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(.eifrig un<i Umgebung Der Rückkritt 0n. Nie-ners Leipzig. 1. Februar. Der Scnatspräsidcnt Ni ebner tritt am 1. Februar dieses Jahres tu den Ruhestand. Er wurde am 24. August 1862 in Rü- derSüorfcr Koltberge bei Berlin geboren. Am 16. September 1913 trat er unter Ernennung zum Reichsgerichlsrat in den RAchsdienst über, Bei dem Reichsgericht gehörte er nacheinander verschiedene» Rcvisionsslrassenatcn und dem 4. Zivilsenat an. Nach der Ernen nung zum Scnalspräsidenlcn übernahm er im Mai 1924 den Vorsitz des .3., und im Oktober 1924 den des 4. Strafsenats. Dem Staats- gcrichlShose zum Schutze der Republik gehörte er vom Juli 1922, die letzten Jahre als Vorsitzender an. Senat-Präsident Niedner war ferner von 1920 bis 1924 Mitglied des Rcichsdisziplinarhoies. Von größeren wissenscliastlietzen Leistungen sind zu verzeichnen: Ein Kommentar zum Einführnngsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch und ein 5tommmc»tar zum Zumiigsversteigerungsgesetz ins unbewegliche Vermögen. Nicüners weitere wissenschaftliche Leistungen bewegen sich hauptsächlich ans dem Gebiete der Juslizrcform, so zuletzt die viel- jach besprochene Broschüre über die Sozialisierung der Rechtspflege. ) Drei Todesurteile wegen gemeinsamen Mordes bestätigt. Das Schwurgericht München II verurteilte am 3. November 1927 den Krankenwärter und früheren Knecht Franz Ruhmoscr, de» Knecht Witt und den Landwirt Simon Millermeier aus Obcrgeiscnbach we gen gemeinsame» Mordes zu Tode. Simon Mitlcrmeier hatte, um sich in den Besitz des väterlichen Vermögens zu sehe», die beiden Mitangeklagten veranlaßt, seinen Vater Josef Mittcrmeicr zu ermor de» und dann die Leiche auf de» Bahndamm zu schaffen, in» einen Unfall oder Selbstmord vorzutäusche». Die Tat geschah bereits im Jahre 1920 am 24. September. Witt erschlug den Mitlerincicr sen. mit einem Prügel und erwürgte ibn vollends, während Rntzmoscr an der Tal selbst nicht beteiligt gewesen sein will. Die von den Mör dern eingelegte Revision stützt sich ans eine falsche Auslegung des 8 47 des St. G. B-. denn cs steht an keiner Stelle des Urteils, daß N. an ocr Mordtat beteiligt gewesen ist. Ter Reichsanwalt wies jedoch daraus hin, daß eine vorsätzliche gemeinsame Straftat genügend er wiesen sei und deshalb verwarf der 1. Strafsenat des Reichsgerichts diesem Antrag entsprechend die Revision, sodaß das Todesurteil somit rechtskräftig geworden ist. ) Schwerer Unfall im Dienst. Dienstag nachmittag wurde auf dem Bahnhof Taucha der Hilfsschassner Reinhold Bühlau von einem Eilzuge erfaßt und beiseite geschleudert. Er erlitt neben anderen Verletzungen einen schweren Schädclbruch und wurde ins Krantzenhaus gebracht. Bisher hat er das Be wußtsein noch nicht wieder erlangt. Bühlau ivar zwischen zwei Wagen hindurchgetzrochen. um einen verlorenen Maschinenteil eines Güterzuges aufzuheben. In demselben Augenblicke wurde er von dem heranbrausenden Güterzuge erfaßt. ckrmnilr, Tvicksu, PIsuen Der Poslräuber Kein Plauen, den 1. Februar. In Planen steht man »och vollständig unter den, Eindruck der Bluttat Heins. Das große Interesse bekundet sich vor allem darin, daß viele Hunderte von Mensche» das i» der Kriminalnbteilnng a»ö- gehängte Bitd des Mörders und Posträubers besichtigen. Tie umsang reichen Mast,lahmen, die im Laufe des gestrigen Nachmittags, wäh rend der Nacht nnd heute Vormittag durchgeführt worden sind, l»abcn leider »och nicht dazu geführt, des Verbrechers habhaft zu werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich Hein noch in der Umgebung licrmntreibt. Während seines unsteten Lebens hat er meist seine Flucht mit einem Fahrrad bewerkstelligt Es kann also angenom men werden, daß er alle anderen Transportmittel meidet. Die An nahme, daß sich Hein in einem Kraftwagen nach Auerbach bege ben habe, trifft nicht zu. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Maurers Wagner wurden unter dem Bett, daS Hein benutzt hatte, eine Aktentasche gefunden, in der sich noch eine kleinere Tasche befand. In der Altcnmavpc lagen zwei große Armccpistolen, ein Paket mit 100 Schuß Munition, eine festvcrschlossene Feldflasche, ein Feld stecher, eine Flasche mit ätzender Säure nnd ein Dolch. Daö Be finden des schwerverletzten Beamten Endisch ist bedenklich, die beiden Kugeln sind entfernt worden. Die Sektion des erschossenen Kriminal kommissars Schmidt wird heute stattflndcn; seine Leiche weist eine große Schußwunde auf der rechten Körpersrite auf. Ter Mörder Hein war schon am Freitag nach Planen ge kommen, und zwar mit einem Fahrrade von Pößneck her, wo er das Rad gekauft hatte. Auf dem Rade hatte er Zwei mit Revolver und Der sibirische Expreh Ein Noma» aus der Inflationszeit. Von Frank Heller lLopyrißiit b> Georg Müller, Verlag München) (26. Fortsetzung.) Wer legt um halb zwei Uhr nachts an einem Strande an? Keine Fischer kommen so früh vom Fischfang zurück, keine Vergnü- gungsrudercr kommen so spät heim: aber ein Kiel knirscht ans dem KieS. Ist es ein unglücklicher Spieler, der von eincni rcsnltatloscn Selbstmordversuch zurückkomml? Aber cs ist nicht ein Kiel, der knirscht, cs sind zwei, cs sind drei. Jetzt haben die Kiele anfgchört zu scharren: anstatt dessen hört man menschliche Stimmen. Ter Alaun in dein Strandkorb richtete sich auf dem Arm ans und guckte hinaus. Die Nacht war ziemlich hell. Er sah drei große Ruderboote mit Außenbordmotoren und sechs Personen, die eben ihren Inhalt auf den Strang anslnden: Packlisten vo» cigcntnm- llchcr Form. Eine siebente Person stand etwas abseits, die Hände über der Brust gekreuzt und eine Zigarette im Munde; er schien das Ganze zu leiten. Die brennende Zigarette warf ab und z» einen Lichtblitz ans ei» glattrasiertes Gesicht mit markierten Mundwinkeln und ein^r Stnnipsnasc. Das Ablade» war bald vorbei; er rief mit gedämpucr Stimme ein paar Worte, und fünf vo» den Sechsen folc.lenFhm. mit Packliste» beladen. Der sechste blieb bei den Booten zurück Das glich aus ein Haar einem Schmuggel oder einer Szene auS Ali Baba und den vierzig Räubern. Die fünf Träger verschwanden in dem Weidcndickicht der Plantage. Der -sechste Mann gähnte setzte sich ans den Boo'Srand und zündete eine Zigarette an. Der Mann im Strandkorb versank in Gedanken. Dies-' Gedanken wurde» zweimal unterbrochen. DaS eine Mal vom Wächter. Der batte ofscnbar ein verdächtiges Geräusch gehört, denn er erhob sich vom Bootsrand und sah sich um. Was hielt er doch in der Hand? Eine Masse, eine Art Pistole, aber waS für eine Pistole? Sie glich einem Masel,inengcwchrl Sic sah aus, als ent hielte sie hundert Schliffe! Nichts zu hören! Der Wächter legte seine Kasse weg und setzte sich wieder. Der Mann im Strandkorb dachte weiter, und dieses Mal wurden seine Gedanken dadurch unterbrochen, daß die fünf Träger znrückkamen. Diese Kiele sckmrrtcn, di« Boote zlitten hinaus, als sie ein Stück vom Lande entfernt