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Viel Regen — wenig Spiele DSE. gegen CVL. 4:4 <1r4) — Guts Muks schlägt Sporlfreunde Leipzig 8:3 Brandenburg gewinnk hoch gegen Radebeul Der gestrige Revolutionsseicrtag breichte unaufhörlichen Regen und versetzte die Spielfelder stellenweise in einen derartig schlechten Zustand, daß keine einwandfreien Spiele aufkommen konnten. Stel lenweise ivurden selbige schon von vornherein abgesctzt. In Dres den selbst fanden lediglich zwei von den angesagten Treffen statt, und zwar das zwischen Guts Muts und Sportfreunde Leipzig und von Brandenburg gegen Radebeul. Beide Spiele brachten für die Einheimischen eirckrucksvolle Siege; ivnrden doch in beiden Treffen je elf Tore erzielt. In Meißen konnte Meißen 68 einen eindrucks vollen Sieg über die Chemnitzer Preußen feiern und der Dresdner Sportklub konnte in Chemnitz trotz mehrfachen Ersatzes ein wert volles Unentschieden hcrausholcn. Die genauen Ergebnisse der statt- gcfundenen Spiel« sind folgende: Guts Muts gegen Sportfreunde Leipzig 8:3 (5:0); Brandenburg gegen Radebruler BC. 8:3 (6:0); Meißen 08 gegen Preußen Chemnitz 4:3 (2:2); Dresdner Sportklub gegen Chemnitzer BC. 4:4 (1:4). Zu den einzelnen Spielen kurz folgendes: Ter VfB. Bezwinger in Dresden geschlagen Wenig einladend war das Wetter, trotzdem hatte sich eine an sehnliche Zuschauermcnge eingesundcn, die Zeuge eines interessan ten Kampfes werden sollten. Guts Muts hatte aus Linksaußen Wei- dcl, während Szymczak auf dem rechten Flügel an Stelle von Kichl stand. Diese Umstellung bewahrte sich stellenweise sehr gut und der gesamte Sturm zeigte ein derartig raumgreisendcs Spiel, was man lange bei den Pfotenhaueru vermißt hat. Der Erfolg blieb auch nicht aus. Vor allem verstanden sich Weidel und Dierig ausgezeichnet. Der schlechte Boden aber hinderte auch hier stellenweise die beider seitigen Leistungen. Man merkte Guts Muts jedenfalls den Willen an: sic wollten siegen. Bei den Leipzigern waren der Mittelläufer Guhlmann und der Verbindiingsstürmer Klepsch die besten Leute. Der Torwächter war an den Erfolgen der Johannstädter schuldlos, denn sic waren in den meisten Fälle» das Ergebnis gut ausgearbcffe- ter Angriffe. Den Torrcigen eröffnet« Zetzsch« nach wenigen Mi nuten Spieldauer und in kurzer Zeit hatten Rcißmann und Dierig das Ergebnis auf 3:0 gestellt. Vis zur Panse erhöhten die Lilien weiter auf 5:0 durch Szymczak und Dierig. Nach der Panse kamen die Leipziger etwas mehr auf. Rcißmann jedoch konnte hier weiter hin ein sechstes Mal erfolgreich sein. Bei diesem Stande erzielte Klepsch den ersten Treffer für seine Farben, dem kurz darauf der Mittelstürmer Reichel ein zweites Tor folgen ließ. Johne konnte danach einen Strafstoß sicher venvandeln. Hier täuschte Dierig den Leipziger Torwächter ausgezeichnet. Ein Elfmeterbail brachte den Leipzigern dm dritten Erfolg. Der Eichstand war somit hergestellt, woran sich auch nichts mehr änderte, trotzdem hüben wie drüben noch oft gefährliche Augenblicke vor beiden Toren entstanden. Der Schieds richter Kahr« tvar dem Spiele ein ausgezeichneter Leiter. Ein Klassenunterschied Auf den Höhen von Trachau scheute man ebensalls den Regen n-cht und trat zu dem angesehten FreundschaltSsp el an. Bcu.rcn- brrg hatte sich in Nadebculcr BC. einen alten Bekannten einoe- laden, der vorläufig in der Ib-Klasse di« Spitze Tabelle 'üb:'. Schwer geschlagen allerdings sollten sie die Hei n e»e amreten. Die Brandenburger mußten mit mehrsachein Lclatz für den Torwächter Kühncl, Beeger, H. Müller und Hausmann «»treten; aber wie immer bewährte sich der eingestellte Ersatz