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Sächsische Volkszeitung : 29.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192711293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-29
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.11.1927
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Schulkundgebunq in Zitlau Zittau, 28. November. Am gestrigen Sonntag fand in Wohners Saale, Bahnhof Zittau-Neustadl. eine Kundgebung für die Bekenntnisschule statt. Die Einladung dazu nxir von der Ortsgruppe der Zen trums; artei. von der katholischen Schulorganisalion und dem katholischen Bolksverein ergangen. Oberlehrer Lorenz be grub,»? als Leiter des Abends die zahlreich Erschienenen. Er muhte leider die Mitteilung machen, daß Regierungsrat Albers- inaun, Berlin, in letzter Stunde sein Erscheinen absagen muhte. An seiner Stelle behandelte Schriftleiter Dr. Dom sch Ke, Dresden, neben de» Fragen der sächsischen Schulpolitik auch die Grundsätze des heutigen Reichsschulgesetzentwurfes. Der .Redner ging aus von der Aufrollung der Schulsrage als Neichs- angelegenhcit in Weimar, erinnerte an die Vereinbarungen des sogenannten Weimarer Schulkompromisses und deren verschie denartige Auslegung und behandelte dann den Hauptinhalt des jetzigen Enlivurfes Keudc! l. Die §8 8 und 9 dieses Entwurfes, die über das Anlragsrccht der Eltern handeln, wurden dabei be sonders betont und ihre Auswirkung und Bedeutung für unsere Diaspora-Verhältnisse dargelegt. Auch den süchsiscljen Abände rungsvorschlägen zum Entwurf Keudell widmete man einige Auf merksamkeit. In sachlicher, ernster Weise, vielfach gestützt auf Urteile und Zitate ossener Gegner des Christentums behandelte der Redner die üblichen Einwände gegen die Bekenntnisschule, geißelte an zahlreichen Beispielen die demagogische, völlig un sachliche Kampsesweise der Gegner und setzte sich in besonderer Weis« mit der Idee der Gemeinschastsschule als der vermeint lichen Grundlage ivahrer Volksgemeinschaft auseinander. Am Schluß ging der Redner auf die sonderlicl>en Schulverhälinisse Sachsens ein. die weder die positiv-protestantischen Eltern noch uns Katholiken befriedige» können, die vielmehr von Jahr zu Jahr unerträglicher werden, je weiter man das Reichsschulgesetz hinausschiebe. Er ermahnte die katholische» Ellern, gerüstet zu sein, ganz gleich, ob das Reichsschulgesetz jetzt Kumme oder nicht. Denn seine Durchführung hier in Sachsen werde» wir uns doch erst mit unserer Stimme in der Hand erkämpfen müssen. Die Versammlung ivar den mehr als einstündigen Aus führungen des Redners mit größter Aufmerksamkeit gefolgt, und dankte durch reichen Beifall, den Oberlehrer Lorenz in Worte faßte. In der A u s s p ra ch e an der sich u. a. die Herren Oberlehrer Lorenz Oberlehrer Berger und Stadt verordneter Baumeister Kahl beteiligten, wurden weitere Ein zelfragen geklärt. Kaplan Deerksen wies auf die Notwen digkeit hin. gerade in Hinsicht auf dos Reichsschulgesetz das „Bete und arbeite" zu verwirklichen. Oberlehrer Lorenz betonte auch die Pflicht des Katholiken, sich in den Wirre» unserer Tage durch die katholische Presse zu orientieren, und schloß nach einem Schlußwort des Redners die eindrucks voll verlaufene Versammlung. Man konnte den Eindruck mit nach .Hause nehmen, daß auch in Zittau die katholischen Eltern einig und geschlossen zusammenstehen. unrl Umgebung Für die beiden