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Sächsische Volkszeitung : 17.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192712175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271217
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-17
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.12.1927
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Die zukünftigen Kardinale (Von unserem Korrespondenten) Warum nicht immer so? Ein, kurze Lanbtagssitzung Dresden, 16. Dezember. Die gestrige Landtagssitzung, die erst gegen 2 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Eckardt eröfsnet wurde, war nur von kurzer Dauer. Auf de,» Platze des Landlagspräsidenten Schwarz, der zum ersten Male nach seiner schweren Erkrankung im Hause anwesend war, prangte ein Strauß roter Rosen. Um dem Beamten- und Be- soldungsausschuß Gelegenheit zu geben, seine Arbeiten zu fördern, schlug der Vizepräsident vor, die heutige Tagesordnung bedeutend zu vereinfachen und u. a. die gesamten Besoldnngssragen abzusetzen. Das Hans erklärte sich damit einverstanden. Es folgte die erste Beratung über den Gesetzentwurf zur Aen- ocrnng der Bezeichnungen GerichlSschreiber, Gcrichtsschreiberei und Gerichtsdiener. Die neuen Bezeichnungen sind Geschäftsstelle, Ur- knndsbeamter der Geschäftsstelle und Gerichtswachtmeistcr. Die Vor lage wurde sofort in Schlußbcratung genommen und fand einstimmige Annahme. Sodann wurde der Gesetzentwurf über die Kostenlast bei Aufwendungen für den Lcbensbcdars infolge polizeilicher Maßnahmen ohne Aussprache dem RechlsauSschnß überwiesen. Endlich wurde noch über zwei sozialdemokratische Anträge verhandelt, die durch den Abg. Harlsch lSoz.) begründet wurden. Der erste Antrag, den sächsischen Staalsarbeitern eine ein malige Beihilfe zuzuweisen sowie wegen der Einzelheiten mit dem Verbände der Gemeinde- und Staalsarbeiter zu verhandeln, wurde dem Hanslmltsausschuß A überwiese». Der zweite Antrag, das Fi nanzministerium anzuweisen, den Facharbeitern gegenüber die tarif lichen Bedingungen einzuhalten, ging an den Haushaltsans'chnß B. Ein sozialoemolralischer Antrag, die nächste Vollsitzung aus Dienstag anznsetzen, wurde abgelchnt. Es bleibt beim Vorschlag des Präsidi ums, die nächste Sitz n n g einzuüerusen, sobald der Besol- dun g Sa u s sch n ß seine Arbeiten beendet hat. Schluß der Sitzung 2,30 Uhr. Nach dar Landtagssitzung setzte der Besoldungs- und B e« in t e n a n s sch n ß um 4 Uhr seine Beratungen zu dem Besoldungsgesetz fort. In der Hauptsache wurden die bis in die Abendstunden dauernden Verhandlungen zu eingehenden Beratungen über den Wohnnngsgeldzuschutz benutzt. 8V v. H. Vorauszahlung in Sachsen? Wie die Süchs.-Böhm. Korr, erfährt, wird die Regierung «niwedcr heute oder spätestens morgen voraussichtlich eine Ver ordnung erlassen, wonach den sächsischen Beamten, Lehrern usw. aus die Besoldungserhöhung eine 80prozentige Abschlags zahlung noch vor Weihnachten ansgezahlt werde» soll. Infolge der vielen Aenderungen, die der Besoldungsausschuß des Land tages vorzzenommen hat und da die Verabschiedung der Besol- dnngsvorlage nicht vor dem nächsten Dienstag, also vier Tage vor Weihnachten zu erwarten ist. läßt es sich trotz großer Vor arbeiten sowohl des Finanzministeriums