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Wohin geht -er Weg -es Zentrums? Das möchten die „Dresdner Nachrichten" gern wissen. Und also schreiben sie einen langen Artikel unter dieser Ueberschri-st. in dem allerdings der Leser vergebens «in« klare Antwort aus die gestellte Frage sucht. Dafür findet er aber andere wissenswerte Dinge. Er erfährt, daß allein die Zen trumspartei schuld ist an der Verzögerung der Bermaltungs- resorm. Denn die Ncichsregierung habe jetzt, „wo sie in der Lust schwebe", kein Interesse mehr daran, die Reform zu fördern. „Diese unliebsame Verzögerung wäre vermieden worden, wenn das Zentrum nicht so starrsinnig aus seinem Schein :n der Schulsrage bestanden hätte." Und nun gibt es der Artikelschreiber dem halsstarrigen Zentrum aber ordentlich: Das Zentrum hätte es so machen sollen wie die Christlich- sozialen in Oestereich, die auch nicht die Koalition aufgelöst hätten, weil gegen ihren Willen die Schulen im Burgenlande nicht konfessionellen Charakter erhalten hätten. Das Zentrum hätte sich auch „mit der Tatsache seiner parlamentarischen Nie derlage zufrieden geben" sollen. Denn die tatsächliche Lage sei ja gor nicht so schlimm. Als Zeuge dafür wird der General- stlperintendent Dibelius angeführt, der festgestellt habe, doh in Preußen die evangelischen und katholischen Volksschulen die einzig rechtsgültigen Formen der Volksschule seien. Wie vergeßlich sind doch die „Dresdner Nachrichten"! Als in Weimar das Schulkompromiß geschlossen wurde, das trotz der Erschütterungen der Slaalsumwälzung wenigstens den Weiter bestand der Bekenntnisschulen ermöglichte, jammerte die Rechte darüber, daß das Zentrum die Saä)e des Christentums an die Linke verrate. Jahrelang hoben die Deutschnationalen Sturm gelaufen gegen das Zentrum, weil es nichts mehr für das Zu standekommen eines Reichsschulgesetzcs tue. Die Aeußcrungen deutschnationaler Versammlungsredner, die sich damals die Zenirumsanhänger gefallen lassen mußten, waren nur »och als Aeußerungen von Hysterie zu entschuldigen. Und jetzt, nach dem das Zentrum an der Seite der Deutschnalionolen sich in einer Rechtskoalition auss äußerste für die christliche Schule eingesetzt hat, soll alles nicht mehr wahr sein: Den in Weimar geschaffen« Zustand erklärt jetzt ausgerechnet ein deutschnationa les Blatt für recht erträglich, das Scheitern des Reichsschul gesetzes sei nur eine parlamentarische Niederlage des Zentrums gewesen — also nicht der Deutschnationalen, die sich demnach mit der Sache der christlichen Schule nicht identifizieren — und die Koalition sei nur durch den Starrsinn des Zentrums unnötigerweise in die Brüche gegangen. — Wir bewundern die Elastizität des Geistes, die in dieser Stellungnahme des deutsch, nationalen Blattes zum Ausdruck kommt. Bei dem Scheitern des Schulgesetzes aber handelte es sich nicht nur um ein unbedeu tendes Gebiet wie das österreichische Burgenland, sondern um ein Drittel aller deutschen Länder, u. a. um Sachsen. Erinnern sich die „Dresdner Nachrichten" nicht, daß am Tage des Scl)eiterns des Schulgesetzes die d e u t s ch n a t i o na l e Pressestelle schrieb: „Die Schwierigkeiten, die in der Sache selbst, besonders auch in der Verschiedenheit der Volksschulverhältnisse in -Deutschland liegen, hätten überwunden iverden können. Aber die D e u t s ch e Vo l k s pa r t e i hat sich fortgesetzt in Gegen satz zu den drei anderen Regierungsparteien gestellt und im Lause der Zeit eine immer unfreundlichere und unnach giebigere Haltung gegen das Gesetz eingenommen " Die „Dresdner Nachrichten" dementieren also jetzl nach träglich die deutschnationale Pressestelle. Die christlichen Eltern in Dachsen aber werden fragen, ob die Deutschnationalen auch in Sachsen die Schulverhältnisse für so erträglich halten, wie das die „Dr. N." darstetlen. Die Logik der „Dresdner Nachrichten" ist damit aber nicht erschöpft. Sie Klagen darüber, daß die Zentrumspartei jetzt nicht „wenigstens eine entschiedene Frontstellung gegen die Sozialdemokratie" einnehme, da doch mit dieser Partei kein befriedigendes Schulgesetz zu erhoffen sei. Wir antworten: Weder mit einer Rechts- noch mit einer Linke-Koalition ist «in befriedigendes Schulgesetz zu erhoffen. Dafür ist nun bei Beweis wohl erschöpfend geliefert. Die Aussichten für eir solches Gesetz werden vielmehr in der Koalition die größten sein, in der das Zentrum die stärkste Stellung einnimmt. Das ober ist sowohl bei einer Links- wie bei einer Rechtskoalition möglich; bei der letzten Rechtskoalition war es nicht der Fall. So ergibt sich gerade mit Rücksicht aus di« Wichtigkeit des Reichsschulgesetzes die Notwendigkeit „nach beiden Seiten zu sichern". Wenn die „Dr. N." sich schon heute auf die künftige „klare Opposilionsstellung" der Deutschnationalen freuen, so ist das kein Zeichen für besonders große Freudigkeit zum staats politischen Wiederaufbau. Di« ungelöste Frage aber, wohin der Weg des Zentrums gehen wird, können wir beantworten: ,'n der gleichen Richtung wie bisher, in der uns Lob und Tadel von keiner Seite irre machen kann, weder nach rechts noch nach links, sondern geradeaus, nur nach einem Ziele gerichtet: dem Wöhle des dcutsä)«n Volkes. Nbg. Nrzl's Abschied von Sachsen Dresden, den 14. März. Di« „DvOdner VollLzeituiig' berichtet über die Jahresver sammlung des sozialdemokratischen Bezirksverbandes Ostsochsen und teilt mit, daß der Landtagsa-bgcordnetc Arthur Arzt als Be zirksvorsitzender und damit auch als Landes-vorsihender der säch sische» Partei der SPD. nicht wieder gewählt worden ist. Die „Sächsische Staatszeitung" bemerkt hierzu: Das ist nach der Volkszeitnng aus eigene» Wunsch des Herrn Arzt geschehen. Gleich zeitig hat die Lan'desversammlung Herrn Arthur Arzt als Neichs- tagskandi-daten ausgestellt au einer Stelle, an der er Aussicht hat, mwcdingt gewählt zu werden. Herr Arzt hat der Reihe nach die Stelle des derzeitige» Reichstagsabgcovdncten Dr. Staegemann ein genommen. Daraus geht unzweifelhaft hervor, daß Herr Arzt »ich! nur aus der sächsischen Organisationsleitung der SPD., son der» auch aus der sächsischen Landespolitik schlechthin ausschcidet. lieber die Gründe, die dem Eingeweihten längst bekannt sind, braucht hier nicht mebr gesprochen zu werden. Auch wir traben keinerlei Veranlassung, dem Abg. Arzt sür seine „Perdienste" um das sächsisch« Schnkwcsen einen besonderen Nachruf zu widme». Es wäre besser, wenn in diesenr Punkte die Vergangenheit restlos vergessen werden könnte. Weilers Reichslagskandidaken Dresden, den 14. März. Das Bild der kommenden ReichstagswaU wird immer voll ständiger. Die Kandidatenproduktion ist in voller Tätigkeit. Als Spitzenkandidat für die Deutsche Volkspartci im Wahlkreise Ostiachsen ist Minister a. D. Dr. Heinze wieder ausgestellt worden, obwohl er bekanntlich «inen vergeblichen Kampf gegen die Mehrheit seiner eigene» Fraktion in der Schulsrage geführt Hai. Da sich Dr. Heinze in dieser grundsätzlichen Frage bereitwilligst dem Mehrheitsbeschlüsse seiner Fraktion gebeugt hat, ist er ebenso bereitwilligst als Spitzen kandidat snr