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Sächsische Volkszeitung : 12.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192711126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-12
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.11.1927
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klUMMvr 282 12. »-«»vqmdsr 1S22 Dar gute kuck ^«»«esrircksr kst»«t,er eise „rSeI»i«I,«n Volkrreituns" Seele und Schicksal Stefan Zweig, Marerline Dröbordeö-Balmore. Ein Lebensbild. Im Inselverlag, Leipzig. — Dieses Frauenschicksal greift an daS Herz. Eine bescheidene, seelisch so große und bedeu tende Frau, die von Leben und Liebe gebeutelt wird wie wenig«, eine Dichterin, die sich kaum der Bedeutung ihrer Kunst bewußt ist, diese vielmehr als Ausdruck ihres inneren Menschen ohne die Ab sicht des Erfolges und Ruhmes benützt, die dann am stärksten wirkt, wenn sie die Schwere ihres Geschickes in ihre Lyrik ergießt („Ihr meint, wer sein Gefühl in Worten sagt, — der sei verächtlich, der sei nicht bei Sinnen? — Der Vogel singt — wird er drum ange klagt? — Mehr sauft als rasend scheint mir sein Beginnen!"), eine Dichterin, deren tief-innige Frömmigkeit ein« Wohltat ist: Das zu gestalten, in iincm knappen Buche zu gestalten, gelingt nur einem Stefan Zweig, der Dichter, Aesthet und Mensch in einer Person ist. Der erste Teil des Buches enthält di« glänzend geschriebene Beogra- phie, der zweite eine Auswahl der schönsten Gedichte der Desbordes, die letzten Teile endlich Autobiographisches. Briefe und Urteile von Zeitgenossen. Es ist verdienstlich, diese Erscheinuirg der Vergessen heit entrissen zu habe»., Das Buch wird besonders gebildete» Frauen eim willkommenes Festgeschenk sein. , Zck. Seele und Schicksal. Von Dr. med. Walther Riese. Leip zig. Hesse u. Becker Verlag. (Prometheus-Bücher.) 112 Seiten. Mit 12 Abbildungen. In Leinen gebunden 2.60 Reichsmark. — Es gibt Menschen, die frei und beschwingt durchs Leben gehen und alle Schmierigkeiten spielend überwinden, und es gibt Naturen, die alles schwer nehmen und sich und anderen das Dasein verbittern. Niese zeigt dem Leser, daß er seine Seele kennen muß, um sich ein schönes, sinnvolles Lebe» zimmern zu können. Welchen Wert die Körperkultur bat, welchen Einfluß Gcnußgiste aus die Gesundheit haben, was die Umwelt für den Menschen bedeutet — diese und ähnliche Fragen werden mit lebendiger Anschaulichkeit und sicherem Takt bebandclt. Bcdauerllch ist es. daß der Verfasser die Bedeutung der Religion für seine Probleme so gut wie gar nicht gewürdigt hat. Die Ehr im Lichte des Glaubens und der Vernunft, von P. I. Hoffman», S. I., Verlag des Jolrannesbnndes, LcuteSdorf a. Rh-, 56 Seiten. Preis 30 Pfennig. — Der Johanncsbund hat in diesem Jahre eine Reihe hochwertiger Schristchen herausgebracht, denen sich das vorliegende als ein gewisser Höhepunkt rinfügt. Wir machen uns das Urteil eines Arztes voll und ganz zu eigen, wenn er schreibt: „Ich habe noch nie in meinem Leben über dieses Thema so herrliche, tiefempfundene Worte gelesen. Noch nie ist mir die Würde der Ehe in so wenigen Zeilen so klargemacht und dem Her zen so nahegebracht worden. Ich würde es ausrichtig bedauern, wenn dies« goldenen Worte nicht eine weitere Verbreitung fänden, ja, jedem Ehepaar mit auf de» Weg gegeben würden. Es sollte jeder Pfarrer jedem Brautpaare beim Brautexamcn dieses Schristchen zum Geschenke machen. Das wäre eine Tat! Wohlan! Gott lohne cs!" Wir glauben, daß gerade in unserer sächsischen Diaspora die Verbreitung dieses herrlichen Büchleins segensreich sich auswir ken müßte, zumal ja bei Partienbezug bedeutende Ermäßigungen gewährt werden. Reisen und Wandern Mittel Holzer, „Asrikaflug". In, Wasserflugzeug von Zürich über den dunklen Erdteil »ach dem Kap der Guten Hoffnung. 