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Sächsische Volkszeitung : 15.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192712156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271215
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-15
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.12.1927
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<819 Personen. Abgesehen von den Er.'laven Lieb schwitz und Nusdors, di« i» der Hauptsache In-nslricsitz uns Arbeitern»»!«:! stchtgemeinden darftellt, bandelt es sich allenlluilden neu vorw'egeiig l a n d w i r! s cha s I l i ch e s Gebiet. Als Ta,z des Jnkralttrcteus der GevietSändcrung isl der 1 Avril 1928 vorge'ehen. ?luck> das thüringische Slaaisministerinm hat dem Land tage bereits den Gesetzentwurf über diesen SnraiSverlrag zugehen lassen. Mit Rücksicht daraus, daß cS ivcge» Aenderimg der tlebiet« der Länder Dachsen und Thüringen nach Artikel 18 der ReichSv.er- sassung eines Reichsgesetzes bedarf, die Gebietsäirderungen se.doch a», I. April 1928 in Kraft treten sollen, und bis dalsin um- mngieiche Borarbcitc» zur llcbcrlcitung der Gebiete erforderlich sind, soll das Gesetz vom Thüringer Landtag noch in diesem Jahre ver abschiedet werden. Die Lehrerbesol-ung vor dem Ausschüsse Dresden, vcn 1t. Dezember. Ter Beamten- und A c s o l d u » g s a u s s ch u ß d e s Land tages setzte gestern die weitere« Beratungen über die Besoldungs gruppen 8 und 9 fort, in welchen die Berufs- und Volks- ichul! ebrcr eingestuft sind. Bei drr Wichtigkeit dieser Gruppe» wwoh! wegen der Anzahl lrund 16 000) als auch wegen der poli- lifchen Bedeutung entwickelte sich naturgemäß eine sehr lelchaste De batte, die auch in den Nochmittagsstunden noch fortgesetzt wurde. Zahlreiche Anträge wurden gestellt, über welch« di« Abschirmung allerdings wiederum auf die nächste Sitzung zurückgestellt wurde. Be sonderes schier «sie erregten die Mitteilungen, daß nach dem Ab schlüsse Ser zweiten Lesung im Ausschüsse des Reichstags in den Grundgehältern der Verwaltungsbeamteii und Lehrer eine H 8H er zieh ung des Endgehalt es um 100 Mark stattgcfundeu habe. Seitens der Opposition wnrde gewünscht, eine einheitliche Besoldung sür alle Lchrcrgruppen herbeizuführen unter Zugrunde legung der bekannten Forderungen der sächsischen Lehrerschaft. Während der Beratungen waren auch Vertreter des sächsisch«» Leh- rrrvcreins, des Ncrufsschullchrervcreins und des Neuen Sächsischen öehrcrvereine >fls Sachverständige zitgezogen worden, die den Mge- »rdnetc» den Standpunkt der Gewerkschaften darlegten. Int Laufe »es Nachmittags wurde da»» noch in die BehanÄung der Bcsol- »ungsgruppe 7 eingetrctcn. Die Vcrl>andlungen dauern fori Sämtliche Regierungsparteien haben im Landtag einen Ent- schließungsantrag eingebracht, ivonach die E i n st » s » n g der R i ch- ter und Staatsanwälte im Reich und den Ländern nichl her Bedeutung und Wichtigkeit der Rechtspflege «»spreche Die An- Iragstcllec ersuchen die Regierung, bei der Neichsregierung vorstellig Mi werde», daß dieselbe recht bald aus eine Ivesentlichc Besserstel lung obengenannter Beamte» im Reiche und den Ländern nachdrück lich hinmirke. vrrLörn unei Umgebung Wenn Dresden Dresden, den 11. Dezember. Mau hol geprahlt, daß mau in Amerika Häuser versetze» könne. I» Trcsdc» versetzt man neuerdings sogar Kunstdenkmäler. Der 6 !