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Ser neue Abessinien-Konflikt Von Wilhelm Renner. Die abefsinische Regierung hat ein Abkommen mit einer amerikanischen Firma für den Bau eines Stau- aammes am Tsana-See (im nordwestlichen Hoch land Abessiniens) abgeschlossen. Wie zu erwarten war, ver- ireten die maßgebenden Kreise Londons die Ansicht, daß die abessinische Regierung ein solches Abkommen nicht rati fizieren könne. Man muß zugeben, daß der englische 'landpnnkt formal-juristisch gerechtfertigt ist. Er gründet ich nicht etwa auf die vielfach angefochtenen und ja auch icht in Kraft getretenen englisch-italienischen Abmachungen vom Juli 1920, gegen die bekannt- ch die abessinische Negierung alsbald nach ihrem Vekannt- erden beim Völkerbund Protest eingelegt hat. Er stützt in, vielmehr auf den englisch-abessinischen Ver mag vom Jahre 1902, dessen Artikel 3 folgender maßen lautet: „S. Ai. Kaiser Menelik II., König der Könige von Aethiopien, verpflichtet sich gegenüber Seiner Britischen Majestät, am Blauen Nil, Tsana-See und Sobatfluß keiner lei Werke anzulegen, oder anlegen zu lassen, di« deren Ab fluß nach dem Nil stören könnten, ausgenommen im Einver nehmen mit der Regieruna Seiner Britischen Majestät und der Regierung des Sudan." Europa hat über den Ereignissen der letzten Jahrzehnte beinahe vergessen, wie hart umkämpft die Besitzrechte an er Nordostecke Afrikas während der letzten Jahre des wrigen Jahrhunderts waren. Sieben Jahre lang ver achte Italien, aus Abessinien ein Schutzgebiet zu machen, bis diese Campagne endlich am 1. März 1896 mit der voll- ommenen Niederlage der italienischen Armee des Generals 6aratieri endete. Italien konnte im Frieden von ldis Abeba am 26. Oktober 1896 nur den schmalen Streifen von Eritrea am Roten Meer behaupten. Es hat trotzdem nicht — in der Epoche Mussolinis weniger denn je — die Hoffnung und den Wunsch aufgegeben, irgend wann einmal doch noch über Abessinien hinweg die Brücke zwischen Eritrea und seinem Somaliland am indischen Ozean zu schlagen. Auf diese ihm bekannten Wünsche Italiens gründete dann 1919 England den Versuch, mit Italien >u einer Aufteilung Abessiniens wenigstens in wirtschaft liche Interessensphären zu gelangen. Der Versuch mißlang und schien erst 1926 glücken zu wollen, als Italien sich bereiterklärte, Englands Priorität in allen Wasserbaurech ten anzuerkennen und' insbesondere keinerlei Wasserbau werke am Weißen oder Blauen Nil oder seinen Zuflüssen und Abflüssen vorzunehmen. Als England glücklich so weit war, rächte sich Frank reich für die Niederlage von Faschoda in Sudan, womit vor 30 Jahren endgültig die französischen Träume von der Begründung eines französischen Kolonialreiches im Sudan begraben wurden. Die französische Presse alarmierte die weltpolitische Ocffentlichkeit, und Chamberlain wurde im verlaufe einer höchst unerquicklichen internationalen Dis kussion gezwungen, einen diplomatischen Rückzug anzutreten, dessen einzelne Etappen vollkommen die seiner Politik gemachten Vorwürfe bestätigten, Vorwürfe, die etwa der „Manchester Guardian" scharf, aber richtig in der Formulierung charakterisierte, sie seien ein Versuch gewesen, „den Völkerbundsprinzipiell einen Schlag ins Gesicht" zu versetzen. Italien, dem ebenfalls durch diese Intervention wertvolle Felle weggeschwommen waren, buchte die fran zösische Intervention ausdrücklich auf die „schwärzesten Seiten der Geschichte der italienisch-französischen