Volltext Seite (XML)
Nummer S4 — 27. Jahrgang kvchemi «<ma> wlickentt. ml» de» tllnstr. Gratisbeilagen .D>« ve>>' und .Hlir nn>er« »emen Leute' lowir de» reridetlagen .Si. ^emw-Biatt'. .llnterkailnng und Wisse»' .Dil Well der ffrml' .Aerziticher Naigeber" .Da» gute Buch' .stilmrimd. Icka»'. Monatlicher Bezugspreis 3 Mi. ei»ichl. ?>eli»llgeid. tutzelnummei >" Z Sonnabend- u. Sonntagnnmmer SU Haue chr »eiter- De. G. LeSrzyk. Dresden. SachMe Sonniag, den 4. Mürz 1S28 Verlagsort, Dresden Rnzelgeaprrit«, Dt« tgeipallen» Petttzetie St» ^.Iamtitei» an,eigen und S'ellengeiuch» St» Die PetNretlamezetUt 8» Millimeter breit, l X Ofser engebktbr SU z Im zall« HSHerer Gewalt erlischt >ede «ervilichnnig ans Liei-rnng wwi« tttlüllung v. Slnjeigen-Atiilrtigen n. Letltnng v. SchaüeneliStz» «AentzLiUich« r,U- U»«u» Leu». Dresden. t»e,chLs«»ftell», Dniitn.iverlaa! »ermania. «.u«. tür «erlag und Druckerei. Mtalr Dresden. Dresde»-«-!. Poiterilratze >7. gevinneiois. Lolt-check-outoDresden -7"> '8a»sto»Io Stadtban' DeeSve» »I7>!> Für christliche Polilik und Kultur Ste»«ktt«n der Sächfttchen ivolkSgeituo, DreSden-Ultliadi 1 Polterstratze i7. !ternru> Mit und »1012. Bor -er Ratstagung Eine Vorschau «es „Mali»" Paris, 2. März. In einer Vorschau zur Tagung des Völkerbundsrates gibt der „M a t i n" der Auffassung Ausdruck, dass der polnisch-litau ische Konflikt nicht aus die Tagesordnung gesetzt werde. Als die grosse Ausgabe dieser Tagung bezeichnet das Blatt di« genaue Festlegung der Jnvestigationsmethoden des Völker bundes. In Anspielung auf einen Artikel des „Pester Lloyd", der Briand beschwört, die Locarnopolitik vor den Mahlen nicht dadurch zu kompromittieren, dass er eine Aktion gegen Ungarn einleitet, glaubt das französiische Blatt Vorhersagen zu können, daß sich Briand entschlossen zeigen und eine Untersuchung der Szent Gotthard-Affäre verlangen werde. Die Abmachungen von Locarno sähen vor, gewisse Rechte der Sieger gegenüber den Besiegten aufzugeben unter der Bedingung, daß der Völkerbund sich mit der Durchfiirung der Verträge befasse Wenn der Bund unfähig sei, dürfe mau nicht annehmen, dag Frankreich auf jede Kontrolle verzichten werde. Schliesslich gibt „Matin" seinem Bedauern Ausdruck, daß sich die ungarische Re gierung mit Graf Bethlen zum zweiten Male innerhalb von drei Jahren gegen die internationale Moral auflehne. Sie Sanziger Delegation Genf, 2. März. Zu der am 8. März beginnenden Tagung des Rates des Völkerbundes in Genf haben sich als Delegierte der Freien Stadt Danzig heute nach Genf begeben: Der Präsident des Senats Dr. Sahm. Senator Dr. Volkmann. Senator Dr. Kamnitzer. Oberregierungsrat Dr. Ferber. Aus der Tagesordnung des Rates steht von Danziger Fragen nur die Entscheidung des Haager ständigen internationalen Gerichts hofes über das Klagerecht der Danziger Eisenbahnen. Ausser dem wird die Danziger Delegation mit dem Finanzkomitee des Völkerbundes Fragen des Danziger Etats und der Danziger Be- amtenbesoldung besprechen. Marcel Ray bei Skelemarni Paris, 2. März. Auf Grund einer Unterredung mit Neichsaußenminister Dr. Stresemann veröffentlicht Marcel Ray im „Petit Jour nal" einen Artikel über das Vertrauen in Deutschlands An näherungspolitik und kommt