> o l e ra b r u n n e n. der bisher ireu wie ei» Stück guter alter Zeit !m Tnibel des Postplatzcs ausgehalte» hatte, ist nach einem menschenwürdigen und ruhigeren Plätzchen übergesisdelt. Als wollte er Schutz bei scincsgleick>en suchen, schmiegt er sich seht an den go tischen Bau der Sophienkirchc an. In den letzten Tagen siird Gerüst und Planken gefallen. Me aus einem Guß, steht das Kunstwerk an ' srineni neue» Orte und bald wird niemand mehr daran denken, daß der zierlich, schlanke Brunnen im Jahre 1927 einmal in verschiedene kleine Teile zersägt worden ist. Der Postplotz tauscht gegen den Cholerabrnnne» ein neues geräumiges Verkchrshä rischen ein. Wo ehedem die Wasser des Brunnens planschten, wird bald unter der Erde ein elektrisches Umspannwerk rauschen. Die Romantik wird obgelöst durch Wirtselmst und Verkehr. Glücklicherweise hat mau hier nicht den glei chen Fehler begangen, wie einst aus dem Nlimarkt. Das Häuschen, dessen Konturen sich bereits scharf im Belonrohbau vom Plahbildc abheben, soll tatsächlich der» Verkehr dienen. Alle Anträge auf den Einbau von Würstel-, Zigaretten- und Schokvladenständen hat mau diesmal radikal abgelehnl. Es wäre auch unverantwortlich geivesen, auf diesem Umwege gleichsam einen dauernden „Christmarkt" ans dem Postplotz wieder einzusührc». Bei den Ausschachtungsarbeitcn ist man auch hier auf Teile einer alten Dresdner Fcstiingsanlaye gestoßen. Große Sandstein blöcke mußten aus dem Weg« geräumt werden, che die 7 Meter tiefen Räume des Umspaiiniverkcs und der Bedürfnisanstalt im Schoße die ser teuren Erd« Platz fanden. Die bebaute Fläche unter der Erde ist doppelt so groß, wie das „Obergeschoß" zu ebener Erd«, das säst ausschließlich als Wartcranm für die Straßenbahn dienen soll. Nach drei Richtungen wird man aus diesem Warteraum die Stra ßenbahn erreichen können. An diesem erheblichen Fortschritt wird sich das sicherlich nicht verwöhnte Dresdner Publikum erst gewöhnen müssen. Einig«-' Auss-ln» erregen schließlich sei; mehreren Wochen aus vem Geläird: der Sc'uudogenitur an scr Mbrechtsstraße zwei er staunlich hohe Gcrüsttürmc. Man weiß, daß hier der Bau des Deut schen H y g i e ii e m >i s e u m 8 im Gange ist. ?Acr der Sinn die ser Türme isl vielen ei» Geheimnis. Ganz .Kluge wollen wissen, daß diese fest verankerten Himmelsstürmer der Ansang eines neuen Radio senders seien. -Ä-ies geraten! Es handelt sich freilich nur um ein neues Bauversahren, eine ganz moderne Beiongußanlage. An den starken Drahtseilen, die zwischen den beiden 50 Meter hohen Tünnen ausgespanni sind, hängen die sogenannten Gießrinncn. Der gießfä hige Beton wird in einem der Türme maschinell gehoben und stießt dann durch das Rinnenshsteni, mit dem man de» ganzen Mttel- bau bestreichen kann, an die jeweilige Verwendungsstelle. So baut man 1927 Hygienemuseen! Wenn cs in Dresden bisher zwar auch noch nicht zu einen! Hochhaus gelangt Hai, eine» Ruhm bat unsere Stadt: Sic baut nach moderne» und originellen Baumethoden. Tic Technik hat hier stets in gutem Ruhm gestanden. Vergehen gegen -as Branniweinmonopolgesetz Dresden, 14. Dezember. Wegen Vergelfens gegen das Branntweinmonopolgeseß muhten sich der 35 Jahr« alte Chemiker Christian Friedrich Starke aus Meißen und 42jährige Kaufmann Bruno Franz Reichel aus Dresden vor dem Gemeinsamen Schöffengericht verantworten. Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, in der Zeit vom 1. November 1924 bis 80. November 1925 als Inhaber der Firma Christian Starke, G. m. b. H., Dresden, Chemische Fabrik, sorlgesctzt über Einnahmen aus der Branntiveinsteuer verfügt und sich somit einer Steuerhinterziehung von, etwa 5000 Liter Branntwein schuldig gemacht zu haben, iveiier rund 8700 Liter vergällten Spiritus entgällt zu haben. Die zur An klage stelzenden Straftaten stellen Vergelzen gegen di« M 119, 120 und 121 des Branniweinmonopolgesetzes dar. Vor Gericht war Starke im allgemeinen geständig, während Reichel jede Schuld bestritt. Zolldirektor Ficker, als Vertreter des als Neben klägers zugelassenen Hauptzollamtes Dresden forderte die Be strafung der Angeklagten nach der ihnen zur Last gelegten Ver gehen. Kurz nach 7 Uhr abends verkündete das Gericht folgendes Urteil. Der Angeklagte Starke wird wegen Vergehens gegen die U 119, 129, 121 des Branniweinmonopolgesetzes zu 1 Monat GesSngnis, 40 000 Mark Geldstrafe und 1500 Mark Wertersatz strafe verurteilt. Bei Uneinbringlichkeit d«r Geldstrafen tritt an Stelle von je 500 Mark ein Tag Gefängnis. Der Angeklagte Reichel wurde mangels Beweises kostenlos freigesprochen. : General Hetze in DrrSdrn. Der Chef der Heeresleitung, Generäl der Infanterie Heye, weilt am heutigen Mittwoch zur Besich tigung von Stand ortanlagen in Dresden. : Weihnachtsaufführung. Welche Zugkraft in einem innigen Wrihnachtsspiel« liegt, zeigte der Andrang des Publikums, den der Kokpingssaal d«S kath. Gesellenhanses am 10. und 11. Dezember er fahren mußte. Eine Feierstunde sollte es iverden, zu der Lehrer schaft und Elternrat der 7. kath, Volks schule ringelnden hat ten. Und sie ist es geworden. „Christkindleins Erdcn- sahrt" von Dierkmann gab dem Festabend einen ergreifenden In halt. Ein« Freude war cs, zu verfolgen, mit welch tiefem Verständ nis und mit welch begeisterter Hingabe das kleine Bühnenvolk die lehrreiche Handlung zur Darstellung brachte. Christkind und sein Hofstaat, — die Witwe und ihre treuherzigen Kinder, sic und olle gaben ihr Bestes zu einem Erlebnis sür junge Herzen und zu einer ernsten Mahnung sür solche, die es angcht. Reicher Beifall lohnte die Kunst der fleißigen Darsteller. Der Reingeivinn der Aufführung soll zum Besten der Schule verwendet werden. Allen denen, die znm Gelingen beigeiragcn haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. : Theater-Aufführung sür Erwerbslose. Der Oessentliche Arbeitsnackpveis Dresden u. Umg. veranstaltete Dienstag, den 20. Dezember 1927, abends )18 Uhr im Restaurant „Kristall- Palast", Dresden-A., Schäserstraße 45, einen Theaterabend für Erwerbslose. Aussiihrende: Genossenschaft Deutsckzer Biihnen- Angehöriger, Spielgruppe Dresden. Programm: Kater Lampe, Komödie in