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Sächsische Volkszeitung : 02.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192712025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-02
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.12.1927
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««««er 27S Sächsische Dolkszeitung 2. Dezember IMV rungs- iih mit Knust , muß öolitit Herr ins- siegie- seinc listers ißsche ,r ge litten, unter Ne schen r Dr. aus läge twoch Zur eichs- lärt«, is zu Eine aber Er zum eine »bald der t. di« Die c die nstig. zende eben, nzelt t im wird und ichen. eilig Die aber nter- «igt. Auf nicht Ein sich riol- ende zum >rd, hn> >en ten Die wiedererstandene WUglttzkal-Dahn Der Verkehr auf der ganzen Strecke bis Attenberg wieder ausgenommen. Der Zug. der am 30. November, zum ersten Male nach s n n f M vnatcn die ranze Streck« der Mnglihtaibalin von Heide nau bis 'Attenberg durchlief, hat in allen Orten des Tales einen überaus herzlichen Empfang gefunden. Festlicher ist kaum vor 35 Jahren der erste Zug begrünt worden, der auf der damals nengebanten Strecke bis Geisinq verkehrte. Triumphbogen au? Tannengrün. Fahnen, «Girlanden und Kränze begrüßten den willkommenen Gast. Der hatte selber ein festliches Gewand angelegt: Gewinde und Kränze ans grünem Tannenreifig liefen den ganzen Zug entlang. Die Wappen aller Stiid'e des Miglitztales prang'?» un gen Waggon-Wände». und ans ocr Lokomotive gar war ein l> llcher Tannenbaum errichtet. Der paßte eigentlich am besten zu der fr,Kien Fahrt, die eine Art vorzeitige Weibnachtsbcscheruiig für die Vewohncr deS Müglitztals? bedeutete. „Bis t. Dezember ist die Bahn fertig!" hatte die Reichsbahndircktton den Gemet»- -devertrctern erklärt. Aber niemand hatte cs angesichts der ungeheuren Zerstörungen, die die Hoctsivasserkatasiroplie ungerichtet hatte, ge glaubt. Und nun fuhr doch schon am 30. November der erste Zug vis zu den .Höhen des Erzgebirges hinauf! Welche gewaltige Leistung das bedeutet, davon kann inan sich nicht leicht einen Begriff machen. Man muß gesehen buben, wie das obere Müglitztal — im unteren Teil des Tales waren die Wiederhersiellnngsarbeiten verhältnismäßig einfach — nach der Katastrophe ansgesehen hat. Gerade an den Eiscnbahnbrücke» halten tich die Wasscrmasse» aufgestaut, die Fundamente tief ausgewaschen nnv die Ausbauten zum Teil kilometerweit fortgeschwemmt. 2 5 E i s e n b a h n b r ü ck e» mußten aus der Müglitz gehoben wer den, eine davon war zunächst unauffindbar, erst mit der Wünschelrute fvürte man sic, tief unter Schlamm und Kies vergraben, auf. Der Ban der neuen Brücken batte kaum vorstellbare Schwierigkeiten zu überwinden: Man konnte nicht tief genug ansschachten, immer noch fanden sich abgcschwemnite Gegenstände lief eingewühlt. Einmal un ter einem bereits zwei Meter hochgebauten Pfeiler bei einer Nachprü fung noch ein ganzes Lastauto! Einige Zahlen geben eine Vorstel lung von der Größe der bezwungenen Arbeit: >6.5 Kilometer Gebiet mußten völlig neugelegt werde». 156t» neue Schwellen waren dafür notwendig. 