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vummerS» — 27. Fahrgang Itrichkln, »ma> wöckienU. «I» d»n «llnktr. »raii«d»»-«en .D„ I ve»' und ,I?l>r linier» Neuien Leu,»' low,« de» reubellagen I Li i'eniio-Blatl' .»nierdaltun» und Wilsen' »Dir Well der lörau' .«er,I»«»r Siatgeber' .Da, gute Buch' .ftUmnmd- I läiau'. Mouaiiicher U«,u«,»re>, 3 MI. elnlckil. V»ltell«eld. ! Aiizeluiimme' IN <1 Sonnabend, u. Sonnlaftiiummer »v »« Hanp chr lietter, Lr.«. T«Se,tzk. Drelde». SüchMe Dretde» «»,«Iaeupr.il« > Die igeivatt«»« Pelltzeiie »« ^.gamillen- »n,eigen und Siellengeluche SN Die PeNlceklauiezetl» «9 Millimeler br«U. t »» Offer>engebabr »l» 4 J"> lsall« höherer Beivall «rltlchl lede Servllich'ung aus Liei'riuig >o«l« ErsMiiii,! v. Anzeige» «Niillrlsgen ». Leistung ». Schadenec,»^ »eichLiiiicher r»U: Art,»» Le-1. Dresden. volksseituna ö,e,a>L»t,ft'lle. L»»«».vrrln, ! »m-iauia. A n». iüi -erlag und Druckerei. Filiale Dresden. DreSde»-«. l. Po,iersiras>»>7. g»rnn,ie>0l2. Pos>'«ecklonto Dre»den VIU1 -aullonto Geadtb.n' Dresden Sir »>719 Für chrisNiche Politik und Kultur Nedaktt.n der «Schstschen iv»lk«/>et«un» DreSden-NUltadi ! Poiierslratze >7. Hernrw MN und Sil»». Der Beginn der Rakslagung Die Ankunft der Minister — Die zur Erörterung stehenden Fragen Gens, 5. März. Die Tagung de« »ölkerbunbsrates beginnt heute vormittag um 12 Uhr unter dem Borsitz des Delegierte» von Kolumbien, Urutta. Der Eröffnung der Tagung geht, wie üblich, «ine Gehelmsitzung voraus. Bon den aus der Tages ordnung stehenden Punkten sind von Interesse dieungarisch. rumänische Vptantenfrage sowie die Frage des In - vestigationsantrages der Kleinen Entente «egen Ungarn. Da dies« beiden Fragen in den gegenwärtigen politischen Verhältnissen auf dem Balkan im Zusammenhang mit der gesamten europäischen Politik stehen, sieht man in allen Delegiertenkreisen den Stellungnahmen des Bölkerbundsratea mit Spannung entgegen, von Interesse ist ferner die Ernen nung des Vorsitzenden und der Mitglieder d«r Saarregie, rung. sowie die Frage der Verringerung der Rats tagungen. die Stellung der Richter am Ständigen Inter nationalen Haager Gerichtshof, der Bau des neuen Völ kerbundspalais sowie di« Ernennung von neuen Mitglie dern für die Mandatskommission. Die Ratstagung wird nach den bisherigen Dispositionen Sonnabend, den 1v. März, zu Ende gehen. In der heute beginnenden Völkerbundstagung werde», wie von giilüisormierter Seite mitgeteilt wird, Verhandlungen zwischen dem polnischen Außenminister Zerleski und dem kolümöischen Außenminister Blockland sowie den Bericht erstattern des Völkerbundsrates über die litauisch-polnischen Angelegenheiten statlsinden. Sollte die polnisclie Negierung den Vorschlag der litauischen Regierung annehmen, so wird der holländische Außenminister eine» neuen Bericht dem Völker- bnndsrat einrcicl>en, in dem um Autorisation für eine Ver eitlung ersucht iverden wird Neichsaußenimnlster Dr. S t r e s e ma n n ist Sonntag um IS Uhr in Genf eingetrofse». Der englische Außenminister Thaniberlain traf gleichfalls gestern aus Paris kommend in Gens ein. Ferner sind der polnische Außenminister Zaleskt. der jugoslaiKsche Außenminister Marinkowttsch und die bulgarischen Minister Buroff und Molaff angekommen. Danzig ist. wie auf den bisherigen Ratstagungen, durch den Senatspräsidenten Sa hm vertrete». Um die regionalen Slcherheiispakle Eens, I. März Im Redaktionskomitee des Sicherheitsausschusses ist nun mehr nach längeren Verhandlungen ein Resolutionsent wurf über dir Initiative des Völkerbundsrates zur Herbei führung von regionalen Sicherheitspakten zustande gekommen. Dieser Entwurf stellt ein Kompromiß dar. D>e dculjch« Aufastung ist ii.