ausgezeichnet und lieferte den Radebeulern ein Spiel, das an besser« Ze-ten erinnern lieh. Die Mannschaft von Radebeul zeigte wohl großen Eifer aber es zeigte sich auch, daß sie von ihrer früheren Spielstärke viel eingebüßt ha ben und »och viel dazu lernen müssen, um evtl, bei Erringung der Meisterschaft der tb-Klasse sich in der la-Klasse halten zu können. Knapp aber sicher Zwei ebenbürtige und gleichwertige Gegner standen sich in Meißen gegenüber. I» Preußen Chemnitz hatten sich die Meißner eine der besten inittclsächsischen Mannschaften verpflichtet und ihr Er folg ist deshalb umso höher zu bewerten. Bis zur Pause erzielte jede der Parteien je zwei Tore. Nach dem Wechsel gingen aber die Chem nitzer erneut in Führung. Doch der Ausgleich folgte bald. Kurz vor Abpfiff konnte Arnold nach schönem Angriff das siegbriiigende Tor für seine Farben erzielen. Bloß unentschieden Der Dresdner Svortklub benutzte den gestrigen Tag zu einer längst getätigten Gastspielreise zum Chemnitzer Ballspielklub. Aller dings mit reichlich Ersatz, aber auch das mußte gehen und ist auch gegangen. Das Spiel selbst brachte ein Unentschiedens Ergebnis. Zur Pause allerdings sah es noch nicht danach aus, denn die Chem nitzer lagen mit 4:1 in Führung. Noch dem Wechsel konnten aber die Notjackcn die Verlustiore aufyolen und glcichziehen. Hier ging Chemnitz leer aus. Den Umständen nach ist das unentschiedene Er gebnis als sehr gut zu bezeichnen. VfB. Leipzig abermals geschlagen. In Leipzig mucke gestern nur ein Spiel ausgetragen, das BfB. und Viktoria zusammenführte. Auch in diesem Spiele mußten die VsBer eine weitere Niederlage hin» nehmen. Viktoria gewann das Treffen 3:1. Gaugruppe Elblal (DT.) Der ungünstigen Witterung wegen konnten nur zwei Spiele aus- getragen werden. Das schlechte Wetter machte die Austragung wei terer Spiele zur Unmöglichkeit. GutS Muths 1. gegen Tgmdr. DreSden-Nordwrst 1. 6:2 (3:1) trafen sich auf dem Platze ln der Jungen Heid«. Der technisch bessere Sturm der Guts-MuthS-Mannschasl brachte es fertig, die alte erfah rene Elf der Turngemeinde Norbwest zu schlagen. Das Spiel wurde stets flott und einwandfrei durchgesührt. An der Niederlage von Nordwcst trägt der Ersatztorwart einen Teil der Schuck. Zug Freibcrg 1. gegen Dresden-Nordweft 2. 2:1 (2:0). Stetzsch 1. gegen Christlicher Verein Junger Männer 1. mußte «uöfallcn. Schncelauslehrgang der Turncrschaft 1877- Heute findet im Vereinshcim der Turnerschaft 1877 in Dresden-Löbtau, Gröbelstraße 8, Hths., eine Unterweisung über die Grundlagen des SchncelausS iür Anfänger statt. Iugen-führer-Lehrganq -es Turngaues Mittelelbe-Dres-en In den Tagen vom 29. 10- bis 1. 11. 1927 fand im schönen Meißen unter Leitung des Gaujugendivartes Human» ein Lehrgang zur Aus- und Weiterbildung von Jugendführern statt, der aus allen Tellen des Großgoues gut besucht war. Die täglich« Arbeit wurde etngeleitet durch eine schlichte Morgenfeier, der sich körperschulende Hebungen und Spiele anschlossen Der Unterricht in Botanik und Himmelskunde gab den Teilnehmer» ivertvolle Anregungen für das Erwandern und bei den Volkstänze», die Gernot Nitzschc (Hellerau) leitete. Pros. Gasch (Dresden) führte die Anwesende» in bester Weise in das Gebiet des „Frcinngcns" ein, dieser manchmal etwas der ben, aber Krast und Gewandtheit gebende» Leibesübung, die ans Wanderungen so gern während der Nast getrieben wird. Bewährte Fachleute gaben neue Anregungen für das Geräteturnen. Jugend ohne Gesang ist keine Jugend! So waren auch dieser Kunst einige Stunden gewidmet. Am 30. Oktober fand die Tagung der Ncreins- jugendwarte statt. Die Tagungsarbeit der beiden