215 Abbildungen. 4 Karten und 1 Plan. Preis geh. 12. Mk., Lwd. 13 Mk. <Orell Füssli-Verlag, Zürich.) Das dritte der Flugbiichcr des ehemaligen deutschen Flie ger-Oberleutnants Walter Mittelholzer (voran gingen die bei den Werke „Im Flugzeug dem Nordpol entgegen" und „Pcrsien- flug", die von uns im vorigen Jahre mit Anerkennung be sprochen wurden) ist sein bestes. Es ist so besonders gut ge lungen, weil der kühne Pilot in dem Forscher und Schriftsteller Rcnö Gouzy und dem Züricher Privatgelehrten Dr. Arnold Heim zwei Mitarbeiter hatte, die dem Buch das schöne Gesicht geben: Gouzy mit seinen prachtvollen Schilderungen, die auf be deutende Kenntnisse von Land und Leuten gegründet sind und Dr. Heim mit sehr instruktiven Aussätzen. Das will aber nicht sagen, daß die Beitrage aus Mittelholzers eigener Feder zurückstehen müßten, auch sie sind sehr lehrreich und lesenswert. Einen besonderen Reiz verleihen dem Buch, das die 1926 dis 1927 mit der „Schwitzerland" von Zürich über Alexandria—Chartum—Ostosrika—Tanganjika— Mozambique zum Kapland unternommene Lustrris« de, drei kühnen Männer anschaulich schildert, die 215 Photos. Ich glaube kaum zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, daß kein Forscherwerk der letzten Jahre auch nur annähernd so gute, originelle und interessante Bilder ausweisen kann. Das Ge heimnis lüftet sich, wenn man erfährt, daß Mittelholzer vor dem Krieg« Berufs-Photograph war. Spielten in den ersten beiden Werken die Vogelperspektiven die Hauptrollen, so treten sie diesmal vor den Bildern von Land und Leuten zurück und das hier zusammengetragene Material ist so überaus reichhaltig, daß man sich lange damit beschäftigen muß. um es im Zusam menhang« mit dem Text richtig, d. h. nicht bloß als Brld- schmuck zu werten. Zweifellos wird der „Afrikaflug" aus dem Weihnachts-Büchermarkt sehr begehrt werden; er soll auch warm empfohlen sein! Zck. „Diamanten, Dornen und Durst" von Herinann Nieß, Safari- Verlag Berlin. Der Verfasser, Regierungsbergrat Dr. Nieß, hat seinem langjährigen Wirkungskreise Sübwestasrika viel Poesie abge wonnen. Seine Novellen stehen nach schriftstellerischer Form wie nach wissenschaftlichem Inhalt in der Unmenge geographischer Lite ratur in den vordersten Reihen. —r. Der VVmdertaq im Dienste der Gesundheit und des Unter richts, von Karl Schallopp mit Beiträgen von Dr. ssieltzer, Dr. Franzmeyer und Konvad Weiß, Verlag August Hossmann, Leipzig, 118 Seiten. — Für die Schulen sind in den letzten Jah ren eine Reihe Marsch- und Wandertage oorgeschrieben worden. Schallopp will alte Vorurteile beseitigen und diese Tage organisch eingliedern in das Schulleben. Er zeigt an vielen Beispielen, wie Wanderungen für die verschiedensten Un terrichtsfächer in allen Klassen ausgenutzt werden können. Wenn er sich auch aus die höheren Schulen heschränkt, so kann doch der Volksschullehrer dem trefflichen Büchlein mancherlei Brauch bares entnehmen. Der letzte Beitrag eines Schularztes fielst ass wünschenswertes Ziel das Freilassen eines Wochentages durch das ganze Jahr sür Spiel und Wandern auf. Diese Tage sollen nicht nur der geistigen Ausbildung, sondern mehr der körperlich-seelischen Durchbildung dienen. F. G. Volk und Well Ingenieur, Volk und Welt von Diplom-Ingenieur W Bütt- n e r. Leipzig 1927. Hesse u. Becker