>o>ern berüägupigt, ais ver Vülkerbundsrat di« politische Situation und das allgemeine Interesse prüft, sowie ferner, daß die guten Dienst« des Rates nur freiwillig von den Staaten angenommen zu werden brauchen. Von Bedeutung ist auch der Hinweis, daß es sich bei den regionalen Sicherhcitsvcrträgen nur um eins der Mittel zur Sicherung des Friedens handele. Danziger Streit im Haag e- t°chieSen Haag. k. März. Der Ständige Internationale Gerichtshof hat in eine» heute nachmittag um 2 Uhr eröfsnelcn öffentlichen Sitzung sein Gutachten in dem bekannten Danzig-polnischen Eisenbahner-Streitsall bekannt gegeben. Das ein stimmig abgegebene Gutachten bejaht uneingeschränkt den Rechtsweg für die Danziger Eisenbahner wegen vermögens- rcchtlicher Ansprüche aus dem Beamtenabkomnien vom Oktober 192t und die Verpflichtung der Ausführung der Urteile der Danstger Gerichte. Der polnischen Regierung verbleibt die von keiner Seite deslrittene und di« Durchführung der Urteile nicht aufhaltende Befugnis, im Wege des Streitversährens beim Kommissar oder Rat des Völkerbundes Danzig haftbar zu machen für den Schaden, der der polnischen Eisenbahnverwaltung eventuell aus der Durchführung eines Urteils dadurch erwachsen kann, daß diele Urteil international« Rechtsnormen verletzen sollt«. Mussolini über Sübiirol Drohungen nnö Vorwürfe als Anlwork an Oesterreich — Zeilungsverbole und Deamlenenllassungen Die Ssmmer opplaob en Mailand, S. März. Aus Rom wird berichtet: vor vollbesetztem Hause hi«lr heute der Premierminister sein« Antwoitred« an Seipel. De« Ministerpräsident begann um 4.<5 Uhr und endet« um 5.20 Uhr. Zuerst betont« er. daß er mit seiner Antwort s^r lang« gezögert habe, weil er zuvor die Red« im offiziellen Text lesen wollte, seiner weil er mit dem Gesandten in Wien konferieren wollte, und endlich, weil er der Angelegenheit nicht allzu groß« Bedeu tung geben wollte, denn Italien sei ein großes, starkes Land von <2 Millionen Einwohnern und Oesterreich sei eben das. was es sei. Wenn Seipel, der so manche hervorragenden Eigenschaften habe, nicht selbst das Wort ergriffen hätte, hätte er die Sache schwimmen lassen, aber heute antworte er zum letzten Mal. denn wenn solch ein Vorfall sich noch einmal wiederholen sollte, würden die Tatsachen reden, und das möge genügen. Nach dieser Einleitung begann der Ministerpräsident mit der Polemik, die lediglich die Gedanken wiedcrgab. welch« di« italienische Presse in der vergangenen Woche ausgeführt hatte. So zählt« er die Wohltaten auf. di« Italien Oesterreich in politischer wie anderer Hinsicht erwiesen hätte. Er erinnert« an die Schulden Oesterreichs gegenüber Italien und wiederholt« die Ausführungen der Press«, daß die Südtiroler ein« verschwin dende Minderheit gegenüber der gesamten Bevölkerung Italiens bildeten. Von besonderer Bedeutung war di« unter stürmischem Dei'all abgegeben« feierlich« Erklärung, daß dir faschistisch« Regierung di« Versprechungen früherer italienischer Staatsmänner nicht anerkenne. Alsdann leugnet« er jedwede schlecht« Behandlung der Süd- Üroler ab. sagt« oder kein Wort über den deatil仫» Privat unterricht und ebenso auch nicht über da» verbot de» Religionsunterrichts in der Muttersprache. Ferner