Ausnahme-Sonntage Dresden, 28. November. Der Bezirksausschuß des Kleinhandels für Dresden und Umgebung hat gestern den Beschluß der Stadt verordneten vom 24. November, wonach der Rat zu Dresden ersucht wird, keine Ausnahmesonntage vom Ladenschluß mehr zu bewilligen, womit also auch der Silberne und Goldene Sonn tag betroffen würde», schärfsten Protest eingelegt. In demsellren kommt zum Ausdruck, daß für viele Geschästsleute das Ergebnis dieser beide» Sonntage ausschlaggebend für das ganze Jahr ist, und die enorme Steuerbelastung und der hohe Zinsfuß die Geschästsleute so bedrücken, daß sie eine Einbuße in ihrem Umsatz nicht ertragen können. Streikende Eifenbahnarbelker Dresden, 28. November. Heute morgen hat die Belegschaft des Reichsbahn-Aus besserungswerkes Dresden-Friedrichstadt die Arbeit nicht angetreten, sondern ist durch Ihre Führer zu einer Ver sammlung Im Kristallpolast ausgesordert worden. Daranshin ist durch Nieisuna der Reichsbahnoerwaltung bekannt gemacht wor den, daß das Werk bis aus weiteres geschlossen wird. Al» Grund muß angesehen werden, daß am Sonnabend zwei Arbeiter des Werkes entlassen werden muhten, well sie in Arbeiteroersamm lungen aiishetzend« Reden gegen die Elsenbahnverwaltung ge halten hatten. Der Weihnachtsbaum der Iugendhilse Dresden, 28. November. Der Weihnachtsbaum der Iugendhilse am Bismarckdenk- mal gehört in der Adveniszeit bereits dem Straßenbild unserer Stadt an. Er wurde gestern am ersten Adventssonntag mit einer schlichten Feier zum ersten Male entzündet. Das Dresd ner Knaben- und Iugendorchester leitete die Feier mit zwei Weihnachtsliedern ein. Dann hielt der stellvertretende Vor sitzende des Verbandes für Iugendhilse, Landgerichtsrat Dr. deLasall.ean Stelle des durch Erklältung verhinderten Amts- gcrichtspräsidenten a. D. Dr. Becker eine Ansprache, in der er auf den Zweck des Verbandes und auf den Zweck des Weih- »achtsbanmes hinwies. Der Weihnachtsbaum bedeute einen Licbesweckruf. In die Opferstöcke, die bei ihm ausgestellt seien, sollen Gaben für die Liebesarbcit an unserer Jugend in Not fließen. Durch die unmittelbare Einwirkung des strahlenden Lichteebaumes auf dir Balksseele seien im Vorjahr gegen 89 099 Spenden in die Operstöcke eingeworsen worden. Der Redner erinnerte auch an die symbolhafte Bedeutung des Bismarck denkmals für unsere Jugend, und schloß mit dem Wunsche, daß der Baum dazu beitragen möge, daß soziale Mitarbeit und Not hilfe an der Jugend von jedem als sittlich« Pflicht empfunden werde. Als nach dieser Anspraclze der stolz« Baum zum ersten Male im Lichterschmuck erstrahlte, setzten jubilierende Kinderstini-- men ein mit dem herrlichen Liede „v. du fröhlich«, o, du selige gnadenbringende Weihnachtszeit", dem dann noch das Lied vom Tanncnbaum folgte. Mit dem großen Trinmphmarsch van Gott- löbei gab das Iugendorchester der Feier einen erhebenden Abschluß : Eine cinstiveilige Verfügung gegen einen Roman. Eine einstivcilige Verfügung hat, wie die „Dr. Vztg." meldet, der vor malige König Friedrich August von Sachsen, vertreten durch die Rechtsanwälte Iustizrat Dr. Meding, Dr. Vogel und Adolf Schmidt, gegen die Wochenschrift. Dos Dresdner Echo, die in Chemnitz auch unter der Ueberschrist. Die Fackel, erscheint, wegen des darin abgedruckien Romans: „Das Schloßgespenst" beim Amtsgericht Dresden erwirkt. Unter Androhung der ge setzlichen Strafen wird es dem