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Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192801188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-18
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
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Au la dl lk tho. chon irzt. Be- cchl. tion rau. »ten -den iter- sind ani- i»en An- ittel den, ) LU N >r. rem- issen im kto- nng, die tand ende cnde hier r ir. äng. stellt ssen. lwar Max ge- egen -uer- vor- äng- hren echte afen samt nate ' m i - "ri llten, lten, den lein, war -nem : die Aus. ittos, oben > lie ben- rden mark lOOO icsev 'rilla raste ^st,> <chcr tran- von und der dern nten amm sner icken lten» Au« ader- suerk. -scher 'und. rren. »Der ings. Kap. »Die UNd Ar. !r in mau. Dresden, 17. Januar Denkschriften haben ihre besondere Schicksale. Besonders oanu, wenn sie sich mit der Frage der Verwaltungs- reform befassen, wie letzthin die Denljchnift des Prä sidenten des Sächsischen Staatsrechnungshofes, Schi eck, die wertvolle Vorschläge über die Verwaltungsverein fachung im Frcistaate Sachsen brachte. Was wird aus dieser Denkschrift werden? Diese bange Frage taucht auf, wenn man die bisherige Haltung der sächsischen Presse zu den Vorschlägen Schiecks beobachtet. Fast alle wesentlichen praktischen Vorschläge dieser Denkschrift haben eine laute Gegnerschaft hervorgernsen. So verlangte Schieck die Zu sammenlegung der Kreishauvtmannschaften Bautzen und Dresden, sowie Chemnitz und Zwickau. Er konnte aus die moderne Entwicklung des Verkehrswesens und auch auf die Tatsache Hinweisen, dag diese sächsischen Regierungsbezirke der Fläche nach weit unter den Vergleichsgebieten anderer Länder liegen. Selbst wenn man zugibt, dass ein derartig dicht bevölkertes Industrieland wie Sachse» ein eng maschigeres Behördensystem haben muß als dünnbesiedelte Agrardistrikte, so kann man doch in der Opposition der Städte, die durch dielen Zusammenschluß „benachteiligt" werden sollen, nur eine sehr unangebrachte Prestigefrage erblicken. Wenn die Dinge ,n der Öffentlichkeit weiter so »ehandelt werden, dann dürfte auch die Einziehung der ünf unteren Verwaltungsbezirke (Amtshauptmann. Haften), die Schieck vorschlägt, dem gleichen Widerspruch »egegnen. Cchieck will weiter das Landgericht Freiberg eingespart und die Bergakademie Freiberg mit der Tech nischen Hochschule Dresden verbunden wissen. Freiberg ist darüber entrüstet. Sein Oberbürgermeister hat eine Geyendenkschrift verlaßt. Schieck will die Zahl der Ministerien wieder auf den Friedensstand von fünf Restarts zurückbrim-en. Es sollen die Ministerien fallen, die den geringsten Hufgabenkreis haben und sich am leich testen in einem anderen Ressort unterbringen lasten. So weit hier das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium in Fraae kommt. witt«rt di« Sozialdemokratie bereits -den Verrat von Ardekterinteresten". Beim Wirtschaft«» Ministerium wird d»e sächliche Industrie die Unmöglichkeit der Aufhebung zu beweisen suchen. So folgt jeder beachtenswerten Figur, die Schieck in seinem Spiele „Verwaltvngsvereinfachung" aufmarschieren läßt, ein unheimlich großer Schatten, der die Zukunft der Denkschrift arg verdüstert. Der einige Punkt, in dem man dem Ziele nah zu sein scheint, ist die Aufhebung der Staatspolizeiverwaltung, weil nämlich di« Linke in Sachsen mit der Institution Staatspolizei sich nie recht befreunden konnte. Der