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Donnersiag, 3. Nonember 1827 Slnzeigenpr'ise i Die Igefallene Pclitzeiie !t<» z, FomiUeii- ai>-ei,iei> und Eiellengesuche s<» z. Die Peliilekianiezeiie. 8!» Millimeter breit. I Ofterlengebübr S<» z. bei Ueber« 1en!»,»ii burch die Pvsl aukcrdem Partouischlag. Im gatte büherer Gewalt eriismi jede Verr>fl>chni»g aus Lieteriuig sowie Urlilltmin v. SIujeigeu-Auilrisacn ». Letlttai» v Schadenersatz. Beschüsiiicher Teil: Art»» Lenz, Dresden. tSeschästsftell«, Drucku.tverlag! «ermania. »I.-i». lür Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. Dresden.A. I. Poliersiratzel?. geninisUIVIS. Posl'checklonto Dresden ?7ai. Baiillonto Stadtba»' DreSde» Nr uNIN Für christliche Politik und Kultur Medaltto» der Eachslsche» Volks,ettnng DreSden-Rltstad, 1. Polierstrage 17. Femrui MN und rio>2. NlllieilS MWWAk WMOM Mussolini verlangt Regelung -er Tangerfrage durch eine Konferenz -er Millelmeermüchke Rom, 2. November. Wie von unterrichteter Seite verlautet, beruht der fran zösisch-italienische Gegensatz in der Auslassung darin, das; Frankreich das italienische Desinteressement als Gegenleistung für das französische Desinteressement in Tripolis ganz generell auslegt und es daher aus alle iveiteren Abmachungen aus- dehnt, die Frankreich im Interesse seiner Marokkopolitik ab geschlossen hat. Italien dagegen betone, das; ein Dlsinteresse- ment sich nur auf den Status quo von 1912 bezieht. Zur Zeit des Abschlusses habe Tanger aber nicht >n der fran zösischen Interessensphäre gelegen. Wenn nachträglich eine Tangersrage in der oder sener Auffassung ausgetaucht märe, so sei dies eine Frage, in der Italien sein Desinteressement nicht ausgesprochen habe, deren Lösung also nur mit Zustim mung Italiens gefunden werden könne. Italien habe daher, als 1!W die Internationalisierung Tangers in Aussicht genom men wurde, sowohl in London als auch in Paris eine Demarche unternommen, um zu den Verliandlunge» hinzugezogen zu werden. Als seine Forderungen abgelehnt wurden, habe Italien das Tangsrstatut nicht unterzeichnet. Italien besiehe heute, nachdem infolge des Sieges im Nif eine Veränderung des Status beabsichtigt sei, auf seiner Beteiligung an den Ver handlungen. Im Grunde genommen sei die Tangersrage nur eine Phase der viel weiter reichenden italienisch-sranzösischen Gegensätze im Mittelmeer, die es sür Italien unerwünscht scheinen liehen, datz der französische Einslus; in Tanger noch znnehme. Infolge der Annäherung an Spanien und der Ver ständigung mit England sei zu erwarten, datz diese beiden Mit telmcermächte heute den italienischen Standpunkt unterstütz-/ ten. Die definitive Regelung der Tangerfrage dürfte somit wohl unter Hinzuziehung Italiens erfolgen. Wenn eine fran zösisch spanische Verständigung selbst in Einzelsragen, die nur diese beiden Länder berührten, nicht zu erzielen sei, dann könnte auch Italien seine bisherige Reserve ausgeben. Die zunächst Beteiligten, Frankreich und Spanien, mühten sich dar über verständigen können, das; der grohe Komplex der Fragen einer Konferenz der Mittelmeermächte überlassen würde. Es sei Kaum anzunehmen, das; sich Italien damit begnügen würde sich einzelne Forderungen einseitig von Frankreich gebieten zu lassen, wie der Matin meint, denn es handele sich in erster Linie um das Prestige Italiens als Mittelmeermacht, das nur sichergestellt werden könne, wenn es gleichberechtigt an den Verhandlungen selbst teilnehine. Fünf Jahre faschistische Diktatur Rom, 2. November. Bei einer großen Truppenschau am Montag, dem 3. Jah restage des „Marsches aus Rom" hielt Mussolini vor Abtei lungen aller bewaffneten Kräfte des Landes und einer un geheuren Menge eine Ansprache, in der er sagte: „Offiziere. Soldaten, Seeleute, Flieger und Schwarzhemden, ich möchte euch meine größte Freude und lebhaftes Lob sür die glänzende Schau aussurechen. Der fünfte Jahrestag der faschistischen Revolution könnte keine würdigere und feierlichere Weihe er halten, wie diese Versammlung des bewaffneten Volkes. Wir alle sind Soldaten, die geschworen haben, eine unerschütter liche Treu« für die geheiligte Majestät des Königs zu bewah ren. Wir sind entschlossen, unsere Revolution, was es auch kosten mag, im Lande und die Rechte Italiens in der Welt zu verteidigen. Das beginnende sechste Jahr widerlegt die läckserliche,, Schwäher, die voraussehen wollten, daß unser Regierungssystem nicht von langer Dauer sein würde. Wir haben ein ganzes Jahrhundert vor uns und unsere entwasf- neten und überall zerstreuten Feinde verdienen nur unser Mitleid und unsere Verachtung. Schwarzhemden! Ich gab euch bereits die Parole, mit voller Hingabe treu die Ord nung zu erhalten: ich irre mich nicht, wenn ich mich auf eure Herzen, auf eure Soldatentreue und euren stillen vollen Gehorsam verlasse. Mack-en wir unser Vaterland groß durch unsere Mühe, unsere Opfer und unsere Arbeit! Wem gehört dieses Italien? Die gewaltige Masse der Soldaten Legionäre und Faschisten antwortete mit einem ungeheuren Schrei: „Es gehört uns!" Hochschule und politische Bildung Von Dr. Heinrich Krone. M. d. R. Wer die letzten Ereignisse auf hochschulpolitischem Ge biete überblickt, der bemerkt, daß das a l l g e m e i n - p o li tt s ch e Verständnis der deutschen Stuben« ten jchaft allmählich doch etwas schneller anwachst, als man vielleicht vermuten mochte, wenn man die partei völkische Jntransigenz der organisatorischen Führer etwa der letzten großen Studententage zum Matzstab für die Beur teilung der politisch interessierten Kreise wählte. Freilich kann auch das allmähliche Nachgeben der Studentenschaften gegenüber den Forderungen des preuhischen Staates noch nicht darüber hinwegtäuschen, datz die neue politische Er kenntnis sich vorläufig mehr als ein der Not denn als ein der Einsicht Gehorchen darstellt. Darum wird gerade jetzt der psychologische Moment gekommen sein, in dem eine syste matische politische Schulung unserer akademischen Zugend auf fruchtbaren Boden fallen und eine große Bedeutung für die Einung des Eesamtvolkes gewinnen könnte. Eine solche politische Schulung aber ist heute leider kaum in den ersten Anfängen vorhanden, und auch da noch keineswegs immer in wahrhaft volksverständigeiidem Sinne gerichtet. Gewiß: die deutsche Studentenschaft hat als solche ein Amt für politische Bildung geschaffen, das sich durch Vorträge über die dem ganzen Volk am Herzen liegenden außenpolitischen und kulturellen Probleme sKriegsschuld- frage, Deutschtum im Ausland, uftv.) manches Verdienst er wirbt, und das gerade in diesen Tagen (30. Oktober bis 2. November) wieder eine Studienwoche in Weimar über grundsätzliche Fragen deutschen Staatsgedenkens veran staltet: auf ihr behandelt Professor Dr. Martin Spahn die „Entwicklung des deutschen Staatsgedankens". Professor Dr. Joseph L ö y r - Tübingen neben dem Protestanten Althaus-Erlangen die Frage „Staat und Kirche" und der nationalsozialistische Professor Max Wundt-Zena das Thema „Der deutsche Volksstaat": also eine gewiß grundlegende, aber ihrer parteipolitischen Herkunft nach, ohne Zweifel recht einseitige Orientierung über die Erund- gestalt unseres öffentlichen Lebens. Gewiß: An einzelnen Universitäten haben rührige Studentenschaften regelmäßige politische Ausspracheabende zwischen Kommilitonen der verschiedenen Richtungen mit oft beträchtlichem Erfolge eingerichtet, deutsche Abwand lungen jener englischen Debating-Clubs oder Union-Elubs, die in der politischen Erziehung