Verlag. — Solange der Ver- sasser aus seinem ureigensten Gebiet bleibt, kann man seinen Aus führungen in den meisten Beziehungen recht geben. Aber ivarum ein Kapitel in dem zweiten Teile sich mit Kirche, ihrer Mschichte, den, bayrischen Konkordat befaßt, ist wohl nur daraus zu erklären, daß hier der Verfasser seinem Haß gegen alles Katholische freien Laus lassen will. Ich glaube, der Herr Diplom-Ingenieur hat wohl noch nie etwas geicscn darüber, daß die Mitglieder katholischer Ordeus- gescllschaften positiv« Werte ««schassen lmben, denn dann würde er den Ausdruck aus Seile 183 von den Drohnen am lrankcn Volks- kkrper vermieden haben. Wenn der Verfasser schon ein begeisterter Anhänger von Nietzsche ist. so sollte «r doch in seinem Urteil über Weltanschauungen etwas sehr vorsichtig sein, man könnte leicht an nehmen, er habe beim Dompredigcr Döhring vom Lutherring seine Kenntnisse geholt. Wir. die wir das Buch gern gelesen habe», weil es im allgemeinen Teil viel Anregendes bringt, möchten cs doch nur solchen Lesern in die Hand geben, die sich in ihrem wclianschaulichcn Urteil vollkommen klar sind. Der Verlag könnte sich bei einer Neu auflage ein Verdienst erwerben, würde er die oben angcsührlcn Stellen zum Wegfall bringen. Tr. Neues Wohnen — neues Bauen, von Adolf Behnc, Verlag Hesse u. Becker, Leipzig, 160 S. Der Verfasser setzt sich sür eine vernünftige Bauweise ein und zeigt in diesem Zusammen hänge, wie oft der Schmuck, das Aeußere dem Zweckmäßigen untergeordnet wird. Seit den ersten Zeiten bis auf unsere Tage herrschen zwischen Architekt und Mieter manchmal kaum zu überbrückende Gegensätze. Der Verfasser will in erster Linie wohnliche Räume, praktische Möbel. Eine Anzahl sehr inter essanter Bilder ergänzen seine Ausführungen aufs beste. Dirke« Buch hat nicht nur dem Architekten rtivas zu sagen. Wir wün schen ihm weitest« Verbreitung. G. Albert Strähle, Der Vertrag »on Versailles und seine Wirkungen aus unser deutsches Vaterland, 260. dis 280. Tausend, Zentralverlass. Berlin-W. 35. 94 Seiten- Dieses iveit» verbreitete Büchlein mit 19 Karten und vielen graphischen Dar stellungen unterrichtet über die Vorgeschichte und die Grundlage des Friedensvertrages und gibt dann in 171 Artikeln die 440 Bestimmungen des Vertrages wieder Hieran schließt sich eine zusammenfassend« Darstellung über den Weg von Versailles nach Locarno, über die Auswirkungen des Diktates sür alle in Betracht kommenden Gebiete. Wir empfehlen es wärmsten«, nicht zuletzt wegen des billigen Preises und der Uebersichtlich. keit. G. Dr. Hermann Volzau. Fürsorgcrecht und Karitss, Frei burg i. Br. 1927, Karitasvcrlag. 317 Seiten. Gebunden 12 Mark, broschiert 10 Mark. — Das Buch verdient in allen Kreise» der öffentlichen wir der freien Wohlfahrtspflege eine weitgehende Ver breitung und Beachtung zu finden. Da im Fürsorgewesrn das Maß der Dinge nicht die öffentliche, nicht die behördliche oder freie Wohl fahrtspflege ist. sondern das persönliche Wohl der Noffeidcnde», der Hilfs- und Führungsbedürftigen. so ist ein sicherer Standort zur Beurteilung der ganzen Problematik des modernen FürsorgcwcscnS notwendiger den» je. Vorliegendes Werk vermag ihn zu geben. Neun erfahrene, im Staats-. Stadt- oder Kircbendicnste stehende bekannte Persönlichkeiten besprechen in ihren Aufsätzen, aus denen sich das Buch znsammcnsetzt, Fragen, di« vom Stande der Karitas ein unmittelbares Interesse beanspruchen müssen. Mit der ausführlichen Darstellung der Reichsgrundsähe kommt man sicher einem Bedürfnis entgegen, da sich kaum eine größere Arbeit