Ostsachsen nominiert worden. Daß öber Dr. Heinze in -er deutsch-volksparteilichen Fraktion des neuen Reichstags bessere Aussichten haben sollte, für die christliche Schule in Sachsen cinzu- lreten, dürste niemand annehmen. Für den Reichstagswahlkreis Chemnitz-Zwickau ist nunmehr die sozialdemokratische Kandidatenliste ausige- stcll! worden. Die Spitzenkandidaten sind Schriftsteller Heinrich Ströbel, Redakteur Max Seydewitz, Amtshauptmann a D. Bern- lMd Knhiit, Rechtsanwalt Paul Lcvi, Reichslommissar Daniel Stückle», Gewerkschastsangestellter Georg Graupe. Bezirksausschuß -er Amishauplmannichaii Dres-en Dresden, 14. Mürz. Der Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft Dresden, der gestern unter dem Vorsitz des Amtshauptmanns Dr. V c n u s zu einer öffentlichen Sitzung zusam-mentrat, hatte eine .zwar umfängliche, aber die Oefscntlichkeit weniger interessierende Tagesordnung zu erledigen bis aus folgenden Punkt: In der schien Bezuksausschußsitzung war von der Linke» der Antrag gestellt worden, die Richtsätze für die Gewährung von Un terstützungen an Hilfsbedürftige den Dresdner Richtsätze» anzuposse». Der Bezirksausschuß stimmte damals fast ohne Aussprache diesem Anträge zu, war sich dabei aber nicht der Tragiveite seines Beschlusses bewußt. In -der gestrigen Sitzung machte der Berichterstatter Dr. Bretschneider Mittei lung über die finanzielle Auswirkung dieses Beschlusses, und daher harte der Bezirksausschuß, daß dem Bezirke ein Mehr aufwand von 318 000 RM. entstehen würde, dessen Deckung nur durch Umlage möglich ist. Trotz der Einwen dungen, die heute von seiten der Bürgerlichen gemacht worden sind, ist der Beschluß der letzten Bezirksaus-schußsitzring gültig und die Borlage geht jetzt zur definitiven Entscheidung an den Bezirkstag. — Ans Mitteln des staatlichen Ansgleichsstockss für den Wohnungsbau 1928 können 12 000 Mark verteilt werden. : Der Ortsvcrband der katholisch«» Verein« hielt gestern im Kolvingsbause eine Vertreters!innig ab. Es wurde insbesondere über die Kundgebung beraten, die am 19 April zu Ehren des hachwiiidigste» Herrn Bischofs Dr. Schreiber im Konzertlaal der Ausstellung veranstaltet werde» wird. Der Katholische Mäuner- aclamwerein hat seine Mitwirkung zugesagt. Im Mittelpunkt des Abends wird «ine Rede des hochwürdigstcu Herr» Bischofs stehen, , der über das Erlebnis seiner Amerikarcise svrcche» wird. — Caritas- > direklor Werner machte Mitteilung vom D e u t s ch e » Ca r i ta 8- s lag, der vom 29. Mai bis 1. Juni 1928 in Dresden stattsindet. l Er bat um rege Anteilnahme auch der Dresdner Katholiken an dieser bedeutsamen Tagung. Veka mich eg eben wurde ferner, daß vom Wallsahrtsausschuß für den 6. Mai eine Wallfahrt nach Rosenthal vorbereitet worden ist. : Abendunterricht In der Städtischen Mädchen-Gewerbe- und Handelsschule. Der Abendunterricht in der Städtischen Mädchen-Gewerbe- und Handelsschule, Pestalozzis. 9. beginnt am 16. April 1928. Frauen und Mädchen, die am Unterricht im Schneidern und Weißnähen mit Schnittzeichnen, Putzmachen, Ansbessern. Stopfen und Kunststopfen, Sticken und feinen Hand arbeiten, Englisch, Französisch oder Kurzschrift teiinchmcn wollen, finden noch Aufnahme. Anmeldungen in der Schule, Zimmer 10, 1. Sprechzeit der Direktion: Montag, Dienstag, Mittwoch von 10 bis 11 Uhr und Freitag von 18 bis 19 Uhr, : Protest gegen Bewilligung für Sportzwecke. Die gestern in Dresden demonstrierenden Landwirte unter Führung des Sächsischen Landbundes, Bezirksverband Dresden Altstadt, haben eine Entschließung