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Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192801188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-18
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
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Das Zuchthaus und das Perpetuum Mobile Leipzig, 17. Januar. Der angebliche Techniker Walter Sarre ist gestern von -er Strafkammer des LandgerichtsLeipzig als Berufungs instanz wegen Betruges, Betrugsversuck-es und Urkundenfäl schung zu fünf fahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechts verlust verurteilt worden. In der vorigen Instanz hatte Sarre nur eine Strafe von vier Jahren Zuchthaus erhalten. Er hatte sich Niesensummen dadurch erschwindelt, das; er behauptete, er habe das Perpetuum Mobile erfunden und brauche zur Aus nützung seiner Erfindung Kapital. Dieses Kapital wurde von Leipziger Kavitalgebern auch zur Verfügung gestellt, zunächst zur Durchkonstruktion eines Modells, das er schließlich auch vor führte und dem nur der immerwährende und keine Kraft ver zehrende Antrieb fehlte, der das Wesen des Perpetuum Mobile ausmacht, denn dieses Modell wurde in Bewegung gesetzt durch die Herstellung eines Tricbkontaktes mit einer Trockenbatterie. (Hemnitr, Ivicksu, ?!surn SMlegmrgsanlrag -er PreslvWerke A.-G. Chemnitz, 17. Januar. Die Verwaltung der Presto-Werke A.-G. Chemnitz hat beim Sächsischen Wirtschastsnnuisterium einen Stilleguirgsanlrag einge- bracht. Der "Vorstand hofft jedoch von der beabsichtigten Stillegung keinen Gebrauch niachen zu müssen. tz 42 Jahre im Dienste der Eisenbahn. Dem Vovi-andwerter Herrn Nobert Uh'ig ist aus Anlass der Erfüllung einer 12jährigen Ei'envahndienstzcit ei» Glückwunschschreiben des Reichspräsidenten und des Generaldirektors der Deutschen Reichsbabngesellscbaft durch das Neichs-babnausbesserungswerk Cbemnih ausgebändigt woiden. tz Ein Auto in eine Gruppe junger Leute gefahren. Ein Auto fuhr auf der Landstraße vor Penig in eine Gruppe junger Leute. Einer 15 Jahre alten Haustochter aus Penig wuvde die SchäBeldccke zertrümmert und das linke Schultergelenk zerrissen. Kurze Zeit daraus ist sie im Krankeiihaus gestorben. Ein Bäckerlehrling trug schwere Gesichtsverlctzungen und wahrscheinlich auch innere Verlet zungen davon. Die anderen kamen init dem Schrecken davon. b Beim Holzfällen tödlich verunglückt. Bei Neudorf im Erz gebirge ist ei» Waldarbeiter beim Fällen eines Baumes auf orästliche Weise verunglückt. Der stürzende Baum sieb nickst in der berechnen de,, Richtung, sodaß ein ?lst den zur Seite springenden Arbeiter traf und besten Leib durchbohrte. Der Bedguernsiverte, der Fra» und Kinder hinterläßt, wuvde dadurch förmlich auf die Erde aufgespicßt und war sofort tot. tz. Neues auS Plauen. Die neue Verkehrsovdnung, für die seit einiger Zeit alle Vorbereitungen schon im Gonge sind, tritt am 1. Februar'in Kraft. — I» der Stadtbücherei gelangen ab Montag, den 16. Januar, wieder Bücher zur Ausleihe, nachdem der Umzug ins neue Gebäude und die Neuordnung vollzogen stich. Die Bücherei ist geöffnet Montag bis Freitag 17—19 Uhr. Sonnabends 11—13 Uhr. Der Lcsesaal ist werktags von 16—19 Uhr zur Benützung geöffnet. — In der Hcrz-Jes>i-.Kirck>e werden Mittwoch, Donnerstag, Freitag religiöse Vorträge für Frauen gehalten. Am Sonntag, den 22. Ja