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Sächsische Volkszeitung : 12.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192802126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-02
- Tag 1928-02-12
-
Monat
1928-02
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.02.1928
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Nummer >6 Sächsische Vollrszettung >r Februar >»2S MW-M—m—S Woliffilk- ÜMAI UffÜ« lenslao d-nli. . in der Aula dir Ile. Georgplahg, esHrn.Eanllllt^ rn«r i!b d.ThcW ! IlliiSes Slrniuiis !»n klMlni. rlifkec ucht Waurick, :i Panschwitz. entlassene; 'sucht )aydnsk.46 lil.r. sel,r gut erzog. Mädchen iwn, I., erfahren lg arbeiten, Weih, »neiden » Glanz, ht Stellung >» > Haushalt, am Familienanschl. 8 oder später »nt. p 8 2181 häftsstelle d. Bl. Ans. 40. kinder los. Geschäfts, lünscht sich wieder 'WM». »er selbständiger »m angenehm. n unter 1 l. 8 zernd Dresden. llanüwirlsellsit, usvv werci.tZgl, n «us gut kalk, ns gemolciot. In- riessodrist 77 un- gen 30 kia. ver- . ohne ^untrualc. liltl., clsdor vor- nseroNnlieirata- Ilinen lrostenlar . wenn 5lle an, nsede untere clit. r Sunel ttirl-k'tiuqen alten Odersll fsrUliikl ernliauv onntag e> -Unrecht irt-Zyklus Abend Einstu^ierniig Horsnni (7, llontag htsreihe ^ »u»vr (>/,?> lllpirtiialls -onntag «ileier (>/,12- lsr l-«gsn«»rl «rlolksstrr (3> er Anrecht er «>»'<» (>/,ü) Ikontag htsreihe 8. russnu <>/»8) ct-Tlieater wnntag ril komm«» ('/ZU il. Kartenverkauf. in ketdlsdam l>/,4> ioxer lr.': 2201-240» ikontag > »er llkslr ft. 1. 200I-2M 2: 1-25 Vincenr teste, ftolr»1 von l«lv»n »ul lS2S Ein wichtiger Beitrag zum Problem -er sittlichen und politischen Erziehung Professor Friedrich Wilhelm Foerster, dessen pädagogische Bedeutung wohl von keinem seiner Beurteiler bestritten wird, ist durch seine politische Stel lungnahme nach dem Kriege vielen zum Problem gewor den. Foersier hat bekanntlich seinen Sitz nach der Schweiz verlegt und schickt von dort aus seine keineswegs freund lichen Kritiken der deutschen Politik in die Welt. Das hat dazu geführt, daß in weiten Kreisen des deutschen Vol kes sich ein allgemein absprechendes Urteil über Foerster herausgebildet hat. Dieser Entwicklung entgegenwirken m !l ein Buch, das vor kurzem im Rotapfelverlag Leipzig erschienen ist: „Friedrich Wilhelm Foerster und die wirk liche Welt"*). Der protestantische Pfarrer A. Dedo Müller zeichnet als Herausgeber. Dos ^uch setzt sich aus einer Reihe von Aufsätzen zusammen i denen vor allem die über das pädagogische und poliusche Problem im Wirken Foersters Beachtung verdienen. Weniger glücklich erscheinen uns die Aufsätze über das religiöse Problem, bei denen wir an manchen Stellen die Ausein andersetzung mit den katholischen Fachleuten vermissen. Die anderen Teile des Buches halten wir sehr eingehender Beachtung und Beurteilung für wert. Das Problem -er Erziehung Do» Schulleiter Fritz Günther, Leutersdorf. Der erste Teil des Müllersche» Werkes behandelt Foersters Be deutung für die pädagogischen Probleme. Also das Gebiet, auf dem Foersters bleibende Bedeutung wobl am wenigsten umstritten ist. Richard Doell bespricht im ersten Aufsätze die „Stellung Focr- sters und die impressionistische, expressionistische und nacherpressionisti- schc Pädagogik". Er fuhrt im Sinne Foersters den Nachweis, das; jede Pädagogik dem Zusammenbruch entgegcncill, sofern sic nicht Christus in den Mittelpunkt all ihrer Arbeit stellt. Interessant, wie er die ergebnislosen Bemühungen all der radikalen Reformer dar- stelll und ihre meist so schnelle Bekehrung, denn die Praxis ist eben doll, stärker als die noch so schönen Programme auf dem Papier. Hoch ricvlet er die Forderung nach Autorität auf und sieht darin ln Wirklichkeit beseelte» Gehorsam, eine Kraftleistung. Das „Jahr hundert des Kindes" kaum ein Jahrzehnt gedauert und dabei war cs sehr illusionär. Wie hoch steht da die Sachlichkeit der Foer- stcrichcn Pädagogik über so manchen Ideen von Schwärmern! A. Pseisfer. ei» Lehrer ans Waldhcim, Milglied der Lehr- plankommUsio» des Sächsischen Lchrervcreins, behandelt das Thema .Ilebunschannngc-chaos und Schularbeit", das für sächsische Lehrer besonders reizvoll sein sollte. Was hätte sich da Schönes schreiben lassen im Sinn« Foersters! Pfeiffer läßt verschiedene Ansichten sprechen, nur keinen Freund der Bekenntnisschule und zerreibt sich dann in kleinlichen Angriffen auf zusammenhanglose Sätze aus der ..Christliche» Well", der Zeitschrift der Christlichen Cllernvercine Sachsens Wir glauben, daß Pfeiffer seinem Helden einen größeren Dienst geleistet hätte, wenn er gewisse Artikel aus der „Leipziger Lehrerzcitnng", so manche Ausrufe des Dresdner und Leipziger Lchrervcreins, beispielsweise den vom 28. November 1920, mit dein Geiste Foersters in Einklang gebracht hätte. Wie ganz anders weiß da Ludwig Pilger i» seinen; Buche „Fr. W. Foerster" (Arche-Ver lag, Berlin) diese Frage aus ibre eigentliche Bedeutung zu prüfen und zu klären! Es genügt nicht, Foersters Werke „erleuchtete Bücher" zu nennen. Und wenn Pseifscr ansführt: „Alle erziehe rischen Maßnahme» müssen aus einer einheitlichen Gesomtanschaunng henwrgehcn, wenn sie Charakter bilden wollen. Das begriffen zu haben, ist die Stärke des Katholizismus, der seine Kraft uns Ge schlossenheit über alle wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Per- msernngcn hinweg zu erhalten und mit ollen Ergebnissen künstle rischen Gestallens und wissenschastlichen Forschens in Einklang zu bringen versucht Hot" (vgl. auch Schulz, „Der Leidensweg des Rcichsschulgesetzes", S. 156). so wird er wohl in den KreUcn des Sächsischen Lchrervcreins entschiedenen Widerspruch erfahren, wo *) Preis in Eftmzlcincn 6,00 Mark. man gerade in letzter Zeit der katholischen Schule mit so unfeinen Mitteln zu Leibe rückt. Als Ganzes betrachtet, dringt dieser Beitrag nicht zu den letzten Erkenntnissen Foersters vor, sondern bleibt ohne tiefe Wirkung, weil er keine feste Stellungnahme findet. Das aber will doch gerade Foerster und seine Mitarbeiter: „Mut, auch wenn man nicht verstanden werden sollte." Eberhard Arnold weiß die Fugend im Kampfe um das Liebesproblcm im Geiste Foersters zu begeistern. Wunderseine Worte weiß er zu finden über die seelische Reinheit, und treffend geißelt er die so unverständliche Beurteilung in der heutigen Welt. Wir freuen uns, daß Foerster auf diesem Gebiete tüchtige Nachfolger hat. Der Aufsatz von Arnold liest sich sehr aktuell gerade in diesen Tagen, da die SteglitzerZck'ülerlragödie in aller Munde ist. JmZusamiiicnbange mit dieser Kalastrophe, in der ein paar jung« Menschen am Liebes. Problem scheiterten, werden ausländische Fachmänner, vor allem der amerikanische Jugendrichter Lindsep zitiert. Wir sollten nicht ver gessen, daß wir gerade in dieser Frage in Foerster einen hervor ragenden Fachmann haben, der im Geiste der christlichen Weltanschau ung Wege z»r Lösung dieses Problems gezeigt hat. Das Problem -er polttlschen Gestattung Von R ud o l f Ka r t s ch, Pirna. Foersters politische Grundsätze sind wohl das Gebiet, auf dem seine Eigenart und Bedeutung am meisten umstritten sind. Zur Be urteilung dieses Komplexes bietet