zu dem Schluss, dass die Verleihung des Ehrendoktortitels seitens der Universität Heidelberg, die doch als „Konservatorium des Nationalismus und eine Bastion des alten Regimes" gelte, am besten beweise, daß selbst die miß trauischsten Elemente dem Staatsmann ihre Huldigung nicht versagen könnten. Man könne sehr bedeutsame Anzeichen eines Niederganges des Kredites der nationalistischen Tendenzen am Vorabend der Reichstagswahlen feststcllen. Verlhelo! s.llNMert Wand Paris, t. März. In französischen diplomatischen Kreisen misst man der be vorstehenden Re-se des Generalsekretärs des Quai d'Orsay Ber thelot nach Eens eine ausserordentliche Vedeutung bei. Es sei das erste Mal, dag der G>""ralsekretär des sranzösHchen Auswär tigen Amtes den sranzöM'en Minder des Aeugeren nach Genf begleite. Aus guter Quell« erfährt der Vertreter der Tele- graphen-Union, daß die Reise Verthelots nach Genf in keinerlei Zusammenhang mit den auf der Tagesordnung des Völker bundsrates angezeigten Fragen stehe Berthelot werde bei den Unterredungen Briands mit Stresemann über die Räumung des Rhcinlandes anwesend sein, sowie bei den Be sprechungen, die Briand mit Chamberlain und mit dem italienischen Völkerbundsratsmitglied Uber die gegenwärtig i-n Rom stattfindenden italienisch-französischen Verhandlungen habe» w-rd. Energische Erklärungen Groeners Jur Phöbus-Assiire Berlin» 2. Märrz. Der Haurhaltsausschuß des Reichstags setzte heute die allge meine Aussprache über den Haushalt der Marine fort. Außer halb der Tagesordnung gab tm Namen der Reichsregierung Reichsminister Dr. Groener folgende Erklärung ab: „Der Haushaltsausschuß hat gestern in der Phoebus- Angelegenheit den Beschluß gefaßt, die Reichsregierung zu ersuchen, den Bericht über das bisherige Ergebnis der Unter suchung de» Staatsministrrs Saemisch dem Ausschuß sofort vorzulegen. Dt« Reichsrrgierung hat sich gestern nachmittag mit der Angelegenheit befaßt. Die Berichterstattung des Staats- -ninisters Saemisch ist vom Herrn Reichskanzler, der ihn zu seine,n persönlichen Kommissar bestimmt hatte, eingefordert wor den und ist auch demgegenüber erfolgt. Bei der politischen Vedeutung der Angelegenheit legt der Herr Reichskanzler be- sonderen Wert darauf, daß ihre parlamentarisch« Erledigung auch weiterhin im engsten Einvernehmen mit ihm persönlich erfolgt. Mit Rücksicht aus den derzeitigen Gesundheitszustand des Herrn Reichskanzlers bittet die Reichsregierung, wegen der erforder lichen Fühlungnahme mit dem Herrn Reichskanzler, die Be ratung der Angelegenheit im Ausschuß für einige Tage zurückzu st eilen und inzwischen ist in der Beratung des Marineetats fortzufahren. Gegenüber verschiedentlich«!, Angriffen gegen meine per sönliche Stellungnahme zur Phöbus-Angelegenheit sehe ich mich außerdem zu folgender Erklärung veranlaßt: Ich mißbillig« die Transaktionen de» Kapitäns Lohmann ans das schärfst« und muß der Kritik des Abgeordneten -einig in vielen Punkten durchaus recht geben. Ich bin entschlossen, mit allen derartigen illegalen Unternehmen gründlich aufzn- räumrn. Ich werde Borforge treffen, daß derartige Borkommnisse sich nicht wiederholen können. Was den Borwurf anbetrifft, ich ließe mich «i -wickeln und hinters Licht