waren, begannen te Motoren zu knattern. Der Man» im Strandkorb legte sich zurecht nd schlief so allmählich ein. Munition gefüllte Aktentaschen ausgeschnaUt. Im Tanncnhof kurz vor Planen kehrte er ein, um zu Abend zu essen, und hielt sich dort von 6 bis 9 Uhr abends auf. Beim Fortgehen hals ihm der Wirt in den Ueberzicher und drückte sein Erstaunen über die Schwere aus, wor auf Hei» nichts erwiderte. Wo sich der Mörder a« Freitag abend und Sonnabend aufgehalteu hat, ist noch nicht bekannt. Die Staat«, anwaltschaft am Landgericht Plauen hat anf die Ermittelung und Er greifung Heins eine Belohnung vo» tausend Mark ausgesetzt. Schwerer Aulounfatt Chemnitz, 1. Februar. Die Reichsbahnbetriebsdirektion Chemnitz teilt mit: Heute nachmittag in der vierten Stunde wurde an einem unbewachte» Slaatsstraßenübergang der Straße Neu-Oelsnitz—Wüstenbrand zwischen Mittelbach nnd Wüstenbrand der Personeickrafttvagen II A 17224 ans München von der Lokomotive des Personen- zngcs 1829 bei Schneewetter angefahren, nmgeworfen und in den Graben geschleudert. Eine Dame und der Kraftwagen- fiihrer wurden am Kopfe verletzt. Der mitlahrende Ehemann blieb unversehrt. Die Lokomotive wurde leicht beschädigt. Der Zug erlitt 15 Minuten Verspätung. Wahrscheinlich hatte der Kraftwagenführer den Bahnübergang nicht beachtet. Die Un tersuchung ist eingeleitet. In eine Schulklasse aesahren Zwickau, 1. Februar. Auf der Landstraße zwischen Stollberg und Pfasfenhain wollte am Montag ein Personenauto eine Schulklasse von 9- und 10jährigen Knaben uno Mädchen überholen. Das Auto, durch einen entgegenkommenden Kraftwagen verhindert, geriet dabei auf der glatten Straße ins Schleudern, fuhr von rückwärts in die Schulklasse und stürzte schließlich in den Straßengraben. Vier Ksiider kamen unter das Auto zu liegen. Die meisten kgmen sedgch mit den Schrecken davon: nur ein Mädchen mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Demokrakenkagung in Bautzen Bautzen. 1. Februar. Am Sonnabend und Sonntag hielten auch die Demokraten der Oberlausitz im Keglerheim zu Bautzen ihre Jahreshauptversammlung ab. Staatsminister a. D. Dr. Dehne sprach über das Problem des großdeulschsn Einheits staates. Der Redner forderte den Einheitsstaat, lehnte aber allen Zentralismus ab und forderte eine Neueinstellung des Reiches sowie die Schaffung von Provinzen mit weitgehender Selbständigkeit. An den Bortrag schloß sich eine lebhafte Ans sprache. Den Vorsitz der Tagung führte Rektor Pfarrer Wehr mann, Arnsdorf. Vermi5cli1«5 Mecklenburg bohrt nach Oel. Aus Lühtheen wird berichtet, daß man am Westcndc vcs Salzhorstcs bei Lübtheen mit dem Vohren nach Erdöl be gonnen hat. Die mecklenburgische Regierung hat 209 990 Mark für Bohrzwccke zur Verfügung gestellt. In der Tiefe von 1090 Meter hakst man auf Oel zu stoßen. Maßnahmen in Breslau gegen die Kiribenaustrittvropagnnda. In den katholischen Zeitungen Breslaus liest man folgende Ankündigung: „Kirche und Kirchensteuer! Diese und andere brennende Zeitfraqcn behandeln die Abend-Vorträge, die Sonntag, den 29 Januar, abends 8 Uhr in allen Pfarrkirchen Breslaus und der Umgegend beginnen und bis zum 5. Februar täglich statksinden Sie möchten zerstören das Zerr bild der katholischen Kirche, das heute viele in sich tragen. Sie wollen die katholische Kirche schildern als Gnttesstadt und Mutter." Die kirchliche Behörde glaubt durch diese Aufklärunasabcnde wirksam der Kirchenaustritts-Propaganda begegnen zu können Eine Oblaten-Niederlassung in Breslau. Am Mittwoch morgen fand die Eröffnung des neue» Klosters der Patres Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria lO. K4. .1.. Sitz Hllnfeld bei Fulda) im bisherigen St. Georgs- pfarrhause. Pöpelwitzstr. 