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«am««r «r Sächsische Dolkszeiiung 1». Februar 1b« Ein zeUgemStzer Appell Der Erzbischof von Freiburg gegen die Auswüchse -er Faschingszeit Der hochwürdigste Herr Erzbischof von Freibnrg im Nreisgau hat folgendes Hirtenschrciben erlasse», dessen Hauptsätze ilirer allgemeinen Bedeutung „ns Aktnalliiät wegen hier wiedergege- be» seien: „Ter Mangel an Geld uns die hohe» Preise aller für das Leben notwendigen Dinge wie Nahrung, Kleidung und Wohnung bilden z„m großen Teil das Tagesgespräch in Familien und Gesell schaft: über die Höhe der notwendigen Steuern und Umlagen wer den recht kräftige Worte gefunden, und diese Abgaben fallen in der Tal vielen Pflichtigen schwer. Nun aber werden in Stadt und Land in großer Zahl »„d Ausdehnung Feste und Vergnügen veranstaltet, welche den Teilnehmern und Gönnern, die nicht selten wider Willen zur Bestreitung der Kosten Beiträge spenden müssen, immer wieder erhebliche Ausgaben verursachen, die vermieden werden lönntcn. Auch in den jetzigen Wochen dürsten wieder manche, damit sie den Fa st na cht st a n in e l mitmachen können, Klei dunge- und Jnvcniarstncke verpfänden oder verkaufen: andere werden Aufwendungen machen, die über ihre verfügbaren Mittel lnnausgehen und die Familie, der sie angehörcn und für die sic mit zu sorgen l>aben, beschädige», gar in vorübergehende Not bringen. Es wird berichtet, daß Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf Fast nachtsbällen in Kostümen zu erscheinen wagten, die kaum die Blöße bedeckten oder sonst unanständig waren. Ein toller Jubel mit Joh len und Trinken bis spül nack Mitternacht oder gar bis zum frühen Morgen ist ein unverantwortlicher Angriff auf die Nerven und die Eesimdheit, macht für die Berufsarbeit am folgenden Tag untauglich »no kann, wenn ec wiederholt wird, noch schlimmere Nachwirkungen laben. Diese Vcraiistaltungen werde» vielfach auf die Samstag, aücndc verlegt, so daß manche ihrer Teilnehmer, überdies von der Wochenarbeit ermüdet, entweder den pflichtschuldigen Sonntagsgot tesdienst versäumen oder nur mit abgespannten Nerven und schwerem Kops ihm anwohne», während sie doch nach des Heilands Beispiel und Weisung in der Sonntagsmesse Gott „im Geiste und in der Wahrheit anbeten müssen. (Joh. 4, 24.) Den Ausschreitungen an Fastnacht sind schon vielmals Ver wünschungen, Tränen und Sorge» derer gefolgt, die durch sie Ehre und Unschuld verloren haben; die F ü r s o r g e h e i m e in den Ltädten und der llnfriede in Familien geben hierfür Zeug nis. Unwürdig und zu verwerfen sind auch ungehörige Annäherun gen und Vertraulichkeiten in „geschlossener Gesellschaft", welch»: gegen die eheliche Treue verstoßen und die Achtung vor sich selbst und bei anderen verletz«». Es ist mir sehr wohl bekannt, daß diese Ausstellungen für die weitaus überwiegende Mehrzahl meiner Diö- zcsanen nicht gelten, pflichtgemäß mußte ich sie aber zur eindring lichen Mahnung derer mache», auf welche sie Bezug habe». Auch vergönne oder verbiete ich niemand die anständige Freude im all gemeinen und an Fastnacht insbesondere: das Christentum ist keine Freudcnmörderin, und die echte Frömmigkeit besteht nicht in einem traurigen kopfhängerischen Wesen. Mein Hirtenwort ist vielmehr eine ernste Warnung vor Ausgelassenheit. Geldverschwendung. Unmäßig- keit und s it t c » w id r ig em B e t rag c n : es soll schwere Sün den verhüten, durch die Gott, unser Herr und Vater, vernnehrt und beleidigt würde. Ich bitte, es mit der Bereitwilligkeit und Beachtung anzuhören und zu befolgen, welche dem Wohlgefallen und der Liebe «ntsprechcn, mit denen es geschrieben und gesprochen