Be- ziehunaen." „-zur völligen Erkenntnis der Bedeutung des ganzen Problems, soweit es wenigstens die gegenwärtigen und be vorstehenden englisch-amerikanischen Kontroversen betrifft, muß noch kurz auf den wirtschaftlichen Wert der Gewässer des Tsanasees und des Blauen Nils eingegangen werden. Wie die Ding« jetzt lagen, kamen sie ausschließlich der Vaumwollkultur des Sudan und Aegyp tens zugute. Es ist bekannt, daß England im Sudan während der vergangenen Jahre gewaltige Anstrengungen um die Erweiterung der dortigen Vaumwollkulturen ge macht hat, daß es mit einem Millionenaufwand den riesigen Staudamm von Makwar baute, der das Banmwoll- kulturaroal auf der sogenannten Kezireh im Sudan im Verlauf verhältnismäßig kurzer Zeit annähernd ver zwanzigfachen sollte, daß weitere Projekte bereits in An griff genommen waren. All diese Anstrengungen sind ver tan, sobald in Abessinien die Wassermengen des Tsanasees und des Blauen Nils zu eigenen Zwecken verwandt werden. Nun aber ist die Souveränität Abessiniens unbestrit ten, und nicht umsonst hat Frankreich seinerzeit am eifrig sten den Gedanken des Eintritts Abessiniens in den Völkerbund gefördert. Englands einzige und letzte Stütze bleibt der bereits zitierte Vertrag aus dem Jahre 1902. Er ist kündbar, wie alle Verträge. Darüber hinaus würde vermutlich das Völkerbundsstatut eine Handhabe zur Annullierung eines Vertrages liefern können, der in einer so entscheidenden Weise die Souveräni tät eines Landes beeinträchtigt. Weder in England noch in den Vereinigten Staaten gibt sich irgend jemand einer Täuschung darüber hin, daß der gegenwärtige Konflikt ein neuer Akt in dem gewaltigen englisch-amerikanischen Wirt schaftsringen ist. Der letzte Akt war der Krieg um das russische Petroleum. Er endete mit einer Niederlage Englands. Die englisch-amerikanische Konkurrenz in der Vaumwollkultur ist nicht minder hart, als auf dem Petrolcummarkt. England mußte sich im Sudan neue Rohstoffquellen durch die Anlage jener gewaltigen Vaum wollkulturen schaffen, wenn es nicht von vornherein das Rennen aufgeben wollte. Der Schlag, den das ameri kanische Vaumwollkapital jetzt in Abessinien gegen Eng land führen zu wollen scheint, kann eine Krisis allererster Ordnung in England auslösen. Er verhindert nicht nur die Entwicklung der Vaumwollkulturen im Sudan, er zielt zugleich darauf ab, unter der Patronanz des amerikanischen Kapitals in Abessinien neue riesenhafte Vaumwollkulturen zu schaffen, deren Pro dukte ausschließlich für Amerika ins Gewicht fallen würden. Immer deutlicher schält sich so aus weltpolitischen Vor gängen das entstehende Primat der Weltwirtschaftspolitik heraus und kein Mensch kann im Zweifel darüber sein, wo für diesen Kampf die stärkeren Bataillone stehen. Dazu kommt, daß in diesem Falle mindestens das allgemeine völkerrechtliche Empfinden auf seiten der Amerikaner steht, England hat sich durch seine Konspirationen mit Italien in Abessinien die Sympathien verscherzt, die es in diesem Falle dringend genug brauchen könnte. Chamber lain wird darüber bei der Eröffnung der kurzen Parla- nientssession genug bittere Wahrheiten zu hören bekommen. Im übrigen ist die ganze Affäre ein Musterbeispiel dafür, wie schwer sich heutzutage Versuche rächen können, unter Umgehung des mindestens ideell in erster Linie zuständigen weltpolitischen Forums, nämlich des Völkerbundes, Politik auf eigene Faust zu machen, zumal, wenn es eine gepanzerte