nuar. wird ein christlicher Müttervcrein der Pfarrgcmcindc gegrün det. — Im Jahre 1927 wurden von der Bevölkerung Plauens zusam men 3 622 066 Kubikmeter Wasser verbraucht. Eine respektable Lei stung für das Wasserwerk. — Der neue Zierbrunnen im Hofe des Landgerichts geht seiner Vollendung entgegen. Roch ist er von einer Holzverschalung »machen. aus der nur die bronzene Figur eines Si. Geow sich erhebt. tz. Sächsischer Fleischertag. Vom 23. bis 25. April tagt in Meerane der Deutsche Fleischewcrband (Bezirk Sachsen). Hierzu werden in Meerane zirka 1506 Fleisci-ermeister aus allen Teilen Sachsens eintresfen. Line Einbrecherbande in Bautzen fettgenommen Das Kriminalamt Dresden teilt mit: Der Kriminal- polizei in Bautzen Ist es in der vergangenen Woche ge lungen, eine Einbrecherbande feslzunehmen, die ihre RaubziHpe nicht nur auf Bautzen und die nächste Umgebung beschränkte, sondern bis in di« Gegend von Herrnhut ausdehnte. Als Führer der Bande kommt der Iftjäbrige arbeitslose Tischlerlehrling Kurt Lux aus Bautzen In Frage, der mit dem wegen Dieb- stah's und Brandstiftung bestraften 23jährigen Arbeiter Willy Walther aus Bautzen, der in Dresden festgenommen wurde, der Hauptbeteillate war. Lux wurde bereits vor 8 Tagen fest genommen. Die Bande suchte die Gehöfte aus. in denen Walther früher gedient hatte. Die Gelegenheit zum Diebstahl wurde von Der sibirische Expreß Ein Roman auS der Inflationszeit. Von Frank Heller (Lop^rigtil dz- Georg Müller, Verlag München, (13. Fortsetzung. - Ohne seine Zustimmung abzuwar'en, steckte er eine große Sem mel in den Mund von Jakub Jsohki, der mit halberstickier Stimme protestierte: „Sie mißverstehen mich — ich wollte nur — ich bin nicht hu — hu — hungrig —" „Aber freilich sind Sie hungrig!" sagte der blonde Manik. „Die Seeluft zcbrt. Essen Sie. Menscheirskind, essen Siel" Er stopfte erbarmungslos die Semmel in Jakub Jsotzkis im Krampf erstarrenden Mund und ließ sich im Sande neben ih n nieder. Mit sanfter Geivalt löste er Herr» Jsotzkis Griff um das Slofssäck- chcn Ach. wie sckön dieses Säckchen klang, als er es an sich zog! Jakub Jsotzki verfolgte es mit vcrherten Augen, während er aus Lcibcskniflcn kaute, um nicht an der Semmel zu ersticken. Ter Fremdling fixierte aufmerksam Herrn Jsotzkis etwas eingesunkene Augen, seine leichtegrötete Nase und seinen kable» Schädel. „Was sind Sic?" fragte er neugierig, wenn auch vielleicht nicht ganz korrekt. Jakub Jsohki sah die Chance, ein peinliches Mißverständnis zu reparieren. „Ich bin Journalist", sagte er. „Sie Hallen die Sachen so unvorsich ig wcggclegt — ich wollte nur —" „Aber, aber", sagte der Fremdling. „Mil dieser kleinen Baga telle glaubte ich, wäre» wir schon fertig. Nur daß Ihre Bc'orams übertriebe» ivar. Wer sollte es sich cins-.rllcn lassen, ein Söckck mit lumpigen pveiiau'cnd Mark in Gold zu nehmen? Wer wollte um so wenig zum Dieb werden?" ,Wer das wollte?" wiederholte Herr Jsohki mit einer Siiinme, oie diesmal nicht von der Semmel erstickt wurde. Es war also Goldgelb, ivie er vermutet Halle, und ganze zweitausend "Mark. Eine halbe Million Papiermark! Warum Halle er nicht rascher zuge- g risse»? „lind Sie sind Journalist!" fuhr der Besitzer des Goldves vrt. „Das könnte sich nicht besser füge». Ich habe es »ölig, mit emandcnr zu sprechen, der die Well kennt. Sagen Sie mir