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Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192801188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-18
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.01.1928
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IS. Januar I»rs W4 wie scheu Bu reiks den eile» den >ren. » «n ners- dann aus zwei orfer 'ieser EIn- m er bend 3« de» stütz« also , die Er» inal« ver üben )att« Be. dem ttem I de, da» iiner ich«» , Nlr ;de» 8. rauf. ilzeS l <'/-«) <'/,»> isaa ssss V.4) r h 2SS0 ,700 ,«) <«) (S) k lV^) 42S» c/,sr 4360 «ammer,4 Sächsische Volkszeikurrg SlaalspoMischer Kursus in Dresden Ml über hie W«M Zeigner, die verschleierte Rebellion im Dauerzustand — Die Linie der sächsischen Skaatsraison Dresden. 17. Januar. Der Sinn der säckstische» Koalitionspolitik bildet den Ge genstand eines interessanten Aussatzes, den Ministerpräsi dent Hel dt in dem vom Reichsminister des Innern a. D. Dr. Külz herausg eg ebenen und in der Helingschen Verlags anstalt zu Leipzig erschienenen „Ja h r b u ch S a ch s e n 1928" veröffentlicht. Der Aussatz geht davon aus, das; entsprechend dem Cl>a- rakter Sachsens als eines Industrielandes die Wahlergebnisse immer wieder gezeigt haben, datz die Mehrzahl der Wähler politisch „links" orientiert ist, und die Arbeiterparteien seit Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts die Mehrheit im Parlament haben. Weiter wird geschildert, wie seit der Revolution die sächsischen Regierungen, auch wenn sie rein sozialistisch zusammengesetzt rvaren, sich doch im großen und gaii'eii in der Richtung der Weimarer Koalitionspolitik bewegt hatten. Erst unter Zeigner wurde das anders. Die sächsische Regierungsmacht wurde zu einem Widder, mit dem man die Reichsregierung berannte Die Politik der Regierung Zeigner unterhöhlte, indem sie als Politik eines „um die Zukunft des Reiches besorgten Landes" auftrat, die Autorität der Reichs regierung und durchkreuzte ohne Unterbrechung die Reichs politik. Es ivar «ine verschleierte Rebellion im Dauerzustand, die nur mühsam noch legale Formen beachtete und ihre feindliche Haltung gegenüber der Reichsregie rung geradezu die Einheit des Reichs in Gefahr brachte. Daher sahen auch besonnene und politisch erfahrene 'Kreise der Sozialdemokratie in der freilich eirvas gewalt samen Beseitigung der Zeigner-Megierung die Rettung aus schwerer Not und Gefahr und liehen sich jetzt, wo dos Reich durch Zeigner an de» Rand des Tlbgrundes geführt worden ivar, nicht mehr durch Ueberlegung der Parteipolitik zurückholten, sondern griffen ein, um weiteren Schädigungen der Reichs- und Landesinteressen vorzubeugen. Aus der Ucberzeugung heraus, datz die Verteidigung und der Geltungsonspruch aller Sonder interessen nicht die Schranken iiberschreiten dürfe, die durch die Rücksicht auf die Lebensnotwendigkeit des Staates ausgerichtet werden, kam an der Jahreswende 1923 bis 1924 eine sozial, demokratis 6)-bürgerliche Koalitionsregie rung zustande. Die beteiligten Parteien trafen sich auf einer Linie, die man, so verschieden ihr Ausgangspunkt ist. und so abweichend die Parteiprogramme sein mögen, als die Klare, durch nichts abgelenkke Linie des säclMchen Staatswohls, der sächsischen S t a a t s ra i s o n, bezeichnen darf. Seit jenen Tagen herrscht die Koalition in Sachsen und hat sich auch trotz des keineswegs eindeutigen Ergebnisses der Landtagswahlen non 1926 behaupten können, denn gerade die merkwürdige Parteikonstellation hat den Fortbestand