vier Slkten von Emil Rosenow. Spielleitung: Nenne Schönstedt. Eintrittskarten sind in asten Fachabteilun gen des Oefsentlichen Arbeitsnachweises zu entnehmen. Es wird daraus aufmerksam gemacht, daß außer der Eintrittskarte di« grüne oder gelbe Kontrollkarte vorzuzeigen ist. : Dresdener Volksbühne E. v. Für das Weihnachts märchen „Der blinde Groschen", das in der Komödie am Mitt woch. Sonnabend und Sonntag nachmittags um )44 Uhr aus- gesührt wird, erhalten unsere Mitglieder dis aus weiteres Ein trittskarten im Vorverkauf für 1 Mark täglich in unserer Ge schäftsstelle, Schloßstraß« 34/36, 2.. von 11—3 Uhr. : Verbesserung der Luftpost-Schlutzzeiten. Infolge Ver wendung eines Kraftrads für die Fahrten nach dem Flugplatz lHester) hat es sich ermöglichen lassen, die Schlußzeiten sür die Auslieferung von Luftpostbriessendungen um 15 Minuten hinauszuschieben. Sie sind hiernach wie folgt sestgesetzt Folgen des Alkohols 2)1 Jahre Gefängnis für Hänel Dresden, den 14. Dezember. Am Dienstag vormittag 9.30 Uhr würbe die am Montag nntrr. brschene Verhandlung erneut ausgenommen und weitere Zeugen g» hört. Unter diesen befand sich auch der Vater des Angeklagten, dn Dresdner Koffer- und Ledcrsabrlkant Hänel, sowie eine Reihe von Zeugen über frühere Straftaten des Angeklagten. Nach der Mitlagspairse trat das Gericht in die Verneh m u n g der Sachverständigen ein. Als erster Sachverständiger äußert« sich der Gerichtsarzt Mcdizinalrat Dr. Oppc über die Ver letzungen des getöteten Rcinkober, der zweifelsohne dem tätliche» Slich in die Bauchschlagadcr erlegen sei. Der Stich ging durch vier Kleidungsstücke und muß demnach mit zieinlicher Gewalt geführt worden sein. Ucker den Geisteszustand des Angeklagten sprach sich der Sachverständige dahingehend aus, daß Hänel durch erbliche Be lastung gemindert zurechnungsfähig sei. Zur Zeit der Tat hat er unter Wirkung de s Alkohols gestanden, dle aber nicht unter dem Begriff der völligen Unzurechnungsfähigkeit an» zusprcchen sei. Im Anschluß hieran sprachen sich die Sachverständigen Pros. Reiß von der Stadt. Heil, und Pflegcanstalt, sowie Nervenarzt Dr. Haenel ln ähnlichem Sinne über den Geisteszustand des An- geklagten aus. Staatsanwalt Dr. Pfützner ging ln seiner Anklagerede nochmals eingehend auf die Tat ein und forderte wegen Körperverlet zung mit Todcsfolge ein« Strafe von 4 Jahren Gefängnis und wegen verbotenen Waffenbesitzes 3 Wochen Hast. Der Vertei diger Rechtsanwalt Gicse plädierte in erster Linie aus Freispruch, falls das Gericht aber nicht von einer geistigen Unzurechnungs fähigkeit seines Mandanten überzeugt sei, auf eine möglichst milde Bestrafung. — Nach einer säst zweistündigcn Beratung verkündete das Gcrichi in der achten 'Abendstunde folgendes Urteil: De» Angeklagte Wilhelm Martin Hänel wird wegen Körperver letzung mit TodeSfolgc zu 2 Jahren 9 Monaten Gefängnis und We gen verbotenen Waffenbesitzes z« 3 Wochen Hast verurteilt. Damit sind vorläufig die Akten eines überaus traurigen Falles geschlossen. Ein als ruhiger arbeitssamer Mensch bekannter 19jäh- rigcr Mann wird nachts aus dem Heimwege von einem weniger acht, baren, unicr dem Einfluß starken A'Ikoholgennsses