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Sächsische Volkszeitung : 02.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192803026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-03
- Tag 1928-03-02
-
Monat
1928-03
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.03.1928
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I, s« Was Deutschland brauch« Lin« Red« des Botschaster» ». Prlttwitz und Gassron. - Neuyork, 1. März. Der deutsche Boffchaster Gafsron hielt heute bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Frühstück vor der deutsch amerika nischen Handelskammer im Neuyorker Bankersclub eine Rede, in der er ausführte, die völlige wirtschaftliche Gesun dung Deutschlands hänge hauptsäcklich von der Lösung dreier Prcblcme ab, 1. von der Rationalisierung des Produk tion»- und Berkouisapparates. 2. von der Teilnahn^ an der wirffchasilichen Ausschließung denn. Entwicklung anderer Län der und .1. von der Möglichkeit der Erfüllung der öffentlichen und privaten finanziellen Verpslichtungen an das Ausland. Die Prodiiktionslähigkeit Hab« unter dem Zeichen der all gemeinen günstigen Wirtsclialtskonjunktur des vorigen Jahres wieder einen hohen Grad erreicht. Dagegen liehen die grohe Passivität der Handelsbilanz und die ungünstige Zahlungs bilanz erkennen, bah der Einfuhrliberschnh und dl« In bar zu leidenden Reparationen bisher zweifellos ln weitgehendem Mähe aus dem Erlös der auswärtigen Anlelhen gedeckt wurden, was aus die Tauer nicht fortgesetzt werden könne. Alle privaten und öffentlichen finanziellen Veriffllchtungen an das Auslano mühten letzten Endes aus den Ausfuhrüberschüssen gezahlt werden. Die große Steuerlast verteuere die Produktion und beschränke die Kaufkraft des heimischen Marktes. Straff diirchgeführte Sparmaßnahmen zur Ermöglichung der Steuer herabsetzung hätten nur eine beschräntte Wirkung, weil der größte Bndgetposten, nämlich die Reparationen, die die deutselie Wirtschaft zudem noch mit anderen Abgaben schwer belasten, der Kontrolle der deutschen Regierung entzogen sei. Derartig« große Verpflichlunge» seien nur erfüllbar, wen» Deutschland Ge'egenhsit erhalte. a,f dem wirtschaftllchen Aufschluß der Roh stoffländer 1eil'»«ehmen, ivodurch neue Kaufkraft zur Auf nahme von Marktwaren geschaffen würde. Eine solche Betei- I'gnng sei nur durch enges Zusammenwirken zwischen Nationen mit Kapitalüderschuß und solche» Ländern möglich, die die er forderlichen technischen und wirtsck;oftl'chen Voranssetzungen bieten. Unter den Nationen mit Kapilaliiberschuß ständen die Vereinigte» Staaten an erster Stelle, während Deutschland über die erforderliche Technik und Wirffckmft in vollem Umfange verfüge. Desho'b seien Deutschlands Augen aus die Vereinigten Staate» gerichtet; das dringend notwendige Zusammenwirken mit de» Vereinigten Staaten lieg« im Interesse beider Länder. Endgiillm anoenommen Die letzte Abstimmung über die Freigabe-Bill. Neu gord. 1. Mörz. Nachdem gestern der Senat die Eigentumsvorlage verabschiedet hatte, stimmte heute das Plenum des Repräsentantenhauses der Vorlage zu. Tie geht damit dem Präsidenten Coolidgc zur Unterschrift zu. Englands neuer Bvischaller Eir Harare Rumbold zum Botschaster in Berlin ernannt. London, 1. März. Sir Harare Rumbold ist nunmehr zum neuen englischen Botschafter ln Berlin ernannt worden. Der neue Berliner Botschaster Ist 5g Fahre alt, entstammt einer alten Diplomotensomilie und ist eine der markantesten Persönlichkeiten der britischen Diplomatie. Seine Karriere, die 1890 im Foreign Oisice begann, führte ihn nach Kairo. Athen. Teheran Wien und Madrid, bis er 1903 Geschäftsträger in München wurde; als Botschaftsrat und zeitweilig Geschäfts träger sungierle er von 1909 bis 1913 in Tokio, wurde Novem ber 1913 Botschaftsrat in Berlin und vertrat in dieser Eigen schaft als Geschäftsträger in den entsche'denden Fuliwochen des Jahres 1911 den Botschaster