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Die richtige Ernährungsweise Das Deulfche Kyglene-Museum beteiligt sich an einer Ausstellung in Berlin Das Deutsche Hygiene-Museum Hot im Rahmen feinet Gesamt. Tätigkeit die Ernährungsfrage von jeher stark berücksichtigt und die Wandlungen, die sich in der Ernährungswissenschaft in den letzten anderthalb Jahrzehnten vollzogen haben, stets aufmerksamen Auges verfolgt. Die Aufforderung des Berliner Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamtes, sich an der in diesem Jahre zu veranstalten, den drohen Ausstellung „Die Ernährung" zu beteiligen, wurde daher von ihm gern zur Veranlassung genommen, dieses groß« und wichtige Gebiet einmal ausführlich zu behandeln und damit alle bisher ge leistete Vorarbeit zu einer großen und eindrucksvollen Schau zu sammenzufassen. Namhafte Forscher auf dem Gebiete der Ernäh rung wurden zur Mitarbeit an dieser Gruppe herangezogen, und so ist gegenwärtig unter der Leitung des wissenschaftlichen Direktors des Deutschen Hygiene-Museums, Dr. med. Martin Vogel, der sich gerade mit der Ernährungssrage von jeder viel beschäftigt hat, wohl eine der wichtigsten Sammlungen im Entstehen begriffen, die das künftige Hygiene-Museum einmal beherbergen wird. Folgerichtig beginnt der Aufbau der Gruppe mit denGrund. lagen des Stoff- und Kraftwechsels in der Natur. Wir sehen die Baustoffe unseres Körpers und unsere Ernährung, den Austausch dieser Stoffe mik der Umwelt und die Umwandlungen der Kraft, die sich im Zusammenhang damit innerhalb und außerhalb unseres Körpers vollziehen. Art und Bedeutung der Kalorien, rechnung und der Gesamtbedarf an Nahrung wird hierbei behandelt und der Besucher wird dabei unter anderem Gelegenheit haben, mit Hilfe von Wag« und Maßstab am eigenen Gewicht und an der eige nen Körperlänge seinen Bedarf selbst zu berechnen. Auch der Be darf an einzelnen Nährstoffen wird fo anschaulich dargcstellt, wie eS der spröde Stoff irgend gestattet. Hier finden wir beispielsweise Antwort auf die oft gestellte Frage, wieviel Wasser man täglich zu sich nehmen muß, und mancher wird erstaunt sein darüber, wie wenig er eigentlich zu trinken braucht, um diese» Bedarf zu decken. Im Zusammenhang damit wird die so viel behandelte Eiwcißsrage von verschiedenen Seiten beleuchtet, die der „Nährsalze" gestreift. Mit ganz neuartigen Mitteln, insbesondere mit ncugcschassenen Modellen wird der Besucher unterrichtet über den Bau der Ver dauungsorgane und ihre Tätigkeit. Man wird beispielsweise die Bewegungen des Magens und Darms, di« sonst nur der Arzt im Nöntgcnbilde zu sehe» bekommt, in Form eines Trickfilms sehen, der dem Fachmann wie auch dem Laien ein ebenso lebendiges wie überraschendes Bild bieten wird. lim den Stoffwechsel klar zu machen, wird das Schick sal der Nahrungsstosse verfolgt von dem Augenblick an, wo sie durch die Darmn'and in den Körper übertreten. Man wird den Transport der Nahrungsmittel durch das Blut verständlich gemacht finden, den Austausch zwischen Körpersäslen und Körpergetvebe und wird vo, den chemischen Stoffen hören, die die Umsetzungen in de» Fel!?, bewirken. Die verschiedene Wertigkeit der Eiwcißaktcn, wie auch die im Fett-, Zucker- und nicht zuletzt der Mineratstoffc findet ihre anicko». liehe Erläuterung. Die Hausfrau wird in dieser Ausstellung besonders viel für sie Wertvolles finden in bezug auf Zusammensetzung, Press np Nährwert der Nahrungsmittel. Daß der Nährwert nicht muue ^ Preis entspricht, daß gar manches geschätzte Nahrungsmittel öb-» bewertet, andere, wie die Kartoffel, z» Unrecht unterbewertet wer den, das wird hier vor Augen