81 stati. Die frühere St Georgs-, letzt Hedwwsgemeinde von Pöpelmitz. hat vor einem Jahre in der neuen Siedlung an der Klodnitzstraße eine Kirche gebaut und die alte Kapelle mit dem Pfarrhaus den Oblatenpatres über geben. Die Patres widmen sich der Missions- und Exerzitien tätigkeit. sowie der Aushilfe in der Seelsorge. Theater und Musik Albert Theater Dresden. Donnerstag, den 2. Februar, „Lisa! lott von der Pfalz", Lustspiel von Rudolf Presber und Leo Wallhg Titelrolle Hermine Körner. Freitag, den 3. Februar, abends z Uhr Gastspiel der Opernschule Petrenz mit Beethovens „Fidelis'.! In der Erstausführung de» Lustspiels „Potasch und Perlmutter" voi M. Glas; und C. Klei» am Sonnabend, den 4. Februar, sind i» j de» Hauptrollen beschäftigt die Dame»: Melanie Hercschovskn, Osts lrud Heinz, Anni Wilkcns, sowie die Herren: Johannes Stein«, Aibert Willi, Max Jähnig, Heinz Leo Fischer, Hans Vogel, Paul Becker, Hanns Nagt. Paul Rainer. Spielleitung: Dr. Iwan Schwill, von den Reinhardt-Bühnen Wien-Berlin. Bühnenbilder: Eoiislantin o. Nitstbk-Eollande Das Landes-Konservatorium der Musik zu Leipzig lud am vergangene» Smmlag ein zur Aufführung der Oper: Die Noch, zeit des Figaro von Mozart (1756—91). Es lebe die Ingens, die sich zu begeistern weiß an der ewigjnnge» Musik unseres einzigen Mozart. Was gäbe das Ausland dafür, diese» »nge- . krönten König der Musik sein eigen nennen zu dürfen. Ter, in Musikkreisen hochangesehene Dirigent, Dr. Max Hochkosler,! hotte das ab»»dfüllende Werk verständnisvoll und unermüdlich: bis ins kleinste einstndiert mit den Aufsührcnden und dem Orchester des Konservatoriums. Die Spielleitung lag in oeu! bewährten Händen von Professor August Prost. Es war deu! beteiligten Instiiutkreisen gelungen, die angehenden Künstler bis dahin zu führen, wo dem Bühnensünger das Spiel zun, Leben sich verlieft, wo edler Arbeitsernst die jugendlichen Wan gen zum Erglühen brachte, so daß in mehr als einem Falle die Schmucke Hütte gespart werden können und — sollen. In, Vordergründe standen zwei ausgesprochene Bühnentalente, Margarethe Tetzner, Leipzig, als Susann« und Kurt Seipt, Leipzig, als Figaro in Spiel und Singleistung. Philipp Göpel als Graf Almovia ließ zuweilen noch etivas die Gräiliche Hoheit im Sviel vermissen. Die Gräfin der Charlotte Kraus zeigte etwas Unausgeglichenheit der Stimme, verfügt aber über oute Durchschlagskraft ZU geeigneter Zeit. Der ansprncksvollcn Pagenrolle wurde Gertrud Barth. Leipzig, im großen und gan ze» gerecht, wenn auch ihre Stimme noch an Fülle gewinnen muß, wie das aber bei dem juoendlichen Alter der Beteiligten nicht anders sein kann. Im allgemeinen macht sich hie und da der Mangel an Stimmkraft in der MUtellage etwas bemerk bar Das Spiel in seiner Gesainiheit war gut durchdacht und mit R^'ürlickkeit wiedergeaeben. Das Orchester einschließlich der Bläser arbeitete wirblich tadellos. Insbesondere vel-mg es Dr. Hockkoilsr einen echten Mozart herauszübrinaen: flüssig, aber ohne das sonst beliebte Jagen. Der ganze Abend ein hoher Genuß — ohne die oermasle Beeinträcktigung. Es herrschte »>ir eine Stimme l-ckhatter fröhlicher Anerkennung. Ein in seiner Art seltener Abend. Dr. Hugo