein gut Teil Schuld. Aber um so mehr muß unser aller Aufgabe sein, dem Familienleben wieder die volle Kraft und Wärme, di« Freudigkeit und be glückende Innigkeit echt katholischer Geistes- und Herzensbildung einzuflüßen. Darin sehe ich die höchste Ausgabe der religiösen Vereine, der Standesvereine und auch der Jugendvereine —. die höchste Aufgabe der Eemeindepfleg« und der Elternabende. Gelingt der Eesundungsprozcß zunächt in engere», dann in werteren Kreisen, dann ist das wichtigste Stück im Wiederaufbau d«s Volkslebens geleistet. Dazu Hilst vor allem auch die Bekämpfung der Woh- «ung»aot, die «in« der schlimmsten Curllen der Verrohung und Entsittlichung der Familie und besonders der Jugend ist. Tank den Behörden, die zielbewußt dem Wohnungsclend Abhilfe zu schassen suchen. Das ist wichtiger als manch« andere mit agi. tatorisch«, Reklame betonte Forderungen. Kamps gegen die Wohnungsnot heischt noch aus lange Jahr« große Opser, vor denen die össentlichrn Behörden nicht zurückschrecken werden. Eng verbunden mit der Sorge um das Familienleben ist die Sorge um ein S ch u l g c s r tz, das es ermöglicht, die Werte und Kräfte unserer heiligen Religion überall lebenskräftig der Ju gend mitzuteilen. Wir alle kennen die dornenvollen und heißen Verhandlungen, in denen dir Vertreter des össentlichrn Lebens stehen —, kennen auch die Verdächtigungen und Schreckbilder, mit denen man gerechte Forderungen zurückdrängen will, unbe kümmert um das Erbgut, von dem schon viel verloren ist. Uber wir vertrauen, daß alle, denen christlich« Erziehung teuer ist, Verständnis für unsere Forderungen haben —; vertrauen, daß das segensreich« Band, das Elternhaus, Schule und Kirche ver bindet, nicht durch hemmende Gesetz» immer noch mehr wirkungs los gemacht werde. An dritter Stelle sei jene Sorge erwähnt, die sich ausspricht in dem Worte „Kamps gegen Schmutz und Schund-. Bor dieser Ausgabe dars niemand die Augen verschließen. Daran dars niemand mit vornehmem Bedauern »oriibergehen. Ein solches Borübergehen mag vornehm ausschcn, ist aber nicht vor nehm: Es ist gleichgültig sein gegen schlimmste Bolksnot. Es handelt sich um das tiesste Weh, das alle edlen Seelen durch zittert —, um das verderblichste Gist, das in das Mark unseres Volkes ringedrungen ist. Wo ist in unserem Volte das sittliche Zartgesiihl geblieben? das Ehrgesühl sür Zucht und edle Sitte? Gott s«i Dank, daß überall im katholischen Volk« viel guter Wille ist. Uns aber gilt es. aufzuklären und zu ermutigen, die Kräfte zu schulen und -u einheitlicher Arbeit zusammenzu schließen. Wie können jene Anregungen, die im vergangenen Jahre ausgegangen sind vom Caritastage in Ratibor. von der Aka- bemikervcrsammkung in Breslau, von der Arbeitertagung in Gleiwitz, von den Kursen im Hcimgarten zu Neisse, von so man chen anderen Veranstaltungen — wie können sie praktisch sruchtbar gemacht werden: das ist die Frage, die immer wie der an jeden einzelnen in seinem engeren Wirkungs kreise herantritt. Mit schönen« Verlaus solcher Veranstaltun gen allein, mit prächtigen Referaten und lobenden Zeitungs artikeln ist noch nicht viel geleistet. Besondere Hilfe verspreche ich mir von der Exerzitlen- bewcgung, und danke dem Diözesan-Sekretariate dieser Bewe gung sür seine geduldige und warmherzig« Anregung. Das sollen Laienapostel sein, die aus den Exerzitien heimkehren mit lichlem Auge, frohem Sinn und freudigem Schassensmute zu stiller Arbeit in ihrem engeren Kreise. So sei denn mit uns allen im begonnenen neuen Jahre Gottes Segen, den