Sir Edivard Solchen bis zu dessen Rückkehr aus dem Urlaub am 27. Fuii. 1916 wurde er Ge sandter in Bern, 1919 in Warschau, 1920 Botschaster in Kon- stvntinopel und 1926 in Madrid. Sein« außerordentlick-en Cprachkenntnisse — er beherrscht u. a. arabische, persische und japanische Sprache neben der deutschen und französische» — sind ihm bei seiner bisherigen glanzvollen Laufbahn besonders zustatten gekommen. Die persönlichen Eig«nsa)aften des künftigen Berliner Botschafters werden gleichfalls hochgeschätzt. Sein« große Auf richtigkeit und seine politische Mäßigung, werden von ollen Stellen anerkannt, die bisher mit Sir Horac« Rumbold zu sammen zu arbeiten hatten. Er gilt als kluger und weitblicken der Diplomat, der daneben ein starkes gesellschaftliches Talent besitzt und In -er Aufgabe der Repräsentation wirksam durch seine Gattin, die Tochter eines bedeutenden Diplomaten, unter stützt wird. Aus deutsch er Seite konstatiert man dieser Ernennung , mit Befriedigung, daß die britisch« Diplomatie wiederum einen ihrer Besten für den Berliner Posten bestimmt hat und ist über zeugt. mit Sir Horac« Rumdcüd dieselben guten Beziehungen erhallen und pflegen zu können, die uns mit leinen beiden Amtsvorgängern verbanden. Die Kandeisverlraos-Derhan-lungen mtt Polen Warschau. 1. März. DI« beiden Delegationssührer bei den deutsch-polnischen Handelsoertragsoerhandlungen. Dr. Hermes und Dr. von Twardowski, haben heute ein« eingehende Aussprach« Uber die weitere Behandlung des Arbeitsprogramms gehabt und. so weit der technische Stand der Arbeiten in Frage lomm«, bestimmte Termine in Betracht gezogen. Dr. Hermes ist heute abend wieder nach Berlin abgereist. England Nab Transjordanland Jerusalem, L8. Februar. Ein Vertrag zwischen Großbritannien undTrans jordanland wurde gestern unterzeichnet. Einzelheiten sind noch nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, daß der Vertrag demjenigen zwischen Großbritannien und dem Irak entspricht Die Aol -er Lanöwirlschafl Die Reichskaxsvebatte über -ie Ätlfsmahriahmerr des Nokprogramms Borli», l. Mörrz Der Reichstag begann ln seiner gestrigen Sitzung di« zweit« Lesung des Haushalts des Neichsmimsteriums für Ernährung und La ndwir«schast. Reichsernährungsminister Schiele leitete die Verhandlungen mit einer längeren Rede ein. Die deutsche Landwirtschaft stehe, so führte er aus. an einen Wendepunkt und bedürfe der Hilfe, wenn nicht ein schweres Verhängnis für die ganze deutsche Wirtschaft heraus- beschworen werden soll. Die im Rotprogramm der Regierung vorgesehene Um/schuldungsattion lönne die Landwirte nur hin- wcghelsen über die Zeit bis zur nächsten Ernte. Line dauernde Hilfe könne sie nicht bringen, die könne nur bewirkt werden da durch, daß durch wirtschaftlich« Maßnahmen die Landwirtschaft wieder rentabel gemacht wird. Die schwierige Belricbsiage der Landwirtschaft wird wesentlich verschärft durch di« Verhältnisse auf dem Biehmarkt. Di« Schweinepreise der letzten Monat« liegen 20 Prozent unter den Erzeugungskosten. Dadurch werden gerade die Klein bauern und Landarbeiter am schwersten getroffen. Unter diesen Umständen bedeutet es geradezu rin« Großtat der Landwirt schaft, wenn sie dennoch den Viehbestand aus das Maß der Vor kriegszeit gebracht. Das Ziel der Eigenversorgung mit frischem Fleisch in Deutschland ist im wesentlichen erreicht. Der Fleisch verbrauch aus de» Kopf der Bevölkerung hat im letzten Jahre mit 52,12 Kilogramm de» Verbrauch der Vorkriegszeit über schritten. Di« sozialwirlschastliche Not hinsichtlich der Fleisch- oersorgung ist also vorüber. Wollen wir di« Existenz unseres Nährstandes nicht noch weiter gefährden, so müssen wir di« Einfuhr an Fleisch und Lebendschlachlvieh möglichst eindämincn. Die Regierung beabsichtigt, in ihrem Notprogramm eine raten weise Herabsetzung des zollfreien Gesriersleischiontingents und die Ausdehnung des Einsuhrscheinsystems aus di« Ausfuhr