Faust ist. WM IR die «WMe »szeüm"! kunsrclisu Eine Kalakombenkirche in München. An die Zeit der ersten Christen mit ihren unterirdischen Gottesbienststätten er innert der armselige Kellerraum im Hause Ungererstraß« l31, gegenüber dem Schwabinger Friedhof, der für die katholischen Bewohner der Alten Heide als „Kirche" dienen muß. kleben3 00 0 Seelen Mit der Bezirk. Sonntag für Sonn tag stehen dichtgedrängt Hunderte von Menschen, meist arme Arbeiter, vor der „Notkirche", die nicht einmal zum Aufstellen von Betstühlen Raum hat. t8I> weibliche Arbeitsrichter. Nach Inkrafttreten des Arbeitsgerichtsgcsetzes, das Frauen in gleicher Weise wie Männer zur Mitwirkung in den Rcichsarbeitsgerichte» herange zogen wissen will, sind nunmehr die Ernennungen zu den ver schiedenen Gerichten, Arbeits-, Landesarbeits- und Reichsarbeits gericht abgeschlossen. Danach sind 180 weibliche Arbeitsrichter ernannt. 172 find aus dem Verbände der weiblichen Handels und Bureauangestellten, 18 aus den gemischten Nerbänden her vorgegangen. Im R e i ch s a r b e i t s g e r i ch t hat als einzige Frau die Vorsitzende des Verbandes der weiblichen Handels und Bureauangestellten, Katharina Müller, ihren Sitz. Zukunstsmusik. Ein merkwürdiger Irrtum passierte einem Musikfachverständigen inEincinnati JnNemPork sang ein Tenor vor dem Mikrophon. In Cincinnati spielte eine Künstlerin auf dem Klavier. Die Wellenlängen beider Sender lagen so nahe, daß man schon sehr selektive Empfänger benutzen müßte, um sie überhaupt auseinanderhalten zu können. Meist hörte man beide Darbietungen gleichzeitig. Auch der Musik- fachvevständigc bekam sie zusammen in seinem Empfänger und glaubte, das Klavier stelle die Begleitung zum Gesang dar. Ein abenteuerlicher Werdegang. Ein seltsamer Mensch! Zn Bulgarien geboren, Eltern Rumänen, eigene Nationalität unbestimmt. Dreimal wird ihm das rumänische Bürgerrecht zugebilligt. zweimal bestritten. Er besucht eine Schule in Bul garien, ein Gymnasium in Rumänien. Wird dort zweimal ge schaßt. Studiert Medizin in Frankreich, in der Schweiz und in Berlin. Statt Virchow hört er Bebel und Liebknecht, statt medszinischcr Bücher studiert er „Das Kapital" von Marx. Pro moviert trotzdem in Frankreich, erhält das Recht zur Ausübung der Praxis in Bulgarien und geht nach Rumänien, wo «r Stabsarzt wird. Bereist ganz Europa. Wird in Rumänien degradiert und ausgewiesen. Nicht zum ersten und nicht zum letzte» Male. Im ganzen achtnial aus fünf Ländern! In drei Ländern kommt er ins Gefängnis, in einem unter Polizei aufsicht. In Frankreich wird er beinahe Abgeordneter. Nirgends seßhaft, immer ruhelos, Revolutionär, Verschwörer. 1917 be ginnt seine große Zeit: er beteiligt sich an der Revolutton rn Petersburg, Kronstadt und Odessa, führt ein Freikorps von der Krim nach Rumänien, wird allmächtiger Beherrscher der Ukraine. Als kurze Zwischenspiele Ausweisung aus Berlin, Einkerkerung in Kowno. Wird Botschafter in London und in Paris; auch dort wieder — ausaewiesen, wenn auch in diplo matischer Form. Als Mensch faszinierend, schlagfertig, geistreich. Spricht leidlich Rumänisch, Bulgarisch, Russisch und Urkrainisch, beherrscht Deutsch, Englisch und Französisch. Kürzlich hat er überstürzt Varls im Auto verlassen Wer ist's: — Rakowiki. — Herzrrampse vor merichl. wln auzreaenoer -Vorgang spielte sich in La n g e n b i e l a u vor Gericht ab. In einem Zi vilprozeß mußte eine Frau aus hiesiger Geaond vor dem Neichen- Lacher