als auch des Personal amtes im Ministerium des Innern nicht ermöglichen, noch vor Weihnachlen die vollen Beträge anszuzahlen, da die genau« DeizaUserrechnnng sehr zeitraubend ist. 2 mal 12 oder 247 Dre-chrn. 16. Dezember. In ver Presse sind Stimmen laut geworden, die sich darüber w>»,ocrn, daß das sächsische Gcsamtministeriiiiii bis auf weiteres da von Abstand genommen hat, di» 24-St»ndc»zählung, die bei Reichs bahn und Post eingesührt ist, auch für den Verkehr der Behörden und dainit für das bürgerliche Lebe» cinzuführen. Wenn man in der Presse ferner fragt, ob denn die Sächsische Regierung gar kein Empfinde» für moderne Zeiterfordcrnisse habe, so ist darauf zu ant- ivorlen, daß man die „modernen Zcitcrsordernissc" doch erst einmal unler die Lupe nehmen muß, che man der Sächsischen Negierung Rückständigkeit vorwirst. Die 24-Stu»denzählung ist praktisch für alle Vcrkehrsanstaltcn, die Tag und Nacht in Betrieb sind; den» hier werden tatsächlich Zweifel und Unsicherheiten durch die 24-Stnndcn- zählnng vermiede». Ja. es wäre sogar erwünscht, wenn Deutschland schon früher sich dem Vorgehen ausländischer Staaten in dieser Be ziehung angeschlossen hätte. Aber man sehe doch über die deutschen Grenzen hinaus, ob in de» Ländern, die die 24-Stundciizählnng in den Kursbüchern schon längere Zeit eingesührt haben, sich das bür gerliche Leben in Stadt und Land dem Vorgehe» ohne weiteres an » Rom, im Dezember Unter den geistlichen Würdenträgern, di« Papst Pius XI. im Geheimen Konsistorium am 19. Dezember mit >em Purpur des Kardinalates schmücken wird, befindet sich ein künftiger Kurienkardinal, der Titularerzbischos von Tarsus. A. E. Löpicier. Er wurde in Vaucouleuvs (Bistum Verdun) am 28. Februar 1863 geboren. Er gehört dom Orden der Teroiten (Diener Marias) an und war lang« Jahre Professor der Theo logie an den kölnischen Anstalten der propagamckn bicte. Wäh- rend dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche theologisch-wissen schaftliche V^er und Schriften. Mehrere Jahre bekleidete «r die Stellung des Generalsuperiors seines Ordens, bis er am 22. Mai 1924 zum Titularerzbischos von Tarsus (Zilizien) ernannt wurde. In der Folgezeit wurde er als apostolischer Visitator von dem Präfekten der propukuvicti». I-'-ici« in di« indischen Diözesen entsandt. In diesem Jahre stattete er in gleicher Eigenschaft Eritrea einen Besuch ab. — Prälat Lüpicier wurde schon von Papst Pins X. wegen seiner Gelehrsamkeit hoch geschützt und in der Auseinandersetzung mit den Irrlehren des Modernismus häufig zu Rat« gezogen. Er gehört den päpstlichen Kongregationen der Sakramentsdisziplin, der Ordensleute, der Glaubensvcrbreitung, der Seminar- und Unioersitätsstudien und der päpstlichen Kommission für Bibel studien als Konsultor an. Außerdem ist er Mitglied der päpst lichen römischen Akademie des hl. Thomas von Aquin. Titular- erzbischof Lüpicier wird an die Stelle des rurückgetrelenen Kardinals Billot als Kurienkardinal treten. Der Erzbischof von Quebec, R. Maria Rouleau, der aus dein Dominikanerorden hervorgegangen ist, ist in Jsle-Verl« am 6. April 1866 geboren und wurde am 9. Mürz 1923 zum Bischof von Valleyfield erwählt, welche Würde er bis zum Juli 1926 innehatte. Im vorigen Jahre wurde er dann ans den erzbischöf