Herausgeber Willi Lantzsch durch einstweilige Verfügung untersagt, Fortsetzungen des vorgenann ten Romans erscheinen zu lassen, worin der Antragsteller unter »amentlic>)«r Bezeichnung, oder einer solchen, die seine Person nicht verkennen läßt, als handelnde Figur auftritt. : Hauptclternrst (Schulorganisatiou) Dresden. Die Herren Vorsitzenden der einzelnen Elternräte werden gebeten, sich Diens tag, d c n 2 9. N o v e m b e r. abends 7 Uhr. in dein Lehrerzimmer der 1. KMol. Volksschule einzustnden. D-ie Anwesenheit der Herren Pjarrgeistliche» sowie der Herren Schulleiter ist sehr erwünscht. Tagesordnung: 1. Verlesen der Niederschrift. 2. Der orga nisatorische Aufbau der katkol. Schulorganisatiou DeuIschlanbS. 3. Zusammcnsassuug der katüol. Elternvereine Dresdens. 4. Aus sprache. Ei» Vertretung des St. Bennogymnasüuns, sowie der kath. Höhere,, Mädchenschule ist für diese Sitzung cbenfalls erwünscht. — In Anbetracht der bevorstehenden Hundertjahrfeier der 4. ßtthol. Volksschule werden alle ehemaligen Schülerinnen uird Schüler ge beten, am Montag, den 5. Dezember 1927, abends 7 Uhr, sich in der Turnhalle Grünestraßc 1 zu einer Besprechung cinfucken zu wolle». : lieber de» Weihimchtsvertouf der Firm« Hcrmonn Mühlberg, Wallslraße, der am Dienstag, de» Ä). November, beginnt, liegt der heutigen Nummer ei» vierseitiger Prospekt bei, der eine Uebcr- slcht über die vielfältigen günstigen Angebote der Finna für die Weih nachtskäufe bietet. : Viehzählung. Auf Anordnung des Reichsministers sür Ernährung und Landwirtsä>aft ist am 1. Dezember 1927 eine Viehzählung vorzunehme». Die Zählung l)at sich auf di« Zahl der viehbesitzenden Haushaltungen, Pserde (ohne Militär, pserde), Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh, Bienen stöcke und der nichtbeschaupslichtigen Hausschlachtungen zu er strecken. Die Zählkarten werden den Biehbesitzern von Beamten der Wohlfahrtspolizei zugestellt. Sie sind ab 1. Dezember 1927 ausgesüilt und unterschrieben zur Abholung bereitzul)alten. : Gewerbelegtttmationskarten für Reichsdeutsche und für Ausländer, die für di« Zwecke ihres Gewerbebetriebes persön lich oder durch in ihren Diensten stehende Reisende Waren auf kaufen oder Bestellungen auf Waren suchen wollen, werden — wenn der Niederlassungsort des Gewerbebetriebes sich in Dres- den befindet — bei dem Gewerbeamt, Neues Rathaus, 2. Ober geschoß, Eingang An der Kreuzkircl>e 5, ausgestellt. Firmen- 6ur rler I«n1kuM3p2t1ei Slaalspolilischer Kursus Dresden Die Ortsgruppe Dresden der Sächsischen Zentrumspartei hält auch in diesem Winter rinen ft - a t s p »l i t i s ch e „ Kursus ab. Die erste» Vorträge des Kursus finden »och vor Weihnachten statt, und zwar: Freitag, den 2- Dezember Schriftleiter Dr. Domschke; Inhalt und Tragweite des Schul- gesehentwnrfrs. Freitag, den 9. Dezember Pfarrer Dr. Iakubasch: Kritische Bemerkungen zum bahrischeu Konkordat. Beide Vorträge finden 29,39 Uhr im Kolpingshause (Studentenheim) statt. inhaber haben sür sich wie für die bei ihnen fest angestcllten Reisenden die Ausstellung der Gewerbelegiiimaiionskarten unter Bescheinigung des Anstellungsverhältnisses bei dem Ge werbeamte zu beantragen, bei dem auch Vordrucke zu Anträgen entnommen werden können. Gegen Provision tätige Reisende oder Aufkäufer gelten als selbständige Gewerbetreibende und haben den Antrag bei der sür ihren Wohnort zuständigen Ver- ivaltungsbehörde, in Dresden bei dem Gewerbeamte, selbst zu stellen. Jedem Anträge ist ein Lichtbild des Karteninhabers (Kopfgröße 1)4 Zentimeter) beizufügen. Es empfiehlt sich, die Karten für 1928 alsbald zu beantragen. : „Praktikum" des Verbandes für Iugendhilse, Zirkus, straße 8. 