stehenden Men. scheu durch einen Stich in den Bauch so schwer verletzt, daß er we nige Stunden darnach verstirbt. Der Täter, der übrigens einer an gesehenen Familie enlstammt — sein Vater ist Lederwarensabrikant — gibt in der Verhandlung an, bei Ausführung der Tat sinnlos betrunken gewesen zu sein, lieber den Hergang der Tat brei tet sich das Dunkel der Nackt und dos noch mämrchdriiiglichere Dun kel des Todes. Der Verteidiger plädiert aus geistig« Unzurechnungs fähigkeit. Einige Wort«, die der unglückliche Werner Reinkober noch mit dem Arzt wechseln konnte, sind das einzige unmittelbare Zeugnis der Gegenseite. Das Schwurgericht kommt aus 2)1 Jahr« Gefäng nis zu. Der irdischen Gerechtigkeit ist bannt Genüge getan. Und doch ist diese nächtliche Tragödie von viel grundsätzlicherer Bedeutung. Ist cs wirklich ganz in der Ordnung, wenn der Täter seine sinnlos« Betrunkenheit als strafmildernden Umstand auSmünzen kan«? Oder bat nicht dock) jene Forderung einer Fmuenschutz- organistrtlon recht, die bei der Reform des Strafgesetzbuches verlangt, daß der Alkoholvausch nickst wie bisher eine strafmildernde Rolle spielen, sondern vielmehr sirafverschärsend wirken solle? Wenn man den vorliegenden Fall Reinkober-Häiicl durchdenkt, kann man diese Forderung durchaus verstehen. Doch das traurige Unglück macht letzten Eräes auch eine härtere Simse nicht ungeschehen. Vorbeugend gegen solche tierische Verrohung des Menschen, wie sie in sinn losen Betrunkenheit, die zum Totschlag führt, zulltgc tritt, k-.inn nur eine grundsätzlich andere Einstellung zu dem Problem AUolwlismus führen. Es ist erschreckend, nste viele schwer« Straftaten jahraus — jahrein auf dieses Konto „Alkoholmißbranch" entfallen. Darum kmm man die Arbeit lener Organisationen, die sich den Kamps gegen den MkoholismuS znm Ziel gesetzt haben, nicht hoch genug vem>- schlagen. worden: Postamt 24 s.Hptbhs.) Richtung Prag—Wien 10.00; Richtung Berlin 13.20 Postamt 1 (Postplatz) 10.05; 13.25. Post amt 6 sAlbertstr.) 10.29; 13.40. Postamt 25 sNeust. Bhf.) 10.30; 13.50. Flugplatz sHcller) 10.55; 14.15. : Neuer Gast im Zoo. Am Freitag ist ein Polariaucher in dos Aquarium eingezogen und in dem großen Tauchbecken, das seit Herbst schon unser heimischer Zwergtanrher bewohnt, unterg«. bracht worden. Dieser ansehnliche Vogel gehört zu den Seetauchern, die in allen nordischen Meeren zu Hause sind, zur Winterszeit aber unsere Süßwässcr aufsuchen, und infolge ihrer großen Unbchoifenheit auf dem Lande und infolge der Schwierigkeit vom Boden auffliegen zu können, häufig in menschliche Gefangenschaft geraten. Meist sind sie dann schwer ans Futter zu gewöhnen, der unselige aber, der von Herrn Fabrikbesitzer Leo Melzer-Jöhstadt geschenkt wurde, brach gleich in den Fischschwarm ein und verschlang vier ansehnliche Gold- orsen, so daß er sich vielleicht länger« Zelt am Leben erhalten lassen wird. Sonate (Werk 14) sür Violine und Klavier von Karol Rathaus hörte ich nicht, da ich einer anderen Verpflichtung obliegen niußle. „Die Tänze des König David" von Mario Castelnuova- Tedcsco für Klavier arbeiten zwar mit oie! Krastausgebot, und erinnern sich, daß man bei Chopin