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Sächsische Volkszeitung : 08.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260408
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-08
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
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Nummer 76 — 25. Iahrqanq «mal wöch. vezugsprrls fiir April M. einschl. Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp Peittzeile »HL. Stellengesuche SO Die Petitreklamezcile. !^v Milli meter breit, l Offectengebühren für Selbstabholer 20 bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozujchlag. Einze!-Nr. 10 Sonntags-Nr. 15 H. Donnersjaq, 8. April 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträgen u. Leistung o. Schadenersatz. Für undeutl. u. a. Fern ruf übermitt Anzeigen übernehmen wir kein« Der- antwortung Unverlangt eingesanüte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte rverd. nicht aufbewahrt. Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden. Vjeichijsteftelle, Truck n»d Verlag! Saxoma- Vuchdrulkerel GmbH., Dresden-A. l, Pelierslr.itze 17. gemrul 21VI2. Poilicheckkonlo Dresden I47N7 «antionio: Basscngc L grinschc. Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der SächNichea Volk-,eitaug Dresden.AUsiadl t. Poiierstrahe 17 Fernru» 20711 nnd 2IVI2. Mussolinis Tripolis-Fahrl Italien -emonskrierl seinen Willen zu einer aktiven Kolonialpolilik Das Ärästespiel in Osteuropa Wien, Anfang April Seit dem Genfer Ausgang herrscht in Mittel- und Ost europa tatsächlich das Chaos. Ein verworrenes Krästcspiel zeigt jede Stunde andere Fix- und Kristallisationspunkte. In Wirklichkeit ist sich niemand darüber im klaren, die leitenden Staatsmänner mit inbegriffen, was sich in den nächsten Monaten als stärker erweisen wird: der Drang der europäischen Welt nach einem starken Völkerbund, in dem wirklich der Völker frieden verankert ist oder die Selbstsucht der einzelnen Nationen und Staaten, die sich höchstens im Interesse einer zielbewussten Machtpolitik zu neuen Bündnissen aufzuschwingen vermag. Fast hat es zur Stunde den Anschein, das; trotz allen gegenteiligen Versicherungen die Krüstegruppierung in Europa eines Tages dort ihren Abschluß findet, wo sich zwei große Gruppen gegen- überstchen. Daß dieser Zustand noch nicht erreicht werden konnte, verdanken wir nur dem Umstande, daß Deutschland und Rußland an diesem verderblichen Kräftespiel bisher nur als Zu schauer beteiligt gewesen sind, ohne sich gegenseitig irgendwie zu binden. Daher ringt sich auch langsam in allen Staaten die Ueberzeugung durch, daß diese beiden Mächte irgendwie in die Krästekombinationen Europas eingefügt werden müssen. Na türlich ist jede Interessengruppe bestrebt, wenigstens eine dieser Mächte in ihren Bannkreis zu ziehen. Was nun im besonderen das Chaos in Mittel- und Ost europa anbelangt, so hat die Bewegung, die jetzt im Gange ist und möglicherweise zu einer neuen Konstellation führen kann, ihren Ausgang von der nicht allseits beachteten Zusammenkunft Chamberlai ns mit Mussolini in Rapallo genom men. Damals ist der Stein ins Rollen gekommen, der jetzt die Gemüter Mittel- und Osteuropas so leidenschaftlich bewegt. — Fest stand schon vorher, daß die Kleine Entente immer mehr aus- einandcrflattert. Vielleicht im Zusammenhang mit der Finanz krise in Frankreich, welche den Pariser Einfluß im Donautal und im nahen Orient bedeutend lähmt. Jedenfalls reicht ihre negative, nur auf Verteidigung ihres Gebietszuwachses bedachte Politik zu einer großzügigen Konzeption des Neuausbaues von Mittel- und Osteuropa nicht aus. Sie war bisher nicht