ist." Feuerschutz und Rellungswesen Technische Probleme der Sladl Dresden, 17. Februar. Von besonderer Bedeutung sür die Allgemeinheit dürste auf der diesjährige» Jahresschau „Die Technisch« Stadt" die große Gruppe des Feuerschutzes und des Ret tung s wese n s sein. Als Linlettuug wird die Abteilung Feuertelegra- phic behandelt, deren technisch volllwmmene Form die Grund lage sür die Schlagserliglreii einer Großstadt-Berufsfeuerwehr bildet. Neben der Entwicklung der Feuermelder wird die neueste Fenermelöeanlage in einem vollständig eingerichteten Telegraphenzimmer gezeigt, die auch bei Störungen, wie Erd schluß oder Drahtbruch, das sichere Einlausen einer Feuermel- oung gewährleistet. Während man bisher zur Weiterleilung der neuer,uelöung und der angeordneten Maßnahmen an die ein- ,einen Wachen sich noch der Morse-Schrlft bediente, wird heute die Verbindung zwischen den einzelnen Feuerwachen durch die neueste Fernlppendruckanlage vermittelt. Außer den von Hand u belütigcndcu Feuermelder» werden auch Temperaturmelder ,n sehe» sein, öle bei einem bestimmten Wärmegrad den Feuer melder selbsttätig auslösen. Bei allen telephonisch in der Zen trale eingehenden Alarmen wird durch Betätigung eines beson deren Ferualarmapparates sofort auch die Wache alarmiert, in deren Bereich die Feuermeldung liegt, wodurch jede Verzögerung i» der Uebermitllung von Meldungen beseitigt ist. In einer weiteren Abteilung wird der Besucher zunächst die neuesten Feuerwehrgeräte und alles, was zur tech nischen Ausrüstung und zur Bestückung des Normallöschzugcs einer neuzeitlichen Großstadt-Berufsfeuerwehr gehört, kennen lernen. Neben einer großen Automobil-Motorspritze ist auch die .Kleinmotorspritze, die bequem von zwei Mann getragen iverden kann, zu sehen. Außerdem wird der neueste Typ einer großen mechanischen Leiter ausgestellt, welche das Ausrichten, Drehen und Aiisschieben zu gleicher Zeit verrichten kann und dazu noch durch einen sinnreichen Mechanismus sich jederzeit insbesondere auch bei schiefem Rüderstand automatisch lotrecht stellt. Dieser Typ ist z. Zt. Las neueste Modell, das von der Feuerwehrgeräte- Indlistrie Deutschlands hergestellt ist. Auch i» dieser Abteilung soll eine lebendige Darstellung erreicht werden. Es ivird die Verwendung der Rettungsgeräte durch Feuerwehrleute gezeigt. Weiter werden die neuesten Apparate sür den Rauchschutz und die Rettungsarbeit der Feuer wehr bei einer Gasvergiftung praktisch vorgeführt. Eine Wohn küche ist dargcstellt mit allen Einzelheiten der eben eingetre tene» Gasvergiftung, noch tickt die Uhr, man sieht den herab- gcglitlcnen Schlauch des Gasherdes, die Feuerwehr trifft ein, die Wiederbelebungsversuche werden an Ort und Stelle vor genommen. Nach den Erfahrungen der Feuerwehren entfällt nur ein Teil aller Alarme auf eigentliche Feuermelöung, ein etiva gleicher Teil aus Sauerstoffhilseleistungen und der größte Teil auf andere Unglücksfälle. Das zur Durchführung aller Hilfe leistungen erforderliche Gerät jeder Art wird in besonderen Der sibirische Expretz Ein Roma» aus der Inflationszeit. Von Frank Heller ^Lopyrißkt by Georg Müller, Verlag München) (41. Fortsetzung.) Sir Archibald sab aus blutunterlaufene» Augen auf die ab- gcsctmittene elektrische Leitung und murmelte elnms. „Siegfried, hole Mister David her!" Sir Archibald machte sich i» noch ein paar klangvollen Aus drücken Luft. „Tie Bolschewiken! Ich glaube nicht an die Bolschewiken — »,>d die Polen sollten cs wagen — unmöglich, ausgeschlossen! — ober men» sie cs wagten, wenn — ich glaubs es doch, glaube cs doch, er wie ein Zirkusartist an-gezogeu ist und die Polizei auf Sen nmen bat — ich habe cs ja immer