Löbmanu. Kirchemrachrichken Dresden-Friedrichsladt. <Pjarrkirck>e St. Michael.) Frei tag, den 3. Februar: Herz-Iesu-Frcitag 7 Uhr hl. Messe nnd Aussetzung des Allcrhciligslen den ganze» Tag. abends 7 Uhr Schlußandacht. Katholische Garnisonkirche Dresden. Mittwoch, Dvnners- tag, Freitag und Sonnabend dieser Woche keine hl. Messe. Sonntag, den 5. Februar, 9 Uhr, Gottesdieusl mit Milttärmusili Dienstag, den 14. Februar, abends 7.30 Uhr Gemeiude- abe nd im Saale des Soldaleuheim, wozu schon jetzt alle Katho liken Dresdens herzlichst eingcla-den sind. Nadcbrrg. (Mann Lichtmeß.) 2. Februar, 6,45 Uhr Lielnec- weihe, Prozession, liturgisches Hochamt. 3. Februar (Fest des bl. Blasius). 7 U!'r hl. Messe, Blasius-Segen, ( Herz-Jesu Freilag) Settendorf. (Mariä Lichtmeß), 2. Februar, 8,30 Uhr Hock- awl. Abends 7,30 Uhr Andacht. Hirschfclde. Kein Gottesdienst. Leipzig, St, Vlnzcnluisverci». Dienstag, 7, Februar, Sit zung in der Propste! 19,30 Uor. — Eli'abclh-Vcrcin 7. Februar, 16 ilbr Sitzung im Elisabctti-.Heim Rudolsstraße 3. Werdau. Cacilia und Kasino Werda» gemcinschajttichcs Siij Itingöscst Sonntag, 5. Februar, nachm. 5 Uhr ini Schützenh.ms, Wer dau. Zittau. Earitasvercin. Mittwoch, 15, Februar, 8 Uhr aben>° 6 ordentliche Generalversammlung i» der alle» katholischen Sckuie. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte WittermigSaussicktcn: Erneut Bewötckngszuualnue und Ein trübung, Anhaftender Rege». In de» höheren Gebirgslagen Sclmce- regcn und Schnee. Temperaturen zunächst allgemein ansteigend, spä ter wieder zurückgebcud. Flachland nnd mitllere Gebirgslagen zu nächst sroslfrci. Lcbbaflc, im Gebirge zum Teil stürmische Winde aus Südwcst bis West. Ills ein uciter Tag aus dem Strande aubrach, siel cs einigen wcnsgcn Personen aus. daß ei» einsamer Herr ganz weit oben im Norden badete, nicht weit von den sechs verachteten Strandkörbcn. Niemand hatte ihn kommen sehen; er mußte schon sehr früh da- gewcscn sein. Er halte sich, eine Sandhöhlc im Stil der Fakire ge graben, darin lag «r auf dem Bauch nnd entsendete TabakSwolkcn, Gegen zehn Uhr kamen zwei Jungen zu seinem Teil des Strandes. Die badeten siebenmal hintereinander wie die mittelalterlichen Pil ger im Jordan. Hierauf schlossen sie mit dem Manne in der Sand- Höhle Bekanntschaft, Er gab ihnen Geld. Sie gingen ihrer Wege iiiid käme» mit einem großen Paket zurück, das der Mann in der Sandböhle sofort in Angriff nalnn; genaue Beobachter wollen sich verbürgen, daß das Paket eine Flasche Wein und achtzehn belegte Brote enthielt, vo» denen er die Hälfte in weniger als einer Vier telstunde expedierte. Was den Beobachter sonst noch frappierte, war, daß er ein schivarzcs Trikot trug, das über den ganzen Körper ging, nnd daß er sein Geld in einem schwarze» Stoffsäckche» zu verwahren schic». Seine Kleider lagen mit dem,Füller nach außen so sorg fältig zusiAnmeiigefaltet, als wollte er das Stoffmuster verbergen, Wäbrend er noch aß. kam ein Herr in einer braunen Sammet jacke nnd ließ sich dicht neben seiner Höhle nieder. Nach einiger Zeit bemerkie inan, daß die beiden in eifrigem Gespräche waren. II. Der Mann in der braunen Saimnetjacke hatte stechende grün blaue Fiselmugcn, de» Ansatz einer Stupsnase und eine üppige, role Haarmähne, die in der Sonne flammte. Da er glattrasiert war, kamen zwei bittere Mundwinkel zu ihrem vollen Recht, Er legte sich ans den Rücken in den Sand und nahm die Zei tung vor, in der der Pessimist Jakub