des Znselreiches eine so große Rolle spielen. Und gewiß schließlich: Fast jede juristische Fakultät, (hie und da auch eine philosophische in ihrer nationalökono mischen Abteilung) läßt ein- oder zweimal im Jahre ein Kolleg über Staatsbürgerkunde lesen, zu dessen Besuch außer den künftigen Juristen auch die Philologen, die Leh rer der kommenden Generation, aufgcfordert werden. Aber sind das alles nicht Tropfen auf einen heißen Stein? Man vergleiche diese Veranstaltungen mit ähnlich gerichteten in anderen Staaten, etlva mit dem amerika nischen Erziehungswesen, das in seiner Zielsetzung und in seinem Eesamtaufbau geradezu der Einführung der Jugend in das öffentliche Leben ihres Vaterlandes gewidmet ist, das schon in der Volksschule damit beginnt und in der Uni versität diese Staatserziehung, oder wie man besser sagen müßte, diese Eesellschaftserziehung, abschließt. Muß man dann nicht unsere Einrichtungen zur politischen Gemein schaftserziehung als geradezu ärmlich und erbärmlich emp finden? So fern es uns liegen muß, fremde Verhältnisse, die unter anderen Voraussetzungen geschichtlich entstanden sind, als die unseren sklavisch nachzuahmen, und gewissermaßen in unsere andersgeartete Lebenssprache übersetzen zu wollen, so entschieden sollten wir doch den neuen Anforderungen, die der neue Staat, die deutsche Republik, an die Erziehung der Jugend i^k allgemeinen und der deutschen Hochschuljugend im besonderen stellt, gerecht zu werden versuchen. Es ist nicht länger möglich, daß nur eine allgemeine außenpoli tische Orientierung womöglich noch mit einer Verfemung der Idee des Parteiivesens verbunden als hinreichende Staatserziehung betrachtet wird. Es muß einmal die Zeit kommen, wo für jeden deutschen Studenten, gleichgültig welcher Fakultät, die erfolgreiche Teilnahme an einer Reihe in das öffentliche Leben einführender Vorlesungen und Ncbungen obligatorisch ist, wo sich also der Mediziner in seinem Abschlußexamen auch über Kenntnisse der Sozial biologie und Sozialhygiene, der Jurist und der Theologe über das Studium der sozialen Volkskunde und Sozial psychologie auszuweisen hat, sie alle aber über das Ver ständnis der deutschen Reichsverfassung und ihres prak tischen Funktionierens. Jede Hochschule muß dann ihren Lehrstuhl für politische Wissenschaft besitzen (wie heute erst die Frankfurter), nicht nur (wie die Berliner seit diesem Semester) einen Lehrauftrag dafür. Die heutige Nummer enthält di« Beilage „Unterhal tung und Wissen". Bis dahin hat es freilich noch gute Weile. Wer das erkannt hat, der wird mit verdoppelter Energie darauf be stehen müssen, daß die staatspolitische Bildung, welche schon heute von den juristischen Fakultäten geleistet wird, die bestmögliche sei oder werde. Er wird fordern müssen, daß die Ministerien beider Besetzung der Lehrstühle für Staats recht und Staatslehre ihr Augenmerk auf die fachliche Eig nung richten, aber auch die gesinnungsmäßige Eignung gerade, wo es sich um die Erteilung deutscher Staatsbürger kunde handelt, in Betracht ziehen: daß also etwa die Be setzung der sämtlichen staatsrechtlichen Lehrstühle einer Universität mit Gegnern des neuen Staates oder rein skep tisch zu ihm Eingestellten unbedingt unterbleibt. Das ver langt die Verantwortung vor einer nicht einseitigen, son dern umfassenden Heranbildung unseres akademischen Nach wuchses. Wer die einzelnen deutschen Universitäten unter diesem Gesichtspunkt durchprüfen wollte, Hütte ziemlich viele unerfreuliche Entdeckungen zu machen: er würde sich auch verwundern, wenn er seine Aufmerksamkeit der Uni versität der Hauptstadt dieser deutschen Republik und Preußens zuwendete, und hier am schwarzen Brett der Ber liner juristischen Fakultät die Vorlesungsankündigung