wir heute heißer und inniger als sonst am Altäre herabgerusen haben. Vrr5«i«n unrl Umgebung Zum Ableben -es Slaalsfinanzrals Dr. Oerkel Dresden, 4. Januar. Am 1. Januar 4928 ist. wie bereits kurz gemeldet, Dr. jur. Dr. phil. Friedrich Ehrcgott Oertel, Staatsfinanzrat im Siaats- rechnungshof. vlotzl-ch verschieden. Er war geboren am 10. Sep tember 1882 in Zittau und trat nach Beendigung seines Stu- d-ums und Ablegung der Prüfungen als Assessor In Auerbach in den sächsischen Verwaltungsdienst. Nach einer Dienstleistung bei der Poli.'eidlrektion Dresden wurde er 1914 juristischer Sekretär im Obernerwaltunasgerichl. Während des Weltkrieges war er 19*4 bis 19*0 im Felde Rittmeister im ersten Husaren- reg'ment Nr. 18 in Großenhain, wurde dann Regierungsalsessor b°i den Amtshauptmannsckiaften Glauchau und Dresden-N. und 1918 bei der Amtsl^ruvtmannschaft Leipzig. Im Jahre 1920 wurde er als R"a,«rungsrat in das Finanzministerium berufen und 1921 zum Oberrsgierunasrat befördert. Am 1. Juli 1927 erfolgte seine B°n,fung als Staatsfinanzrat in den sächsischen Etaa*srecl'N'>noshof. Dem Verstorbenen ging der Ruf eines ausgezeichneten Ver- ivaltunasbeamken voraus, der mit einem überragenden Willen auf allen Gebieten und einem zielsicheren Können ein starkes Wollen verband. In lebendwem Bewußtsein der deutschen Not hat er seme ganze Kraft, nicht nur seinem Dienst, sondern in hochgespannt"«» Pflichkgefübl darüber hinaus der Entwicklung eines neu^n Berussbeamtentums gewidmet. Seit 1921 an füh render Stelle in der Beamtonbeweaung tätig, wurde er 1923 zum erst-n Vorsitzenden des Landesverbandes der höheren Be amten Sachsens gewählt. Er hat es verstanden. In den sieben Fahren. anderen Ländern weit vorouseilsnd, sämtlich« habere Beamte Sachsens aller Fak'lltäten zu einem einheitlichen Ver bünde zusainmen'ullihren und diesem Verbände Sinn und Ziel als eine ständische Einheit zu geben. Er sah in dem höheren Beamten den um seines Berufes un- Standes w'llen für sein Balk besonders verantwortlichen Menschen, der nickt nur äußer lich se-ne Pflicht zu erfüllen, sondern sein Ganzes seinem Berufe zu geben und für d'-sen zu leben hatte. Seine außerordent liche innere Durchbildung. sein hervorragendes rednerisches Tal-m* und manniasache ander« Fllbroreigenichaficn. naben ibm die Möglichkeit, d'e geistiaen Ereignille der letzten Jahre in um- tallender Weise mit den Aufaaben d»s höheren Beamtentums In Beziebung zu bringen. Für den Landesverband bedeutet sein Hinscheiden einen unersetzlichen Verlust. : Im Amt« vom Take Oberrolckt. Der Hanbelsger!ch*srat Kaufmann Johannes Schuster. der heute vormittag in einer Zivilnerbandlung vor Gericht erschienen war. erlitt, den Dresd ner Nr>chr'cht"n zufolae. einen.Scklaaansall. d->r den sofortigen Tad twrbeisübrf«. Schuster stand im 80. Lebensjahre, war sri-ber lange Jahre S*ad!verordneter als Wrtroter der deutschen Bolksrw-tei und Ba-"*"'ud''r Draalsten-Fachichrise. : Ernenn"»». Me der B-llOsstont erfährt, ist der frühere Wirttch"ftswin>st»r Hermann Müller ab 1. Januar zum Ober- realenuwsrat bei der Landcsversicherungsanstalt Sachsen er nannt worden. verschärfte Lage »n -er Stillen-Industrie Dresden, 4 Januar. Nachdem durch die Ablehnung der Schiedssprüche für di« sächsische Hüttenindustrie durch Arbeitgeber und Ar» beitnehmer zunächst ein vertragsloser Zustand «in getreten war. baden gestern bel den Mitteldeutschen Stahlwerken A.