von Schweinen und Schweinefleisch. Der Einführung von Vieh seuchen aus dem Ausland soll durch ein« gleichmäßig« Hand- der Markivrrhältmsse für Vieh und Fleisch ist «in Betrag von 22 Millionen als Reichsbürgschast vorgesehen und weiter ein Betrag von 8 Millionen, der in, Erniihrungsetat für 1928 an- gesordert werden soll. Erreicht werden soll ein« Stabilisierung der Viehpreise und eine Verminderung der Preisspanne zwischen Er^uger und Verbraucher. Der Nenienbank-Kreditansialt soll die Finanzierung der landwirtschaftlichen Produktion erleichtert werden. Zu dem gleichen Zweck sollen 2b Millionen den Ge nossenschaften ,zur Verfügung gestellt werden. Als Notsonds für die schleunige Durchführung der vorgesehenen Hilfsmaß nahmen find 30 Millionen vorgesehen. Bei der Verwendung der Mittel soll ein Beirat aus Mitgliedern des Reichstags und des Reichsrats herangezogen werden. Die Rachkeirgsverschuldung der Landwirtschaft hat bis Herbst 1927 die erschreckende Höhe von 7 Milliarden erreicht, die Zinsenlast ist aus rund eine Mil liarde jährlich angewachsen. Die nächst« und drängendste Auf gabe ist die Umwandlung der drückenden hochverzinslichen und kurzfristigen landwirtschaftlichen Schulden in langfristige Ncal- kredite. Zur Durchführung dieser Umschuldung wird die Regie rung den lrritonalcn Kreditinstituten Kasienvorschüsie von zu nächst 100 Millionen gewähren. Das vorgesehene Hilfsprogramm wird die gegenwärtige laiidwiriichastliche Krise nicht beseitigen, sonder» nur mildern können. Die gewaltige Einfuhr an aus ländischen Nahrungsmitteln muß herabgesetzt werden. Von den 1 Milliarden, die im letzten Fahre für eingssiihrte ausländische Nahrungsmittel ausgegeben wurden, könnten 3 Milliarden der inländischen Erzeugung zugeführt werden, Voraussetzung dafür ist. daß unserer Landwirtschaft durch eine planmäßige Handels politik die unbedingt erforderlich« Sicherheit und der nötig« Rückhalt gegeben wird. Der notwendigen Selbsthilfe der Landwirtschaft soll von Reich und Ländern eine gewisse Hilssstellung gewährl werden. In den vorliegenden Etat haben wir ein« Million zur Förderung der Geflügelhaltung und Organisation des Eeier- abgtzcs eingestellt. Zur erfolgreichen Gestaltung unserer Zu kunft gibt es nur den Weg über eine wiedergesundende deuffche Landwirtschaft. (Beifall rechts.) Abg Tempel (Soz.) m« nie, der Landwirtschaft könne nur geholfen werden durch eine Stärkung der Kauskraft der breiten Verbrauchermassen. Es ist richtig, daß heute eine Krise in großen Teilen der Landwirtschaft bestcht. Elue Ursache der landwirtschaftlichen Krise ist die Rückständigkeit der landwirt schaftlichen Produktion in Deutschland sgr. Unruhe rechts). Wir find bereit, Mittel für eine bessere technisch« Schulung zu be- willigen. Eine weitere Ursache ist die Desorganisation des Marktes, die dazu führt, daß der Bauer sein« War« der Speku lation überläßt und ein teilweiscr parasitärer Zwischenhandel die Preisspanne zwischen Erzeuger und Verbraucher in un gesunder Weise steigert. Schließlich ist die Baucrnnot eine Landnot, ein« Folge der un gesunden Bodenverteilung, die ihren Ausdruck darin findet, daß östlich der Elbe sünfzia Magnaten sitzen, von denen jeder 10 000 Nektar belikt. Die Vrrlckmlduna der Landwi kckakt bat tat sächlich eine erschreckende Höhe errekcht. Die Not der Land wirtschaft ist größtenteils verschuldet durch di«^ Politik der jetzigen Regierung, die nicht die schädliche Preispolitik der Trusts und Kartelle verhinderte, abnr die Kauskraft der V.r- »auchermassen so lchwächt«, das, im Ruhrgebiet der Milchver brauch pro Kops und Tag nur ein Zehntel Liter beträgt. Es ist nicht wahr, daß die gesamte Landwirtschaft von der Steuer last erdrückt wird. Fm Kreise Prenzlau ist sestgeftellt worden, daß 60 Prozent der Rittergutsbesitzer keine Ginkommenst.'uer zahlen. Wir fragen den Minister, was wahr ist an den von der presse behaupteten Beziehungen