das Buch vo» Dedo Müller Auf sätze des Pfarrrers Aö und des evangelischen Zenlrumsabgeordneten Adam Röder. Beide Aufsätze anerkennen die Notwendigkeit, in der äußeren und innere» Staatspolitik jede doppelte Mo ral zu verleugne» und eindeutig mit dem ganzen Christentum ernst zu machen. Auch hier steht Foerster im Hintergrund als Mah ner der vom göttlichen Recht abgefallenen Moderne. Eingehendere Betrachtung verdient der historisch-politisch Aussatz des sächsischen evangelischen Zentrumspolitikers Dr. Buchhei m. Buchhein; unter sucht, „ob Foersters grund'ätzlich« Positionen — nicht seine Ansichten über bestimmte Tagessragen — für eine politische Belehrung brauch bar sind, wie wir sie in Schulen oder anderswo unseren, Volke doch «„gedeihe,; lassen müssen." Daß außer sittlichen Momenten auch anßersittlichc Mächte staatsbildend gewirkt lmben (Scbnkbedürfnis), ist kein Widerspruch gegen di« Feststellung, daß nur sittliche Kräfte den, bestehenden Staate Dauer verleihe» können. Foerster lehrt, daß alles politische .Handeln leicht eine pädagogische Wirkung erlangen kan». Pcrderblich wirkt demnach das unsittliche Verhalten eines Staatsmannes. E'hischc Grundsätze werden vielfach nur als not wendige Kulissen, nicht als reale Mächte aewertet. Foerster kämpft bei Anerkennung der Macht materieller Mittel um die umfassende Realpolitik, die den Gewaltgloubcn oufgibt und sittliche Mächte wcr'et. Buch'«!;,, weist daraus hin. daß Luther der verhängnis vollen Ansspaltung der menschlichen Persönlichkeit in den Menschen als Christ und als Berufstätigen (zum Beispiel als S'aatsman») in der Welt Vorschub leistete und daß auch Fichte im Konflikt dieftr Aufspaltung stecken bleibt. Hegel jedoch überwindet ihn zugunsten der Rechtsseh,mg des Staates selbst. Foerster verurteilt Bismarck als deutschen Macchiavellistcn, obwohl seine Schuld nicht größer ist als die englischer oder fran zösischer Staatsmänner seiner-Zeit. Eigentlich anklagewürdig ist die deutsche Geschichtsschreibung, die Bisnmrcks inocchiavel- listische Politik nicht in ivahrcr Erstatt darstellt, sondern mit dem sittlichen Pathos der nationalen Idee verklärt. Der Verfasser gibt weiter anschauliche Beispiele zur Politik Bisinarcks und zur Politik Preußens von Friedrich dem Großen bls zur Neichsgründung. Er weist eiiuvandfrei nach, daß Bismarcks Werk von den politisch-sozia len Realitäten des preußischen Staates, nicht von deutschen natio nalen Ideen ausging. Der deutsche Liberalismus, der Respekt vor dem freien Willen der Burger halte, lmt schwer gesündigt, nicht da durch, daß er Bismarcks Neichsgründung bejahte, sondern durch Um- fätschung Bismarcks in den eigenen Monn und seines Werkes in das eigene Werk. „Eine talsachengemäße Geschichts betrachtung muß das deutsche Volk einsehen lehren, daß der nationale Gedanke eine große Umbiegung erfahre» hat." Er stammt aus dem revolutionären Jdeenkreis, aus einer Wurzel mit dem demokratischen und wctibürgerlichen. „Heute ist das VolkSbewußtscin in Deutschland so irregeführi, daß das Monarchisch« und Mprenhischc als das „Nationale" erscheint." „Der slaatsbür- gerliche Unterricht möge zunäclsst den richtigen Begriff von Real politik lehren Der macchiaveltistische Begriss ist eigentlich ein päda gogisches Ungeheuer Den die Erziehung kann sich nickt anf irgendeinem Teilgebiele zur Unmoral beten- ne >,, ohne im Grunde sich selbst zu negieren.... Dcr Geschtchtsunierr; cht soll die Großen stets re spektieren, aber der Jugend selb st keine anderen als sittliche Maß stabe vermitteln und ihr immer die Wahrheit sagen." Ein Zeichen, wie