gestellt. Auch der Frage der Zuberei tung der Nahrungsmittel wird ein besonderes Kapitel gewidmet Da? gesamte Material über die so wichtige Frage der Vitamine, los sich im Verlauf von anderthalb Jahrzehnten als Ergebnis muhlauu ftcr Forschung herausgeschält hat und das noch nicht einmal All gemeingut der Aerzteschmst werden konnte, soll auf dieser Ausstellung in gedrängter Kürze in Wort, Bild und Plastik ausgebreitet wer den Bekanntlich sind gewisse verheerende Augenkrankl,eiten (Horn- hauterweichung), insbesondere aber die Englische Krankheit lRachitis), der Skorbut und die Beri-Beri-Krank- heitdes fernen Ostens, wie wir heute mit Sicherheit sagen können, auf das Fehlen ganz bestimmter Vitaminarten in der Nahrung zu- rückzuführen. Gerade das Material über die Englische Krankleit, das vom Deutschen Hygiene-Museum hier gebracht werden wird, iß in dieser Vollständigkeit noch niemals gezeigt worden. So wird hi« unter anderem auch die Entdeckung des rachitiSverhütendcn Vitamin« durch Windaus gebührend vorgcstellt. Eine letzte Gruppe zeigt die Zusammenhänge zwischen Er nährung und Sport, Ernährung, Gesundheit und Krank heit, lieber- und Unterernährung, einseitiger oder Fehlernährung und den Krankheiten, di« auf diese Fehler zurückzuführen sind. Au» allen diesen Darlegungen ergeben sich zum Schluß die Richtlinie, die sich aus der modernen Wissenschaft heraus für die Prärie der Ernährung entwickelt habe» und deren Notwendigkeit weitesten Krei sen erst allmählich klar zu werden beginnt. Co rundet sich das Bild dieser Sammlungsgruppe des Deutschen Hygiene-Museums zu eine« geschlossenen glanzen. Sic wird zusammen mit dem „Menschen" und dem „Tauch- sichtigen Menschen" den Kern der Ausstellung in Berlin abgeben. Mit den modernsten Mitteln der Darstcllungstcchnik geschaffen, dürste sie dieser Ausstellung ebenso das entscheidende Gepräge geben und ebenso für ihren Erfolg entscheidend sein, wie die Beteiligung de« Museums von vornherein für das Zustandekommen der ganzen Au«, stellung ausschlaggebend gewesen ist. Die Wirischastsparlei wehr« sich Dresden. 18. Februar. Tie Landtagssraktion der Wirtschafts pa c l e i verbreitet «ine Erklärung, in der es u. a. heißt: T,e Partei ist von Anfang an dafür eingetreten, in schwierigen Fällen paritätisch zusammengesetzte Schiedsgerichte arbeiten zu lasten. Sie wurde auch bereit sein, gegebenenfalls ein solches Schiedsgerichtsverfahren obligatorisch einzusühren, um un gerechtfertigte Kündigungen und Mietssteigerungen unmöglich zu mackfen. Tie Gerechtigkeit erforderte, die Chemnitzer Be schwerde» einzeln zu prüsen, nicht aber allgemeine Maßnahmen sür Sachsen zu ergreifen, durch die eine allgemeine Verwirrung bestehender Rechtsverhältnisse, sowie die Bestrafung Unschul diger für die Fehler anderer zu besorge» gewesen wäre. Vor allen Dingen mußte ein Weg dafür gesunden werden, daß die von den Mieter» im letzten Fahre abgeschlossenen langjährigen Mietkontrakte nicht in Frage gestellt wurden. Unter dem Ein flüsse eines Ouervervandes, der nicht dem Sächsischen Hous- besitzervcrcin angeschlossen ist, haben sich in C h e m n i tz in etwa 3 0 Fälle» unliebsame Verhältnisse entwickelt. Das von vornherein Richtige wäre gewesen, diese 30 Fälle durch obli gatorische Schiedsgerichte in Ordnung bringen zu lassen. Wenn die beteiligten Ministerien lArbeits- und Justiz ministerium). die allein die Verantwortung für den Erlaß einer einschlägigen Verordnung tragen, zu einer allgemeinen Aus- nah me rege!» ng kommen, so werden sie nicht vermeiden können, selbst wen» diese nur auf Chemnitz beschränkt bliebe, Unschul- dige mit Schuldigen zu treffen. Da