gesagt, wir haben in diesem lcizici, Krieg um zwei, drei Nationen zuviel befreit!" In diesem Augenblick öffneten sich gleichzeitig zwei Türen zum Arbeitszimmer des Kommissars. Die eine war die Tür zum Warte zimmer. Durch diese eskortierte Siegfried Brandstedter, bleich und mil kaltem Schweiß bedeckt, Mister David mit der Morning Post i», Munde. Die andere Tür führte zu der Privatwohnnng des ssommffsars. Durch diese steckte ein geschäftiger Sekretär ein fragen des Anlütz herein. Bei dem Anblick seines Chefs im Tcte-a-tcte ml! eine,» Mann im schwarzen Trikot blieb er vor Staunen gelähmt stci-cii. Sir Archilmid brach seinen Monolog ab. lieber seine ge schwollene Nase hinweg sah er ml! boshaft glitzernden Augen den N-.iim im Trikot an. Brandstedter blieb stehen und nickte, als wollie er 'agen: Ich wußte sa, daß cs so kommen würde. „Higgins". sagte Sir Archibald. „Ja, Exzellenz. Was — sind das sür Menschen? Ist das c>» Ilcbcnoll? Ew. Exzellenz' —hm — Nase blutet." Sir Archibald sah den Mann im Trikot »och immer a». „Higgins!" sagte er. „Ja. Exzellenz. Soll ich die Polizei —" Der Man» im Trikot verzog keine Miene. „Higgins!" sagte Sir Archibald zum dritten Male. „Sorgen Sic dafür, daß niemand mich stört. Ich bi» mit wichtigen politischen l'iilcrnichimgen besckäftigi." Nu» war cs an dem Sekretär, den Mann im Trikot anzu- iehen. „Aber — Ew. Exzellenz' Nase?" stannnelle ec diskret- „Ich habe sic mir am Schreibtisch angestoßen", sagte Sir Archibald. „Schließen Sie die Tür!" Er wendete sich dem Mann im Trikot zu. „Sie sind ein guter Sportsmann, obwohl Sic sich absonderlich kleiden", sagte er. „Sehr absonderlich, aber das Inn alle Deutschen. Lassen Sie mich sehen, ob Sie irgendeinen Grund für Ihre — lim — absurden Anklagen gegen meinen Bedienten und eine freundlich ge sinnte Nation twben. Aber eines will ich Ihnen sagen, bevor wir weiiergehcn: Haben Sie recht, so ist es ans jeden Fall zu iväl, irgend etwas zu tun. In diesem Augenbiick", er sah auf die Uhr, „in die sem Augenblick segelt die englische Flotte." V. Das Gedränge ans den Straßen nahm im Laufe des Nachmit tags von Stunde zu Stunde zu. Die schwärzlichen Horden erfüllten das Zentrum der Stadt: die Straßenbahnen konnten kaum mehr fahren: die Cafes waren von Menschen mit sonderbarer Sprache besetzt. Im Lauf« der Zeit wurden die Scharen immer unlenksamcr: ihre Gesichter glühten, sie brachten unbegreifliche Hochrufe auf un begreifliche Dinge aus. Perwneu, die möglicherweise die Rolle von Füdrcru spielten, gingen von Cafe zu Cafe, gaben geflüsterte Wei sungen und eilten weiter. Die wenigen Freistaatpolizisten ivaren schon so gut wie aus dem Spiele; die Masse zirkulierte nicht mehr; hier und dort hörte mau drohende Ruse gegen die Graugrünen: hier und dort machte man Miene', zu Handgreiflichkeiten übcrzugchcn. Was wollte die Masse? Wo kam sie her? Hatte sie irgendein gemeinsames Ziel? Gegen vier Uhr wurden die ersten Gewaltakte rapportiert: sie richteten sich gegen einige guigckleidcte Personen aus dem Langen Markt und einen Goldschmiedeladcn in der Hundegasse. Augen blicklich begannen die eisernen Rolläden vor den Ladenfenstern der ganzen inneren Stadt hcrunterzuraffeln. Bald lagen die Geschälte in der Langen Gasse und ans dem Langen Markt wie mit geschlosse nen Angen da. Ein Uebergrisf gegen einen Hotelgast im Deutschen Haus hatte zur Folge, daß die besseren Hotels und Restaurants sofort dem Beispiel der Kaufläden folgten. Gegen fünf Uhr wurden Plünderungen in den Vorstädten rapportiert, aber man hatte keine Zeit, sich damit zu befassen. Die Masse» im Zentrum wurden schwärzer und schwärzer: so allmählich glaubie man einen Plan in