führen, so wird die Zukunft da» Unberechtigt« dieser Vorwürfe erweisen. Allerdings verspreche ich mir nichts von Pressekampagnen und Versamm lungsreden. Ich bin kein Freund von starken Worten, sondern pflege zu handeln. Kritisieren Sie später diese Hand lungen. Bis dahin darf ich aber wohl eine gewisse Zu rückhaltung in vorschneller Kritik erwarten." Nack der Erklärung des Reickswehrmintsters beantragt Äbg. Müller-Franken, die Angelegenheit entsprechend der neuen Sachiage für einige Tage zurückzustellen. Bis dahin könne aber auch der Marinectat nicht völlig erledigt werden; die betreffenden Titel müßten zurückgestellt werden. Auch Abg. Haas (Dem.) betont gegenüber dem Abg. Stöcker (Komm ), dem Wunsche eines Reichskanzlers, persönlich mit den Parteien zu verhandeln, müsse ent sprochen werden. Es wird beschlossen, die Beratungen fortzusetzen, aber die Beschlußfassung über die beanstandeten Titel auszu- setzen. Die Erörterung der Phoebus-Angelegenhelt ist. wie aus obigem Bericht hervorgeht, zunächst vertagt wor den. Ueber die hohe politische Bedeutung der Frage besteht überall Einmütigkeit. Hat der Rei chskanzler deshalb den Wunsch, daß die parlamentarische Erledigung im engsten Einvernehmen mit ihm erfolgt, so kann dagegen nichts eingewendet werden. Die Parteieil haben diesem Wunsch auch Rechnung getragen. Da sich der Gesundheitszustand des Reichskanzlers so weit gebessert hat. daß Dr. Marx die Amtsgeschäfte sehr bald wieder aufneh men kann, wird die Information der Parteiführer wohl im Laufe der kommenden Woche erfolgen. Daß dabei eine restlose Aufklärung gegeben wird, ist zu erwarten, da das im Interesse der Sache selbst liegt., Sehr begrüßenswert sind die scharfen Worteder M i ß b i l l i g u n g, die Herr Grüner in dem zweiten Teil seiner Erklärung als persönliche Stellungnahme gebraucht hat. Ebenso erfreulich ist die Deutlichkeit, mit der versichert wird, daß mit allen derartigen illegalen Unternehmen gründlich aufgeräumt und Vorsorge gegen Wiederholungs fälle getroffen wird. Wir nehmen Herrn Grüner beim Wort und erwarten strikteste Durchführung seiner Versicherungen. Irrlehren Die Reichstagswahlen werfen ihre Schatten voraus. Die Wahlvorbereitungen kommen allmählich in Gang. Die Wirtschaftspartei geht hier offenbar mit jugend lichem Idealismus voran. Stutzig macht insbesondere eine Rede, die der frühere Wirtschaftsminister. Rechts anwalt Dr. Wilhelm, dieser Tage gehalten hat. Die Rede begann mit einer Kritik des Parlamentarismus (übrigens ein sehr beliebtes Thema!) und enthielt unter anderem die grundsäbliche Feststellung, daß in der Innen politik der Kampf aller gegen alle herrsche und daß dar an „der elende Parteigeist" schuld sei, der voll brutalen Egoismus sei. und der uns alle noch zugrunde richten werde. Unverhohlen gab Dr. Wilhelm seiner Genug tuung darüber Ausdruck, daß der Mittelstand langsam aber sicher die Reihen der Parteien verlasse und wies dabei auf den Austritt mehrerer Landwirte cum der deutschnationalen Reichstagsfraktion und auf die Grün dung der Christlich-Nationalen Bauernpartei bin. Die Plackt der MÜtelstandspartei betonend bemerkte Dr. Wilhelm scheinbar beiläufig, daß es in ihr allerdstigs nicht mehr ,. Z e r r e i