und Grieg allerhand brauch bare Lyrik findet, hoben aber nicht die Kraft, irgend welche nachhaltige Eindrücke zu hintcrlossen. Paul Aron, Ernst Lommatzsch, Willy Jan da, Georg Seifert, Bernhard Günther, sowie die Damen Margarethe Thum, Helen« Müller-Schäfer, Kätc Mc Bride, Dorle Winkler waren den Werken erlesene Interpreten. Und das Ergebnis: Man wartet noch geduldig aus den, der in der neuen Musik wirklich etwas zu sagen hat. —Ist— Palmengarten. Während im KünsUerhause di« Sonate von Karol Rathaus für sick Interesse zu gewinnen suchte, hatte ich Gelegenheit, einige Brahms-Lieder von Iosi Lübke- Das senge zu hören. Die Künstlerin kann mit einer sympathischen, warmen Stimme aufwarten, die aber technisch zur Zeit noch zu weit hinten sitzt. Im Ausdruck fehlt ihr noch dle persönliche Note. Sie singt die Lieder mit schlichter Herz lichkeit und sehr lieb. Letzte» Endes genügt das ober für Brahms nicht. An wohlwollendem Beifall und Blumen fehlt« es der strebsamen Sängerin nicht. —Ist— Leipzig Leipziger Konzertabrrid. Das 5. Philharmonische br v n z c r I brachte hei Beteiligung des Riedelbrreins die Jahres zeiten von Joses Haydn (1732—1809). Chormeistcr Max Ludwig zeigte sich wieder als der briväbrte, umsichtig«, seinempfindende Di rigent. der vor allem die Chöre zu höchster Entfaltung brachte. Sie sind und bleiben die Eckpfeiler deS ..Oratoriums" überhaupt. Diese reise Werk des beiahrkcn Meisters (Die Schöpfung ist das leuch tende Gegenstück) über den ansprechenden Ter> nach Thomson er- eläiizt trotz seiner 125 Jahre noch immer in nnverwelflicher Frische. Hin echter Haydn, dessen Gedankenfülle gleichen Schritt hält mit »iner gerodnu verblüffenden Meisterschaft der Formgebung, worin Haydn als Muster schlechthin zu gelten Hai. Die Solisten — allen voran Ernst Otlcrkamp als Träger der Naßrollc — im Verein mit Cbarlotle Börner und Ernst Neubert — meisterten ihre umsang- relchen und mil Koloraturen ausgestaltcten Gesängen und schufen in Verbindung nrst dem zuverlässigen Leipziger Sinfonieorchester eine Gesamtleistung, die die zahlreiche Zuhörerschaft von der ersten bis zur letzten Note fesselte. (Vielleicht dürsten einige Kürzungen zu Anfang doch von Vorteil für das Ganze sein). Die diesmalige Auf stellung des Chores möglichst weit in den Saal herein erwies sich als vorteilhaft und kam insbesondere den herrlichen Cbören zugute. Je ne verklungene, versunkene Zeit in all ihrer Harmlosigkeit rmd zuweilen kindlichen Einfalt regt dann und wann den Zubörer zu nachdenklich machenden Vergleichen nrii unserer Zeit an. Das Gec kenhafte kommt — so will es uns mitunter scheinen — heute nicht sel- icn z» kurz. Dr. H. L. Kunst une> V>/iL5«n5ckstt Der Große Staatspreis der Akademie der bildenden Künste zu Dresden aus das Jahr 1927. Der Große Staats- preis wird in zwei i/lbteilungen ausgeschrieben: a) sür Land schaftsmaler, b) sür dekorative Malerei. Um dies« beiden Stipendien können sich Maler sächsischer Staatsangehörigkeit bewerben, welche di« Akademie der bildenden Künste min destens zwei Jahre lang besucht und sie nicht vor Ostern 1924 verlassen haben. Als Be w e rb u n g s a rb e i t ist an das Sekretariat