zwischen Reichsernährungs- ministcrium und der Deutschen Bacon-Lie. Es h'ndelt sich da um eine ausgesprocl eue Pleite-Firma, die keine Subventionen verdient. Zur Regierung haben wir. nicht das Vertrauen, daß sie die Hilfsmittel gerecht verteilt. Wir behalten »ns unsere Stellungnahme vor, bis wir die Einzelheiten der geplanten Hilfsmaßnahmen übersehen können. Der Bauer st-'ht jetzt in falscher Front. Er wird eher als Sie snach rechts) glauben, sich mit dem städtischen Proletarier in einer Front zusammen finden llebh Beifall b d. Soz). Neichsernährungsminister Schiele verweist in der Ang«. legenheit der Bocon-Cie. auf sein durch W. T. B. verbreitetes Dementi und erklärt: Fch und mein Ministerium stehen diesen Dingen völlig fern. Alles, was darüber gesagt ist, ist aus der Luft gegriffen. Abg. Zandreq sD. N.) bestreitet, daß die große Verschuldung sich aus die Großgrundbesitzer beschränke. Di« Not sei ungeheuer groß in allen Kreisen der Landwirtschaft, nicht nur bei den selvsiändigen Bauern, sondern auch bei den Landarbeitern. Di« von der Regierung geplant« Hilfsaktion darf nur als ein An fang angesehen werden. Dauernde Hilfe kann erst g schaffen werden, wenn die Landwiriischast wieder rentabel gemacht wird. Das Kontingent von 120 000 Tonnen zollfreiem Gefrierfleisch entspricht einer Menge von 1200 000 Schweinen. Würden diese Schweine der Landwirlschaft angenommen, so wäre das schon eine große Hilfe. Die letzten Demonstrationen waren wirklich nicht künstlich gemacht. So große Bauernverfammlungen bringt man nicht in den Kreisstädten zusammen, wenn es der Land wirtschaft gut geht. Wenn nicht geholfen wird, dann werden wir Bauern mit unseren Handwerkern und Kanflcuten zu sammen nach Berlin kommen, um m ruhiger, stiller Demon stration zu zeigen, wie es der Landwirlschaft geht. Der Linken, die uns von der Scholl« vertreiben will, rufen wir zu: Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Galt davor! (Beifall rechts.) Abg. Reyscs (Ztr.) meinte, die jetzige Hillsaktion komme reichlich spät, nachdem di« Landwirte jahrelang vergeblich auj die wachsend« Not hingewiefcn hüllen. Die Not der Klein- und Mittelbauern ist größer als die der Großgrundbesitzer. Ihnen geht es in vielen Fällen schlechter als den Erwerbslosen. Neben auskömmlichem Lohn ist den Arbeitern auch ihr« Existenz in Zeiten der Krankheit und Not gesichert. Davon ist in der Land wirtschaft keine Rede. Die Abwanderung aus landwirtschaft lichen Gebieten ist daher erfchrcckeird, besonders in Ostpreußen und im Westen des Reichs. Das Zentrum! erkennt gern an. daß das Nolprogranim geeignet ist, zur Milderung der Not der Landwirtschaft dcizutragen, die Partei ist daher zur Mitarbeit bereit. Dankbar ist die Landwirtschaft für die jetzt versprochen« schärfer« Handhabung der oeterinärpolizeikichen Grenzkontrolle. Die im Vorjahr erhöhten Richtsätze für die Einkoinmensteuer müssen mindestens auf die früher« Höh« herabgesetzt werden. Eine wesentliche Steuererleichterung muh koinme», vor allem müssen Reich und Staat die Schullasten übernehmen; hoffentlich kommt es darüber zu einer Einigung mit dem Reparations agenten. Die mißbräuchliche Ausnutzung der Errvevbslosen- versicherung muß befestigt weiden. Bei der Kreditverteilung verlangen wir Derücksichstgiung der kleinen ländlichen Genossen- schäften und vor allem des schwer leidenden Wingerstandes (Bei fall Im Zentrum). Abg. Ianson (D V): Nie rvar die Not der Landwirlschaft so groß wie heute. Die hohen Zinsen der Neuverschuldung, die alle Betriebsgrößen und -arten treffen, sind geradezu erdrückend. Wir sind bereit, den Minister zu unterstützen; denn rasch« H Ise tut not. Dieses Nolprogranim darf aber nur ein estter Sbriit sein, dem weitere folgen müssen. Die Industrie hat sich in ihrer Not kartelliert. Das konnte die Landwirtschaft nicht sie ist von den Weltmarktpreisen «gängig. Deshalb braucht st: Zoll schutz. Die