-G. ln Gröditz die Arbeiter der ersten Schicht nach acht Stunden den Betrieb verlassen. Nach nochmaligen er- gebnisloien Verhandlungen nmrde daraufhin der Betrieb ln Gör litz geschlossen und die Arbeiter ausgesperrt. Auch In Riesa soll in mehreren Betrieben der Dresdner Volksztg. zufolge den Nrbeit-rn die K'indkgung in Aussicht gestellt worden fein. Wie wir hören, finden heute Mittwoch nachmittag 1 Uhr im Reichsarbeitsministsrium zu Berlin Nachverhandlun gen zu den Schiedssprüchen sür die sächsische Hüttenindustrie statt, wobei zur Frage der Verbindlichkettserklä- runa Stellung genommen werden soll. Es wäre im Interesse -es Wirtschaftsfriedens sehr zu wünschen, wenn die Verbindlich, keitserklärung bald erfolgen und eine weitere Verschärfung der Lage in diesem wichtigen Industriezweig hinanhalten würde. Die Saifon - Arbelkslosigkett Dresden, 4. Januar. Die In den letzten Wochen des zu Ende gegangenen Jahre» 1927 eingetretene Saisonarbeitslosigkeit kommt in den nunmehr vorliegenden Zählungsergebntssen der öfsentltchen Arbeitsnach weise zum Ausdruck: sie erscheint relativ sehr bedeutend. Am 15» Dezember betrug die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden im Freistaat Sachsen 112 077 gegenüber 84 259 am 15. November. In, gleichen Zeitraum ist die Zahl der Hauptunterstützungs- empsänger in der Arbeitslosenversicherung und In der Krlsen- sürsorge um rund 100 Prozent gestiegen, von 42 245 aus 85 827. Immerhin bleibt beachtlich für die Beurteilung der gegenwärti« gen Arbeitsinarktkaae, daß Im Jabre 1928 in der gleichen Zell die Zahl der Arbeitsuchenden im Freistaat Sachsen von 193 382 auf 208 884, die Zahl der Unterstsitzungsempfänger von 148 665 auf 187 706 gestiegen war. Das Ende des Jahres 1928 hatte also ein wesentlich hökeres Niveau des Angebotes, in dem frag lichen Zeitraum ober ein« geringere SalsonaAieitslosigkeit, wies das Ende des Jahres 1927. : Sarrasants Gastspiel geht seinem Ende zu. Der Zirkus Sarrosani. dessen Gastspiel eine Kette'wahrer Triumphe ist. be schließt in wenigen Tagen seine kurze Spieldauer, um seinen transportablen, monumentalen Winterbau in Chemnitz zu beziehen. Mit Rücksicht aus die bindenden Verpflichtungen ist eine Verlängerung des Gastspieles vollkommen ausgeschlossen. Wer also eine Zirkusschau sehen will, die von Fachkennern Publikum und Presse mit Recht als die glanzvollste aller Kon tinente bezeichnet wird, muß diese Knappe Zeit wahrnehmen. Das Programm bietet >n seiner überwältigenden Fülle artistische Höchstleistungen und Dressurakte von seltenem Reiz. Karten sind noch zu jeder Vorstellung in genügender An-ahl im Vor verkauf Residenz-Kaufhaus sRe-Ka), Dresden-Altstadt, und an den Iirkuskassen. die von morgens 10 Uhr ununterbrochen ge öffnet sind, zu haben. : Kirchensteuer. Wer in der Stadt Dresden die nach dem Kirüzensteuerbescheiü 1927 bisher fällig gewesenen Termins- beträae noch nicht bezahlt hat, wird hierdurch ausgesordert, als bald Zahlung zu leisten, da in Kürze das Beitreibungs verfahren beginnt. : Mnstkatische Veranstaltung für Erwerbslose. Der Oessentliche Arbeitsnachweis Dresden und Umgebung veranstaltet in Gemein, schast mit dem Pbllbarmonischen Orchester Sonntag, den 8. Januar 1928. vormittnns 11 Uhr, Im Zcniralthea'er Waisenbausstrare 6. ein Konzert für Erwerbslose. Bronramm: Jo*'anneS Brabm? Morgen feier. 1. Sinfonie Nr. 1 E Moll. Werk-68 2. Brahms Lieder. 