für das kommende Wintersemester sich ansähe. Gewiß ist es eine den neuen Staat ehrende Großzügigkeit, daß er seine Begründung nicht mit einem große» Beamten- und gar Professorenschub begonnen hat: gewiß liegen hier in Berlin die D-na,- auch lo. daß keinerlei parteipolitische Verhetzung der akademischen Jugend zu befürchten ist: und ohne Zweifel kann ein bewußt republikanischer Student gerade von dem vornehmen Gegner am «leisten lernen. Das alles ändert doch aber nichts daran, daß eine Einseitigkeit der Zu sammensetzung des staatsrechtlichen Lehrkörpers an der größ ten Universität schlechterdings vorliegt. Es wird Zeit, daß die akademische Jugend in das Verständnis und die Mit- arbeitung des neuen Staates eingesührt wird. Wie kann man anderenfalls verlangen, daß sie die gemeinsame Dis kussionsgrundlage finde, welche im parlamentarischen Staate Voraussetzung alles wirksamen politischen Handelns ist. So sollte man also gerade hier in Berlin dieser staat lichen Notwendigkeit Rechnung tragen: nicht gegen die bis herigen Vertreter des Staatsrechts. Zweifelsohne werden diese selbst nichts anderes wünschen. So wie »veite Teile der Studenten aus maßlosen Gegnern des neuen Staates zu maßvollen wurden, weil sie nun einmal einer wissenschaft lichen Generation entstammen, die innerlich »och in der Vorkriegszeit verwurzelt ist, so lautet jetzt die Aufgabe, die Gegner zu Freunden zu gewinnen und mit ihnen gemein sam an der immer weiteren Neugestaltung des Staats wesens arbeiten, die dem ganzen Volk« auiaeaeben ist. ... Sauerweiu zur kanzlerrede Paris, 1. November. (E P ) Im „Mat in" bringt Jules Sauerwein die An sicht zum Ausdruck, dag die Rede des Kanzlers Marx eine günstige und dauerhafte Wirkung imr Auslande haben lverde. Bisher habe man sich am meisten wriiber be unruhigt, daß die deutsche Regierung die Kontroverse über die Kriegsuvsachen nur sortsetze, um die Grundlagen des Ver sailler Vertrages zu zerstören. Nach den gegenteiligen Aeußerungen des Kanzlers sei die gegenwärtig« Lage der ehe maligen Gegner viel klarer und logischer geworden. Man müsse hoffen, daß seine Worte eine neue Aera einleiteten, und daß man versuchen werde, sich loyal zu verständigen. Die übrigen Pressekommentare beschränken sich auf die bereits hinlänglich bekannte Behauptung, daß trat; allem Deutschland sich von den Fesseln des Versailler Vertrages zu befreien suche, und daß es ganz im Interesse der Befriedigung liege, die noch allzu frischen Erinnerungen auszulöschen. Der sozialistische „Populaire" meint, man müsse darauf achten, was der Kanzler wirklich gesagt habe und nicht darauf, was man ihn in den Pressckonrmentaren sagen lasse. Drahtverbindung mit Bukarest Bukarest, t. November. (E P.) Gestern abend 10 Uhr wurde die telephonische Ver bindung zwischen Bukarest und dem Ausland aus Drängen der rumänischen Presse m i ed e rhe rg e st«llt. Es stellt sich jetzt heraus, daß die im Ausland verbreiteten alar mierenden Nachrichten über die Zustände in Rumänien bedeutend übertrieben waren, da sich nirgends Unruhen ereigneten und in keinem Teile des Landes Zusammenstöße vor-kamen. Die Untersuchung in der Affäre Manoiliscu wird immer iroch fortgesetzt. Gestern wurden mehrere politische Per sönlichkeiten als Zeugen vcrirommen. Heute wird die endgültige Anklageschrift gegen ihn versaßt werden. Im Lause der näch sten Wocbe wird der Brägen vor einem Krieasrat beginnen. Kemal einstimmig wiedeLgeurähl! Angora, 2. November. Die Nationalversammlung, in der Kemals Volkspartei mit W Abgeordneten allein vertreten ist, ist heute zu ihrer 3. Session zusamengelreten. Kiazim Pascha wurde zum Präsidenten d-r Versammlung und Mustava Keniat Pascha mit Einstimmigkeit z»m Präfi- deuten der Republik wiedergewählt.