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Nummer 2S 27. Jahrgang «rl»el>» »mol »vchenU. «tt den tllnstr. »ralt»»etlagen .Di« «eil' und .Für unsere kleinen Leute', sowie den r«pbe»a,e« ,SI. ! en»c-!Uati'. .Unter-altuu- und Wissen', .Die Well der grau', .»lerjllicher Slot,,»der'. .Da» „ule Buch' .Ftlmrmid- schau'. Mouailicher Br,«g»pret« ll Ml. elnschl. Bestellgeld. Giutelmuumer lU Sonnabend- n. Sonntaginmimer >tO z. hanpllchrisileiter! Dr. G. r«Sc»Yk, Dre»den< Süchksche Sonnabend» 28. Ianuur 1S2L »verlan-ort, Dresden «»«etgenpretse! Die lgechaltene tte,lt>,etlk >»«» z.,;amtlt«n. au,e,ge» und Stellengesuche »l> z. Die Peinrekla,„e«ell«. 8!» Milltlnetec breit. I .* Osferleugeblihr St» z Im Fall» höherer lliewill erlischt jede 8en>tl>ch>ung aut Lieserung I«»M» Lrtiillung v Anze,ge»-illuitrllgen u. Leistung i>. Schaveners«- «eiihchUichrr Dell, Artur Len,. Dresden. tScliliiistsstrlle. Druckn.Perlag: «ermonia. rl.<>». jür Bering und Druckerei.!,Male Dresden.DreSdeu-A. >. Palierslras'.e 17. Fernnit 2I0I2. Postlcheckionlo Dresden i7ui Baukloulv Etadtbant Dresden Slr NI7I9 Für christliche Politik und Kultur R«d-»»«on der Sächsische» >v,lk«,ettuua DreSdeu-RItstadt I Pollerstrahe >7. Fernru« SMIt und rioir. Zusammengehen der Deutschen Vottrspartei mit der Opposition im Bitdungsausschutz Wahlperspektiven in Englanv (Bon unserem Korrespondenten.) London, 21. Januar. Zwei oder drei Nachwahlen in den nächsten Wochen werden den „öffentliche Meinung" genannten Kreis von Redenden und Schreibenden in Atem halten; er hat ohnedies, abgesehen von der Eebetbuchkontroverso, kaum noch Zeit für etwas anderes als Wahlen. Er wird die Nichtredenden und Nichtschreibenden üoerschütten mit seinen trügerischen Schlußfolgerungen auf das, was in einem Jahr geschehen soll: die große allgemeine Neu» wähl. In Wirklichkeit bieten die Ersatzwahlen kaum noch einen Anhaltspunkt für Prophezeiungen, seitdem das auf zwei Parteien zugeschnittene Wahlsystem sich durch das Hinznkommen einer dritte», ja einer vierten Partei zu einem Glücksspiel um die größte Minderheit entwickelt hat. In Northampton verloren die Konservativen den Sit; an die Labour Party weil es einem halb komischen „Wilden" gelang, just tausend Stimmen von dem konservativen Bo- tnin abzujpaiten. Um die tatsächliche Stimmung, wie immer sie sein mag. sür Januar 1929 wirksam zu präju- dizieren, müßten die Ersatzwahlen schon drei, vier auf sehenerregende konservative Niederlagen Schlag auf Schlag bringen. SlaU sich mit solchen Unwahrschcinlichkeiten zu ängsti gen, Hallen die Konservativen gespannt das wirtschaftliche Barometer im Auge. Es ist die Zeit, in der die Hohen priester der Keschäftskoiljunktur. die Vorsitzenden der Lon doner Großbanken, sich in Weissagungen vor ihren Gene- ralveriammlungen ergehen. Mr. Goodenough von Barriens Bank hat bereits die berühmte gedämpft opti mistische Note angeschlagen. Gedämpfter Optimismus ist ei» unerläßliches Erfordernis dieses Pricsteramtes, aber cs gibt selbst in der Dämpfung noch erfreuliche und uner freuliche Nüancen. Die Konservativen sind mit Mr. Goodenoughs Nuance zufrieden. Die gute Konjunktur ist das Wichtigste, was sie brauchen. Und man kann sich ernst lich fragen, ob sie außerdem überhaupt noch viel brauchen, um ihre zweifellos unerschütterte Wahlzuoersicht im Ja- nnar 1929 bestätigt zu sehen. Arilhmetrisch betrachtet, ist die Aufgabe der Oppo sition formidabel. Sie steht heute — uneinig — mit weniger als 200 Mandaten einer Festung von mehr als Mi Mandaten gegenüber. Gewinnen kann sie nur, wenn sie eine Verschiebung von rund 120 Mandaten zuwege bringt. 