anderen Abende wurde jedesmal würdig abgeschlossen. Der 1. November war für eine Wanderung mit Sinnesübnngen freigehaltcn worden. In der kurzen Zeit des Lehrganges liatte sich unter den Teilnehmern schnell eine enge Gemeinschaft gebildet, aus der man nur ungern schick. Doch man trennte sich in dem Bewußtsein, für «in kostbares Gut, die rechte Führung der Tnrncrjugcnd, weiterhin Samen ausslrencn z» dürfen. K. Lischkc, Bczirkspresscwart. Ra-spork Schlutz -es Brüsseler Sechstaye-Rennens Das 13. Brüsseler Sechstagerennen brachte in den letzten Stun de» noch eine vollkommene Umwälzung des Klassements. Die Mann schaft Sellier-Dnray, die noch sechs Stunden vor Schluß mit zwei Runden im Rückstände gelegen hatte, konnte als Sieger aus dem Ren nen hcrvorgehen. Die Mannschaft erzielte 484 Punkte und hatte 3331,060 Kilometer znrückgclcgt. Zweiter wurde» die Gebr. Stan- daert mit 341 Punkten. Mit drei Runden Rückstand belegten Sei- ierth (Leipzig) und der Belgier Ramschaet den zehnten Platz. Dewolf—v. Kempen Sieger im 19. Berliner Sechstagerennen Nun gehört auch das 19. Berliner Sechstagerennen der Ver gangenheit an. Es tvar wieder einmal ein großer Tamdam an dem vielen Drum und Dran. Abend für Abend hielten Tausende von Zu schauern die Bahn umlagert, die Zeuge der seltenen Kämpfe wecken wollten. Selten auch ist ein Rennen so abwechslungsreich gewesen, tvie gerade das letzte Der letzte Abend verlief weniger interessant. Vorerst verspürte keine der neun noch im Rennen befindlichen Mann schaften Lust zu großen Taten. Runde um Runde wurde wciterbin zurückgelegt und selbst die in rascher Reihenfolge gestifteten Prämien wollten keine Abwechslung in das Rennen bringen. So spitzte sich alles auf die letzte Stunde zu, die mit ihren unuuterbrochcnen Spurts sehr verheißungsvoll zu wecken versprach. Mit dem Gongschlag 10 verließen die beide» jungen Mannschaften Dorn-Nickcl und Kühl- Wctte die Bahn und überließen den übrigen fünf Fahrern die Kämpf- stüttc. Ilntcr größter Spannung des ganzen Hauses begann der Schlußakt. Schon beim dritten Spurt hatten sich Dewols-van Kcmpe» an Tieh-Thollcmbeck vorbei auf den zweiten Platz gearbeitet. Beim vierten Spurt ging das belgisch-holländische Paar auch an de» Spitzcnleuten Ehmcr-Kroschel vorbei, um schließlich das Ren nen dank ihrem großen Spnrtvermögc» als sichere Sieger zu ihren Gunsten zu entscheiden. Das SchlußergrbniS ist folgendes: 1. Dewols-van Kempen 444 Punkte 3701.165 Kilometer 2. Tieh-Thollembeck 422 Punkte, 3. Ehmer-Kroschel 389 Punkte, 4. Kroll-Miethe 242 Punkte. 5. Rausch-Hürtgen 206 Punkte, 6. Junge-Behrendt 194 Punkte, 7. Wambst-Lacguehay 58 Punkte. Kandball im Gau Ostsachsen Von de» angekündigien Spielen wurden nur zwei durchgeführt. Die anderen Spiele sielen alle restlos dem Wetter zum Opfer. Die durchgesührte» Tressen litte» aber alle unter den Bodenvechältvisse». Dem Mitkelsachsenmcister PSV. Chemnitz gelang gegen die Lilien ein 6:5-Sieg, in dem anderen Treffen triumphierte der Sport verein Brandenburg über den Lehrcrsportvcrein. Wir bringen an schließend kurz die Ergebnisse: PSV. Chemnitz gegen Guts MutS 6:5 (3:3); Sport». Brandenburg gegen Lrhrersportverein 5:1 (2:0); Damen: GutS Muts gegen Dresdner Sportklub 4:0 (abgebr., Weitere Spiele: Dresdens!« 3. gegen DBC. 1. 3:1; Drcsdcnsia 4. gegen Dresdensia-Sparta 1. 8:3; Brandenburg 2. gegen Ring 2.1:4; Brandenburg 2 Jgd. gegen Dresdens!