Umschuldungskredite müssen vor allen, den not- leidenden Gebieten zugeführt werden. Wir verlangen einen Abbau der Grundsteuern und eine Reform der Arbeitslosenver sicherung. (Beifall bei der D. V). Abg. Lang (Bayer. Vp.) führte aus. die in den letzten Demonstrationsversammrlungen bekundete Erregung der Bauern sei verständlich angesichts des Unrechts, das der Landwirtschaft schon seit langen Fahren angetan worden sei. Besonderer Hilf« bedürfe die bayerische Milchwirtschaft. Das zollfreie Gesrier- flrischkontingent sollte gänzlich beseitigt werden. Das Nvtpro- gramm find« die volle Zustimmung der Bayeriscken Volks« Partei. Das Reich sollte zu seiner Durchführung m-ir den Län. dern zusammenarbeiten. Es könne sich dabei natürlich nur um eine erst« Etappe auf dem Weg« zu einer dauernden Gesun dung der Landwirlschaft handeln. Um 18.45 Uhr wird di« Weitevberatung auf Donnerstag, 13 Uhr, vertagt. Der Konflikt Wien—Rom Wie», 24. Februar. Gegenüber den in Genf, Budapest und Rom ausgesprochenen Vermutungen, daß die Aufrollung der Südtiroler Frage mit einer bevorstehenden Annäherung zwischen Oesterreich und der Kleinen Entente im Zusammenhang stehe, wurde von maßgebender Sette gegenüber dem Vertreter der Tele- graphrn-llnion aus den Schluß passus der letzten Parla- mcntsrcd« des Bundeskanzlers hingewiesen. Dr. Seipel habe gerade in der Südtiroler Debatte ausdrücklich erklärt, Oesterreich beabsichtige nicht, nach irgendeiner Seite eine enger« Bin dung einzugehen. Es werde dies erst dann tun, wenn es in voller Freiheit seine Entscheidung tressen könne. In, übrigen sei das in Gens vorgeschlagene System der Regionalverträge auf Oesterreich und seine Nachbarn kaum anwendbar. Oesterreich habe mit allen seinen Nachbarstaaten bereits Echieds- gcrichtsverträge abgeschlossen, mit einer einzigen Aus nahme. nämlich Deutschland. Zwischen Oesterreich und Deutsch land aber komme aus selbstverständlichen Gründen «in solcher Vertrag überhaupt nicht in Frage. Belgrad, 29. Februar. Di« „Polillca- veröfsentlicht rin« Erklärung, des Bel grader österreichischen Gesandten. Hoffinger, in der Ange legenheit der Erklärungen wegen Eiidtirol im österreichischen Nationalrat. In den Ausführungen de» Gesandten heißt es u. a.: Di« im österreichischen Nationalrat gehaltenen Reden haben in gemäßigtem und würdigem Tone nur Tatsachen er wähnt, die nicht geleugnet werden können. Es nimmt mich wunder, daß die ELdtiroler Frage «in so vehementes Echo in der Italienische« Press« ansgelöst hat. Es wäre kein Wunder, wenn di« italienische Presse die Tatsachen dementieren würde. Es ist aber darüber zu staunen, daß sie mit Beleidigungen nnd Verstellungen geantwortet hat. Di« Frag« ist klar: Di« Italiener sind zu empfindlich, und das ist der Grund des ganzen Konfliktes. Meiner Ansicht nach besteht kein Grund für eine diplomatisch« Aktion. Ls hängt alles nur von der persönlichen Haltung Mussolinis ab. Lr hat dl« Sach« dazu gebracht, er hat auch di« Aufgabe, st« weiter zu entwickeln. Dr. Se.pel hat in seiner Rede die gerechisertigle Stellungnahme des österreichischen Volkes und die Stellung der Deutschen in Eiidtirol dargelegt, ohne dabei einen Hinter gedanken zu haben. Oesterreich hat vom Standpunkt des Frie- densvcrtrages ans kein Recht, sich offiziell mit dem Völkerbunde für die Interessen der Minderheiten in Italien ins Einver nehmen zu setzen, weil die Italiener die Konvention über die Sicherung der Minderheiten nicht »nterzeimnet haben. Aber keine Macht kann Oesterreich verhindern, di« Oesfentlichkcit auf di« Schicksale der Stanimecgcnosicn in Italien aufmerksam zu machen und uns für unserer Volks genossen Schicksal zu interessieren. * Die NttenVongregation befaßte sich, wie mrs unser römi scher Vertreter drahtet, heute in einer ordentlichen Sitzung mit der Revision der Schriften d«r Ordensstisteri« Mario Franziska Schervier.
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