sehr das vorliegende Buch die Probleme selbst, nicht aber die Person Foersters in den Mittelpunkt stellt, ist die Veröffentlich»,iq bisher „»gedruckter Briefe des großen deutschen Föderalisten C o „ sta n t i n F ra „ tz. Ich bin überzeugt, daß dieses Buch ei» überaus wertvoller Beitrag zur Problematik unserer Zeit ist. „Es sieht im Wille» zum Berstehe» das geistig-kul turelle Exist e »z m i n i m u m. unter das niemand herunter- sinkcn darf, der »och irgendwie helfe,H in die Kulturkrise der Gegen wart eingreifen will." Der politische Teil des Buches von Dedo Müller be handelt nur die grundsätzliche Einstellung Friedrich Wil helm Foersters zu der politisäzen Gesamtlage und zu den großen Fragen, die ebenso historischen wie politischen Cha rakter haben. Das Buch hat sich einen Wert bewahrt da« durch, daß es aus Foerskers Stellung zur Taqespvlilik im einzelnen nicht eingegangen ist. Hier wäre allzuviel Stoff der Polemik geboten worden. Foersters Kritik der deutschen Außenpolitik hat sehr häufig auch nicht das Ver ständnis derer gefunden, die den Pädagogen Foerster be wundern und verehren. Insbesondere die Angriffe, die er in der Zeitschrift „Die Menschheit" gegen die deutsche Reichswehr zum Druck gebracht hat, haben stärkstes Be fremden hervorgerufen. Diese Dinge sind auch in der katholischen Presse viel erörtert worden. Die „Augsbur ger Postzeitung" zum Beispiel hat Foerster ihre Spalten zur Verfügung gestellt, um seine Auffassung darzulegen. Die wesentlichen Stellen des abschließenden Artikels, den Foerster in dieser Zeitung veröffentlicht hat, lauten: „In einer vermitteliwen Betracht»»!,, dl« neulich In diesem Blatte in unsere Diskussion eingriff, wurde sestqcstellt. daß mein Kampf gec,c» eine ganz bestimmte Kaste mich vorübergehend niit dem größten Teil des deutschen Volkes verseuchet habe. Warn», >var diese Entfremdung ganz unvermeidlich? Einmal weil, wie Freiherr von Eckardstein in seinen diplomatischen Erinnerungen sagt, »och nie mals in der Geschichte ein Volk von seine» leitenden Kreisen der artig belogen wurde, wie das deutsche Volk, wodurch eben dieses gläubige Volk almungslos alles mit de» Augen seiner leitenden Kreise anzusehen genötigt wurde, und zweitens, weil auch ein zu großer Teil des deutschen Gesamtvolkes sich in die nnchristliche Macht- anbetung, in die Paradentrunkenhelt und in den beidnische» Natio nalismus Hai hineinziehen lassen und daher meine Angriffe auf die sen ganze» Geisteszustand mit vollem Recht auch als eine Kritik seiner eigenen verblendeten Mitmackurei empfunden und leidenschaftlich ab- gewehrt bat. Mir liegt gewiß alles an einer Wiederversöhnung mit denen, die dem teuren gemeinsamen Mutterboden des deutschen Wesens entstammen, aus dem heraus auch ich fühle und wirke, aber mir liegt nichts an einer überstürzte» Versöhnung auf Kosten der Wahrbeit. Nein, diese Wahrheit muß heute mit arößler Kowequenz und Stärke ausgesprochen werden, die Wahrheit, die das deutsche Volk nötig hat. um sich selber und die echte Beziehung zur übrigen Welt wicdcrzusiiiden, und um sich langsam von dem furchtbaren Krampfe der Selbstverteidigung zu entspanne», in den es durch die elende und gottlose Irreführung »ich Lünenflihrung von seilen seiner sogenann ten geistigen und politische» Führer in den letzte» Jahrzehnten hln- eingeraten ist. Also, vorläufig, meine liebe» Landsleute, werdet Ihr fortfohren, mich als „Landesverräter" zu betrachten — ganz langsam wird dann die Zeit komme», wo inan vielleicht verstehen wird, daß ich nicht deshalb ein« lange Reihe vo» Büchern über