lichen Stuhl von Quebec erhoben und wußte sich in der verantwortungsschweren Stellung des Metropoliten bald di« Hochachtung und Anhänglichkeit des Klerus und der Gläubigen zu erwerben. Im bevorstehenden Konsistorium wird der Erzbischof von Burgos, Petrus Segura y Saenz, von Papst Pius XI. gleichzeitig auf den Priinasstuhl von Toledo und zur Kardinals- ivüvde erhoben. Der „Osservatore Romano" widmet dem neuen Primas von Spanien einen längeren Artikel, dem wir folgende Einzelheiten entnehmen: Erzbischof Segura wurde am 4. Dezember 1880 in Carazo in der Provinz Burgos als,Sohn eines Lehrerehepaars geboren, dessen drei Söhn« sich dein geist lichen Beruf« gewidmet haben. Nach Absolvierung seiner Gnmnasialstudien. bei denen er das Prädikat ..meritissiraws" geschloffen hat. Das ist nicht der Fall. Auch i» der modernen Zeit weiß man nämlich im bürgerlichen Leben (abgesehen vom Verkehrs wesen!) ganz genau auch bei der 12-Ztundenzählung, ob Vormittag oder Nachmittag gemeint ist, ohne daß ein entsprechender Zusatz ge macht wird. Oder ist es etwa zweifelhaft, welche Stunde» gemeint sind, wenn cs heißt: Die Burcanslunden sind von 9 bis 4 Uhr, das Konzert oder das Theater beginnt um 7ch0 Uhr. der Prediglgottes- dienst um 10 Uhr. man wird zum 5-Uhr-Tce gebeten und dergl. mehr? Solange nicht nachgewiesen wird, daß für den bürgerlichen Verkehr ein großer Vorteil durch die Einführung der 24-St»ndcnzählung erzielt wird, besteht keine Nötigung, eine sür das Verkehrswesen ver nünftigere Zählung auf das bürgerliche Leben zu übertragen. Heute jedenfalls hat sich die 24-Slundenzählung noch nicht in dem Bewußt sein oer Vevöllerung derartig festgesetzt, -aß man sofort, ohne das Subtrakttonsexempel mit der 12 zu machen, weiß, welche Zelt mit der Bezeichnung 13 bis 24 gemeint ist. ES ist möglich, daß sich diese Stundenbezcichiiungen so einbürgern, daß sie die Bevölkerung ge braucht, ohne weiter Ucberlegungen anstellen zu müssen. Dann wird die Zeit gekommen sein, sie auch für den bürgerlichen Verkehr ein- zusührcn. Jetzt besteht jedenfalls kein zwingender Anlaß, die Be völkerung an der Anweiidung der ihr seit Jahrhunderten geläufigen erhielt, bezog er di« Unrverptai von y-oinnlas, wo er oen riorror- grad in der Theologie, Philosophie und im kanonischen Recht erwarb. Einer seiner Lehrer an der Universität bezeichnet« ihn nach einer Meldung der „Unitä. Cattolica" als eine der schönsten Perlen, die in dem großen Seminar der Jesuiten geglänzt haben. Im Jahr« 1906 wurde er zum Priester geweiht und 1008 zum Pfarrverwalier vo» Salas de Bureba ernannt, welches Amt er bis September I960 bekleidet«, um alsdann mit dem Lehrstuhl für kanonisches Recht an der päpstlichen Universität des heiligen Hieronymus in Burgos betraut zu werden. Gleichzeitig las er dort Griechisch und Soziologie. Der Erzbischof von Burgos beauftragt« ihn, einen Kommentar zu den Dekreten Papst Pius X. über die heilig« Kommunion zu schreiben, welche auf dem eucharistischeu Kongreß in Madrid vongelegt und in dessen Akten vollständig ausgenommen wurde. 