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Sächsische Volkszeitung : 17.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192712175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271217
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-17
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
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vle Sl'mmenkhallt. g enei Trier d.r Z nikMirikikiion Der Standpunkt de» Abg. Joos. Ein Mitglied unsere" Reda'Uon hatte gestern Gelegen, heit, Herrn Abg. Joos über die Gründe zu befragen, die Ihn und einen Teil seiner Freunde veranlagt haben, bei der Abstimmung über das Besoldungsgesetz sich der Stimm« zu enthalten. Wir geben die Erklärungen nachstehend wieder: Frage: Warum hat ein Teil der Mitglieder der Zen- trunwsraUion bei der Aostinnnung über das Besoldungsgesetz sich der Stimme enthalten? Die öffentliche Meinung geht dahin, dag es sich dabei lediglich um den sogenannten Ar- beitcrslügcl in der Zentruinssraiuon handele. Antwort: Die Frage mühte allgemeiner gestellt werden: venu cs handelt sich um verschiedene Parteien. Schon aus i dem Abstiiiimungsuerhältnis geht hervor, dag nicht bloß Ver treter der christlichen Arbeiterbewegung, sondern auch Vertreter »er Wirtschaft, der Landwirtschaft und des Mittelstandes bis >u>» letzten Augenblick schwere Bedenken gehabt habe» Frage: Woraus beziehen sich diese Bedenken? Ist man der Meinung, daß eine derzeitige Besoldungserköhung sachlich ungerechtfertigt und politisch untragbar wäre? Antwort: Nein. Auch diejenigen, die glaubten, an chre» Bedenken und Befürchtungen fefthalten zu müssen, haben leinen Zweifel darüber gelassen, dag sie a n sich nichts gegen eine Ausbesserung von Beamiengehiiltcrn euizuwende» haben. Die Parteien haben sie in den letzten Jahren gefordert, und die verschiedenen Fuianzministcr haben sie versprochen. Dag lediglich Neid in christlichen Ardeiterkreisen einer Aus besserung von Bcamtengehältern im Wege gestanden hätte, daß man also gewissermaßen den Beamten eine Besserung ihrer Ge haltsverhältnisse nicht gönnte, das wird im Ernst wohl nie mand annehmen wollen. Tatsächlich richtete sich die Haltung derjenigen, die Bedeuten hatten, lediglich gegen das Ausmatz im Zuiammenhang mit der wirtschaftlichen, finan ziellen und sozialen Gesamtlage im Reich, in den Ländern und Gemeinden. Frage: Könnten Sie uns nicht näher präzisieren, was darunter verstanden werden soll? Antwort: In der Erklärung der Zentrum s- sraktion ist einiges da-o- "»---d-mt»« Es ko-n ^"en nicht entgangen sei», welchen Wert man dabei aus die Forde rung einer organische» Verwaltungsresorm legte. Die Gelegenheit der Bcsoldungsresorm mutzte benutzt werden, um in dieser Frage einen Schritt voran zu tomme». Frage: Die Zentrumssraltion hat doch verschiede»« Bestimmungen in die Vorlage hineingearücitet, die aas der Linie einer energische» Rejorm liege» und die auch leinen besonderen Widerspruch gesunden habe»? Antwort: Ecwitz. Die Zentrumssraltion hat sich über haupt bemüht, der Vorlage eine tragbare Form zu geben und das Risiko ihrer wirtschaftspolitischen. finanzpoiilifchcn, sozialpolitischen und, wenn sie wolle», reparationspolitisch,'» Auswirkungen aus ein Minimum zu beschränken. Die letzten Wochen und Tage waren sür di« Fraktion sehr schwer. Die Aussprachen im Vorstand wie in der Fraktion waren wre selten von einem sachlichen Ernst und tiesem Vcrant- wortlichkcitsgefühl getragen. Auch die Rcichsregicrung selbst ist zu mancherlei Uebeilegungen angeregt worden. Der praktische Erfolg blieb nichtsdestoweniger sragwüvdig. Frage: Die Erklärung der Fraktion weist doch aber unter anderem auch auf die ernste Lage der Arbeitersct>ast im Bergbau und in der Grotzindustric hin? Antwort: Das