ss u n g s p a r o l e n " geben dürfe, wie die zwischen Mietern und Vermietern. Die Ansfübruugen gipfelten schliesslich in der grundsätzlichen Feststellung, dass heute nickt mehr Relwions- und Kulturfragen die Politik bestimmen, sondern Wirlschaftsfragen. Diese Auffassung darf nicht unwidersurocken blei ben. Bon den kulturpolitischen Auseinandersekumien i um das R e i ch s s ch u l g e s e tz, die ja die unmittelbare i Ursache zur jetzigen Krise im Reiche sind, scheint die > Wirtschaftsportei wenig zu halten. Damit bekennt sie sich offensichtlich zu der liberalen Weisheit der Deutschen Bolkspartei, die ja gleichfalls der Meinung ist. eine solche „Lappalie" ivie das Scheitern des Neicl'sschulgesetzss sei kein Grund zur Regierungskrise und zur Reichst-agsauf- lösung. Wir sehe» in dieser etwas naiven Auffassung nur eine sehr klare Bestätigung dafür, wie man in liberalen Kreisen Kulturfragen wertet. Bon der Kultur der^ee^e als der Seele oller Kultur keine Svur mehr. Es ist die alte liberale Auffassung die im Grunde nur den wirt schaftlichen Ertolg. die Rentabilität des Unternehmens, dm Leistungsfäbigkeit der Maschine kennt, tue ober der Persönlichkeit im Menschen im Arbeiter, die Daseins berechtigung versagt. Es ist von nicht zu unterschäken- der Bedeutung, dass die W i r t s ch a f t s v a r t e i etwas unfreiwilligerweise durch die politische Entwicklung ae- ,-wurmen wird, den geheimnisvollen Schleier, der ihr „Kulturnrogrowm" bisher sehr schamhaft verhüll'e. mehr und mehr z>> lütten. Die Wirtfchaftsportei in Sachsen ist ja selbst das beste Musterbeispiel dafür, wohin die nurwirts ^ a f t- Iiche Einstellung naturnotwepdig fühi-en muss. Wir er innern nur an die beständigen Reibereien zwischen ihrem Mieter- und Bermieterflügel! Dr. Wilhelm svrickt selbst von Zerreißungsparole»! Sicht man nicht ein. dass der Mittelstandsaedanke dort aiifssört. wo dm nackten Wirt schaftsinteressen unausgeglichen aufeinandernrallen? Bon diesem Mittelstandsgedanken, wie ihn die Wmt- schaftspartel propagiert, bis zum Klassenkairwfoedankeii der Sozialdemokratie ist kein allzu weiter Weg. Die Theorie der WirUchaftspartei geht ins Aschgraue. Sie übersieht, dass eben ein organischer Ausgleich wirtschaft licher Interessen nur möglich ist auf einer ethischen, also kulturell bedingten Basis. Es ist eine Irrlehre, wenn Dr. Wilhelm verkündet, dass heute nicht mehr Religions und Kulturfragen, sondern nur noch Wirtschaftsfroaen die Politik bestimmten. Herr Dr. Wilhelm sollte wissen, dass Leute, die sich rein auf wirtschaftliche Gedanken gänge stützen, heute dem gewerblichen Mittelstand schlechthin die Existenzberechtigung abspre- ch e n. Dem Großbetrieb gehört im Zeitalter der Ma schine die Zukunft. Die Konsumvereine, Genossenschaf ten, Warenhäuser an die Front. Das Handwerk zu schüt zen. ist ein durchaus unrentabler Gedanke. Die Entwick lung zum Großbetrieb hemmen wollen, ist Unsinn. Das sind Grundgedanken des Liberalismus, des . Laissez- faire-laissez-aller" der staatlichen Resignation zugunsten der ungehemmten Konkurrenz, die wirtscl>aft- Äeule: Fastenhirtenbrief Die Welt lIllusnierte Wachenbeilage) Unterhaltung und Wissen Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau