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Sächsische Volkszeitung : 02.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192803026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-03
- Tag 1928-03-02
-
Monat
1928-03
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.03.1928
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künstlerischer Selbstänoigteil. Ob dos Empsinbe» für die Hannonie durch die Musik der Neutöner bis tuihin ausgcwcitet werde» kann, daß dos Ohr zu einer tonpsnckoiogischen Beziehung der starr nebenein. anderqestrlltcn Klänge uiw Tonlinien gelangt, das kann nur und wird die Zeit lebrc». — Di« folgende Serenade für Flöte, Violine und Viola von Mar Reger (1873—1016) Werk 77a, zeigt den Ton setzer von einer liebenswürdige» Feingeistigkcit. die man diesem zum GrübAn geneigten Meister nicht ohne weiteres zugctraut bättc. — Dar nun Teil wiocrhaarige. äußerst schivicrige Quartett Es-Nloll ,W. von Peter Tsclmikowflt, >1810-160.1) läßt die sonst so er greifende Schwermut und Sehnsucht dieses großen Russen fast gan; vermissen. Dafür entwickelt cs mitunter eine geradezu orchestrale Fülle. Es ist voll fesselnder Einsälle, — Für die ausführende» Kunst'er E Wollgandt. Karl Watschte. Carl Herrmaun, Hans Mün- nich-Holland und Karl Bartu.zat (Flöte) bedeutet Vieser einheitlich wirke. de Abens einen vollen, mohlverdicuten Erfolg. Einerseits be friedigte das Zusammen«»:«! weitestgehende Ansorvenmge», anderer seits zeugte der durchgeistigte Vortrag von hohem Musiksinn, der die Zuhörerschaft von der ersten bis zur letzten Rote in seine Kreise bannte und ihnen (einschließlich des warmbegrüsiten Raphael) be geisterte Zustimmung einlrug Tr. —b— (skemnilr, Lvicksu, Klsurn tz. Tot ausgefunden. Vliltivoch früh wurde in der Nähe des Bahnhofs Ehemnitz-Kaprel ein 25 Fahre alter Arbeiter tot aus den Mein,! aufgeninden. Ob Selbstmord oder Unglnckssail vorlicgt, ist noch unbekannt. tz. Brennende Möbelwagen. Am Dienstag war in der Franken berge. Straße in Chemnitz durch Umgang mit einer Lötlampe ein in Reparatur befindlicher Möbelwagen mit Polsterung und Packstroh in Brand geraten. Der Feuerwehr gelang es, die Gefahr schnell zu un terdrücken Auch Mittwoch früh gerieten ans dem Haupiba'»Hofe zwei beladene Möbelwagen auf bisher noch nicht geklärte Weise in Brau). Auch in diesem Falle konnte das Feuer schnell gelocht wer ben Die Aufräuwnngsarbeite» nahmen längere Zeit tu Anspruch. tz. Typhus. Die Bezirksverciuiguug Kliugentital gibt bekannt, daß in der Gemeinde Hilbersliaeh das Auftreten von Bauch - lyphus amtlich sestgestcllt wurde. 5>U5 cler l-surilr Die Landarbeitern»! Don seiten der christlichen Gewerkscl-afteu wind uns geschrieben: Am 26. Februar fanden in Bautzen und Löbau Bezirtzsiionferenzen des Zentralverbandes der Landarbeiter statt. I» de» Konferenzen wurde Stellung zu dem vom Nelchs- arbeitsmiinsterinm gefällten Schiedsspruch und der gesamten gegenwärtigen Lage der Landarbeiterschaft genominen. Haupt- geschäftssührer Blum, Berlin, wies in ausführlichen Dar legungen auf die Gefahren hi», die im besonderen der Land- arbeiterfchaft auf sozialem und wirtsäiastlicheui Gebiete drohen. Er erbanme an, daß durch eine Reihe von Umständen die Land wirt scl>aft in eine gewisse Notlage gekommen sei, betonte jedoch nacl-drücklichst. das; andererseits die wirtschaftliche Lage der Laiwarbeiterschaft geradezu katastrophal sei. Seitens der Haupt- verwaltnng des Z. d. L. sind an die Reichsregierung Vorschläge und Forderungen zur Behebung der Notlage der Land- iv!rtscl>ast eingereicht worden. Allerdings steht der Z. d. L. auf dem Standpunkt, daß die zur Behebung dieser Notlage auf- zubringenden und zu verwendeten Mittel in ihrer Auswirkung auf jeden Fall in erster Linie zur Hebung der wirtschaftlichen Notlage der Landarbeitersclmlt verwendet werden müssen. Reichstagsabgeordneter Hartmann, Dresden, ergänzte die mit großem Beifall ausgenommene» Ausführungen und erklärte. es sei ein Gebot der Selbsterhaltung für die Land wirtschaft. durch Bewilligung auskömmlicher Löhne Arbeitswillen und Arbeitsfreuöigkeit unter der Landarbeiter schaf! zu erhalten. Die Landwirtschaft sichere sich dadurch die unbedingt notwendigen Arbeitskräfte und der städtischen Be völkerung werde dadurch der Entschluß zur Annahme von Arbeit auf dem Lan>e wesentlich erleichtert. Werde in diesem Punkte Mchilfe geschaffen, dann stünden auch genügend Kräfte für die Landarbeit zur Verfügung und die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte würde bedeutend zurllckgehen. An die beiden Hauptreferaie erstattet« Bezirkssekretür Scheffel, Bautzen, Bericht über die Lohnverhandlungen, be sonder» über den Schiedsspruch. Dieser wurde einstimmig abaelehnt und eine «' Entschließ»«« , angenommen, in der es u. a. heißt: lieber 10Ü in den vom Zentralverbanü der Landarbeiter in Bautzen und Löbau abgehaltenen Konferenzen versammelte Landarbeiter und Landarbeiterinnen des Bezirkes Ostsachsen stellen sich einmütig hinter di« Eingabe der Hauptvenvaltung ihrer Organisation an die Neichsvegierung, in der Hilfs maßnahmen für die Landwirtschaft gefordert werden, deren Auswirkung in erster Linie der schwer um ihre Existenz ringenden Landarbeitevschaft zugute kommen soll. Schnelle Hilf« tut not. rvenn nicht die Landarbeiterschaft Ver zweiflung ergreifen und die Verelendung der ländlichen Avbei- terbevölkerung Formen annehmen fall, di« eines Kulturvolkes unwürdig sind. Mt Entrüstung nehmen die Versammelten von dom durch das Reichsarbeitsministerrum gefällten Schiedsspruch Kenntnis. Die in diesem festgelegten Stundenlohnzulagen von 114 Pfg- ab 1. März und ^ Pfg. ab 1. Juni ze;cgen nicht von Verständnis des Schlichters und des Reichsarbeitsministeriums für die Lage der Landarbeiterschaft. Die Hauptverwaltung des Z. d. L. wird ersticht wie bisher so auch weiterhin energisch und zielsicher für die Belange der La»daftbeiterscl>aft einzutreten. Der Kaffenraub in Hiöbtth Bautzen, 1. März. Der Rarch der Kasse de» Konsumvereins in Köblrtz bei Cunewalde fand am Dienstag seine Sühne vor dem Bautzener Schöffengericht in der Verhandlung gegen den 28 Jahre alten, erheblich vorbestraften Schuhmacher Wilhelm Behrisch und dessen Bruder, den 18 Jahre alten Färber Alfred Behrisch aus Schimbach bei Cuneivalde. Sie waren am 27. Dezember vorigen Jahres kurz nach Ladenschluß in den Konsumverein gekommen, hatten „Hände hoch, Kasse raus" gerufen und mit einer Pistole den Lagerl>alter. den Geschäftsführer und den Revi sor in Schoch gehalten. Behrissch hatte die Kasse mit 130 Mark an sich gerissen, die er aber später fallen ließ. Nach der Ta', machte Behrisch zivei Selbstmordversuche. Zur Ausführung von Rattt'überfällen hatten sich die Täter Gesichtsmasken cmgefertigr. An Neusalza verübten sie einen nveiten Roubiiberfall. Wilhelm Behrttch eih'elt 6 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechts verlust, Alfred Behrisch 2 Jahr« Gefängnis. l. Vom Voltsverein und seinen Ausgaben zu den jeweils brennenden Zeitsragen sprach am 27. Februar Herr Gen.-Sekr. Dr. Kraneburg. Berlin in Löbau. An Ser Hand der Geschichte der letzte» 50 Jahre zeigte der geschätzte Redner, wie die Katholiken in allen Stadien der Weltentwickelung ein Ver hältnis zum Staate und damit zu allen vordringlich werdenden Fragen des öffentlichen Lebens finden müssen und können. Er kcnnzeichnete überaus treffend den wirtschaftlichen Aufschwung dos 10. Jahrhunderts die durch den Krieg hervorgerufene große Cäsur, das heutige Hineimvachsei, in die Weltwirtschaft und demgegenüber die Mitarbeit der Katholiken an der Ausgestal tung der neuen Verhältnisse, nicht zuletzt der kulturellen — neue Aufgaben, die in Wirklichkeit doch alte sind und sich nur im Grade unterscheiden von den früheren. Wie zu Windthorsts Zeiten gelte es, für die neu erwachsenen Aufgaben Verständnis zu wecken und zur Mitarbeit zu erziehen. Herr Erwricster Schulze, der den Redner cnigaiws schon begrüßt, sprach ihm den Tank der Versammlung aus und eröffnete die Aussprache, in der der Herr Vortragende »och werlvolle 'Ausführungen über das Neichsschulgesetz machte. Zum Schluß sprach Herr Riegel, der sich als »euer Geschärrsführer des V. V. vorstellte. über das Verhältnis der B. V. z» den anderen Gsmeindevereiiien. Al achte es ihm vergönnt sein, dem Erbe W'ndthorsts auch in Ser Dia sporagemeinde Löbau neues sprossendes Leben cinzuhauchen und möchten sich er, ihm, wenn auch wenige, so doch beherzte und ziechemußte Mitarbeiter finden. l. Der Gcmciuveburgerentschcid i» M.rsa. Fm bcniackbarteu Wies« fand am Sonntag ein Geinelndebürgereniftheid über die Auf lösung des Gcmcindcvcrordnctciikolleginms statt. 356 Stimmen lauteten auf Fa und 81 auf Nein Zum Erfolge der sez'aldcwokr.!- tlschcn Ortsgruppe wären 335 Summen »ölig gewesen. De» Anlaß zur» Biirgcreuttcheis bildeten die Perseblungcn des Bürgermeisters Schuorrbuseb. Nach den nnnmebr feststehenden Ermittlungen fehlen 31000 Reichsmark, davon 1500 Reichsmark Kirchensteuern. l. Bttdfunkvoctrag in Kirschau. Der Bolksbildungsaus- schuß der Gemeind« Kirschau veranstaltet am 1. März 1028. abends 7 Uhr im Erbgericht einer, Experimentalvortrag des bekannten Berliner Physikers W. Pauck über Bildfunk und elektrisches Fernsehen. Eintrittspreis 0.50 RM. l. Tödlich verunglückt. Tödlich verunglücket ist am Diens- taanachrmttag in Ma l s ch iv i tz der 35 Jahre alte verheiratete Kutscher Johann Mickich. Beim Abfahren von Holz fiel er vom s Sitz und ivurde von seinem Wagen überfahren. Das Matoral Eine Erzählung von E. T. A. Hofs mann. (2. Fortsetzung.) Nun saß ich allein in dem hohen, weiten Rittersaal. Das Schneegestöber halte zu schlackern, der Sturm zu sausen aufgehörl, heitrer Himmel war geworden, und der Helle Vollmond strahlte durch die breiten Bogenfenstrr. alle finstern Ecken des wunderlichen Baues, wohin der düstere Schein meiner Kerzen und des Kaminfeuers nich^ dringen konnte, magisch beleuchtend. So wie man es wohl »och ln alten Schlössern antrisft, waren auf seltsame, altertümliche Weise Wände und Decke des Saales verziert, diese mit schwerem Getäfel, jene mit plmntastischcr Biliderei und bunlgemaltem, vergoldetem Schnitzwcrk. Aus den großen Gemälden, mchrenteils das wild« Ge wühl blutiger Bären- und Wolfsjagden darstellend, sprangen in Holz geschnitzte Tier- und Menschenköpfe hervor, den gemalten Leibern angeseht. so daß. zumal bei der flackernden, schimmernden Beleuchtung des Feuers und des Mondes, das Ganze in graulicher Wahrheit lebte. Zwischen diese» Gemälden waren lebensgroße Bil der. in Fägertracht daherschreitende Ritter, »vahrsckeinlich der jagd lustigen Ahnherren, eingesügt. Alles, Malerei und Schnitzwerk, trug die dunkle Färb langverjährter Zeit; um so mehr fiel der Helle, kahle Fleck an derselbe» Wand, durch die zwei Türen in Nebengemächer führten, aus. 'Bald erkannte ich, daß dort auch eine Tür gewesen sei» inühie, die später zugcmaucrt worden, und daß eben dies neue, nicht einmal der übrigen Wand gleichgemaltc, oder mit Schnitzwcrk verzierte Gemäuer an? jene Art absteche. — Wer weiß es nicht, wie ein ungewöhnlicher, abenteuerlicher Aufenthalt mit geheimnisvoller Macht den Geist zu erfassen vermag, selbst die trägste Phantasie wird wach in dem, von wunderliche» Felsen umschlossenen Tal. in den düster» Mauern einer Kirche und so weiter, und will sonst nie Erfahrenes ahnen. Setze ich nun »och hinzu, daß ich zwanzig Fahre alt nmr und mehrere Gläser starken Pnn'ch getrunken hatte, so wird man es glauben, daß mir in mei nem Rittersaale seltsamer zumute wurde als jemals. Ma» denke sich die Stille der Nacht, in der das dumpfe Brausen des Meeres, dos seltsame Pfeifen des Nachtwindcs wie die Töne eines mächtigen, von Gnstcrn gerührte» Orgelwerkes erklangen — dir vorübecflicgcude» Wolken, dir oft, hell und glänzend, wie vorbeistreisende Riesen durch die klirrenden Bogenfenster zu gucken schienen — und m ser Tot. ich mußte «S in dem leisen Schauer fWen, der mich durchbebte, daß ein fremdes Reich nun sichlbarlich und vernehmbar aufgehen könne. Doch dies Gefühl glich dem Frösteln, das man bei einer lebhaft dargestell ten Gespenstergeschichte empfindet und das man so gern hat. Dabei fiel mir ein. daß in keiner günstigeren Stimmung das Buch zu lesen sei, das ich, so wie damals jeder, der nur irgend dem Roman tischen ergeben, i» der Tasche trug. Es war Schillers Geisterseher. Fck las und las und erhitzte meine Phantasie immer mehr und mehr. Ich kam zu der mit dem mächtigsten Zauber ergreifende» Erzäb'ung von dem Hochzeitsscste bei dem Grafen von V. — Gerade wie Iero- nimos blutige Gestalt eintritt, springt mit einem geivaltigen Schlage die Tür auf, die i» den Vorftal führt. Entsetzt fahre ich in die Höhe, das Buch fällt mir aus den Händen. — Aber in demselben Augenblick ist alles still, und ich schäme mich über mein kindisches Erschrecken! — Mag es sein, daß durch die durchströmende Zugluft oder auf andere Weise die Tür aufgeiprengt wurde. Es ist nichts — ineine überreizte Phantasie bildet jede natürliche Erstheinung gespenstisch! So beichwichtigt, »eigne ich das Buch von ixr Erde auf und werfe mich wieder in de» Lehnstuhl — da gebt es leise und langsam mit abgemessenen Tritten guer über den Saal hin, und dazwischen seufzt und ächzt es. und in diesem Seufzen, diesem Aechzen liegt der Ausdruck des tiefsten. menschlich«» Leidens, des trostlosesten Jam mers — Ha! das ist irgendein cingelperrtes, krankes Tier im untern Stock. Man kennt ja die akustische Täuschung der echt, die alles entfernt Tönende in die Nähe rückt — wer wird sich nur durch so etirms Grauen erregen lasten — So beschwichtige ich mich aufs neue, aber nun kratzt es. indem lautere liefere Seufzer, wie in der entsetzlichen Augst der Todesnot ausgestoßen sich hören lasten, an jenem neuen Gemäuer. — „Fa, es ist ein armes, eingesperrtes Tier — ich iverde jetzt laut rufen, ich werde mit dem Fuß tüchtig auf den Boden stampfen, gleich wird alles schweigen, oder das Tier sich unten deutlicher in seinen natürliche» Töne» hören lasten!" — Sa denke ich. aber das Blut gerinnt in meinen Adern — kalter Schweiß auf der Stirne, erstarrt bleibe ich im Lehnstuhle sitzen, nicht vermögend anl,zustehen, viel weniger noch zu rufen. DaS ab- 'cheulichc Kratzen hört endlich aus — die Tritte lassen sich anfs neue vernehmen. — Es ist, als wenn Leben und Regung in mir erwachte, ich springe aus und trete zwei Schritte vor, aber da streicht eine ris kalle Zugluft durch den Saal, p»d in denrselben Augenblick wirft der Mond lein Helles Licht auf das' Bildnis eines sehr ernsten, beinahe schauerlich auzusehcnden Mannes, und als säusle leine warnende Stimme durch das stärkere Brausen der Meereswellen, durch daS gellendere Pfrisen des Nachtwlndes, höre ich drutltch: Nicht weiter — nicht weiter, sonst bist du verstillrn, dem entsetzlichen Grau« der 5Iur Irntxumrpsriei Die Zentrumsortsgruppe Meißen hielt am gestrigen Mit,, wochabend im Gesellenl)ause eine Versammlung ab. die der Bor. sitzende. Kaufmann Dänhardt mit Begrüßungsworte» eröffne!