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Sonntag, den 4. April 1926. Nr. 74, Seite « Der Tod kehrt im Kolel ein Roman von Sven Elve stad. Copyright 1924 by Georg Müller, Verlag München. (Nachdruck verboten.) (1. Fortsetzung.) 2. Obgleich „Grand Hotel Exzelsior" ein Haus allerersten Ranges war, das sogar im Baedecker zwei Sterne hatte, war das Leben doch zwanglos, wodurch die Vornehmheit des Hotels vielleicht noch gehoben wurde in einer Zeit, in der übertriebener Luxus sich überall breitmachte. Die Gäste des Hotels wurden aus diskreter Weise gesiebt. Wer nicht vorher angemeldet war, konnte nicht ohne weiteres Ein lass bekommen. In den Prospekten stand ausdrücklich, daß um vorherie Anmeldugng gebeten wurde. Dadurch konnte man Platzmangel vorschützen, wenn Gäste nicht wiukommen waren. Aus diese Weise hatte „Exzelsior" sich von lärmen dem Schieberpublikum rein.gehalten, dem Schreck aller vor nehmen Badeorte und Hotels. Dabei war aber „Exzelsior" keineswegs langweilig: in der Saison spielte ein kleines, aus gesuchtes, italienisches Orchester, einmal in der Woche trat ein berühmter Künstler im Konzertsaal auf und abends strahlte der Ballsaal meistens in stilvollem Festglanz. Im „Exzelsior" war es Sitte, sowohl in der Sommer- mse in der Wintersaison, daß man sich zu den Mahlzeiten mcht umzuzieben brauchte. Wer allein sein wollte, konnte für sich bleiben, und wer Bekanntschaften anzuknüpfen versuchte, fand reiche Gelegenheit. Das alles machte das Leben zwanglos. Aber — wie bereits gesagt, die Saison hatte noch nicht recht begonnen. Es war noch zeitig im Sommer, und die ungewöhnliche Kälte hatte viel Leute abgcschreckt. Der Hauptstamm der Gäste wurde darum von den alten Pensionären des Hotels gebildet. Leuten, die teils schon mehrere Jahre dort wohnten, Ausländer, die vom Welt krieg unbarmherzig von ihrer Heimatstadt Vertrieben wor den waren und hier einen komfortablen Aufenthalts ort gefunden hatten. Dazwischen waren die Russen in der Mehrzahl, auch einige hochgestellte, die sich unter einem falschen Namen verbargen. Wer um sieben Uhr zum Mittagessen den großen Speisesaal des Hotels betrat, empfing einen Eindruck von vornehmer, persönlicher, ja sogar familiärer Behaglichkeit. An einigen Tischen saßen ganze Familien und aßen, an anderen einsame Menschen, die das vortreffliche Diner ge nossen, von lautlosem, gutgeschultem Personal bedient. Die Wirtschaftsdame gmg herum und gab acht, daß alles den Traditionen des Hauses gemäß verlief und die Weine auf würdige Art vräsentiert wurden. Zum Mittagessen war Weinzwang. Die Bedienung war weiblich, schwarzge kleidete Mädchen, mit weißen Häubchen. Auch dies trug dazu bei, das Ganze weniger international raubgierig und dafür gemütlicher zu machen. Leute, die lieber in der Nervosität der modernen europäischen Hotelwelt atmeten, sanden vielleicht, daß das „Grand Hotel Exzelsior" etwas nach Langeweile schmeckte, aber gerade dies« Sorte Menschen war hier nicht gern gesehen; man wünschte mir solche Gäste aufzilnehmen, die sich in dieser stilvollen und vor nehmen Einfachheit wohl fühlten. Unter den einsamen Gästen interessieren uns besonders zwei — die beiden, die an diesem Abend mit dem Hotel omnibus angekommen waren, der ältere Herr mit dem schwarzen Bart und die blasse, schwarzgekleidete Dame. Sie saßen weit auseinander, jeder an seinem Tisch, die Dame in der Nähe der Tür, und der Herr an der entgegengesetzten Wand. Der Herr hatte seltsamerweise mit dem Rücken gegen die übrige Gesellschaft Platz genommen. Dieser oder jener hatte ihm einen Blick zugeworfen und vielleicht bei sich ge dacht: das