Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 02.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192712025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-02
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.12.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zurück!,ehrt. E> snior! sick, in d eser 'Weil nicht mehr '.»rech! und entiliehl schließi'u, ivieder in die Eiinainlleii des 'Nord meeres. Wege »er hol diesem Ramper seine große che sin! tungskrast geliehen Wir brachte» vor einiger Zeit in unserer illustrierten Welt eine Abbildung Wegeners als Tiennensch. Tlköduer Mnüt schule. Der jüngste Voilrags»ori»il1ag mach te miedei n,i, einer ?ln;nbl jegi begabter Schüler und Trhüleriiinen bekannt eoer zeioie >i>i: incilere» Fortschritie in einem ansiciordent lich güusiiqe» Lichte. Das', in den nassen voti Direktor Hans Schneider, >lan> Schneider, 'Artur Zenker, Herrn PI ü ch u c r, Albinu P iehsch uno 'Beljr, W u l s s i n s im .rtlavier-, Cello uns Ftöienspiel, sowie im Gesang und Spreckvortrag mit re gem Fleiß. lieiein Ernst und einer liefgreisenoc» ttzrünolichkeit gear beitet wirs, in» Sen SluüierenSen ö,is beste zu geben, geigte sich in sä»»siche» Portragen. Tie Wiedergabe Ser Werte — sv!stc,,ks,r;ert in sa Dm von Mozart, Konzerlino von Nombcrg sür Cello, Agatben- Arie (Freischütz), Miiiii-Aric (Boheme). Etüden von Moschcles, Kou- zertnurtzer von Lack, drei Walzer von (5bovin, Variationen für 2 Klaviere ua» Saint-Saens und ein Klärchen-Monolog aus choeWes „Eguont" — machte viel Freude, »lebt mir im Sie Schüler. sondern auch sür die Zuhörer, sic sehr reichen Benall svendeten. —ei— l-eiprig unrl Umgebung Das Ergebnis der Angeslelllenwahlen in Leipzig Leipzig, l. Dezember. Be! sei, am Sonniag, den 27. November, in Leipzig vorgegan- genc» Wahlen zur Aiigestelltcuversicheruiiq l-aben ergeben: Liste A iDechuiierliste 1131, Liste B (G d. A.) 8374, Liste E sD. H. V > 8IOt. Liste D (Z. V. d. A.> 4123. Liste (5 sD. Werkm. V.) I9o7. 357. — Insgesamt wurden 30 5,57 gültige und 171 ungültige stim men abgegeben (ZS erhiill demnach Liste A: t, Liste N 7, Liste (5 7, Liste D: 4, Liste E: 1. Liste F 4 und die Listen ch., H., I. und K keinen Sitz. Der Arlaubsanspruch des Arbeiters Leipzig, 1. Dezember. Das Rcichsarbeilsgerich! bat gestern grundsätzlich dahin ent schiede», sag der Arbeiter Anspruch aus Urlaub luU. Wird ihm der Urlaub nicht gewährt, so ist chm die Urlaubszcit in der Weise zu vergüten, daß sür diese Zeit der volle Tariflohn ausbezahlt wird. Diese Entscheidung ist maßgebend sür solche Verhältnisse, ch denen der Urtanbsanivnich tariflich oder vertraglich geregelt ist. ^krmnitr, 2vicl«su. PIsurn Doppelmordprozetz Böhme Chemnitz, 1. Dezember. Zu Beginn der gestrigen Verhandlung iui'Morsprozeß Böhm wurde zunächst die Lehrerin Hähiiel von der 3. Miidcheiwe- ruisschiike vernsmuicn, um über die Glaubhaftigkeit der Kronzeugin Frk Winkler anSznsage». Die Zeugin bezeichnete die .Haus angestellte Winkler als Mittelschülerin, die ihr noch nie die Ninvohr- bcii gesagt habe. Lehrer Tasche von der Joscphincnschule erklärte über die Glaubwürdigkeit dieser Kronzeugin, das: das Mädchen ein anständiges Mädchen mit ausgezeichnetem Gedächtnis sei. Sie sei völlig qsaiibwürsig. Die