Einzelrichter erscheinen. Durch di« Aussagen der gegen sie auftretenden Zeugen wurde sie derartig erregt, daß sie von Herz- krämpfcn befallen bewußtlos zusammenbrach. Erst nach längerer Zeit konnte die schwer Erkrankte, die dem Tode nahe war, wieder zu sich gebracht werden. — Eine »liebevolle" Gattin. Ion Schlaf mit Salzsäure be gossen hat in der vergangenen Nacht vvm Freitag zum Sonn abend in Breslau die Ehefrau Klara M. ihren Gatten, den sie nachher noch mit einem Hammer an der Stirn verletzte. Nach Anlegen eines Notverbandes auf der Polizeiwache Feldstrahe wurde der Verletzte auf Anraten eines Arztes nach dem Aller- heiligenhosvital gebracht. Seine „liebevolle" Gattin ist wogen versuchten Mordes angezeigt worden. Verantwortlich für den polnischen Teil: vr. Gerhard Desczhl, Dresden, fit den sächsischen Teil und das Feuilleton: vr. Max Domtchle. Dresden sür Anzeigen: Artur Lenz. Dresden. klm 8. Kovsmbor nsbm clsr liebe Oott mein s-uten lViütterlein, urinre liebe Lcbveieqer- unri llroOmutter, ilisntl ne» 8l>«ß nscb vieöerkoltern Bmplsnq cler bl. Sakramente ru 8>ck in sein bimmllsckes kkeicb. In tiefstem Tcbmerre (Vkurin kn^el, Sek. Lonstantin kjnxje! Habrikok-Okeririspektor un6 6 LnkellrinZei' Dresäen-fHeckr., IVsItbsrstr. 3b, I. KeerlU^un^: krettak, 6en n. Xovemdor. nackm 1.30 Olir vnm Irauer!iau8e 2U8 gul 6em inneren kalkttllkieken briecNioke, IHie^rielikitrasje 54 Heilige Retinen: Lonnadenci frUti 6 Mir in 6er ttok- kirelie un6 7 Utir in 6er plairkircke ^rle6r!c:k8ta6t » s K » «Imerelll LMM Svnnkag, den 13. November 40. 5tjkl!H!g5k6st Nachmittags 2 Uhr Kirchliche Aufführung Abends 6 Uhr « ft! »r » » > » s Fe fl fei er lm Vahnhofsholel K » « «ft!»»»»»»,»»»»«-,««»«»»»»,,»»,«»,,!,» AlleinmS-chen Katholisch, nur mit bester Empfehlung, SW" foforl gesucht. -MW Amtsgerichtsrat 0,-. Schroeder» Leipzig, Pestalozzlstr. I. »u» llesell» Winter-SHsntel. knrüse. «oren Kleine Anrskiung Kleine Abzahlung sokorNgsr HVarvnvmplsng kritr wssner, Vrerrlen-Q., wettmsrrtr. S1 (Hirma bezieht 40 lakre) Vier Wochen gratis! Jeder Katholik vermag die Allgemeine Rundschau. Wochen schrift für Politik und Kultur, Begründer vr. Armin Kausen, kostenlos genauesten» kennen zu lernen, da der Verlag, (einer jahrzehntelangen Tradition gemäß, auf Wunsch diese bedeutsam« führende Zeitschrift an jeden ernsthaften Interes senten vier Wochen hlnleceln ander kostenlos und ohne jede Verbliidlichkelt für den Empfänger zur Probe versendet. Wenden Sie sich noch heut« wegen Gewäh rung eine« Probemonats In obigem Sinne an den Verlag der Allgem. Rundschau München, Galerlestraße 35 a DH. liMIIN- D slilolcs u. Vouplsk lün sile Leiegenkeiten. lViit Au»u!i»KI»en«tung öivno qern. Katalogs gratis unö franko. Kleine Ps6ek'boi'n. I» besten Qualitäten Obftbüume aller Art und Form. Beeren obst, Rosen, Zier- und Schliiiaacbölz« »sw. Bitte belicht. 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Gr. 1- 401-450 Freitag Oie ottirisllo frau (>/,8) B.-V.-B. Gr. 1, 451-500 Tentral-Ntieater Heute und folgende Tage Sroke Kleinigkeiten (8) Thalia-Tlieater Heute und folgende Tage 8 Uhr: psiii Seester» als „lleuaokbaitrpritsillant- Sonntag» auch 4 Uhr. Jeden Mittwoch und Sonn abend nachmittag» 4 Nhr Kinilar - Mieden - Vorrtellunp Königs!,»!-Theater Täglich abends 8 Nhr Var ssnaationells Programm (Kleine Dreisel IiSdt. Planetarium Dresden-A., Stübel-Allee 2 z Täglich 4 Nhr Von 8onne, Mnä unä Stsrna» >/,6 Uhr -kom llreur äs» 8tläen»