100 genügen nicht. Der selbsttätige Prestige- verschleiß einer langlebigen Regierung — der Schwung des „Pendels" — ist die stärkste und plau sibelste Hoffnung der Opposition: es ist die selbstverständ lichste Sache von der Welt, daß die Konservativen mit weniger als 400 Mandate» zurückkehren werden. Aber be sitzen Liberale und Labour genügend eigene Anziehungs kraft, um ein übriges zu tun und die Konservativen in die Minderheit zu drängen? Wenn ja, so lassen es sich die Konservativen jedenfalls etwas kosten, darin nicht nachzu stehen. Bei Lloyds werden seit acht Tagen Versicherungen ldie kaum etwas anderes als Wetten sind) gegen das ..Ri siko" einer Einkommeu.steuerermäßigung im kommenden April abgeschlossen. Das Risiko wird mit 50:50 notiert. Aber die Anziehungskraft der Labour Party und der Liberalen steht nicht so fest. Labour ist auf das Votum einer mehr oder minder bourgeoisen Mitläuferschaft an- lewiesen, wenn seine Mandatszisfer nicht mit der ziemlich est begrenzten Stimmasse der Gewerkschaften stagnieren oll. Die Haupt-„Planke" in der Labourplattsorm für 029, die von Snowden vergeblich gebrandmarkte „Surtax" (Sondersteuer auf das nicht erarbeitete Ein kommen) wirkt in dieser Beziehung selbstmörderisch. Trotz einer zeitweiligen Zurückdrängung der sozialisierungs- lustigen Bergarbeiterführer und trotz der Beteiligung an Sir Alfred Monds Jiidustriekonferenz herrscht auch nicht der Eindruck vor, daß Mac Donald der Bleigewichte endlich ledig wäre und jeden Augenblick frei ausschreiten könnte. Der Wiederaufstieg der Liberalen hat nicht ge- halten, was er vor einem Jahr versprach. Northampton, wo die liberale Stimmziffer fast genau mit dem rühmlosen Ergebnis von 1924 übereinstimmte. beweist allerdings nicht viel. Aber von Lloyd Georges großer Jndustrie- und Agrarreform hört man gerade heute weniger als je (Lloyd George, sofern er ein kommender Mann ist, wird vorwiegend Innen-, nicht Außenpoliliker sein). Die Wahrheit ist. daß der interne Streit der Liberalen um Lloyd Georges Wahlfonds trotz aller gegenteiligen An kündigungen fortwütet. Und solange ist auch keine radikale Abhilfe gegen die nach guten Informationen andauernde Hauptschwäcke der Partei denkbar, gegen den Verfall ihrer Wahlorganiiation im Lande. Doch Lloyd George ist ein Mann von schnellen Entschlüssen. Und für den Fall, daß er sein Desinteressement an der vielverwünschten „Kriegs kasse" außer Zweifel stellt, denkt man bei den Konservati ven nicht ganz ohne Sorgen an die 500 liberalen Kandida ten. die er verlvrocken bat. Di« heutige Nummer enthält das St. v«nno-Blatt, da« Soantaasblatt jpe dl« Tiii-.ele Reihen Der 8 2Ü -es Schulgesetzes verlin, 27. Januar (Draihtbericht). Der Bildungsausschuß des Reickzstages erledigte heute nach längerer Aussprache auch den 8 2V des Reichs schulgesetzentwurfes. Annahme fand dazu der Antrag der Deutschen Bolkspartei, nach dem es in den Simultanschul ländern bei dem bisherige» Zustand verbleibt. Die An nahme erfolgte mit 15 gegen 1!4 Stimmen der Deutsch- nationalen. des Zentrums und der Bayrische» Volks partei. Die Deutsche Volkspartei hat also in der Frage der Siniultcmschullünder die Front der Regierungsparteien verlassen. Van seiten des Zentrums waren gegen die jetzt angenommene Regelung die schwersten Bedenken geltend gemacht worden. Es war darauf hingewiesen worden, daß für die Schulen der Simnltanländer damit ein Ausnahmerecht geschaffen wird, daß für andere Län der zu unübersehbaren Konsequenzen benutzt werden könnte. Selbstverständlich