verbat sich der Ministerpräsident jede ausländisch« Ein mischung in dieser Angelegenheit. Er teilt« alsdann mlt. daß sämtliche deutschen Zeitungen in Evdtirol verboten werden würden. Ferner teilt« er mit, daß di« Beamten aus früherer Zeit, von denen sich noch mehrere Hu.ckert im Dienst befänden, entweder zugeben müßten, nach dem Inneren Italiens versetzt oder abgesetzt zn werden. Im weiteren Verlauf der Red« schildert« er. wie di« Italienisierung Fortschritte mach«. Er sagte, daß das Geschrei nördlich des Brenners daher rühre, daß man bis jetzt überall überzeugt sei, daß das Deutschtum in Südtirol die Partie verloren habe. Zum Schluß leugnete Mussolini, daß die Angelegenheit vor den Völkerbund gebracht werden könne. Italien wolle mit dem Deutschtum gut liehen unter der Bool,>gu>.g, dag du« Bvennergreitze nicht ange tastet werde. Nachdem der Ministerpräsident gesprochen hatte, erscholl in der Kammer ein gewaltiger Beisaü und di« Abgeordneten stimmten das „FaschistenUed" an. » Mussolinis langerwartete Kammererklärung Uber Süd. tirol bestätigt völlig die Voraussage der Pessimisten. Nach den vorsichtig abwägenden Worten Seipels, nach der Deu tungsmission Aurltis in Rom und dem Vermittlungsver- such Englands hatte man eine Mäßigung des Duce er wartet. Das Gegenteil ist eingetreten. Mit schneidender Schärfe vertritt Mussolini den Standpunkt der Machtpoli- tik und läßt seiner Drohung zugleich die Taten folgen: Neue Leamtenentlassungen, neue Zeitungsverbote. Der faschi- iiischen These -um Trotz, daß die RechtskontinuitSt durch den Stur» de» früheren Reaim«, nicht aukaeboben lei. erklärt tr alle Versprechungen früherer Regierungen an dk« siidtiroler für null und nichtig. Er verweist mit Befrie digung auf „Meliorationen", welche der Faschismus Süd tirol gewährt habe, wer aber die dortigen Verhältnisse kennt. weiß, daß diese wirtschaftlichen Begünstigungen aus- chließlich Italienern und Renegaten zuteil geworden sind, während man alle Heimatstreuen nicht allein kulturell, son- oern auch wirtschaftlich zu erdrücken sucht. Der Dik tator beruft sich auf die Unterstützungen, welche ^iulien Oesterreich mehrfach habe zuteil werden lassen, vergißt aber zu erwähnen, daß dies aus wohlerwogenem italienischen Interesse geschah und durch ebenso viele Benachteiligungen wettgemacht worden ist. Was der Duce aber seltsamerweise ganz zu erwähnen vergißt, das ist die systematische Unter drückung des Tiroler Deutschtums selbst, das ist vor allem das Verbot des Religionsunterrichts in deutscher Sprache, eine Maßnahme, die die gesamte katholische Welt gegen die faschistischen Maßnahmen zum Protest aufrufen muß. Mussolini will im Frieden mit der Kirche leben. Er ist in manchen Fragen dem Vatikan weiter ent gegen gekommen, als vielleicht irgendeine andere Regie rung vor ihm. Aber er schätzt den gebotenen Preis zu hoch, wenn er glaubt, sich damit das Schweigen der Kirche er kaufen zu können. Gewiß ist der Vatikan machtpolitisch ganz in der Hand des Faschismus, aber fühlt sich diese, wirklich stark genug, den Kamps mit der geistlichen Macht der Kirche aufzunehmen? lieber die Haltung des Vatikan, in der Südtiroler Frage dürfte kein Zweifel erlaubt sein, zu oft hat in ähnlichen Fällen die Kirche ein unzweideu tiges Wort gesprochen. Will der Leiter des Faschismus Gewissenskonflikte in die Reihen seiner Anhänger tragen? Wir dürfen in diesem Zusammenhang an den Kampf mit ser „Action Franeaije" erinnern, der