der Voraussetzungen für die 1924 begonnene Politik geschossen. Der Aufsatz ichlieszt mit folgenden Feststellungen: „Die Negierung, die schlietzlich zustande kam, erscheint aus den ersten Blick künstlich konstruiert, seltsam und wunderlich. Ihrem Wesen nach aber ist sie durchaus politisch ausbalanciert. Jede Partei ist, unabhängig von ihrer Stärke, mit einer Persönlich keit in der Regierung vertreten. Das ist eine Beiseiteschiebung der eingebürgerten, im Grunde aber doch sehr unpolitischen mechanischen parlamentarische» Rechenkünste, wie sie sonst noch nirgends gelungen ist. Es ist, also ob alle parteimäßige Selbstzucht und Sondertümelei ausgescholtet worden wären. Es wird nicht mehr bloß nach Mandaten gezählt: der Regie- rungseinfluh wird nicht mehr ausschließlich aus Grund der Ab geordnetenzahl zugewogen, sondern es wird anerkannt, datz, was in der Tat auch der Fall ist, jede Partei zur Ausrechterhal tung der Negierung gleich wichtig, gleich bedeutsam ist, da» gleiche Matz von Verantwortung trägt .... Die sächsische Regierungskoalition ist der MustersaN einer Regierung des Burgfriedens und der Volksgemeinschaft. Diese Regierung hat nach keiner Seite hin eine Spitze, auch nicht gegen die Linkssozialisten, di« zwar abseits stehen, gegen die ober nicht regiert wird. Auch ihnen stünde, wenn sie dem gleichen Geiste der politisciien Mähi- gung zugänglich wären, jederzeit die Regierung offen. Trotz ihrer Knappen parlamentarischen Mehrheit trägt diese Regie rung die Gewähr der Dauer in sich. Sie reitzt keine Ge gensätze auf, sondern überbrückt sie. Sie ist frei von aller par- tikularistischen und eigenbrötlerischen Angriffslust. Wenn sie auf eine „Eigenart" stolz ist, so ist es nur die, datz sie für da» gesamte Reich ein Vorbild gibt, das ungewöhnliche Bedeutsam keit in sich trägt. Die Lage des Reiches ist unter dem Druck des Friedensdiktates und dem lzarten Zugriff des Dawesplanes notvoll genug, um, ähnlich wie es im Kriege geschah, das Dasein einer Burgfriedens- und Notregierung zu rechtfertigen. Indem Sachsen diesen Weg ging, verwirklichte es den seit langem fruchtbarsten und positivsten Gedanken der deutschen inneren Politik. Ob er im Reiche Anklang finden, ob er sich auch dort durchsetzen wird, mutz sich erst beweisen. Jedenfalls ist diese von Sachsen gewählte Form, die Eigenart der Staats- Persönlichkeit zur Geltung zu bringen, kein Element der Reichs zersetzung. sondern ausschließlich ein solches der Reichs, aelundung. Was Ministerpräsident Heldt hier über den Sinn der Sachsenkoalition sagt, datz sie nämlich das Muster einer großen Koalition sein könnte, ist mit anderen Worten auch von uns mehrfach betont worden. Aber dieses „E s i st, a ls ob . . . . um das auch Ministerpräsident Heldt nicht herumkommt, zeigt eben doch an, datz zwischen Ideal und Wirklichkeit hier in der Sachsenkoalition eine breite Kluft offenstoht. „Es ist, als ob alle parteimäßige Selbstsucht und Sondertümelei ausgescholtet worden wären." In Wirklichkeit sind sie es aber doch nicht und wenn der auch wieder durch Selbstsucht erhaltene äußere Zwang dieser Regierung nicht wäre, dann wäre auch das Ideal dieser Koalition wie ein Hauch im Winde verivcht. Um das sächsische Vorbild für das gesamte Reich ist es also etwas weni ger rosig bestellt, als es dieser Artikel des Ministervräsidenten glauben machen will. Der dritte Bortrag des staatspolitischen Kursus 1927/28 der Zcutrumsortsgruppe Dresden wird am Freitag, den 2Ü. Ja nuar abends 8 36 Uhr im grünen Zimmer des Kolpingshauses ge halten. Landgcrichtsrat Bergmann, Dresden, spricht über „Die Stellung der Frau im Rechtste den". Dem Vor trag folgt eine Aussprache. Die Parteifreunde werden gebeten, auch ihre Frauen zu diesem Vortrage mitzubringen, dessen Thema für die Zuhörerinnen nicht minder interessant ist als für die Zuhörer Wiederaufnahme der Landtags-Verhandlungen Dresden, 17. Januar. Am heutigen Dienstag nimmt der sächsische Landtag seine Ver tändlungen wieder auf. Die erste Tagesordnung enthält in der Hauptsache Anträge, die sich mit den Verhältnissen der Reichscisen- bahn im Bezirk Sachsen beschäftigen. Die Voikspartci beantragt den Ban neuer Linien von Adorf nach Hof und von Leipzig nach Leuna. Andere Anfragen beziehen sich auf die um die Weihnachtszeit beo bachteten ausfälligen Störungen des Eisenbahnverkehrs, besonders auf sächsischem Gebiet. Neben einer ganzen Flut von Anträgen, die in der Hauptsache von den Oppositionsparteien stammen und im wesentlichen zu deren Agitation dienen, liegen dem Landtag zurzeit wichtige Gesetz entwürfe zur Beratung vor Ter eine betrifft den Gebiets- an stau sch zwischen Sachsen und Thüringen. Dieser Arbeit ist besonders Bedeutung beizumesscn. den» hier wird ei» Anfang ge macht mit der gegenwärtig so känfig besprochenen Reformierung der Dcrivaltung, indem eine Anzahl Ensiavengemein- den anszclau'cht und doppelstaatliche Gemeinden vereinheillicht wer de» solle». Es ist anznnohmcn, daß sich im Landtage keine Gegen- bcstrebungcn geltend machen werden. Dagegen dursten Wünsche aus wcitcrgebcnde Grenzvcreiniguug laut werden. Der thüringische Land- ziplel um Fraureuth, der bis an die Stadtgrenzc von Werdau reicht, " wird in Westiachsen vielfach als reif bezeichnet, dem Lande Sachsen zunifallen. Vermutlich wird die Beratung dieses Gesetzes auch Ge legenheit bieten, den Standpunkt der Parteien in Sachsen zu der Frage Einheitsstaat, F ö d e ra t i v staa t, Aenderungcn des Länderweicns und dcrgl. kennen zu lernen. Es steht zu erivarten, datz dem Landtag etwa Ende Januar der Staatshaushaltplan für das Jabr 1928 vorgclcgt werden wird. Im Zusamnicnbang damit dürste die Denkschrift des' Präsi denten Schieck vom Sächsischen Staatsrechnungshof zur sächsischen Vcrwastungsrcsorm im Landtage besprochen werden. Die Ausschüsse des Landtages nehmen nach der er sten Plenarsitzung ihre Verbandlungen ebenfalls wieder aus. Der NechtSauK'chutz iviid in erster Linie das P o I i z e i b ea m > e n g c - setz zu beraten baben. Es zielt darauf ab, u. «. das Ausbildungs wesen. die Recltzs- und Angcstelllcnverbältnissc in der Polizei zu re geln und zu vereinheitlichen. Das Oiesetz findet auf die BollzngKbe- omten der staatlichen OrdnnngSvolizci. der Landgcndarmerie und Kriminalpolizei, sowie im gewissen Umfange ans die Gemeinde polizei Anwendung. Das Gesetz zur Abänderung der Bestimmungen über die Sächfsiche La n d e s p fa n d b r i c f - A n sta l t liegt dem Rechtsaussckutz ebenfalls zur Beratung vor. Hier wird angcstrcbt, gen Gesamtbetrag der nmlanfende» Pfandbriefe von 50 auf 75 Mil lionen Mark zu erhöben und die Vcleihungsmöglichkeiicn wesentlich zu erweitern. Hiermit soll den Kreditbcdürfnissen wirtschaftlicher Un- ternel-mungen Rechnung getragen werden. Der Hanshaltausschutz A wird sich mit Fragen des Jugend- schnhes und der Kriegsbeschcidigtcnfür sorge zu be schäftigen haben. Ein weiterer ibm zur Beratung überwiesener An trag betriflt die sächsische Ausführungsverordnung zum Reichsgcsetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Hierzu