vor allem ine Sache", »r stopft« eine ne»? Semmel in Herrn Jsotzkis Mund. Einweihung des Apoftekaltars in Trier. In der Allleitirche St. Matthias fand am Freitag früh di« Konjrekation des neuen Aposteltaltares statt, die der Bischof von Trier selbst vornahm. Im Anschluß an die Altarkonje- kation zelebrierte er an dem neu konsekrierten Altäre ei»« stille heilige Mess«. L» naviumrvv. Eine norvamerikanische Fabrik beschäftigt sich jelt längerer Zeit mit der Herstellung leuchtender Zifferblätter für Ähren. Dazu wird eine schwache Radiurnlösuna benutzt, die jung« Mädchen auf die Ziffern auszutragen haben An die Möglichkeit, daß bei dieser Arbeit vereinzelte Radiumatome durch Einatmen oder beim Zulpitzen der Pinselhaare durch den Mund in den Körper der Arbeiterinnen gelangen und zu Ge sundheitsstörungen führen könnten, dachte kein Mensch, obwohl innerhalb kurzer Zeit fünf kerngesunde Arbeiterinnen plötzlich starben. Kürzlich erlag wieder ein junges Mädchen einer ge heimnisvollen Krankheit. Diesmal wurde die Leiche auf Ver anlassung der Verwandten von einem Radiumsachverständigen untersucht, der feststellte, daß der Körper verhältnismäßig starke Nadiumfpuren aufwies. Am stärksten wurden diese an den Schultern und an den Fersen gefunden. Das Untersuchung», ergebnis hat nun sechs Entschädigungsklagen in Gesamthöhe von fünf Millionen Mark gegen die Fabrik zur Folge gehabt. Die berüchtigte Mafs'a. a-i« siztlianische Verbrccherbande Maffia, di« seit Jahrzehnten die Bevölkerung in Angst und Schrecken hielt, ist nunmehr endgültig vernichtet worden. Mt einem starken Auf gebot militärischer Kräfte gelang es den Behörden nach und nach, fast sämtliche Mitglieder dieser Verbrecherbande dingfest zu machen. Der Prozeß gegen die 154 RÄrelssuhrer ist nunmehr nach dreimonatiger Dauer von dem Schwurgericht Termine Imerese (Sizilien) beendet worden. Sieben Angeklagte er- hielten lebenslängliche Zwangsarbeit, acht Angeklagte 36 Jahr« Zuchthaus und die übrigen Zuchthausstrafen zwischen 25 und 5 Jahren. Sieben der Angeklagten wurden sreigesprochen Di« Verurteilten saßen zum Teil seit Jahren in Untersuchungshaft Di« abgelehnte Katzensteuer Die städtische Steuerverwaltung In Waldenburg (Schle;.- hat sich mit der Frage erneut besaßt, ob es sich empfiehlt, eins Katzensteuer einzufllhren. Man hat angeregt, auf diesem Wege die übermäßige Zunahme der Katzen einzuschränken. Die ander- orts mit dieser Steuer gemachten Erfahrungen sind aber so schlecht, daß di« Einführung abgclehnt wird. Die Behörde appelliert an die Katzenbesitzer, ihre Katzen mehr als bisher zu beau' ligeri, da sie den Singvogelbestand in der Stadt voll ständig auszurollen drohen. Aus dem Freidenkerparadies. In Köln erlitten die Freidenker mit ihrem „0. seougreo der Internationalen proletarischen Freidenkers einen Hereinsall Der schwache Besuch erwies, daß Köln »ach wie vor eine katho lische Hochburg ist. Eine gelegentlich des Kongresses veran staltete „antikirchliche Ausstellung" wurde wegen Interesse- loliakeit zwei Tage trüber als angekündigt war. geschlossen. -er Me« Well Miss einer „Mirakelkammer'' glaubte man dem Katholizismus einen Schlag ins Gesicht versetzen zu könne»: aber man blamiert« sich nur. Ist es nicht blöde, einen Totenschädel auszustellen oem ein Klcrikerhur aufgesetzt war? Während der Referat« der Kongreßredner sah man manchen Delegierten schlafen. Ein Prof. Hartwig-Brünn verkündete das Evangelium der Frei denker. Nach seinen Worten bekämpft zwar der Freidenker keine Religionsform oder Partei, aber er betont, daß die prole tarischen Freidenker di« wissenschaftlichen Schrittmacher des So zialismus find. Krematorium, Einziehung des Kirchenver mögens. Schulgesetz usw., das sind so die Steckenpferde der Frei denker. Je nun, es sind eben sehr bequeme Leute, di« nicht gern Pflichten erfüllen. Doch auf ihren .Aechten" bestehen sie. Die Massenversammlung in der Messehalle zeigte ein über wältigendes Bild der — Leere. In Köln sollen 4066 prole tarische Freidenker organisiert sein. Wo blieben sie, verchrter „Genosse" Hartwig. Im übrigen nur ein Wort zu seiner Red«: Gelegentlich« Anwürfe kann man mit Achselzucken oder einem Lächeln übergehen. Impertinente Beleidigungen darf auch ein „Professor Hartwig" nicht so ohne weiteres vom Stapel lassen. Er. der keine Kirche, kein« Nonne, keinen Mönch und Priester sehen kann, ohne wild zu werden wie ein Stier, ob er auch di« Hilfe eines Katholiken verschmähen würde, wenn Not am Mann fft? Ob er. lechzend nach einem kühlen Trunk, liel>er verdurstete, ehe ihn aus der Hand — des „Feindes" zu nehmen? Es hat sich noch immer bewiesen, daß Schwätzer In den meisten Fällen auch Feiglinge waren. Und wer zu feige ist. die Weltanschauung anderer zu respektieren, in seinem Egoismus nicht zurückschreckt vor Raub privaten Eigentums — denn das wäre die Konfis kation des Besitzes der kirchlichen und klösterlichen Einrichtungen, der ist auch zu anderen „Taten" fähig. Worauf dieses ganz« Gebaren der Dissidenten, deren geistiges Haupt der ehrenwert« Brunner Prof. Hartwig ist, hinzielt, ist nur zu klar Man muß Nachsicht mit diesen verlorenen Kindern haben, denn sie wissen nicht was sie tun. Lin gefährlicher Kirchrnvm. Van der Turmplatte der katholischen St. uaurennuspsarr- 'irche in Duisburg wurden durch den Sturm in den ver gangenen Tagen einige Zentner schwere Eesteinsmassen her untergeweht, die infolge von Witterungseinflüssen gelöst waren. Ein Teil der Eesteinsmassen fiel auf das katholische Schwestern haus, dessen Dach schwer beschädigt wurde, sogar ein Teil der Außenwand stürzte nach. Ein anderer schwerer Stein flog aus das der Kirche gegenüberliegende Privathaus und durchschlug das Dach. Eine als Zuchthaus verwendet« Abtei wird geräumh Die ehemalige Benediktinerabtei in Werden an der Ruhr, die lange Jahre als Zuchthaus benutzt wurde, wird jetzt von den Gefangenen geräumt. Porr den 627 Insassen waren am 1. Januar bereits 356 anderswo untergebracht. In Kürze wird das Gebäude ganz von den Gefangenen geräumt sein. Der Venediktinerordcn hat sich schon lange Mühe gegeben, seine alte Abtei zurück zu erwerben und hat diesen Wunsch auch heute noch. Es verlautet, daß sich auch ein Industrieunternehmen um den Erwerb der Anstalt bemüht. Man sollte meinen, daß der historische Charakter des Gebäudes bei dem Verkaufe nicht un berücksichtigt bleibt und der Zuschlag nicht ohne weiteres dem Höchstbietenden erteilt wird. Lux ausgelnindschaftet. Gegen einen dritten Täter schweben die Erörterungen noch. In der Hauptsache hatten es die Diebe aus Lebens- und Genußmittel abgesehen. Als am 16. Januar früh durch zwei Kriminal- und drei Gendarmeriebeamte eine Durchsuchung