derzeitige Präsident der Staatspolizeiverwaltung. Dr. de Einehen), dürfte zum Amtshauptmann von Dresden ernannt werden. Ebenso ist uns von einer» Protest der Eefangsnenanstalten, die ihrer geringen D-lebung wegen — im Durchschnitt ist weniger als die Hälfte aller Plätze belegt — zusammen gelegt werden sotten, vorerst nichts bekannt. Mißt man dc-zu die parlamentarischen Kräfte, so ergibt sich tatsächlich das wenig erhebende Bild, daß sich für die wenigsten Vorschläge Schiecks bei einer Behandlung >m Landtage eine Mehrheit ergeben dürfte. Daraus ersteht man, mit wie großem Recht Schieck zu Anfang seiner Denkschrift ein Ermächtigungsgesetz und weitgehend« Vollmacht für die Regierung forderte, und erklärte, daß von vor« herein Sicherungsmaßnahmen da> gegen ergriffen werden manten, daß die Reformen an den. nicht zu unterschätzenden Deharrungssystem der in Betracht kommenden Staatsverwattungszweige und falscher Rück sichtnahme auf einzelne Lersonen scheitern. Es ist kaum anzunehmen, daß auf dem Wege der Verwaltungsreform in Sachsen ein befriedigendes Ziel erreicht wird, solange man diese Arbeit dem heterogenen Parteisystem des Land tages überläßt. Im Reiche und in anderen Ländern werden die Hemmniste bei diesem heiklen Problem nicht geringer sein. Man wird darum gut run, diesen Schwierigkeiten von vornherein tatkräftig z« begegnen, falls das Jahr 1928 auf diesem Gebiete tatsächlich die ersehnten Fortschritte bringen soll (.eiprig uncj Umgebung l Nachzahlung -er Verlorgungsgebühren Leipzig, 17. Januar. Die Nachzahlung der Verlorgungsgebühren für die Monate Ok tober 1627 bis Januar 1928 für die Ruhegehalts-, Wartgeltzcinpfänger und Hinterbliebenen bei der Eisenbahnstationskasse Leipzig erfolgt am 18. Januar 1928. Uebcrmrisung durch Post und Bank wie im mer. Die aus der Neuregelung ergebenen Ilnterschiedsbelrägc für Ruhegehalts-, Wartcgekdempsünger und Hinterbliebene zahlt die Sta tionskasse Leipzig-Wahren am Mittwoch, den 18. Januar 1928, aus. Ucbcrweisungen finden nicht statt. ) Kaufhaus Brühl. DaS allen in Leipzig bekannte Kaufhaus Brühl wird durch den Erweiterungsbau ein neuzeitliches Kausbaus werden. Sämtliche Abteilungen werden erheblich vergrößert. Sie ben Fahrstühle dienen dem Verkehr innerhalb des Hanfes. Außer dem ist, völlig neu für Leipzig und Mitteldeutschland, eine interes sante Stusenrolllrcppe nach amerikanischem Svstem errichtet worden. Die Eröffnung fand am Montag, den 16. Januar, statt. ) Verbrechen oder Selbstmord. In der Nacht zum Sonntag wurde von einem Wächter der Wach- und Schiiehgesellschaft in den Räumen einer Buchbinderei in Leipzig-Volkmorsdorf der Geschäftsführer des Unternehmens erschossen aufgesunden. Neben dem Toten lag ein Revolver, aus dem ein Schutz gelöst mar Autzeröem war der Gashohn des Raumes geössnet. Od der Mann freiwillig aus dem Leben geschieden ist, oder ob ein Verbrechen vorliegt, ist noch nicht fcstgestellt worden. ) Schulkmibcn als Einbrecher. Erst kürzlich war ein Einbrnchs- diebstahl in der Dcmmeringstraße in eine Blittcrhandluiig verübt morde». Die Einbrecher waren von den Wächtern der Wach- und Schließoescllschast überreicht worden und geflüchtet. In der gleichen Nacht gelang es jedoch aus Grund der Beschreibung der Täter der Einbrecher habhaft zu werden, als sic in einer anderen Stratzc einen neuen Geschäftseinbruch versuchten. Es handelt sich um zwei Schul» knaben im Alter von 18 »nd 14 Jahren. ) Messerstecherei unter Brüdern. Ein Arbeiter hatte Mon> tag früh mit seinen Brüdern einen Streit, der in eine Messer- slecherei ausartete. Der Arbeiter lief dann aus dem Hause, erkletterte den neben dem Hause hinführenden Bahndamm und warf sich unter einen heranfahrendcn Zug, der ihm ein Bein absuhr. Schwerverletz! ist der Mann ins Krankenhaus oer> bracht worden. 