hat die Deustche VolksMrlei die Ansicht vertreten, das; eine straffe Hand habung der gesetzlichen Bestimmungen geboten sei, um ein stärkeres Umsichgreifen dieser Seuchen zu unterbinden. Darüber hinaus sind durch die Hauslmsiausschüsse mehrere An träge zu erledigen, die sich auf die Landwirtschaft, ihre Ver besserung und Förderung beziehen. So fordert «in volksparteilicher Antrag Maßnahmen und Mittel zu intensiveren BodenvevhesserungS- arbcitcn. Die Deuische Polkspartei geht davon ans, datz nur eine hochstehende Landwirtschaft die Aufgaben erfüllen könne, die cm die sen bedeutendsten Zweig der Volkswirtschaft zu stellen sind. Zum sächsischen Etat Dresden, 17. Januar. Das hiesige linkssozialistisckze Organ will erfahren haben, datz der sächsisch« Etat im Gesamtkabinett bereits angenommen worden sei. Es weist sogar von lebhaften Auseinandersetzungen zwischen zwei Ministern zu berichten. Wie dem Telunion-Sachsendienst von autoritativer Stelle mitgeteilt wird, ist diese Meldung in allen Teilen unrichtig. Der neu« Etat ist im Gesamtkabinett überhaupt »ach nicht zur Behänd« 'ung gekommen. Kunst der Jungen Zwei Ausstellungen in Berlin Unser Bericht handelt diesmal von zwei periooisch wieder- kehrenben Uebersichte» über das Schassen des künstlerischen Nachwuchses in Deutschland. Zunächst einmal sind m diesen lagen di« beiden grozen Staatspreise, für Malerei und Bild-Hauerei, zur Verteilung gekommen, womit wie üblich eine — freilich nur wenige Tage dauernde — Ausstellung der Wett bewerbsarbeiten in der Akademie der Künste (Pariser Platz) verbunden ist. Bevor wir auf die aussteüendcn und preisgekrön ten Künstler eingehen, sei «in Prinzipielles vorausgeschickt: Da es sich bei diesen alljährlichen Staatspreijen und den meist wert volle sachliche Unterlagen bringenden Ausstellungen des Nach- wuckües, der bei Anrechnung der Kriegsjahre vielsach die Mitte der Dreißig erreicht, um ein Kunstereignis von mehr als durch schnittlicher Bedeutung handelt, wäre zu erwägen, ob nicht eine wesentlich längere Ausstellungsdauer als bisher und verstärkte Bekanntgabe im allgemeinen Kunstinteresse läge. Dadurch wür den zudem alle Bewerber zu einer stärkeren Selbstkritik und höheren Verantwortlichkeit gebracht werden, da sie sich vor einem erweiterten, und nicht nur auf fachliche Kreise beschränkten Forum zu zeigen haben. Deer diesjährige Wettbewerb war aus allen deutschen Gegenden reich beschickt worden, und fast durch weg haben die Teilnehmer von ihrem Recht, bis zu fünf wesent lichen Arbeiten einzusenden, Gebrauch gemacht. Ganz auffallend ist die Zahl und Qualität der bildhaueHschen Werke. Den Preis erhielt hier der Berliner Kurt Radtke (geb, 1895 in Königsberg). Er ist zweifellos ein sehr ernster, tüchtiger Bild hauer, der ein absolutes Gefühl für Form und statische Sicherheit aal: am reinsten erschien uns seine Doppelsigur „Mann und Frau", eine Gruppe, die bei ihrer Abgeklärtheit über de» säst varockisterenden, großen „Adler" zu stellen ist. Etwas Verstandes- mäßiges scheint die Arbeiten dieses Künstlers noch in starkem Maße zu beherrschen, und hält man Umschau in der Reihe der übrigen Bewerber, die teilweise schon Namen von gutem Klang tragen, so wird man bei aller objektiven Mirdigung des gefäll ten Spruches das Ueberragenbe in den 'Arbeiten des diesjähri gen Preisträgers nicht jo ohne weiteres schon finden. Aber den noch sei ausgesprochen, daß der Preis durchaus an einen Würdi gen gefallen ist, und wir glauben die innerste, von