1912 wurde er als Lehrer der Dekretaleu an di« päpstlich« Universität von Valla dolid mit Zustimmung der päpstlichen Kongregation der Studien berufen, hielt dort Vorlesungen über Philosophie und kanonische« Recht und wirkt« zugleich als Studienpräfekt. Am 17. März 1916 ernannte ihn Papst Benedikt XV. zum Titularb-ischof von Apollonia und Weihbischof von Valladolid. Am 10. Juli 1920 wurde er zum Bischof von Eoria ernannt. Das offiziöse Blatt des Heiligen Stuhles würdigt seine erfolgreich« Tätigkeit im obcrhirtlichen Amte durch anerkennende Ausführungen und rühmt seine hervorragenden Hirtenschreiben. Bischof Segura visitierte die entlegensten Gegenden seines Bistums zu Fuß und zu Pferde, darunter einmal in Begleitung des spanischen Königs, der ihn hochschätzt« und wiederholt auszeichnet«. Am 20. De zember 1926 wurde er zum Erzbischof von Burgos präkoniffert, konnte aber erst im Februar 1927 seinen Einzug, in sein« Metro pole halten, da er di« Verwaltung der Diözese Eoria »och weiter- fiihren mußte. König Alfons XIII. unterzeichnet« am Feste Christi des Königs am 30. Oktober d. I. das Dekret, weiches dem Heiligen Vater den Erzbischof von Burgos zum künftigen Erzbischof von Toledo und Primas von Spanien Vorschlag. Al» solcher ist der erste Metropolit Spaniens gleichzeitig Präsident der katholischen Aktion in Spanien. Der zweit« im Konsistorium vom 19. Dezember tn ven höchsten Senat der Kirche aufzunehmende Franzos« ist der Erz bischof von Nesan<;on, Henri Charles Joseph Bi net. der am 8. April 1869 in Juvigny im Bistum Soissons geboren, am 16. Juli 1920 auf den Bischofsstuhl seiner Heimat erhoben und erst vor kurzer Zeit als Erzbischof nach Besinn;»» versetz« wurde. Erzbischof Binet war unter den ersten Bischöfe« Frankreichs, die im Kampfe gegen die Irrwege der Actio-, Frangaise belehrend und mahnend mit Entschiedenheit aufiraien Stundeilbezeichnung zu hindern, und eine Regierung übt nur klug eine löbliche Zurückhalmng, wenn sie nicht ohne Not i» vertraute Ge wohnheiten oer Bevölkerung eingreift. Gerade die Stimmen, di, sich gegen den Beschluß der Sächsischen Regierung wenden, können sich ja in anderen Fällen nicht laut genug über die Bevormundung der Bevölkerung durch dle Regierung beklagen. Jetzt, wo die Re gierung sich von einer unnötigen Bevormundung sernhält, ist es auch nicht recht. Anmeldung für -le pädag ogischen InMuke Dresden, 16. Dezember. Um die für Ostern notwendige» Einrichtungen rechtzeitig tref fen zu können, ist es nötig, daß schon jetzt die Zahl der Abiturienien sestgestcllt wird, die sich dem akademischen Studium sür das VolkS- schul-Lehramt zuivenden wolle». Dies« werden hierdurch ausgefor- dcrt, sich möglichst bis 28. Februar 1928 zu melden. Meldungen sind zu richten sür das pädagogische Institut in Dresden an Professor Dr. Seyferl, Dresden, Teplitzcr Straße 16; sür das zu Leipzig an Professor Dr. Richter, Leipzig-Süd 3, Gnstav-Frchtag-Straße 42 Dichlung und Dichter -er Jett Dieses ganz grundlegende Werk, 1911 zum ersten Male er schienen, liegt heute in neuer, völlig veränderter Auslage vor. Albert Soergel, Dichtung und Dichter der Zeit, Leipzig, R. Voigtlünder (in Ganzleinen 26 Mk.). Wer jemals sich eingehend mit der Literatur unserer Zeit beschäftigt hat, weiß, daß Soergel die Literaturgeschichte der Gegenwart ge schrieben hat. Er gestaltet den Aufbau seiner Darstellung nicht nach vorgefaßten Meinungen, sondern »ach der natürlichen Form der literarische» Erscheinungen. Die Dichter