ist mit der Annahme im Aus schuß noch nicht gesagt, daß im Plenum der tz 20 in glei- cl-er Weise angenommen werden wird. Immerhin ist auch im Plenum die Annahme des 8 20 in der Fassung des Regierungsentwurfes nur möglich, wen» die Deutsche Bolkspartei ihre Haltung ändert. Sollte das der Fall sein, dann wird das Zentrum ernstlich die Frage zu prü fen haben, ob es an der Annahme des Schulgesetzes noch interessiert ist, nachdem sich in der Frage der Simultan- schnlländer die Auffassung der kulturpolitischen Oppo sitionen durchgesetzt hat. « Im Bildungsausschuß bcs Reichstages wurde am Donnerstag nach Ablehnung demokratischer, sozialdemokratischer und kommunistischer Anträge ein Kompromißantrag der Regierungsparteien angenommen, der folgenden 8 2 t einsügt: 1. Zur Bestreitung von Mehrkosten, die infolge der Durch führung dieses Gesetzes den Ländern und Gemeinden erwachsen, cellt das Reich den Ländern eine einmalig« Beihilfe zur Verfügung. 2. lieber die Verwendung der Mittel und den Zeit punkt ihrer Verteilung entschcidcl die Reichsregierung im Einvernehmen mit dem Reichsrat. Im Anschluß an die Regelung der Kostensrag« wurde auch ein Antraa D r. Runkel lDvv l anaenomme». wonach die landesrechtlichen Bestimmungen über das Schulver mögen durch das Reichsschulgesetz unberührt bleibe» sollen. 8 19 wurde in der Fassung der Regierungsvorlage ge nehmigt: Die Länder haben die zur Ausführung dieses Ge« jel^s erforderlichen Vorschriften so rechtzeitig z» erlassen, daß spätestens zwei Jahre nach seiner Verkündung mü der Durchführung begonnen werden kann. Der Ausschuß begann die Beratung der Frage der Hilf»- schulen, die am Freitag fortgesetzt werden soll Sodann will der Ausschuß die Beratung des 8 20 in Angriff nehmen, der den Weiterbestand der Simultanjchulen zum Gegenstand ha! Im Haushalisausschuß des bayerischen Landtages er klärte bei Beratung des Knltusetats Kultusminister Dr Gol de n beiger aus «ine Anfrage wegen des Verhältnisses der K i r ch e n o e r t r ä g e Bayerns zu dem zukünftige» Reichs- schulgesetz, wenn ein Reichsgesetz zustande komme, das diese Ver träge berühre, so ergebe sich die Wirkung, daß Reichs recht Landesrecht breche. Welche Folgen die bayerische Ne gierung dann gegenüber den Vertragspartnern zu ziehe» habe, bedürfe noch der Erwägung. Gegenüber mehrfach in der De batte ausgetretenen Kritiken an den Konkordatsverträgen be tonte der Minister, daß nach Auffassung der bayerischen Regie rung eine V e r s afs u ng s w i d r ig kei t in dickst» Verträgen nicht gegeben sei. Kilfe für -ie Landwirtschaft Die Notlage der Landwirtschaft hat in der letzten Zeit einen solchen Grad erreicht, daß man sich allseits über die Notwendig keit klar geworden ist. schnell und. soweit es unter den ge gebenen Verhältnissen möglich ist. in wirkungsvollem Ma>>, Hilf« zu leisten. Der interfraktionelle Ausschuß der Regierungs parteien bejchästigt sich ja, wie bekannt, ebenfalls mit den Maß nahmen, die zur Erleichterung der Not der Landwirte getroffen werden müssen. In der gestrigen Sitzung des Haushalts- ausschusses des Reichstages fanden anläßlich der Be ra-tung dos Haushalts des Reichsernährungsministeriums abe'> mals Besprechungen statt, in deren Verlaus eine Reihe von An trägen, die die Regierungsparteien zur Notlage dei Landwirtschaft eingebracht hatten, angenommen wurden. * Kultivierungsarteite» in Osnabrück. Das Preußisch« Staatsministerium irat dem Siaatsrat einen Gesetzentwurf über die Bereitstellung von neun Millionen Reichsmark für die Entwässerung u»o Kultivierung der