86660 Kubikmeter Erde mußten bewegt werden, 19 606 Tonnen Steinschlag wurden gefördert und verwertet, 16 606 Kiibik- meier Manerwerk wicdcrliergestcllt. Insgesamt wurden IW 060 To re werte geleistet: bis z„ UM Mann täglich waren beschäftigt. Die Bewohner des oberen Müglitztales, d'e Asses gewaltige Werk hatte» von Tag zu Tag wachsen sehen, -Gßten die Voll endung mit inbelnder Freude. In B ä r e n h e ck e - I o h n s l> a ch, in B ä r e n st c t n. La n e nst et n, Gcisinq und Attenberg war ein großer Teil der Einwohnerschaft am Bahnhof erschienen. Willkommenrnfc und festliche Musik, feierliche Ansprachen, Negrst- ßnngsgedichte und SchiMndergesano -eigten die herzliche Freude der Bewohner. Der Vertreter der Reick- i-chiidirektio» Dresden, Direktor Otto, wurde in diesen Orte» empfangen wie ein regierender Fürst vergangener Zeiten, lind mehr als einmal wurde ihm der Wunsch vorgetragen, den wohl am sinnigsten ein Vers zum Ausdruck brockte, der in Bärenstein ans festlichem Willkommcnschild prangte: „Du liebe kleine Schmallvnrbalni, Erfreut sehn wir dich wieder nah». Wir wünschen dir als gute Sachsen, Du möchtest zur N o rmalsvnr wachsen!" Die EnOcheioung darüber, ab die cndoültigc Ansintirnng osr Mlig- lihtalbahn — der setzt vollendete Ban ist nur ein Provisorium, wenn auch völlig betriebssicher — in Schmalspur oder Normal- spnr ansgefübrt weiden wird, bängt ab von einer ganzen Reihe von Faktoren, vor allem von der Kostcnsrage, der zukünftigen Gestal tung der Staatsstraße und des Flußbettes im Müglitztal und von der möglichen Errichtung einer Talsperre, Denn die A n s r ä n m n n g sa r b c i t e» sind mit der Wieder herstellung der Bahn noch keineswegs zu Ende. „Wir brauchten dieses Jahr gar keine» Winter!" meinte einer der Her ren von den Notbaiiämtcrn. Es ist wirklich keine leichte Arbeit, zwi lchen dem ietzt eiskalten Wasser der Müglitz ausznräiime». Und be sonders zwischen Bärcnstein und Lanenstein sicht es noch so ans wie in der Wildnis. Die Eisenbahnstrecke, die StziatSsiraße und das Bett der Müglitz sind an vielen Stellen verlegt worden. Bretterstapel, Felsblöcke und Kies bedecken die Talsohle. -Hier wird es noch lange Der Russland -er Eisenbahnarbeiler Vorläufig auf Dresden beschränkt — Noch keine Stockung -es Güterverkehrs n 5' »z Dresden. 1. Dezember. Der Konslikt bei der Reichsbahn hat sich seit gestern in be dauerlicher Weise verschärft. Die Verhandlungen, die gestern nachmittag zwischen der Reichsbahndirektion und den Vertre tern des Einheitsverbandes geführt worden sind, haben zu einem Ergebnis nicht geführt. Die Vertreter des Einheito verbandes stellten die Forderung, daß sämtlick)« Arbeiter, die entlassen worden sind, wieder eingestellt würden, daß steine Lohnabzüge und keine Maßregelungen erfolgten. Diese Forde rungen wurden von den Vertretern der Reichsbahndirektion als unannehmbar bezeichnet. Die Verhandlungen wurden darauf hin abgebrochen. Aus Grund dieses Ergebnisses der Verhandlungen ist die Parole zum Ausstand der Eisenbahnarbeiter in Dresden aus gegeben worden. Die Wirkung dieser Parole machte sich schon eine Stunde nach Abbruch der Verhandlungen beim Schicht wechsel bemerkbar, in noch stärkerem Maße dann beim nächsten Schichtwechsel heute früh. Ein zahlenmäßiger Ueberblick über den Umfang des Auostaiides kann bisher noch nicht gegeben werden. Vor ollen Dingen sind die Güterabfertigung, die Gij. terböden, die Rangicrbahnhöfe und die Betriebswerke in Mit- leidensckmft gezogen. Zugsverspütungei, und Betriebsstörungen sind auf Grund des Ausstandes bisher nicht erfolgt. Die gegenteiligen Ge rüchte, Sie heute früh in Dresden verbreitet waren, sind falsch. Diese Gerüchte sind wohl darauf zurückziifiihren, daß beute früh infolge der Entgleisung eines Güterwagens zwischen Dres- den-Hairptbohnhof