moralische, soziale, politische mch religiöse Volkserzlcbnng geschrieben habe, um im „Landesverrat" zu enden, sondern daß der scharfe Gegen satz meines Denkens zun, GeIst e der Aera Bis marcks mit all ihren immer konsequenteren Auswirkungen not wendig das Mißverständnis vom „Vatcrlandsfcinde" hcrvorbringen Zum Gastspiel Anna Pawlowas Der ziveile Abend brachte die „Puppe n fee". Ta wir im Borjahre schon an dieser Melle darüber berichtet haben, so erübrigt sich ein nochmaliges Eingehen ans dieses Ballett. Tarails folgte das choreographische Gedicht „H e rb st b l ä t t e r" von Anna Pawloiva mit Musik von Chopin. Im Park eine letzte Chrysantheme. Der Herbstwinü jagt über die Rasen flächen die gefallenen Blätter. Auch die Chrysantheme erliegt seinem Zerstörungswerk. Ein Dichter sucht sie zu schützen. Aber «m schönes Mädchen fesselt ihn daraus. So vollendet der Wind sein Zerstörungsiverk und begräbt di« Blume im Strahle der niilergehende» Sonne unter die Herbstblätter. Hier hatte Anna Powlenva reichlich Gelegenheit, mit ihrem ausgezeichneten Bal lett eine unerschöpfliche Fülle von Poesie und Herbstzauber zu emsalten. Der dritte Teil brachte dann nochmals ein „Diver tissement", in dom der „sterbende Schwan" wieder rauschenden Beifallssturm erweckte. Aber auch die „Stun den". die „Kaukasischen Tänze", „Pizzicato" und die übrigen Tänze wurden durch stärksten Beifall ausgezeichnet. Der Riesenerfolg, den die Pawlowa auch diesmal wieder hatte, begründet sich aber gleichzeitig in Ihrer ganz hervor ragenden Ballettrnppe Geleitet von einem hochiiitclligenlen Haupte, ansgestattet mit einem fast unerschöpflichen Formen reichtum, beglückt durch Sci>arm, Rasse, Temperament, schönen biegsamen Körper, in der Veivegungstechnik bis ins kleinste künstlerisch dnrchgebildet — und was könnte man da „och alles zum Ruhme der Pawloiva aufzählen — steht diese Ballett truppe sicher und fest an der Spitze aller Tanzcnsembleo. Denn ,i»e derartig staltlick-e Reihe von hervorragenden Einzelkräfte» steh, nicht jedem Ballett zur Verfügung. Ich nenne da nur Hilda Butsowa, Nina Kirsanowa, Laurent Novi- koss, Ir. Varzinsky, M. Domoslawski, M. Al- gcranoss, I. Zalewski, muß aber gleichzeitig beifügen, daß die übrigen zahlreichen Mitglieder in >cder Beziehung für das Ensemble der Pawloiva eine iveitere Zierde sind Nach diesem neuen Erfolge der Pawlowa in Dresden steht wohl Kaum in Frag«, daß die „moderne" Tanzkunst der „alten" immer noch nicht den Siegeskranz entwinden könnt«! Der musikalische Leiter des zweiten Abends war der von seiner früheren Tätigkeit am Dresdner Residenztheater wohl bekannte Kapellmeister E. Sch ick« tanz, der mit der pracht vollen Mitwirkung der Staatskapelle eine klangpräch tig« und temz-eramentvoll« musikalische Untermalung der Bal letts und Einzeltänze gewährleistete. Im Rahmen der Ballettabende an der Staatsoper bedeutet das Gastspiel der Pawlowa endlich wieder einmal einen Haupt treffer. — Otto Hollstem. Mozartzyklus in -er Skaaksoper Ein Institut, das den ausländischen Tonsetzern einen brei te» Raum tu seinem Repertoir einrüumt, das berechtigteriveise alle einschlägigen Bühnenwerke Veibis bringt, darf natürlich an dem Gesamtschafsen Mozarts (wenigstens !