selbst und die zeitgenössische Kritik läßt er sprechen, seine eigene Kritik drängt nirgends störend vor. Aus anderen Literaturgeschichten lernt man die Meinung des Verfassers über die Literatur kennen, hier die Literatur selbst. Gegenüber den vor dem Krieg erscheinenden Auflage ist das Material des Werkes vielfach er gänzt und bis in die neueste Zeit fortgesührt. Einen ganz be sondere» Reiz dieser Literaturgeschichte bedeutet ihr Bildwerk, das die Zusammenhänge zwischen bildender und redender Kunst zeige» soll. Künstlervildpisse der Dichter, Originalillustrationen der Erstausgaben wichtiger Werke, Werkzeichen der Verlage, Handschriftenproben, Karikaturen und Photographien — es ist eine solche Fülle, das der Leser bei der ersten Lektüre gewiß weniger zum Lesen als zum Schauen kommt. Als Quellen werk ist diese Literaturgeschichte unschätzbar und unersetzlich. Die literarischen Strömungen der Kriegs- und Nachkriegs zeit hat Soergel im allgemeinen auch bei dieser Neuauslage außerhalb des Rahmens seiner Arbeit gelassen. Diese Strö mungen (unter denen mir die bedeutendste als Expressionis mus kennen, behandelt Soergel in der „Neuen Folge" seines Werkes, die 1926 zum ersten Male erschien (R. Voigt länder. Leipzig, in Leine» 24.— Mk.). Diese Darstellung der allerjiingsten Zeit war besonders heikel, der Verfasser hat hier in höchstem Maße seinen Takt und lein Einfühlungsvermögen bewährt. Unvermeidlich ist, daß dem einem oder anderen hie und da ein Name fehlen wird, oer ihm in den letzten Jahren wertvoll geworden ist. Gemessen aber an anderen Werken, etwa a» einem gewiß sehr kenntnisreiche» Buch, wie dem von A. Bartels über „Die Künasten" wird Soeraels Ueberlegenheit ganz klar erkenntlich Wir wünschen dem wertvollen Werk viele Leser und Freunde. Es wird seine Mission, sür die er nun schon säst zwei Jahrzehnte gewirkt hat, immer besser erfüllen: Verständnis und Freude an der Dichtung der Mitlebenden in unserem literarisch allzusehr aus die Vergangenheit eingestellten Volke zu wecken. Sombarl: Die deutsche Dolkswlrischafl Als die beste Einführung in die Nationalökgnomie hat man WernerSombarts Werk: „Diedeutsche Volks wirtschaft im 19. Jahrhundert" (erschienen im Verlag Georg Bondi, Berlin) bezeichnet. Und das mit größtem Recht. Es gibt keine vollendetere Schilderung wirt schaftlichen Probleme der Gegenwart so organisch aus ihrem gen, keinen lebendigeren Anschauungsunterricht, der die wirt schaftlichen Probleme der Gegenwart organisch aus ihrem Milieu herausivachsen läßt, als dieses längst anerkannte Som- bartsche Buch. Bon einer Schilderung der deutschen Wirt schaftsverhältnisse vor 100 Jahren als Hintergrund hebt sich die rasende Entwickelung unseres Volkes in das Industriezeitalter hinein, plastisch und bewunderungswert ab. Mit der Liebe eines gründlichen und doch die genialen Verbindungslinien nie verlierenden Forschers werden in einzelnen Etappen die Quer schnitte der volkswirtschaftlichen Entwickelung gezeichnet, zwar mit der technischen Peinlichkeit der impressionistischen Malkunst, aber doch mit einer Kompositionsgabe, die nie den Zusammen hang mit der Fülle des Lebens verliert und ebenfalls so ge meinverständlich und eindrucksvoll bleibt. Das Buch bietet eine überreiche Fülle an Tatsachenmaterial, das