Hausangestellte Winkler wurde nochmals vernommen. Tic bleib! vollkommen bei den von ibr gemachten Aus sagen. Da sie ihr 16. Lebensjahr vollendete und somit cidesmündig geworden ist. wurde sie vereidigt. Von der Pcileidigiing wurde be antragt, den von Vöhm als Entlastungszeugen bezeichnete» Üblich zu laden. Nach Böhms Angabe, der damit sein Alibi beiveisen will, soll Uhlich am Oster-Soniiabend mit sinn in der zweiten Stunde am Ekeiiinitzer Haiiptbahiihoi ziisannnengetrofscn sein. Das Gericht ent sprach dem Antrag der Verteidigung und setzte als nächsten Verhand- linigslag den Tonnabend sest. tz Neubau des Stadthauses in Plauen i. V Die Stadtverwak- luug beabsichtigt einen Neubau des Stadthauses anszusühren. Zn diesem Zwecke wurde eine Anleibe von 160 000 Mark bei der Lan- desmaiiobriesanstall aiifgeiioiinuen. Vermirciilrs Der Amtsschimmel und das — Klosettpapler Geschehen !»i Jahre des Heiles 1927. als haujinännischer Geist seinen Einzug in die Geicl)äitsräume der staatlichen Be hörden hielt — oder halten sollte, Bcreinsachung und Beschleu- ni„ung oes Grlchüstsbetriebes die Tagesparole war Alsa, da banst ein fortschrittlich gesinnter Hanswarl einer großen Be hörde in einer Provinzialhanptslaot 100 Rollen Klosettzxazner znni üblichen Preise von 16 Marli, die Rechnung wird vom Vorstand angewiesen, von der Kasse bezahlt, und die Quittung geh» mit anderen Kassenbelegen an die höhere Rechnungs- instanz. Diese stellt ohne große Findigkeit sest, daß durch eine ministerielle Verfügung aus der Inslationszeit die Anschaffung von Klösettzrapter verboten ist. Folge: Beanstandung der An- ickurffnng des Klosettpapiers und seiner Bezahlung. D!« Be hörde rechtfertigt de» Kauf des Klosettpapiers mit dem Hin weis, Laß die Beamten, falls ihnen kein Klosettpapier zur Ver fügung stünde, Zeitungspapier, ja sogar Aktenpapier und — Aktendeckel benützlen und dadurch wiederholt iüerstopfting der Abflußrohren herbeigeftihrt hätten, zu deren Behebung der In stallateur habe in 'Anspruch genommen werden müsse». Die Rechtfertigung wird höheren Orts nicht anerkannt und dies der Behörde eröffnet mit dem Zusagen, wenn kleingeschnittenes Zeilnngspapier verwendet werde, könne eine Verstopfung nicht eintreten. Nunmehr legt die Behörde die Beanstandung ihrem Beamtenansschnß vor, und der erklärt einstimmig und kate gorisch, die Beamtenschaft lehne die Verwendung von Zeitnngs- papier. auch wenn es zugeschnilten präsentiert werde, als nn- hygienisch ab. Wieder gelangt die Sache zur weiteren Recht fertigung an die höhere Ncchniingsinstanz, diese, nunmehr erbost, dekretiert: Der Beamte, der das Klosettpapier gekauft habe, sei namhaft und haftbar zu machen! Nun, wo's an den eigene» Beutel gehen soll, iührt die 'Behörde noch schwereres Geschütz auf lind holt ein Gutachten des Pauaintes ein. Und das Baiiamt, ernsthaft modernisiert, denk! der seiner Obhut unterstellten Abslußröhren, d>e infolge Verstopfung immer wieder Reparaturen erfordern und Kosten vernrfaclzen. und erkennt salomonisch: Es handele sich in» ein altes Gebäude, die Abflußrohre seien an zahlreichen Stellen „verrauht". und diese ..Vcrraiihnng" begünstige die Verstopfung — ergo sei die Ver wendung von Zeitnngspapier, auch in ziineschnitlenein Zustande, zu