finden wird, die von den Gesichtspunkten der freien Wohlfahrtspflege aus die Dinge behau- delt. Das Bolzausche Werk soll dazu dienen, einen umfassenden Ucberblick zu geben und gleichzeitig eine systematische Orientierung zu vermitteln, wobei grundsätzlich auch jeweils die inneren Seiler» der in Frage stehenden Gesehesmaterien beleuchtet werden. Ddt Zeitschriften Die Bergstadt. Bergstadt-Verlag Breslau. Aus dem In- galt des 1. Heftes, Jahrgang 16: Arnold Böcklin (Prof. Walter Bombe). — Am Starnberger See. (Traute Siegele). — Neu« Baukunst (Jakob Eisler). — Von den Zielen und den Grenzen der Erziehung (Dr. Ioh. Prüfer). — Illustrierte Rundschau. — Musikbeilage. — Kunsibeilagen. Der Seelsorger. Monatsschrift sür zeitgemäße Homiletik, liturgische Beivegung und seelsorgerische Praxis. Verlagsort Wien VI, Mariahilfer Straße 49. — Aus dem Inhalt des 1. Heftes des 4. Jahrganges: Wo steht unsere heutige Predigt? (Kanonikus Karl Hondloß). — Kirche und Proletariat (Prof. Dr. Michael Pfliegler). — Seelsorgehilfe für Sterbende (Pfar rer I. Ettl). — Geschlechtsnot und Seelsorge <P. Dr. Peter Schmitz S. V. D.). — Aus der Praxis sür die Praxis. Leuchtturm. Verlag Joseph Bercker. München. Aus dem Inhalt des Novemberhestes: Action srancaise und die Kirche der Ordnung. — Neudeutsche Vinzenzarbeit in Köln. — Spiel« im Heim. — Schwabengautag. — Neue Jugend-Spiele. Die Katholische Welt. Verlag der Kongregation der Pal lottiner. Limburg-Lahn. Aus dem Inhalt des Novcmber- Hestes: Bon alten und neuen Orgeln (A. Liibke). — Ein Prie sterleben unter Auswanderern (Dr. M. Größer). — Christliche Friedhofkunst (Dr. O. Doering). — Vom Webstuhl der Zeit. Monatsblätter der Oblaten der Unbefleckten Iungsrau Maria. Berlagsort Hiinfeld, Hessen-Nassau. Aus dem Inhalt des November-Heftes: Wieviel er sür seinen Nomen leiden muß. — Vergehen, Sterben, Glauben, erlebt in Wien. — Die Mission von Usakos in Südwest-Afrika. — Meerstern, ich dich grüße Vom frohen Leben. Verlag der Scholle, Derlin-Weißcnsee. Aus dem Inhalt des 1. Heftes des 7. Jahrganges: Katholizis mus der Passivität (Dr. H. Getzeny). — Um die Iugendbewe- aung (Joses Krcitmaier S. I.). — Neudeutsche Siedtungsvolitik (Prof. Dr. Reinhard Strecker). — Anregungen. Romane Rudolf Huch: „Spiel am Ufer", Roman. Bicg- sam-kartoniert 2,50 Reichsmark Ganzleinen m. G. 4 Reichsmark. (Verlag Wilhelm Langcwicschc-Vraiidt, Ebcnhausen bei München.) In den noch immer von der gleiche» Liebe ihres verdienstvollen Her ausgebers beseelten „Büchern der Rose" ist als letzter Band ein ganz neuer Rudolf Huch erschienen, eine Liebesgeschichte mit Hin dernissen, wenn man so will. Beide Liebend« haben hier ein „Er lebnis" durchzumachen, verlieren sich sür Momente. Zuerst schien mir dieses Verlieren als eine Konsirukiion. es ist aber die Vorstufe zu der großen und tiefe» Liebe, die dem Begriff der Mutterliebe am nächsten liegt. In unserer Zeit der KulturariSwüchsc ein sympathi sches. mit der Seele geschriebenes Buch, das überdies sehr spannend ist. Huchs Entwicklung von der Kleinstadtsatyre zum liebevollen, abgeklärten Tctailzeichnrr ist sehr interessant. —ck. Jos. Georg Obcrkofler: Sebastian und Lcidlieb. Neu auflage, 6. bis 11. Tausend. Ganzleinen 6,50 Reichsmark, Ver- logsanstalt Tvrolia, Jnnsbruck-Wicn-München. — Wir haben auch in unserem Blatte auf die Bedeutung dieses Romans verwiesen. Diese Tatsache, daß der Roman kaum ein Jahr »ach seinem Erschei nen bereits im 11. Tauseird vorliegt, beweist, daß hier ein Werk ge schaffen wurde, das jeden, mag er sich zu Welt und Gott