einmal imstande, das Verhältnis ihrer Mitglieder zu S'owjetrußland auch nur einigermaßen zu klären, obwohl tschechische und jugo slawische Kräfte bis nach Angora Vorsichten, also in jenes un klare Gefahrenzentrum, von dem aus entweder die katastrophale Auseinandersetzung oder der Ausgleich aus Kosten dritter zwi schen dem englischen und dem russischen Weltreich seinen Ausgang nehmen wird. Aber nicht einmal im engeren Mitteleuropa konnte sich ein Staat der Kleinen Entente zu einer Hegemonie stellung aufschwingen. Die in den letzten Wochen wieder klar zu Tage getretene italienisch-französische Rivalität im Donautal besteht in ungeschwächtem Maße fort. Daher sucht dieTschech o- slowakei nach einer irgendwie geformten Zusammenfassung der mitteleuropäischen Staaten. Von Prag aus sind die Bestre bungen nach einer ganzen Reihe von Schiedsgerichtsabkommen mit Oesterreich, Polen, Rumänien, Ungarn usw. ausgegangen. Jugoslawien konzentriert feine Kräfte auf der engeren Balkanhalbinsel, nachdem sich jede Verständigung mit dem iia- lienisch-französischen Antagonismus als unmöglich erwiesen hat. Rumänien lehnt sich stärker an Polen an und starrt unver wandten Auges nach dem Osten, von wo ihm die größte Gefahr droht. Dazu scheint der Zeitpunkt der Aufrollung der Da> danel- lenfrage und der Donaumündungsfrage durch die Sowjetunion nicht mehr ferne zu sein. England hat alles Interesse daran, der Sentimentalität der slawischen Völker eine italienisch-rumänische Verständigung entgegenzusetzen, um in der Frage von Konstanii- nopel nicht Ueberraschungen ausgesetzt zu sein. In Bukarest hat man die Signale verstanden und mit der Berufung des Generals Avereseu geantwortet. Am günstigsten vollzieht sich das Kräftespiel im engeren Balkangebiet. Der italienische Faschismus hatte das englische Konzept allzu extensiv interpretiert. Seine Versuche, Jugoslawien und Griechenland gegeneinander auszuspielen, um aber in Wahrheit die Führung der Ostfragen an sich zu reihen, sind vollständig mißlungen. Die unmittelbare Folge war eine Annäherung zwischen Belgrad und Athen und eine ganz prin zipielle Annäherung zwischen Belgrad und Sofia. Wie Bcncsch Oesterreich jetzt «in freundlicheres Gesicht zeigt, so tut es Nint- fchitsch gegenüber den Bulgaren, die sich allerdings immer mehr als ein Teil des südslawischen Volkes geben. Noch haben sich die einzelnen Regierungen nicht zu einer klaren Stellungnahme entschlossen. Jede hat mehrere Eisen im Feuer, jede ist bereit, an mehreren Tischen mitzuessen. Das Ge samtbild wird dadurch nur verworrener. Trotzdem sind gewisse große Linien unverkennbar. England will in Osteuropa nach seinem Geschmack Ordnung schaffen, bevor es an die Lösung der Rom, 7. April. Mussolini reist morgen nach dem italienischen Asrika, von einem italienischen Geschwader begleitet. Diese Reise sowie die vorhergehende Reise des Kolonialministers di Scalea ist ohne Zweifel der Anstatt zu einer energischeren Kolonialpolitik von seiten Italiens, welche schon lange angekündigt worden war. Mussolini will sich anscheinend selber erst überzeugen, wie die Ver hältnisse in Tripolis stehen, nnd ob es der Mühe wert ist, dieses Land zu kolonisieren, ein Unternehmen, das bisher negativ verlaufen ist, und das unter anderem an dem Zusammenbruch der Banca di Noma die Haupt ursache war. Ta das Land am Rande der Wüste früher als fruchtbar und als Kornkammer des alten Nom galt, glaubt man durch Anlage artesischer Brunnen das Land wieder bewässern zu können, deren Anlage allerdings sehr kostspielig ist. Dann will man das Land, ein Gebiet von zehntausend Hektar, an faschistische