gefaßt in der gegen die Bewilligung von 21 000 Mark durch den Bezirksausschuß zur Förderung für Sporlzweck« schärfster Protest erhoben wirb. In einer für die Landwirtschaft so katastrophalen Zeit müsse es die Pflicht der Behörden se-n, die erdenklichste Sixirsamkeit zu üben und alles nicht unbedingt Notwendige zurückzustellen. : Für den Bau des Deutschen Hygiene-Museums in Dres den hat der Haupiausschuß des Reichstags die Einstellung je eines Betrages von 500 000 RM. in den Nacktragshanshalt für 1927 und >n den ordentlichen Haushalt für 1928 genehmigt, so l aß vom Reiche bisher insgesamt 1 tz- Millionen R M. sür den Bau bewilligt sind. : Gewerbesteuer. Am 15. März 1928 ist die 4. Rate der staatlichen Gewerbesteuer und gemeindlichen Zuschlaossteuer ans das Rechnungsjahr 1927 <1. April 1927 bis 31. März 1928) füllig. Die zu zahlenden Beträge und die zuständige Kassen stelle des Stadtstenoramtes sind aus den in den letzten Tagen zugestellten Steuerbescheiden ersichtlich. Die Unternehmer von im Stadtbezirk Dresden und im Gutsbezirk Albertstadt ge legenen Gewerbebetrieben wallen die Zahlung pünktlich leisten, da sonst Verzugszinsen in Höhe von 19 Prozent jährlich ent stehen. l.riprig un«I Umgebung Don -er Leipziger Messe Leipzig. 14. März. Die betriebstechnische Messe, veranstaltet vo» der Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenleure und dem Ausschuß sür wirtschajlliche Fertigung, wurde gestern im Bor- tragssaaie des Gebäudes der Elektrotechnik durch Geheimrat Prof. Dr. Wallichs eröffnet. Vorträge über Hürtetechnik schlossen sich an. Er sprachen Dr.-Ing. Hofmann. Berlin, über Werkstoffe und Härtesragen im Werkzeugbau, Betriebsingenieur Bolt, Friedrichs-Hafen, über Härteprobleme im Kroftsah,zeug bau. Am Nachmittag wurden die Vorträge der Reihe Holz bearbeitung ebenfalls im Hause der Elektrotechnik fortgesetzt. Und zwar berichteten Dr.-Ing. Beck. München, über Ausgaben des Holzbearbeitungs Maschinenbaus, Oberingenieur Voigt, Berlin, über Sperrholz und seine Anivendungsmögiichkeitcn. Die Vorträge erweckten größtes Interesse und waren gul besucht. Im Zusammenhang mit praktischen Vorsührnngen aus der Vorsührnngsbaustelie auf der Technischen Messe im Rahmen der Baumesse fanden vormittags Vorträge über die ncuzeiilielpni Bausteilen im Leipziger Kristall Palast statt. Es sprachen Pro fessor Dr.-Ing. Carbotz. Berlin, über Anivendnngs Möglich keiten der Maschinen ans kleinere» Baustellen. Dr -Ing Hatz, Karlsruhe, über ivirischasiiiches Bauen durch rationelle Pc- triebsführung, Professor Löstrer. Dresden, über Betongus'.ver fahren sür mittelgroße Baustelle» und moderne Baukontrolle. Das Maxoral Eine Erzählung von E T A Hoffman». sI3. Fortsetzung.) In dem Augenblick ließen sich Klaaelautc vernehmen, die aus dem Schsafkabinctt des Freiherr» kamen. Daniel fand die übri gen Diener um den Leichnam ihres Herrn versammelt. Vollkom men und reicher gekleidet als jemals, rüstigen Ernst im »»entstellte» Gesichte, fanden sie ihn sitzend in dem großen reich verzierten Lebn- sinlile. als ruhe er aus von gewichtiger Arbeit. Es war aber der Tod, i» dem er ausruhte. Als es Tag geworben, gewahrte mau, das, die Krön« des Turins in steh eingestürzt. Die großen Qua dersteine hatten Decke und Fußboden des astronomischen Zimmers eingcsch-lagcn, nebst den nun voronstürzenden mächtigen Balken, mit gedoppelter Kraft des Falles das unter« Gesvölbe durchbrochen und einen Teil der Schloßmaucr und dcS engen Ganges mit fort- gerissen. Nicht einen Schritt durch die Psorle des Saales