genügt nicht. Wir müsse» die Auswir kungen in viel weiterer Raumwirkung sehen. Schon die Tatsache, datz eine Erhöhung der Beamtengehäller sür di« Reichsbahn die Gefahr einer Erhöhung der Tarife oder eine Ab- drossclung von Ansgaben sür werbende Anlagen mit sich bringen könnte, gab Grund genug zu tleberleguiigen. D«»n die Folge mützte eine Abschwächnng der Konjunktur und steigende Arbeiis- losigleit sein. Datz die Gewerkschaften vor nmsnngreiche Lohn bewegungen gestellt werden, ist naheliegend, und diese Bewe gungen sind nicht damit zu erledigen, datz man die Forderungen als wirtschaftlich nicht tragbar erklärt. Das Lohn niveau im Bergbau entspricht zumal in keiner Weise den beson deren Ansordernngcn »nd Gefahrennionienic» dieses Berufes. Frage: Wie aber, wenn die Versuche z» einer ent sprechenden Erhöhung an den, Widerstande der Kohlenpreis erhöhung sü-eitern sollten? Daran ist wohl ernstlich zu denken? Antwort: Gut. Sie rechnen also mit Lohnbewegungen, mit Lohnkämpfc». Trotz alledem mutz ousfallen, datz die so zialdemokratische A r b e i t r r b r,o e g u n g. die den selben Schwierigkeiten untersteht, durch ihre Fraktion Los Gesetz anscheinend ohne Sorge »nd Befürchtungen angenommen hat. Das mag die sozialdenuckraiische Fraktion mit sich selber ab machen. An sich ist es nicht verwunderlich. Cie glaudt Unmög liches möalich machen zu können. Sie nimmt nn, dntz sic in der nächsten Zeit lllieme» ans dem Leder der kopilnlistischen Unter- Di« »rlkichen Sonderzuschlage sollen nach dem vom ReichskabineU gebilligten Plan allmählich und möglichst vorsichtig abgebaut werden. Deshalb soll der mit Rücksicht auf die jetzige Erhöhung der Beamtenbesoldung notwendige Ab bau nicht sofort am 1. Oktober 1927 mirtsam, sondern aus «inen längeren Zeitraum verteilt werden. Infolgedessen wird zunächst nur ein Teil des Abbaues verwirklicht, während ein Restteil des abzubaurnden Sonderzuschlagrs noch für IX Jahre bestehen bleibt. Zugunsten der Beamten wird dieser später abzubauende Teil ihnen nicht mit den monatlichen Be zügen in verhältnismähig kleinen Beträgen, sondern am 14. Ja nuar 1928 mit einem vollen Iahresbetrag und am Ich Januar 1 929 mit einem halben Jahresbetrag gezahlt, so datz also auf diese Weise zwei Abbautcrmine zur Ermöglichung dieses allmählichen Abbaues vorgesehen find, und zwar de, 1. Oktober t927 und der 1. April 1929. Diese'Regelung bringt «ine Ersparnis zugunston de» Reiches, der Reichsbahn und Re chspost in Höh« von 196 Millionen Mark, sür die Reichsbahn etwa 17 und Rcichspost 37 Millionen. Zu beachten ist aber, datz diese finanziell« Aus wirkung in voller Höhe sich erst in zwei Jahren auswirkt, weil auch die Abfindungssummen, die den Abbau als Uebergangs« matznahme lindern sollen, in Rechnung zu stellen sind. Für die mit Sonderzulagen bedachten Beamten bedeutet der vorgesehene Abbau mit diesen Prozentsätzen, die seit Jahren in Kraft waren, eine erhebliche Verminderung ihrer Bezüge, Die neue Besoldung wirkt sich diesen Personen gegenüber deshalb erheblich geringer aus als in andren Landesteilen. Dafür hatten sie aber auch bisher einen Vorzug, den alle anderen nicht hatten. Im Einzelnen wird sich der Abbau solgendermohen gestalten: l. Ab l. Oktober 1927: u) Es verschwinden die örtlichen Eonderzuschläge von bisher « und 2 Prozent vollständig. i>) Im besetzten Gebiet werden die örtlichen Soeider- zuschläge von 15 Prozent ans 11 Prozent und von 10 Prozent auf 6 Prozent herabgesetzt, c) In den Randgebieten werden 1 Prozent von den Eesamtbezügen und K Prozent vom Wohnungsgeld- zuschutz vcrlchwinden, so datz verbleiben: Bei bisher neymungen icyrieioen rann. Wenn nicht, dann werden sich eben automatisch soziale Spannungen. Kämpse «instellcn. Vom sozial demokratischen Standpunkt