ihrer Verteilung zu erkennen. Um das Ratlzaus, dos Postamt und das Elektrizitätswerk scharten sie sich am dichtesten. Aus der Straße sah man jetzt-niemanden außer berittenen Polizisten. Die saßen zu vier und vier an den wichtigsten Strqjen- kreuzungcn postiert, kleine, graugrüne Inseln in dem schwarzen Meer: mit regungslosen Gesichtern hörten sie sich die Unverschämt heiten der Menge a» und sahen an den geballten Fäusten vorbei. » Um halb sechs Uhr trat der Senat zusammen. Um sechs Uhr Fahrzeugen geführt, so z. B, bei der Dresdner Derufsfeuerwehr in einem eigenen Pionierzuq, bestehend aus zwei Spezial- Geräteivagen, der auf der Ausstellung ebenfalls zu sehen sein wird. Die Fahrzeuge dieses Pionierzuges fahren aus Riesen, luslreise». die aus weitere Strecken hin möglichst große Ge schwindigkeit erzielen. Gleichzeitig mit der Eröffnung der diesjährigen Iahres- schau erhält die Dresdner Berussfeuerwehr ein Feuerlösch. Motorboot, das vorerst seinen Platz an der Augustus-Brücke vor' dem Hotel Bellevue siuücii wird. Aus der Iahressänru befindet sich ein großes Modell dieses Bootes und auch das Original der Bootsmotor«: und der neuesten Feuerlösch pumpen, mit denen es bestückt ist. Jedem Besuckzer der Aus stellung soll aus Wunsch auf der Eintrittskarte bescheinigt werden, daß er kostenlos das Feueriöschmotorbooi auf der Elbe besichtigen kann. In das Arbeitsgebiet der Feuerwehr fällt weiter das Kranken- und Unsallbeforderungs wesen, das ebenfalls zur Ausstellung gelangt. In dieser Gruppe wird auch die Einrichtung einer Sani tätswache mit sämtlichem Zubehör, Blaulicht, Operationstisch usw. ausgestellt. Dem vorbeugenden Feuerschutz, also dein Feuer- p o l i z e i w e s e n, ist eine weitere interessante Abteilung gewidmet. Es werden die Sicherheitsmaßnahmen und die S>ä)erhettseinrichiungen bei de» große» Benzinlagern gezeigt und Zivar an Hand eines Modells der großen Tanklager um das Viertel der Bremer Straße in Dresden, Hier sind die modernen Löschoerfahren, z. B, das Schaumlöschverfahre» und das Kohlensäureschneeversahren in Tätigkeit zu sehen. Die Feuersicherheitseinrichtungen eines neuzeitlichen .K i si o s fehlen ebensowenig wie die eines Theaters, Beim elfteren wird ein mit alle» Feuerschutzmaßnahmen versehener Kino-Bildwerferraum in natürlicher Größe gezeigt, während beim letzteren ein großes Modell Einblick in die bühncntech- nischen Sicherheitseinrichtungen eines Theaters gewährt. Man kann hier feststellen, in welcher Sekundenzeit der eiserne Vor hang niedergeht, wie bei großer Hitzeeinwirkung und bei ge ringem atmosphärischem Ueberdruck die Rauchklappcn über dem Bühnenraum aufspringen, wie eine neuzeitliche Regenvorrich iung (Sprinkler-Anlage) in kürzester Zeit den Bühnenraum mit Wasser berieselt, wie in den Galerien des Schnürbodens Sleige- rohre und Wcnderohre benutz! iverden können. Außerdem sieht man die räumliche Anordnung des Zuschouerhauses »nd die Lage der Treppenhäuser und der Schauspielergarderoben zur Bühne. Im Falle der Gefahr sind diese Einrichtungen von großer Bedeutung. Die interessanten Sondergruppen der Feuerwehr werden ergänzt durch besonders markante Stücke aus dem Dresdner F e u e r w e h r m u s e u m, das nicht nur die alten Feuerivehr- geräte und Ausrüstungsgegenstände, sondern auch die Entwick lung der Rauchschutzapparate, sowie besonders sehenswerte Sckzaiistilcke, die ans früheren Bränden herrühren, bringt. Neben einer Anzahl von Darstellungen berühmter, histori scher Brände, werden die noch vorhandenen Utensilien des ehemaligen Kreuzlurmwächters, dem in früherer Zeit die Alar mierung der Feuerwehr oblag, gezeigt. Das Sondergebiet Feuerschutz und