scheint ein Künstler zu sein, vielleicht ein Vir tuose, mit dem langen, lockigen Haar. Die Dame sah aus, als ob sie die Gouvernante eines der reichen Aus länder sein konnte oder eine junge Witwe, die Ruhe suchte. Die Wirtschaftsdame, das von allen geliebte Fräulein Schildknecht, hatte neben Dr. Arran Aufstellung genommen, weil sie stets aus gutem Herzen den neuen Gasten hilf reich zur Seite sein wollte. Ob es nicht angenehmer sei» mit dem Gesicht zum Saal zu sitzen? Dr. Arran aber schüttelte nur sein graues Haar. Und gleichzeitig lächelte er zu der Wirtschaftsdame auf, das heißt, es war nur wie ein Versuch zu lächeln, denn seine weißen Zähne schimmerten so grimmig durch den Bart, daß Fräulein Schildknecht verstummte. Darauf zeigte Dr. Arran mit der Hand auf den Wald, als ob er andeuten wollte, daß er sich wegen der schönen Aussicht so gesetzt habe, keineswegs um sein Gesicht vor den anderen Gästen zu ver bergen. Der Wald war gerade jetzt besonders schön, die Tannen waren von Buchen umkränzt und das hellgrüne Vuchenlaub hob sich wunderbar von dem Dunkelgrün der Tannen ab. Es war, als ob der Buchenwald allein von der Sonne bestrahlt sei, der Tannenwald aber im Schatten läge. Nach dem Mittagessen hatte Dr. Patrick Arran jene Unterhaltung mit dem Portier, auf die der Portier an fangs nicht weiter achtete, die ihm später durch den Gang der Ereignisse aber wieder ins Gedächtnis zurückgerufen wurde. Dr. Arran stand draußen auf dem freien Platz vorm Hotel und rauchte eine Zigarre, di« er sich von seinem Zimmer geholt hatte. Dr. Arran zog mit Genuß die Luft ein, mochte es nun das Aroma der feinen Havanna sein, di« er liebevoll zwischen den Fingern drehe, oder der Duft des Sommers, der ihn entzückte. Der Portier ging züfällig vorbei und bemerkte: Schönes Wetter oder der gleichen, was ein Portier zu sagen pflegt, wenn das Wetter auch gar nicht schön ist. Und das gab die Einleitung zu dem Gespräch. Dr. Arran verriet dabei ein auffallendes Interesse für den Ort und seine Lage. Er wollte nicht nur genau« Angaben über die Entfernung bis zum nächsten Dorf und die Ausdehnung des Hotelgrundstückes haben, sondern es interessierte ihn auch, wem die anstoßenden Grundstücke ge hörten, wie groß der Wald sei und welche Wege hindurch führten, die Lage der Waldseen und ihre Tiefe, die Aus dehnung des Badestrandes und di« Fischerei auf dem Meere. Nun, das war wohl k->s erklärliche Interesse de» Sommergastes, der sich über die Gegend informieren wollte. Als er aber auch über den Meeresspiegel Bescheid wissen wollte und über die geologischen Verhältnisse des Bodens, da dachte der Portier bei sich: Jetzt fragte der Gelehrte, der Naturforscher. — Dann wieder wollte er Bescheid haben über Dinge, die das Hotel betrafen, die Lage der Zimmer, und ihre Einrichtung, über das Personal und seine Tätigkeit, und wie das Leben im Hotel sich absptelte, ja, er fragte sogar nach den privaten Verhältnissen des Besitzers. Jetzt fragt die allgemeine Neugierde, dachte der Portier bei sich, aber er antwortete bereitwillig, an solche Fragen war er gewöhnt, und Dr. Patrick Arran verließ ihn anscheinend befriedigt, nachdem der Portier ihm noch einen gedruckten Plan über das Hotel und die nächste Umgebung, auf dem er alles genau finden konnte, gegeben hatte. D^sen Plan aber steckte Dr. Arran in die Tasche, ohne einen Blick darauf zu werfen — seltsam. Dr. Arran begab sich in die Halle, der Portier folgt« ihm und glitt hinter sein Pult. Im Augenblick be-l fand sich niemand anders in der Halle; aus den GeselV- schaftsräumen klang gedämpftes Klavierspiel, die Gäste wa ren noch um die Kaffeetische versammelt. Da wandte Dr. Arran sich von neuem an den Portier. „Eines möchte ich noch wissen", sagte er, und gleich zeitig tat er einige tiefe Züge an seiner Zigarre, er hatte eine seltsame Art, sein Gesicht in Rauch einzuhüllen, so daß feine Züge ganz ausgewischt wurden und nur seine Augen scharf und leuchtend durch die blauen Streifen blickten, „ist. hier im Hotel kürzlich etwas vorgefallen?" „Was meinen Sie?" fragte der Portier. (Fortsetzung folgt.) 