dem Landtage eine Mit wirkung leider versagt ist, muh die Maßnahme und ihre Folgen den beteiligten Ministerien überlassen bleiben. » Es war zu erwarten, daß sich die Wirtschaftspartei gegen die Stellungnahme der Negierung, an der sie allerdings selbst maßgeblich beteiligt ist. in dieser oder ähnlicher Weise wehren würde. Die Begründung der Deutschen Bolkspartei mit der Berufung auf obligatorische Mietschiesgerichte ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist bekannt, daß auch von demokratischer Seite im Landtag für diese obligatorischen Mietschiedsgerichtc plädiert worden ivar. Allerdings ohne Erfolg! Der Regierung blieb ja schließlich dieser sachlich diskutierbare Weg zur Behe bung der Chemnitzer Uebelstände verschlossen, denn es handelte sich darum, die Volksrechtspartei bei der Stange zu holten, die eine Aenderung der Lockerungsoerordnung wollte. Dieser For derung müßte sich auch die Wirtschastspartei beugen, wenn die Koalition nickt in die Brüche gehen sollte. Fnsofern bleibt die obige Erklärung ein sehr papierner Protest, der nur das besagt, ivas die Wirtsck,astsportei gewollt hat, aber das verschiveigt, was sie durchzusetzen der allerdings teuren Konsequenzen wegen überhaupt nicht gewagt hat. vrerelen unä Umgebung Der neue sächsische Staatshaushalt Dresden, 18. Februar (St. K. N.) Das Gesamtminislcrium hat In seiner Sitzung vom 17. Fe bruar beschlossen, dem Landtag den Entwurf des ordentlichen und des außerordentlichen Staatshaushaltsplanes auf das Rechnungsjahr 1928 und dem Hau-shaltsgesetz sür das selbe Fahr zugehe,, zu lassen. Ferner sollen dem Landtag zu- gehsn der Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Z'egen- bockkörgesetzes und die Denkschriften über die technischen Mittel zur Bekämpfung von Hochwasserkatastrophen im Miiglitz- und Gottleubatal, sowie über die fernere Ausgestaltung des Staats bades Elster. Personalveränderungen in -er Reichswehr Dresden. 18. Februar. Nach Mitteilung des Wehrkreis kommandos 4, Abt. 1c, wurden ernannt mit Wirkung vom 1. März 1028: Tie Oberstleutnante: Schleicher, Stab der 3. Kav.- Tiv. z. Komdr. d. A. 1. I.-R. 12; von Woldoiv, R.-N. 1, z. Komdr. d. R.-R. 12. — Mit Wirkung vom 1. April 1928: Major Dre ger, Rcichsw. Min., z. Komdr. d. I. I.-N. 12. Mit dem 29. Februar 1928 scheiden aus: Die General- lcuinanie von Metsch, Fnspekieur d. Heeres-Erzieh.- u. Bild.- Wesens: Oberst Genthe, Komdr. d. R.-R. 12. Mit 31. März 1928 werden versetzt: Die Obersten: von Cochenhausen, Chef d. St. d. Heeres-Insp. d- Erzieh, u. Biid.- Wesens, z. St. d. A.-R. 4: die Oberstleutnante: von Trotha, St. d. Gen.-Kom. 2, i. d. F.-R. 12 (Standort Halberstadt): Schul mann. Komdr. d. l. I.-R. 12, i. d. Reichw.-Min.; die Rittmeister: Otto, R.-R. 18, als Hauptmann i. d. Pi.-B. 4: Generalarzt Dr. Stephan. Div.-Arzt d. 2. Kav.-Tiv.. i. gleicher Eigenschaft z. 4. Div.: die Stabsärzte: Dr. Walter (Paul), S.-A. 4, i. d. S.-A. 3. E. -Stafsel Rathenow. Mit 1. April 1928 werden versetzt: die Rittmeister: Fried rich. F.-A. 4, i. d. 2t. d. 3. Kav.-Div.: Niemann, S.-A 5, i. d. F. A. 4. Verurteilung eines Nakurhelttmri-igen Dresden. 