der Akademie der bildenden Künste zu Dresden, Brühlschcr Garten 2b, bis zum 10. März 1928 kostenfrei abzu- Uefern zu a) «in vollendetes Gemälde, dessen Größe, Gegen stand und Material sreigestesst ist. Zu b) wird nachstehende AufMbe gestellt, die bis zum gleichen Tag« zu lösen ist. In der Vorhalle eines Sportgebäudes sind über den 8 Eingongstüren znm Gymnastiksaal figürliche Malereien anzubringen. Die Türen, aus Nußbaum, sin- 1,60 Meter breit und 2.40 Meter hoch, die BUdslächen sind ebenfalls 1.60 Meter breit und gehen in einer Höhe von 3.20 Meter bis zur Decke. Es soll die Wir- kung einer architektonischen Ueberhöhung der Türen erreicht werden. Verlangt wird ein Entwurf der ganzen Wand im Maßstob 1:10, mit Angabe des einfarbigen Tones der Wand, und eine der Malereien in ^ der vollen Größe. Aufrisse der Wand sind in der Akademie der bildenden Künste zu erholten. Die Bewerber haben sick bis spätestens Sonnabend, den 18. Fe - brnar 1928 bei der Akademie der bildenden Künste anzumel den. Der Große Staatspreis besteht in einem Rcisestivendium von insnesamt 4000 RM., das mit je 2000 RM. an die beiden Kunstfäck)«r verteilt werden soll. Das kole Fort Douaumont Von Hermann Ziese-Beringer. Den folgenden Abschnitt entnehmen wir dem im FrundSbcvg-Verfag, Berlin SW 11, demnächst er scheinenden Buche „Das unsichtbare Denkmal" von Maxim Zicfe und Hermann Ziese-Beringer, das an Hand von 200 Origlnalaufnahmcn die großen Kam Pf orte an der ehemaligen Westfront in ihrem heutige« Aussehen schildert. Inmitten Heideftiller Einsamkeit ruhen zerschmetterte Koloss« mit jenen Namen, die wie ein Schrei durch die Seele zweier Völ- ker gellten: Douaumont und Vaux. Durch den Vaux-Grund und die Kasemattenschlucht steigt man hinauf zu dem Fort Douaumont. Lang« sucht das Auge vergeblich nach dem ragcndeik Klotz aus Beton und Mauerwerk. Aber nur Gras und Blumen und Buschwerk zittern weit hinaus im Wind. Wo ist Fort Douaumont . . . ? Die Erinnerung zeigt einen hochgeschwungcncn, lchmbmunen Berg, der einen langgestrecklen Koloß trägt wie eine Krone. Tag und Nacht wuchsen ungeheure Bäum« von Rauch und Feuer aus seinem Gipfel. Und jetzt? Dort, wo der rotleuchtcnde Mohn in Feldern steht, mögen wohl die letzten Reste der Umwallung sein . . . man steigt hinan und gewahrt plötzlich eine zerrissene Felswand, in deren Spalten und Fugen kleine Sträucher und Gras wurzeln. Zerbro chen, wie der Hang eines Sleinbruches schimmert graues Geflüster Das ist Fori Douaumont. Still ist es ringsum. Schmetterlinge taumeln über die Stcin- wand, wcglos und trunken. Geduckt, begraben unter Gras und Strauch, vergessen wie eine Ruine aus verklungener Zeit, ruhen die Reste des Forts in diesem einsamen Land. Fort Douarmiont ist tot — stumm liegt es in einem toten Land. Es ist, als wären nicht zehn Jahre dahingegangen, es ist, als wären Jahrhunderte vorübcrgeschritten. Heule aber schon beginnt ein geheimnisvoller Schleier von Legenden den Douaumont zu umivebcn. Die beiden Soldaten, die jetzt als „Besatzung" aus dem Fort sind, führen de» Besucher in da» Innere und erzählen aar absonderlich« Ding« . ..
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