« 2- Jgd. 2:1. Kleider machen Leute Eine Erzählung von Gottfried Keller. (9. Fortsetzung.) Diese beiden Tatsachen scl)eine» zu beweisen, daß nicht ganz der Zufall die feurige» Pferde lenkte. Auch war es selt sam, als die Fortuna i» die Waldstraße gelangte, in welche jetzt der Helle Vollmond hineinschien, wie Nettchen den Lauf oer Pferde mähigte und di« Zügel fester anzog, so daß dieselben bei nahe nur im Schritt einhertanztrn, während die Lenkerin die traurigen aber dennoch scharfen Angen gespannt auf den Weg heftete, ohne links und rechts den geringsten auffälligen Gegen stand außer acht zu lassen. Und doch war gleichzeitig ihre Seele wie in tiefer, schwerer, unglücklicher Vergessenheit besangen; was sind Glück und Leben! von was hangen sic ab? Was sind wir selbst, daß wir wegen einer lächerlichen Fastnachtslüge glücklich oder un glücklich werden? Was haben wir verschuldet, wenn wir durch eine fröhlich« gläubige Zuneigung Schmach und Hoffnungslosig keit e'nernten? Wer sendet uns solch« einsaitige Truggestallen, die zerstörend in unser Schicksal cingreisen, während sie sich selbst daran auflösen, wie schwache Seifenblasen? Solche mehr geträumte als gedachte Fragen umfingen die Seele Nettchens. als ihre Singen sich plötzlich aus einen läng lichen dunkeln Gegenstand richteten, welcher zur Sette der Straße sich vom mondbeglönzten Schnee abhob. Es war Ser langhingestreckte Wenzel, dessen dunkles Haar sich mit dem Schatten der Bäume vermischte, während sein schlanker Körper deutlich im Licht« lag. Nettchen hielt unwillkürlich die Pferde an, womit eine tiefe Stille über den Wald kam. Sie starrte unverwandt nach dem dunklen Körper, bis derselbe sich ihrem hellsehenüen Auge fast unverkennbar darstellte und sie leise die Zügel festband, ausstieg, die Pferde einen Augenblick beruhigend streichelte und sich hierauf der Erscheinung vorsichtig, lautlos näherte. Ja, er war es. Der dunkelgrüne Samt seines Rockes nahm sich selbst auf dem nächtlichen Schnee schön und edel aus; der schlanke Leib und die geschmeidigen Glieder, wohl geschnürt und bekleidet, olles sagt« noch in der Erstarrung, am Rande des Unterganges, im Verlorensein: Kleider machen Leute! Als sich die einsame Schöne näher über Ihn hinbeugte und ihn ganz sicher erkannte, sah sie auch sogleich die Gefahr, m der sein Leben schwebte, und fürchtete, er möchte bereits erfroren sein. Sie ergriff -al)«r unbedenklich eine seiner Hände, die nalt und fühllos schien. Alles andere vergessend rüttelte sie den Aermsten und rief ihm seinen Taufnamen ins Ohr: „Wen zel! Wenzel!" Umsonst, er rührte sich nicht, sondern atmete nur schwach und traurig. Da fiel sie über ihn her, fuhr mit der Hand über sein Gesicht, und gab ihm in der Beängstigung Nasen stüber aus die erbleichte Nasenspitze. Dann nahm sie, hiedurch auf einen guten Gedanken gebracht, Hände voll Schnee und rieb ihm die Nase und das Gesicht und auch die Finger tüchtig, soviel sie vermochte und bis sich der glücklich Unglücklich« erholte, er wachte und langsam seine Gestalt in die Höhe richtete. Er blickte um sich und sah die Retterin vor sich sichen. Sie hatte den Schleier zurückgeschlagen: Wenzel erkannte jeden Zug in ihrem weißen Gesicht, das ihn ansah mit großen Augen. Er blickte um sich und sah die Retterin vor sich stehen. Sic hatte den Schleier zurückgeschlagen: Wenzel erkannt« jeden Zug in ihrem weißen Gesicht, das ihn ansah mit großen Augen. Er stürzte vor ihr nieder, küßte den Saum ihres Mantels und rief: „Verzeih mir! Verzeih mir!" „Komm, fremder Mensch!" sagte sie mit unterdrückter zit ternder Stimme, „ich werde mit dir sprechen und dich sort- schasfen!" Sie winkte ihm, in den Schlitten zu steigen, was er folg sam tat; sie gab ihm Mütze und Handschuh, ebenso unwillkürlich, wie sie dieselben mitgenommen hatte, ergriff Zügel und Peitsche und fuhr vorwärts. Jenseits