widerraten und in fiskalischem Interesse Klosettpapier zu empfehlen. Und wieder wandert die Sache, nunmehr schon kor pulent angeschwollen, zur höheren Region. Zunächst Schweigen. Eine Woche, zwei Wochen. Dann Erlaß: „Die Anschaffung des Klosettpapiers wird genehmigt." Vorbildlich kurz, aber inhalt reich Das Staatsinteresse ist geivohrt, der Amtsschimmel hat seine Portion .Hafer verdaut, er trabt weiter und harrt neuer Genüsse. Ein Bürgermeister «egen sahrläsfl-«r Tötuuq verurteilt. Als das in der Gemarkung Kirchbrächt liegende Transfor- matorenhaus des Kreir-Eelektrizitätsioerkes Gelnhausen neu verputzt werden sollte, hatte das Elettrizitätsamt dein Bür germeister Karl Kempel in Kirchb rächt aufgegcbeii, sich vor Inangriffnahme der Arbeiten mit dem zuständigen Monteur wegen Ausschaltung des Stromes in Verbindung zu setzen. Die ÄrbcV.en waren dem Maurermeister Wahn über tragen, der dabei durch Berührung der Hochspannung den Tod fand. Bürgermeister Kempel hatte sich Anklage wegen fahr- liMger Tötung zugezogen, war jedoch vom Schöffengericht Hanau freigesprochen worden. Gegen das freisprechende Urteil hatte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt, und die Große Strafkammer Hanau als Berufungsinstanz kam jetzt zu einer Verurteilung des Bürgermeisters Kempel. Das Urteil lautete aui zw ei Monate Gefängnis. Sine von Fortuna begünstigte Familie. Ein junges Mäd Heu von Dieftedd « gewann auf ein Los der Hamüur g e r Pferdelotterie einen schmucke» Kutschwagen mit einem allerliebsten Pony davor. Auch im Zeitalter des Automobilis mus eine gewiß willkommene Gabe. Der Bruder der glück lichen Kutschwagenbesitzerin brachte im vergangenen Jahre von Ser Düsseldorfer Ausstellung 5000 Mart in bar mit. Danach scheint Fortuna dieser «Familie besonders günstig gesinnt zu sei». 10 Fuder Obstwein vergiftet. Eine gemeine Tat wurde dem Landwirt Scherf von Waldrach (bei Trier) verübt. Es wurden ihm nämlich durch Gift zehn «Fuder Obst wein vernichtet. Wie sestgestellt wurde, ist dem Obstwein eine größere Wengen Stein öl -»gegossen worden, so daß dieser völlig unbrauchbar war. Es kann sich dabei nur um einen Racheakt handeln. 5>UL eirp LrnIrumZsssrlri Skaakspollttfcher Kursus Dresden Die Ortsgruppe Dresden der Sächsischen Zeutrumöparkri hält auch in diesem Winter einen ftaatSpolittschen Kursus ab. Die ersten Borträge des Kursus finde» noch vor Weihnächte» statt, und zwar: Freitag, den L. Dezember Schriftleiter Dr. Domschke: Inhalt und Tragweite des Ichul- gesetzentwurfes. Freitag, den 9. Dezember Pfarrer Dr. Jakubasch: Kritische Bemerkungen zum bayrischen Konkordat. Beide Vorträge finden 20F0 Uhr im KolpingShanse (Studentenheim) statt. Das Reich um AI Millionen betrogen. Zn Mainr wurde vor dem erweiterten Dezirksschöffengericht. der Rtesensprit- betrug der Klosterbrennerei Marieukron in Op penheim verhandelt. Wegen Zoll- und Steuerhinterziehung !m Betrage von ungefähr 20 Millionen Mark hatte sich der Fa brikant Daniel Rödling au> Oppenhsim, der ehemalige Direktor des Schutzverbandes M-.inzer Hauseigentümer, Peie» Wirth. der Kaufmann Ernst Erötzinger und der Kiise» August Rottmann zu verantworten. Die Angeklagte» hatten es vechanden, di« Zollbeamten über den Charakter der von ihnen bezogenen Waren, die als Branntwein deklariert ivaren, zu täusche« und es ermöglicht, nach Belieben Branntwein oder Spiritus aus Dem Kessel bei den durch die Zollbeamten ent nommenen Proben zu Zapfen. Das Urteil lautete für Daniel Nödling auf 1t Tage Gefängnis und 20 Millionen Mark Geld strafe. für Peter Wirth auf 8 Monate Gefängnis und 20 Mil lionen Mark Geldstrafe. Die beiden Angestellten Erötzinger und Rottmanii erhielten je zwei Monat Gefängnis und 5 Mil lionen Ma.rk Geldstrafe. Neue Konkurse Dresden: „Provita" Ebeiiiisch-Pkariiiazeiilische Präparate, Ges. i». b. H., Zivickauer Straße 116. A. bis 22 Dezember. — Burgstädt: Strumpf- uno Wirkivarciisabrikant Max Graupner, Hartmaiinsdorf b. Chemnitz, A. bis 5. Dezember. — Chemnitz: Heizungsiiioiilenr Heinrich Edwin Munzert. Mitinhaber der Fa. Weißbach ». Munzert. Siegmar. A. bis 5. Jan. — Kupferschmiedeiiici- ster Crnst Richard Weißbach, Chemnitz. Mitinhaber der Fa. Weiß, bach niid Munzert, Siegmar. A. bis 5. Januar. — Falken stein (Voqtl.j: Konfektion--- und SchnM>v«re»händlerin Elsa Klara ver ehrt. Müller geb. Seemann, Falkeiistein. A. bis 8. Dezember. — Kamenz: Jiilmber einer Geniischlmarenhandlung (Kantine) Lina 'Martha verchel. Blcnert geb. Urbig, Kamenz. A. bis 31. Dezem ber. — Leipzig : Kaufmann Fritz Heinrich Liebig, in Fa. Friedrich Piller, Leipzig. A. bis 9. Dezember. — Handelst ran Chay« Rima- lower geb. Haarband, LelpzigPlagwitz. A. bis 6. Dezember. — Bad Schandau: Pferdehändler Reinhold Bräunling, Wcudischfähre bei Bad Scha»doN' A. bis 20. Dezember. — Kolonialwarenbniidler Hugo Felix Gottschalk, Hohnstcin (Säehs. Schweiz). A. bis 23. De zember. — Bautzen: Inhaber einer Müllerei und Landwirtschaft Robert Febrmann, Wurschcn. A. bis A. Dezember. — Metallwa renfabrik Willy F. Staeckel, G. in. ü. H., Bautzen A. bis 22. De zember. — Colditz: Paul Siegfried Müller. Inh. Kaufnia»» Joachim Speichler. Mäkeln, A. bis 22. Dezember. — Dippol diswalde: Geschäftsführer Bernhard Hansen, Kips-oorf. A. b'-> 8 Dezember. — Ebersbach: 'hlaul Sammler, i. Fa. Sammler u. Trcnkler, Eibau. A. bis 20. Dezember — Leipzig: Pcnietz- rieder n. Co.. G. ,». b. H., Leio.Kg-C. 1- A. bis 28. Dezember. — Oberiiigcnieur Rudolf Witt, (>W tzsch bei Leipzig, Geschäftsraum Leipzig-Lindenau. A. 28. Dezember. — Z schopan : Fuhrwerks- bescher und Kohlen- und Ltaumaterialienhändler Woldemar Waller Nötiger, Gornau. A. bis 24. Dezember. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte WiltcruiigSaussichten: Flachland: Nachts leichter Frost Tags- über nur wenige Grade über Null. Bedeckt bis wolkig, ohne erheb liche Niederschläge. Mäßige Winde aus östlichen Richtungen Ge birge: Anhaltend leichter bis mäßiger Frost. Bedeckt bis wollig. Oertlich neblig. Später unbedeutender Scbneesaü nicht ausgeschlos sen. Starke Winde aus östlichen bis südlichen Richtungen. Altes „vergitzmelnmchl" Von Paul Laven. Das Büchlein ist in Taschenformat, um irgendwo unauf fällig getragen und verborgen werden zu können. Der Gold schnitt ist von einem guten Meister gemacht. Er prunkt noch, als sei er neu und ist doch wohl schon siebzig Jahre alt. Nur die blauen zitternden Vergißmeinnicht auf der Titelseite sind blaß und verscheuert. Es ist kein wortreiches Tagebuch. Groß mutter hat ini Telegrammstil die Höhepunkte ihres Daseins ausgezeichnet, zehn Jahre hindurch. Ich fand das Büchlein unter einem Schub von Erinnerungen, die der Postbote aus der nieder- rheinischen Heimat brachte, und schleiche mich einen Morgen lang durch die dünnen vergilbten Blätter. Auf der einen Seite drängen sich in fettem Druck Sinusprüche und Verse der Lebens weisheit vor. Di« handgeschriebenen Sätze in bräunlicher kleiner Schrift sind in die Ecken gehuscht, als ob sie schamvoll hingeschrieben seien, zierlich zwar und mit Liebe, aber auch mit einer geheimen Angst, dieses „Vergißmeinnicht" einmal Wiedersehen zu müssen. Die alten Dinge oenuillelu immer eine träumerische Lethargie, zum Lächeln zwar, aber im geheimsten auch ein freundliches Sentiment. Welch gute alte Zeiten, wie bunt auch und doch wie wohlgeordnet! Da ist ein verblaßtes Baä- sischbild aus dem Jahre 1805. Die Kleider waren so lang und schimmernd, kaum sind die Füße zu sehen. Wohl gab man den Hals frei, denn ich sehe langstcngelig Heu Hals eines achtzehn jährigen Backfisches aus weißem Tüll ragen. Keine Unrast liegt in den Augen. Die wißen ja noch nichts, als daß die Hände schicklich den großen Hut halten, und daß es auf den Wiesen fröhliche Spiele gibt. Die Mädchen träumten mehr damals und Hallen mehr Zeit, zu warten. Die Männer waren trotz aller Statistiken höher im Kurs und in der Haltung. Ich sehe es daran, wie Großmutter von ihnen spricht und sie beurteilt. Mit achtzehn Jahren hat sie zu schreiben begonnen, mit achtundzwanzig aufgehört. Die Jahreszahlen lauten von 1865 bis 1875. Damals gab es noch prachtvolle Neiteruniformen, auch Kürassierleutnauts mit Bärten, die Grüße aus Nachod und Sadowa im österreichischen Krieg schicken. Der Mann auf dem kleinen Bildausschnitt mag dreißig Jahr« zählen. Wuchtig stützt er sich auf den Pallasch und blickt streng und bärtig. So sahen damals die Eroberer a»s. Großmama spricht zwei Jahre über ihn in kurzen Sätze», aber die Wjekbiva sind schwer »nd gefühlvoll, einige Wendungen sogar zärtlich. Im Jahre 1867 kehrt er zurück aus dem Krieg. Ich lese von Besuchen Ferdi nands und traulichem Geplauder. Potztausend, es ist Sep tember desselben Jahres, Altweibersommer auf dem Landgut, da lese ich ganz hauchzart (die Tante ist wohl dünn geworden) von einem ersten Kuß. Potztausend, nach zweijähriger Bekannt schaft den ersten Kuh. Die warteten lange damals und hatten sich in der Gewalt. Oder saß immer eine kontrollierende Mama dabei, oder war solche Zurückhaltung auch damals selten? Kurzum, es ist «in Februarmorgeu des Jahres 1869, da steht großer al§ gewöhnlich und mit etwas verzerrter Schrift: „Ferdinand abgereist!" Nicht viel Klagen gibt es, die zu Papier gebracht werden, nur einmal heißt es von einer Nacht, daß sie schlaflos verbracht wurde. Eine Anzahl Seite» ist nun gelblich und glaii, kein Schrift- zup. Endlich taucht ein neuer Name auf: „Louis". Ich ahne, was dahiner steht. Dieser Ferdinand, ein strammer Offi zier, der mein Großvater hätte werden können, war ein Luftikus. Er verschwand, und nun erscheint Louis, der mit freundlicher Liebe, aber auch mit einiger Reserve von dem Augenblick air der „gute Louis" genannt wird, seitdem vermerkt steht: „Dr. E. und Louis bei Mama Antrag gemacht, Dr. E. abgelehnt, Louis angenommen." Die Verlobung fiel in den November des Jahres 1368. Diesmal ist nichts von einem Kuß geschrieben oder angedeutet, nur Besuche und Geschenke des guein Louis sind knapp notiert. Und nun ist es Muttersreudc über den ersten Sohn, die schwunghaftere Sätze formt, Louis Marsch nach Frankreich, der freundlichere Worte des Gedenkens in das Büchlein bringt — einmal sogar ein nationaler Aufschrei: „Louis hilf Paris erobern!" Daun ist Louis Kaufmannshaus noch da mit den Sorgen der Wirtschafterin — eine zeremonielle Notiz spricht von der „glücklichen Geburt unseres lieben Tkichlerchens Marianne"! Die Eiiliragungen werden seltener und kühler. Aller Traum ist aus. Die kärgliche Nomautik von Hoffen, Sehnen und Lieben ist vergessen. Die Frau, wie ich sie kenne, im schwarzen Seidenkleid prall mit dünnen Lippen und festen runden Annen, sitzt würdevoll auf geschwungenem Biedermeiersofa. Louis, der Mann, steht langaufgeschosseu neben ihr, nüchtern und ruhig. Der Photograph hat Louis Hand wie besitzergreifend auf die Schulter der Frau gelegt. Er aber ist, das sieht man, von der also angedeuteten Gewalt nicht ganz überzeugt. Ei» Dich bestiehlt de» andeen. Am 19 d. M wurden auf dem Giiterbahiihof Esscii-Scgeroth aus einem verschlosse nen Eisenbahnwagen sechs Kisten mit 3600 Eiern eni. wendet, die sofort von den Dieben an verschiedene Händler «gesetzt wurden. Die Ermittlungen, die sich besonders schmierig gestalte«», da der Diebstahl erst nach zwei Tagen zur Kennt nis der Kriminalpolizei kam, hatten vollen Erfolg. Die Diebe wurden ermittelt und sestgenommen, ein großer Teil der ge stohlenen Eier herbeigeschafit. Interessant ist in diesem Falle, daß ein Dieb den andern bestohlen hat. Beide Hallen gemein sam eine Kiste in einem Keller in der Kastanienallee nnterge- stellt. Einer der Täter hat-in der Nacht diese Kiste heransge- holt. veräußert und den Erlös für sich eingesleckl. Gesährlicher Scher,z. Einen gefährlichen Scherz, der bald in bitteren Ernst Uborgegangen wäre, leisteten sich in einem Dörf- lein unweit des schwäbischen Meeres drei Burschen, die sich bei einem Schreinermeister, der auch Särge fabriziert, zu- sammeiifande». Scher,'halber legte sich einer in den Sarg um zu kosten, wie es in einem solchen LZetle zu liegen schmeckt. Die anderen zwei schraubten den Sarg regelrecht zu, unv als sie nach einem Weilchen de» Deckel öffneten, gab der Freund kein Lebenszeichen mehr von sich. Erst nach einem kalten Guß erholte er sich wieder und soll versichert haben, daß er nicht mehr in einen Sarg steige, bevor es nicht wirklich Zeit se> 45 909 Flaschen Rum beschlagnahmt Ans dem Babnhof von Trier wurde ein Eisenbahnwagen mit 45000 Flaschen Ruin beschlagnahmt, der von Straß bürg kommend, von Saarbrücken aus über Trier nach dem Inneren Deutschlands eingeschmuggelt werden sollte. lONvrozentige Auswertung. Die Bank für Haus be sitz, Handel und Gewerbe in Ludwig shnfen a. Rhein, die ihre früheren Spareinlagen bereits zu 25 Proz. ausmertete, will die Auswertung sortjetzen und zwar im Lause der Jahre bis zu 100 Proz. Das soll auch für die iuslations- entwerteten Anteilscheine unter gewissen Voraussetzungen ge- kckeben
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)