stellen, wie er will, im Tiefsten ergreift. Svend Flcuron. Die gefesselte Wildnis. Roman eines zoologischen Gartens. Gebunden 5 Mark, broschiert 3 Mark. (Ver lag Eugen Dicdcrichs, Jena.) Der dänische Tierdichtcr Flcuron, dem nur manches originelle Buch verdanken, bringt diesmal eitvaS ganz Neues: Der zoologische Garten wird ein — Roman. Jeder Bewohner des Zoos wind geschildert, seine Freuden und Leiden er stehen vor »ns, die wir so oft gedankenlos und aus bloßer Neugier diesem und jenem Lebewesen zuschauen, uns, wenn cS hoch kommt, einmal graulen bei dem Gedanken, von einer Großkah« angcsallcn » werden oder im munter turnenden Assen lediglich den Komiker cs Zoo erblicken. Flcuron kennt Naturell und Gefühlsleben der Tiere wie kein zweiter. Seine spannenden Schilderungen haben nichts Gekünsteltes oder Sensationelles, und wenn er dennoch von jedem Tier« ein unübertreffliches Bild zeichnen kann (obne kitschige Vermenschlichung übrigens), so ist die Ursache seine Meisterschaft in der noch jungen Kunst der Ticrdichiung. Aufreizende und lustige, gemütvolle und abstoßende Szenen wechseln dabei. Das Ganze aber ist ein wertvolle« Buch, vielleicht das Meisterwerk FieuroiiS. Alle Freunde der zoologischen Gärten sollten sich di« Tiere mit den Auge» dieses Dichter« ansebcn. Zck, Leonhard Frank, DaS Ochsenfmtcr Männrrquartett. Roman. Lwd 6 Mark. Im Inselverlag, Leipzig. Der Dichter, den man nicht ganz mit Unrecht einen „verspätete» Naturalisten" genannt hat. ist Pazifist und ein konsequenter Anhänger der S. Frenndschcn Psycho-Ancilyse. Er hat kurz vor dem Krieg ein eigen artiges Buch, „Die Räuberbande", das die seltsamen Geschicke eines Häufleins junger Burschen erzählte und dem Roman von R. H. Bartsch „Zwölf van der Steiermark" nicht unähnlich ist, geschrieben. Wiewohl Frank kaum ein ausgesprochener Tendenzschriststeller ist, färbt sein pazifistisches Grundprinzip auf seine Ebaraktere stark ab. Er steht links. Inzwischen hat er Bücher geschrieben, die an nüch ternem Realismus kaum etwas )u wünschen übrig lasse». Im „Ochsenfurter Männcrquartett" nun greift er den Faden der „Räu berbande" wieder auf. Sein Quartett sind vier ehemalige Lehrlinge aus dem früheren Buch, die nunmehr auf den Dörfern singen. Die Handlung selbst ist nicht übermäßig klar. Aber die Charaktere sind mit einer Prosilfchärs« gezeichnet, und episodische Ereignisse dröh nen mit einer Gewalt herein, daß das Buch Explosivkraft erkält und sich sehr spannend lieft. Ohne Sensationen geht es dabei nicht ab, und alle Entwicklungen dieser Charakter« entsprechen unserer LebenS- cmschauung durchaus nicht. Immerhin: Das künstlerische Gesicht des Romans ist interessant. Es hebt sich vom Prospekt der alten Weinstadt Würzburg — der Heimat des Dichters — scharf ab. Zck. Herz, Hermann, Peter Schwabentans Schaffen und Träu men. II. Der rote Kurat. 300 Seiten. Regensburg 1926, Joses Habbel Preis 2 Mark, in Leinen 3 Mark. — Das Schicksal hat den jungen Priester Peter Schwabentan aus der beschaulichen Ruhe einer Kleinstadt in de» schwierigen Scelsorgsdistrikt einer ausgesprochenen Jndustriepfarrei verseht. Die Arbeit in diesem schmutzige» Fabrik viertel, das seine Pfarrei ausmacht, fordert gewaltige Proben keiner idealen Berufsauffassung. Bei seinen Konfratres findet er in seinen ihnen revolutionär anmutcnden sozialen Bestrebungen wenig Rat und Unterstützung, sein« besten Slbsichten werden verkannt und tragen Ihm nur den Spitznamen eines „Roten Kuraten" ein. Doch was liegt ihm daran, sein Herz gehört den Schwachen und Kleinen, und er