ans ha! natürlich auch das wieder seinen agüatorischen und auch seinen w a h l p o l > t i s ch e u Nutzen. Unser Ausgangspunkt und unser Ziel ist nalurgcinäg rin anderes, und darum auch unsere Verantwortung. Im übrigen ergab sich nach der sozialen Seite hin noch die besondere Erschwerung, datz das Ncichsfinanzminislerium, abgesehen von geringfügigen Wcihnachtsznlagc», keine Mittel sür eine dauernde Erhöhung der Renten sür Invaliden, Kleinrentner und Wcrts- pensionäre zur Verfügung hat. Der Finanzminister will seinen Etat unter allen Umständen im Gleiänzewicht halten. Wir haben Verständnis dafür gerade unter dem Gesichtspunkt einer verant wortlichen Staatspolitik. Frage: Sehen Sie tm Zusammenhang mit der Besol- dungsrewrm ernste Verwicklungen mit dem Neparations- agenten? Antwort: Die Frage ist viel zu verwickelt und zu ge- ährlich, als datz sie besprochen werden könnte. Man kann sich eine eigenen Gedanken und Sorgen machen. Man kann auch o tun. als ob es einen nichts angingc. Oppositionsparteien werden da natürlich immer anders denken, als Regierungspar teien, und auch da wieder särbt sich das Urteil, je nachdem man auf den Augenblick sicht oder in die Zukunst. Frage: Es ist ansgefallen, datz in der Zentrmns- frakiion eine differenziert« Abstimmung zu dem tozialdeinokratifchcn Antrag über die Begrenzung der Pen sionen stattgesunden hat, und datz auch zwischen der zweiten und dritten Lesung wiederum Abweichungen vorkamcn. Antwort: Das stimmt. Mir fanden uns plötzlich etwas unvorbereitet vor den Antrag gestellt der gewiß eine schematische Lökuira einer schwierigen Frage, und Zwar am Unrechten Ort, wollte. Wenn verschieden« Stimmen in der Zentrumssraktion vem Anlraa in der zweiten Lesung zufielen, fo nur. weil sie 15 Prozent 11 Prozent zum Grundgehalt Frauen- uu» Kindcrzuschläge und 5 Prozent -um Wohnungsgekd- zuschuß und bei bisher tv Prozent K Prozent vom Grund gehalt Frauen- und Kinderzuschläge. 6) In Berlin. Hamburg »nd den Hamburg gleich gestellten Orten wird der örtlich« Conderziischlag von b Prozent zu den Eesamtbezügen aus I Prozent -um Grundgehalt herabgejetzt. 2. Am 1. April 1929 tritt folgender weiterer A». bau ein: a) Im befehlen Gebiet in Osten mit bis dahin II Prozent um 3 Prozent vom Grundgehalt und u« II Prozent vom Wohnungsgeldzuschutz, Frauen- und Kindcrzuschlag auf 8 Prozent zum Grundgehalt und m Osten mit bis dahin 6 Prozent um l Prozent vo« Grundgehalt und um 6 Prozent vom Wohnungsgcld- zuschutz, Frauen- und Kinder-uschlag auf 5 Prozent -um Grundgehalt. d) In den Randgebieten in Orten mit dis dahin b Prozent zum Wohnungsgeldzuschutz und um 1l Prozent -um Grundgehalt und den übrigen Bezügen um e Pr«° -ent vom Grundgehalt. 5 Prozent vom Wohmingsgeld- zuschlag 11 Prozent Frauen- und Kinderzuschlag auf 5 Prozent zum Grundgehalt «nd in den Orten mit bi, dahin 6 Prozent zum Grundgehalt Frauen- und Kindeu- zuschlag auf 6 Prozent (Der Zuschlag wird also künftig nur noch auf das Grundgehalt gewährt, ad«, auch diese Beträge sollen allmählich fortfallen) 2. Dom r. Oktober 1927 ab werden dir nach 2. endgültig ver- bleibenden 166-Sntze von den neuen Erundgchaltssätzen gezahlt, während di« darüber hinaus bis 1. April 1S2S in Form dieser beiden Zahlungen vom Januar 1928 bzw. 1929 gezahlten lüv-Sätze nach dem Stande voin 36. Sep tember 1927 gezahlt werden. Er verbleiben also an Stell» der bisherigen Sätze von 15 Prozent und 16 Prozent ») in besetzten Gebieten an Stell« von 15 Prozent 8 Prozent zum neuen Grundgehalt, an Stelle von 16 Prozent 5 Prozent zum neuen Grundgehalt, b) in den Randgebieten an Stelle von !5 Prozent 5 Pro zent und an Stelle von 16 Prozent 6 Prozent neben de» Abfindungssummen »t« Tendenz einer Begrenzung der Hohe der Pensionen unter