Gesellschaften zu Kolvnisationszwecken aufteilen, wie man jetzt bereits die fruchtbaren Landstrecken um Nzizia aufznteilen begonnen hat. Es bleibt nun abzuwarten, wie die einheimische muselmanische Bevölkerung sich dazu verhält und ob nicht ähnliche Verhältnisse wie in Palästina entstehen werden, wo das jüdische Kapital den arabischen Bauern das Land entreißt. Seitdem Italien Giarabub, die heilige Stadt der panislamisch gesinnten Seussiten, besetzt hat, so daß sich der Groß-Sennsse nach Aegypten zurück ziehen mußte, ist eine steigende Erregung der isla mischen Völker gegen Italien bemerkbar, die in den demnächst stattfindenden islamischen Weltkongreß sicher zum Ausdruck kommen wird. türkischen und russischen Frage herantreten muß. Italien hat hauptsächlich seine Mittelmeerinteressen im Auge, die ihm durch seine Bevölkerungspolitik diktiert sind. Es ist ihm einerlei, an wessen Seite es Ellbogenfreiheit erhält, an der Englands in der Levante oder an der der Balkanstaaten in Nordafrika oder an der Mitteleuropas in Nizza und Savoyen. Sacro egoismo ist hier die Unterlage jedes Beginnens. In Jugoslawien bereitet sich endlich der entscheidende innerpolitische Kampf vor, dessen Ausgang bestimmen wird, ob Jugoslawien eine serbisch-bul garische oder eine kroatisch-mitteleuropäische Außenpolitik sich zu eigen machen wird. Auch davon hängt im internationalen Krästespiel viel ab, denn ohne Jugoslawien kann weder in Mit tel- noch in Osteuropa eine nennenswerte Veränderung oor sich gehen. Deutschlands Verhältnis zu allen diesen Erscheinungen der mittel- und osteuropäischen Politik ist klar gegeben. Es kann nur der Erhaltung des Friedens und der Konsolidierung der Demokratie dienen. Sein Weg ist durch das Abkommen vcn Locarno vorgezeichnet. Nach dem Locarno der Westmäch^e kann nur ein mitteleuropäisches Locarno des Balkans folgen. Natür lich müßte ein solches Abkommen im Geiste der Aufrichtigkeit getroffen werden. Dann erst wäre die Befriedigung Europas mög lich. und der Völkerbund könnte an die Lösung seiner idealen Aufgaben schreiten. Dann brauchen sich aber die Staaten und Völker Europas nicht davor fürchten, in eine etwaige gewalt same Auseinandersetzung zwischen Rußland und England hin eingezogen zu werden. Augenblicklich haben aber alle diese Ge dankengänge nur wenig Aussicht auf Verwirklichung. Der Frie den erscheint nach wie vor durch die zahlreichen außenpolitischen Bündnisse bedroht, mögen sie sich unter welchem Namen immer präsentieren. Ehe diese Bündnispolitik nicht grundlegend revi diert ist, wird das Mißtrauen zwischen den Nationen nicht schwinden. Die jugoslawischeKabinettskrise Belgrad, 7. April., König Alexander empfing gestern abend den Präsidenten des Parlamentes und betraute ihn mit der Aufgabe, alle Möglichkeiten für die Bildung eines Ministe riums Nintschitsch zu prüfen. Im Laufe des Abends empfing der König den bisherigen Ministerpräsidenten Pasitsch und darauf Raditsch in Audienz. Raditsch erklärte Pressevertretern, er werde mit Pasitsch zusammengehen. wenn dieser damit ein verstanden wäre, daß das Parlament am 15. April die Inter- pellätion über die Angelegenheit seines Sohnes verhandele. Sollte Pasitsch einwilligen.