wählt gern zwischen dem „blauen Lappen" des Fabrikhcrrn und dem harten Pfennig des Arbeiters. Unbeirrt um den Haß fanatischer RcligionSgcgner und den Argwohn der „katholischen Intelligenz und Finanz" geht er seinen Weg weiter, bis eines Tages di« hcrab- gewirtschastctcn Nerven streiken und der Arzt die unwillkommene Nuhe diktiert. Wer nach einer leichtverdaulichen UnterhaltungS- litcratur verlangt, der lasse die Hand von diesem Buche! Es ver langt daS ganze Herz und das reife Verständnis des Lesers. Die eindrucksvolle Sprache des Verfassers zeigt das gute Wollen und dornenvolle Wirken des begeisterten und ernsten Seelsoracrs, der seinen harten Weg zielbcwußt aeLt Ddt. E. v. H a ii d e l-M a z z e I t i. Der deutsche Held. Sclml- und Volksausgabe mit Einleitung, herauSgcgeben von Dr. Franz Berger. Oktav. 25 und 248 Seiten. Gebunden in siianzleinen 2 Mark. Paterborn. Ferdinand Schöniiigh — Die Ereignisse des Weltkriege? und die der Nachkriegszeit lenkten die Knnsi der Dichte rin ans Stoffgebiete, in denen Gegenivarttzsragen auslcuchtcn. auf die Zeit nach dem napoleonischen Kriegen. Unter dem Eindruck der Verwahrlosung der Sitten, die der Krieg mit sich gebracht hat. ent stand „Der deutsche Held". Mit der bekannten Kraft der Gestaltung schildert die Verfasserin die Zeiten und Menschen und zeigt, wie schrankenlose Selbstsucht sich übel auSwirkcn muß, wie man aber durch harte Erkenntnis doch ein Held werden kann. Verschiedene Längen der Originalausgabe sind in dieser Schul- und Volksaus gabe weggelassen worden. Ddt Fritz Müller-Parteukirchen: „München Zwei" — drin und drum herum. Geschichten. (Verlag L. Staackmann, Leip zig.) Er ist ein neuer Ludwig Thoma, der erfolgreiche Fritz Mül ler. Man könnte schon sagen, ein gereinigter. Denn zu seinem gol denen Humor kommt noch das goldene Herz hinzu, daS es nicht zu- läßt, mit ernsten Dingen Scherz zu treiben. Die allermeisten Stück« enthalten einen gemütvollen Kern, und cs ist ein Ehrentitel, den wir gerne unterschreiben, wenn Eduard Engel den Dichter in seinem Vorwort als den „Deutsche» Großmeister der Klcingeschichte" be zeichnet. De, Eingang in die Weltliteratur ist ihm sicher. Bekannt ist ja Fritz Müller allen Zeitiingslcscrn aus den Unterhaltungsbei lagen der Tageszeitungen, wo seine kleinen südbahrischeii Geschickten „caiitns firmi" geworden sind. Auch in „München zwei" finden sich ein paar Geschichten, die man schon kennt, aber um so lieber in der Buchform nochmals liest. Alle 27 Geschichten sind reizvoll, und ich wüßte wahrlich nicht, welcher ich den Vorzug von den andcrcn geben soll Zck. „Lustivogclbach." Heimelige Geschichten von Hermann Franz, Verlag Pösscnbacher, München Preis 4.80 Mark. Der langjährige Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter" ist ein Heimatdichter, ein Schalk, ein Volkskenncr im besten Sinne des Wortes. Der im bay rischen Dialekt liegende Humor nicht allein, auch die köstlich erfun denen Handlungen machen das Buch empfehlenswert für da? Hau« und für Vcrcinsbüchercicn. Wem ich daraus vorgelcscn lprbe, war von Heller Freud« erfüllt: ich selbst werde oft danach greisen und ln Gedanken reisen nach dem «'spaßigen Lustivogclbach mit seinem ver ehrten „Herrn Pfarra", seinem musikalischen Schullehrer Ant- moscr, seiner menschenfreundlichen „oberen Wirtin" und dem »vackr- rcn Iagadorl. Die Bilder in der Manier Hermann Vogels von Professor Siockmann-Dachau erhöben noch den Wert d«« Buche« > Ein Wcihnachtsaeschenk für all« Freunde der Freud»« -»
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