streichen wollten. Zu Beginn der dritten Lesung erfolgte di« Erklärung des Fraktionsvorsitzenden v. EuSrard. Nun kommt es darauf an, ,oeln>e Initiativ« in der nächsten Zeit entwickelt wird. Die Zentrumsparlei hat eine klare Verpflichtung übernommen. Sie wird sie erfüllen. Frage: Hat der Beschlutz des Rcichsrates. die so genannte Lex Brüning nicht durchzusühren und die Lohn steuer also nicht zu senken, einen besonderen Eindruck in den Kreisen gemacht, die eine Erledigung der Bcsoldungsresorm mit Sorgen verknüpften? Antwort: Aber ganz gewitz. Dieser Bcschlutz des Neichs- rate» zeigt, wie weit wir gekommen sind. Hier in der Be- amlenbesöldung wird ein gegebener Zustand gebessert, und dort wird ein Recht, das den Lohn- und Gchaltsempsänger» zugute kommt, mißachtet. Damit ist dem Verdacht Vorschub geleistet, als ob aus den Lohnsteucrerträgnisscn das Geld für die Er höhung der Beamienbesoldung genommen werden sollte. Eine solche Lösung wäre aber unmöglich. Frage: Halten Sie cs für möglich, datz der Neichs- ftnanzminister den Ländern Zusicherungen hinsichtlich der Nlchtdurchsllhrung der Lex Brüning gemacht hat? Antwort: Das ist ganz ausgeschlossen. Hier über liegen ganz bestimmte Erklärungen des Herrn Reichs finanzministers vor. Alle derartigen Gerücht« sind falsch Di« nächste» Tag« werden darüber Klarheit schossen. Frage : Halten Sie es für möglich, datz die Meinungs verschiedenheiten, die sich bei der Erledigung der Besoldungs vorlage wegen ihres Ausmaßes und ihrer Auswirkungen er. geben haben, jetzt nach Erledigung der Vorlage im Land« noch weitergehen und Unruhe in Parteikreisen schaffen? Antwort: Ich glaube cs nicht. Eben deshalb nicht, weil die Eesamt'raktion alles getan hat, was in ihren Kräften stand, um vorhandene Bedenken abru schwächen Schatten -er Vergangenheit Kriminalroman von M. B. Hohenhosen. Nachdruck verboten. 25. Fortsetzung. „Ich besitze sic'.' „Ich werde aber nie cinwilligen, niemals!' „Gut! In der Stunde, in der Sie mich endgültig abwciscn, wird Ihr Vater verhaftet werden. Er ist in meiner Macht. Ich kann ih» anzcigen, und er wird dann im Zuchthaus enden " „Das ist nicht wahr!' Mit gellender Stimme hatte sie es geschrien, erschüttert von der Schwere seiner Anklage. „Er wird im Zuchthaus enden!' wiederholte Frank Nurncs. „Und Sie allein find der Preis meines Schweigens. Glauben Sic mir nun, daß ich ihn und Sie ztvingen kann?' Ihr gellender Schrei triar gehört worden. Die Türe wurde aufgerisscn, und ans der Tnrschwcllc erschien Matthias Rabnser. „Was ist geschehen?' Seine stechciwen Augen irrten von Frank Burncs zu Anne hin. „Vater! Ist es wahr, was Herr Burncs behauptete?' Tn schloß Matthias Nabuser hinter sich die Türe. Seine Stimme klang wie ein heiseres Röcheln: ,Was hat er behauptet?' Da antwortete Frank Burncs: „Daß mein Schweigen nicht teuer genug erkauft werden kan». Daß zwischen den Wänden eines Zuchthauses für Matthias Nabuscr Raum geschaffen wird, wen» ich cs will." .Acufel!" Und mit geballten Fäusten wollte Nabuscr ans ihn kos stürzen. Doch Anne Nabuscr sprang dazwischen und hielt den großen, starken Mann zurück. Höhnend klang Frank Burncs' Antwort: „Nur keine Uebcreilung, Matthias Nabuscr. Ich bin nicht Bob Hohspcath. Was brausest du so wild auf? Ich will ja nur ein glattes Geschäft, hier Ware, hier Preis!' Nur eines erfaßte Anne Nabuscr. ' Ihr Vater halte nicht widersprochen! So war es Wahrheit, was Frank Burncs zu behaupten getvagt hatte? Und sie aal» den Vater frei und sank Milos ans das Ruhebett uiedcr. 