und Dresden-Plauen eine vorübergehende Verkehrsstockung eintrat, durch die vier Porsonen.züge und ein Schnellzug in Mitleidensäzaft gezogen wurden. Allerdings wirb es von Dauer und Umsang d«s Streiks ablsttngen, in welche, , Unisang« Stockungen vor allem im Güterverkehr eintreten können. Die Möglichkeit. daß vorübergehend eine teilweise Gütersperre eintritt, ist nicht völlig ausgeschossen. Vorläufig sind die streikenden Arbeiter durch Beamte ersetzt worden, die von Dresdener und anderen Dienststellen sreigemacht morden sind. Von seiten der Reichsbahndirektion Dresden wird erklärt, daß sie schon im Interesse der sächsischen Wirt, schaft eine Einigung sehr begrüßen würde. Dazu sei aber nok>. wendig, daß der Einheitsverband seine Forderungen revidier«/ — Auf der anderen Seite hat der Ortsausschuß üe»j Allgemeinen deutschen Ge w e r K scha f t s b n n d e s! erklärt, daß er die Forderungen des Einheitsverbandes in je-rrt Weise decken wird. * Im Landtag liegen von Seiten der S o z i ald e m o k ra.' len, K o m m n n i st e n und von Seiten der Deutschen Volk s» Partei Anträge zu dem Dresdner Reichsbatnikonilikt vor. Der Antrag der Deutschen Volkspartei lautet: „Der Landtag wolle beschließen: die Negierung zu ersuche», bei den hierfür zuständigen Stellen sich mit Nachdruck dafür siuzw- setzen. daß der beim Ausbesserungswerk Dressen der Neickseisen- bahn entstandene Arbeitskonflikt, der in ungerechtfertigten Arbeiterentlass ii n ge n seinen Grund ha! und der sich in er ster Linie zum -Schaden des sächsischen Wirtschaftslebens weiter ons- ziibreilen droht, sofort in entgegenkommender Weise beigelegt wird * Dem Wunsche, den dieser Antrag ansspricht, kann man sich nur ansehließen. Es ist wirklich sehr bedauerlich, daß ans einer so gering fügigen Ursache — Moßrcgelnng zweier Arbeiter — ein Ansstand ent stehen mußte, der sich heute schon a»> alle Dresdner Bahnhöfe er streckt und der unverzüglich über Dresden hinansgreifc» wird, wen» nicht sofort die Wege beschritten werden, die allein zu einer Eintg-nng führen können. Dabei ist wünschenswert, daß auf bei den Seiten Entgegenkommen gezeigt wirk und daß beide Teile sich von der Rücksicht aufdie w i r t s cha f I l i ch e n I n« te ressen der Bevölkerung, der durch den Streik schwerster Schaden droht, und nicht don Erwägungen der' Prestige-Politik leiten läßt. dauern, bis die Ordnung wiedergekckrt ist. Durch die Wtederher- stcllniig der Eisenbahn aber ist wenigstens die Zufuhr von Nah rungsmitteln. R » üstofsen und Kohlen für die Gemein den sichcrgcstellt. Dieses hochersrenliche Ergebnis wurde am Ende der Fahrt in Altenberg bet einem schlichten Mahle im Bergholel Ranpemiest ge feiert. Bürgermeister Just lAltcnberg) hielt die Begrüßungsrede, ihm erwiderten Reichsbahndirektor Otto für die Reichsbahn, AmtS- hauptmann Edler v. d. Planitz im Namen der Verwaltungs behörden, Kommerzienrat Dr. Wolle im Namen der Unternehmer und Regierungsbaurat Franke für die Eisenbahnneiibaiiänitcr. Ein besonders erfreulicher Zug ivar es, daß der ehrwürdige emeri tierte Professor Lucas. der ehemalige Ordinarius für Etsenbalm- ban an der Technischen .Hochschule Dresden, der vor 35 Jahren die EinweihungKsahrt mitgcniacht hatte, auch an dieser Fahrt teilnehmcn konnte. Ueber die schon ganz weihnachtlich verschneiten Höhen, zwischen den dick nitt Nmihreif bestreuten Tannen, trat man den Heimweg an. Nim haben die W i n t e r sp o rt l e r wieder ihren