Retlungsivese» aus der Iahresschau „Die Technische Stadt" ist eine hochinteressante Ausstellung, die zur Allgemeinbildung des Besuchers der Iah- resschau zweifellos von Bedeutung ist. Denn immer wieder zeigt sich bei Uiigliicksfälle» und Bränden, wie wenig eigentlich der Stadtbewohner mit den technischen Einrichtungen des Ret tungswesens und der Feuerwehr vertraut ist. Niemand sollte also diese seltene Gelegenheit der Ausstellung der „Technischen Stadt" versäumen, um Erfahrungen zu sammeln, Sie sür seine Gesundheit und sei» Leben einmal von großer Bedeutung sein können. Reben der Ausstellung „Feuerschutz und Retlungswesen" wird der großen Oeffcntlichkeit noch dadurch Einblick in das neuzeitliche Fcueriöschwesen gegeben werden, daß während der ganzen Darier der Ausstellung alle 10—14 Tage öffentliche Feuerwehrvorführungen im Ausstellungsgelände ain Festplatz veranstaltet werden. Bei diesen Feuerwehrübungc» werden technische Vorführungen gezeigt: die Angriffsübuiige» geschehe» an dem in der Ansstellung errichteten Kugelhausc. Auch diese Vorführungen werden dem Stadtbewohner eine wertvolle Be lehrung für sein Verhalte» bei Feuersgefahr geben. trat der SeuatSprästdeut auf einen Balkon des Ratiiauses heraus. Er forderte die Menge ans, sich zu zerstreue». Die Aufforderung verklang vor tauben Obren. Er forderte sie ani, Deputierte zu ent senden. um zu erkläre», was sie wünschten. Niemand antwortete auf seine Aufforderung, aber man begann, ihn zu bemerken. Schließ lich bat er die Menge, ihm persönlich zum Ausdruck zu bringen, was sie wünschte. Die Antwort kam. dumpf und unüeutlich. in Welle» von den äußerste» Kanten d«r Menschenmasse beranrolleud, steigend und stei gend, bis ein heiserer Ruf wie eine Sturzsee an die Fassade des Rat hauses vralllc: „Wir wollen die Räterepublik! Wir wollen deinen »ovs und die Köpfe aller Bürger!" Der Senatspräsident verschwand. Der -Senat setzte seine Be ratung schleunigst fort. Die Situation war nick! mehr mißzuver- stchcn. Im Hinblick auf die militärische Hilflosigkeit des Freinaatcs beschloß man, sich an die polnffche Regierung zu wenden und um betvaffneten Beistand zu ersuchen. Als das diesbezügliche Telegramm das polnische Hanptmiarticr spät nachts erreichte, rief es dort einige Heiterkeit kervor. Tie pol- niscken Truppen waren schon seit einer Stunde ans dem Marsch nach Tanzig, aber wabrlich nicht, inn die Regierung des Freistaates zu stützen. Vl. In einem Hanse am HiinincifalirlSkanai, dessen solide Mauern es gegen den Lärm der Umwelt schützten, standen zwei gelehrte Her ren in die Betrachtung eines kolossalen Erdgiobns versunken. Beide sahen aus, als ob sie Sie Nacht in den Kleidern verbracht und nach ihrem Erwachen sehr wenig zu essen bekommen hätten Es war setzt sechs Uhr nachmittags, und durch die Glaskuppel des Raumes strömte ei» mildes Naebmittagsliclil herein. „Paranoia", sagte Professor Freiideniiml. „Tnpische Paranoia", bekräftigte Gerdt Lvnian „Aber eigentümlich durch den totalen Manael an Tiininiiaüon", sagte der Professor. „Er kannte Sie Kunst, sich zu verstelle» nicht." „Hat er den Erdglobus gebaut, bevor er — vevor Sie Be wachung ordinierte», Herr Professor?" „Schon lange vorder Er n>ar typisch verrückt, lange bevor ich eingrisf. Seine Manie war zu reisen — eine vollkommen sinnlose Manie, da ec von jeder Reise ebenso verrückt zurnckkani, als er weggesahre» war. Er jagte nur unaufhörlich um den Erdball herum, unaufhörlich. Und als ob das nicht genug wäre, ließ er das Haus umbauen, um für diesen Globus hier Platz zu bekommen. Er wollte imaginäre Reisen machen, wie er sich ausSrnckte! Haben Sie je so eitvas gehört?" (Fortsetzung folgt.)