15. Anne Nabuscr saß mit weitgeöfsnete» Augen, die irr ins Leere starrten, immer »och auf dem Ruhebett; ihre Hände lagen wie bleiern im Schoß Cie halte nun alles vernommen! Ms das Hohnlächelt vo» Frank Burncs verklungen war und er sich aus dem Zimmer enl- scrnt hatte, da hatte Matthias Rabuser selbst alles erzählt, von dem gemeinsamen Band des Verbrechens, das ihn mit Frank BurneS und Nalizan Sichel zusammcnkcttete. Nur vo» den« nächtlichen Be such in seinem Arbeitszimmer und von dem damit zusammenhängen den Ereignis schwieg er. Nicht einen Augenblick war Anne darüber im Zweifel, daß Frank Burncs gegen ihren Vater zum Ankläger werden würde, wenn sic ihn zurnckiveiscn wollte, auch wenn er dabei selbst verurteilt werden mußte. So nxir das Entsetzliche doch Wahrheit! Anne Rabuser verstand jetzt, warum ihr Vater immer wie. der so große Reisen unternommen Halle. Sic wußte nun, woher der Reichtum kam, vor dem sie jetzt ein Grauen empfand. Die Tatsachen waren nicht wehr ungeschehen zu machen! lind sie war bis zu dieser Stunde ahnungslos geblieben. Was sollte sie jetzt tun? D,e Augen brannten sie wie Feuer! So groß Ivar der Schmerz, daß sic nicht einmal Tränen finden konnte. So war jene große Gefahr über sic hcrci,«gebrochen, die sic vorahncnd cmpsnnden hatte. Was nun? Immer grübelte sie an dieser Frage. Das eine stand am furchtbarsten vor ihren Lliugen: Ihr Glück nwr für immer dahin. Wenn sic sich der Werbung Frank Burncs' widersehte, dann jührl« dieser seine Drohung aus: »nd ihr iltater mußte verurteilt werden. Dann war sie nur noch die Tochter eines — Zuchthäus lers, und sie würde ihn diesem Schicksal ausgeliescrt haben! Mit diesem Bcwußisci» aber würde sic keine glückliche Stunde mehr haben. Tara» würde aber auch der Traum ihrer Liebe scheitern, de»» als des Verurteilten Tochter würde sic nie die Braut Doktor Erwin Fröhlichs sein können. Erfüllte sie aber Frank Burncs' Forderung, dann rettete sie damit den Vater wohl vor der schlimmsten Schmach und Demüti gung, aber Frank Burncs' Weib zu sein, dünkte ihr fast schlimmer als der Tod! Gab es denn noch einen dritten Weg? Ihr Glück Ivar auf jeden Fall vernichtet! Von ihr abgewcndct stand Matthias Rabuser; feine Stimm» klang leise und zögernd: „Was willst du tun?" Anne schüttelte den Kops: ,Hch weiß es nicht!" Kein Mitleid sür ihn! In dem Mann, in dem nur «in gro ßer Egoismus gelebt halte, der nur das eine Ziel gekannt, Reich- tümcr um jeden Preis zu gewinnen, der, einmal aus die Bahn des Verbrechens geschleudert, kein Zurück mehr hatte finden können, kroch nun die Angst auf. Er empsand den nahen Zusammenbruch, noch mehr aber die Furcht vor der Strafe. Hart und mitleidslos war er selbst gewesen, wenn er seine Ziele oersolgt Halle. Und nun mußte er von seinem Kinde Mitleid fordern. Zögernd versuchte er es: ,öJch habe cs doch getan, weil ich dir ein sorgcnsrcies Leben schassen wollte!" Da sprang Anne Rabnser empor, wäbrend eine Blutwcll« ihre Wangen übergoß: „Sag das nicht! Dieses Geld hätte ich immer verachtet Ich will dich nicht anklagc», aber ich kann es nicht hören, und cs ist auch nicht wahr, daß alles um meinetwillen geschclen sei" „So wirst du es lieber sehen, wen» man vor dem Gericht mit Fingern auf niich weisen wird? Willst du des Zuchthäuslers Kind sein?" „Pater, nicht dieses Wort!" ,Was willst du denn?" „Ich würde daran sterben, wenn Frank Bnrnes ,»ich zu be rühren wagte." Dann bleibt mir nur ein Weg: aber cS ist ein trauriger Eie- danke, daß eS meine einzige Tochter ist, die mich diesem Schicksal zutrcibt." „Nein, nein! Das will ich nicht!" „Und trotzdem tust du es! Frank Burncs wird rücksichtslos seine Drohung durchsetzen Was liegt ihm daran, wenn er mit mir verurteilt wird? Er vertiert nicht viel! Aber mich hat er damit vernichtet, mich und auch dich." „Gibt cs denn keinen andern Ausweg?" Matthias Nabuscr schwieg einen Augenblick. Dann ries er: „Ich wüßte einen." „Welchen?" (Fortsetzung folgt.)
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