«. Schriftleiter Dr. Domschke, Dresden, sprach über die politisch Loge. Ausgehend von der jetzigen Krise im Reiche ging der Redner ausführlicher auf die Haltung der Parteien in d« Schulfrage seit Weimar ein, begründete sehr eingehend die Not wendigkeit für die Zentrumspartei, unbedingt in den grund. legenden Kultursragen des Volkes Klarheit zu schaffe» m« befaßte sich dann mit den Einzelheiten des Notprogrammes. Der Redner stellte weiter eine allgemeine Bilanz auf über die Aus. Wirkung der Zentrumspolilik dieser jetzt zu Ende gehenden Reichstagssessivn und kam zu dem Schluss«, daß die Zentrums partei mit bestem Gewissen in den neuen Wahlkampf eintrelen könne. Tie Erkiärungen der Rechtsparteien zu den bekannten Zentrumsrichtlinien der jetzt an der Haltung der Deutsche» Volkspariei gescheiterten Koalition würden dazu beitragen, unsachliche Wohlkampspolemik zu entkräften und die Linie der Zentrumspolitik zu rechtfertige». Mit grundsätzlichen Aussich, rungen über die Notwendigkeit der weltanschaulichen Grund, sähe in der Politik und mit der Betonung der Konseguen'en, die sich daraus insbesondere für den Katholiken ergeben, schlossen die etwa fünfviertelstündigen Ausführungen, denen di« Versammlung mit größtem Interesse gefolgt war. I» der anschließenden Aussprackie nahm n. a. Pfarrer Kneschk das Wort. Er illustrierte insbesondere die Auswlr- kunge» der heutigen sächsischen Schulpolitik und wies dann nachdrücklich hin auf die Ansprache des Panstes in dem letzten Weihnachtskonsistorium, in der der heilige Vater mit eindeuti. gem Nachdruck die Pflichten des Katholiken im öffentlichen Leben, insbesondere bei der Ausübung der Staatsbürgerrechte klargestellt Kat. — Es ivurde beschlossen, die nächste Versamm- lung als Generalversammlung der Ortsgruppe abzn- holten. Leipziger Sender Freitag, 2. März: 10.05 Uhr: Wetterdienst. Schneeberichte und Nerkehrsfunk « 10.20 Uhr- Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10.25 Uhr: Was die Zeitung bringt 11.15 Uhr: Wetterdienst und -Voraussage (Deutsch und Espe- I ranto). Schiieeberichte uno Wasserstandsmeldungen. 12 00 Uhr- Mittagsmusik auf einer Sprech- und Schallplatten- I mas bi„e 12.55 Uhr: Nauener Zeitzeichen. 13.15 Uhr: Presse- und Börsenbericht. 15/0—15 30 Uhr: Proben aus den Neuerscheinungen aus dem Mufikalienmarkt. 16.80—18.00 Uhr: Aus deutjchen Opern. lVon 17.00 bis 18«» I Uhr: Uebertragung auf den Dsutschlandsender.) Das Leip- I ziger S'nfonie-Orckprstcr. Dirigent: Hilmar Weber. 18.05—18 80 Uhr: Leseproben aus den Neuerscheinungen aui I dem Büchermarkt. 18.30— 18.55 Uhr: Deutsche Welle, Berlin. Stuüieurat Friede! I und Lektor Mann: Englisch für Fortgeschrittene. 10.00—10 80 Uhr: Direktor Paul Boß vom Leipziger Meßaml: „Die Wir.schaflslage zu Beginn der Leipziger Frühjahrs. I messe." 19.30— 20.00 Uhr: Vortragsreihe: „Friedrich der Große." 3. Bar- I trag. Pros. Dr. Erich Brandenburg von der Universität I Leipzig. 20.00 Uhr: Wettervoraussage. Schneeberichle und Zeitangave. 2015 Uhr: Romanttsche Musik. Dirigent: Alfred Szendrei. I Solist: Max Krämer (Violine). Das Leipziger Sinfonie- I Orchester. Ab 2215 Uhr: Uebertraguna vom Leipziger Fnnkball. Tanz, lehrkursus und Tanzmusik. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte W'tteruuflsausiick'ten: Nack leick'cm NackUr-yt Tavestempe-i ruren auf einige Wärwearade ansteigend. Zunächst nvck Kelter, null >er vorwiegend im westliche» Sackün auch wolkig. Müßige östlich« bis indlicke Winde. Gebirge meist Kältegrade. Dresdner Schtachtviehmarkt v. 29 Februar Austrieb: 3 Ochsen 14 Bullen 4 Kühe, 78« Kälber. 15 Schaft, 407 Schweine. Ueb-istand: 16 Ri der, dav n 1 Ochse 12 BiGe», 3 Kühe, — Schweine. Preise: Rindt r und Schaft GeV.w-t elang'os, dabei ist eine a tliche Preisnottwuna nicht erfolgt. Kä ber: «) —, b) 80-84 (13B. e, 75-70 (l?8). cl) 62-71 <1 1). Schweine ,) 58-60 174). d) 5/—58 (74). c) 51—56 17») Geschäftsgang: Kälber und Schweine mittel. AnSnabmepreile über Notiz. Geisterwelt! Nun fällt die Tür zu mit demselben starken Schlage wie zuvor, ich höre die Tritte deutlich aus dem Vorsaal — es geht die Treppe hinab — die Haupttür des Schlosses öffnet sich raffelnd u»1 wird wieder verschlossen. Dan» ist cs, als würde ein Pferd aus dem Stalle gezogen, und nach einer Weile wieder in de» Stall zurnckge- sührt — dann ist olles still! — Fn demeflben Augenblick vernahm ich. wie der alte Großonkel tm Nobengeinach ängstlich seufzt« und stöhnte) dies gab mir alle Be- stnnung wieder, ich ergriff die Leuchter und eilte hinein Der Al!« schien mit einem bösen, schweren Traume zu kämpfen. .Erwachen Sie — erwachen Sie," rief ick laut, indem ich ihn sanft b«i der Hand faßte und den Hellen Kerzenschein aus sein Gesicht fallen ließ. Der Me fubr auf mit einem dumpfen Ruf, dann schaute er mich mit freundlichen Augen an und sprach: „Das hast du gut gemacht, Vet ter! daß 1 u mich wecktest. Ei. ich lurtte «inen sehr häßlichen Traum, und daran ist'bloß hier das Gen,ach und der Saal schuld, denn ich mußte dabei an die vergangene Zeit und an manches Verwunderliche denken, was sich hier begab. Aber nun wollen wir recht tüchtig aus. schlafen." Damit hüllt« sich der Alte In die Decke und schien sosor! einzuschlafen. Als ich die Kerzen auSgelölcht und mich auch ins Bett gelegt hatte, vernahm ich. daß der Alte leise betete. — Am anderen Morgen ging die Arbeit los, der Wirtschafts- inspektor kam mit den Rechnungen, und Leute me'deten sich, die irgend einen Streit geschlichtet, irgendeine Angelegenheit geordnet haben wollten. Mittags ging der Großonkel mit mir herüber in den Seiten flügel, um den beiden alten Baronessen in aller Form aufzuwartcn. Franz meldete uns, wir mußten einige Augenblicke nwricn und wur den dann durch ein scchzigjährigcs, gebeugtes, in bunte Seide geklei detes Mütterchen, das sich da« Kammcrsräulein der gnädigen Herr schaft nannte, in das Heiligtum geführt. Da empfingen uns die alten, nach längst verjährter Mod« abenteuerlich geputzten Damen mit komischem Zeremoniell, und vorzüglich war ich ei» Gegenstand ibrec Verwunderung, als der Großonkel mich mit vieler Laune als einen jungen, ibm bcistchenden Fustizmann vorstcllte. In ihren Mienen lag es, daß sie bei meiner Jugend das Wohl der R . . . sittenschcn Un tertanen gefährdet glaubten. Der ganze Auftritt bei den alten Da men hatte üherhaupt viel Lächerliches, die Schauer der vergangenen Nacht fröstelten «her »och in meinem Innern, ich fühlte mich wie von einer unbekannten Macht berührt, oder c? war mir vielmehr, al« habe Ich schon an den Kreis gestreift, den zu überschreiten und ret tungslos unterzugchen eS nur noch eines Schritts bedürfe, alz könne nur das Aufbieten aller mir tnwobnenden Kraft mich gegen das Ent setzen schützen, da» nv« dem unheilbaren Wahnsinn ,reichen pflegt. (Fortsetzung folgt.)
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