3. Violin-Konzcrt mit Orchester D-Dur Werk 77. Eintrittskarten sind in allen Fachabteilungen des Ocsfentlichcn Arbeitsnachweises zu entnehmen. k Schnellbootverkebr auf der Elbe. Mit dem Beginn des Sammerfabrplans beabsichtigt die Sächsisch Böhmische Dampf- schiffakrts Gesellschaft, zwischen Dresden und der Sack,fischen Schweiz einen Schnellboatverkehr auf der Elbe elnzurichicn. Die Boot« sollen mit 80 beauemen Sißnlätzen versehen iverden und zwischen Dresden und Herrnskretschcn auf allen größeren Stationen holten : Um die Getränkesteuer. Im Gegensatz -n den kommu nalen Spitzenorganisationen haben sich die snchllsck>en .Kandels» Kammern gemeinsam gegen die Wiedereinführung der ge- meindlichen Getränke st euer ansaesprocßen und das Wirtschastsministeriiim in einer Elnaabe gebeten, sich dafür zu verwenden, das; diese Steuer nicht wieder eingesührt werde. Dcvotionalienhondier seine Schnitzereien »in fünf Gulden Herz lich wenig für de» Korb kleiner Sächelchen, aber genug, der Mutier ein neues Tuch und dem Jungen einen Christwecken und sich einig« Lot Tabak zu kaufen, dazu für St Kathrin ei» Weih- kerzchen um sechs Kreuzer und ein Dutzend Lichlckpui sür den Thristbauin, den er sich am Abend aus dem Klvsterwalde mit Es war ein schwerer Weg hinauf zum Sattel von kt. Kathrin und oft mußte er rasten. — Da sah er plötzlich zuer über den Weg eine Echweißspur lausen Er ging ihr nach und fand im Dickicht einen angeschoffene» Eemsbock, der kläg lich lichte. — Er gab ihm mit feinem Messer den Fangstoß und überlegte nun. was er mit diesem Tiere anfangen sollte. „Ich werde es dem Grasen bringen aus das Schloß, wiel- leicht. wenn er meine redliche Gesinnung erkennt, wird er milde gestimmt werden und mir mein Weidrccht zurnckgebcn", sagte er zu sich selbst und lud sich das Tier aus den Rücken und nahm leinen L^eg noch der Fragsburg. Dort, wo der Fußpfad vom Schlosse Katzenstein einbiegt, klang ihm fröhliches Halali entgegen, und ein Zug Weid männer zu Pferde trabt« herauf, dazu Jagdtroß und Hunde- meute und aus einem mit Tannenreisig geschmückten Wagen die Jagdbeute. Dem Zug« voran schritt Erhard Reif, der Heger Bei seinem Anblick erzitterte Jsinger. und sein alter Haß gegen den Zerstörer seines Friedens erwachte wieder Auch Reis hatle Jsinger erkannt und rief überlaut: „Halt, mein Freund! Wie kommst du zu dieser Beute?" Der Graf auf Fragsburg ritt hinzu und erbleicht« vor Wut. „Was sehe ich, Jsinger! Achtest du so mein Gebot? Und du erdreistest dich noch, mir mit dei'ier erwildcrtrn Beute frech unter die Augen zu treten?!" „Ich verstehe euch nicht, gnädiger Herr! Was sprecht ihr von crwildcrter Beute? Ich fand das Tier, halb verendet, tm Dickicht und tötete es aus Mitleid und war nun auf dem Wege, es euch zu bringen." Reis lochte höhnisch auf und sagte: „Erzählt doch das Mär lein eurer Großmutter und nicht alten, erfahrenen Jägers leuten. Ihr habt den Bock erlegt, um euch einen Weihnachts braten zu machen. Da warf ihm Jsinger das Wild vor di« Füße und rief: Schuf» I" und wandte sich zum Gehen. Aber der Graf hielt «yn zuruck. „Rem, B»ri<ye, so leichten Kaufs kommst du nicht davon. — Wie soll ich ihn strafen, Reif?" „Herr, im Testament des hochseligen Herrn Grafen steht: Die Jagdhütte bei St. Kathrin bleibt dem Jsinger bis an sei" Ende, so lange er keine unehrlich« Tat begeht. — und ich mei » heute. ." „Ja, bas meine ich auch — Also Bursche, soeben haben wir dich aus unehrlicher Tat ertappt. Demnach bist du der Hütte verlustig — Bis heute nachmittag 6 Uhr räumst du das Block haus Ich werde 'einhalb Dutzend Männer schicken, die dir Beine machen sollen, falls du mein Gebot mißachtest. — Und nun mir ans den Augen! Und sei froh, daß ich dich in meiner Weihnachtslaun« wicht härter strafte." Und sie ritten davon und ließen einen armen, unglücklichen Menschen zurück. — Jsinger starrte dem Zuge nach, dann warf er sich in den Schnee und schlug die Hände vor das Antlitz und weinte um sein zerstörtes Glück und seinen verlorenen Frieden. In dem Frauengemnch auf Fragsburg saß Kunhild«, das blondlockig«, einzig« Töchtrrchen der alten Margret gegenüber und lauschte den alten, lieben Weihnachtsmärlein, dir Margret in halbdüsterer Stube und mit leiser, geheimnisvoller Stimme erzählte. Das Märlein vom Ehristkindlein, das am heiligen We hnachtsabend im silberweißen Kleidchen und. mit goldenen Flügeln durch den Wald schreitet und sür gut«, artige Kinder Thristbäumchen bricht und schmückt, gefiel der kleinen, fünf, jährigen Kunhilde am besten. Und als di« Amm« das Kind allein ließ, um noch einiges sür die Lhristfeier zu schassen, schlich sich Kunhilde aus dem Zimmer, lauschte am großen Herrensaal, wo die Mutter die Tische sür das Gesinde schmückt« und dann huschte sie leite, leis« durch, die langen Gänge de» Schlosses und durch ein S.itenpsörtlein in den Hof. Aber da kam gerade der Vater mit seinen Jagdgästen heim. — Der durfte sie nicht sehen, denn er hätte ihr sicherlich nicht erlaubt, allein in den Wald zu gehen, um das liebe Christkind zu suchen und zu grüßen. Co drückte sich da» Mädchen an der Mauer hin und schlüpfte zu einem kleinen Tore neben dem Bärenzwinger hinau». Und nu» Land te im schaurig düsteren Tann. Lang sam stampfte sie durch den we chcn, dichten Schnee und vief mit ihrem dünnen Stimmchen: „Christkindlein! Christkindlein!" Immer aufwärts schritt es, immer aufwärts. Eine Stunde nach der anderen verging, die Nacht lag schon finster und schwer im Wald«, aus der Fern« klang das Heulen eine« hungrigen Wolfes, aber nichts vom Christkindlein war zu sehen. Jsinger hatte sich aufgerafft und war nach seiner Hütte geflohen Er war zu dem Entschluß gekommen, feiner Mutter und seinem Buben erst noch ein Weihnachten zu machen, ehe sie die Hütte verlaßen wollten. — Und wenn wirklich di« Schloßleut« kommen sollten, ihn auszutreiben, wollte er sie bitten, ihm bis morgen Frist zu lassen. — Sie kannten ihn all« und mochten ihn gut leiden und würden gewiß seiner Bitte Gehör schenken. So trat er mit fröhlicher Miene in sein« Hütte, ein kleines Lhristbänmchcn in der Hand, das er sich aus dem Klosterwalde geholt hatte. Die Mutter buck einen Schmarrn, deksen Dust gar lieblich durch di« Hütte zog, — Jsinger schmückte den Christbaum und zündete die Lichtlein an und Mutter und Bub ahnten nicht, daß jeden Augenblick rauhe Männer kommen konnten, bas klein«, still« Glück zu stören. Jsinger ward immer unruhiger. Ihn litt es nicht mehr ln der Hütte, er muht« hinaus, zu lauschen, ob sie kämen. „Ich will ins Kirchlein, die Weihrkerz« für dir heilige Katherina aufzustellen", sagt« er zur Mutter. „Gut, Heinrich — und bete einen Rosenkranz für mich." Er schritt zur Kirche, säulberte die Tür vom Schne« und trat ein. Er setzt« sein Kerzchen auf einem kleinen Seitenaltar unter -as Bild der Kapcllheiligen und betete inbrünstig für sei» und seiner Lieben Glück. Da hörte er draußen eine Stimme, jämmerlich und doch voll seliger Freud«: „Thristkindleinl Ehristkindlein! Endlich Hab« ich dich. — hast dich lang« suchen lassen." Und er trat auf des Kirchlein» Schwell« und sah nun ein goldlockige» Madel in pelzverbrämtem Rock, das seine Arme ausbreitete und trippelnd auf den Christbaunlschimmer zueilt«, der au» seiner Hütte strahlt«. (Schluß sol-t^
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