18. Februar. Wegen fahrlässiger Tötung hatte sich gestern der 35 Jahre alle Naturhcilkundige Führer vor dem Gemeinsamen Schöffengericht zu verautworien. Er soll den Tod der Mau- rcrschcfrau Frciizcl fahrlässigerweise verschuldet haben. Führer hatte die Verstorbene durch Medikamente und Bestrahlungen zu heilen ver sucht, obgleich er wußte, daß cs sich um eine krebsartige Erkrankung handelte. Vor Gericht bestritt Führer jede Schuld. Frau Frenze! sei bereits am 16. Januar v. I. zu ihm gekommen. Dabei Hab« er die Krankheitsursache sofort erkannt und eine Behandlung abgelehnt. Erst als die Kranke am 19. Januar nochmals erschien, und erklärie, daß sic zu den Acrztcn kein Vertrauen habe, sei er in eine Behand lung eingelrcten. Der Staatsanwalt brachte in seiner Anklagerede zum Ausdruck, daß der Angeklagte bei der Kranken zum mindesten den Glauben erweckt habe, daß er helfen könne. Da die Behandlung sich aber als nachteilig erwiesen habe, so habe sich der Angeklagte zum mindesten einer fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht. Für die Körperverletzung beantragte der Staatsannmit eine Freiheitsstrafe, deren Höhe er in das Ermessen des Gerichtes stellte. Der Vertei diger des Angeklagien plädierte auf Freisprechung. Das Gericht verurteilte scklicßlich den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung zu 3 Monaten Gcsängnis. Für diese Strafe wurde unter Zahlung einer Geldbuße von 300 Mark in Ratenzahlungen eine dreijährige Be währungsfrist zngcbilligt. In der Urteilsbegründung wird cr- wätmt, daß sich das Gericht von der Schuld des Angeklagten über zeug! habe. : Todesfall. Am Donnerstagabend verschied nach längerer Krankheit der Direktor der Tiskontogeseilschast Filiale Dresden, Direktor Ernst Gold. : Diamantene Hochzeit. Gestern konnte der älteste Bild hauer Dresdens, Professor Heinrich Müller mit seiner Gattin ini .Hause seines Sohnes in der Schrödermiihle in Striegistai das seltene Fest der diamantenen Hochzeit begehen. : Ter Beamten- und BcsoldungsauSschnß des Landtages er ledigte in seiner Pormitiagssitzung am Freitag eine große Reihe von Einzclgcsiichcn, die sich mit Bcomtcnfragcn bezg. der Einslussng, Regelung von Pensionen, Gewährung von Kinderbeihilfen und Neu. rcgcliing von Nebcnbezügen beschäftigen. Von allgemeinerem Inter esse ist ein einstimmig angenommener Beschluß, wonach die Regierung ersticht wird, künftighin dem Landtag in allen den Fällen, in welcssm Gesuche zur Berücksichtigung oder zur Erwägung überwiesen wor- den sind, vierteljährliche Erfolgsberichte zugchcn zu lassen. : Vorortsverkehr. In der Nacht vom Dienstag znm Mitt woch (Fastnacht) wird der Personenzug 530 von Pirna l.vü nach Dresden (Ank. 1.33) verkehren. : Bel Kasabnehmern nach den Sondertarisen für Haus halte habe» sich teiliveise Zweifel über die Auslegung von § 6a lll Ziffer 1 der Bekanntmachung über die Aenderung der Be- dmgnngen sür den Bezug von Gas aus dem Gaswerk der Swot Dresden vom 28. Juli 1927 ergeben, weshalb eine Neufassung beschlossen worden ist. Es wurde die Meinung vertreten daß der Sondcrtarif nur in den Ableseproben mit einem größeren Verbrauch als 61 Kubikmeter in 10 Wochen zur Anwendung kommen, mährend bei einem geringeren Verbrauch der im die Slbnchmer günstigere Einheitstarif zur Verrechnung gelangen sollte. Diese Annahme ist aber abwegig, was schon daraus ixr- vorgeht, daß die Abnehmer nach Ziffer 5 diese Sonderlarise oer Ablauf eines Jahres nicht kündigen dürsen. Durch die Bindung auf ein Fahr soll ja gerade ein Ausgleich des Verbrauches ss den Wintermonaten mit erhöhter Abnahme und in den Som mermonaten mit geringerer Abnahme erfolgen. : Eine Talsperrendcntschrist. Nach einer Blättcrinclduna <n die staatliche Wasscrbaudirektion eine Denkschrift über den Bau rou Talsperren im östlichen Erzgebirge ausgcarbcitet, die dem Landen noch in diesem Monat zugchen wird. : „Praktikum" des Verbandes für Jugeudhilfe. Zirkusslra;: - 1., am Dienstag, den 21. Februar 1928, nachm'Oags 5 Ilhr (17 !sse, im alicn Siadtvcrordnetensaal, Landbansitraße 7. 