1., am Dienstag, den 28. November 1927, nachmittags 5, Uhr im alten Stadtverordnetensaal. Landhausstraße 7, 2., siebenter Vortragsabend: Herr Dr. Handrick sHauplstelle für Berufsberatung): Die berufliche Gliederung Deutschlands und Sachsens. Herr Rechtsanwalt Hille (Caritasvcrband): Praktische Gesichtspunkte für die Annahme an Kindesstatt. : Deutsch Oesterreichische Arbeitsgemeinschaft, Die in Sach sen und Thüringen wohnenden Milglieder der Deutsch-Oesterreichi- schen Arbeitsgemeinschaft beabsichtigen sich zu einer LandeSgrup- p e zusammenzuschließen. Diese soll unter dem Namen „Landes- gruppe Sachsen-Thüringen der Deutsch-Ocsterreichischen Arbeitsge meinschaft für das Reich e. V" in das Vereinsregister mit dem Sitz in Dresden eingetragen werden. Die Gründungsversammlung fin det Montag abend im Saal „Meißen" des Dresdner Hauvtbahn» Hofes statt. Trotze Ankoskratzen durch -ie Sächsische Schwerz Pirna, 28. November Der DerkehrSverband für die Sächsische Schweiz und das öst liche Erzgebirge hielt Freitag nachmittag aus der Bastei ein« Vor- standssitzung ab, bei welcher man zugleich Gelegenheit nahm, den neuerbauten Festsaal und die Terrasse der Bastei zu besichtigen. In der Sitzung selbst wurde der Plan je einer Autostraße nach dem Großen Winterberg, nach dein Kuhstall und nach dem Brand besprochen. Man faßte keine» endgültigen Beschluß, doch sprach inan sich dahin aus, daß inan sich den Forderungen der Zeit nicht verschließen könne, aber man müsse fordern, daß dem Touristen verkehr andere Zugangswege nach genannten Punkten erschlossen werden. Weiterhin wurde mitqeteili, daß der Ausbau der M ügli tz- talbahn voii Heidenau bis Glashütte als Vollspurbahn ivahrscheinlich als gesichert anzusehen sei. d. Die Tausendjahrfeier von Meißen. In der letzten Siadt- verordiietensitzung wurde einstimmig ein sozialoemokralisä>«r Aulrag angenommen, wonach die Veranstaltungen zur Feier des tausend- jährige» Bestehens der Stadt Meißen eine städtische Angelegenheit sein sollen. Zur Vorbereitung der Festlichkeit soll ein Ausschuß, be stehend aus drei Stadtverordnete» und zwei RatSuiilglieder». ge wählt werden. d. Hebun, des Fischbest«ub«S. Durch die Fischeriuvuug zu Pirna sind wiederum zweitausend Stück Zandersetzlinge tm Elb- Hafen zu Prossen ausgesetzt worden, um den Fischbesiand in der Elbe zu hebe». Der Kaufmann von Venedig Erstausführung des Alberttheatero. Der Stern Hermine Körners erstrahlte gestern glänzender als je. Er strahlte in zwiefachem Licht: erstlich galt es einer ganz außerordentlich wertvollen Regie-Leistung sie gebührende Bewunderung zu zolle», zum zweiten einer Dar steller-Leistung von hohem Rang verdiente Ovation zu be- reiten. Mit einer einzigen Ausnahme lMordos Inszenierung der „Komödie der Irrungen") sind im Albertthealer bisher stets die Klassiker in einer sa lieblosen Weise „ver.