durfte man tun, ohne Gefahr, wenigstens achtzig Fuß htnabzustürzen in tiefe Gruft. Der alte Freiherr statte seinen Tod bis aus die Stunde vor- ausgeschen und seine Söhne davon benachrichtigt. So geschah cs, dost gleich folgenden Tages Wolfgang Freiherr von R.. ältester Cohn des Verstorbenen, mithin Majoratsherr, eintras. Auf die Atznnng des alten Vaters wohlbanend, statte er, so wie er den vcr» dmignisvollc» Brief erhalten, sogleich Wie», wo er ans der Neil« sich gerade befand, »erlassen, und war, so schnell cs gehen wollt«, nach R .sittcn geeilt. Der Hausverwalter halt« den großen Saal schwarz ausschstigen und den allen Freiherr» in den Kleidern, wie man ilm gesunden, auf ein prächtiges Paradebclte. -da? hohe, siilbcrne Leuchter mit brennenden Kerzen umgaben, lcg«n lassen. Schwei gend schrit Wo-lfgong die Treppe herauf in den Saal hinein, und dick« hinan an die Leiche des Vaters. Da blieb «r mit über die Brnst verschränkten Arme» stehen und schaute starr und düster, utzt znsam- iiiengczogecn Nngcnbrauncn, dem Vater ins bleiche Antlitz. Er glich einer Bildsäule, keine Träne kam in seine Augen. Endlich, mit einer beinahe krampfstaften Bewegung, den rechten Arni hin »och der Leiche zuckend, murmelte er dumpf: „Zwangen dich die die Gestirne, den Söhn, den du lichtest, elend zu machen?" Die Hände zurückgeworfcn, eine» kleinen Schritt hinter steh getreten. w«rs nun der Baron den Blick in die Höste und sprach mit gesenkter, beinahe weicherer Stimme: „Armer, striörtcr Greis!" - Das Fastnachtsspiel mit seinen läppischen Täuschungen ist nun vorüber! — Nun magst du erkennen, daß das kärglich zugemcssene lS- Besitztui» hiciiicdrn nichts gemein bat init dem Jenseits über den Sternen. — Welcher Wille, welche Krast reicht hinaus über das Grab?" Wieder schwieg der Baron einige Sekunden, dann rief er heftig: „Nein, nicht ein Quentlein meines Erdeiiglückes, das du zu vernichte» erachtetest, soll mir dein Starrst»» rauben", und damit riß er ein zusammengelegtes Papier aus der Ta'chc, und hielt es zwischen zwei Finger» hoch empor an eine dicht bei der Leiche stehend« Kerze, Da? Pavier, von der Kerze craristen, flackerte stoch ans, und als der Widerschein der Flamme aus dem Gesicht des Leichnams hin nud ster zuckte und spielte war cs, als rührten sich di« Muskeln und der Alte spräche tonlose Worte, io daß der en>- scrnt stehenden Dienerschaft tiefes Grauen und Entsetzen ank in Der Baron vollendete sein Geschäft mit Ruhe, indem er das letzie Stückchen Papier, dos er stammend zu Boden fallen lassen, mit dem Fuße sorglich austrai Dan» warf er noch einen düst-ern Mick auf den Vater und eilte mit schnellen Schritten zum Saal hinaus. Anderntags macht« Daniel den Frecher» mit der neuerlich geschehenen Verwüstung des Turmes bekannt und schilderte mit vielen W«ten. wie sich überhaupt alles in der Todcsnacht des alten seligen Herrn zngetragcn. indem er damit endete, daß «S wobl ge raten sei» würde, sogleich den Turm Herstellen zu lassen, da, stürze er noch mehr zusammen, das ganze Schloß i» Gefahr stehe, wo nicht zertrümmert, doch hart beschädigt zu werden. „Den Turm Herstellen?" fuhr der Freiherr den alten Diener, funkelnden Zorn in den Auge», an. „nimmermehr! — Merkst du den» nicht, Alter", fuhr er dann gelassener fort, „daß der Turm nicht so, ostne weitcrcii Anlaß, einstürzcn konnte? — Wie, wen» mein Vater selbst die Vernichtung des Ortes, wo er seine unheimliche Sterndeutern trieb, gewünscht, n ie, wenn er selbst gewisse Vorrib- tungcu getroffen hätte, die es ilmi möglich