rechtsemsischen Moor« in den Kreisen Hämling und Aschendorf im Regierungsbezirk Osnabrück mit der Bitte um möglichst baldige gutachtliche Aeuße» rung zugchen lassen. Ueberhanpt muß die vorstehend« Skizze der Parteilaqe als ein Auqenblicksbild verstanden werden. Man kann die stimulierende Wirkung des nahenden Wahltermins nicht ttuyer Rechnung stellen. Aber zwölf Monate sind keine zu »ange ,-lelt. um den unrühmlichen Zustand von heute in Rerettichcm^'inzuwandeltt. Und im Zusammenspiel sind Nß vrloen «Oppositionsparteien. abgesehen von der wenia gejchätzien Erinnerung an das von den Liberalen unter stützte Labonr-Regime von 1924, Neulinge. Man darf an Wahl- und Regierungskoalition, Dinge, die für das Gros der Labour Party tabu sind, im Augenblick noch kaum denken. Es sei nur die Rede von der Abriistnngs- kampagne der Völkerbundsitnion im Spätherbst vorigen Jahres; vor ihrer Ueberschätzung in außenpolitischer Hin sicht ist hier stets gewarnt wurden, aber sie bat der Labour Party und den Liberalen unzweifelhafte innerpolitische Chancen. Sie ist erlahmt. Das augenblickliche Bild ist bis zur Langweiligkeit farblos, —- es fei denn, man setzte ihm die lebhafteren Lichter der Gebetbuchkontroverse aus. Kann man sie noch als eilte unpolitische Angelegenheit werten und hier bei seite lassen? Die neuen Dispositionen der Bischöfe machen es fast sicher, daß die entscheidende Wendung — die noch malige Unterhausdebatte — in einen Zeitpunkt fällt, in dem die Wahlkampagne in vollem Schwange sein wird. Allerdings ist die unmittelbare Bedeutung für die Partei- Politik, selbst wenn das Unterhaus sein gefürchtetes Nein wiederholt, nicht ohne weiteres erkennbar. Bei der Ab- stimmung im Dezember ging bekanntlich die Scheidelinie mitten durch alle drei Fraktionen hindurch. Gewiß stünde «s nickt beikoiellos in der Weltaeschicht« da. daß «in« Streitfrage ersten Ranges drei Parteien durcheinander, würfelte, und das Gebetbuch ist für England eine Frage ersten Ranges. Aber die politisch inter- essante Seite dieses Streites ist mehr persönlicher Art. E» handelt sich, mit einem Wort, um die Karriere Sir William Joynson-Hicks', des Innenministers im Kabinett Baldwin dessen faszinierende Nolle in der Unterhausdebatto um das Gebetbuch ja hier beschrieben wurde. Es liegt kein Anlaß vor, hinter seiner schicksalsvollen Protcstantenrede mehr politische Spekulation zu wittern, als mit einer engen, aber Gesinnungsfreunde von der äußersten Rechten de« Kabinetts, die Churchill, Amery und Bridgeman, an ehrlichen konfessionellen Ueberzeugung vereinbar ist. Die Rede war würdig und klang aufrichtig, sonst hätte sie nicht ihre Wirkung haben können. Aber, berechnet oder nicht berechnet, Sir Williams Gebetbuchrede hat seiner ohnehin ansteigenden Karriere eine:, plötzlichen Austrieb gegeben, der nur in dem eigenartigen Milieu dieser Kontroverse ganz zu verstehen ist. Es genüge, daß „Jix". einst der Prügelknabe des Kabinetts Baldwin, heute seine engeren Prestige überflügelt hat. Eine erneute Ablehnung des Prayer Book würde diesen bemerkenswerten Ausstieg besiegeln. Und es gibt schon heute konjervalive Politiker, die in Sir William Joynson-Hicks den kommenden P r e m i e r m i n i st e r erdlicken. Mit gemischten Gefühlen freilich, denn über seine Politik ist ein gut Teil mehr zu sagen als über seinen Protestantis mus. Man wird an die alte Königin Viktoria erinnert, wie sie in ihren (soeben veröffentlichten) Briefen mit Gladstone queruliert und beharrlich verlangt, daß „das Neckt«" aelckebe. tt,« i-I«rt,t tlliiur. daß es vor allem obn«