auf den neuesten Stand gebracht ist, und an gestaltenden und ordnenden Ideen. Mit feinem Verständnis dringt Sombart auch in den soziolo gischen Probleme unserer Tage ein. Sein ausgleichender Cha rakter nötigt auch dort Bewunderung ab. wo man in Einzel- fragen dem Verfasser nicht glaubt folgen zu können. In seiner meisterhaften Form der Darstellung wird dos Sombartsche Buch zu einem Lehrfaktor ebenso unterhaltsamer wie bildender Art. Di« Tatsache, daß mit der vorliegenden 7. Auflage bereits das 36. Tausend erreicht wird, ist wohl bei Büchern dieser Art. die schon ernstere Ansprüche an den Leser stellen, die beste Empfeh lung. Unsere Zeit lechzt nach einer gewissen wirtschaftlichen Allgemeinbildung. Wer sie in gefälliger Form auf wissensclM- lich zuverlässiger Basis erwerben will, -er wird am vorteil, haflesten nach diejein bewährten Buch« Werner Sombart- greifen. Nt. D. Die neue« Bücher des Paul-Lijt-Derlages Ohne Effekthascherei, nicht „preisend mit viel schönen Reden", auch nicht in ungeheurer Fülle bringt der ausgezeichnete Paul-List- Verlag in Leipzig, dem erst kürzlich der große Wurf mit Marcus .Lenin" und Lawrences .Musstand in der Wüste" (vgl die Bespre chungen in Nr. 270 und 279 unserer Zeitung!) gelungen ist, sein, letzten Weihnachtsgabe». Rudyard Kipling, der Meistcrnoveb list, einer der wenigen Ausländer, die zu empfehlen Gebot sür den vorurteilslosen, deutschen Kritiker scheint, kommt soeben mit seinem neuesten Werke „Bilanz" (Leinen 6.5V Mk.) heraus Das Auch erscheint außerhalb der „Ausgewäblten Werke", aber in der gleichen geschmackvolle» Ausmachung. Es ist ein Novellenband mit einem Dutzend neuer Erzählungen, die vielleicht nicht so kübn und nicht so unerhört kraftvoll sind wie die indischen, die aber eine bedeutende Abklärung des Weltmannes Kipling erkennen lassen und sich bald legendär, bald in strenger Realistik mit den Dingen unserer llnnvelt befassen. Die Religion Kiplings ist nicht die unsere, aber er ist im Kerne religiös und ganz anders geartet als die englischen Pietisten. Außerordentliche Anschaulichkeit und ein leicht spöttelnder Humor machen diese Novellen recht reizvoll. — Auch die „Ausgcwähllen Werke" sind fortgeschritten. Das „Dschungel buch" ist nun endlich dal Seine neue Ausgabe l>at Schwierigkeiten seitens des bisherigen Verlegers mit sich gebracht. Es ist noch bei weilem fes selnder als das schon srülier erschienene „Neue Dschungelbucb". Die großartigen Natur- »nd Ticrsclnldcrnngen. der ganz hohe Rang der Psychenkenntniffe Kiplings, die Schreibweise eines Dichters, der ein« — trotz Vermeidung von Abstraktem und schwer Elngänglichem — einsach wundervolle Art hat, in Tiefen zu dringen, hebt dieses Dschungclbuch, diese Erlebnisse hoch über alle ähnlichen Erzeugnisse. Das Buch kostet 4,50 Mark. — Endlich noch „Geschichten aus Atmla" (Leinen 6.50 Mk ), 10 teils ernste, teils humorvolle Erzäh lungen, die wie die Bände „Dunkles Indien" »nd andere das glü hende Leben des großen Reiches in seiner Farbenpracht »ns das Le ben der Europäer in diesen Zonen zum Gegenstand baben. Kaum einer konnte dieses Leben, in dem Glanz und Vernichtung nah« ver wandt sind, so gut schildern, keine« kennt e« ki-eitt^, aucb io gut
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