„ den Haupt werken) nicht interesselos Vorbeigehen. Vo» diesem Gesichts punkte betrachtet, ist ein „Mozartzyklns" für unsere Staatsoper ein Gebot der Stunde. Dabei muß aber gleichzeitig die Frag« angeschnitten werden: „Wo bleibt der Nibelungenring?" Es sind nun bereits bald sechs Monate der Spielzeit verstrichen — also über die Hälft« — und der „Ring" ist noch nicht ein einziges Mal auf die Bühne gekommen! Es war zivar eine Neueinstudierung der „Walküre" versprochen worden. Bis jetzt ist es aber bei dem — Versprechen geblieben! Doch nun wieder zu dem Mozartzyklus! Sein Auftakt begann gleich wieder mit Trübungen: denn der angesetzte „Idomeneus" mußte einer Spielkraft halber, die erkrankt ist, gestrichen iverden. So bezwnn man mit „Figaros Hochzeit", der Oper, die einer Gastregie seine Neueinst,ckierung und Neuinszenierung ver dankt. Man hätte nun erivartet, daß die Lücken dieser Gast regie geschloffen nwrden wären. Es ivar aber nicht der Fall. So blieb der erste Abend des Mozartzyklus durchaus eine Rerrer- toirvorstellung ohne jede besondere Festnot«. Alles sehr sauber, instruktiv und gewissenhaft, aber der Rahmen einer heraus- tzehobenen Vorstellung fehlt«. Bleibt als greifbares Ergebnis ,-ur eine ausgezeichnete musikalische Grundlage, für die sich Fritz Busch und unsere einzigartige Staatskapelle mit Bra vour einsetzten. Auch an einer Personaländevung fehlte es nicht. Für Ludwig Ermold sprang als „Figaro" Willi Bader ein. der dieser Rolle «in vornehmer Interpret wurde. Zur Er reichung einer Feststimmung warfen Meta Seinemeyer, Grete Ni Kisch, Angela Kolniak, Erna Berger, .Helene Jung, Paul Schäffler, Ludwig Eybisch, Adolf Schoepslin, Robert Bussel, Ernst Meyerolbers leben ihre beivährten Qualitäten in die Wagschale. Es war also eine musikalisch ausgezeichnete Ausführung des „Figaro", die wir aber sonst auch lgrben. Die Sonderstellung als Auftakt für einen Mozartzyklns konnte man nicht erspüren. — An dem zweiten Abend, der„DieEntführungausdemSeroil" brachte, ivar der Unglücksstern auch noch nicht untergegangen: den» es gab wieder eine Absage. Für Ivan An dreien mußte Adols Schoepslin den „Osmin" singen. Ferner ließ sich Heinrich Ich mer wegen Indisposition entschuldigen. So wurde man ebenso am zweiten Abend des „Mo.zartzyklus" den Eindruck einer Reperloirvorstellung nicht los, obwohl auch die musikalische Seite mit Hermann Kutzsch dach am Dirigenten- pulte und der klangschönen Mithilfe der Staats Kapelle die Höhe einer Festvorstellung anstrcbte. Diesem Bestreben schloffen sich auch Liesel von Schuch. Erna Berger. Max Hirzel und Rudolf Schmalnau er an. Hoffen wir nun aus die Neueinstudierung des „Don Giovanni" am Sonntag! -lst- Bortragsabend Ludwig Flehner. Der bekannte Trecdnec Vortrogsmeister berührt endlich auch wieder einmal Dresden, seine zweite Heimat und bringt uns diesmal seinen Karl- Stieler-Abend, mit dem er auswärts, nameiniich in Oesterreich, großen Ersolg gehabt hat. Für Karl Stieler zu werben ist ein sehr anerckennenswerlers Bestreben, denn selt samerweise wird der ungleich seichtere und nur dem „Bedürf- nis der Lektüre" entgegenkommende Ganghoser. den man ja in die gleich« Rubrik einznreihen pslegt. viel, viel mehr gelesen als Karl Mieter, der sich schon durch sein gemütvolles Epos „Winteridyll" die dichterische Unsterblichkeit erkämpft hat. Ja es gibt sogar neuere Literaturgeschichten, die Stieler gar nicht kennen. Deshalb ist der ..Werbeabend" für diesen Dichter eine ruhmvolle Tat Ludwig Flehners. Stieler. ein geborener Münch ner, leider zu jung gestorben, hätte sicher als Heima.üichter neben Anzengruber stehen können, dessen streitbare und sozia- listische Ader bei ihm übrigens nicht zu spüren ist. lieber seinen di« Schönheiten des süddeutschen Dialekts prachtvoll erfassen den Dichtungen liegt eine leise, ganz unnachahmliche Centimen« talitüt. so fein dosiert, daß man sie sich gut und gern gefallen
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