Zug! dachte man bei dieser köstlichen Wandelung, lind dann ging es wieder hinab von den Höben ins Müglitztal, wo auf vielen Stalionen leuchtende Be,Ul fe ii er einen letzten Gruß dem hcimkchrenden Festzng entboten. Der Festtag war vorbei; und das ist der Sinn der Festtage, daß ihnen der Alltag folgt: Vom Donnerstag, den 1. Dezember, an ist auf der ganzen Strecke der fahrplanmäßige Verkehr wieder h e r g e st c l l t. y. Frankreichs Enlvölkerung Ueber die Bevölkerungsbewegung kn Frankreich veröffent licht di« Indöpendance Belge einige interessante Zahlen. Die latente Krisis, durch; welche Frankreich seit 1870 einen fort gesetzten Schflvund seiner Bevölkerung zu verzeichnen hat. ist notorisch, sagt das Blatt. Frankreich war im 18. Jahrhundert das am dichtesten bevölkerte Land Europas. Es zählte 28 Mil lionen Einwohner gegenüber W Millionen in Rußland, 18 Mil lionen in Oesterreich swobei später deutsches Gebiet eingerechnet ist) und 16 Millionen in England. Die Geburtenziffer ist g«^ fallen pro 1060 Einwohner von 32 auf 19. Die durchschnittlich« Kinderzahl pro Familie beträgt 1,5. Die Gleichgültigkeit, welcher die öffentliche Meinung dieses rapide Sinken der Ge, burtenzisser hinnimmt, ha! alle Gegenmaßnahmen in den letzte» 10 Jahren illusorisch gemacht. Heute, wo das Geburtenproblem sich zu einer Frage von Leben oder Tod ausgewachsen hat, sucht Frankreich seine Rettung in der Ansiedelung und Assimilation» von Einwanderern bzw. Fremden. Die Zahl der in Frankreichs ansässigen Fremden l>oi gewaltig zugenommen. Im Jahre 1911 betrug sie ungefähr 1 Million, heute Ut sie auf 3 Millionen angewachsen, und der Strom schwillt noch weiter an. Der Mangel an Arbeitskräften in der Nachkriegs,zeit sowie di« Einwaiidercrbeschränkung Nordamerikas sind die Hauptursachen dieser Ersck-einung. Die Ansiedelung der Fremden ist in den Grenzprouinzen Frankreichs am zahlreichsten, hier bilden sie ganze Kolonien. Im Departement du Nord entfallen auf 1969 000 Einwohner 233 000 Fremde. Hier sind ganze Dörfer mit polnisciier Bevölkerung entstanden. Die polnischen Arbei ter haben ihre Frauen. Kinder, ja selbst Seelsorger und Lehrer mitgebrachk. um der Assimilation im fremden Lande zu wider stehen. Aehnliche Verhältnisse herrschen in dem Departement Alpes-Maritimes und an der spanischen Grenze, in den Roussil lon- und den Languedoe-Bezirlien. Nus 201 000 einheimische Einwohner in Nizza kommen 91 WO Fremde. Die Fremden Sehr gesucht sind zurzett perfekte Marzipanmodetttrre- rtnnen. Nock Meldung imArbeiksnachweis. Dresden. Malerntstrahe 17, kann sofort Vermittlung ersolgen. Anruf; 25881 u. 24851. elb ll- ers end ner in« ein der ins ind ert. ,or» üch tln- ster er- ist ag« das er zen mg urt ve- >««. am in Der Kamps um die siinkWhrige Schlitztt'ft Der Fall Brahms " . Bekanntlich hat vor einigen Monaten der Kampf für und gegen die siinszigiährige Schutzfrist des geistigen Eigentums in Kreisen der Autoren und Verleger die Aufmerksamkeit der Oefsenttichkeil auf sich gezogen. Die italienische Negierung und das Büro der Berner Konvention hatte» seiner Zeit den An trag eingobracht, die dreißigjährige Schutzfrist für Werke der Kunst und Literatur auf fünfzig Jahre zu erhöhen, und so eine einheitliche Weltschutzfrit ein,Zufuhren. Gin Teil der deutschen verlegerschast, der vörw egend vom hoiiororfreien Nachdruck der Werke langst verstorbener Autoren, Mi iker und Maler lebt, ' ' sich lebhaft Jahre verstorbenen