-so werde wahrscheinlich eine nsue Regierung Pasitsch-Raditsch gebildet werden. -- Italien hatte bekanntlich Absichten auf ein „Mandat", erst auf das französische Mandat in Syrien, das aber unerreichbar blieb. Dann waren die Anstrengungen Italiens in Locarno und Genf auf ein Mandat über eine unserer ehemaligen Kolonien — vorzugsweise Deutsch-Ostafrika — gerichtet. Um nicht noch neue Reibungsflächen außer Südtirol zwischen Deutschland und Italien zu schaffen, lenkte England ab und sicherte Italien das Hinterland von Somalieu und Jubaland zu, das Italien sich allerdings erst erobern muß Auch dieses Gebiet scheint Italien nicht zu gefallen, denn es sucht vor allem Auswandererland, um seine überschüssige Bevölkerung zum Nutzen des Mutterlandes zu verwerten, und nach den Tropen geht der Italiener nun einmal nicht. Andererseits werden die italienischen Einwanderer von vielen Ländern Amerikas, insbesondere Nordamerika nnd Kanada überhaupt nicht mehr zuge lassen. Daher das krampfhafte Suchen nach Kolonial land, und die nicht gerade hoffnungsvollen Bestrebungen, nun etwas aus Tripolis zu machen. * Ueber die Reise Mussolinis nach Tripolis wird weiter gemeldet: Am Donnerstag werden zu der Stunde, in der Mussolini nach Tripolis abreist, sämtliche Dampf pfeifen der italienischen Schiffe in allen Häfen und aus allen Meeren das Ereignis der Reise begrüßen. Alle italienischen Rathäuser der Seestädte werden den ganzen Tag über flaggen und am Abend beleuchtet sein, um den Beginn einer neuen See- und Kolonial politik zum Ausdruck zu bringen. Der neue Kurs in Rumänien Bukarest, 7. April. Die Sensationen in der rumänischen Innenpolitik nehmen ihren Fortgang. Zwischen der Gruppe Take Ionescus, die sich von der bisherigen Regierungspartei Bratianus abgcspaltcn hat. und der Aoerescu-Partei kam es gestern zu einer Einigung. Nach der Vereinbarung erhalten die Takisten zwei Ministerien und zwar das Justiz- und das Wohl- fahrlsministerium. Ten Takisten wurden ferner fünf Präfektcn- stellcn und zehn Kammermandate zugebilligt. Die National partei ist durch den Verlust der Takistcngruppe miss äußerste geschwächt und wird künftighin ihr Hauptaugenmerk der Agrar politik zuwendcn. Sie hat ihren Namen in „Agrar-National- partei" umgeändert. Wahlvorbereitungen im Memelgebiel Memel, 7. April. Am 3. April ist die Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge für die im Mai stattsindendcn Wahlen zum litauischen Landtag abgclaufcn. Im Wahlkreis Memel, der das gesamte Memclgebict umfaßt, sind zehn Vorschläge eingereicht worden. Davon entfallen drei aus die wiederum zur „Einheits front" zusammengeschlossenen Parteien: Memelländische Volks partei, Landwirtschaftspartci und Sozialdemokratische Partei, während die restlichen sieben Wahlvorschläge vvu großlitauischen bezw. Splitterparteien aufgestellt sind. Die Wahlaussichten der Großlitauer im Mcmelgebiet sind als sehr ungünstig zu bezeich nen. Bei den Wahlen zum memolländischen Landtag erhielten sie insgesamt nur etwa 3700 Stimmen, während bei der jetzigen Wahl erst auf rund 10 000 Stimmen ein Abgeordneter entfällt. Biersleuer und Reparationen Eine Falschmeldung. Berlin, 7. April Verschiedene Blätter hatten gemeldet, daß der Reparationsagent gegen die Hinausschiebung der Viersteuererhöhung Einspruch erhoben habe. Ein sicher Ein spruch ist nicht erfolgt. Für die Frage ist überhaupt nicht der Reparationsogcnt, sondern der Kommissar sür verpfändete Ein nahmen zuständig. Dieser ist mit einer Verschiebung der Steuer-' erhöhung vorläufig bis zum 8«. Juni einverstanden. Die Reichs-' regierung ist ferner mit dem KomirKssar übereingekommcn. daß' gewisse grundsätzliche Frage« über das Vetorecht des Kommissars dem im Londoner Abkommen vorgesehenen Schiedsgericht vor-' gelegt werden sollen. Von dem Ausfall des Schiedsspruches' dürste es daher abhängen, welche Regelung vom 1. Juli üb (dis Erhöhung der Biersteuer ist übrigens für Hen 1. Hanuar 1S27, in Aussicht genommen), eintrete» wird.
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