machten, die Krone des Turmes, wenn er wollte, einstürze» und so das Innere des Tur mes zcrschmclterii zu lassen? Doch dem sei wie istm wolle, und mag auch das ganze Schloß zusammenstürzcn. mir ist cZ recht. Glaubt ihr denn, daß ich in dem abenteuerlichen Eulcuuestc hier lausen werde? — Nein! Jener kluge Ahnherr, der in dem sch'.'uen Tal- grunde die Fuudamcnle zu einem neuen Schloß legen ließ, der hat mir vorge-arbcitet, dem will ich soGen." „Und so werden", sprach D-niel kleinlaut, „daun anb wohl die alte» treuen Diener den Wandcrstab zur Hand nehmen müssen?" „Daß ich", erwiderte der Freiherr, „mich nicht von »»b hils- lichen, schlottcrbcinigcn Greise» bedienen lass-'» werde, v-'rßel>t sich von selbst, aber verstoßen werde ich keinen. Arbeitslos soll euch das Gnadenbrot gut genug schmecken." „Mick", rief der Alte voller Schmerz, „den Hausverwalter, so außer Aktivität!" Ta wandte der Freiherr, der dem Akten den Rücken oekcstrt, im Begrstf stand, den Saal zu verlasse», tick nlötz'ich um blutror im ganzen Gesicht vor Zorn, die gestallte Faust vcr- st eckt, schritt er ans den Alten zu nnd-schric mit fürchterlicher Stimme: „Dich, d» alter stcucstlcrischer Schurke, der d» mit dem alten Vater da un heimliche Wenn tricstst dort oben, -er du dick, wie ein Vaivvir an sein Herz legtest, der vielleicht des Wien Wahnsinn vcrbrecheri-ch nützte, um i» ihm die hülli'cken Entschlüsse ni eme:: n> die > l, an den Rand des Abgründe? brachten — dich sollte ich biuaucstoßen wie einen räudigen Hund!" Der Alke war vor Schreck über diele entsetzlichen Reden, dick» neben dem Freiherrn, aus beide Knie gesunken und io mochte cS geschehen, daß dieser, indem er vielleicht »»Willkür! ick, wie denn im Zorn oft der Kö-per dem Gedanken mechniisch lolgt. und das Gedachte mimisch aussührt, bei den letzten Worten den reckten Fuß vorschleuderte, den Alten so lort an der Brust trab, daß er mit einem dumpfen Schrei nmstürztc. Er raiftc sich mühsam in die Höbe und indem er eine» sonderbaren Laut, gleich dem beulenden Ge wimmer eines aus den Tod wunden Tieres aussticß. durchstobrte er den Freiherr» mit einem Blick, in dem Wut und Verz-.ve'stung glühten. Den Beutel mit Geld, den ibm Ser Freiherr im Davon, schreiten zugeworfen, ließ er »»berührt ans dem Fußboden liege» Ilntcrdcsscn hatten sich die in der Gegend bcHud'ick-'u näch sten Verwandten de? Hauses cinoeiuuden. nu! vielem Prunk »un-de der alte Freiherr in der Famüiciigrult. die in der Kircke v-ui R,.sittci> befindlich bcigesctzt, und nun, da die geladenen Gälte si h wieder entfernt, schien der neue Majorat beer von der düsteren Stimmung verlassen, sich des erworbenen Besitz'»»'? reckt z-, er freuen. Nstit V. dem Justitzarius des alte» Freisterru, dem er gleich, nachdem er ihn nur gebrochen, sei» vol'cs Per'rane» stlw l e und ist» in seinem Amt bestätigte, hielt er genaue Reck»»»" 'io - die Einküustc des Maigrats und überlegte, wie viel davon verwandt wenden könne zu Verbesserungen und zum Aulhau eine? neoei Schlosses. V. meinte, daß der alte Freiherr »'«möglich seine stckr- licben Einküustc ausgezestr! haben izm.c. »ud daß. da sieb nutz-, den Briefschaften nur ei» paar n»bedeutende Kavita'ie» in VauG-chei- ncn befanden, und die in einem eisernen Katzen befindliche bare Summe tausend Taler nur um wenige? übertzieoc, gewiß ir-eudwo noch Geld vcrborac» sein müsse. Wer anders konnte davon uutcr- richtet lein, als Daniel, der, störrisch und eigensinnig wie e, war. vielleicht »ul daraus wartete, daß mau ihn darum befrage < Fortsetzung solgt.)