Autoren sich mit allen Kräften für die Verlängerung fünfzig Jahre ein. Dazu gehören sämtliche er Musik und der belletristisch-schönwisteii- eger, de lebenden oder der noch nicht drei yerousbringt, setzte der Schutzfrist auf Origimlverleger der , .... .chaülichen Richtung Deutschlands, Oesterreichs und der Sch . Wie die Entscheidung - ob dreißig oder fünfzig — ciusfallen wird, ist noch völlig unsicher. Wenn die Lebenden mehr Recht haben als die Toten, mutz di« fünfzigjährig- 'Schutzfrist durch gehen. Schon soziale Gründe gebieten dies. Kein lebender yank-wcrker etwa hat gegen die Konkurrenz toter Handwerker I» bestehen, wohl alwr hat der lebende Schriftsteller, Dichter. Maier Kompomst das Mastenangebot der verstorbenen und ,11 Ruhm gelangten Autoren gegen sich, deren Werke natürlich siel billiger sind, da auf sie ja reine Honorare mehr entfallen. Vorläufig ist die ganze Klärung der Frage über den !. Januar 1928 hinaus verschoben worden, weil angeblich Lustralien mit seinen Vorarbeiten nicht fertig geworden ist. Wie aber aus der Eingabe der Originatverlcger an das säch liche Wirtschostsiniiiistcriiiin hervorgeht, scheint man im Aus land diese Verschiebung sehr gern zu scheu, weil im nächsten Jahr die Schöpfungen des Komponisten Brahms, der nun bald dreißig Jahre toi ist, zum ungehinderte» Nachdruck im In- und Ausland frei werden. Das würde für die inter- rationalen Nachdrncksverleger ein großes Geschäft werden, für Deutschland aber eine Verschleuderung kostbaren Nationalgutes lein. Wenn die Regierung nicht recht,zeitig die fünfzigjährige Schutzfrist gesetzlich sichert, wird es bei Brahms wie im Fall ne cs Werke verloren gingen, liegt außerhalb jeglicher Be rechnung. Ob es im Fall Brahms, der unser letzter großer Komponist von Weltgeltung ist. anders sein wird? Die Erbin von Brahms ist die „Deutsche Brahms-Gesellschaft", die durch die Aufsühruiigen der großen Brahmsfeste bekannt und beliebt wurde. Ihre Aufgabe ist für die deutsche Musikkultur von emi nenter Wichtigkeit. Mit dem Freiwerden der Werke ihres Schützlings verliert sie ihre Einnahmen und wird wirtschaftlich und damit auch kulturell ohnmächtig. Für den noch lebenden Komponisten Richard Strauß, der ja auch Weltruf genießt, braucht man in späterer Zukunft weniger zu befürchten: er war klug genug, vorzubauen. Seine Opern „Nosenkavalier" „Ariadne'' und „Die Josephslegende" z. B. sind in Paris erschienen, genießen also den fünfzigjährigen Schutz. Strawinski; hat seinen „Feuervogel" einem englischen Verlag überlassen, wodurch dies« Komposition ebenfalls um 25 Jahre länger gesichert ist. Aehnliche Gefahren wie im Fall Brahms bedrohen das Gebiet der Literatur. Im Jahr« 1930 werden die Werke Friedrich Nietzsches, nach etivaiger Beibehaltung der dreißig- lährigen Schutzfrist, nachdruckfrei. Es steht wohl außer Zweifel, daß sich eine ganze Anzahl deuticher und außcroeulscher Nachdrucksvecleger auf Niehichcs Werk stürzen, um es in vielen Ausgaben auszujchlachten. Die Honorare aus Nietzsches Werken fließen jetzt samt und sonders dem Nietzsihe-Archiv in Weimar zu. Das Archiv ist ein nationaler Schätz, wie die Goethe- und Schillerstätten — Weimar wird es wissen. Werden die Werke oogelfrer, wird das Nietzsche-Archiv das Nachsehen haben und oerarmon. Selbstverständlich bedrohen dies« Gefahren auch die deutsch« Wirtschaft, wie im Fall Brahms bereits geschildert. Außerdem wird eine Abwanderung der großen Originalverlage