2., siebzehnter A r- traosabend: Herr Ministerialrat Professor Dr. Th-cic (Arbeite Ein Volksfeind Eine Premier« im Albertthcaicr Dresden. Eigentlich gab's diesmal die Dresdner Premiere des Volks feinds! Denn früher wurde dos Drama immer nur — und das auch höchst selten! — gelegentlich der Gastspiele Prominenter einstudicrt, vielleicht noch ein- oder zweimal mit eigenen Kräften wiederholt. Tie Slaatsbühnc hat den Volksfeind m. W. überhaupt noch nicht ge geben. So kenne» ihn nur wenige Auserwählle. Und das ist eigent lich schade, denn gerade dieses Drama ist rein künstlerisch betrachtet eines der bedeutendsten Musterdramcn Ibsens. Dennoch tmi man es auch in, übrigen Deutschland nicht übermäßig gespielt. Man iah in dem Stück einen Außenseiter Jbscnschcr Kunst, der In das Bild, das man sich von dem große» nordischen Dichter zu machen gewöhnt war, nicht reck» pari. Alle mit dem Theater bcsrcundctcn Menschen gleich viel welcher A chtung oder Weltanschauung, schätzen Ibsen als den criistbaslen. genialen ,.Entwerter" ebenso hoch wie als den Dramen dichter von höü'ster Vollendung. Er kannte die Gesamtheit der The aterfreunde um sieb versammeln, weil er sich trotz seiner maicriali- stisckcn Wella»'chauung nie Ausstille zuschulden kommen ließ und weil er nicma!s einen Paricisiandpunkt vertrat. Und im „Volksfeind" wird er nun dock politisch und parlcii'ch . . . Wirklich? Das ist wobl der größte Irrtum, den die Ibsen ungünstige Zcit- kritik damals pioduzicri lmt. Der ..Volksfeind" kann allerdings nicht z» jenen Dramen gezählt werden, die durch die sogenannte „J'b'en- Stimn'nng". ai'o durch das Geheimnisvolle, durch absichtliches Dun kel, durck Schcmcnlmi'Iigkcit, gekennzeichnet sind. Und diele Eigen schaft besitzen alle übrigen ernsten Stücke Ibsens zweifellos. Etanz im Gcgcnieil sind aber hier alle Eharaklcre deutlich, mit schärfstem Realismus bcHnisgcarbcilct, sind alle Ereignisse in Helles Tageslicht gerückt. Und die Handlung selbst? Kann der Slreit der Meinungen, de» Dr. Stockmann entfacht ob seiner Entdeckungen, zu etwas Gro ßem ausgeiponncu werden, das dichterischen Wert erhält? Daraus kommt cs nun wieder gar nicht an. Zcilbcwcgcndc Fragen sind ge staltet, so gestaltet, daß sie als Prinzipicnsragcn auslauchcn. alxr sie geben immerhin nur den Rahmen zur weit wichtigeren Gestaltung eines Eliaraücrs. eben dieses Dr. Slockiuann. lind cs wird woh! richtig sein, daß der Mangcl an geeigneten Darstellern sür Liese Rolle — zumeist haben sic große Charakterdarsteller auf Elastreisen gespielt — die Einverleibung des „Volksfeind" ins eiserne Bühncnrepcrtoir verhindert hat. Ucker diesen Helden ist reichlich geschrieben worden. Sein Wesen ofscnbart sich in der Versammlung, wo er im Zorn mit den Spießbürgern abrechnct. Ganz gewiß vermögen wir, was sich da an » Weltanschauung offenbart, nicht immer anzuerkennen. Aber in der ! Geschichte des DramaS bildet diese improvisierte Kampsrcde einen > Markstein. Sic eröffnet neue künstlcriiche Möglichkeiten. Früher hat ! inan immer gemeint, diese Rede sei das politische Bekenntnis des Dichters, der sich als Sozialdemokrat entpuppe. Heut« erkennt man t den Irrtum, erkennt, daß der „Volksfeind" weder ein Tendenz- noch k ein Partcistück ist, sondern ein Drama des Kampfes gegen Schäden ! der Zeit und darüber hinaus das Meister-Vorbild eines solchen Dra mas. Ibsen endet sein Stück in Ironie: Der Volksfeind wird zum Volkscrzichcr. Vielleicht die schivachc Seite dabei, aber durchaus logischer Ibsen. Die Aufführung Im Albertthcaicr kann sich sehen lassen. Viel leicht hätte ein moderner Regisseur etwas freier geschaltet, Külte beute zntagcgctrcicnc Längen hescitlgt, aber Max Rcitz. der Lustspicl- rcgisscur, verdarb