mit einer Nieder lage geendet hat. Der Faschismus hat bis heute keine der Grundwahrheiten des Christentums verletzt, vermeidet er es doch sorgfältig, eine Staatsphilosophie zu formulieren. Aber widerspricht nicht die flagrante Verletzung naturrechtlicher Belange de» Grundsätzen der katholischen Kirche aufs schärfste? Das Freimanrertnin hat in Italien die Wurzeln katholischen Lebens nicht auszurot- tcil vermocht und die Reihen des Faschismus sind voll von aktiven Katholiken. Werden diese ihren Lebensgrundsätzen untreu werden, wenn es sich um vermeintliche Prestige fragen des faschistischen Italiens handelt? Der Diktator zeihe uns keines Eingriffs in italienische Angelegenheiten! Wir rühren an Fragen, die weit über die Grenzen der Nationen hinweg Beachtung verlangen. Südtirol i st heute ein internationales Problem und wir deutschen Katholiken haben ein bevorzugtes Recht, uns da mit zu befassen. Weiß es Herr Mussolini, mit welchem Freimut katholische Kirchenfürsten und Zentrumsfiihrer dem Treiben der H a k a t i st e n in den deutschen Ostmar ken enkgegengelreten sind? Wenn wir in fremden Ange legenheiten so streng waren, dürfen wir es nicht auch in unserer eigenen Sache sein? Welch eine lobenswerte Tat wäre es. wenn morgen der italienische Klerus gegen das Sprachverbot in Südtirol Protest erhöbe! Wenn er dadurch dem Papst Anlaß gäbe, über Südti'rol vor den Ohren der ganzen Welt ein offenes Wort zu sprechen! Zwar könnte uns die Haltung katholischer Blätter wie der „Unita Catolica" irremachen, aber mir geben die Hoff, nung nicht auf, daß die Wahrheit siegen wird und die Katholiken Italiens für ihre Südtiroler Glaubensgenossen dieselben Rechte verlangen werden, welche die Italiener im alten Oesterreich besessen haben! Die Stellung des Faschismus ist nicht unerschütterlich. Innen und außen sind starke Kräfte am Werk, um ihn zu unterhühlen. Man erzählt von ernsten Differenzen zwi schen dem Diktator und der Monarchie, von einer Be wegung, welche sich gegen seine Verfassungsänderungen richtet. Im Auslande sind die Feinde des Absolutismus am Werk. Netze für den Faschismus zu spinnen. Wir ken nen keine Internationale der Demokratie, wir sind bereit, mit dem faschistischen Italien obne Vorbehalt aus freund, schaftlichem Fuße zu arbeiten. Aber warum macht «ns der Diktator diese Bereitschaft so schwer? Die Diktatur braucht Erfolge. Nun. in Südtirol kann sie keine Lorbeeren ernten. Wenn überhaupt, so wird die Italienisierung lang sam und unter furchtbarsten Konvulsionen vor sich gehen, welche die Weltmeinung noch gewaltiger aufrühren müssen. Warum konzentriert die Diktatur ihre Expan sionskraft auf den Punkt des stärksten, statt des schwächsten Widerstandes? Warum wirkt sie ihre nationale Kraft nicht in Albanien. Tripolis, im nahen Osten aus? Glaubt kenn der Duce im Ernst, daß knapp eine Viertclmillion Menschen des „Alto Adige" eine akute militärische Gefahr für Italien bilden werden? Der Brenner ist keine gün stige Position, in einem Kriege müßten die italienischen Truppenteile ohnehin bis zum Nordrand der Berge vor stoßen oder sich bis zur Salurner Klause zurückziehen. Nein, das alles ist nur ein Vorwand — und kein geschickter! —. um die deutsch« Minderheit kulturell in das italienische Volkstum einzugliedern, das dem Faschismus als die höchst« Lebensform erscheint. Einer jener lateinischen Schriftsteller, der die Duce so sehr verehrt. «aat i« keiner Geschichte Roms: »Mäßiauna im