ins bester geschützte Ausland zu befürchten sein; denn niemand wird die deutschen Berlage hindern können, Zweigstellen in Ländern mit ' igjähriger Schul jünszigja Verlags, tzfrist zu eröffnen, um von dort aus die Ei> oben ringen. Zwar führen sie an, dem deutschen würden durch di« Lkrlängerung geistige Wert« vor enthalten, der Bildungs hunger des Volkes werde nicht genügend berücksichtigt. Nun man weiß, wie es mit dein Bildungshunger des Volkes bestellt ist: di« Ansprüche können durch di« vielen und guten Volks-, Stadt-, Staats- und Vereinsoibkiotheken reichlich befriedigt werden. Line Schädigung der Allgemeinheit wird nie eintreten. Andererseits hat man nie gehört, daß etiva dl« Theater und Opernhäuser von den Werken honorarfreier Dramatiker und Komponisten besonders billig« Aufführungen veranstalte«, Es gebt eine Maste bildungshungriger Deutscher, die sich keine Mozart- oder Wagner-Aufführung würdigster Darstellung leisten können. Ali! der Freigabe des „Parsival" war keine fühlbar« oder iveilhin wirkende Verbilligung der Tbeaicrpreise verbunden. Alan kann di« Vermutung l«>der nicht von der Hand weisen, daß es dem Gegner der fiinfzigjiihrizpei, Schutzfrist in erster Linie ums Geschäft gehr. Diese Meinuiig scheint auch der Dichter Gottfried Keller in einem Brief an Theodor Storm vertreten zu haben: „Die Wut der Verleger, Bücher zu drucken, scheint sich zur Leidenschaft zu steigern, es ohne Mitwirkung der Schriftsteller zu tun. Durch das Erlöschen der Schiller-Eoetheschen Privilegien gegen Nachdruck haben sie Blut geleckt; jedes Jahr hört der Schutz für den einen oder anderen Nachklassiker auf, und die Kerls können sich darüber herstiirzen." (t2. August t88l.) Der Dichter Max Dauthendey drück, sich noch krasser ans. In seinem „Gedankengut aus meinen Wanüerjakren" (S. 617) ist .zu lesen: „Vorläufig, finde ich, benehmen sich di« Nationen dem Künstlerstand gegenüber im großen und ganzen wie Räuber einem Wehrlosen gegenüber. Sie rauben einfach dreißig Jahre nach dem Tode des Künstlers den Nachkommen das Eigentums recht der Arbeit des Verstorbenen. Dem sie im Leben nichts gegeben haben, dem sie in seiner Jugend keine hilfreiche Hand gereicht haben, keine Mittel und Wege geschenkt — dem nehmen ii« auch noch das. was seinen Kindern und Enkeln gebühr,, das Eigentumsrecht der väterlichen Arbeit. — Warum fallen nicht de Güter de» Adels, warum sallcn nicht die erworbenen Vermögen der Reichen, warum fallen nicht di« Geschäfte verstorbener Handelsherren nach dreißig Jahren der Nation zu?" Dauthendey denkt sozial; er hat recht. Es ist höchste Zeit, daß die Regierung in der Angelegenheit der Schutzfrist sich zur fünfzigjährigen Dauer enische-dei: es ist eine Frage der nationalen Eihik und der volkswirischasüichen Klugheit . . . k',-. 8olr. Internationale Erforschung der Atmosphäre. — Auf der 10. Tagung der Internationalen Kommission für die Erjorschung der Atmosphäre wurden vor allem Fragen der Organisation be sprochen. So wurden u. a. die internationalen Tage festgesetzt, an denen auf der ganzen Erde Messungen des Zustandes der freien Atmosphäre mit Flugzeugen Ballons und Drachen ge macht werden. Als neue deutsche Mitglieder der Konimistion wurden geioählt Prof. Dr. Att-Dresden, Dr. Keil-Linden» berg, Prof. Dr. Pe p ple r- Karlsruhe, Prof. Dr. Weick- ma n n - Leipzig; zum Präsidenten Prof. Dr. Hergesell- Ltndenberg. :
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