1 Juristische Arbeitsgemeinschast für Auswertungsrccht. In Anwesenheit des sächsischen Iustiznttnisters Dr. von Fumetti ist in Leipzig eine Ortsgruppe der juristischen Arbeitsgemeinschaft für Auswertungsrecht gegründet worden, der namhafte Juristen als Mitglieder angehören, darunter Senotspräsident Tr. Lobe und Reichsgerichtsrat Dr. Pfeiler. Die Aufgabe dieser Ver einigung soll sein, Gesetzentwürfe zu bearbeiten. Rechtsfragen zu klären und die Behörden des Reiches und der Länder durch Eingaben auf Möglichkeiten und Notwendigkeiten hin zuweilen, soweit das alles aus dem Gebiete des Aufwertungsrechtes liegt. Die Geraer Lungenheilskätle Gera. 17. Januar. Das Geraer städtische Lungenheilkran lienhaus auf 0em Ernseeberg. noch aus städtischem Gebiet, schreitet seiner Vollen dung zu. Diese Anstalt ist die erste derartige hochwichtige Ein richtung, die sich eine Stadt in Thüringen geleistet hat. Alle in allem werden die Kosten für diese Anstalt auf etwa 266 000 Mark zu bemessen sein. Die Anstalt ist mit Einrichtungen ver sehen, die bisher noch in keiner deutschen Lungenheilstätte zur Verwendung gelangten. Sie ist für etwa 100 Kranke berechnet und zum großen Teil schon belegt, ehe die offizielle Einweihung der Anstalt erfolgen konnte, weil alle ähnlichen Heilanstalten in Thüringen überfüllt sind. Derkehrsfitzung in «SlashiM« Glashütte, de» 16 Januar. Am Sonnabend fand auf Einladung der Oberpostdirektion Dresden in Glashütte eine Verkehrssitzung statt, die der Besprechung verschiedener auf der letzten Vcrkcbrstagiing des Vcrkcbrsansschusscs de? Dresdner BerkehrSvcrein in Dresden geäußerter Wünsche und sonstiger Fahrplansragen der Postautolinic Dresden—Glashütte— Gcising—ZInnwald/Alteiibcrq gewidmet ivar. Vertreten waren die beteiligten Gemeinden und der Verkehrsansschnß. Man wurde sich darüber einig, daß für die derzeitige Verkekrslage drei Fahrten in jeder Richtung zwischen Dresden und Glashütte nach dem Ostcrz- gebirge genügend seien, und daß deshalb die Fabrten ab Dresden nachmittags 2.30 Uhr und ab Al'enbcrg abends 6 00 Uhr ansfallcn könnten. Im übrigen soll im Interesse des Publikums eine Fahr- planändcrung vermieden werden. Jedoch soll die Miktagssahrt Dres den—Geising—Zinnwald (jetzt ab Dresden 11,15 Ubr) knnsiig den Berliner D-Zug abmarten und dcslmlb Dresden 10 Minuten später verkästen. Die Früh fahrt Dresden—Gcising—Zinnwald, jetzt ab Dresden 6 30 Uhr, soll vielen Wünschen entsprechend erst 7,00 Uhr abgchen, da die jetzige Abfahrtszeit besonders im Win-er für die Dresdner eiwas z» zeitig liegt. In der neuen Lage wird auch diel« Fahrt Anschluß vom D-Zug ans Chemnitz—Freiberg und in Hei denau Anschluß vom D-Zug an Bad Schandau—Pirna baden. Fer ner soll auf dringende Vorstellungen der Gemeinde Zinnwald die Abenofahrt Dresden—Gcising—Allenberg lab Dresden abends 6,30 Uör) künftig nicht unmittelbar auf der Staatsstraße von Gcising nach Attenberg, sondern über Zinnwald nach Altenberg geführt wer den. Diese Führung bedarf allerdings noch der Zustimmung der Staatlichen Kraftivagenverwaltung. Alle beschlossenen Aenderun- gcn treten am 1. Februar in Kraft. : Um das Reichsschulgesetz. Der Landesverband der christlichen Elter »vereine Sachsens hat gestern nach grundlegender Erörterung der Beschlüsse des Bildungsaus schusses des Reichstages eine Entschließung gefaßt, in der er die von dem Vttdungsausschuß beschlossenen Bestimmungen für Sachsen begrüßt werden, die unbedingt durchgesiihri weroen müßten. Für die eintretcnden Verhältnisse bei Nichtverab schiedung des Neichsschulgesetzes trügen die zur Wahrung der Neichsvcrfassung verpflichteten Organe die Verantwortung. : Von der Dresdner Frauenpolizei. Am 16. Januar wurden die bisher lediglich als Bertragsangcstellte beim Dresd ner Polizeipräsidium Dienst tuenden sechs Frauenvolizistinnen als Staatsdiener in Pflicht genommen. Polizeipräsident Kühn, der die Verpflichtung vornahm, erinnerte hierbei an die Schwierigkeiten, die seinerzeit vor Gründung der Frauenpolizei zu überwinden waren, und hob anerkennend hervor, daß es auf die selbstlose und gewissenhafte Pflichterfüllung der Frauen mit zurückzusührcn sei, wenn ihnen dos Ministerium des Innern schon nach verhältnismäßig kurzer Dienstzeit die Be amteneigenschaft verliehen habe. Mit der Ermahnung, durch erhöhten Diensteifer den Gedanken der Fraucnpolizei zu för dern und durchzusetzen, erfolgte die Einweisung und Inpflicht- nohme der Beamtinnen als Poltteioberwachtmeister. : Bermaltungskostenzuschiisse an die Gemeinden. Dem Vernehmen nach wird der Entwurf einer Ausführungsverord nung zu den genannten Paragraphen dem Reichsrat in der zweiten Hälfte des Monats Januar zugehen. Im Zusammen hänge damit wird dem Reichsrat eine Vorlage unterbreitet werden, die die Ablösung der Derwoltungskostenzuschüsse der Deutschen Ncichspost und der Deutschen Reichsbahngcsellschaft regeln wird. Köchstpachipreife für §Uem<7arkerrlan- Dresden, 13. Januar. Das Arbeits- und Wohlfohrtsministerium veröffentlicht in der „Sächsischen Siaatszeittmg" eine Verordnung über neue Richtlinien für die Festsetzung der Höchstpachlpreise für Kleingarlenland. Es heißt darin: Der Grundpachtpreis ist — gesondert für Lehm. Sand, minderwertigen Boden — nach Maß gabe des kleingärtnerischcn Ertragswertes fcsttusctzen, dessen Höhe infolge Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse unter schiedlich sein kann, in jedem Fall aber zwischen landwirtschaft lichem und erwerbsgärtnerischem Ertraaswerte gelegen ist. Eine Festsetzung des Gri-ndpachtpreises auf Grund von Anaebot und Nachfrage (Konjunkturwert des Bodens) oder auf Gr»nd des Gestehungspreises oder geschätzten Wertes (Kapitalwert des Bodens) ist unzulässig. Die durch Kleingärtner bewirkte Ver besserung wirkt nicht erhöhend auf den Grund-mchtpreis. Da gegen darf der angemessene Grundpachtnreis bis zu 20 Pro zent erhöht werden, wenn ein fester Pachtvertrag obne Ein schränkung aus mindestens 10 Jahre abgeschlossen wird, bei Abschluß eines Vertrages aus mindestens 15 Jahre bis zu 30 Prozent, ouf mindestens 20 Jahrs bis zu 40 Prozent, aus min destens 25 Jahre bis zu 50 Prozent. Tierleben an -er Neitze Von Erhard Steinbach. Hirschfelde Die Görlitzer Neiße, wie sie zum Unterschied von der Glotzer heißt, ist zwischen der sächsischen Landesgren,-e und dem Industrieort Hirschfelde ein anscheinend ruhiger und beschei dener Wiesensluß. Erst flußabwärts von den benachbarten Ort schaften Rohnau und Rosenthal wird sie lebhaft im Kampfe mit zahlreichen Felsen. Vorher zieht sie durch flaches, weidenum- säumtes Gelände, und ihr Wasser ist durch die zahlreichen Ab wässer der Fabrikstädle Gablonz, Reichenberg und Zittau ge trübt. Nur an den zweiten Feiertagen großer Feste, wo alle Werke fast drei Tage stillgestanden haben, kann man den kie sigen Untergrund erkennen und die zuiveilen große Tiefe ahnen. Sind doch in Hirschfelde gelegentlich der Regulierung beim Bau des Großkraftwerkes an mehrere» Stellen Tiefen von über acht Nietern gelotet worden. Wehe dem Schwimmer, der un erfahren, nickt mit dem eisten Stoße diese Drehlöcher durch quert. Er ist unrettbar verloren. Durch die Strudelbewegung wird er sofort aus seiner wagrechten Schwimmlagc in eine mehr oder weniger senkrechte gezogen. Je unruhiger er nun arbeitet, um so mehr zieht er sich selbst nach unten. Auch sonst ist die Neiße ein tückischer Fluß, dessen durch schnittliche Breite von zehn bis fünfzehn Meter täusch!. Wenige Stunden nach einem stärkeren Gewitterregen oder nach ein- setzeiider Schnceschmelze schwillt sie in beängstigender Welse an oder bringt Eisschollen bis zu fünf Meter Länge und andert halb Meter Stärke. Nicht lang« dauert es dann, und sie tritt aus ihrem Bette. Dabei überschwemmt sie das Wiesengelände zwischen der Reichsgrenze und ihrem Eintritt in die Felsen von Rohnau-Rosenthal. Besonders der Ort Drausendorf, zwischen Zittau und Hirschfelde, bis vor drei Jahren das letzte Brut gebiet -er Störche in hiesiger Gegend, ist dann fast völlig vom Verkehr abgeschnitten. Um ihn herum brandet überall die braune Flut mit unheimlicher Strömung. — Im Jahr« 1906 mußte deshalb hier der letzte Tag des Korpsmanövers des 12. Armeekorps ausfallen, weil die wilde Neiße von 11 Kriegs brücken und Stegen zehn ivegriß, trotzdem die sciciMchen Pioniere mit einem Anwachsen von anderhalb Metern über Kackt oerecknet hatten. Das Manövergeländ- befand sich zwischen den Dörfern Giesmannsdorf und Drausendorf, über die hinweg die 32. Division die auf der Schwanitzhöhe hinter der Neiße eingcgrabene und bis zum Leib im Wasser stehende 23te angreifen sollte. Die Ueberschsweinmungsgefahr für diese Gegend hat sich seit oem Herbste vorigen Jahres noch mehr erhöht, weil zu dieser Zeit die Reguiierungsarbeilen von der tschechoslowakischen Lan- desgrenze bis zur S'tadt Zittau vollendet wurden. Der Fluß kann sich jetzt auf den sogenannten Grottaucr Wiesen nicht mehr wie bisher zu. einem riesigen See ausdehnen und muß seine Wassermasscn in dem geregelten Lause zwangs läufig bis unierhalb Zittau wälzen, wo diese viel eher und in erhöhtem Maße ankommen werden. Möge es den Beamten des staatlichen Wasserbouamtss nicht so ergehen wie den Pio- nicrofsizieren im Jahre 1906. Ein beschleunigtes Weiter- regulicren bis zum Eingang in das Fersenthal bei Rohnau ist dringende Pflicht. Und wenn dies geschehen ist, werden die Bewohner der Orte Marienthal. Ostritz und des angrenzenden Schlesiens das Klagen beginnen: denn sie bekommen dann die sämtlichen Wassermasse» in viel kürzerer Zeit und in bei weitem größerer Höhe. — Mer die Tiere lieben den Neißefluß, mehr als man nach seinen trüben Fluten erwarten sollte. Zahlreiche Fische, wie Hechle, Rotaugen. Barsche, Aale, Karpfen und andere mehr tummeln sich in ihm. Die Fabrikabwässer scheinen also nicht so gefährlich zu sei», wie ihr Ruf ist: denn gerade bei den Aus läufen der großen Hirschfelder Werksanlagen werden nur zu oft die schwersten Fische gefangen, so erst vor nicht langer Zeit ein Sechspfünder-Karpfen. — Kenner behaupten allerdings, daß diese starken Exemplare immer erst kurz vorher durch Hoch wässer aus den überlausenden böhmischen Talsperren mit gebracht worden seien. Sie mögen Recht haben: aber die oft angezweiselte Tatsache bleibt bestehen, daß die Fiscl>e die warmen Abwässer neuzeitlich eingerichteter Werke, wo die Abflüsse durch Kesselabschlammgruben und biologische Klär anlagen unschädlich gemacht worden sind, beträchtlich schätzen. Das wissen auch die zahlreichen Jünger Petri, die man besonders an Sonn- und Festtagen allüberall an den Usern der Neiße sieht. Sie werden sicher alle den schlimmen Witz, der erst kürzlich in einer Lausitzer Zeitung stand, mit einem betrüb ten und einem lachenden Auge gelesen haben, wo ein Vater seinem Sohne das Angeln verboten hat, weil an der einen Seite der Nute der M»rm King«, aus der anderen aber der t Faulenzer. — Diesen Rabenvater könnte man balü vom Gegen teil überzeugen. Wer so still hinter einem Strauche stunden lang sitzen oder stehen muß, der hat in diese» inselttcnreichen Jahren schon ständig zu arbeiten, um die Myriaden von Stech mücken abzuwchren. — Und was hatten seine Augen alles zu lun, wenn sie das beobachlen wollten, nms in der Nähe im Wasser, auf der Erde und in den Lüsten vor sich ging. Gar nicht lange hatte es gedauert, da raschelte es lm Ufergesträuch. Eine große Wasserratte jagte aus Libellen, die stahlblau und türkissarben glänzend dich! am Rande des leise murmelnden Flusses dahinschwebtcn oder Stursiliige übren und sich dabei in Liebesglul jagten. — Doch schneller als die Ratte war der Sperber. Der stieß aus der Kopjwsidc herab und holte sich mit unsehllmrer Sicherheit eine solche demantene Jungfrau. Io. er machte sogar Miene, die zu leich» befundene Beute dem rotrückigen Würger im Nachbarginstcrstrauche zu überlassen und dafür die frech« Ratte zu schlagen. Die quakenden Frösche und die unkenden Kicken, die gleich den zwischen dem Usergesiein krioclrendcn Feuersalaman dern drohenden Regen ahnten, waren nach diesem Ücberfall alle verschwunden. Auch das am anderen User einsam grün, delnde Teichhuhn war in Deckung gerudert. Ein schwarzweistes, scharfäugiges Elsternpcar gab seinem Unwillen über die Stö rung des Burgfriedens durch lautes Keckern Ausdruck und flog zu seinem wohlvcrsteckten Horste aus der uralten Rüster am Hange. Ausgestört schwang sich aus diesem hohen Luginsland ein starker Mäusebussard in den Abendhimme! und zog seine wun» dervoll abgerundeten Kurven und Spiralen. Nicht lange dauerte es. und sein Weibchen gesellte sich zu ihm. — Wahr» lieh, es war ein schöner Anblick, die beiden Kreisen zu sehen. Bald wirkten sie als blauschivarze Silhouetten, bald glän !en die schlanken Leiber der Segler wie gleißendes Silber, wenn die Abendsonne gegen die Flügeldecken schien. Um den Stomm der Nüster aber jagten sich jetzt zwei Eichkater mit tollem Fauchen. Sie wußten ihre geschworenen Feinde in ihrem lustigen Element und das Laub dicht genug, daß die Raubvögel sie nicht erspähen konnten. Und dach hatten sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ein Stenmarder aus dem Felsgewirr des oberen Talmudes hatte die Sorg losen eräugt und trug das laur klagende Weibchen im Fang davon. (Schluß folgt.)
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