^ipft" worden, daß einem schon di« Ankündigung Angst und Bongen einjagte. Der ganz schlimme „Othello" vom vorigen Jahre sitzt mir noch in den Gliedern. Und nun kommt plötzlich diese von mir stets als Künstlerin hochverehrte Frau, kommt trotz aller Mißlich- kette» ihrer ersten Direktion und trotz der Unkenschreie einer Anti-Clique zurück, bringt sehr anständige, das im Albertthealer leider üblich gewordene Niveau überschreitende Aufführungen heraus und krönt gestern erstmalig ihr Werk mit einer so glanz- vollen Aufführung des „Kaufmanns von Venedig", daß das Publikum zu Heller Begeisterung entfacht wurde und ein Beifallsjubel entstand, der die Wogen am Abend zuvor, wo ich die bildschöne, einzige Argentina erlebte, noch um ei» Er- klecklicl-es übertraf. Und das war echt, nicht Claquen-Beifall! Frau Körner wurde fast mit Blumen überschüttet und wird siäzer zum Schluß an die 39 Mal vor die Rampe gerufen worden sein. Möge das Eis brechen! Die Bühne der Neustadt, wie sie jetzt geleitet wird, verdient de» Beifall aller Dresdner! Eine geschickte dramaturgische Vorarbeit mit ganz gelun genen Strichen und Strlchöfsnungen rechtfertigt die Bezeichnung „Märchen", die man dem Shakespearesche» Lustspiel gegeben l>at. Das Stück ist in künstlerischer Beziehung nicht vollkommen, weil der Schluß, so schon er in seiner Liebespaesie auch sein mag. nach den Vorgängen vor Gericht keine Lösung und weil vor allem das Iudenproblem so menschlich angepackt ist. daß die Komödie leicht zur Tragödie wird. Alle großen Sh y lock s sw!« Porsart in der alten, Schilbkraut in der neueren Richtung) haben denn auch diese Iudentragüdie gestaltet. Hier kam es nun sehr darauf an, daß nicht Shylock di« Hauptperson des 4. Aktes wurde, sondern der Richter Porzia. Und das ist eben so wie das durch Dekoration Wunder bewerkstelligte Hinüber- Peiten in di« lurische Stimmung des 5. Aktes über die Maßen gut gelungen. .Helfer dazu ivar vor allen der Gestalter der Szene, v. M i t sch k e - E o l l a n d e. Als Bühnenmaler ist dieser „Kausmann von Venedig" sein Meisterwerk. Auch er führt die Drehbühne, mlt der man vor ein paar Jahren schon nichts Rechtes mehr anzufangen wußte, ähnlich ivie Gielen zu neuem Siege. Sein« Bühnenbilder sind dabei nicht nur ange deutet. soudern komplett. Die Straßenszenen, der Gerichts- soal. der Park zu Bclmont von eindringlicher Schönheit. Alles Technische klappte schon in der Premiere, wo man gern einmal ein Auge zudrückt, so vorzüglich, daß man die genaue und sorg fältig« Vorarbeit allenthalben spüren konnte. Und das Tempo war so beschleunigt oder verlangsamt, wie man es sich nur wün schen konnte. Diese ,.Märchen"-Aufsühru»g des .Kaufmanns Hot uns das beliebte Stück noch liebenswerter gemacht. Sie könnte auf jeder Staatsbühne mit Ehren bestehe». Nächst diesen äußeren Helfern steht nun ein Ensemble, dem eine wahre Feuerprobe auferlegt ward. Auch hier Sieg aus der ganzen Linie, auch hier an der Spitze Hermine Körner. Sie wollte eigentlich die Porzia nicht spielen und ist nur ein gesprungen. Gut, daß sie es iai. Wir erlebten wiederum die Größe ihrer Kunst, di« in der Gerichtsszene ivahre Triumphe feierte und in den Freiorszenen von wundervollster Anmut und Sclzalkhaftigkeit ivar. Die schwierige Aufführung zu leiten und noch eine der größten Rollen selbst zu spielen, das ist schon aller hand. Nächst ihr stehen Fischer als Bassonio. der einen feuri gen Edelmann von Format öarstellte und H. Vogel, dessen Shylock sehr angenehm überraschte. Schade vielleicht, daß er im Affekt sa schrillte. (Das läßt sich beseitigen!) Steiner gab dem Antonio edle Züge und Siampeo Graziano war ebenfalls eine sehr