5 SM»' «nr»' »osr!«!! i« Silir- uiiü kioimnAi»>ormsi«r!iMsn Diturgie äer Karwoebe von LcbsIIer . Das neue Testament von kösck Der Kreurweg unseres Herrn unä tleiisnäes v. Ouaräini irellxiöse Miller In allen Preislagen Kstkoliscke Duckbanälung Al. vllxer, ksutren. 6atinbo!str3Le 4 ksiil kelivrk Le»?. Ifilslerilielsler Mtren, Illüimslkierslr. Z4 ^uskükruag voa einkacken Arbeiten Künsilerlsciie bislereien, sowie Kirckea- msiereien, LSle, Kostsursnts, Laiös usw. Anfertigung von 2eictmungen, Slcirren unä Lntwürlen deinen- und ksumwollwaren MM Ulk KMlllllllllllllllMllll Hug. Paul kmil 18/iI-sckeI«) Lsulren, SeminarstrsKe. Me Dsu/rsn- L//rA Huöo// H/eAe/, kuslsv Köllme, Ostrilr i. 8s. M-.«-M WM!» Lpe^ialilät: kiegsnte vamen-, klepnen-, sowie L.eib., Veit und lisckulsscke Zekr preiswert Vom üaten das Veste I Oa» Veste das VMigbte! Paramenten aller Art fertigt an bei vorteilhafter PreiSstcllung Ser WM-Mmlen-Min Bautzen unter dem Protektorat des Bischofs von Meißen. Anschrift: Frau M. Kein» Bautzen, Rosenstraße 25. kslkollreks Zugsnel! Oie Oiöresari-duZendverbänds rufen auf ?u einem sttgsmslnvn VSörsssn^ugencttsg SM s. unel s. ^s! ln Memnttr Lewakrte duZeridkübrer werden über die brennendsten 2eitfruZen reden: I. Pater pscb 8. d., Köln Xireke unct lugsnel 2. vomvikar d. kiartmann, kautren ZugsnÄ unci Lemelnrckskt Onser kl ocb würdigster kderr Lisckos, der preund der duzend, wird in unserer iMts weilen. Verbsnä äer Icstk. Oesellenvereine im Listum bieiüen DiSressnpr.: Dr. Zopps Verbsnä äer kstk. äugend- unä äungmLnnerveroine äer Diössse käeiüen Diüressnpr.: lürpriester klsin Verbsnä äerkatk.dungfrauenverelnigungen Im Dislum bteiLen Dlürsssnpr.: pksrrer Dr. Kurse vkkLVNkir 81MK Dsr LeSTkZftsbenlckt itln Zskn 1925, der ln der am Sonnabend, den 10. April dl. Zr. miNssr 12 Ubr in Dresden, «lobann-Str. 3 statiklndendsn «IrsiunMimkrlsstsn orrienMLlien 8snsi'slvsrLsmm?LMS rur Vorlage gelangt, ist ensckienen und kann von den äktlonärsn bei allen fBsdsrlassungen ln Ompkang genommen werden. 8i>Il-Ali«i«r A 2Wn.v. stostpl. Sonntag S vkr, iNontag unä lVllttwock S vlirt keiner Kall S!iiMmAe.7si>rBWt °°°' nerstsg. Lonntsg Wochentags 7 Okr deiner Vvll Sonntag, 4 vbr Lotto. Ltrsüenbsbn - Linie ly, 20. »AI.I. Miblmsnn-Pörster-Oreiiesterl ^ öüllÄällllA Sonntags 4 Uhr: NM" Steinstrave 15 Lnäststion Linie 7 »seien »onnlag SAUL Autobuslinie dteusiSäter psknkoi nach Obergorditr Lnäststion üinie ty äeäen Zonntsg leine vallsckau tzsstliv? koWÄmie Krüns Ress, Orescien-Eruna, Oinie 12 — Lonntsgs vali — Minkwitr-Orelliestep — MIM AMMMnt voanarstag, unä KSnIgsdrüelcer LtisLe äeäen Zonntsg unä Oonnerstsg Oer groKe 8A1.I., vünstlerkopeiie LmüeN'Ksrten Lnäststion Künigsbrüelcer Ztrsüs 121 preitsg von 7 Okr, Lonntsg von 4 Ulir »n Oie grosten lt-inden-voll-Oeste biske pirnoisckem Platte Donnerstags 7 Okr T A bi T kslMWAlkN VsIäseiüöKelleil-serrsrre äeävn büttwoek unä Lonntsg Die beksnnle vsllscksu III Feenfaäl Deutsche Reichskrone lllllllltlllil! Sonnlag und Montag! i Feiner Ballj »lllll» Neue Kapelle! I»»»ll Uln«ksreli«5 Ss«1 OrSlZtes unä vorne bm sie, Konrert- unä Lalloical Dresden» vvrnekms SallHeksu krsiisg keunlon