Jsotzki täglich von Berufs wegen die Welt durch optimistische Brillen betrachtete. Heute fehlte der Beitrag Herrn Jsotzkis, aber der Optimismus der Zeitung war darum nicht geringer. Eine Notiz mit gesperrte» Lettern erregte offenbar das Interesse des Mannes i» der Sammctjackc. Sic han delte von einem Narren, der vor drei Tagen durchgegangen war, man wußte nicht woher, in Danzig einen Einbruch verübt nnd I» Zoppot peinliche Austritte hervargcrufcn hatte. Die Zeitung sah dies von der fröhlichen und guten Telle an; in einer Zeit der Nivel lierung >var eine solche Unterbrechung ganz danach angetan, an regend zu wirken. Immerhin gab die Zeitung zu, daß man die Sache auch von der ernsten Seite sehen könnt«. Aber selbst vo» die ser Seile gesehen, nalnn sich alles hell und harmlos aus: Die Poli zei arbeitete ans allen Kräften, und die Gefangennahme des Narren war nur eine Frage von Stunden, denn er hatte nur eine,, einzigen Anzug, eine braunen Anzug mit vieoletten Streifen! Diesen Anzug hatte er gestohlen, er war leicht zu erkenne», nnd die Beschreibung war überallhin verbreitet. Alles stand zum besten in dem besten der Badeorte. Der Man» in der Sammcljacke fnbr zusammen, I» seinem rechten Ohr spürte er c!» intensives Lachen, vcrmsichi mit Bnttcr- brotbröseln. Er setzte sich aus. Er fand seine» Nachbar in dem schwarzen Trikot die Zeitung über seine Schütter» hinweg mitlesend und sich dabei vor Lachen wälzend. „Darf ich nach den, Anlaß Ihres Besuches und Ihrer Heiter keit fragen?" sagte der Mann in der Sammetiackc gereizt „Dieser Artikel!" rief sein Nachbar offenherzig. „Ich habe nie etwas so Dummes gelesen. Man sollte ihn kriegen, weil er nur einen Anzug hat! Nein, so etivas habe ich noch nie gehört!" „So?" sagte der Mann in der Sammelfacke mit bcrabgezogencn Mundwinkeln. „Ich verstehe nicht, warum das so dumm gedacht sein soll." „Er braucht doch nicht in dem Anzug hernmzi'.getzen, soviel ich weiß." „Er braucht nicht darin hcrumzugeben? Er kann doch in einem zivilisierten Gemeinwesen nicht nackt hcrnmlansen." „Doch", sagte der Mann ans der Sandhöhle triumphierend, „das kann er gerade." „Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht." „Er braucht sich ja nur am Strande aufzuhaitcn, soviel ich weiß!" rief der Mann ans der Sandböhle, der vor Heiterkeit fast bersten wollte. „Wer beachtet einen entkleideten Mensche» an einem Piadcstraiidc? Daran bat die gute Polizei nicht gedacht. Was hin dert ihn, solange cs hell ist, nackt herumznlanfcn? Es gibt nur eine Art, sich zu maskiere», nämlich sich zn demaskieren!" „Hm", sagte der Mann in der Saimnetjacke, „Solange cs hell ist, ja. Aber bei Nachi?" „Gibt cs nicht tausend Schlupfwinkel? Er kann im Walde wohnen! Und wenn er will, wohnt er in —" Der Mann ans der Sandhöble unterbrach sich plötzlich und steckte sich ein belegtes Brot in de» Mund, wie um ihn zn versiegeln. Aber während er cs tat schweiften seine Blicke über die Achse! zn einem Punkte nicht weit weg, wo sechs verlassene Strandkörbe demütig auf der Nase lagen, ergraut vom Ta» vieler Nächte, der Mann mit der Sammetjackc sah mit eiskalten Fischangen zuerst anf die Strandkörbe, dann anf seinen Nachlmr, dann anf die Sandhöble, in der die Kleider des Nachbars lagen, Sic nmrcn sorgfältig zu» sannnengefaltct, niit dem Futter »ach außen. Aber ei» Hosenbein guckt« indiskret hervor, und dieses Hosenbein war dunkclbra»» mit einem violetten Streifen in dem Braun ... (Fortsetzung folgt.)