der Wohnung der Mut ter des Lux in der Kriegersiedelung am Proviantamte oorge- nommen werden sollte, hat sich die Frau Lux in ihre Kammer eingeschlossen und einen größeren Haufen seidener Bänder und Brokatspitzen (Diebesgut) in Brand gesteckt. Den Beamten, die sofort die Tür eingeschlogen habe», ist es aber möglich gewesen, den Brand zu löschen. Frau Lux, die bestimmt von dem Treiben ihres Sohnes »nd seiner Genossen gewußt hat, wurde festgenom men. Bisher sind den Tätern neun Einbrüche nachgewiesen worden, die zum Teil bis 1926 zurückliegen. Gefährlicher Eisgang ans -er Gsve Tetschen, 17. Januar. Das anhaltende Tauwetter hat ein außerordentliches Stei gen der Elbe zur Folge. Große Eismassen von der oberen Elb- flußstrecke sind in Bewegung und trafen gestern auf das gleich „was ist den» in bei, Zciiungcn über de» Wahirsinnigegn gestanden, der ansgebrochen ist, lassen Sie mich Nachdenken, nxm» war cs doch? Vorgestern?" Jakub Jsotzki setzte sich auf. Seine Wangen waren vom Teig aufgcrsslcn, seine Augn vor Staunen. „Ein Narr, der ansgcbrocbc» ist? Nicht ein Wort ist ln irgendeiner Zeitung gestände»! Woher wisse» Sie cs? Ich lese jede» Tag alle Zeitungen, »nd ich l>abe nicht ein Wort gelesen, daß ein Narr ausgebrochen ist!" Der Fremde sah Jakub J'otzki schelmisch a». Jakub Jsotzki ging zu allgemeinen Reflexionen über. „Ein Narr soll ansgebrochen sein! Vielleicht sogar ein ge fährlicher Mensch! Das wäre eine schöne Geschichte, wenn einem so einer über den Weg läuft! Wo haben Sic das gehört?" Der Fremdling, der Jakub Jsotzkis Gesicht aufmerksam studiert Halle, brach in ein (löbliches, aber lautloses Gelächter aus. „Hcssaha! Ich habe es in Danzig gehört! "Aber man hat auch behauptet, daß die Familie es geheim halten will. Ihn diskret wie der cinsangcn — Sie verstehen. Na, mir kan» cs gleich bleiben! Ich habe Sie etwas anderes zu fragen, das wichtiger ist. Ich bin heute zu Fuß ans Danzig hier heransgckommen." „Zu Fuß?" wicdcrbolte Jakub Jsahki verblüfft. „Warum nicht mit dem Zug? Es geht doch jede halbe Stunde ein Zug!" „Ich verabchcue Zuge!" rief der Fremde erregt. „Ich will Ihnen eines sage»: wenn man secbs Jabre ununterbrochen im Zuge gefahren ist, verabscheut man es. Das habe ich getan, und ich ver abscheue es. Denken Sie nur. das Gedränge auf den Stationen! Und all die Teicktive. die eine» anstarren, namentlich wenn man zufällig eine Million, oder ein paar geerbt hat!" Jakub J'otzkis Gehirn konnte nur schwer all dies Nene ans einmal assimilieren. Er wiederholte stammelnd: „Sechs Jahre rm- unterbrochen im Zuge gefahren! Ist er Lokomotivführer? De tektive!" Aber seine Gedanken konnte» nicht umhin, ihrem Natur instinkt z» folgen. Wie das Eisen zrim Magnet wurden sie z» den Worten eine Million oder ein paar gezogen: und gleichzeitig schweif, ten seine Augen wieder zu dem klingenden Sioffjückchcn irr der Hand des Fremdlings. „Millionär!" flüsterte er demütig. Der blonde Mann machte eine wegwerfend« Handbewegung: „Bah. beachten Sie das doch nicht! Davon wollte ich nicht spreche»! Sondern von.etwas anderem. Habe» Sie von Brrddst» gekört?" Buddha? TL, — »a ja. natürlich -- einem starken Panzer festliegende Eis bei Topkowitz auf. Nur, haben sich dort die Eismassen zu wahren Eisbergen zusammen- geschoben. Da.die Elbs von Rosawitz bis Herrnskretsci)en voll ständig