erfreuliche Erscl>einung. Nagls Larenza verträgt etivas n^hr Farbe, ebenso die Jessica Anni Wilkes, aber da dieses Paar dieser Aufführung ohnehin zurücktritt, ist das nicht allzusehr z» vermerken. Neben der Körner nimmt sichOlgaFuchs tresslich aus. Ihr sitzt der Selzelm im Nacken. Auch in Episoden sah man recht Annehmbares. Sa ivar Becker als Prinz von Marokko (ivarum ganz sckpvarz?) recht originell und Iähnig sehr geschickt als Aragon. Nicht vergessen darf man schließlich die beiden Gobbos, die glänzend waren. Ber ka e ve n , der Junge, ein Ausbund von lustiger Verschlagenheit, Wenck, der Alte, nicht minder fidel und taprig dazu. Wenn mir hoffen dürfen, daß der gestrige Abend der Alls takt zu einer euen Arbeits-Epoche sein sollte, dann läßt sich von der diesmaligen Spielzeit noch allcrlxmd «rivarten. Dem Albert- iheater wünschen wir «s. Franz Zickler. Dresdner Konzerte Im Gewerbehause konzertierte Bronislaw Hu bermann m.it dem Philharmonischen Orchester unter Eduard Mörikes stilchundiger. seinempsiudsamer Stab führung. Er liatte sich zivei Nlonumeutalwerke musikalischen Schaffens gewählt: Das Violinkonzert Nr. 2 in E-Dur von I. S. Bach und Beelhovens unsterbliches D-Dur°Konzert. Werk 61. Hubermann zählt wohl heute zu den Spitzen der Stars im Konzertsaale. Nicht allein seines großen Stiles, seiner virtuosen Kunst, seines weitgreisenden schöpferischen Gedankenkreises, seiner Ueberlegenheit der Materie gegenüber, seiner subtilen Empfindung für höchste Klangschönheit. seiner Inielligenz lialber, sondern vielmehr seiner urwüchsigen, echten Musikernaiur wegen, die dem Kantilenen herbe Süßigkeit schenkt, dem großen Tone jene eindringliche Wärme entlockt, die jede, empfängliche Saite der Zuhörer zum Mitschwingen anreizt, die ihm eine un- gewöhnliche nachschöpferiscki« PersönlichkeitskrafI verleiht und die ein lodernde», glühendes Feuer entfacht, an dem sich alles entzündet. Und so riß auch diesmal die suggesliereude Macht, die von Hubermanns Kunst ausströmt, die Zuhörer zu jubeln der Begeisterung mit fort. Eine schwungvolle Wiedergalu: der Anacreon-Oiiverttirc von Cherubim und eine stilreine, ent- zückendduflige Nachdichtung der Serenade dir. 6 von Mozart (mit S. Goldberg als sozialistischen Führer) zeigte die P h i l h a r o n ! k e r in ausgezeichneter Verfassung. Scigrde. daß dir orchestrale Einkleidung des Beethovenkonzertes nicht ganz hemmungslos blieb. Jedenfalls !>aftete alu?r doch der Eüidruck fest, daß Dresden einmal eine» wirklich großen Kon- zerlabcnd erhebt hatte. -Ist - Aarstenhof-Lichtspiele. Harry Liedtke. wohl der meist- beschäftigte Filmsck^nispieler der Gegenivart, zeigt sich in dem Film „Das Herr« tonest" von seiner liebenswürdigsten Seite. Motive, die wir aus dem mit Riesenerfolg gegebenen Film ..Liebe und Trompeienblasen" kennen, klingen hier wieder an. Di« Vorführung des Filmes hat solche» Beifall gesunden, daß slo bis znm Donnerstag, den 1. Dezember, rierlängert wird. Am Mittwoch, den 39 November, nachmittags 3 Uhr. findet wieder eine der beliebtesten Kinder- und Iugendvor- stellungen statt. Zur Vorführung gelangt „Pa t und Po t a- chon ans hoher See", der den Kindern vorzüglich gefallen wird, dazu ein ausgesuchtes Beiprogramm. Der musikalilck)« Teil der Porstellung wird von dem Orchester unter F. Ulkig» Leitung besonders sargfältia ausaettaltet
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