Verantwortung getragene Absicht der Jury dahin zu verstehen, daß sie sich für ben durch „Schein" in nichts komplizierten Charakter entscheiden wollte. Wie dein auch sei, manch Gleichwertiges ist noch da, was vie Qual der Wahl nicht erleichtert haben mag. so, wenn wir an die Kollektion der feinsinnigen Arbeiten Kurt Harald Isen- steins denken, der diesmal auch als Relieiplastiker mit Glück auf- tritt; dann ist da der Essener Paul Hasse, der mit viel Geschick in Stein und besonder» in Holz zu arbeiten versteht, der Düssel dorfer Brecker. ferner Ilse Fehltng-Witting, über di« wir ver- Ickiedenllick stvon Gute» Levickten kannten unk dl« >- Kreise nun erst recht besteht, gar als Plastikerin von seltenem Fingerspitzengefühl. Aber noch mehr Beachtenswertes ist ein- gcsandt morden, und nicht zuletzt seien mehrere ernste religiöse Arbeiten aus dem Rheinland herausgegrisfen, so von Dinnen- thal, Höfken-Hempel u. a. Den Preis unter den Malern erhielt, nachdem im Vorjahr« nur zwei Trostprämien verteilt wurden, Heuer Ernst Fritsch, geboren 1892 in Charloltenburg. Diesem Spruch kann man restlos beipflichten: Fritsch als Sezessionist kein Unbekannter mehr, erscheint hier in diesem Kreise unbedingt als einer der geschlossensten Persönlichkeiten. Zielsicher baut er seine Bilder. Figürlicher wie Landschaften, vor uns auf. und seine nach Neusachlichleit etwa hinzielende Kunst hält sich von gewollten, unkünstlerisch bleibenden Uebersteigcrungen von jeher fern. Reben ihm finden wir aber doch noch eine Anzahl nicht minder wertvoller Wettbcwerbskollektioncn vor, so teilweise von Krauskopf, der im Vorjahre eine Prämie erhielt, dann von May, von Paul Crodel, Jena, der einen Teil seines Kreuzweges für die Brunnenkapelle zu Erfurt ausstellte (vgl. Juryfreie 1922), ferner die schon architektonisch festgefügten Arbeiten von Karl Eroßberg, die Landschaften Adelheid Flataus, die duftig hingesetzten Bildchen Hermann Polls, eines ganz jungen Biele felders, dann die reifen Bilder aus dem Süden von Arnold Ddde, Kassel, die impressionistischen Stücke des in Berlin nun recht bekannten Leipzigers Karl Walther, eines eigenwilligen Malers von Geblüt, schließlich auch die ganz in sich gekehrten, nach Plastizität der Form ringenden Arbeiten eines Heinz Base dow. der sich wie ein Einsiedler in diesem Kreise ausnimmt. Aber da ist noch mancher, der mit Recht den Schritt in die Welt tun darf, und dann wieder mutz man staunen ob so viel Naivität Zu gleicher Zeit hat die Deutsche Kn »scheine ins chast(im Schloß) ihre zweite „Ausstellung der Jungen" sei erlich eröffnet. Nach dem vorjährigen Versuch hat man Mut zur Wiederholung bekommen, und ans dem anfänglichen Experiment kann eine feststehende Einrichtung werden, di« der Jugend eine Plattsorm schafft, in Abständen sich vor d-em Zubltknni zu zeigen und zu — verantworten. Um Kraftproben soll es sich handeln, nickst um vorwitziges Ausstellen derer, die mit ihrem Dilettantismus hausieren sehen wollen. Hier, im Kreise der Jugend, die selbst ans dein Wege über tausendfache Irrungen zur Wahrheit end lich gelangen will, liegt die wirkliche Problematik der Gene ration offener zutage als dort, wo sicherer Besitz täglichen Kampf erübrigt. D-abei geht es weder um Genies, die .gemacht" werden sollen, noch um „verkannte" Genies, sondern einfach darum, daß einem Teil des künstlerischen Nachwuchses der Weg in die Oeffentlichkeit gebahnt wir-, um dort die Probe zu bestehen, vor sich selbst und vor dar Kritik (wobei wir die Kritik des irgendwie „reagierenden" Publikums als di« schwerwiegender« bezeichnen möchten. Es ist so leicht, aus den „Spießer" zu schimpfe», aber schlietzlich haben doch alle Künstler einmal von der Mitwelt gelabt ganz gleich, ob der eigentliche „Erfolg" zu Lebzeiten oder danach eingesetzt hat). Das Schwergewicht dieser auch in ibvrn neaaiuo«» Teile» inderellanten Austeilung liegt bei den Gemälden, die Plastik ist merkwürdig flau, und man müßte die Gründe innerhalb der Kunstgomeinschaft untersuchen, warum die Bildhauer sich so schwach beteiligt haben, wo man doch gerade auch hier schon recht viele und gute Bildwerke zu sehen bekam. Hierin wäre fürs nächste Jahr eine Lücke auszu- süllcn, was nur durch Vorbereitung von langer Hand her zu machen wäre. Nun also kurz zu den Malern, Da hat der Kasseler Carl Döbel eine reckst interessant auigebaute und ge füllte „Straße" gesandt — wie denn die jungen Kasseler in Berlin nieist gut auffallen —, Erwin Frcm.ag zeigt locker ge maltes Genre: eine herbe, von sozialein Empfinden getragen« und doch wieder innig« Kunst schafft Georg Kinzer, früher irr Berlin, wo'man seine schönen Madonnen schätzt«, jetzt in Cosel, O.-S., tätig: üstalter Kröhnke, dann Felix Nußbauin, der Rhein länder Heinr. Pilger oder der etwas nach Dirschcr Unerbittlich keit hinstrebende Arthur Ressel bringen in sich Abgerundetes m Landscl-aft. Genre und Figur, Ganz entzückend die duslig hin- gezaubertcn, echt volkstümlich bleibenden Bildchen von Hermann Poll, der uns ja auch schon unter den Bewerbern um den dies jährigen Stoatspreis begegnete. Noch zwei Landschafter voller Eigenart, die ihre Bilder nach Linie und Farbe zu bauen ver stehen, Max Tietz und Heinrich Schelhasse, Alle die Genannten, denen noch mancher sich zuqesrllen könnte, sprechen eine deut liche Sprache der heutigen Tendenz in der Kunst, die nach Be ruhigung ausgcht, die im Bilde eine Ausdeutung der A3elt, nicht mehr nur Subjektivismus geben will Schon im Vorjahr« konnten wir darauf hinweicsn, wie besinnlicheres Schassen das expressive langsam ahzulösen beginnt und wie wir uns wieder wesentlichen Dingen, denn Objektiven, nähern. So ändert es auch nichts, wenn da n-nd dort noch ein Haderer, ein Manifestant, der auch vor dem Geschmacklosen nicht zurückscheut, oder wenn ein einseitiger Symboliker, etwa der Farbe, sich im Kreise befindet: das war stets so, aus gärendem Stofs wird immer noch edler Wein, Unter den Plastikern fielen »ns Fritz Kor-mis mst einer gut duröstompowicrlen, plastisch runden Gruppe „Mmter und Kind", ferner Ernst Balz mit einer sein und mit L.eoe durch- gebilbeten Büste, schließlich Albert Mazzolti mit seiner groß gesonnten, auch innerlich groß empfundenen Büste des Frei herrn vom Stein auf. Der Kalalog gibt Auskunft über d n Entwicklungsgang des einzelnen Ausstellers, ivas über die Fruchtbarkeit der AkaL-emi-clehrer ma»ck>crlei Aufschlüsse ver mittelt: natürlich liegt aber da das Letzte beim werdenden Künstler selbst Wie im Vorjahre wird die Besucherschaft ab stimmen, welchem Bilde sie aus der großen Zahl den Vorrang gibt: damals erhielt der Berliner Äuiodidakt und Glasmaler Karl Zucksckrwerdt, der jetzt wieder mit einein^ „SIraßenbild" typisch vertreten ist, di« meisten Stimmen. — Sodann hat die Kunstgemeinschaft gerade noch ein« umfangreiche Porträmus- stellung — zu besonderem Zweck, für den Reichstag — veran staltet. doch darüber Prinzipielles demnächst, heul« hatten dt« Jungen das Wort! vr. O s car O « b rr«.
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