des Waldes, unser» der Straße, lag ein Bauern hof, auf welchem eine Bäuerin hauste, deren Manu unlängst ge storben. Nettchen war die Patin eines ihrer Kinder, sowie der Bater Amtsrat ihr Zinsherr. Noch neulich war die Frau bei ihnen gewesen, um der Tochter Glück zu wünschen und allerlei Rat zu holen, konnte aber zu dieser Stunde noch nichts von dem Wandel der Dinge wissen. Nach diesem Hofe fuhr Nettchen setzt, von der Straße ab- lcnkcnd und mit einem kräftigen Peitschenknallen vor dem Hause haltend. Es war noch Licht hinter den kleinen Fenstern; denn die Bäuerin ivar wach und niachie sich zu schaffen, während Kinder und Gesinde längst schliefen. Sie öffnete das Fenster und guckte ver- wundert heraus. „Ich bin's nur, wir stnd's!" rief Nettchen. „Wir haben uns verirrt wegen der neuen oberen Straße, die ich noch nie gefahren bin; macht uns einen Kaffee, Frau Gevatterin, und laßt uns einen Augenblick hineinkommen, ehe wir weiter fahren!" Gar vergnügt eilt« bie Bäuerin her, da sie Nettchen sofort erkannt, und bezeigt« sich entzückt und eingeschüchirrt zugleich, auch das große Tier, den fremden Grafen zu sehen. In ihren Augen waren Glück und Glanz dieser Welt in diesen zwei Personen über ihr« Schwelle getreten; unbestimmte Hoffnungen, einen kleinen Teil daran, irgendeinen bescheidenen Nutzen für sich oder ihre Kin der zu gewinnen, belebten die gute Frau und gaben ihr alle Be hendigkeit, die jungen Herrschaftslcute zu bcdiene» Schnell hatte sie ei» Kncchichcn geweckt, die Pferde zu hotten, und bald hatte sic auch einen heißen Kässee bereitet, welchen sie jetzt hcreinbrachte, wo Wenzel und Nettchen in der halbdunklen Sticke eincmder gegenüber saßen, ein schwach flackerndes Lämpchen zwischen sich auf dem Tische. Wenzel saß, den Kops in die Hände gestützt, und wagte nicht aufzublickcn. Nettchen lehnte auf ihrem Stuhl« zurück und hielt die Augen fest verschlossen, aber ebenso den bitteren schönen Mund, woran man sah. daß sic keineswegs schlief. Ms die GevatterSsrvu den Trank auf den Tisch gesetzt hatte, erhob sich Nettchen rasch und flüsterte ihr zu: „Laßt uns jetzt eine halbe Viertelstunde allein, legt Euch aufs Bett, liebe Frau, wir haben uns ein bißchen gezankt und müssen uns heute noch ausspre- chcn, >da hier gute Gelegenheit ist!" „Ich verstehe schon, Ihr machl's gut so!" sagte die Frau und ließ die zwei Haid allein. „Trinken Sie dies," sagte Nettchen, die sich wieder gesetzt hatte, „es nnrb Ihnen gesund sein!" Sic selbst berührte nichlS. Wenzel Strapinski, der leise zitterte, richtete sich auf, nahm eine Tasse und trank sie aus, mehr weil sie es gesagt halte, als um sich zu er frischen. Er blickte sie seht auch an. und als ihre Augcn sich be gegneten und Nettchen forschend die seinigen betrachtete, schüttelte sie das Haupt und sagte dann: „Wer sind Die? WaS wollten Sie mit mir?" „Ich hm nicht ganz so, wie ich scheine!" erwiderte er trau rig, „ich bin ein armer Narr, aber ich werde alles gutmacbcn und Ihnen Genugtuung geben und nicht mehr lange am Leben sein!" Solche Worte sagte er so überzeugt und ohne allen gemachten Aus druck, daß Nettchens Augen unmcrklich aufblitztcn. Dennoch wie derholte sie: „Ich wünsche zu wissen, wer Sic eigentlich seien nick woher Sie kommen und wohin Sie wollen?" „Es ist alles so gekommen, wie ich Ihnen setzt der Wahrheit gemäß erzählen will." antwortete er und sagte ihr, wer er sei und wie es chm bei seinem Einzug in Golbach ergangen. Er beteuerte besonders, wie er mehrmals habe fliehen wollen, schließ lich aber durch ihr Erscheinen selbst gehindert worden sei. wie in einem verhexten Traume. (Fortsetzung folgt.)