mit mehreren Metern mächtigem Packeis angekiilll ist kann auch i» den nächsten Tagen mit einem Slbschwimmen der Eismassen kaum gerechnet werden. Der Wasserstaus in Tct- schen beträgt nahen 6 Met« r über Normal. Umschläge- Plätze und die benachbarten Ufergelände stehen unter Wasser Man sieht den kommenden Stunden mit berechtigter Besorgnis entgegen, umsomehr, als die Eissperre diesmal eine Länge von 20 Kilometern und der Eispanzer eine durchschnittliche Starke von 1 bis 2 Metern erreicht hat Weller-eriAk -er Dres-ner Lvetterwane Witterringsaussichten. Vorübergehend i» den Morgen stunde» nebligirüb: tagsüber meist wolkig. Keine oder nur geringe Nieoerschläae. Langsam bis zum Gefrierpunkt sinkende Temperaturen. Winde aus östssche» Richtungen. Gebirge: Sinken der Frostgrenze, Nebel; leichter Schneesall, tonst wie Flachland. Jakub Jsotzkis Gehirn war schau lange kciucm solchen Exer zitium ausgescht gewesen. Sechs Jahre Reise», Millionär, Bud dha . . . Das mittlere war doch die Hauptsache. So wie die Bud dhisten ihre» Nabel anstarren, tuen» sic gleichgültige Gedanken fern, zuhallen wünschen, so starrte er das Stoff'äckchen an. „Es geht mir genau wie Buddha", sagte der Frcindlln,, „Heute auf dem Wege hierher begegneten mir drei Erscheinungen, die ich nicht verstand und für die ich eine Erklärung haben muß, wenn ich Ruhe finden soll. Diese Erklärung können Sie mir sicher lich geben." „Mit Vergnügen", murmelte Jakub Jsotzki. „Was haben Sie denn gesehen?" „Ich habe", sagte der blonde Mann, „erstens denischc Straßen bahnen gesell«», die aussahen wie russische, so schmutzig waren sie. Zweitens ah ich, wie sich die Leute über einen Schutzmann lustig machten. Drillens sah ich ein paar Kinder, die wie sicbcniäkrige aussahen, aber als ich sic fragte, wie alt sie seien, antworteten sie vierzehn. Sagen Sic mir, was soll all dies bedeuten?" Der pessimistische Jakub Jtohki brach zum erstenmal seit län gerer Zeit in ein herzliches Lachen aus. „Aber Herrgott, das ist doch der Krieg!" „Der Krieg", wiederholte der Mau» mit dem Sioffiäckchcr, ,LIöaS für ein Krieg?" „Der große Krieg natürlich, der Weltkrieg." Ter blonde Mann legte das Stosisöckchc» zirGche,, seine Bein«, schlang den Arm um Jakub Jsotzkis Hals und sah ihm tief in di« Augen. „Ich bin sechs Jahre auf Ressen gewesen", sagte er. „langer. Reisen", ununterbrochenen Reise», und ich kenne dicVc'-'."lt»issc » cht so recht. Vorgestern nachts, als ich hcrauskam — ich meine, alz ich nach Danzig kam, traf ich einen Schweden, eine» S-Bvindler erster Qualität. Er wollte mich in einen Schrank sperren, mn mir meine letzte Million zu stehle». Aber Ich war geschwinder, jawohl! Ich nahm ibm einen Anzug und etwas Geld ab, und sperrte ihn selber in den Schrank, aber zuerst zwang ick ihn. nur die Haare zu schneiden! Hahalurha! Aber nicht das wollte ich Jlmen erzählen. Wissen Sie, was der Schwede mir einrcdcn wollte? Daß. irrährend ich ringe — fort war, Deutschland Krieg geführt hat. nicht nur gegen Frankreich oder Rußland, nein, gegen die ganze Welt! Und daß es sich vier Jahre lang gegen die ganze Welt gehalten lull! Habe» Sie je so etwas gehört? Und daß der Kaiser gBir-e» in Holland sitzt und der Aar von Rußland Ko'>r„"»iist ist! Haben Sie je so etwas gehört?" 'Fortsetzung folgt.)
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