zumindest nichts. Die Versammlung, die einen ctums stammtischartigen Ansang nahm, gelang scklicßlich noch recht gut. F c i st, der Titelheld, ist natürlich kein Bassermann, die große Volksrcde gelang auch nickt so, wie man ernmrtcl hätte, aber er inockl doch einen sehr beachtlichen Versuch, in den Charakter dieses freisinnigen Apostels einzudringcn und Sympathien zu erwecken. Daß er's ohne Gcwattmittel tut, ist das Erfreulichste dabei. Elisa beth H u ch ist die ausgczcichneic Vertreterin der ängstlichen Gattin, kleinlich und sorg'am, im gegebenen Moment aber von wohltuender Ucbcrzcugungstrast. Der Stadtvogt ist in Beckers Hand gut auf gehoben. Ter Künstler lmt die Art dasür. Tie Redakteure waren Stampe und Vogel, beide gute Typen. Sehr fein charakteri sierte Wcnck den Drucker. Ein Charakterdarsteller von Qualität, den man hosscntlich nicht so lxild wieder geben läßt. Etwrlotte Ze it otti als Petra blich ziemlich blaß. Dagegen zeichnete Albert W i^l i seine» Kill sehr scharf. ^ Zck. Elfte« Sinfoniekonzcrt der Dresdner Volksbühne. Ein russi scher Abend Jssai Dol> rowen der Dirigent. Die Zuhörer dürf ten kaum unterrichtet gewesen sei», daß er in Erwarlnng einer Operation am nächste» Tage, dieses Konzert leitete. Und man muß sagen, daß er die „Sinfonie Pathetigue" von Tsckiaikowjkn kaum mö ner interpretier! l>at, als dieses Mal. Mit gleicher Rassigkeit im- Farbenpracht erklang die Ouvertüre zu „Rußian und Ludmilla" von Glinka, die man kürzlich schon in Dresden hörte. Für Lüde: von Mnssorgsky („Trcpak" und „Der Tod als Feldherr") und T koivsky („Wiegenlied"), setzte sich die Berliner Altistin P,-Aue Dobert ein, eine Künstlerin, die mit ganz außergcwöhn'.icke» Qualitäten dienen kann. In Gemcinschast mit den Philtat...w- »iker», die die Wer!« außerordcnilich klangschön spielten, fand Fssai Dobrowen begeisterten Beifall des vollbesetzten Saales. Auch der Sängerin dankte inan mjt spontanem und herzlichem Beifall. —n Sächsischer Kunstverein zu Dresden. Der Vorstand de» Sächsischen Kunstvcreins zu Dresden, BrUHIsche Terrasse, ist am Montag, den 13. Februar, zur Ausübung des Preisgerichtes über den Wettbewerb znsammcngctreten, den er zur Erlangung einer kleinplastischen Iahrcspräinie sür das Fnbilnumsjahr 19") unter den deutschen Bildhauern ansgcsckrieben hatte. Der 1. Preis von 500 Mark und der 3. Preis von 200 Mark eiu- sielen aui zwei Entwürfe mit dem Kennwort „Petschaft" von Georg Wrba, den 2. Preis von 300 Mark erhielt der Bild hauer Rudolf Löhner für seinen Entwurf mit dem Kenn wort „Bronze". Die mit dein ersten und zweiten Preis aus gezeichneten Entwürse werden als Fahresprümie angejenss! iverden und zwar je zur Häisie der im ganzen benötigten Aui läge. Die sämtlichen eingegangenen 136 Entwürse sind bis mit 28. Februar im Kuppelsaal des Kunstvereins ausgestellt. Pädagogium der Tonkunst. Am nächsten Mittwoch abends 148 Uhr findet im Pädagogium der Tonkunst ein Elternabend statt. Milwirkende sind Freue Rehholz (Gesang), Sigrid Urbach (Klavier), Erich Mühlbach (Violine) und Walther Kupsser (Be gleitung). Albert-Thcater. Das Moskauer hebräische Künstler Theater „Habina" das in der ganzen Welt die höchste künstlerische An erkennung gesunden har, wird am Dienstag, den 21., Mittwoch, den 22. und Donnerstag, den 23. Februar im Albert Theater drei Gastspiel« geben. Tie Gastspiele finden statt abends 1015 Uhr. Eine Verlängerung kann infolge andenveitiger Verpflich tungen nicht crsolgen. Zur Anssiihrüng gelangt Dienstag, de» 21. und Donnerstag, den 23. „Colem", Mittwoch, den 22. „Dy buk". Der Vorverkaus erfolgt an der Theaterkasse und den bekannten Vorverkaussstellen